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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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keit allzuverdrießlich fallen, und wird euch der Augenschein ohne zweifel eine
vollkommene Satisfaction geben. Doch nur aus vielen Merckwürdigkeiten
die Vornehmsten heraus zu lesen, so sind dieses vornehmlich die öffentli-
chen Gebäude.
Das Rathhauß wenn es auch das einige kostbare
wäre, so man allhier fände, würde doch Amsterdam zu einem unvergleich-
lichen Zierrath dienen, da so wohl das Gebäude als der Grund dazu
vier Millionen Thaler zubauen gekostet. Auf dem Thurm dieses Rath-
hauses ist eine Welt-Kugel von Ertz, welche so groß ist, daß man nicht
allein bequem hineinsteigen, sondern auch die herum liegende Gegend durch
die darinnen befindliche Fenster beschauen kan. Der alte und neue Doll-
hof
ist ebenfals von einer besondern Annehmlichkeit, indem man etliche Jrr-
garten, künstliche Wasser-Wercke, und Glockenspiele darinnen zusehen be-
komt.
Bingley.
Jch würde mir von diesem Orte ohne eure Erklärung einen gantz an-
dern Begriff gemacht haben, indem ich es vor ein Dollhauß gehalten hät-
te, worinnen man die vornehmste Art der Narren, als unbedachtsam
Verliebte
und Hochmüthige eingesperret hielte.
Mercanto.
Die Banco ist eines von den merckwürdigsten Oertern dieser Stadt
und die reichste in der Welt. Sie besteht aus einem Gewölbe unter dem
Rathhause, welches mit so viel Thüren und Schlössern verwahret ist,
daß wenn man auch die bey den alten Weibern berühmte Spring-Wur-
tzel
dabey brauchte, es doch wohl eine vergebliche Mühe seyn dürffte. Es
liegen fast beständig auf 30000. Millionen drinnen, welchen Noth-Pfen-
nig
noch besser zu bewachen, des Nachts eine Parthie Bürger da herum
patroulliren muß. Es kan ein jeder sein Geld hinein legen, wer will, er
muß aber Einschreibe-Geld geben, und kriegt kein Interesse. Bey dem
Frantzösischen Einbruch 1672. waren alle Interessenten in Aengsten, und
soderten ihr Geld zurück, welches sie aber nach verschwundener Gefahr wie-
der hinein legten. Ein Flecke von der Stadt stehet das wohl eingerichtete
Pest-Hauß. Dieser Pallast des Todes zeigt von keiner geringen Kost-
barkeit, und kan dessen Grösse daraus beurtheilt werden, daß man 365. Fen-
ster
daran zehlet.
Bingley.
Es ist curieux, daß eben so viel Fenster und weder mehr, noch weni-
ger, dran sind. Vielleicht ists den Leuten zu gefallen geschehen, welche im-
mer
keit allzuverdrießlich fallen, und wird euch der Augenſchein ohne zweifel eine
vollkommene Satisfaction geben. Doch nur aus vielen Merckwuͤrdigkeiten
die Vornehmſten heraus zu leſen, ſo ſind dieſes vornehmlich die oͤffentli-
chen Gebaͤude.
Das Rathhauß wenn es auch das einige koſtbare
waͤre, ſo man allhier faͤnde, wuͤrde doch Amſterdam zu einem unvergleich-
lichen Zierrath dienen, da ſo wohl das Gebaͤude als der Grund dazu
vier Millionen Thaler zubauen gekoſtet. Auf dem Thurm dieſes Rath-
hauſes iſt eine Welt-Kugel von Ertz, welche ſo groß iſt, daß man nicht
allein bequem hineinſteigen, ſondern auch die herum liegende Gegend durch
die darinnen befindliche Fenſter beſchauen kan. Der alte und neue Doll-
hof
iſt ebenfals von einer beſondern Annehmlichkeit, indem man etliche Jrr-
garten, kuͤnſtliche Waſſer-Wercke, und Glockenſpiele darinnen zuſehen be-
komt.
Bingley.
Jch wuͤrde mir von dieſem Orte ohne eure Erklaͤrung einen gantz an-
dern Begriff gemacht haben, indem ich es vor ein Dollhauß gehalten haͤt-
te, worinnen man die vornehmſte Art der Narren, als unbedachtſam
Verliebte
und Hochmuͤthige eingeſperret hielte.
Mercanto.
Die Banco iſt eines von den merckwuͤrdigſten Oertern dieſer Stadt
und die reichſte in der Welt. Sie beſteht aus einem Gewoͤlbe unter dem
Rathhauſe, welches mit ſo viel Thuͤren und Schloͤſſern verwahret iſt,
daß wenn man auch die bey den alten Weibern beruͤhmte Spring-Wur-
tzel
dabey brauchte, es doch wohl eine vergebliche Muͤhe ſeyn duͤrffte. Es
liegen faſt beſtaͤndig auf 30000. Millionen drinnen, welchen Noth-Pfen-
nig
noch beſſer zu bewachen, des Nachts eine Parthie Buͤrger da herum
patroulliren muß. Es kan ein jeder ſein Geld hinein legen, wer will, er
muß aber Einſchreibe-Geld geben, und kriegt kein Intereſſe. Bey dem
Frantzoͤſiſchen Einbruch 1672. waren alle Intereſſenten in Aengſten, und
ſoderten ihr Geld zuruͤck, welches ſie aber nach verſchwundener Gefahr wie-
der hinein legten. Ein Flecke von der Stadt ſtehet das wohl eingerichtete
Peſt-Hauß. Dieſer Pallaſt des Todes zeigt von keiner geringen Koſt-
barkeit, und kan deſſen Groͤſſe daraus beurtheilt werden, daß man 365. Fen-
ſter
daran zehlet.
Bingley.
Es iſt curieux, daß eben ſo viel Fenſter und weder mehr, noch weni-
ger, dran ſind. Vielleicht iſts den Leuten zu gefallen geſchehen, welche im-
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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/22>, abgerufen am 21.11.2024.