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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Raumer, Georg Wilhelm von, geb. 1790 zu Berlin, Wirkl. Geh. Oberregierungsrath u. ältester Rath im Hausministerium zu Berlin, Geschichtsforscher; erschoß sich 11/12 März 1856 zu Berlin. ("Novus codex diplomaticus Brandenburgensis" 2 Bde., Berl. 1831-33; "Regesta historiae Brandenburgensis" Bd. I., Berl. 1836, nebst "Historischen Karten und Stammtafeln" Heft I., Berlin 1837; "Geschichte der Insel Wollin" Berlin 1853.)


Raumer, Karl Otto von, geb. 1805 zu Stargardt, Sohn des Generals Karl Friedr. Albrecht, ist seit 1850 preuß. Minister des Cultus, Unterrichtes, sowie der Medicinalangelegenheiten.


Raupach, Ernst Benj. Salomon, ein fruchtbarer dramatischer Dichter, geb. 1784 zu Straupitz in der Lausitz, studierte prot. Theologie, kam 1804 als Erzieher nach Petersburg, wurde daselbst 1816 Professor der Philosophie u. Geschichte, lebte von 1822 an zu Berlin u. st. 1852 als Hofrath. Er dichtete Lustspiele und Schauspiele (Schleichhändler, Zeitgeist, die Fürsten Chavansky, die Leibeigenen, Tassos Tod, die Schule des Lebens u. a. m.), vornämlich aber historische Trauerspiele, deren Stoff namentlich aus der Zeit der Hohenstaufen oder Kromwells genommen war. Man hat den R. einen "neu aufgelegten Kotzebue" genannt u. in der That sind seine Lustspiele selten mehr als spaßhaft, alle Stücke oberflächlich und mit ihrer Sentimentalität u. Uebertreibung nur auf Bühneneffect berechnet, doch ist auch an dichterisch schönen u. selbst großartigen Stellen besonders in seinen frühern Stücken kein Mangel. Ernste dramatische Werke, Hamb. 1830 bis 44, 18 Bde.; komische, ebendaselbst 1828-34, 3 Bde.


Raupen, s. Insekten u. Schmetterlinge.


Rauscher, Joseph Othmar, Ritter von, Cardinal und Fürst-Erzbischof von Wien, geb. am 6. Oct. 1797 zu Wien, studierte daselbst Jurisprudenz u. Theologie, wurde 1823 Priester u. 2 Jahre in der Seelsorge zu Hütteldorf bei Wien verwendet, alsdann Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes zu Salzburg, in welcher Stellung er ein größeres kirchengeschichtliches Werk begann, das großen Beifall fand, von dem aber nur 2 Bände (Sulzbach 1829) erschienen sind. R. wurde nämlich 1832 Director der k. k. orientalischen Akademie zu Wien u. unterrichtete den jetzigen Kaiser Franz Joseph in der Philosophie; zum Fürstbischof von Seckau ward er erhoben im Anfang des J. 1849, als Fürst-Erzbischof von Wien installirt am 15. August 1853. R. wurde Mitglied des bischöflichen Comites zur Vorbereitung und k. k. Plenipotentiär zur Abschließung des Concordates mit dem hl. Stuhle, welches am 18. August 1855 von R. u. dem Cardinal Viale-Prela, apostolischem Pronuntius in Wien unterzeichnet, vom Kaiser und Papste ratificirt und im Nov. 1855 als österreich. Staatsgesetz verkündiget wurde. Pius IX. erhob den Fürst-Erzbischof zum Cardinal am 17. Decbr. 1855; gegenwärtig beschäftigt sich dieser mit den Vorarbeiten für die Versammlung der Bischöfe des Kaiserstaates, welche für den Vollzug des Concordates im April 1856 zu Wien zusammentritt.


Raute (ruta graveolens); strauchartiges Gewächs in Südeuropa, bei uns in Gärten cultivirt, mit ästigem Stengel, zusammengesetzten Blättern, grünlichgelben Blüten in Doldentrauben, wegen eines in allen Theilen enthaltenen ätherischen Oeles durchdringend riechend u. bitter schmeckend, ist officinell. - R. nkranz, in der Heraldik das Wappen der sächs. Häuser, grüner, schiefliegender, mit kronenartigen Blättchen verzierter Balken. R. nkrone, königl. sächs., 1807 gestifteter Hausorden.


Rauten glas (Polyeder), in der Optik Glas mit flachgeschliffener Grundfläche und vieleckigen Seiten, welches auf der Grundfläche einen Gegenstand so oft vervielfacht darstellt, als Flächen vorhanden sind.


Ravaillac (Rawäliak), Francois, geb. 1578 zu Angouleme, Jurist, trat in den Orden der Feuillants, wurde jedoch bald aus demselben verstoßen, fristete dann sein Leben als Schreiber u. Schulmeister, faßte, ohnehin zu tollen Gedanken geneigt, einen fanatischen Haß gegen König Heinrich IV. von Frankreich und erdolchte denselben am 14.


Raumer, Georg Wilhelm von, geb. 1790 zu Berlin, Wirkl. Geh. Oberregierungsrath u. ältester Rath im Hausministerium zu Berlin, Geschichtsforscher; erschoß sich 11/12 März 1856 zu Berlin. („Novus codex diplomaticus Brandenburgensis“ 2 Bde., Berl. 1831–33; „Regesta historiae Brandenburgensis“ Bd. I., Berl. 1836, nebst „Historischen Karten und Stammtafeln“ Heft I., Berlin 1837; „Geschichte der Insel Wollin“ Berlin 1853.)


Raumer, Karl Otto von, geb. 1805 zu Stargardt, Sohn des Generals Karl Friedr. Albrecht, ist seit 1850 preuß. Minister des Cultus, Unterrichtes, sowie der Medicinalangelegenheiten.


Raupach, Ernst Benj. Salomon, ein fruchtbarer dramatischer Dichter, geb. 1784 zu Straupitz in der Lausitz, studierte prot. Theologie, kam 1804 als Erzieher nach Petersburg, wurde daselbst 1816 Professor der Philosophie u. Geschichte, lebte von 1822 an zu Berlin u. st. 1852 als Hofrath. Er dichtete Lustspiele und Schauspiele (Schleichhändler, Zeitgeist, die Fürsten Chavansky, die Leibeigenen, Tassos Tod, die Schule des Lebens u. a. m.), vornämlich aber historische Trauerspiele, deren Stoff namentlich aus der Zeit der Hohenstaufen oder Kromwells genommen war. Man hat den R. einen „neu aufgelegten Kotzebue“ genannt u. in der That sind seine Lustspiele selten mehr als spaßhaft, alle Stücke oberflächlich und mit ihrer Sentimentalität u. Uebertreibung nur auf Bühneneffect berechnet, doch ist auch an dichterisch schönen u. selbst großartigen Stellen besonders in seinen frühern Stücken kein Mangel. Ernste dramatische Werke, Hamb. 1830 bis 44, 18 Bde.; komische, ebendaselbst 1828–34, 3 Bde.


Raupen, s. Insekten u. Schmetterlinge.


Rauscher, Joseph Othmar, Ritter von, Cardinal und Fürst-Erzbischof von Wien, geb. am 6. Oct. 1797 zu Wien, studierte daselbst Jurisprudenz u. Theologie, wurde 1823 Priester u. 2 Jahre in der Seelsorge zu Hütteldorf bei Wien verwendet, alsdann Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes zu Salzburg, in welcher Stellung er ein größeres kirchengeschichtliches Werk begann, das großen Beifall fand, von dem aber nur 2 Bände (Sulzbach 1829) erschienen sind. R. wurde nämlich 1832 Director der k. k. orientalischen Akademie zu Wien u. unterrichtete den jetzigen Kaiser Franz Joseph in der Philosophie; zum Fürstbischof von Seckau ward er erhoben im Anfang des J. 1849, als Fürst-Erzbischof von Wien installirt am 15. August 1853. R. wurde Mitglied des bischöflichen Comités zur Vorbereitung und k. k. Plenipotentiär zur Abschließung des Concordates mit dem hl. Stuhle, welches am 18. August 1855 von R. u. dem Cardinal Viale-Prelà, apostolischem Pronuntius in Wien unterzeichnet, vom Kaiser und Papste ratificirt und im Nov. 1855 als österreich. Staatsgesetz verkündiget wurde. Pius IX. erhob den Fürst-Erzbischof zum Cardinal am 17. Decbr. 1855; gegenwärtig beschäftigt sich dieser mit den Vorarbeiten für die Versammlung der Bischöfe des Kaiserstaates, welche für den Vollzug des Concordates im April 1856 zu Wien zusammentritt.


Raute (ruta graveolens); strauchartiges Gewächs in Südeuropa, bei uns in Gärten cultivirt, mit ästigem Stengel, zusammengesetzten Blättern, grünlichgelben Blüten in Doldentrauben, wegen eines in allen Theilen enthaltenen ätherischen Oeles durchdringend riechend u. bitter schmeckend, ist officinell. – R. nkranz, in der Heraldik das Wappen der sächs. Häuser, grüner, schiefliegender, mit kronenartigen Blättchen verzierter Balken. R. nkrone, königl. sächs., 1807 gestifteter Hausorden.


Rauten glas (Polyëder), in der Optik Glas mit flachgeschliffener Grundfläche und vieleckigen Seiten, welches auf der Grundfläche einen Gegenstand so oft vervielfacht darstellt, als Flächen vorhanden sind.


Ravaillac (Rawäliak), François, geb. 1578 zu Angoulême, Jurist, trat in den Orden der Feuillants, wurde jedoch bald aus demselben verstoßen, fristete dann sein Leben als Schreiber u. Schulmeister, faßte, ohnehin zu tollen Gedanken geneigt, einen fanatischen Haß gegen König Heinrich IV. von Frankreich und erdolchte denselben am 14.

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[672/0673] Raumer, Georg Wilhelm von, geb. 1790 zu Berlin, Wirkl. Geh. Oberregierungsrath u. ältester Rath im Hausministerium zu Berlin, Geschichtsforscher; erschoß sich 11/12 März 1856 zu Berlin. („Novus codex diplomaticus Brandenburgensis“ 2 Bde., Berl. 1831–33; „Regesta historiae Brandenburgensis“ Bd. I., Berl. 1836, nebst „Historischen Karten und Stammtafeln“ Heft I., Berlin 1837; „Geschichte der Insel Wollin“ Berlin 1853.) Raumer, Karl Otto von, geb. 1805 zu Stargardt, Sohn des Generals Karl Friedr. Albrecht, ist seit 1850 preuß. Minister des Cultus, Unterrichtes, sowie der Medicinalangelegenheiten. Raupach, Ernst Benj. Salomon, ein fruchtbarer dramatischer Dichter, geb. 1784 zu Straupitz in der Lausitz, studierte prot. Theologie, kam 1804 als Erzieher nach Petersburg, wurde daselbst 1816 Professor der Philosophie u. Geschichte, lebte von 1822 an zu Berlin u. st. 1852 als Hofrath. Er dichtete Lustspiele und Schauspiele (Schleichhändler, Zeitgeist, die Fürsten Chavansky, die Leibeigenen, Tassos Tod, die Schule des Lebens u. a. m.), vornämlich aber historische Trauerspiele, deren Stoff namentlich aus der Zeit der Hohenstaufen oder Kromwells genommen war. Man hat den R. einen „neu aufgelegten Kotzebue“ genannt u. in der That sind seine Lustspiele selten mehr als spaßhaft, alle Stücke oberflächlich und mit ihrer Sentimentalität u. Uebertreibung nur auf Bühneneffect berechnet, doch ist auch an dichterisch schönen u. selbst großartigen Stellen besonders in seinen frühern Stücken kein Mangel. Ernste dramatische Werke, Hamb. 1830 bis 44, 18 Bde.; komische, ebendaselbst 1828–34, 3 Bde. Raupen, s. Insekten u. Schmetterlinge. Rauscher, Joseph Othmar, Ritter von, Cardinal und Fürst-Erzbischof von Wien, geb. am 6. Oct. 1797 zu Wien, studierte daselbst Jurisprudenz u. Theologie, wurde 1823 Priester u. 2 Jahre in der Seelsorge zu Hütteldorf bei Wien verwendet, alsdann Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes zu Salzburg, in welcher Stellung er ein größeres kirchengeschichtliches Werk begann, das großen Beifall fand, von dem aber nur 2 Bände (Sulzbach 1829) erschienen sind. R. wurde nämlich 1832 Director der k. k. orientalischen Akademie zu Wien u. unterrichtete den jetzigen Kaiser Franz Joseph in der Philosophie; zum Fürstbischof von Seckau ward er erhoben im Anfang des J. 1849, als Fürst-Erzbischof von Wien installirt am 15. August 1853. R. wurde Mitglied des bischöflichen Comités zur Vorbereitung und k. k. Plenipotentiär zur Abschließung des Concordates mit dem hl. Stuhle, welches am 18. August 1855 von R. u. dem Cardinal Viale-Prelà, apostolischem Pronuntius in Wien unterzeichnet, vom Kaiser und Papste ratificirt und im Nov. 1855 als österreich. Staatsgesetz verkündiget wurde. Pius IX. erhob den Fürst-Erzbischof zum Cardinal am 17. Decbr. 1855; gegenwärtig beschäftigt sich dieser mit den Vorarbeiten für die Versammlung der Bischöfe des Kaiserstaates, welche für den Vollzug des Concordates im April 1856 zu Wien zusammentritt. Raute (ruta graveolens); strauchartiges Gewächs in Südeuropa, bei uns in Gärten cultivirt, mit ästigem Stengel, zusammengesetzten Blättern, grünlichgelben Blüten in Doldentrauben, wegen eines in allen Theilen enthaltenen ätherischen Oeles durchdringend riechend u. bitter schmeckend, ist officinell. – R. nkranz, in der Heraldik das Wappen der sächs. Häuser, grüner, schiefliegender, mit kronenartigen Blättchen verzierter Balken. R. nkrone, königl. sächs., 1807 gestifteter Hausorden. Rauten glas (Polyëder), in der Optik Glas mit flachgeschliffener Grundfläche und vieleckigen Seiten, welches auf der Grundfläche einen Gegenstand so oft vervielfacht darstellt, als Flächen vorhanden sind. Ravaillac (Rawäliak), François, geb. 1578 zu Angoulême, Jurist, trat in den Orden der Feuillants, wurde jedoch bald aus demselben verstoßen, fristete dann sein Leben als Schreiber u. Schulmeister, faßte, ohnehin zu tollen Gedanken geneigt, einen fanatischen Haß gegen König Heinrich IV. von Frankreich und erdolchte denselben am 14.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/673>, abgerufen am 25.11.2024.