Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.auch in einigen Ländern ohne den Zechstein und Kupferschiefer vor, so z. B. in Schottland und Irland. Man nennt es auch Todtliegendes, da es unmittelbar unter dem Kupferschiefer taub oder todt, d. i. erzleer ist. Rothrußland, Rothreußen, ehemalige Woiwodschaft in Polen, begriff den größeren Theil von Galizien. Rothschild, das erste Bankierhaus auf der Welt, dessen zahlreiche Mitglieder gemeinschaftlich operiren, wurde von Mayer Anselm R., geb. 1743 zu Frankfurt, dem Sohne eines gewöhnlichen Handelsjuden, gegründet. Er begann mit einem Wechselgeschäfte, kam mit dem Landgrafen von Hessen, dem späteren Kurfürsten Wilhelm I., in Verbindung und machte mit ihm gute Geschäfte, st. 1812. Seine 5 Söhne betrieben das Geschäft gemeinschaftlich fort: 1) Anselm, Chef des Stammhauses zu Frankfurt, geb. 1773, gest. 1855. 2) Salomon, geb. 1774, gest. 1855, Chef des Wiener Hauses. 3) Nathan Mayer, geb. 1777, gest. 1836, Chef des Londoner Hauses; sein Nachfolger ist Lionel, geb. 1808. 4) Karl, geb. 1788, Chef des Neapolitan. Hauses. 5) Jakob (James), geb. 1792, Chef des Pariser Hauses; sämmtliche R. wurden 1822 in den österr. Freiherrnstand erhoben. Seit 1813 gingen eine Menge Staatsanlehen u. andere große Creditoperationen durch ihre Hände (man sagt über 1500 Mill. Gulden), ihr Vermögen wird auf mehr als 100 Mill. Gulden geschätzt, ihr Credit ist unbegränzt. Rothschwänzchen, Röthlinge, Familie Vögel aus der Gattung der eigentlichen Sänger (Sylvia), mit rostrothem Schwanz u. dünnen, schwarzen Läufen. Es sind lebhafte, zutrauliche Vögel und beständig in Bewegung, wobei sie mit dem Schwanze wippen; halten sich in der Nähe der Wohnungen auf, auf Gebäuden und Bäumen, und leben hauptsächlich von Insecten, weniger von Beeren. Bei uns 2 Arten: Das Garten-R. (S. phoenicurus); oben braun, an der Kehle schwarz, an der Stirne weiß, Schwanz lebhaft rostroth; Gesang angenehm. - Das Haus-R. (S. tithys), oben dunkel aschgrau; lebt besonders auf Häusern; beide sind Zugvögel. Rothwälsch (von Roter d. h. Bettler. und Wälsch), s. Gauner. Rotschensalm, s. Kymene. Rotang, Rottang, s. Drachenrotang. Rotte, in der Militärsprache die Reihe in der Tiefe (hintereinander) ausgestellter Soldaten, während die neben einander aufgestellten das Glied bilden. Rotteck, Karl von, Geschichtschreiber, geb. 1775 zu Freiburg i. B., lehrte von 1798-1818 Geschichte, alsdann Vernunftrecht und Staatswissenschaften an der Universität seiner Vaterstadt; 1832 wurde er in Folge eines Beschlusses des Bundestages in Ruhe stand versetzt, die von ihm redigirte Zeitung der "Freisinnige" unterdrückt und ihm untersagt, in den nächsten 5 Jahren irgend eine Zeitung herauszugeben. Die Wahl R.s zum Bürgermeister Freiburgs konnte die landesherrliche Bestätigung nicht erhalten, aber er wirkte lebhaft in der 2. bad. Kammer, welche durch ihn namentlich ihren Glanzpunkt erreichte, war unermüdlich literarisch thätig u. st. 1840, als er gerade wieder in sein Amt als Universitätslehrer eingesetzt worden war. R.s Hauptwerk ist seine "Weltgeschichte", deren 9 Bde. er 1813-27 schrieb und welche fortwährend neu aufgelegt, von seinem Sohne Hermann (geb. 1815, gest. 1845 in seiner Vaterstadt Freiburg als Privatdocent, nachdem er kurz zuvor die Erlaubniß zu geschichtlichen Vorlesungen erhalten hatte) und neuestens von Steger fortgesetzt wurde. Einen Auszug des größeren Werkes bearbeitete R. selber in 4 Bändchen, die gleichfalls viele Auflagen erlebten. Der großartige Erfolg des Werkes ist zumeist daraus erklärlich, daß es nicht sowohl ein Geschichtswerk als eine feurige Apologie des modernen Liberalismus und mit jenem Pathos geschrieben ist, welches der deutschen Jugend stets zusagen wird; die Quellenstudien sind dürftig, an die Stelle objectiver Beurtheilung setzte R. die ganze Einseitigkeit des subjectiven Rationalismus, der es den alten Griechen und Römern auch in einigen Ländern ohne den Zechstein und Kupferschiefer vor, so z. B. in Schottland und Irland. Man nennt es auch Todtliegendes, da es unmittelbar unter dem Kupferschiefer taub oder todt, d. i. erzleer ist. Rothrußland, Rothreußen, ehemalige Woiwodschaft in Polen, begriff den größeren Theil von Galizien. Rothschild, das erste Bankierhaus auf der Welt, dessen zahlreiche Mitglieder gemeinschaftlich operiren, wurde von Mayer Anselm R., geb. 1743 zu Frankfurt, dem Sohne eines gewöhnlichen Handelsjuden, gegründet. Er begann mit einem Wechselgeschäfte, kam mit dem Landgrafen von Hessen, dem späteren Kurfürsten Wilhelm I., in Verbindung und machte mit ihm gute Geschäfte, st. 1812. Seine 5 Söhne betrieben das Geschäft gemeinschaftlich fort: 1) Anselm, Chef des Stammhauses zu Frankfurt, geb. 1773, gest. 1855. 2) Salomon, geb. 1774, gest. 1855, Chef des Wiener Hauses. 3) Nathan Mayer, geb. 1777, gest. 1836, Chef des Londoner Hauses; sein Nachfolger ist Lionel, geb. 1808. 4) Karl, geb. 1788, Chef des Neapolitan. 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Bettler. und Wälsch), s. Gauner. Rotschensalm, s. Kymene. Rotang, Rottang, s. Drachenrotang. Rotte, in der Militärsprache die Reihe in der Tiefe (hintereinander) ausgestellter Soldaten, während die neben einander aufgestellten das Glied bilden. Rotteck, Karl von, Geschichtschreiber, geb. 1775 zu Freiburg i. B., lehrte von 1798–1818 Geschichte, alsdann Vernunftrecht und Staatswissenschaften an der Universität seiner Vaterstadt; 1832 wurde er in Folge eines Beschlusses des Bundestages in Ruhe stand versetzt, die von ihm redigirte Zeitung der „Freisinnige“ unterdrückt und ihm untersagt, in den nächsten 5 Jahren irgend eine Zeitung herauszugeben. Die Wahl R.s zum Bürgermeister Freiburgs konnte die landesherrliche Bestätigung nicht erhalten, aber er wirkte lebhaft in der 2. bad. Kammer, welche durch ihn namentlich ihren Glanzpunkt erreichte, war unermüdlich literarisch thätig u. st. 1840, als er gerade wieder in sein Amt als Universitätslehrer eingesetzt worden war. R.s Hauptwerk ist seine „Weltgeschichte“, deren 9 Bde. er 1813–27 schrieb und welche fortwährend neu aufgelegt, von seinem Sohne Hermann (geb. 1815, gest. 1845 in seiner Vaterstadt Freiburg als Privatdocent, nachdem er kurz zuvor die Erlaubniß zu geschichtlichen Vorlesungen erhalten hatte) und neuestens von Steger fortgesetzt wurde. Einen Auszug des größeren Werkes bearbeitete R. selber in 4 Bändchen, die gleichfalls viele Auflagen erlebten. Der großartige Erfolg des Werkes ist zumeist daraus erklärlich, daß es nicht sowohl ein Geschichtswerk als eine feurige Apologie des modernen Liberalismus und mit jenem Pathos geschrieben ist, welches der deutschen Jugend stets zusagen wird; die Quellenstudien sind dürftig, an die Stelle objectiver Beurtheilung setzte R. die ganze Einseitigkeit des subjectiven Rationalismus, der es den alten Griechen und Römern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0775" n="774"/> auch in einigen Ländern ohne den Zechstein und Kupferschiefer vor, so z. B. in Schottland und Irland. 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auch in einigen Ländern ohne den Zechstein und Kupferschiefer vor, so z. B. in Schottland und Irland. Man nennt es auch Todtliegendes, da es unmittelbar unter dem Kupferschiefer taub oder todt, d. i. erzleer ist.
Rothrußland, Rothreußen, ehemalige Woiwodschaft in Polen, begriff den größeren Theil von Galizien.
Rothschild, das erste Bankierhaus auf der Welt, dessen zahlreiche Mitglieder gemeinschaftlich operiren, wurde von Mayer Anselm R., geb. 1743 zu Frankfurt, dem Sohne eines gewöhnlichen Handelsjuden, gegründet. Er begann mit einem Wechselgeschäfte, kam mit dem Landgrafen von Hessen, dem späteren Kurfürsten Wilhelm I., in Verbindung und machte mit ihm gute Geschäfte, st. 1812. Seine 5 Söhne betrieben das Geschäft gemeinschaftlich fort: 1) Anselm, Chef des Stammhauses zu Frankfurt, geb. 1773, gest. 1855. 2) Salomon, geb. 1774, gest. 1855, Chef des Wiener Hauses. 3) Nathan Mayer, geb. 1777, gest. 1836, Chef des Londoner Hauses; sein Nachfolger ist Lionel, geb. 1808. 4) Karl, geb. 1788, Chef des Neapolitan. Hauses. 5) Jakob (James), geb. 1792, Chef des Pariser Hauses; sämmtliche R. wurden 1822 in den österr. Freiherrnstand erhoben. Seit 1813 gingen eine Menge Staatsanlehen u. andere große Creditoperationen durch ihre Hände (man sagt über 1500 Mill. Gulden), ihr Vermögen wird auf mehr als 100 Mill. Gulden geschätzt, ihr Credit ist unbegränzt.
Rothschwänzchen, Röthlinge, Familie Vögel aus der Gattung der eigentlichen Sänger (Sylvia), mit rostrothem Schwanz u. dünnen, schwarzen Läufen. Es sind lebhafte, zutrauliche Vögel und beständig in Bewegung, wobei sie mit dem Schwanze wippen; halten sich in der Nähe der Wohnungen auf, auf Gebäuden und Bäumen, und leben hauptsächlich von Insecten, weniger von Beeren. Bei uns 2 Arten: Das Garten-R. (S. phoenicurus); oben braun, an der Kehle schwarz, an der Stirne weiß, Schwanz lebhaft rostroth; Gesang angenehm. – Das Haus-R. (S. tithys), oben dunkel aschgrau; lebt besonders auf Häusern; beide sind Zugvögel.
Rothwälsch (von Roter d. h. Bettler. und Wälsch), s. Gauner.
Rotschensalm, s. Kymene.
Rotang, Rottang, s. Drachenrotang.
Rotte, in der Militärsprache die Reihe in der Tiefe (hintereinander) ausgestellter Soldaten, während die neben einander aufgestellten das Glied bilden.
Rotteck, Karl von, Geschichtschreiber, geb. 1775 zu Freiburg i. B., lehrte von 1798–1818 Geschichte, alsdann Vernunftrecht und Staatswissenschaften an der Universität seiner Vaterstadt; 1832 wurde er in Folge eines Beschlusses des Bundestages in Ruhe stand versetzt, die von ihm redigirte Zeitung der „Freisinnige“ unterdrückt und ihm untersagt, in den nächsten 5 Jahren irgend eine Zeitung herauszugeben. Die Wahl R.s zum Bürgermeister Freiburgs konnte die landesherrliche Bestätigung nicht erhalten, aber er wirkte lebhaft in der 2. bad. Kammer, welche durch ihn namentlich ihren Glanzpunkt erreichte, war unermüdlich literarisch thätig u. st. 1840, als er gerade wieder in sein Amt als Universitätslehrer eingesetzt worden war. R.s Hauptwerk ist seine „Weltgeschichte“, deren 9 Bde. er 1813–27 schrieb und welche fortwährend neu aufgelegt, von seinem Sohne Hermann (geb. 1815, gest. 1845 in seiner Vaterstadt Freiburg als Privatdocent, nachdem er kurz zuvor die Erlaubniß zu geschichtlichen Vorlesungen erhalten hatte) und neuestens von Steger fortgesetzt wurde. Einen Auszug des größeren Werkes bearbeitete R. selber in 4 Bändchen, die gleichfalls viele Auflagen erlebten. Der großartige Erfolg des Werkes ist zumeist daraus erklärlich, daß es nicht sowohl ein Geschichtswerk als eine feurige Apologie des modernen Liberalismus und mit jenem Pathos geschrieben ist, welches der deutschen Jugend stets zusagen wird; die Quellenstudien sind dürftig, an die Stelle objectiver Beurtheilung setzte R. die ganze Einseitigkeit des subjectiven Rationalismus, der es den alten Griechen und Römern
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