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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Von dieser M. der Alten sind indeß wenige Nachrichten auf uns gekommen. Gewiß ist, daß sie bei den Griechen innig mit dem Leben verbunden war, eine Begleiterin bei religiösen Handlungen, bei dramatischen Darstellungen, namentlich der Chöre, Verkündigungen von Gesetzen etc. Der Gesang war ohne Verzierungen, eine Art Recitativ, die begleitende Instrumentation einfach u. mehr zur Hebung des Rhythmus dienend. Die verschiedenen Tonarten wurden nach den Ländern, woher sie stammten, benannt, so hatte man eine dorische, phrygische, lydische, äolische Tonart. Eine theoretische Behandlung der M. begann bereits mit dem 6. Jahrh. v. Chr. (Lasus von Hermione, Pythagoras, Philolaos etc.), eine mathematisch-wissenschaftliche Behandlung später durch Euklides. Von den Griechen kam die M. zu den Römern. die sie in derselben Weise übten und gebrauchten. - Die jetzige M. ist ganz eine Frucht der neuern Zeit und bildete sich völlig selbständig im christlichen Abendlande. Ihre Hauptpflege erhielt sie in der Kirche und machte im Mittelalter allmälige und wichtige Fortschritte. Sie begann zunächst mit dem Kirchengesang. dem Choral. Ums Jahr 1000 wurden bereits durch Hucbald die ersten Lehren des Contrapunkts gegeben. Sodann folgte die Erweiterung des Tonsystems u. die Verbesserung der Notenschrift mittel st des Liniensystems durch Guido von Arezzo; sodann die Erfindung des Heptachords und der Solmisation, im 13. Jahrh. die Verbesserung der schon früher erfundenen Mensural-M. durch Franco von Köln, im 14. Jahrh. die Vervollkommnung der Notenschrift und die Verbreitung des Figuralgesangs durch Joh. de Muris. Im 15. Jahrh. endlich begann, hauptsächlich von den Niederländern ausgehend, die wissenschaftliche Behandlung der M., u. damit die Grundlage der jetzigen M. Von da an machte die Tonkunst außerordentliche Fortschritte; Italien u. Deutschland bildeten hauptsächlich die kirchliche M. aus, Frankreich die weltliche. Indeß auch diese letztere erreichte ihren Glanzpunkt und ihre classische Höhe später in Deutschland durch Ausbreitung der Instrumentalmusik, des Concerts und der Oper. Die großen Meister dieser Zeit waren: Gluck, Mozart und Beethoven. Ueber die M. der einzelnen Länder s. d. A.: ital., franz. und deutsche M.


Musikalische Zeichen, s. die betreffenden einzelnen Artikel.


Musikfeste, Vereinigung von Freunden u. Virtuosen zur Aufführung größerer Tonstücke, entstanden in England nach Händels Tod, gingen von dort in die Schweiz über, erlangten aber in Deutschland die größte Wirksamkeit.


Musivgold, Judengold, Malergold etc., das unächte, besteht aus 12 Theilen Zinn, 3-6 Quecksilber, ebensoviel Salmiak. 7 Theilen Schwefelblumen; wird zusammengeschmolzen, gerieben und mit Gummiwasser gemischt. M. silber wird aus 3 Theilen Zinn, 2 Wismuth, 4 Quecksilber und Eiweiß bereitet.


Musivische Arbeit, s. Mosaik.


Muskatellerweine-, Muskatweine, heißen süße, gewürzhafte Weine aus Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, aus welchem sie zu stammen scheinen.


Muskatnuß, der Samenkern von der Frucht des auf den Molukken einheimischen, jetzt auch nach Westindien verpflanzten Muskatbaumes (Myristica aromatica), den Laurineen angehörig; die Frucht ist birnförmig, pfirsichgroß, enthält unter dem dicken, herbeschmeckenden Fleisch die Nuß, welche von einem netzartigen, röthlichen Gewebe umhüllt ist, das als Macis oder Muskatblüte in den Handel kommt. Muskatbutter wird durch warmes Pressen aus der M. gewonnen, ist ein wohlriechendes Fett.


Muskau, schles. Standesherrschaft im Reg.-Bez. M., sonst der Familie Pückler gehörig, gehört jetzt dem Prinzen Friedrich von den Niederlanden. Hauptort ist das Städtlein M. an der Neiße, mit 2300 E., mit Mineralbad, Alaun- und Gradirwerk, schönem Parke.


Muskeln (musculi) nennt man diejenigen Organe des thierischen Körpers, welche die Bewegung vermitteln. Sie kommen, wie die Bewegungsfähigkeit selbst, allen Thieren zu, zeigen aber in den verschiedenen Thierklassen große Verschiedenheiten; am ausgebildetsten erscheinen sie bei den Wirbelthieren. Beim

Von dieser M. der Alten sind indeß wenige Nachrichten auf uns gekommen. Gewiß ist, daß sie bei den Griechen innig mit dem Leben verbunden war, eine Begleiterin bei religiösen Handlungen, bei dramatischen Darstellungen, namentlich der Chöre, Verkündigungen von Gesetzen etc. Der Gesang war ohne Verzierungen, eine Art Recitativ, die begleitende Instrumentation einfach u. mehr zur Hebung des Rhythmus dienend. Die verschiedenen Tonarten wurden nach den Ländern, woher sie stammten, benannt, so hatte man eine dorische, phrygische, lydische, äolische Tonart. Eine theoretische Behandlung der M. begann bereits mit dem 6. Jahrh. v. Chr. (Lasus von Hermione, Pythagoras, Philolaos etc.), eine mathematisch-wissenschaftliche Behandlung später durch Euklides. Von den Griechen kam die M. zu den Römern. die sie in derselben Weise übten und gebrauchten. – Die jetzige M. ist ganz eine Frucht der neuern Zeit und bildete sich völlig selbständig im christlichen Abendlande. Ihre Hauptpflege erhielt sie in der Kirche und machte im Mittelalter allmälige und wichtige Fortschritte. Sie begann zunächst mit dem Kirchengesang. dem Choral. Ums Jahr 1000 wurden bereits durch Hucbald die ersten Lehren des Contrapunkts gegeben. Sodann folgte die Erweiterung des Tonsystems u. die Verbesserung der Notenschrift mittel st des Liniensystems durch Guido von Arezzo; sodann die Erfindung des Heptachords und der Solmisation, im 13. Jahrh. die Verbesserung der schon früher erfundenen Mensural-M. durch Franco von Köln, im 14. Jahrh. die Vervollkommnung der Notenschrift und die Verbreitung des Figuralgesangs durch Joh. de Muris. Im 15. Jahrh. endlich begann, hauptsächlich von den Niederländern ausgehend, die wissenschaftliche Behandlung der M., u. damit die Grundlage der jetzigen M. Von da an machte die Tonkunst außerordentliche Fortschritte; Italien u. Deutschland bildeten hauptsächlich die kirchliche M. aus, Frankreich die weltliche. Indeß auch diese letztere erreichte ihren Glanzpunkt und ihre classische Höhe später in Deutschland durch Ausbreitung der Instrumentalmusik, des Concerts und der Oper. Die großen Meister dieser Zeit waren: Gluck, Mozart und Beethoven. Ueber die M. der einzelnen Länder s. d. A.: ital., franz. und deutsche M.


Musikalische Zeichen, s. die betreffenden einzelnen Artikel.


Musikfeste, Vereinigung von Freunden u. Virtuosen zur Aufführung größerer Tonstücke, entstanden in England nach Händels Tod, gingen von dort in die Schweiz über, erlangten aber in Deutschland die größte Wirksamkeit.


Musivgold, Judengold, Malergold etc., das unächte, besteht aus 12 Theilen Zinn, 3–6 Quecksilber, ebensoviel Salmiak. 7 Theilen Schwefelblumen; wird zusammengeschmolzen, gerieben und mit Gummiwasser gemischt. M. silber wird aus 3 Theilen Zinn, 2 Wismuth, 4 Quecksilber und Eiweiß bereitet.


Musivische Arbeit, s. Mosaik.


Muskatellerweine-, Muskatweine, heißen süße, gewürzhafte Weine aus Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, aus welchem sie zu stammen scheinen.


Muskatnuß, der Samenkern von der Frucht des auf den Molukken einheimischen, jetzt auch nach Westindien verpflanzten Muskatbaumes (Myristica aromatica), den Laurineen angehörig; die Frucht ist birnförmig, pfirsichgroß, enthält unter dem dicken, herbeschmeckenden Fleisch die Nuß, welche von einem netzartigen, röthlichen Gewebe umhüllt ist, das als Macis oder Muskatblüte in den Handel kommt. Muskatbutter wird durch warmes Pressen aus der M. gewonnen, ist ein wohlriechendes Fett.


Muskau, schles. Standesherrschaft im Reg.-Bez. M., sonst der Familie Pückler gehörig, gehört jetzt dem Prinzen Friedrich von den Niederlanden. Hauptort ist das Städtlein M. an der Neiße, mit 2300 E., mit Mineralbad, Alaun- und Gradirwerk, schönem Parke.


Muskeln (musculi) nennt man diejenigen Organe des thierischen Körpers, welche die Bewegung vermitteln. Sie kommen, wie die Bewegungsfähigkeit selbst, allen Thieren zu, zeigen aber in den verschiedenen Thierklassen große Verschiedenheiten; am ausgebildetsten erscheinen sie bei den Wirbelthieren. Beim

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Von dieser M. der Alten sind indeß wenige Nachrichten auf uns gekommen. Gewiß ist, daß sie bei den Griechen innig mit dem Leben verbunden war, eine Begleiterin bei religiösen Handlungen, bei dramatischen Darstellungen, namentlich der Chöre, Verkündigungen von Gesetzen etc. Der Gesang war ohne Verzierungen, eine Art Recitativ, die begleitende Instrumentation einfach u. mehr zur Hebung des Rhythmus dienend. Die verschiedenen Tonarten wurden nach den Ländern, woher sie stammten, benannt, so hatte man eine dorische, phrygische, lydische, äolische Tonart. Eine theoretische Behandlung der M. begann bereits mit dem 6. Jahrh. v. Chr. (Lasus von Hermione, Pythagoras, Philolaos etc.), eine mathematisch-wissenschaftliche Behandlung später durch Euklides. Von den Griechen kam die M. zu den Römern. die sie in derselben Weise übten und gebrauchten. &#x2013; Die jetzige M. ist ganz eine Frucht der neuern Zeit und bildete sich völlig selbständig im christlichen Abendlande. Ihre Hauptpflege erhielt sie in der Kirche und machte im Mittelalter allmälige und wichtige Fortschritte. Sie begann zunächst mit dem Kirchengesang. dem <hi rendition="#g">Choral.</hi> Ums Jahr 1000 wurden bereits durch Hucbald die ersten Lehren des Contrapunkts gegeben. Sodann folgte die Erweiterung des Tonsystems u. die Verbesserung der Notenschrift mittel st des Liniensystems durch Guido von Arezzo; sodann die Erfindung des Heptachords und der Solmisation, im 13. Jahrh. die Verbesserung der schon früher erfundenen <hi rendition="#g">Mensural</hi>-M. durch Franco von Köln, im 14. Jahrh. die Vervollkommnung der Notenschrift und die Verbreitung des Figuralgesangs durch Joh. de Muris. Im 15. Jahrh. endlich begann, hauptsächlich von den Niederländern ausgehend, die wissenschaftliche Behandlung der M., u. damit die Grundlage der jetzigen M. Von da an machte die Tonkunst außerordentliche Fortschritte; Italien u. Deutschland bildeten hauptsächlich die kirchliche M. aus, Frankreich die weltliche. Indeß auch diese letztere erreichte ihren Glanzpunkt und ihre classische Höhe später in Deutschland durch Ausbreitung der Instrumentalmusik, des Concerts und der Oper. Die großen Meister dieser Zeit waren: Gluck, Mozart und Beethoven. Ueber die M. der einzelnen Länder s. d. A.: ital., franz. und deutsche M.</p><lb/>
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[272/0273] Von dieser M. der Alten sind indeß wenige Nachrichten auf uns gekommen. Gewiß ist, daß sie bei den Griechen innig mit dem Leben verbunden war, eine Begleiterin bei religiösen Handlungen, bei dramatischen Darstellungen, namentlich der Chöre, Verkündigungen von Gesetzen etc. Der Gesang war ohne Verzierungen, eine Art Recitativ, die begleitende Instrumentation einfach u. mehr zur Hebung des Rhythmus dienend. Die verschiedenen Tonarten wurden nach den Ländern, woher sie stammten, benannt, so hatte man eine dorische, phrygische, lydische, äolische Tonart. Eine theoretische Behandlung der M. begann bereits mit dem 6. Jahrh. v. Chr. (Lasus von Hermione, Pythagoras, Philolaos etc.), eine mathematisch-wissenschaftliche Behandlung später durch Euklides. Von den Griechen kam die M. zu den Römern. die sie in derselben Weise übten und gebrauchten. – Die jetzige M. ist ganz eine Frucht der neuern Zeit und bildete sich völlig selbständig im christlichen Abendlande. Ihre Hauptpflege erhielt sie in der Kirche und machte im Mittelalter allmälige und wichtige Fortschritte. Sie begann zunächst mit dem Kirchengesang. dem Choral. Ums Jahr 1000 wurden bereits durch Hucbald die ersten Lehren des Contrapunkts gegeben. Sodann folgte die Erweiterung des Tonsystems u. die Verbesserung der Notenschrift mittel st des Liniensystems durch Guido von Arezzo; sodann die Erfindung des Heptachords und der Solmisation, im 13. Jahrh. die Verbesserung der schon früher erfundenen Mensural-M. durch Franco von Köln, im 14. Jahrh. die Vervollkommnung der Notenschrift und die Verbreitung des Figuralgesangs durch Joh. de Muris. Im 15. Jahrh. endlich begann, hauptsächlich von den Niederländern ausgehend, die wissenschaftliche Behandlung der M., u. damit die Grundlage der jetzigen M. Von da an machte die Tonkunst außerordentliche Fortschritte; Italien u. Deutschland bildeten hauptsächlich die kirchliche M. aus, Frankreich die weltliche. Indeß auch diese letztere erreichte ihren Glanzpunkt und ihre classische Höhe später in Deutschland durch Ausbreitung der Instrumentalmusik, des Concerts und der Oper. Die großen Meister dieser Zeit waren: Gluck, Mozart und Beethoven. Ueber die M. der einzelnen Länder s. d. A.: ital., franz. und deutsche M. Musikalische Zeichen, s. die betreffenden einzelnen Artikel. Musikfeste, Vereinigung von Freunden u. Virtuosen zur Aufführung größerer Tonstücke, entstanden in England nach Händels Tod, gingen von dort in die Schweiz über, erlangten aber in Deutschland die größte Wirksamkeit. Musivgold, Judengold, Malergold etc., das unächte, besteht aus 12 Theilen Zinn, 3–6 Quecksilber, ebensoviel Salmiak. 7 Theilen Schwefelblumen; wird zusammengeschmolzen, gerieben und mit Gummiwasser gemischt. M. silber wird aus 3 Theilen Zinn, 2 Wismuth, 4 Quecksilber und Eiweiß bereitet. Musivische Arbeit, s. Mosaik. Muskatellerweine-, Muskatweine, heißen süße, gewürzhafte Weine aus Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, aus welchem sie zu stammen scheinen. Muskatnuß, der Samenkern von der Frucht des auf den Molukken einheimischen, jetzt auch nach Westindien verpflanzten Muskatbaumes (Myristica aromatica), den Laurineen angehörig; die Frucht ist birnförmig, pfirsichgroß, enthält unter dem dicken, herbeschmeckenden Fleisch die Nuß, welche von einem netzartigen, röthlichen Gewebe umhüllt ist, das als Macis oder Muskatblüte in den Handel kommt. Muskatbutter wird durch warmes Pressen aus der M. gewonnen, ist ein wohlriechendes Fett. Muskau, schles. Standesherrschaft im Reg.-Bez. M., sonst der Familie Pückler gehörig, gehört jetzt dem Prinzen Friedrich von den Niederlanden. Hauptort ist das Städtlein M. an der Neiße, mit 2300 E., mit Mineralbad, Alaun- und Gradirwerk, schönem Parke. Muskeln (musculi) nennt man diejenigen Organe des thierischen Körpers, welche die Bewegung vermitteln. Sie kommen, wie die Bewegungsfähigkeit selbst, allen Thieren zu, zeigen aber in den verschiedenen Thierklassen große Verschiedenheiten; am ausgebildetsten erscheinen sie bei den Wirbelthieren. Beim

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/273>, abgerufen am 22.11.2024.