Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite


Polk, James Knox, nordamerikan. Präsident von 1845-49, geb. 1795 in Nordcarolina, wurde 1825 Mitglied des Congresses, 1839 Gouverneur von Tenessee, 1845 durch die demokratische Partei Präsident der Union; er überzog Mexiko mit Krieg, ließ Neumexiko u. Californien erobern, schloß mit England den Vertrag wegen des Oregongebiets und st. 15. Juni 1849.


Polka, bekannter Tanz.


Poll, altengl., Kopf; p.tax, das Wählerregister bei Parlamentswahlen; der Wahlact selbst.


Pollen, der Blütenstaub.


Pollenza, s. Mallorca.


Pollicitatio, lat., das einseitige Versprechen.


Pollinctura, lat., Leichenwasche; Einölung der Leiche.


Pollio, Cajus Asinius, geb. 75 v. Chr., vornehmer Römer, begleitete die höchsten Ehrenämter, war Freund des Augustus, ein Mann von wissenschaftlicher Bildung, schriftstellerisch thätig, gleich Mäcenas ein Gönner des Horaz u. Virgil. Sein gleichnamiger Sohn kam unter Tiberius um. Ein Vedius P., röm. Ritter, Freund des Augustus, ist als derjenige P. berüchtigt, der seine Muränen mit dem Fleische der Sklaven mästete, welche er muthwillig z. B. wegen eines zerbrochenen kostbaren Gefäßes hinrichten ließ.


Pollock (Pallöck), Robert, engl. Novellist und Lyriker, geb. 1799 zu Muirhouse in Schottland, gest. 1827 zu Southhampton; sein Gedicht "The course of time" erschien 1855 in der 21. Aufl. (deutsch von Hey, Hamb. 1830).


Polluiren, lat.-deutsch, beflecken; pollutio, lat., Befleckung, Entweihung; pollutio nocturna, unwillkürliche Samenergießung während des Schlafs.


Pollux, s. Dioskuren.


Pollux, Julius, griech. Rhetor in dem 2. Jahre n. Chr., aus Naukratis in Aegypten, lehrte in Athen Rhetorik, ist der Verfasser eines griech. Realwörterbuchs: "Onomasticon" (Ausgabe von Bekker, Berlin 1846). - Von einem andern Julius P., einem christlichen Schriftsteller (vielleicht aus dem 10. Jahrh.), haben wir ein Geschichtswerk von Erschaffung der Welt bis auf Kaiser Hadrian (hrsg. von Hardt, Lpz. 1792).


Polnische Literatur, Polnische Sprache. Die poln. Sprache ist mit der böhm. ein Hauptzweig der westl. slavischen Sprachen, härter als die russ., mit gehäuften Consonanten, vielen harten u. weichen Zischlauten. Sie ist reich an Flexionsformen und hat eine sehr freie Vorstellung, eignet sich deßwegen gleich gut für die prosaische u. poetische Darstellung. Ihre Ausbildung zur schönen, feinen Schriftsprache erhielt sie seit Anfang des 15. Jahrh., wo sie das Latein verdrängte. Von einer poln. Literatur kann natürlich erst seit der Einführung des Christenthums die Rede sein; dieselbe bediente sich der lat. Sprache, wie alle abendländischen christlichen Nationen u. wie bei diesen bewegte sie sich auch hauptsächlich auf dem Gebiete der Chroniken, der Gesetzessammlung u. der Scholastik. Am Ende des 15. Jahrh. und im 16. entwickelte sich in Polen gleichwie in andern Ländern bei den höheren Ständen durch den Einfluß der ital. Cultur eine feinere Bildung und im Gefolge derselben eine nationale Literatur; doch behauptete das Latein als Sprache der Gebildeten noch immer soviel Geltung, daß eine Reihe der besten Schriftsteller sich ihrer bedienten, z. B. der treffliche Lyriker Sarbiewski, ein Jesuite. Polnisch dichteten: Kochanowski, Szarzinsky, Grochowsky, Szimonowicz etc. Die Reformation, die auch in Polen Eingang fand, rief namentlich Bibelübersetzungen u. Kirchengesänge in das Leben. Eine neue Blüte der Literatur folgte in der letzten Zeit des Staates aus der Rückwirkung der französ. Bildung und beweist durch Form und Gehalt jenen fremden Einfluß. Bedeutendste Namen aus dieser Zeit: Konarski, gest. 1773, der Gründer des poln. Theaters, die Lyriker Trembecki und Kniaznin, die Satyriker Wegierski und Godebski; unter den Historikern: Krasicki, der die unglückliche Zukunft Polens vergeblich weissagte. Aus der Zeit der Theilungen u. des vergeblichen Ringens der Edelsten der Nation ragt der Dichter Niemcewicz in die neue Zeit herüber, die seit 1815 eine poln. Dichterschule


Polk, James Knox, nordamerikan. Präsident von 1845–49, geb. 1795 in Nordcarolina, wurde 1825 Mitglied des Congresses, 1839 Gouverneur von Tenessee, 1845 durch die demokratische Partei Präsident der Union; er überzog Mexiko mit Krieg, ließ Neumexiko u. Californien erobern, schloß mit England den Vertrag wegen des Oregongebiets und st. 15. Juni 1849.


Polka, bekannter Tanz.


Poll, altengl., Kopf; p.tax, das Wählerregister bei Parlamentswahlen; der Wahlact selbst.


Pollen, der Blütenstaub.


Pollenza, s. Mallorca.


Pollicitatio, lat., das einseitige Versprechen.


Pollinctura, lat., Leichenwasche; Einölung der Leiche.


Pollio, Cajus Asinius, geb. 75 v. Chr., vornehmer Römer, begleitete die höchsten Ehrenämter, war Freund des Augustus, ein Mann von wissenschaftlicher Bildung, schriftstellerisch thätig, gleich Mäcenas ein Gönner des Horaz u. Virgil. Sein gleichnamiger Sohn kam unter Tiberius um. Ein Vedius P., röm. Ritter, Freund des Augustus, ist als derjenige P. berüchtigt, der seine Muränen mit dem Fleische der Sklaven mästete, welche er muthwillig z. B. wegen eines zerbrochenen kostbaren Gefäßes hinrichten ließ.


Pollock (Pallöck), Robert, engl. Novellist und Lyriker, geb. 1799 zu Muirhouse in Schottland, gest. 1827 zu Southhampton; sein Gedicht „The course of time“ erschien 1855 in der 21. Aufl. (deutsch von Hey, Hamb. 1830).


Polluiren, lat.-deutsch, beflecken; pollutio, lat., Befleckung, Entweihung; pollutio nocturna, unwillkürliche Samenergießung während des Schlafs.


Pollux, s. Dioskuren.


Pollux, Julius, griech. Rhetor in dem 2. Jahre n. Chr., aus Naukratis in Aegypten, lehrte in Athen Rhetorik, ist der Verfasser eines griech. Realwörterbuchs: „Onomasticon“ (Ausgabe von Bekker, Berlin 1846). – Von einem andern Julius P., einem christlichen Schriftsteller (vielleicht aus dem 10. Jahrh.), haben wir ein Geschichtswerk von Erschaffung der Welt bis auf Kaiser Hadrian (hrsg. von Hardt, Lpz. 1792).


Polnische Literatur, Polnische Sprache. Die poln. Sprache ist mit der böhm. ein Hauptzweig der westl. slavischen Sprachen, härter als die russ., mit gehäuften Consonanten, vielen harten u. weichen Zischlauten. Sie ist reich an Flexionsformen und hat eine sehr freie Vorstellung, eignet sich deßwegen gleich gut für die prosaische u. poetische Darstellung. Ihre Ausbildung zur schönen, feinen Schriftsprache erhielt sie seit Anfang des 15. Jahrh., wo sie das Latein verdrängte. Von einer poln. Literatur kann natürlich erst seit der Einführung des Christenthums die Rede sein; dieselbe bediente sich der lat. Sprache, wie alle abendländischen christlichen Nationen u. wie bei diesen bewegte sie sich auch hauptsächlich auf dem Gebiete der Chroniken, der Gesetzessammlung u. der Scholastik. Am Ende des 15. Jahrh. und im 16. entwickelte sich in Polen gleichwie in andern Ländern bei den höheren Ständen durch den Einfluß der ital. Cultur eine feinere Bildung und im Gefolge derselben eine nationale Literatur; doch behauptete das Latein als Sprache der Gebildeten noch immer soviel Geltung, daß eine Reihe der besten Schriftsteller sich ihrer bedienten, z. B. der treffliche Lyriker Sarbiewski, ein Jesuite. Polnisch dichteten: Kochanowski, Szarzinsky, Grochowsky, Szimonowicz etc. Die Reformation, die auch in Polen Eingang fand, rief namentlich Bibelübersetzungen u. Kirchengesänge in das Leben. Eine neue Blüte der Literatur folgte in der letzten Zeit des Staates aus der Rückwirkung der französ. Bildung und beweist durch Form und Gehalt jenen fremden Einfluß. Bedeutendste Namen aus dieser Zeit: Konarski, gest. 1773, der Gründer des poln. Theaters, die Lyriker Trembecki und Kniaznin, die Satyriker Wegierski und Godebski; unter den Historikern: Krasicki, der die unglückliche Zukunft Polens vergeblich weissagte. Aus der Zeit der Theilungen u. des vergeblichen Ringens der Edelsten der Nation ragt der Dichter Niemcewicz in die neue Zeit herüber, die seit 1815 eine poln. Dichterschule

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0577" n="576"/>
          </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Polk</hi>, James Knox, nordamerikan. Präsident von 1845&#x2013;49, geb. 1795 in Nordcarolina, wurde 1825 Mitglied des Congresses, 1839 Gouverneur von Tenessee, 1845 durch die demokratische Partei Präsident der Union; er überzog Mexiko mit Krieg, ließ Neumexiko u. Californien erobern, schloß mit England den Vertrag wegen des Oregongebiets und st. 15. Juni 1849.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Polka</hi>, bekannter Tanz.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Poll</hi>, altengl., Kopf; <hi rendition="#i">p.tax</hi>, das Wählerregister bei Parlamentswahlen; der Wahlact selbst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollen</hi>, der Blütenstaub.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollenza</hi>, s. Mallorca.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollicitatio</hi>, lat., das einseitige Versprechen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollinctura</hi>, lat., Leichenwasche; Einölung der Leiche.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollio</hi>, Cajus Asinius, geb. 75 v. Chr., vornehmer Römer, begleitete die höchsten Ehrenämter, war Freund des Augustus, ein Mann von wissenschaftlicher Bildung, schriftstellerisch thätig, gleich Mäcenas ein Gönner des Horaz u. Virgil. Sein gleichnamiger Sohn kam unter Tiberius um. Ein <hi rendition="#g">Vedius</hi> P., röm. Ritter, Freund des Augustus, ist als derjenige P. berüchtigt, der seine Muränen mit dem Fleische der Sklaven mästete, welche er muthwillig z. B. wegen eines zerbrochenen kostbaren Gefäßes hinrichten ließ.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollock</hi> (Pallöck), Robert, engl. Novellist und Lyriker, geb. 1799 zu Muirhouse in Schottland, gest. 1827 zu Southhampton; sein Gedicht &#x201E;<hi rendition="#i">The course of time</hi>&#x201C; erschien 1855 in der 21. Aufl. (deutsch von Hey, Hamb. 1830).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Polluiren</hi>, lat.-deutsch, beflecken; <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">pollutio</hi></hi>, lat., Befleckung, Entweihung; <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">pollutio nocturna</hi></hi>, unwillkürliche Samenergießung während des Schlafs.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollux</hi>, s. Dioskuren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pollux</hi>, Julius, griech. Rhetor in dem 2. Jahre n. Chr., aus Naukratis in Aegypten, lehrte in Athen Rhetorik, ist der Verfasser eines griech. Realwörterbuchs: &#x201E;<hi rendition="#i">Onomasticon</hi>&#x201C; (Ausgabe von Bekker, Berlin 1846). &#x2013; Von einem andern <hi rendition="#g">Julius</hi> P., einem christlichen Schriftsteller (vielleicht aus dem 10. Jahrh.), haben wir ein Geschichtswerk von Erschaffung der Welt bis auf Kaiser Hadrian (hrsg. von Hardt, Lpz. 1792).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Polnische Literatur</hi>, <hi rendition="#b">Polnische Sprache</hi>. Die poln. Sprache ist mit der böhm. ein Hauptzweig der westl. slavischen Sprachen, härter als die russ., mit gehäuften Consonanten, vielen harten u. weichen Zischlauten. Sie ist reich an Flexionsformen und hat eine sehr freie Vorstellung, eignet sich deßwegen gleich gut für die prosaische u. poetische Darstellung. Ihre Ausbildung zur schönen, feinen Schriftsprache erhielt sie seit Anfang des 15. Jahrh., wo sie das Latein verdrängte. Von einer poln. Literatur kann natürlich erst seit der Einführung des Christenthums die Rede sein; dieselbe bediente sich der lat. Sprache, wie alle abendländischen christlichen Nationen u. wie bei diesen bewegte sie sich auch hauptsächlich auf dem Gebiete der Chroniken, der Gesetzessammlung u. der Scholastik. Am Ende des 15. Jahrh. und im 16. entwickelte sich in Polen gleichwie in andern Ländern bei den höheren Ständen durch den Einfluß der ital. Cultur eine feinere Bildung und im Gefolge derselben eine nationale Literatur; doch behauptete das Latein als Sprache der Gebildeten noch immer soviel Geltung, daß eine Reihe der besten Schriftsteller sich ihrer bedienten, z. B. der treffliche Lyriker Sarbiewski, ein Jesuite. Polnisch dichteten: Kochanowski, Szarzinsky, Grochowsky, Szimonowicz etc. Die Reformation, die auch in Polen Eingang fand, rief namentlich Bibelübersetzungen u. Kirchengesänge in das Leben. Eine neue Blüte der Literatur folgte in der letzten Zeit des Staates aus der Rückwirkung der französ. Bildung und beweist durch Form und Gehalt jenen fremden Einfluß. Bedeutendste Namen aus dieser Zeit: Konarski, gest. 1773, der Gründer des poln. Theaters, die Lyriker Trembecki und Kniaznin, die Satyriker Wegierski und Godebski; unter den Historikern: Krasicki, der die unglückliche Zukunft Polens vergeblich weissagte. Aus der Zeit der Theilungen u. des vergeblichen Ringens der Edelsten der Nation ragt der Dichter Niemcewicz in die neue Zeit herüber, die seit 1815 eine poln. Dichterschule
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[576/0577] Polk, James Knox, nordamerikan. Präsident von 1845–49, geb. 1795 in Nordcarolina, wurde 1825 Mitglied des Congresses, 1839 Gouverneur von Tenessee, 1845 durch die demokratische Partei Präsident der Union; er überzog Mexiko mit Krieg, ließ Neumexiko u. Californien erobern, schloß mit England den Vertrag wegen des Oregongebiets und st. 15. Juni 1849. Polka, bekannter Tanz. Poll, altengl., Kopf; p.tax, das Wählerregister bei Parlamentswahlen; der Wahlact selbst. Pollen, der Blütenstaub. Pollenza, s. Mallorca. Pollicitatio, lat., das einseitige Versprechen. Pollinctura, lat., Leichenwasche; Einölung der Leiche. Pollio, Cajus Asinius, geb. 75 v. Chr., vornehmer Römer, begleitete die höchsten Ehrenämter, war Freund des Augustus, ein Mann von wissenschaftlicher Bildung, schriftstellerisch thätig, gleich Mäcenas ein Gönner des Horaz u. Virgil. Sein gleichnamiger Sohn kam unter Tiberius um. Ein Vedius P., röm. Ritter, Freund des Augustus, ist als derjenige P. berüchtigt, der seine Muränen mit dem Fleische der Sklaven mästete, welche er muthwillig z. B. wegen eines zerbrochenen kostbaren Gefäßes hinrichten ließ. Pollock (Pallöck), Robert, engl. Novellist und Lyriker, geb. 1799 zu Muirhouse in Schottland, gest. 1827 zu Southhampton; sein Gedicht „The course of time“ erschien 1855 in der 21. Aufl. (deutsch von Hey, Hamb. 1830). Polluiren, lat.-deutsch, beflecken; pollutio, lat., Befleckung, Entweihung; pollutio nocturna, unwillkürliche Samenergießung während des Schlafs. Pollux, s. Dioskuren. Pollux, Julius, griech. Rhetor in dem 2. Jahre n. Chr., aus Naukratis in Aegypten, lehrte in Athen Rhetorik, ist der Verfasser eines griech. Realwörterbuchs: „Onomasticon“ (Ausgabe von Bekker, Berlin 1846). – Von einem andern Julius P., einem christlichen Schriftsteller (vielleicht aus dem 10. Jahrh.), haben wir ein Geschichtswerk von Erschaffung der Welt bis auf Kaiser Hadrian (hrsg. von Hardt, Lpz. 1792). Polnische Literatur, Polnische Sprache. Die poln. Sprache ist mit der böhm. ein Hauptzweig der westl. slavischen Sprachen, härter als die russ., mit gehäuften Consonanten, vielen harten u. weichen Zischlauten. Sie ist reich an Flexionsformen und hat eine sehr freie Vorstellung, eignet sich deßwegen gleich gut für die prosaische u. poetische Darstellung. Ihre Ausbildung zur schönen, feinen Schriftsprache erhielt sie seit Anfang des 15. Jahrh., wo sie das Latein verdrängte. Von einer poln. Literatur kann natürlich erst seit der Einführung des Christenthums die Rede sein; dieselbe bediente sich der lat. Sprache, wie alle abendländischen christlichen Nationen u. wie bei diesen bewegte sie sich auch hauptsächlich auf dem Gebiete der Chroniken, der Gesetzessammlung u. der Scholastik. Am Ende des 15. Jahrh. und im 16. entwickelte sich in Polen gleichwie in andern Ländern bei den höheren Ständen durch den Einfluß der ital. Cultur eine feinere Bildung und im Gefolge derselben eine nationale Literatur; doch behauptete das Latein als Sprache der Gebildeten noch immer soviel Geltung, daß eine Reihe der besten Schriftsteller sich ihrer bedienten, z. B. der treffliche Lyriker Sarbiewski, ein Jesuite. Polnisch dichteten: Kochanowski, Szarzinsky, Grochowsky, Szimonowicz etc. Die Reformation, die auch in Polen Eingang fand, rief namentlich Bibelübersetzungen u. Kirchengesänge in das Leben. Eine neue Blüte der Literatur folgte in der letzten Zeit des Staates aus der Rückwirkung der französ. Bildung und beweist durch Form und Gehalt jenen fremden Einfluß. Bedeutendste Namen aus dieser Zeit: Konarski, gest. 1773, der Gründer des poln. Theaters, die Lyriker Trembecki und Kniaznin, die Satyriker Wegierski und Godebski; unter den Historikern: Krasicki, der die unglückliche Zukunft Polens vergeblich weissagte. Aus der Zeit der Theilungen u. des vergeblichen Ringens der Edelsten der Nation ragt der Dichter Niemcewicz in die neue Zeit herüber, die seit 1815 eine poln. Dichterschule

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:18Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/577
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/577>, abgerufen am 24.08.2024.