Mährisches Tagblatt. Nr. 136, Olmütz, 14.06.1888.[Spaltenumbruch]
diesbezüglich aus Scutari geschrieben: "Während Locales und Provinzielles. Olmütz, 14. Juni (Zu den Olmützer Gemeindewahlen.) Am 9., 11. und 15. October l. J. finden die Herren: Josef v. Engel, Ignatz Domes, Mocitz Läufer, Ernst Melnitzky, Wilhelm Lang, im 2. Wahlkörper die Herren: Carl Brandhuber, Josef Englisch, Heinrich Sachs, Carl Buchberger, Eduard Hamburger, im 1. Wahlkörper die Herren: Wilhelm Nather, Moritz Primavesi, Otto Hübl, Julius Trenkler, Franz Mader. An Stelle des verstorbenen Stadtverordneten, (Abreise des Corps-Commandanten nach Mähr.-Schönberg.) Gestern 41/2 Uhr Nach- (Vierzigjähriges Dienstjubiläum.) Dieser (Militärisches) Se. Majestät der Kaiser (Die diesjährigen Manöver) Wie wir (Das Sommerfest der Ortsgruppe "Ol- mütz" des "Bundes der Deutschen Nord- mähreus") findet, wie schon gemeldet, am (Zur Excursion des Olmützer Gewerbe- vereines nach Wien.) Der Olmützer Gewerbe- [Spaltenumbruch] Noch 1556 schrieb der Gelehrte Pancovius in Nur hin und wieder überliefert aus jener Aber der Kampf hält an. In der Türkei, wo der [Spaltenumbruch]
diesbezüglich aus Scutari geſchrieben: „Während Locales und Provinzielles. Olmütz, 14. Juni (Zu den Olmützer Gemeindewahlen.) Am 9., 11. und 15. October l. J. finden die Herren: Joſef v. Engel, Ignatz Domes, Mocitz Läufer, Ernſt Melnitzky, Wilhelm Lang, im 2. Wahlkörper die Herren: Carl Brandhuber, Joſef Engliſch, Heinrich Sachs, Carl Buchberger, Eduard Hamburger, im 1. Wahlkörper die Herren: Wilhelm Nather, Moritz Primaveſi, Otto Hübl, Julius Trenkler, Franz Mader. An Stelle des verſtorbenen Stadtverordneten, (Abreiſe des Corps-Commandanten nach Mähr.-Schönberg.) Geſtern 4½ Uhr Nach- (Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.) Dieſer (Militäriſches) Se. Majeſtät der Kaiſer (Die diesjährigen Manöver) Wie wir (Das Sommerfeſt der Ortsgruppe „Ol- mütz“ des „Bundes der Deutſchen Nord- mähreus“) findet, wie ſchon gemeldet, am (Zur Excurſion des Olmützer Gewerbe- vereines nach Wien.) Der Olmützer Gewerbe- [Spaltenumbruch] Noch 1556 ſchrieb der Gelehrte Pancovius in Nur hin und wieder überliefert aus jener Aber der Kampf hält an. In der Türkei, wo der <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="tabak1" next="#tabak2" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="scutari2" prev="#scutari1" type="jArticle" n="2"> <p>diesbezüglich aus Scutari geſchrieben: „Während<lb/> in den Bergen von Scutari gegenwärtig voll-<lb/> ſtändige Ruhe herrſcht, bilden die Thäler dieſes<lb/> Gebietes faſt täglich den Schauplatz von Räube-<lb/> reien und Handlungen der Blutrache. Namentlich<lb/> der miriditiſche Stamm befindet ſich im Zuſtande<lb/> fortwährender Erregung, welche begreiflich erſcheint,<lb/> wenn man erwägt, daß die wiriditiſche Bevölke-<lb/> rung ſeitens der Regierung mannigfachen und<lb/> ſchweren Bedrückungen ausgeſetzt iſt. Andererſeits<lb/> recrutiren ſich gerade aus den Miriditen zahl-<lb/> reiche Räuber, welche in den ihnen benachbarten<lb/> Gebieten ihr Unweſen treiben. Die öffentlichen<lb/> Sicherheitszuſtände in Scutari ſelbſt, ſowie in<lb/> ſeinen Umgebungen nehmeu ſeit einiger Zeit einen<lb/> ſehr beunruhigenden Character an, eine Erſchei-<lb/> nung, welche bei der Läſſigkeit der hieſigen Be-<lb/> hörden keine Verwunderung erregen kann. Der<lb/> Vali Tahir-Paſcha iſt die verkörperte Indolenz;<lb/> er hat ſich ſeit ſeinem Amtsantritte nie ſonderlich<lb/> mit den Verwaltungs-Angelegenheiten befaßt und<lb/> erſcheint ziemlich ſelten in den Amtsräumlich-<lb/> keiten des Regierungsgebäudes. Die Verwal-<lb/> tung des Vilajets iſt ſomit vollſtändig dem<lb/> Gutdünken der Subaltern-Beamten überlaſſen,<lb/> die unter dem Scepter eines ſo gutmüthi-<lb/> gen Chefs im Allgemeinen mehr der Muß-<lb/> pflegen, als ihres Amtes walten. 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Die vor einiger Zeit aus dem montenegrini-<lb/> ſchen Gefängniſſe auf der Inſel „Grmoſchut“ im<lb/> Scutari-See geflüchteten Verbrecher ſind in dem von<lb/> Orthodoxen bewohnten Dorfe Vrakka, anderthalb<lb/> Stunden von Scutari entfernt, aufgetaucht und<lb/> haben ſich von dort nachden Bergen von Kaſtratti<lb/> zerſtreut. Die Flüchtlinge, unter denen ſich zwei<lb/> Frauen befinden, ſollen im Ganzen 25 Köpfe<lb/> zählen. Einer derſelben iſt mit dem montenegri-<lb/> niſchen Officier Millic identiſch, der wegen Ver-<lb/> breitung falſcher Gerüchte über die Ermordnung<lb/> des montenegriniſchen Wojwoden Marco Mila-<lb/> now von Kutſchi zu Kerkerhaft verurtheilt wor-<lb/> den war. Die montenegriniſche R<supplied>e</supplied>gierung hat<lb/> bisher keinen Schritt bei den ottomaniſchen Be-<lb/><cb/> hörden gethan, um die Wiederverhaftung der<lb/> Flüchtlinge zu erwirken, und die türkiſchen Be-<lb/> hörden ſcheinen nicht gewillt, aus eigenen Stücken<lb/> Montenegro Polizeidienſte zu leiſten.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 14. Juni</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zu den Olmützer Gemeindewahlen.)</hi> </head><lb/> <p>Am 9., 11. und 15. October l. J. finden die<lb/> Ergänzungswahlen in das Olmützer Stadtver-<lb/> ordneten-Collegium ſtatt. Erledigt ſind, reſpective<lb/> kommen zur Wiederbeſetzung ſiebzehn Mandate;<lb/> es ſcheiden aus: <hi rendition="#g">im 3. Wahlkörper</hi> die</p><lb/> <list> <item>Herren:</item><lb/> <item>Joſef v. 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Inſanterie-Regiments in Iglau ſein<lb/> vierzigjähriges Dienſtjubiläum.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Militäriſches)</hi> </head> <p>Se. Majeſtät der Kaiſer<lb/> hat die Ueberſetzung des Oberlieutenants Guſtav<lb/> Szekely de Doba des 54. Inft.-Rgts. in den<lb/> Activſtand der Landwehr angeordnet und den<lb/><cb/> Lieutenant Albert Lemberger des 1. Genie-Rgts.<lb/> zum Oberlieutenant ernannt. — Der Genie-<lb/> Hauptmann 2. Cl. Hugo Kruvicka wurde der<lb/> Genie- und Befeſtigungsbau-Direction in P<supplied>r</supplied>zemyſl<lb/> zugewieſen. Ueberſetzt wurden: der Militär-Rech-<lb/> nungsrath Johann Ggieglo von der Intendanz<lb/> des 10. Corps zu jener des 13. Corps, der<lb/> Militär-Rechnungs Off cial 1. Cl. Georg Kitz-<lb/> mantel vom Stande des Reichs-Kriegsminiſteriums<lb/> zur Intendanz des 10. Corps, der Hauptmann<lb/> 1. Cl. Rudolph Gall des Genie-Stabs zum 1.<lb/> Genie.-Rgt. und die Lieutenants Johann Schick<lb/> des 51. Inft.-Rgts. und Carl Haagner des 100.<lb/> Inft.-Rgts. gegenſeitig. Dem Lieutenant i. d. R.<lb/> Alois Heinzel des 3. Inſt.-Rgts. (Aufenthaltsort:<lb/> Drifton, Pennſylvanien) wurde die erbetene Ent-<lb/> laſſung aus dem Heeresverbande bewilligt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die diesjährigen Manöver)</hi> </head> <p>Wie wir<lb/> bereits vor geraumer Zeit gemeldet haben, wer-<lb/> den heuer aus Erſparungsrückſichten große Corps-<lb/> manöver nicht ſtattfinden. Selbſtverſtändlich wer-<lb/> den aber Diviſions-Manöver als Abſchluß der<lb/> regelmäßigen Uebungen der einzelnen Truppen-<lb/> körper im Herbſte abgehalten werden und wird<lb/> Se. Majeſtät einigen dieſer Schlußmanöver bei-<lb/> wohnen. Bisher iſt dießbezüglich noch keine end-<lb/> giltige Dispoſition getroffen worden. Se. Maje-<lb/> ſtät dürfte aber, wie wir hören, einem der Ma-<lb/> növer in Nordböhmen und den Schlußübungen<lb/> nächſt Belovár in Kroatien beiwohnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Das Sommerfeſt der Ortsgruppe „Ol-<lb/> mütz“ des „Bundes der Deutſchen Nord-<lb/> mähreus“)</hi> </head> <p>findet, wie ſchon gemeldet, am<lb/> 1. <hi rendition="#g">Juli</hi> und falls an dieſem Tage ungünſtiges<lb/> Wetter eintreten ſollte, am 5. <hi rendition="#g">Juli</hi> im Schieß-<lb/> ſtattgarten ſtatt. Behufs Veranſtaltung dieſes<lb/> Feſtes, welches zur Erinnerung an die Authebung<lb/> der Robot ſtat findet, hat ſich ein Comité gebil-<lb/> det, welches heute ſeine erſte Sitzung hält. Das<lb/> Comité wird ſich zunächſt an den hieſigen Männer-<lb/> geſangverein und an den Turnverein mit der<lb/> Bitte wenden, dieſes Feſt freundlichſt fördern zu<lb/> wollen. Wir ſind überzeugt, daß unſere deutſchen<lb/> Vereine nicht ſäumen werden, dieſer Aufforderung<lb/> bereitwilligſt nachzukommen. Ebenſo wird man<lb/> die deuſchen Landgemeinden zur Theilnahme an<lb/> dieſem Feſte einladen. Das eigentliche Feſtprogramm<lb/> wird erſt entworfen werden und ſoll ſeinerzeit<lb/> darüber nähere Mittheilung erfolgen.</p> </div><lb/> <div xml:id="wien1" next="#wien2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Excurſion des Olmützer Gewerbe-<lb/> vereines nach Wien.)</hi> </head> <p>Der Olmützer Gewerbe-<lb/> verein plant, wie wir in der letzten Nummer un-<lb/> ſeres Blattes mittheilen konnten, eine corporative<lb/> Fahrt zum Beſuche der vom niederöſterreichiſchen<lb/> Gewerbevereine in Wien veranſtalteten Jubiläums-<lb/> ausſtellung. Da dieſe Ausſtellung nach den über-<lb/> einſtimmenden Berichten ſämmtlicher Wiener Zei-<lb/> tungen und Fachſchriften Alles übertrifft, was</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#tabak3" xml:id="tabak2" prev="#tabak1" type="jArticle" n="2"> <p>Noch 1556 ſchrieb der Gelehrte Pancovius in<lb/> ſeinem Kräuterbuche: „Dieſes Kraut macht Nieſen<lb/> und Schlafen, reinigt den Gaumen und das<lb/> Haupt, vertreibt die Schmerzen und die Müdig-<lb/> keit, ſtillet das Zahnweh, behütet den Menſchen<lb/> vor der Peſt, verjaget die Läuſe, heilet den Grind,<lb/> Brand, alte Geſchwüre, Schäden und Wunden.“<lb/> Auf dieſe mediciniſchen Eigenſchaften des Tabaks<lb/> war man durch Einen jener Zufälle verfallen,<lb/> welche in der Geſchichte bekanntermaßen ihre Rolle<lb/> ſpielen. Zwei Perſonen im Gefolge des im Jahre<lb/> 1550 zu Liſſabon beglaubigten franzöſiſchen Ge-<lb/> ſandten Nicot — eben desjenigen, welcher<lb/> ſich in ſo hohem Maße mit der neuen<lb/> eben aus Braſilien her bekannt gewordenen Pflanze<lb/> beſchäftigte, daß ſie damals nach ihm Nicotiana<lb/> genannt wurde — kamen auf den Gedanken, ſie<lb/> als Heilmittel zu gebrauchen. Der Eine litt an<lb/> Naſenkrebs, der Andere hatte ſich ſo unglücklich<lb/> in die Hand geſchnitten, daß die Pulsader ver-<lb/> letzt worden. Beide Curen gelangen und das<lb/> Kraut hatte damit ſeine unermüdlichſten Lobred-<lb/> ner gefunden. Der Ruhm desſelben ging durch<lb/> alle Lande, Jeder ſuchte ſich in den Beſitz dieſer<lb/> wunderkräftigen Pflanze zu ſetzen. Es gab keinen<lb/> Bau<supplied>e</supplied>rnhof, wo ſie nicht gedieh, keinen Kräuter-<lb/> händler, welcher ſie nicht verkaufte. Sie war das<lb/> Univerſalheilmittel, welches alle Wurzeln und<lb/> Sprüche, auf deren Wirkung man bisher geſchwo-<lb/> ren, mit einem Male um ihren Werth gebracht<lb/> hatte. —</p><lb/> <p>Nur hin und wieder überliefert aus jener<lb/> Zeit ein Berichterſtatter die Kunde, daß dieſe Arz-<lb/> neiſtande auch zur „Vergnüglichkeit“ der Men-<lb/><cb/> ſchen dienen könne, wie unſer brandenburgiſcher<lb/> Chroniſt, deſſen wir zu Anfang bereits gedacht<lb/> haben. Aber meiſtens ſtößt ein ſolcher Bericht<lb/> ſchon auf den Unglauben Deſſen, der ihn weiter<lb/> überliefert, da das Rauchen immer noch eine Sel-<lb/> tenheit war, ungeheuerlich für einen Jeden, wel-<lb/> cher Augenzeuge dieſes Vorganges wurde. Ein<lb/> Kräuterbuch aus dem Jahre 1570 ſagt: „Schiffleute,<lb/> ſo aus Indien und Portugal kommen, pflegen die<lb/> Blätter dieſes Krautes gedörrt oder zuſammen-<lb/> gerollt in ein Töpferlein oder Röhrlein, aus Pal-<lb/> menblättern gemacht, zu ſtecken und zünden ſolches<lb/> an einem Ende an, ſchöpfen, ziehen oder ſaugen<lb/> den Rauch oder Dampf mit dem Munde in den<lb/> Leib. Solches vertreibt ihnen den Hunger oder<lb/> Durſt und gibt ihnen ſolche Kraft, daß ſie ganz<lb/> fröhlich darnach werden und auch darnach ent-<lb/> ſchlafen, als wenn ſie von Neuem trunken wor-<lb/> den.“ Aber beinahe gleichzeitig mit dieſer Be-<lb/> liebtheit, wie ſie ſich allmälig einbürgert, begin-<lb/> nen auch ſchon die Kämpfe wider denſelben. Eng-<lb/> liſche und holländiſche Matroſen bringen die Art<lb/> und Weiſe des Genuſſes in ihre Heimat, wo nun<lb/> der Zeter entſteht, welcher Jahrhunderte hindurch<lb/> andauert. Zu den ärgſten Widerſachern des Ta-<lb/> bakrauchens gehörte bekanntlich Jacob <hi rendition="#aq">I.,</hi> der<lb/> Sohn der Maria Stuart auf dem Throne von<lb/> England. Es gab für ihn kein größeres Laſter<lb/> als Schnupfen und Rauchen. In der Unterdrückung<lb/> dieſer Genüſſe entwickelte er einen Fanatismus,<lb/> welcher lächerlich wäre, wenn er nicht ſo viele<lb/> Grauſamkeiten im Gefolge hätte. Wie er ſelbſt<lb/> den ganzen Apparat ſeines Wiſſens in Bewegung<lb/> ſetzte, um dieſe „Speiſe des Satans“ zu bekäm-<lb/><cb/> pfen, mußte auch auf ſeinen Befehl und in ſei-<lb/> ner Gegenwart die Univerſität Oxford eine öf-<lb/> fentliche Disputation über die Schädlichkeit des<lb/> Tabaks veranſtalten. Uebrigens hat Hippolyt<lb/> Schaufert dieſe Abneigung des ebenſo närriſchen<lb/> wie bigotten Monarchen wider die harmloſe<lb/> Pflanze in dem prächtigen Luſtſpiel „Schach dem<lb/> König“ auch literariſch feſtgenagelt zum Ergötzen<lb/> Aller, die das Stück kennen lernen.</p><lb/> <p>Aber der Kampf hält an. In der Türkei, wo der<lb/> ſchläfrige Osmane neue Lebensfreude erwirbt durch<lb/> den Genuß des aromatiſchen Krautes, welches ihm<lb/> die Kaufleute aus Genua oder Venedig zutrugen,<lb/> unterſagt Amuret <hi rendition="#aq">IV.</hi> im Jahre 1605 das<lb/> Tabakrauchen bei Todesſtrafe. Die Henker ſcheinen<lb/> nicht ausgereicht zu haben, die Schuldigen in das<lb/> Jenſeits zu befördern, denn wenige Jahre ſpäter<lb/> ſchon glaubt der Nachfolger des Profeten ſein<lb/> Ziel beſſer zu erreichen, wenn er die Raucher<lb/> lieber nur lächerlich macht. Allerdings kam die<lb/> am goldenen Horn übliche Doſis Barbarei hinzu,<lb/> indem den Schuldigen, welche im öffentlichen<lb/> Aufzuge durch die Straßen von Conſtantinopel<lb/> einherſchreiten mußten, vorher Etwas durch die<lb/> Naſe geſtochen worden, was nach unſeren heutigen<lb/> Begriffen etwa einer Cigarrenſpitze entſprechen<lb/> würde. Aehnlich verfuhr man in Rußland. Väterchen<lb/> glaubte dem Genuſſe, in welchem er einen Frevel<lb/> wider die Religion erblickte, nicht beſſer ſteuern<lb/> zu können, als indem er es mit dem Abſchneiden<lb/> der Naſen beſtrafte. Solche Verbote liegen uns<lb/> vor aus den Jahren 1634 und 1650, und es<lb/> iſt bezeichnend für die Verhältniſſe des ſlaviſchen<lb/> Muſterreiches, daß noch heute ſtrenggläubige</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
diesbezüglich aus Scutari geſchrieben: „Während
in den Bergen von Scutari gegenwärtig voll-
ſtändige Ruhe herrſcht, bilden die Thäler dieſes
Gebietes faſt täglich den Schauplatz von Räube-
reien und Handlungen der Blutrache. Namentlich
der miriditiſche Stamm befindet ſich im Zuſtande
fortwährender Erregung, welche begreiflich erſcheint,
wenn man erwägt, daß die wiriditiſche Bevölke-
rung ſeitens der Regierung mannigfachen und
ſchweren Bedrückungen ausgeſetzt iſt. Andererſeits
recrutiren ſich gerade aus den Miriditen zahl-
reiche Räuber, welche in den ihnen benachbarten
Gebieten ihr Unweſen treiben. Die öffentlichen
Sicherheitszuſtände in Scutari ſelbſt, ſowie in
ſeinen Umgebungen nehmeu ſeit einiger Zeit einen
ſehr beunruhigenden Character an, eine Erſchei-
nung, welche bei der Läſſigkeit der hieſigen Be-
hörden keine Verwunderung erregen kann. Der
Vali Tahir-Paſcha iſt die verkörperte Indolenz;
er hat ſich ſeit ſeinem Amtsantritte nie ſonderlich
mit den Verwaltungs-Angelegenheiten befaßt und
erſcheint ziemlich ſelten in den Amtsräumlich-
keiten des Regierungsgebäudes. Die Verwal-
tung des Vilajets iſt ſomit vollſtändig dem
Gutdünken der Subaltern-Beamten überlaſſen,
die unter dem Scepter eines ſo gutmüthi-
gen Chefs im Allgemeinen mehr der Muß-
pflegen, als ihres Amtes walten. Vollends wäh-
rend des Ramazan-Monates erſcheint die Ver-
waltung geradezu aufgehoben, die Aemter ſind
geſchloſſen und man läßt das Vilajet ſich ſozu-
ſagen ſelbſt regieren. Die Mohamedaner benützen
dieſe Freiheit, um in den Straßen der Stadt
den Chriſten gegenüber ſehr herausfordernd auf-
zutreten, und ſie wandern bewaffnet nach dem
Bazar, ohne daß es den Polizeiwachen einfiele,
dagegen einzuſchreiten. Da die Waffen nicht ledig-
lich zur Decoration, ſondern auch dazu verwen-
det werden, um den Meinungen der Mohame-
daner Nachdruck zu leihen, kann es nicht wun-
dernehmen, daß der Ramazan noch eine größere
Liſte von Verwundungen und Todtſchlägen auf-
zuweiſen hat, als die übrigen Monate des Jah-
res. Die vor einiger Zeit aus dem montenegrini-
ſchen Gefängniſſe auf der Inſel „Grmoſchut“ im
Scutari-See geflüchteten Verbrecher ſind in dem von
Orthodoxen bewohnten Dorfe Vrakka, anderthalb
Stunden von Scutari entfernt, aufgetaucht und
haben ſich von dort nachden Bergen von Kaſtratti
zerſtreut. Die Flüchtlinge, unter denen ſich zwei
Frauen befinden, ſollen im Ganzen 25 Köpfe
zählen. Einer derſelben iſt mit dem montenegri-
niſchen Officier Millic identiſch, der wegen Ver-
breitung falſcher Gerüchte über die Ermordnung
des montenegriniſchen Wojwoden Marco Mila-
now von Kutſchi zu Kerkerhaft verurtheilt wor-
den war. Die montenegriniſche Regierung hat
bisher keinen Schritt bei den ottomaniſchen Be-
hörden gethan, um die Wiederverhaftung der
Flüchtlinge zu erwirken, und die türkiſchen Be-
hörden ſcheinen nicht gewillt, aus eigenen Stücken
Montenegro Polizeidienſte zu leiſten.“
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 14. Juni
(Zu den Olmützer Gemeindewahlen.)
Am 9., 11. und 15. October l. J. finden die
Ergänzungswahlen in das Olmützer Stadtver-
ordneten-Collegium ſtatt. Erledigt ſind, reſpective
kommen zur Wiederbeſetzung ſiebzehn Mandate;
es ſcheiden aus: im 3. Wahlkörper die
Herren:
Joſef v. Engel,
Ignatz Domes,
Mocitz Läufer,
Ernſt Melnitzky,
Wilhelm Lang,
im 2. Wahlkörper die Herren:
Carl Brandhuber,
Joſef Engliſch,
Heinrich Sachs,
Carl Buchberger,
Eduard Hamburger,
im 1. Wahlkörper die Herren:
Wilhelm Nather,
Moritz Primaveſi,
Otto Hübl,
Julius Trenkler,
Franz Mader.
An Stelle des verſtorbenen Stadtverordneten,
Herrn Franz Hartwich iſt im 3. Wahlkörper ein
Erſatzmann für die Dauer von zwei Jahren und
im 2. Wahlkörper für den nach Brünn überſie-
delten Herrn Statthaltereirath und Landesſani-
tätsreferenten Med. Dr. Schöfl ein Erſatzmann,
ebenfalls für die Dauer von zwei Jahren zu
wählen.
(Abreiſe des Corps-Commandanten nach
Mähr.-Schönberg.) Geſtern 4½ Uhr Nach-
mittags erfolgte die Abreiſe Sr. Excellenz des
Corpscommandanten, Freiherrn v. Reinländer nach
Mähr.-Schönberg. Zum Abſchiede hatten ſich vor
dem „Hotel Lauer“ der Jaterims-Diviſionär Ge-
neralmajor, Freiherr v. Pfeiffer, Herr General-
major Sembratowicz, die Herren Oberſtlieute-
nante v. Reichlin-Meldegg und v. Pflügl, ſowie Hr.
Generalſtabsmajor Pfiffer eingefunden.
(Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.) Dieſer
Tage feierte der Herr Oberſtlieutenant Wibiral
des 81. Inſanterie-Regiments in Iglau ſein
vierzigjähriges Dienſtjubiläum.
(Militäriſches) Se. Majeſtät der Kaiſer
hat die Ueberſetzung des Oberlieutenants Guſtav
Szekely de Doba des 54. Inft.-Rgts. in den
Activſtand der Landwehr angeordnet und den
Lieutenant Albert Lemberger des 1. Genie-Rgts.
zum Oberlieutenant ernannt. — Der Genie-
Hauptmann 2. Cl. Hugo Kruvicka wurde der
Genie- und Befeſtigungsbau-Direction in Przemyſl
zugewieſen. Ueberſetzt wurden: der Militär-Rech-
nungsrath Johann Ggieglo von der Intendanz
des 10. Corps zu jener des 13. Corps, der
Militär-Rechnungs Off cial 1. Cl. Georg Kitz-
mantel vom Stande des Reichs-Kriegsminiſteriums
zur Intendanz des 10. Corps, der Hauptmann
1. Cl. Rudolph Gall des Genie-Stabs zum 1.
Genie.-Rgt. und die Lieutenants Johann Schick
des 51. Inft.-Rgts. und Carl Haagner des 100.
Inft.-Rgts. gegenſeitig. Dem Lieutenant i. d. R.
Alois Heinzel des 3. Inſt.-Rgts. (Aufenthaltsort:
Drifton, Pennſylvanien) wurde die erbetene Ent-
laſſung aus dem Heeresverbande bewilligt.
(Die diesjährigen Manöver) Wie wir
bereits vor geraumer Zeit gemeldet haben, wer-
den heuer aus Erſparungsrückſichten große Corps-
manöver nicht ſtattfinden. Selbſtverſtändlich wer-
den aber Diviſions-Manöver als Abſchluß der
regelmäßigen Uebungen der einzelnen Truppen-
körper im Herbſte abgehalten werden und wird
Se. Majeſtät einigen dieſer Schlußmanöver bei-
wohnen. Bisher iſt dießbezüglich noch keine end-
giltige Dispoſition getroffen worden. Se. Maje-
ſtät dürfte aber, wie wir hören, einem der Ma-
növer in Nordböhmen und den Schlußübungen
nächſt Belovár in Kroatien beiwohnen.
(Das Sommerfeſt der Ortsgruppe „Ol-
mütz“ des „Bundes der Deutſchen Nord-
mähreus“) findet, wie ſchon gemeldet, am
1. Juli und falls an dieſem Tage ungünſtiges
Wetter eintreten ſollte, am 5. Juli im Schieß-
ſtattgarten ſtatt. Behufs Veranſtaltung dieſes
Feſtes, welches zur Erinnerung an die Authebung
der Robot ſtat findet, hat ſich ein Comité gebil-
det, welches heute ſeine erſte Sitzung hält. Das
Comité wird ſich zunächſt an den hieſigen Männer-
geſangverein und an den Turnverein mit der
Bitte wenden, dieſes Feſt freundlichſt fördern zu
wollen. Wir ſind überzeugt, daß unſere deutſchen
Vereine nicht ſäumen werden, dieſer Aufforderung
bereitwilligſt nachzukommen. Ebenſo wird man
die deuſchen Landgemeinden zur Theilnahme an
dieſem Feſte einladen. Das eigentliche Feſtprogramm
wird erſt entworfen werden und ſoll ſeinerzeit
darüber nähere Mittheilung erfolgen.
(Zur Excurſion des Olmützer Gewerbe-
vereines nach Wien.) Der Olmützer Gewerbe-
verein plant, wie wir in der letzten Nummer un-
ſeres Blattes mittheilen konnten, eine corporative
Fahrt zum Beſuche der vom niederöſterreichiſchen
Gewerbevereine in Wien veranſtalteten Jubiläums-
ausſtellung. Da dieſe Ausſtellung nach den über-
einſtimmenden Berichten ſämmtlicher Wiener Zei-
tungen und Fachſchriften Alles übertrifft, was
Noch 1556 ſchrieb der Gelehrte Pancovius in
ſeinem Kräuterbuche: „Dieſes Kraut macht Nieſen
und Schlafen, reinigt den Gaumen und das
Haupt, vertreibt die Schmerzen und die Müdig-
keit, ſtillet das Zahnweh, behütet den Menſchen
vor der Peſt, verjaget die Läuſe, heilet den Grind,
Brand, alte Geſchwüre, Schäden und Wunden.“
Auf dieſe mediciniſchen Eigenſchaften des Tabaks
war man durch Einen jener Zufälle verfallen,
welche in der Geſchichte bekanntermaßen ihre Rolle
ſpielen. Zwei Perſonen im Gefolge des im Jahre
1550 zu Liſſabon beglaubigten franzöſiſchen Ge-
ſandten Nicot — eben desjenigen, welcher
ſich in ſo hohem Maße mit der neuen
eben aus Braſilien her bekannt gewordenen Pflanze
beſchäftigte, daß ſie damals nach ihm Nicotiana
genannt wurde — kamen auf den Gedanken, ſie
als Heilmittel zu gebrauchen. Der Eine litt an
Naſenkrebs, der Andere hatte ſich ſo unglücklich
in die Hand geſchnitten, daß die Pulsader ver-
letzt worden. Beide Curen gelangen und das
Kraut hatte damit ſeine unermüdlichſten Lobred-
ner gefunden. Der Ruhm desſelben ging durch
alle Lande, Jeder ſuchte ſich in den Beſitz dieſer
wunderkräftigen Pflanze zu ſetzen. Es gab keinen
Bauernhof, wo ſie nicht gedieh, keinen Kräuter-
händler, welcher ſie nicht verkaufte. Sie war das
Univerſalheilmittel, welches alle Wurzeln und
Sprüche, auf deren Wirkung man bisher geſchwo-
ren, mit einem Male um ihren Werth gebracht
hatte. —
Nur hin und wieder überliefert aus jener
Zeit ein Berichterſtatter die Kunde, daß dieſe Arz-
neiſtande auch zur „Vergnüglichkeit“ der Men-
ſchen dienen könne, wie unſer brandenburgiſcher
Chroniſt, deſſen wir zu Anfang bereits gedacht
haben. Aber meiſtens ſtößt ein ſolcher Bericht
ſchon auf den Unglauben Deſſen, der ihn weiter
überliefert, da das Rauchen immer noch eine Sel-
tenheit war, ungeheuerlich für einen Jeden, wel-
cher Augenzeuge dieſes Vorganges wurde. Ein
Kräuterbuch aus dem Jahre 1570 ſagt: „Schiffleute,
ſo aus Indien und Portugal kommen, pflegen die
Blätter dieſes Krautes gedörrt oder zuſammen-
gerollt in ein Töpferlein oder Röhrlein, aus Pal-
menblättern gemacht, zu ſtecken und zünden ſolches
an einem Ende an, ſchöpfen, ziehen oder ſaugen
den Rauch oder Dampf mit dem Munde in den
Leib. Solches vertreibt ihnen den Hunger oder
Durſt und gibt ihnen ſolche Kraft, daß ſie ganz
fröhlich darnach werden und auch darnach ent-
ſchlafen, als wenn ſie von Neuem trunken wor-
den.“ Aber beinahe gleichzeitig mit dieſer Be-
liebtheit, wie ſie ſich allmälig einbürgert, begin-
nen auch ſchon die Kämpfe wider denſelben. Eng-
liſche und holländiſche Matroſen bringen die Art
und Weiſe des Genuſſes in ihre Heimat, wo nun
der Zeter entſteht, welcher Jahrhunderte hindurch
andauert. Zu den ärgſten Widerſachern des Ta-
bakrauchens gehörte bekanntlich Jacob I., der
Sohn der Maria Stuart auf dem Throne von
England. Es gab für ihn kein größeres Laſter
als Schnupfen und Rauchen. In der Unterdrückung
dieſer Genüſſe entwickelte er einen Fanatismus,
welcher lächerlich wäre, wenn er nicht ſo viele
Grauſamkeiten im Gefolge hätte. Wie er ſelbſt
den ganzen Apparat ſeines Wiſſens in Bewegung
ſetzte, um dieſe „Speiſe des Satans“ zu bekäm-
pfen, mußte auch auf ſeinen Befehl und in ſei-
ner Gegenwart die Univerſität Oxford eine öf-
fentliche Disputation über die Schädlichkeit des
Tabaks veranſtalten. Uebrigens hat Hippolyt
Schaufert dieſe Abneigung des ebenſo närriſchen
wie bigotten Monarchen wider die harmloſe
Pflanze in dem prächtigen Luſtſpiel „Schach dem
König“ auch literariſch feſtgenagelt zum Ergötzen
Aller, die das Stück kennen lernen.
Aber der Kampf hält an. In der Türkei, wo der
ſchläfrige Osmane neue Lebensfreude erwirbt durch
den Genuß des aromatiſchen Krautes, welches ihm
die Kaufleute aus Genua oder Venedig zutrugen,
unterſagt Amuret IV. im Jahre 1605 das
Tabakrauchen bei Todesſtrafe. Die Henker ſcheinen
nicht ausgereicht zu haben, die Schuldigen in das
Jenſeits zu befördern, denn wenige Jahre ſpäter
ſchon glaubt der Nachfolger des Profeten ſein
Ziel beſſer zu erreichen, wenn er die Raucher
lieber nur lächerlich macht. Allerdings kam die
am goldenen Horn übliche Doſis Barbarei hinzu,
indem den Schuldigen, welche im öffentlichen
Aufzuge durch die Straßen von Conſtantinopel
einherſchreiten mußten, vorher Etwas durch die
Naſe geſtochen worden, was nach unſeren heutigen
Begriffen etwa einer Cigarrenſpitze entſprechen
würde. Aehnlich verfuhr man in Rußland. Väterchen
glaubte dem Genuſſe, in welchem er einen Frevel
wider die Religion erblickte, nicht beſſer ſteuern
zu können, als indem er es mit dem Abſchneiden
der Naſen beſtrafte. Solche Verbote liegen uns
vor aus den Jahren 1634 und 1650, und es
iſt bezeichnend für die Verhältniſſe des ſlaviſchen
Muſterreiches, daß noch heute ſtrenggläubige
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