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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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wird, hat sich in neuester Zeit zu 2 eigenen Disciplinen gestaltet, die Ethnologie und E. Die Ethnologie betrachtet das Menschengeschlecht nach seiner Ausbreitung über die Erdoberfläche, seiner Abhängigkeit von den natürlichen Verhältnissen seines Wohnplatzes, dem durch Klima, Nahrung, Abstammung, Verkehr etc. bewirkten Zustande der einzelnen Stämme und Völker, dem Racenunterschied etc.; die E. dagegen betrachtet das Menschengeschlecht in seiner Gliederung in Völker, wie sich dieselbe durch Sprache, Religion, Recht, geschichtlich entwickelt hat, ist also eine rein histor. Disciplin, welche durch die neueste Sprachwissenschaft (Bopp, Grimm, Lassen, Humboldt etc.) eine Grundlage erhalten hat.


Ethologie, griech.-deutsch, Charakter-, Sittenschilderung.


Etienne (Etjänn), Charles Guillaume, geb. 1778 zu Chamouilly, franz. Dichter der sog. class. Richtung, unter Napoleon Censor und Mitglied des Instituts, fiel durch ein Theaterstück (l'Intriguante) in Ungnade, weil es sich Anspielungen auf den kaiserl. Hof erlaubte, wofür er 1815 dem Kaiser eine Strafrede hielt. Unter den Bourbonen gehörte er als Kammermitglied zu deren systematischen Feinden und gewann als Leiter des Constitutionnel großen Einfluß auf die öffentliche Meinung. Nach dem Juli 1830 saß er im linken Centrum, wurde 1837 Pair und st. 1845. Von seinen Theaterstücken sind "Les deux gendres", "Cendrillon" und "Joconde" noch beachtet, von seinen übrigen Schriften ist "Histoire du Theatre francais" die beste. - Sein Sohn Henri E. war ebenfalls Deputirter und ist unter der Republik mehrmals genannt worden.


Etienne, s. Stephanus.


Etikette, frz., die äußeren Formen des geselligen Umgangs: das Ceremoniel bei Höfen; Aufschrift, Preiszettel etc.


Eton, Eaton (Iht'n), kleine engl. Stadt, Windsor gegenüber, mit 3700 E.; hier die angesehenste der engl. Gelehrtenschulen, Staatsanstalt, in welcher die ausgezeichnetsten Staatsmänner, Gelehrten, Dichter etc. Großbritanniens ihre erste Bildung erhalten haben.


Etourderie, frz., Unbesonnenheit, Dummdreistigkeit; etourdi, dummdreist; etourdissement (-tuhrdissmang), Bestürzung, Verblüffung.


Etrange (frz. etrangsch), fremd, seltsam; etranger (etrangscheh), Fremder.


Etruria, Tuscia, bei den Griechen Tyrrhenia, der Theil Mittelitaliens zwischen den Flüssen Macra und Tiber, dem tyrrhen. Meere und dem Kamm des Apennin, von sehr verschiedener Bodenbeschaffenheit, im Ganzen fruchtbar und von seinen alten Bewohnern unübertrefflich angebaut. Diese nannten sich selbst Rasenen und sollen aus Rhätien über den Po an den Arno und Umber vorgedrungen sein, wo sie sich mit den pelasgischen Tyrrhenen, die aus Lydien eingewandert waren, zu einem Volke vermischten. In ihrer Blütezeit besaßen sie jenseits des Apennin Mantua, Felsina (Bologna), diesseits aber hatten sie Capua, Nola etc. und andere Ansiedelungen bis Campanien vorgeschoben. Die Gallier verdrängten sie vom Po und die dortigen Rasenen sollen wieder nach Rhätien zurückgegangen sein, die süditalien. Städte aber fielen in die Gewalt der Samniter. Ihre größeren Städte (12 oder 17) standen in einem lockern Bündniß, das mehr religiöser als polit. Natur war; jede einzelne Stadt hatte eine aristokratische Verfassung, einen Senat, aus den Häuptern der patricischen Familien (Lucumonen) zusammengesetzt, an deren Spitze früher ein König stand. Die Religion der Etrusker war düster, sehr ausgebildet, lehrte einen Cultus der Todten, die Beobachtung der Augurien, Auspicien etc., welche von ihnen systematisirt war, besonders spielte der Blitz eine große Rolle. Ihre Götter wohnten im Norden und theilten sich in 2 Classen: die Verhüllten (Aesar) und die Unteren (Consentes), an deren Spitze Tina (Jupiter, Jufe) stand. Die etruskische Kunst befaßte sich hauptsächlich mit dem zum Leben Nothwendigen und Nützlichen; von den cyklopischen Mauern der alten Städte sind noch viele erhalten, am bedeutendsten sind jedoch ihre Gräber. Dieselben sind entweder vierseitige Pyramiden oder Felsenhöhlen mit architekton.

wird, hat sich in neuester Zeit zu 2 eigenen Disciplinen gestaltet, die Ethnologie und E. Die Ethnologie betrachtet das Menschengeschlecht nach seiner Ausbreitung über die Erdoberfläche, seiner Abhängigkeit von den natürlichen Verhältnissen seines Wohnplatzes, dem durch Klima, Nahrung, Abstammung, Verkehr etc. bewirkten Zustande der einzelnen Stämme und Völker, dem Racenunterschied etc.; die E. dagegen betrachtet das Menschengeschlecht in seiner Gliederung in Völker, wie sich dieselbe durch Sprache, Religion, Recht, geschichtlich entwickelt hat, ist also eine rein histor. Disciplin, welche durch die neueste Sprachwissenschaft (Bopp, Grimm, Lassen, Humboldt etc.) eine Grundlage erhalten hat.


Ethologie, griech.-deutsch, Charakter-, Sittenschilderung.


Etienne (Etjänn), Charles Guillaume, geb. 1778 zu Chamouilly, franz. Dichter der sog. class. Richtung, unter Napoleon Censor und Mitglied des Instituts, fiel durch ein Theaterstück (lʼIntriguante) in Ungnade, weil es sich Anspielungen auf den kaiserl. Hof erlaubte, wofür er 1815 dem Kaiser eine Strafrede hielt. Unter den Bourbonen gehörte er als Kammermitglied zu deren systematischen Feinden und gewann als Leiter des Constitutionnel großen Einfluß auf die öffentliche Meinung. Nach dem Juli 1830 saß er im linken Centrum, wurde 1837 Pair und st. 1845. Von seinen Theaterstücken sind „Les deux gendres“, „Cendrillon“ und „Joconde“ noch beachtet, von seinen übrigen Schriften ist „Histoire du Théâtre français“ die beste. – Sein Sohn Henri E. war ebenfalls Deputirter und ist unter der Republik mehrmals genannt worden.


Etienne, s. Stephanus.


Etikette, frz., die äußeren Formen des geselligen Umgangs: das Ceremoniel bei Höfen; Aufschrift, Preiszettel etc.


Eton, Eaton (Ihtʼn), kleine engl. Stadt, Windsor gegenüber, mit 3700 E.; hier die angesehenste der engl. Gelehrtenschulen, Staatsanstalt, in welcher die ausgezeichnetsten Staatsmänner, Gelehrten, Dichter etc. Großbritanniens ihre erste Bildung erhalten haben.


Étourderie, frz., Unbesonnenheit, Dummdreistigkeit; étourdi, dummdreist; étourdissement (–tuhrdissmang), Bestürzung, Verblüffung.


Etrange (frz. etrangsch), fremd, seltsam; étranger (etrangscheh), Fremder.


Etruria, Tuscia, bei den Griechen Tyrrhenia, der Theil Mittelitaliens zwischen den Flüssen Macra und Tiber, dem tyrrhen. Meere und dem Kamm des Apennin, von sehr verschiedener Bodenbeschaffenheit, im Ganzen fruchtbar und von seinen alten Bewohnern unübertrefflich angebaut. Diese nannten sich selbst Rasenen und sollen aus Rhätien über den Po an den Arno und Umber vorgedrungen sein, wo sie sich mit den pelasgischen Tyrrhenen, die aus Lydien eingewandert waren, zu einem Volke vermischten. In ihrer Blütezeit besaßen sie jenseits des Apennin Mantua, Felsina (Bologna), diesseits aber hatten sie Capua, Nola etc. und andere Ansiedelungen bis Campanien vorgeschoben. Die Gallier verdrängten sie vom Po und die dortigen Rasenen sollen wieder nach Rhätien zurückgegangen sein, die süditalien. Städte aber fielen in die Gewalt der Samniter. Ihre größeren Städte (12 oder 17) standen in einem lockern Bündniß, das mehr religiöser als polit. Natur war; jede einzelne Stadt hatte eine aristokratische Verfassung, einen Senat, aus den Häuptern der patricischen Familien (Lucumonen) zusammengesetzt, an deren Spitze früher ein König stand. Die Religion der Etrusker war düster, sehr ausgebildet, lehrte einen Cultus der Todten, die Beobachtung der Augurien, Auspicien etc., welche von ihnen systematisirt war, besonders spielte der Blitz eine große Rolle. Ihre Götter wohnten im Norden und theilten sich in 2 Classen: die Verhüllten (Aesar) und die Unteren (Consentes), an deren Spitze Tina (Jupiter, Jufe) stand. Die etruskische Kunst befaßte sich hauptsächlich mit dem zum Leben Nothwendigen und Nützlichen; von den cyklopischen Mauern der alten Städte sind noch viele erhalten, am bedeutendsten sind jedoch ihre Gräber. Dieselben sind entweder vierseitige Pyramiden oder Felsenhöhlen mit architekton.

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[619/0620] wird, hat sich in neuester Zeit zu 2 eigenen Disciplinen gestaltet, die Ethnologie und E. Die Ethnologie betrachtet das Menschengeschlecht nach seiner Ausbreitung über die Erdoberfläche, seiner Abhängigkeit von den natürlichen Verhältnissen seines Wohnplatzes, dem durch Klima, Nahrung, Abstammung, Verkehr etc. bewirkten Zustande der einzelnen Stämme und Völker, dem Racenunterschied etc.; die E. dagegen betrachtet das Menschengeschlecht in seiner Gliederung in Völker, wie sich dieselbe durch Sprache, Religion, Recht, geschichtlich entwickelt hat, ist also eine rein histor. Disciplin, welche durch die neueste Sprachwissenschaft (Bopp, Grimm, Lassen, Humboldt etc.) eine Grundlage erhalten hat. Ethologie, griech.-deutsch, Charakter-, Sittenschilderung. Etienne (Etjänn), Charles Guillaume, geb. 1778 zu Chamouilly, franz. Dichter der sog. class. Richtung, unter Napoleon Censor und Mitglied des Instituts, fiel durch ein Theaterstück (lʼIntriguante) in Ungnade, weil es sich Anspielungen auf den kaiserl. Hof erlaubte, wofür er 1815 dem Kaiser eine Strafrede hielt. Unter den Bourbonen gehörte er als Kammermitglied zu deren systematischen Feinden und gewann als Leiter des Constitutionnel großen Einfluß auf die öffentliche Meinung. Nach dem Juli 1830 saß er im linken Centrum, wurde 1837 Pair und st. 1845. Von seinen Theaterstücken sind „Les deux gendres“, „Cendrillon“ und „Joconde“ noch beachtet, von seinen übrigen Schriften ist „Histoire du Théâtre français“ die beste. – Sein Sohn Henri E. war ebenfalls Deputirter und ist unter der Republik mehrmals genannt worden. Etienne, s. Stephanus. Etikette, frz., die äußeren Formen des geselligen Umgangs: das Ceremoniel bei Höfen; Aufschrift, Preiszettel etc. Eton, Eaton (Ihtʼn), kleine engl. Stadt, Windsor gegenüber, mit 3700 E.; hier die angesehenste der engl. Gelehrtenschulen, Staatsanstalt, in welcher die ausgezeichnetsten Staatsmänner, Gelehrten, Dichter etc. Großbritanniens ihre erste Bildung erhalten haben. Étourderie, frz., Unbesonnenheit, Dummdreistigkeit; étourdi, dummdreist; étourdissement (–tuhrdissmang), Bestürzung, Verblüffung. Etrange (frz. etrangsch), fremd, seltsam; étranger (etrangscheh), Fremder. Etruria, Tuscia, bei den Griechen Tyrrhenia, der Theil Mittelitaliens zwischen den Flüssen Macra und Tiber, dem tyrrhen. Meere und dem Kamm des Apennin, von sehr verschiedener Bodenbeschaffenheit, im Ganzen fruchtbar und von seinen alten Bewohnern unübertrefflich angebaut. Diese nannten sich selbst Rasenen und sollen aus Rhätien über den Po an den Arno und Umber vorgedrungen sein, wo sie sich mit den pelasgischen Tyrrhenen, die aus Lydien eingewandert waren, zu einem Volke vermischten. In ihrer Blütezeit besaßen sie jenseits des Apennin Mantua, Felsina (Bologna), diesseits aber hatten sie Capua, Nola etc. und andere Ansiedelungen bis Campanien vorgeschoben. Die Gallier verdrängten sie vom Po und die dortigen Rasenen sollen wieder nach Rhätien zurückgegangen sein, die süditalien. Städte aber fielen in die Gewalt der Samniter. Ihre größeren Städte (12 oder 17) standen in einem lockern Bündniß, das mehr religiöser als polit. Natur war; jede einzelne Stadt hatte eine aristokratische Verfassung, einen Senat, aus den Häuptern der patricischen Familien (Lucumonen) zusammengesetzt, an deren Spitze früher ein König stand. Die Religion der Etrusker war düster, sehr ausgebildet, lehrte einen Cultus der Todten, die Beobachtung der Augurien, Auspicien etc., welche von ihnen systematisirt war, besonders spielte der Blitz eine große Rolle. Ihre Götter wohnten im Norden und theilten sich in 2 Classen: die Verhüllten (Aesar) und die Unteren (Consentes), an deren Spitze Tina (Jupiter, Jufe) stand. Die etruskische Kunst befaßte sich hauptsächlich mit dem zum Leben Nothwendigen und Nützlichen; von den cyklopischen Mauern der alten Städte sind noch viele erhalten, am bedeutendsten sind jedoch ihre Gräber. Dieselben sind entweder vierseitige Pyramiden oder Felsenhöhlen mit architekton.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/620>, abgerufen am 24.11.2024.