[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.tur ist durch die Erbsünde also verderbet / daß sie numehr von sich selbst nichts anders vermag / denn dem Gesetze des Geistes zuwiederstreben / Rom. 7. Denn fleischlich gesinnet seyn ist eine Feindschafft wieder Gott / Rom. 8. Daß aber des Menschen Verstandt / Hertz vnd wille / dem heiligen Geist / oder dem Wort nicht wiederstrebe / Sondern folge / vnd darein willige / solches vermögen vnd so viel krafft hat der natürliche Freye wille des Menschen nicht / sondern das ist ein geschenck vnd Gabe Gottes / vnd eine wirckung des heiligen Geistes / durchs wort / Wie denn den Spruch Christi / Niemand kömpt zu mir / es sey denn / daß jn der Vater zu Mir ziehe / der liebe Augustinus ad Bonifacium lib. 1. cap. 19. Also außlegt: Christus spricht nicht / (nisi Pater duxerit) es sey denn / daß jhn der Vater leite vnd füre / auff daß nicht etwan verstanden würde / daß in diesem handel vnser natürlicher wille als gut vorher gehe / Sondern er sagt: (traxerit) Es sey denn / daß er jhn zu Mir ziehe. Wer solte aber den / der vorhin willig dazu ist / ziehen wollen? Vnd dennoch ist es war / daß niemand zu Christo kömpt / wieder vnd ohne seinen willen / sondern der das wollen habe / wird derhalben der Mensch wünderlicher weise / daß er das wollen bekomme / durchs Wort gezogen / von dem / der da weis vnd kan jnnerlich in den hertzen der Menschen zu wircken / nicht daß die Menschen (welchs nicht seyn kan) wieder / ohne vnd ausser jhren willen gleuben solten / Sondern daß er aus denen / so von Natur vnwillig vnd wiederspenstig seyn / willige Leute mache. Denn wie Agustinus sagt: in Enchiridio cap. 32. Nolentem praeuenit, vt velit, volentem subsequitur, ne frustra velit. Der von Natur das gute wollen nicht hat / dem kömpt Gott mit seiner Gnaden wirckung durchs wort zuuor / daß er jhn wollend machet / Der aber nu aus seiner Göttlichen wirckung das gute wollen hat / dem folget Gott nach / ist / bleibet / vnd wircket bey jm / daß sein wollen nit vergebens sey. Vnd also ohn Gottes eigene wirckung / der vns wollend machet / vnd ohne seine gnedige mitwirckung / wenn er vns dazu gebracht / daß wir wollen / tügen vnnd vermögen wir zu Gottseligen Wercken nichts spricht Augustinus. Zum Vierden / wenn der heilige Geist nu angefangen durch das Wort in vns zu wircken / vnd den anfang seiner Gaben gegeben / so ist es alßdenn gewis / daß wir aus solcher Wirckung des heiligen Geistes / wiewol in grosser schwacheit / empfangen vnd haben newe Gaben / newe Kreffte / vnd Geistliche vermögen / guts zu thun. Es wil auch der liebe Gott / daß wir solche seine Gaben in vns sollen erkennen / dieselbige nicht müssig lassen ligen / Sondern nütz- tur ist durch die Erbsünde also verderbet / daß sie numehr von sich selbst nichts anders vermag / denn dem Gesetze des Geistes zuwiederstreben / Rom. 7. Denn fleischlich gesinnet seyn ist eine Feindschafft wieder Gott / Rom. 8. Daß aber des Menschen Verstandt / Hertz vnd wille / dem heiligen Geist / oder dem Wort nicht wiederstrebe / Sondern folge / vnd darein willige / solches vermögen vnd so viel krafft hat der natürliche Freye wille des Menschen nicht / sondern das ist ein geschenck vnd Gabe Gottes / vnd eine wirckung des heiligen Geistes / durchs wort / Wie denn den Spruch Christi / Niemand kömpt zu mir / es sey denn / daß jn der Vater zu Mir ziehe / der liebe Augustinus ad Bonifacium lib. 1. cap. 19. Also außlegt: Christus spricht nicht / (nisi Pater duxerit) es sey denn / daß jhn der Vater leite vnd füre / auff daß nicht etwan verstanden würde / daß in diesem handel vnser natürlicher wille als gut vorher gehe / Sondern er sagt: (traxerit) Es sey denn / daß er jhn zu Mir ziehe. Wer solte aber den / der vorhin willig dazu ist / ziehen wollen? Vnd dennoch ist es war / daß niemand zu Christo kömpt / wieder vnd ohne seinen willen / sondern der das wollen habe / wird derhalben der Mensch wünderlicher weise / daß er das wollen bekomme / durchs Wort gezogen / von dem / der da weis vnd kan jnnerlich in den hertzen der Menschen zu wircken / nicht daß die Menschen (welchs nicht seyn kan) wieder / ohne vnd ausser jhren willen gleuben solten / Sondern daß er aus denen / so von Natur vnwillig vnd wiederspenstig seyn / willige Leute mache. Denn wie Agustinus sagt: in Enchiridio cap. 32. Nolentem praeuenit, vt velit, volentem subsequitur, ne frustra velit. Der von Natur das gute wollen nicht hat / dem kömpt Gott mit seiner Gnaden wirckung durchs wort zuuor / daß er jhn wollend machet / Der aber nu aus seiner Göttlichen wirckung das gute wollen hat / dem folget Gott nach / ist / bleibet / vnd wircket bey jm / daß sein wollen nit vergebens sey. Vnd also ohn Gottes eigene wirckung / der vns wollend machet / vnd ohne seine gnedige mitwirckung / wenn er vns dazu gebracht / daß wir wollen / tügen vnnd vermögen wir zu Gottseligen Wercken nichts spricht Augustinus. Zum Vierden / wenn der heilige Geist nu angefangen durch das Wort in vns zu wircken / vnd den anfang seiner Gaben gegeben / so ist es alßdenn gewis / daß wir aus solcher Wirckung des heiligen Geistes / wiewol in grosser schwacheit / empfangen vnd haben newe Gaben / newe Kreffte / vnd Geistliche vermögen / guts zu thun. Es wil auch der liebe Gott / daß wir solche seine Gaben in vns sollen erkennen / dieselbige nicht müssig lassen ligen / Sondern nütz- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0750" n="82"/> tur ist durch die Erbsünde also verderbet / daß sie numehr von sich selbst nichts anders vermag / denn dem Gesetze des Geistes zuwiederstreben / Rom. 7. Denn fleischlich gesinnet seyn ist eine Feindschafft wieder Gott / Rom. 8.</p> <p>Daß aber des Menschen Verstandt / Hertz vnd wille / dem heiligen Geist / oder dem Wort nicht wiederstrebe / Sondern folge / vnd darein willige / solches vermögen vnd so viel krafft hat der natürliche Freye wille des Menschen nicht / sondern das ist ein geschenck vnd Gabe Gottes / vnd eine wirckung des heiligen Geistes / durchs wort / Wie denn den Spruch Christi / Niemand kömpt zu mir / es sey denn / daß jn der Vater zu Mir ziehe / der liebe <hi rendition="#i">Augustinus ad Bonifacium lib.</hi> 1. <hi rendition="#i">cap.</hi> 19. 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tur ist durch die Erbsünde also verderbet / daß sie numehr von sich selbst nichts anders vermag / denn dem Gesetze des Geistes zuwiederstreben / Rom. 7. Denn fleischlich gesinnet seyn ist eine Feindschafft wieder Gott / Rom. 8.
Daß aber des Menschen Verstandt / Hertz vnd wille / dem heiligen Geist / oder dem Wort nicht wiederstrebe / Sondern folge / vnd darein willige / solches vermögen vnd so viel krafft hat der natürliche Freye wille des Menschen nicht / sondern das ist ein geschenck vnd Gabe Gottes / vnd eine wirckung des heiligen Geistes / durchs wort / Wie denn den Spruch Christi / Niemand kömpt zu mir / es sey denn / daß jn der Vater zu Mir ziehe / der liebe Augustinus ad Bonifacium lib. 1. cap. 19. Also außlegt: Christus spricht nicht / (nisi Pater duxerit) es sey denn / daß jhn der Vater leite vnd füre / auff daß nicht etwan verstanden würde / daß in diesem handel vnser natürlicher wille als gut vorher gehe / Sondern er sagt: (traxerit) Es sey denn / daß er jhn zu Mir ziehe. Wer solte aber den / der vorhin willig dazu ist / ziehen wollen? Vnd dennoch ist es war / daß niemand zu Christo kömpt / wieder vnd ohne seinen willen / sondern der das wollen habe / wird derhalben der Mensch wünderlicher weise / daß er das wollen bekomme / durchs Wort gezogen / von dem / der da weis vnd kan jnnerlich in den hertzen der Menschen zu wircken / nicht daß die Menschen (welchs nicht seyn kan) wieder / ohne vnd ausser jhren willen gleuben solten / Sondern daß er aus denen / so von Natur vnwillig vnd wiederspenstig seyn / willige Leute mache. Denn wie Agustinus sagt: in Enchiridio cap. 32. Nolentem praeuenit, vt velit, volentem subsequitur, ne frustra velit. Der von Natur das gute wollen nicht hat / dem kömpt Gott mit seiner Gnaden wirckung durchs wort zuuor / daß er jhn wollend machet / Der aber nu aus seiner Göttlichen wirckung das gute wollen hat / dem folget Gott nach / ist / bleibet / vnd wircket bey jm / daß sein wollen nit vergebens sey. Vnd also ohn Gottes eigene wirckung / der vns wollend machet / vnd ohne seine gnedige mitwirckung / wenn er vns dazu gebracht / daß wir wollen / tügen vnnd vermögen wir zu Gottseligen Wercken nichts spricht Augustinus.
Zum Vierden / wenn der heilige Geist nu angefangen durch das Wort in vns zu wircken / vnd den anfang seiner Gaben gegeben / so ist es alßdenn gewis / daß wir aus solcher Wirckung des heiligen Geistes / wiewol in grosser schwacheit / empfangen vnd haben newe Gaben / newe Kreffte / vnd Geistliche vermögen / guts zu thun.
Es wil auch der liebe Gott / daß wir solche seine Gaben in vns sollen erkennen / dieselbige nicht müssig lassen ligen / Sondern nütz-
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