Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

lich vnd heilsam gebrauchen / wie Augustinus schreibet de Gratia, & Lib. Arb. cap. 18. Das ist gewißlich war / wenn wir etwas gutes wollen / daß wir einen guten Willen haben / Aber Gott der das Wollen wircket / Phil. 1. der schaffet in vns / daß wir was gutes wollen.

So ist auch das gewiß / daß wir es thun / wenn wir was gutes thun / Aber der schaffets / das wir thun / Der in vns das vollbringen wircket / Phil. 2. Dadurch daß er dem Wollen krefftiges vermögen darreichet / wie er im Propheten sagt / Ich wils schaffen / daß jrs thun möget faciam vt faciatis. Vnd wie auch Augustinus de Bono perseuerantiae cap. 6. & 15. saget / Wir zwar sind es / die da wollen vnd thun / Aber Gott wircket in vns beyde das Wollen vnd das Thun / daß wirs vollbringen. Solches zu gleuben vnd zu sagen ist vns nütz vnd gut / auff daß vnsere Beicht demütig sey / vnd wir alles / was guts in vns ist / gentzlich dem frommen Gott zuschreiben. Denn so leben wir am allersichersten / wenn wir alles gute gentzlich GOtt geben / vnd mit nichten solche theilung machen / daß wir etwas zum theil Gott / zum theil vnsern eigenen Krefften befehlen vnd vertrawen.

Zum Fünfften / diesen Artickel gründlich zu erkleren / ist auch diese erinnerung nütz vnd nötig / daß der heilige Geist / wenn er seine Gaben vnd wirckung / so zu des Menschen Bekerung vnd ernewerung gehören / fürnimpt zu wircken / daß er solchs nicht auff ein mal gleich in einem Augenblick verrichte vnd vollende / oder vollkommen mache / sondern solche Gaben haben in diesem Leben in den Heiligen in grosser schwacheit jren anfang / fortgang / sterckung / vnd vermehrung / biß sie endlich im ewigen Leben vollendet vnd vollkommen seyn werden.

Wir sollen vns aber auch nicht diese Gedancken einbilden / daß der bekehrten Menschen Wille / welchen der heilige Geist angefangen hat zu ernewerung / so lange sol müssig seyn vnd bleiben / biß er die gantze vnd volle ernewerung empfindlich verneme / vnd die Gaben vnd wirckung des Geistes fülen / vnd gleich greiffen möge / Denn weil Gottes Krafft in vnser schwacheit starck ist vnd wird / vnd die sachen sind des Geistes vnd des Glaubens / sollen wir nicht vrteilen nach vnsern sinnen vnd fülen / sondern laut der Schrifft es vertrawlich da für halten / daß Gott seine heilsame Krafft vnd wirckung erweisen wolle / wo sein Wort geprediget / gelesen / gehöret vnd betrachtet wird. Es wil auch Gott solche seine dargereichten Gaben mit seiner krafft zur vermehrung segnen vnd begnaden / in denen so sie vben vnd gebrauchen.

Vnd Gott wil / daß wir den anfang seiner Gaben durch die kreffte / so er hat angefangen darzureichen / fleissig sollen vben vnd gebrauchen / hat auch verheissen / daß er solche seine angefangene Ga-

lich vnd heilsam gebrauchen / wie Augustinus schreibet de Gratia, & Lib. Arb. cap. 18. Das ist gewißlich war / wenn wir etwas gutes wollen / daß wir einen guten Willen haben / Aber Gott der das Wollen wircket / Phil. 1. der schaffet in vns / daß wir was gutes wollen.

So ist auch das gewiß / daß wir es thun / wenn wir was gutes thun / Aber der schaffets / das wir thun / Der in vns das vollbringen wircket / Phil. 2. Dadurch daß er dem Wollen krefftiges vermögen darreichet / wie er im Propheten sagt / Ich wils schaffen / daß jrs thun möget faciam vt faciatis. Vnd wie auch Augustinus de Bono perseuerantiae cap. 6. & 15. saget / Wir zwar sind es / die da wollen vnd thun / Aber Gott wircket in vns beyde das Wollen vnd das Thun / daß wirs vollbringen. Solches zu gleuben vnd zu sagen ist vns nütz vnd gut / auff daß vnsere Beicht demütig sey / vnd wir alles / was guts in vns ist / gentzlich dem frommen Gott zuschreiben. Denn so leben wir am allersichersten / wenn wir alles gute gentzlich GOtt geben / vnd mit nichten solche theilung machen / daß wir etwas zum theil Gott / zum theil vnsern eigenen Krefften befehlen vnd vertrawen.

Zum Fünfften / diesen Artickel gründlich zu erkleren / ist auch diese erinnerung nütz vnd nötig / daß der heilige Geist / wenn er seine Gaben vnd wirckung / so zu des Menschen Bekerung vnd ernewerung gehören / fürnimpt zu wircken / daß er solchs nicht auff ein mal gleich in einem Augenblick verrichte vnd vollende / oder vollkommen mache / sondern solche Gaben haben in diesem Leben in den Heiligen in grosser schwacheit jren anfang / fortgang / sterckung / vnd vermehrung / biß sie endlich im ewigen Leben vollendet vnd vollkommen seyn werden.

Wir sollen vns aber auch nicht diese Gedancken einbilden / daß der bekehrten Menschen Wille / welchen der heilige Geist angefangen hat zu ernewerung / so lange sol müssig seyn vnd bleiben / biß er die gantze vnd volle ernewerung empfindlich verneme / vnd die Gaben vñ wirckung des Geistes fülen / vnd gleich greiffen möge / Deñ weil Gottes Krafft in vnser schwacheit starck ist vnd wird / vnd die sachen sind des Geistes vnd des Glaubens / sollen wir nicht vrteilen nach vnsern sinnen vnd fülen / sondern laut der Schrifft es vertrawlich da für halten / daß Gott seine heilsame Krafft vnd wirckung erweisen wolle / wo sein Wort geprediget / gelesen / gehöret vnd betrachtet wird. Es wil auch Gott solche seine dargereichten Gaben mit seiner krafft zur vermehrung segnen vñ begnaden / in denen so sie vben vñ gebrauchen.

Vnd Gott wil / daß wir den anfang seiner Gaben durch die kreffte / so er hat angefangen darzureichen / fleissig sollen vben vnd gebrauchen / hat auch verheissen / daß er solche seine angefangene Ga-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0751" n="83"/>
lich vnd heilsam gebrauchen / wie <hi rendition="#i">Augustinus</hi> schreibet <hi rendition="#i">de Gratia, &amp; Lib. Arb. cap.</hi> 18. Das                      ist gewißlich war / wenn wir etwas gutes wollen / daß wir einen guten Willen                      haben / Aber Gott der das Wollen wircket / Phil. 1. der schaffet in vns / daß                      wir was gutes wollen.</p>
        <p>So ist auch das gewiß / daß wir es thun / wenn wir was gutes thun / Aber der                      schaffets / das wir thun / Der in vns das vollbringen wircket / Phil. 2. Dadurch                      daß er dem Wollen krefftiges vermögen darreichet / wie er im Propheten sagt /                      Ich wils schaffen / daß jrs thun möget <hi rendition="#i">faciam vt                      faciatis.</hi> Vnd wie auch <hi rendition="#i">Augustinus de Bono perseuerantiae                          cap. 6. &amp;</hi> 15. saget / Wir zwar sind es / die da wollen vnd thun                      / Aber Gott wircket in vns beyde das Wollen vnd das Thun / daß wirs vollbringen.                      Solches zu gleuben vnd zu sagen ist vns nütz vnd gut / auff daß vnsere Beicht                      demütig sey / vnd wir alles / was guts in vns ist / gentzlich dem frommen Gott                      zuschreiben. Denn so leben wir am allersichersten / wenn wir alles gute                      gentzlich GOtt geben / vnd mit nichten solche theilung machen / daß wir etwas                      zum theil Gott / zum theil vnsern eigenen Krefften befehlen vnd vertrawen.</p>
        <p>Zum Fünfften / diesen Artickel gründlich zu erkleren / ist auch diese erinnerung                      nütz vnd nötig / daß der heilige Geist / wenn er seine Gaben vnd wirckung / so                      zu des Menschen Bekerung vnd ernewerung gehören / fürnimpt zu wircken / daß er                      solchs nicht auff ein mal gleich in einem Augenblick verrichte vnd vollende /                      oder vollkommen mache / sondern solche Gaben haben in diesem Leben in den                      Heiligen in grosser schwacheit jren anfang / fortgang / sterckung / vnd                      vermehrung / biß sie endlich im ewigen Leben vollendet vnd vollkommen seyn                      werden.</p>
        <p>Wir sollen vns aber auch nicht diese Gedancken einbilden / daß der bekehrten                      Menschen Wille / welchen der heilige Geist angefangen hat zu ernewerung / so                      lange sol müssig seyn vnd bleiben / biß er die gantze vnd volle ernewerung                      empfindlich verneme / vnd die Gaben vn&#x0303; wirckung des Geistes fülen                      / vnd gleich greiffen möge / Den&#x0303; weil Gottes Krafft in vnser                      schwacheit starck ist vnd wird / vnd die sachen sind des Geistes vnd des                      Glaubens / sollen wir nicht vrteilen nach vnsern sinnen vnd fülen / sondern laut                      der Schrifft es vertrawlich da für halten / daß Gott seine heilsame Krafft vnd                      wirckung erweisen wolle / wo sein Wort geprediget / gelesen / gehöret vnd                      betrachtet wird. Es wil auch Gott solche seine dargereichten Gaben mit seiner                      krafft zur vermehrung segnen vn&#x0303; begnaden / in denen so sie vben                          vn&#x0303; gebrauchen.</p>
        <p>Vnd Gott wil / daß wir den anfang seiner Gaben durch die kreffte / so er hat                      angefangen darzureichen / fleissig sollen vben vnd gebrauchen / hat auch                      verheissen / daß er solche seine angefangene Ga-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0751] lich vnd heilsam gebrauchen / wie Augustinus schreibet de Gratia, & Lib. Arb. cap. 18. Das ist gewißlich war / wenn wir etwas gutes wollen / daß wir einen guten Willen haben / Aber Gott der das Wollen wircket / Phil. 1. der schaffet in vns / daß wir was gutes wollen. So ist auch das gewiß / daß wir es thun / wenn wir was gutes thun / Aber der schaffets / das wir thun / Der in vns das vollbringen wircket / Phil. 2. Dadurch daß er dem Wollen krefftiges vermögen darreichet / wie er im Propheten sagt / Ich wils schaffen / daß jrs thun möget faciam vt faciatis. Vnd wie auch Augustinus de Bono perseuerantiae cap. 6. & 15. saget / Wir zwar sind es / die da wollen vnd thun / Aber Gott wircket in vns beyde das Wollen vnd das Thun / daß wirs vollbringen. Solches zu gleuben vnd zu sagen ist vns nütz vnd gut / auff daß vnsere Beicht demütig sey / vnd wir alles / was guts in vns ist / gentzlich dem frommen Gott zuschreiben. Denn so leben wir am allersichersten / wenn wir alles gute gentzlich GOtt geben / vnd mit nichten solche theilung machen / daß wir etwas zum theil Gott / zum theil vnsern eigenen Krefften befehlen vnd vertrawen. Zum Fünfften / diesen Artickel gründlich zu erkleren / ist auch diese erinnerung nütz vnd nötig / daß der heilige Geist / wenn er seine Gaben vnd wirckung / so zu des Menschen Bekerung vnd ernewerung gehören / fürnimpt zu wircken / daß er solchs nicht auff ein mal gleich in einem Augenblick verrichte vnd vollende / oder vollkommen mache / sondern solche Gaben haben in diesem Leben in den Heiligen in grosser schwacheit jren anfang / fortgang / sterckung / vnd vermehrung / biß sie endlich im ewigen Leben vollendet vnd vollkommen seyn werden. Wir sollen vns aber auch nicht diese Gedancken einbilden / daß der bekehrten Menschen Wille / welchen der heilige Geist angefangen hat zu ernewerung / so lange sol müssig seyn vnd bleiben / biß er die gantze vnd volle ernewerung empfindlich verneme / vnd die Gaben vñ wirckung des Geistes fülen / vnd gleich greiffen möge / Deñ weil Gottes Krafft in vnser schwacheit starck ist vnd wird / vnd die sachen sind des Geistes vnd des Glaubens / sollen wir nicht vrteilen nach vnsern sinnen vnd fülen / sondern laut der Schrifft es vertrawlich da für halten / daß Gott seine heilsame Krafft vnd wirckung erweisen wolle / wo sein Wort geprediget / gelesen / gehöret vnd betrachtet wird. Es wil auch Gott solche seine dargereichten Gaben mit seiner krafft zur vermehrung segnen vñ begnaden / in denen so sie vben vñ gebrauchen. Vnd Gott wil / daß wir den anfang seiner Gaben durch die kreffte / so er hat angefangen darzureichen / fleissig sollen vben vnd gebrauchen / hat auch verheissen / daß er solche seine angefangene Ga-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/751
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/751>, abgerufen am 22.11.2024.