Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Item / wenn die Pastores die Bekehrten vnd Gleubigen lehren wollen / wie vnd woher sie die Kreffte vnd vermögen GOtt wolgefellige gute Werck zu thun vnd zu leisten / vberkommen mögen / Da müssen sie jhnen aus dem Euangelio Bericht thun / Daß zuuor die Person müsse durch den Glauben gerechtfertiget seyn / Vnd daß mann also durch den Glauben den Geist der Ernewerung empfahe / welches Früchte alßdenn die rechten vnd Gott wolgefellige Werck sind / Galat. 3. vnd 5. Tit. 3.

Wenn sie aber jhnen eine gewisse Regula zeigen vnd weisen wollen / welchs denn dieselbigen Wercke seyn / die Gott von den Bekehrten erfordert / in welchen Wercken sie leben / vnd GOtt jhren schüldigen newen Gehorsam erzeigen sollen / müssen sie die Leute zu den Zehen Geboten weisen / welches Paulus nennet / das Gesetze der Wercke / Roman. 3. Wie auch geschrieben stehet: Es sol nicht ein jeder thun / was jhn recht düncket / Ihr solt auch Gott nicht nach Menschen Lehre dienen / Sondern in meinen Geboten solt jhr wandeln / spricht ewer Gott / Deut. 12. Matth. 15. Ezechiel. 20.

Derwegen die jenigen vnrecht thun / die diesen brauch des Gesetzes / welchen man den dritten nennet / auffheben / verwerffen vnd verleugnen. Wenn aber gefraget wird / Wie denn vnsere gute Wercke / weil sie in diesem Leben noch vnuolkommen vnd vnrein seyn / Gott gefallen mögen / Da lehret das Euangelium / Daß wir das heilige Priesierthumb seyn / zu opffern Geistliche Opffer / die GOtt angenehm seyn durch Jesum Christum / 1. Petr. 2.

Aus solchem vnterscheid zwischen dem Gesetz vnd Euangeliokönnen vnd sollen auch die Pastores lernen / was sie für eine Ordnung in der Lehre von rechtschaffener wahrer Bekehrung halten sollen / Denn erstlich sollen sie durchs Gesetz die Hertzen bringen zur Erkentniß jhrer Sünden / des gerechten Zorns vnd Gerichts Gottes vber die Sünde. Zum andern / sollen sie die zerschlagenen Gewissen wieder trösten vnd auffrichten durch das Trostreiche Euangelium / zur gnedigen Vergebung der Sünden. Vnd alßdenn zum dritten solchen Bekehrten vnd Gleubigen aus dem Gesetze weisen / welche vnd was für Wercke Gott von jhnen erfordere / vnd in solchem newen Gehorsam jhnen auch aus dem Gesetze weisen / daß jhre gute Wercke in diesem Leben / von wegen des Fleisches / noch vnuolkommen vnd vnrein seyn vnd bleiben / Vnd demnach sie aus dem Euangelio lehren vnd trösten / daß gleichwol vmb des HErrn Christi willen solcher angefangener / vnuolkommener / schwacher / vnreiner Gehorsam Gott in seinen Gleubigen gefalle vnd angenehm sey.

Item / weñ die Pastores die Bekehrten vnd Gleubigen lehren wollen / wie vnd woher sie die Kreffte vnd vermögen GOtt wolgefellige gute Werck zu thun vnd zu leisten / vberkommen mögen / Da müssen sie jhnen aus dem Euangelio Bericht thun / Daß zuuor die Person müsse durch den Glauben gerechtfertiget seyn / Vnd daß mann also durch den Glauben den Geist der Ernewerung empfahe / welches Früchte alßdenn die rechten vnd Gott wolgefellige Werck sind / Galat. 3. vnd 5. Tit. 3.

Wenn sie aber jhnen eine gewisse Regula zeigen vnd weisen wollen / welchs denn dieselbigen Wercke seyn / die Gott von den Bekehrten erfordert / in welchen Wercken sie leben / vnd GOtt jhren schüldigen newen Gehorsam erzeigen sollen / müssen sie die Leute zu den Zehen Geboten weisen / welches Paulus nennet / das Gesetze der Wercke / Roman. 3. Wie auch geschrieben stehet: Es sol nicht ein jeder thun / was jhn recht düncket / Ihr solt auch Gott nicht nach Menschen Lehre dienen / Sondern in meinen Geboten solt jhr wandeln / spricht ewer Gott / Deut. 12. Matth. 15. Ezechiel. 20.

Derwegen die jenigen vnrecht thun / die diesen brauch des Gesetzes / welchen man den dritten nennet / auffheben / verwerffen vnd verleugnen. Wenn aber gefraget wird / Wie denn vnsere gute Wercke / weil sie in diesem Leben noch vnuolkom̃en vnd vnrein seyn / Gott gefallen mögen / Da lehret das Euangelium / Daß wir das heilige Priesierthumb seyn / zu opffern Geistliche Opffer / die GOtt angenehm seyn durch Jesum Christum / 1. Petr. 2.

Aus solchem vnterscheid zwischen dem Gesetz vnd Euangeliokönnen vnd sollen auch die Pastores lernen / was sie für eine Ordnung in der Lehre von rechtschaffener wahrer Bekehrung halten sollen / Denn erstlich sollen sie durchs Gesetz die Hertzen bringen zur Erkentniß jhrer Sünden / des gerechten Zorns vnd Gerichts Gottes vber die Sünde. Zum andern / sollen sie die zerschlagenen Gewissen wieder trösten vnd auffrichten durch das Trostreiche Euangelium / zur gnedigen Vergebung der Sünden. Vnd alßdenn zum dritten solchen Bekehrten vnd Gleubigen aus dem Gesetze weisen / welche vnd was für Wercke Gott von jhnen erfordere / vnd in solchem newen Gehorsam jhnen auch aus dem Gesetze weisen / daß jhre gute Wercke in diesem Leben / von wegen des Fleisches / noch vnuolkommen vnd vnrein seyn vnd bleiben / Vnd demnach sie aus dem Euangelio lehren vnd trösten / daß gleichwol vmb des HErrn Christi willen solcher angefangener / vnuolkommener / schwacher / vnreiner Gehorsam Gott in seinen Gleubigen gefalle vnd angenehm sey.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0732" n="64"/>
        <p>Item / wen&#x0303; die <hi rendition="#i">Pastores</hi> die Bekehrten vnd                      Gleubigen lehren wollen / wie vnd woher sie die Kreffte vnd vermögen GOtt                      wolgefellige gute Werck zu thun vnd zu leisten / vberkommen mögen / Da müssen                      sie jhnen aus dem Euangelio Bericht thun / Daß zuuor die Person müsse durch den                      Glauben gerechtfertiget seyn / Vnd daß mann also durch den Glauben den Geist der                      Ernewerung empfahe / welches Früchte alßdenn die rechten vnd Gott wolgefellige                      Werck sind / Galat. 3. vnd 5. Tit. 3.</p>
        <p>Wenn sie aber jhnen eine gewisse Regula zeigen vnd weisen wollen / welchs denn                      dieselbigen Wercke seyn / die Gott von den Bekehrten erfordert / in welchen                      Wercken sie leben / vnd GOtt jhren schüldigen newen Gehorsam erzeigen sollen /                      müssen sie die Leute zu den Zehen Geboten weisen / welches Paulus nennet / das                      Gesetze der Wercke / Roman. 3. Wie auch geschrieben stehet: Es sol nicht ein                      jeder thun / was jhn recht düncket / Ihr solt auch Gott nicht nach Menschen                      Lehre dienen / Sondern in meinen Geboten solt jhr wandeln / spricht ewer Gott /                      Deut. 12. Matth. 15. Ezechiel. 20.</p>
        <p>Derwegen die jenigen vnrecht thun / die diesen brauch des Gesetzes / welchen man                      den dritten nennet / auffheben / verwerffen vnd verleugnen. Wenn aber gefraget                      wird / Wie denn vnsere gute Wercke / weil sie in diesem Leben noch vnuolkom&#x0303;en vnd vnrein seyn / Gott gefallen mögen / Da lehret das                      Euangelium / Daß wir das heilige Priesierthumb seyn / zu opffern Geistliche                      Opffer / die GOtt angenehm seyn durch Jesum Christum / 1. Petr. 2.</p>
        <p>Aus solchem vnterscheid zwischen dem Gesetz vnd Euangeliokönnen vnd sollen auch                      die <hi rendition="#i">Pastores</hi> lernen / was sie für eine Ordnung in der                      Lehre von rechtschaffener wahrer Bekehrung halten sollen / Denn erstlich sollen                      sie durchs Gesetz die Hertzen bringen zur Erkentniß jhrer Sünden / des gerechten                      Zorns vnd Gerichts Gottes vber die Sünde. Zum andern / sollen sie die                      zerschlagenen Gewissen wieder trösten vnd auffrichten durch das Trostreiche                      Euangelium / zur gnedigen Vergebung der Sünden. Vnd alßdenn zum dritten solchen                      Bekehrten vnd Gleubigen aus dem Gesetze weisen / welche vnd was für Wercke Gott                      von jhnen erfordere / vnd in solchem newen Gehorsam jhnen auch aus dem Gesetze                      weisen / daß jhre gute Wercke in diesem Leben / von wegen des Fleisches / noch                      vnuolkommen vnd vnrein seyn vnd bleiben / Vnd demnach sie aus dem Euangelio                      lehren vnd trösten / daß gleichwol vmb des HErrn Christi willen solcher                      angefangener / vnuolkommener / schwacher / vnreiner Gehorsam Gott in seinen                      Gleubigen gefalle vnd angenehm sey.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0732] Item / weñ die Pastores die Bekehrten vnd Gleubigen lehren wollen / wie vnd woher sie die Kreffte vnd vermögen GOtt wolgefellige gute Werck zu thun vnd zu leisten / vberkommen mögen / Da müssen sie jhnen aus dem Euangelio Bericht thun / Daß zuuor die Person müsse durch den Glauben gerechtfertiget seyn / Vnd daß mann also durch den Glauben den Geist der Ernewerung empfahe / welches Früchte alßdenn die rechten vnd Gott wolgefellige Werck sind / Galat. 3. vnd 5. Tit. 3. Wenn sie aber jhnen eine gewisse Regula zeigen vnd weisen wollen / welchs denn dieselbigen Wercke seyn / die Gott von den Bekehrten erfordert / in welchen Wercken sie leben / vnd GOtt jhren schüldigen newen Gehorsam erzeigen sollen / müssen sie die Leute zu den Zehen Geboten weisen / welches Paulus nennet / das Gesetze der Wercke / Roman. 3. Wie auch geschrieben stehet: Es sol nicht ein jeder thun / was jhn recht düncket / Ihr solt auch Gott nicht nach Menschen Lehre dienen / Sondern in meinen Geboten solt jhr wandeln / spricht ewer Gott / Deut. 12. Matth. 15. Ezechiel. 20. Derwegen die jenigen vnrecht thun / die diesen brauch des Gesetzes / welchen man den dritten nennet / auffheben / verwerffen vnd verleugnen. Wenn aber gefraget wird / Wie denn vnsere gute Wercke / weil sie in diesem Leben noch vnuolkom̃en vnd vnrein seyn / Gott gefallen mögen / Da lehret das Euangelium / Daß wir das heilige Priesierthumb seyn / zu opffern Geistliche Opffer / die GOtt angenehm seyn durch Jesum Christum / 1. Petr. 2. Aus solchem vnterscheid zwischen dem Gesetz vnd Euangeliokönnen vnd sollen auch die Pastores lernen / was sie für eine Ordnung in der Lehre von rechtschaffener wahrer Bekehrung halten sollen / Denn erstlich sollen sie durchs Gesetz die Hertzen bringen zur Erkentniß jhrer Sünden / des gerechten Zorns vnd Gerichts Gottes vber die Sünde. Zum andern / sollen sie die zerschlagenen Gewissen wieder trösten vnd auffrichten durch das Trostreiche Euangelium / zur gnedigen Vergebung der Sünden. Vnd alßdenn zum dritten solchen Bekehrten vnd Gleubigen aus dem Gesetze weisen / welche vnd was für Wercke Gott von jhnen erfordere / vnd in solchem newen Gehorsam jhnen auch aus dem Gesetze weisen / daß jhre gute Wercke in diesem Leben / von wegen des Fleisches / noch vnuolkommen vnd vnrein seyn vnd bleiben / Vnd demnach sie aus dem Euangelio lehren vnd trösten / daß gleichwol vmb des HErrn Christi willen solcher angefangener / vnuolkommener / schwacher / vnreiner Gehorsam Gott in seinen Gleubigen gefalle vnd angenehm sey.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/732
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/732>, abgerufen am 12.06.2024.