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Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 1. März 1834.

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ren, der 1245 vollendet wurde. Nach und nach ließen
die Beherrscher Englands die Abtei bedeutend erweitern
und Kapellen daran baun, in denen die Könige und Kö-
niginnen unter kostbaren Denkmälern ruhn. Aber außer
der Herrscherfamilie sind hier auch die Monumente der
größten Männer, welche England hervorgebracht, als
Staatsmänner, Gelehrte und Dichter. Des großen
Newton Monument hat die schönste Stelle in der gan-
zen Kirche, und verdient dieses sowohl wegen des Man-
nes, dem es geweiht ist, als wegen der Vortrefflichkeit
seiner Arbeit. Seine Jnschrift sagt: "Die Sterblichen
sollen sich freuen, daß eine solche Zierde des menschlichen
Geschlechts gelebt hat."

Das Aeußere der Kirche ist eben so zierlich als
reich; die vierzehn reich verzierten Thürme in gothi-
schem Styl geben dem Ganzen eine bewundernswürdige
Leichtigkeit. Beim Eintritt sind sogleich die drei Thore
merkwürdig; sie sind von Eichenholz, mit starken, reich
vergoldeten Erzplatten bedeckt, und die einzelnen Felder
auf mannigfache Weise verziert; die Embleme der Familie
Beaufort und Lankaster sind besonders vorherrschend.
Die Kapelle, deren Fußboden mit weißem und schwarzem
Marmor ausgelegt ist, besteht aus einem Schiff und
zwei kleinen Flügeln. Die hohe Decke, in Stein gear-
beitet, zeigt die mannigfaltigsten Darstellungen. An
den Wänden des Schiffes und der Flügel sieht man eine
Menge kunstreich gearbeiteter Figuren, Patriarchen,
Märtyrer u. A., unter zierlichen Baldachinen. Die
Chorstühle und Sitze sind mit dem größten und mühse-
ligsten Fleiße gearbeitet. Die Glasgemälde, welche
einst die Fenster bedeckten, sind, mit Ausnahme eines
einzigen obern östlichen Fensters, Heinrich VII. vor-
stellend, verschwunden.

Seit der Erneuung des Bath=Ordens durch König
Georg I. finden hier die Jnstallationen aller Ritter statt;
über den Baldachinen sieht man ihre Helme und Schwer-
ter und über denselben seidne Fahnen, mit den gemal-
ten Wappen aller Ritter, welche bei der letzten Jnstal-
lation 1812 zum Orden gehörten. Die Sitze der Knap-
pen sind unter denen der Ritter; ihre Wappen sind auf
Erzplatten in den Stühlen eingegraben.

Um 10 Uhr des Morgens und um 3 Uhr Nach-
mittags wird hier Gottesdienst gehalten, wo die Abtei
offen ist.



Burckhardt's Aufenthalt in Schendy.
( Ein Auszug aus dessen Reisen. )

Unter den kleinen Staaten in Nubien, erzählt
Burckhardt, fand ich das Königreich Atbara immer
noch theilweise am besten regiert; die Hauptstadt
Schendy besonders hat mir viel Jnteressantes dargebo-
ten. Das Regiment in Schendy ist milder als in den
[Spaltenumbruch] übrigen Häuptlingsschaften; das volle Ansehn des
Mek ( Königs ) wird nicht durch den Einfluß mächtiger
Familien beschränkt, der in diesen Gegenden nur Un-
sicherheit erzeugt, auch ist dort kein Raubsystem ange-
nommen, das den Mek von Berber den Fremden so
furchtbar macht.

Der Handel blüht in Schendy, weil der Mek gar
keine Auflagen von den Handelsleuten erpreßt; diese
machen ihm vielmehr nur ein kleines Geschenk, um sich
seines Schutzes zu erfreun, und fügen ein zweites dazu
für einen seiner Brüder, der ein Hauptmann in der
Stadt ist. Jch hörte nie von Staatsbeamten in Schendy,
und der Mek scheint alle Gewalt in sich zu vereinigen.
Die Einwohner sind zur Völlerei sehr geneigt; öffent-
liche Mädchen sieht man zwar selten auf der Straße,
aber desto mehr in den Häusern. Der Mek hält die
Einwohner etwas in Ordnung, aber selten bestraft er
einen Verbrecher anders als mit Gefängniß auf zwei
oder drei Tage, von der Todesstrafe habe ich nie et-
was gehört. Das Volk ist in Schendy bemittelt, und
die Frauen tragen viel goldne Ringe. Die Einwohner
bestehen aus Hirten, Kaufleuten und Landwirthen. Jn-
deß scheinen sich die Städter wenig um Ackerbau zu be-
kümmern, und ihn hauptsächlich den Arabern in der
Nachbarschft zu überlassen. Dhurra ( eine Art Hirse )
ist das Haupterzeugniß. Das Vieh ist sehr edel, und
wird südlicher noch besser. Sechs bis sieben Tagereisen
süd=östlich von Schendy trifft man Giraffen. Jhre
Häute werden sehr geschätzt und zu Schilden benutzt.
Gemsen vom bedeutendsten Umfange sah' ich oft zum
Markt von Schendy bringen; sie tragen lange, nach
der Mitte des Rückens gebeugte Hörner; ihr Fleisch
wird als Leckerbissen geschätzt. Die Dschaleyn=Bedui-
nen fangen sie in Schlingen auf dieselbe Art wie die hier
häufig vorkommenden Strauße. Die Bauern bringen
die Straußfedern in Bündeln, gute und schlechte zusam-
men, auf den Markt und vertauschen sie gegen Dhurra.

Das Flußpferd ist zu Schendy nicht häufig; auch
wissen es die Einwohner nicht zu fangen. Bei Sennaar,
wo diese Thiere zahlreich sind, fängt man sie in leicht
mit Rohr überdeckten Gruben, in die sie während ihren
nächtlichen Zügen stürzen. Die Peitschen, ( Korbadschi )
welche man aus ihren Häuten macht, werden zu Sen-
naar verfertigt. Um dieselben biegsam zu machen, muß
man sie mit Butter einreiben. Jn kältern Gegenden,
selbst schon in Syrien, werden sie spröde und springen.
Krokodile sind um Schendy sehr zahlreich. Jch habe
im Allgemeinen bemerkt, daß diese Thiere besondere
Theile im Nil bewohnen, von wo sie sich selten entfer-
nen. Jn Nieder=Egypten sind sie gänzlich verschwun-
den. Jn Berber fürchtet sich Niemand, Krokodilen
im Fluß zu begegnen, und wir schwammen dort oft bis
mitten in den Strom hinein. Jn Schendy hingegen
werden sie sehr gefürchtet. Auch wurde während mei-
ner Anwesenheit dortselbst ein Mann beim Baden von
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] Bau wieder abbrechen und begann einen noch prächtige-
ren, der 1245 vollendet wurde. Nach und nach ließen
die Beherrscher Englands die Abtei bedeutend erweitern
und Kapellen daran baun, in denen die Könige und Kö-
niginnen unter kostbaren Denkmälern ruhn. Aber außer
der Herrscherfamilie sind hier auch die Monumente der
größten Männer, welche England hervorgebracht, als
Staatsmänner, Gelehrte und Dichter. Des großen
Newton Monument hat die schönste Stelle in der gan-
zen Kirche, und verdient dieses sowohl wegen des Man-
nes, dem es geweiht ist, als wegen der Vortrefflichkeit
seiner Arbeit. Seine Jnschrift sagt: „Die Sterblichen
sollen sich freuen, daß eine solche Zierde des menschlichen
Geschlechts gelebt hat.“

Das Aeußere der Kirche ist eben so zierlich als
reich; die vierzehn reich verzierten Thürme in gothi-
schem Styl geben dem Ganzen eine bewundernswürdige
Leichtigkeit. Beim Eintritt sind sogleich die drei Thore
merkwürdig; sie sind von Eichenholz, mit starken, reich
vergoldeten Erzplatten bedeckt, und die einzelnen Felder
auf mannigfache Weise verziert; die Embleme der Familie
Beaufort und Lankaster sind besonders vorherrschend.
Die Kapelle, deren Fußboden mit weißem und schwarzem
Marmor ausgelegt ist, besteht aus einem Schiff und
zwei kleinen Flügeln. Die hohe Decke, in Stein gear-
beitet, zeigt die mannigfaltigsten Darstellungen. An
den Wänden des Schiffes und der Flügel sieht man eine
Menge kunstreich gearbeiteter Figuren, Patriarchen,
Märtyrer u. A., unter zierlichen Baldachinen. Die
Chorstühle und Sitze sind mit dem größten und mühse-
ligsten Fleiße gearbeitet. Die Glasgemälde, welche
einst die Fenster bedeckten, sind, mit Ausnahme eines
einzigen obern östlichen Fensters, Heinrich VII. vor-
stellend, verschwunden.

Seit der Erneuung des Bath=Ordens durch König
Georg I. finden hier die Jnstallationen aller Ritter statt;
über den Baldachinen sieht man ihre Helme und Schwer-
ter und über denselben seidne Fahnen, mit den gemal-
ten Wappen aller Ritter, welche bei der letzten Jnstal-
lation 1812 zum Orden gehörten. Die Sitze der Knap-
pen sind unter denen der Ritter; ihre Wappen sind auf
Erzplatten in den Stühlen eingegraben.

Um 10 Uhr des Morgens und um 3 Uhr Nach-
mittags wird hier Gottesdienst gehalten, wo die Abtei
offen ist.



Burckhardt's Aufenthalt in Schendy.
( Ein Auszug aus dessen Reisen. )

Unter den kleinen Staaten in Nubien, erzählt
Burckhardt, fand ich das Königreich Atbara immer
noch theilweise am besten regiert; die Hauptstadt
Schendy besonders hat mir viel Jnteressantes dargebo-
ten. Das Regiment in Schendy ist milder als in den
[Spaltenumbruch] übrigen Häuptlingsschaften; das volle Ansehn des
Mek ( Königs ) wird nicht durch den Einfluß mächtiger
Familien beschränkt, der in diesen Gegenden nur Un-
sicherheit erzeugt, auch ist dort kein Raubsystem ange-
nommen, das den Mek von Berber den Fremden so
furchtbar macht.

Der Handel blüht in Schendy, weil der Mek gar
keine Auflagen von den Handelsleuten erpreßt; diese
machen ihm vielmehr nur ein kleines Geschenk, um sich
seines Schutzes zu erfreun, und fügen ein zweites dazu
für einen seiner Brüder, der ein Hauptmann in der
Stadt ist. Jch hörte nie von Staatsbeamten in Schendy,
und der Mek scheint alle Gewalt in sich zu vereinigen.
Die Einwohner sind zur Völlerei sehr geneigt; öffent-
liche Mädchen sieht man zwar selten auf der Straße,
aber desto mehr in den Häusern. Der Mek hält die
Einwohner etwas in Ordnung, aber selten bestraft er
einen Verbrecher anders als mit Gefängniß auf zwei
oder drei Tage, von der Todesstrafe habe ich nie et-
was gehört. Das Volk ist in Schendy bemittelt, und
die Frauen tragen viel goldne Ringe. Die Einwohner
bestehen aus Hirten, Kaufleuten und Landwirthen. Jn-
deß scheinen sich die Städter wenig um Ackerbau zu be-
kümmern, und ihn hauptsächlich den Arabern in der
Nachbarschft zu überlassen. Dhurra ( eine Art Hirse )
ist das Haupterzeugniß. Das Vieh ist sehr edel, und
wird südlicher noch besser. Sechs bis sieben Tagereisen
süd=östlich von Schendy trifft man Giraffen. Jhre
Häute werden sehr geschätzt und zu Schilden benutzt.
Gemsen vom bedeutendsten Umfange sah' ich oft zum
Markt von Schendy bringen; sie tragen lange, nach
der Mitte des Rückens gebeugte Hörner; ihr Fleisch
wird als Leckerbissen geschätzt. Die Dschaleyn=Bedui-
nen fangen sie in Schlingen auf dieselbe Art wie die hier
häufig vorkommenden Strauße. Die Bauern bringen
die Straußfedern in Bündeln, gute und schlechte zusam-
men, auf den Markt und vertauschen sie gegen Dhurra.

Das Flußpferd ist zu Schendy nicht häufig; auch
wissen es die Einwohner nicht zu fangen. Bei Sennaar,
wo diese Thiere zahlreich sind, fängt man sie in leicht
mit Rohr überdeckten Gruben, in die sie während ihren
nächtlichen Zügen stürzen. Die Peitschen, ( Korbadschi )
welche man aus ihren Häuten macht, werden zu Sen-
naar verfertigt. Um dieselben biegsam zu machen, muß
man sie mit Butter einreiben. Jn kältern Gegenden,
selbst schon in Syrien, werden sie spröde und springen.
Krokodile sind um Schendy sehr zahlreich. Jch habe
im Allgemeinen bemerkt, daß diese Thiere besondere
Theile im Nil bewohnen, von wo sie sich selten entfer-
nen. Jn Nieder=Egypten sind sie gänzlich verschwun-
den. Jn Berber fürchtet sich Niemand, Krokodilen
im Fluß zu begegnen, und wir schwammen dort oft bis
mitten in den Strom hinein. Jn Schendy hingegen
werden sie sehr gefürchtet. Auch wurde während mei-
ner Anwesenheit dortselbst ein Mann beim Baden von
[Ende Spaltensatz]

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Der Mek hält die Einwohner etwas in Ordnung, aber selten bestraft er einen Verbrecher anders als mit Gefängniß auf zwei oder drei Tage, von der Todesstrafe habe ich nie et- was gehört. Das Volk ist in Schendy bemittelt, und die Frauen tragen viel goldne Ringe. Die Einwohner bestehen aus Hirten, Kaufleuten und Landwirthen. Jn- deß scheinen sich die Städter wenig um Ackerbau zu be- kümmern, und ihn hauptsächlich den Arabern in der Nachbarschft zu überlassen. Dhurra ( eine Art Hirse ) ist das Haupterzeugniß. Das Vieh ist sehr edel, und wird südlicher noch besser. Sechs bis sieben Tagereisen süd=östlich von Schendy trifft man Giraffen. Jhre Häute werden sehr geschätzt und zu Schilden benutzt. Gemsen vom bedeutendsten Umfange sah' ich oft zum Markt von Schendy bringen; sie tragen lange, nach der Mitte des Rückens gebeugte Hörner; ihr Fleisch wird als Leckerbissen geschätzt. Die Dschaleyn=Bedui- nen fangen sie in Schlingen auf dieselbe Art wie die hier häufig vorkommenden Strauße. 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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 1. März 1834, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller09_1834/2>, abgerufen am 24.11.2024.