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N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691].

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cap. 34. v. 14. zu finden/ erschrecklicher und unchristlicher
Weise zu thun und zu schaffen haben. Leider GOtt erbarms!
hat dergleichen grausames Exempel zu itziger Zeit die uhralte
Berg-Stadt/ Annaberg/ betroffen/ und dermassen
erschrecket/ daß diese liebe Stadt nach ihrem uhralten Nah-
men fast wiederum Schreckenberg möchte genennet
werden/ allwo hiebevor die noch iederman bekandte und ange-
nehme alte Müntze der Schreckenberger geschlagen worden.

Weil daß aber der schändliche Lügengeist auch mitten
unter seinem Rumoren daran meist seine Lust und Ergötz-
lichkeit hat/ daß die Wahrheit durch vielfältigen Anhang und
falschen Zusatz geteuschet und verfälschet werde; So hat er
es gewiß auch vor dieses mahl an solchem seinen Meisterstück
nicht fehlen lassen/ sondern zugleich allerhand Lügen hin und
wieder in der Welt von dieser Begebenheit ausgestreuet.
Dannenhero soll allhier dem geneigten Leser/ der Wahrheit
zum besten/ der eigentliche Verlauff ohne fernere Weitläuff-
tigkeit erzehlet und mitgetheilet werden.

Es ist demnach zuförderst zu wissen/ daß Herr M. E. Z.
in itzt gemeldtem Annaberg vor einiger Zeit das nunmehro
beschriebene Hauß rechtmäßiger Weise erkauffet/ und an
eine des Orts so wohl als anderwerts ihrer Gottesfurcht
halben wohlbekandte Pfarr-Wittwe vermiethet/ welche
denn solches Hauß in aller Stille und Vergnügen über Jahr
und Tag bewohnet. Nachdem sie aber auf etliche Wochen
zu denen Jhrigen nach Stollberg verreiset/ hat sich in ihrer
Abwesenheit am 2. Augusti erstlich zur Nacht ein Gestöber
unter den Hünern im Hof-Gewölbe ereignet/ welches man
aber als nichts sonderliches hingehen lassen/ biß auf den
10. Augusti/ da es weit ärger worden/ und man von widrigen
Dingen zu murmeln angefangen. Jndessen ist auch der
Eigenthums-Herr selbst nach Schneeberg verreiset gewesen.

Dahero

cap. 34. v. 14. zu finden/ erſchrecklicher und unchriſtlicher
Weiſe zu thun und zu ſchaffen haben. Leider GOtt erbarms!
hat dergleichen grauſames Exempel zu itziger Zeit die uhralte
Berg-Stadt/ Annaberg/ betroffen/ und dermaſſen
erſchrecket/ daß dieſe liebe Stadt nach ihrem uhralten Nah-
men faſt wiederum Schreckenberg moͤchte genennet
werden/ allwo hiebevor die noch iederman bekandte und ange-
nehme alte Muͤntze der Schreckenberger geſchlagen worden.

Weil daß aber der ſchaͤndliche Luͤgengeiſt auch mitten
unter ſeinem Rumoren daran meiſt ſeine Luſt und Ergoͤtz-
lichkeit hat/ daß die Wahrheit durch vielfaͤltigen Anhang und
falſchen Zuſatz geteuſchet und verfaͤlſchet werde; So hat er
es gewiß auch vor dieſes mahl an ſolchem ſeinen Meiſterſtuͤck
nicht fehlen laſſen/ ſondern zugleich allerhand Luͤgen hin und
wieder in der Welt von dieſer Begebenheit ausgeſtreuet.
Dannenhero ſoll allhier dem geneigten Leſer/ der Wahrheit
zum beſten/ der eigentliche Verlauff ohne fernere Weitlaͤuff-
tigkeit erzehlet und mitgetheilet werden.

Es iſt demnach zufoͤrderſt zu wiſſen/ daß Herr M. E. Z.
in itzt gemeldtem Annaberg vor einiger Zeit das nunmehro
beſchriebene Hauß rechtmaͤßiger Weiſe erkauffet/ und an
eine des Orts ſo wohl als anderwerts ihrer Gottesfurcht
halben wohlbekandte Pfarr-Wittwe vermiethet/ welche
denn ſolches Hauß in aller Stille und Vergnuͤgen uͤber Jahr
und Tag bewohnet. Nachdem ſie aber auf etliche Wochen
zu denen Jhrigen nach Stollberg verreiſet/ hat ſich in ihrer
Abweſenheit am 2. Auguſti erſtlich zur Nacht ein Geſtoͤber
unter den Huͤnern im Hof-Gewoͤlbe ereignet/ welches man
aber als nichts ſonderliches hingehen laſſen/ biß auf den
10. Auguſti/ da es weit aͤrger worden/ und man von widrigen
Dingen zu murmeln angefangen. Jndeſſen iſt auch der
Eigenthums-Herr ſelbſt nach Schneeberg verreiſet geweſen.

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Zitationshilfe: N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/8>, abgerufen am 29.03.2024.