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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Patientia, lat., Geduld; p. vincit omnia, Geduld überwindet Alles; Patient, ein Kranker.


Patine (. -tihn), frz., der Rost, der sich an alten Kunstwerken von Bronze ansetzt.


Patkul, Johann Reinhold von, Livländer, geb. um 1660, vertheidigte als Deputirter die Vorrechte des livländ. Adels gegen seinen Landesherrn, den König Karl XI. von Schweden u. ließ merken, daß sich der Adel an Rußland oder Polen anschließen könnte. Deßwegen mußte er flüchten und trat zuerst in die Dienste Augusts II. von Polen, mit dem Plane, Livland an Polen zu bringen, hierauf in russ., commandirte ein russ. Hilfscorps in Polen, wurde 1704 russ. Gesandter in Dresden, von August II. unter verschiedenen Vorwänden verhaftet (wahrscheinlich, weil P. mehr für Czar Peter I. arbeitete) und im Frieden zu Altranstädt an Karl XII. von Schweden ausgeliefert, der ihn 10. August 1707 rädern ließ.


Patmo, das Patmos der Alten, ein durch den Aufenthalt des Evangelisten Johannes sprichwörtlich gewordener Verbannungsort der Römer, im ägäischen Meere liegendes Felseneiland zwischen Kos u. Samos, hat einen Umfang von 8-10 St. und ist aus vulkanischen und terrassenförmig sich erhebenden Felsenmassen so gebildet, daß Schubert die Gestalt von P. der eines brütenden Adlers mit halb ausgebreiteten Flügeln verglich. Das Eiland steht unter türk. Hoheit, die Einwohner, beiläufig 6000, sind auf den Hafenplatz La-Scala und den Hauptort P.-Saint-Jean, der sich um das stark befestigte Kloster des heil. Christodulos lagert, vertheilt; sie sind Christen und genossen längst allerlei Vorrechte, z. B. das des Geläutes.


Patna (Padmavadi, Srinagari d. h. heilige Stadt), Hauptstadt der engl.-ostind. Provinz Behar, am Ganges, mit 360000 E., zu 2/3 Hindu, etc. schiitischen Mohammedanern, mit Seide- u. Baumwolleweberei, berühmten Töpfereien, lebhaftem Handel und Schiffahrtsverkehr.


Patois (-toa), bei den Franzosen die Mundarten ihrer Sprache; verdorbene Aussprache.


Patras (Patrae im Alterthume), feste Hauptstadt der griech. Nomarchie Achaja und Elis, Sitz eines griech. Metropoliten, mit 11000 E., Hafen, Hauptausfuhr griech. Landesproducte. P. wurde von den Türken von 1821-28 behauptet, wo es sich an die Franzosen ergab; der ganz verödete Ort erhob sich durch seine günstige Lage sehr rasch.


Patria, lat., Vaterland; prop., für das Vaterland.


Patriarchen, griech.-dtsch., Erzväter, die vorsündfluthlichen Stammväter des Menschengeschlechts, näher die Söhne des guten Seth gegenüber dem Geschlechte Kains. Adam u. Seth dazu gerechnet, zählt man bis Noe 10 P. der Vorwelt. Daß auch die 3 Stammväter des Hebräervolkes: Abraham, Isaak und Jakob, P. genannt werden, ist bekannt. Patriarchalisch, den Urzuständen des Menschengeschlechtes, der Herrschaft der Aeltesten angemessen, einfach, würdevoll. - P. nannten die Juden nach der Zerstörung Jerusalems die Vorstände des Sanhedrin zu Tiberias und Babylon; vgl. Bd. III. S. 506. - Patriarchat, bezeichnet in der Kirchensprache die höchste Metropolitangewalt, die erste hierarchische Stufe, welche sich in Bezug auf kirchliche Jurisdiction geschichtlich aus dem Episcopat entwickelte, dann den Bezirk, die Gesammtheit der Diöcesen, worüber ein Patriarch gesetzt ist. Bereits das Concil von Nicäa 325 erklärt die Sitte als eine alte, die Bischöfe von Rom und Antiochien sowie von Alexandrien ehrend P. zu nennen, zumal die Apostel Petrus und Marcus hier die Christengemeinden gegründet hatten. Zu diesen 3 Patriarchaten kamen später noch die von Jerusalem und Rom. Diese 5 P. besaßen die Consecration u. Palliumsertheilung an die Metropoliten, Gerichtsbarkeit über dieselben, den Vorsitz bei Concilien, überhaupt die Oberaufsicht innerhalb ihres Patriarchates. Im Abendlande stieg über alle P. der von Rom empor; in der kathol. Kirche haben den P.titel die Erzbischöfe von Venedig u. Lissabon, besaßen ihn für einige Zeit der Bischof von Bourges sowie der Großkaplan der span. Könige als "Patriarch des occidentalischen Indien"; im Orient


Patientia, lat., Geduld; p. vincit omnia, Geduld überwindet Alles; Patient, ein Kranker.


Patine (. –tihn), frz., der Rost, der sich an alten Kunstwerken von Bronze ansetzt.


Patkul, Johann Reinhold von, Livländer, geb. um 1660, vertheidigte als Deputirter die Vorrechte des livländ. Adels gegen seinen Landesherrn, den König Karl XI. von Schweden u. ließ merken, daß sich der Adel an Rußland oder Polen anschließen könnte. Deßwegen mußte er flüchten und trat zuerst in die Dienste Augusts II. von Polen, mit dem Plane, Livland an Polen zu bringen, hierauf in russ., commandirte ein russ. Hilfscorps in Polen, wurde 1704 russ. Gesandter in Dresden, von August II. unter verschiedenen Vorwänden verhaftet (wahrscheinlich, weil P. mehr für Czar Peter I. arbeitete) und im Frieden zu Altranstädt an Karl XII. von Schweden ausgeliefert, der ihn 10. August 1707 rädern ließ.


Patmo, das Patmos der Alten, ein durch den Aufenthalt des Evangelisten Johannes sprichwörtlich gewordener Verbannungsort der Römer, im ägäischen Meere liegendes Felseneiland zwischen Kos u. Samos, hat einen Umfang von 8–10 St. und ist aus vulkanischen und terrassenförmig sich erhebenden Felsenmassen so gebildet, daß Schubert die Gestalt von P. der eines brütenden Adlers mit halb ausgebreiteten Flügeln verglich. Das Eiland steht unter türk. Hoheit, die Einwohner, beiläufig 6000, sind auf den Hafenplatz La-Scala und den Hauptort P.-Saint-Jean, der sich um das stark befestigte Kloster des heil. Christodulos lagert, vertheilt; sie sind Christen und genossen längst allerlei Vorrechte, z. B. das des Geläutes.


Patna (Padmavadi, Srinagari d. h. heilige Stadt), Hauptstadt der engl.-ostind. Provinz Behar, am Ganges, mit 360000 E., zu 2/3 Hindu, etc. schiitischen Mohammedanern, mit Seide- u. Baumwolleweberei, berühmten Töpfereien, lebhaftem Handel und Schiffahrtsverkehr.


Patois (–toa), bei den Franzosen die Mundarten ihrer Sprache; verdorbene Aussprache.


Patras (Patrae im Alterthume), feste Hauptstadt der griech. Nomarchie Achaja und Elis, Sitz eines griech. Metropoliten, mit 11000 E., Hafen, Hauptausfuhr griech. Landesproducte. P. wurde von den Türken von 1821–28 behauptet, wo es sich an die Franzosen ergab; der ganz verödete Ort erhob sich durch seine günstige Lage sehr rasch.


Patria, lat., Vaterland; prop., für das Vaterland.


Patriarchen, griech.-dtsch., Erzväter, die vorsündfluthlichen Stammväter des Menschengeschlechts, näher die Söhne des guten Seth gegenüber dem Geschlechte Kains. Adam u. Seth dazu gerechnet, zählt man bis Noe 10 P. der Vorwelt. Daß auch die 3 Stammväter des Hebräervolkes: Abraham, Isaak und Jakob, P. genannt werden, ist bekannt. Patriarchalisch, den Urzuständen des Menschengeschlechtes, der Herrschaft der Aeltesten angemessen, einfach, würdevoll. – P. nannten die Juden nach der Zerstörung Jerusalems die Vorstände des Sanhedrin zu Tiberias und Babylon; vgl. Bd. III. S. 506. – Patriarchat, bezeichnet in der Kirchensprache die höchste Metropolitangewalt, die erste hierarchische Stufe, welche sich in Bezug auf kirchliche Jurisdiction geschichtlich aus dem Episcopat entwickelte, dann den Bezirk, die Gesammtheit der Diöcesen, worüber ein Patriarch gesetzt ist. Bereits das Concil von Nicäa 325 erklärt die Sitte als eine alte, die Bischöfe von Rom und Antiochien sowie von Alexandrien ehrend P. zu nennen, zumal die Apostel Petrus und Marcus hier die Christengemeinden gegründet hatten. Zu diesen 3 Patriarchaten kamen später noch die von Jerusalem und Rom. Diese 5 P. besaßen die Consecration u. Palliumsertheilung an die Metropoliten, Gerichtsbarkeit über dieselben, den Vorsitz bei Concilien, überhaupt die Oberaufsicht innerhalb ihres Patriarchates. Im Abendlande stieg über alle P. der von Rom empor; in der kathol. Kirche haben den P.titel die Erzbischöfe von Venedig u. Lissabon, besaßen ihn für einige Zeit der Bischof von Bourges sowie der Großkaplan der span. Könige als „Patriarch des occidentalischen Indien“; im Orient

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[473/0474] Patientia, lat., Geduld; p. vincit omnia, Geduld überwindet Alles; Patient, ein Kranker. Patine (. –tihn), frz., der Rost, der sich an alten Kunstwerken von Bronze ansetzt. Patkul, Johann Reinhold von, Livländer, geb. um 1660, vertheidigte als Deputirter die Vorrechte des livländ. Adels gegen seinen Landesherrn, den König Karl XI. von Schweden u. ließ merken, daß sich der Adel an Rußland oder Polen anschließen könnte. Deßwegen mußte er flüchten und trat zuerst in die Dienste Augusts II. von Polen, mit dem Plane, Livland an Polen zu bringen, hierauf in russ., commandirte ein russ. Hilfscorps in Polen, wurde 1704 russ. Gesandter in Dresden, von August II. unter verschiedenen Vorwänden verhaftet (wahrscheinlich, weil P. mehr für Czar Peter I. arbeitete) und im Frieden zu Altranstädt an Karl XII. von Schweden ausgeliefert, der ihn 10. August 1707 rädern ließ. Patmo, das Patmos der Alten, ein durch den Aufenthalt des Evangelisten Johannes sprichwörtlich gewordener Verbannungsort der Römer, im ägäischen Meere liegendes Felseneiland zwischen Kos u. Samos, hat einen Umfang von 8–10 St. und ist aus vulkanischen und terrassenförmig sich erhebenden Felsenmassen so gebildet, daß Schubert die Gestalt von P. der eines brütenden Adlers mit halb ausgebreiteten Flügeln verglich. Das Eiland steht unter türk. Hoheit, die Einwohner, beiläufig 6000, sind auf den Hafenplatz La-Scala und den Hauptort P.-Saint-Jean, der sich um das stark befestigte Kloster des heil. Christodulos lagert, vertheilt; sie sind Christen und genossen längst allerlei Vorrechte, z. B. das des Geläutes. Patna (Padmavadi, Srinagari d. h. heilige Stadt), Hauptstadt der engl.-ostind. Provinz Behar, am Ganges, mit 360000 E., zu 2/3 Hindu, etc. schiitischen Mohammedanern, mit Seide- u. Baumwolleweberei, berühmten Töpfereien, lebhaftem Handel und Schiffahrtsverkehr. Patois (–toa), bei den Franzosen die Mundarten ihrer Sprache; verdorbene Aussprache. Patras (Patrae im Alterthume), feste Hauptstadt der griech. Nomarchie Achaja und Elis, Sitz eines griech. Metropoliten, mit 11000 E., Hafen, Hauptausfuhr griech. Landesproducte. P. wurde von den Türken von 1821–28 behauptet, wo es sich an die Franzosen ergab; der ganz verödete Ort erhob sich durch seine günstige Lage sehr rasch. Patria, lat., Vaterland; prop., für das Vaterland. Patriarchen, griech.-dtsch., Erzväter, die vorsündfluthlichen Stammväter des Menschengeschlechts, näher die Söhne des guten Seth gegenüber dem Geschlechte Kains. Adam u. Seth dazu gerechnet, zählt man bis Noe 10 P. der Vorwelt. Daß auch die 3 Stammväter des Hebräervolkes: Abraham, Isaak und Jakob, P. genannt werden, ist bekannt. Patriarchalisch, den Urzuständen des Menschengeschlechtes, der Herrschaft der Aeltesten angemessen, einfach, würdevoll. – P. nannten die Juden nach der Zerstörung Jerusalems die Vorstände des Sanhedrin zu Tiberias und Babylon; vgl. Bd. III. S. 506. – Patriarchat, bezeichnet in der Kirchensprache die höchste Metropolitangewalt, die erste hierarchische Stufe, welche sich in Bezug auf kirchliche Jurisdiction geschichtlich aus dem Episcopat entwickelte, dann den Bezirk, die Gesammtheit der Diöcesen, worüber ein Patriarch gesetzt ist. Bereits das Concil von Nicäa 325 erklärt die Sitte als eine alte, die Bischöfe von Rom und Antiochien sowie von Alexandrien ehrend P. zu nennen, zumal die Apostel Petrus und Marcus hier die Christengemeinden gegründet hatten. Zu diesen 3 Patriarchaten kamen später noch die von Jerusalem und Rom. Diese 5 P. besaßen die Consecration u. Palliumsertheilung an die Metropoliten, Gerichtsbarkeit über dieselben, den Vorsitz bei Concilien, überhaupt die Oberaufsicht innerhalb ihres Patriarchates. Im Abendlande stieg über alle P. der von Rom empor; in der kathol. Kirche haben den P.titel die Erzbischöfe von Venedig u. Lissabon, besaßen ihn für einige Zeit der Bischof von Bourges sowie der Großkaplan der span. Könige als „Patriarch des occidentalischen Indien“; im Orient

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/474>, abgerufen am 22.11.2024.