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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Angeliken, religiöser Frauenorden, im 16. Jahrh. durch die Gräfin Luise Torelli von Guastalla gestiftet, als sie in ihrem 25. Jahre zum zweitenmale Wittwe geworden war. Die Angeliken machten sich die Bekehrung des weiblichen Geschlechts zur Aufgabe und begleiteten die Barnabiten, welche die Männer zu bekehren hatten, auf ihren Missionen. Später wurden sie jedoch der Clausur unterworfen und ihnen die Theilnahme an den Missionen untersagt. A. heißen sie, weil sie ein engelreines Leben führen und den Gefallenen Engel sein sollen; sie sind nicht zu verwechseln mit den englischen Fräulein. Die Gräfin Torelli stiftete in Mailand nicht bloß für die A. das prachtvolle Kloster zur Bekehrung Pauli, sondern auch für 18 verwaiste adelige Fräulein das Kloster der Guastallinerinen; nach vollendeter Erziehung können diese Fräulein in ein Kloster treten oder sie erhalten 2000 Lire Aussteuer, wenn sie sich verheirathen.


Angeln, Angli, nach Tacitus und Ptolemäus ein suevischer Stamm, der in der Altmark und in Thüringen wohnte und in späterer Zeit nach Britannien auswanderte. - 2. Landstr. in Schleswig zwischen der Schlei und der Bucht von Flensburg, 14 #M. mit 38000 E.; sehr fruchtbar und wohl angebaut, kräftige, sittenstrenge, wohlhabende Bevölkerung. Kappeln, Arnis, zwei Marktflecken.


Angelo, Flecken in der Lombardei bei Lodi, 4000 E. - A., Monte St., in der neapol. Prov. Capitanata, 12000 E., Bisthum, Wallfahrtsort. - A. dei Lombardi, in der neapol. Prov. Principato oltra, 1664 durch Erdbeben fast zerstört, 7000 E.


Angelo, Cino, s. Poliziano. - A. Rocca, geb. 1545 zu Rocca Contrada in der Mark Ancona, Augustiner, gelehrter Bibliograph und Theologe, leitete unter Sixtus V. den Druck der Vulgata und der Kirchenväter; st. 1620.


Angelo Soliman, ein Negerknabe, in seinem 7. Jahre geraubt und verkauft kam er nach Sicilien und daselbst in die Dienste des Fürsten Lobkowitz, den er auf seinen Reisen und Feldzügen begleitete, wo er sich sehr tapfer hielt. Nach dessen Tode übernahm ihn der Fürst Wenzel Liechtenstein, später dessen Neffe Alois, der ihm die Aufsicht über die Erziehung seines Sohnes anvertraute. Er st. 1796 in seinem 70. Jahre, von allen hochgeachtet, die ihn kannten; seine Tochter wurde die Gattin des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben.


Angelo , Michel, eigentl. Buonarotti, geb. zu Settignano im Florentinischen 1474, Baumeister, Bildhauer u. Maler, ein großer ital. Charakter in Kunst und Leben. Seine Entwürfe, seine Kompositionen, wie die einzelnen Gestalten sind großartig und dabei in der Ausführung, namentlich in anatomischer Beziehung, musterhaft korrekt; in der Baukunst hat er sich in der Kuppel der Peterskirche sein Denkmal gesetzt und in dem Entwurfe des ganzen Gebäudes, der aber nicht nach seinem ganzen Umfange ausgeführt wurde. Von seinen Gemälden ist das jüngste Gericht in der sixt. Kapelle das berühmteste; dort sind auch seine Patriarchen, Sibyllen und Scenen aus dem alten Testamente. Unter seinen Sculpturen ist sein David und Moses am bekanntesten. In Florenz und Rom finden sich seine Werke fast ausschließlich. M. A. hatte ein sehr bewegtes Leben; seine republikanische Gesinnung brachte ihn zu Florenz in Konflikt mit den Mediceern und sein Künstlerstolz mit Papst Julius II. Der Drang nach schaffender Thätigkeit führte indessen den genialen Mann sowohl nach Florenz als nach Rom zurück; er st. zu Rom 1564.


Angelsachsen, die mit Angeln und Jüten mach Britannien eingewanderten Sachsen, zum Unterschiede von den in Deutschland wohnenden Sachsen so genannt, wie denn auch Britannien nach den Angeln bald Anglia, Angelland, England hieß. 449 nach Chr. kamen die ersten Angeln nach Britannien, von dessen Bewohnern zu Hilfe gerufen; aus den Helfern wurden Eroberer (Hengist und Horsa sollen die Anführer gewesen sein), und Kent war ihr erstes Königreich. 477 landete der Sachse Ella und gründete das Königreich Sussex, 494 Kerdik Wessex, 527 Erkewin Essex, 527 Uffa Eastanglia, das sich später in


Angeliken, religiöser Frauenorden, im 16. Jahrh. durch die Gräfin Luise Torelli von Guastalla gestiftet, als sie in ihrem 25. Jahre zum zweitenmale Wittwe geworden war. Die Angeliken machten sich die Bekehrung des weiblichen Geschlechts zur Aufgabe und begleiteten die Barnabiten, welche die Männer zu bekehren hatten, auf ihren Missionen. Später wurden sie jedoch der Clausur unterworfen und ihnen die Theilnahme an den Missionen untersagt. A. heißen sie, weil sie ein engelreines Leben führen und den Gefallenen Engel sein sollen; sie sind nicht zu verwechseln mit den englischen Fräulein. Die Gräfin Torelli stiftete in Mailand nicht bloß für die A. das prachtvolle Kloster zur Bekehrung Pauli, sondern auch für 18 verwaiste adelige Fräulein das Kloster der Guastallinerinen; nach vollendeter Erziehung können diese Fräulein in ein Kloster treten oder sie erhalten 2000 Lire Aussteuer, wenn sie sich verheirathen.


Angeln, Angli, nach Tacitus und Ptolemäus ein suevischer Stamm, der in der Altmark und in Thüringen wohnte und in späterer Zeit nach Britannien auswanderte. – 2. Landstr. in Schleswig zwischen der Schlei und der Bucht von Flensburg, 14 □M. mit 38000 E.; sehr fruchtbar und wohl angebaut, kräftige, sittenstrenge, wohlhabende Bevölkerung. Kappeln, Arnis, zwei Marktflecken.


Angelo, Flecken in der Lombardei bei Lodi, 4000 E. – A., Monte St., in der neapol. Prov. Capitanata, 12000 E., Bisthum, Wallfahrtsort. – A. dei Lombardi, in der neapol. Prov. Principato oltra, 1664 durch Erdbeben fast zerstört, 7000 E.


Angelo, Cino, s. Poliziano. – A. Rocca, geb. 1545 zu Rocca Contrada in der Mark Ancona, Augustiner, gelehrter Bibliograph und Theologe, leitete unter Sixtus V. den Druck der Vulgata und der Kirchenväter; st. 1620.


Angelo Soliman, ein Negerknabe, in seinem 7. Jahre geraubt und verkauft kam er nach Sicilien und daselbst in die Dienste des Fürsten Lobkowitz, den er auf seinen Reisen und Feldzügen begleitete, wo er sich sehr tapfer hielt. Nach dessen Tode übernahm ihn der Fürst Wenzel Liechtenstein, später dessen Neffe Alois, der ihm die Aufsicht über die Erziehung seines Sohnes anvertraute. Er st. 1796 in seinem 70. Jahre, von allen hochgeachtet, die ihn kannten; seine Tochter wurde die Gattin des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben.


Angelo , Michel, eigentl. Buonarotti, geb. zu Settignano im Florentinischen 1474, Baumeister, Bildhauer u. Maler, ein großer ital. Charakter in Kunst und Leben. Seine Entwürfe, seine Kompositionen, wie die einzelnen Gestalten sind großartig und dabei in der Ausführung, namentlich in anatomischer Beziehung, musterhaft korrekt; in der Baukunst hat er sich in der Kuppel der Peterskirche sein Denkmal gesetzt und in dem Entwurfe des ganzen Gebäudes, der aber nicht nach seinem ganzen Umfange ausgeführt wurde. Von seinen Gemälden ist das jüngste Gericht in der sixt. Kapelle das berühmteste; dort sind auch seine Patriarchen, Sibyllen und Scenen aus dem alten Testamente. Unter seinen Sculpturen ist sein David und Moses am bekanntesten. In Florenz und Rom finden sich seine Werke fast ausschließlich. M. A. hatte ein sehr bewegtes Leben; seine republikanische Gesinnung brachte ihn zu Florenz in Konflikt mit den Mediceern und sein Künstlerstolz mit Papst Julius II. Der Drang nach schaffender Thätigkeit führte indessen den genialen Mann sowohl nach Florenz als nach Rom zurück; er st. zu Rom 1564.


Angelsachsen, die mit Angeln und Jüten mach Britannien eingewanderten Sachsen, zum Unterschiede von den in Deutschland wohnenden Sachsen so genannt, wie denn auch Britannien nach den Angeln bald Anglia, Angelland, England hieß. 449 nach Chr. kamen die ersten Angeln nach Britannien, von dessen Bewohnern zu Hilfe gerufen; aus den Helfern wurden Eroberer (Hengist und Horsa sollen die Anführer gewesen sein), und Kent war ihr erstes Königreich. 477 landete der Sachse Ella und gründete das Königreich Sussex, 494 Kerdik Wessex, 527 Erkewin Essex, 527 Uffa Eastanglia, das sich später in

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[186/0187] Angeliken, religiöser Frauenorden, im 16. Jahrh. durch die Gräfin Luise Torelli von Guastalla gestiftet, als sie in ihrem 25. Jahre zum zweitenmale Wittwe geworden war. Die Angeliken machten sich die Bekehrung des weiblichen Geschlechts zur Aufgabe und begleiteten die Barnabiten, welche die Männer zu bekehren hatten, auf ihren Missionen. Später wurden sie jedoch der Clausur unterworfen und ihnen die Theilnahme an den Missionen untersagt. A. heißen sie, weil sie ein engelreines Leben führen und den Gefallenen Engel sein sollen; sie sind nicht zu verwechseln mit den englischen Fräulein. Die Gräfin Torelli stiftete in Mailand nicht bloß für die A. das prachtvolle Kloster zur Bekehrung Pauli, sondern auch für 18 verwaiste adelige Fräulein das Kloster der Guastallinerinen; nach vollendeter Erziehung können diese Fräulein in ein Kloster treten oder sie erhalten 2000 Lire Aussteuer, wenn sie sich verheirathen. Angeln, Angli, nach Tacitus und Ptolemäus ein suevischer Stamm, der in der Altmark und in Thüringen wohnte und in späterer Zeit nach Britannien auswanderte. – 2. Landstr. in Schleswig zwischen der Schlei und der Bucht von Flensburg, 14 □M. mit 38000 E.; sehr fruchtbar und wohl angebaut, kräftige, sittenstrenge, wohlhabende Bevölkerung. Kappeln, Arnis, zwei Marktflecken. Angelo, Flecken in der Lombardei bei Lodi, 4000 E. – A., Monte St., in der neapol. Prov. Capitanata, 12000 E., Bisthum, Wallfahrtsort. – A. dei Lombardi, in der neapol. Prov. Principato oltra, 1664 durch Erdbeben fast zerstört, 7000 E. Angelo, Cino, s. Poliziano. – A. Rocca, geb. 1545 zu Rocca Contrada in der Mark Ancona, Augustiner, gelehrter Bibliograph und Theologe, leitete unter Sixtus V. den Druck der Vulgata und der Kirchenväter; st. 1620. Angelo Soliman, ein Negerknabe, in seinem 7. Jahre geraubt und verkauft kam er nach Sicilien und daselbst in die Dienste des Fürsten Lobkowitz, den er auf seinen Reisen und Feldzügen begleitete, wo er sich sehr tapfer hielt. Nach dessen Tode übernahm ihn der Fürst Wenzel Liechtenstein, später dessen Neffe Alois, der ihm die Aufsicht über die Erziehung seines Sohnes anvertraute. Er st. 1796 in seinem 70. Jahre, von allen hochgeachtet, die ihn kannten; seine Tochter wurde die Gattin des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben. Angelo , Michel, eigentl. Buonarotti, geb. zu Settignano im Florentinischen 1474, Baumeister, Bildhauer u. Maler, ein großer ital. Charakter in Kunst und Leben. Seine Entwürfe, seine Kompositionen, wie die einzelnen Gestalten sind großartig und dabei in der Ausführung, namentlich in anatomischer Beziehung, musterhaft korrekt; in der Baukunst hat er sich in der Kuppel der Peterskirche sein Denkmal gesetzt und in dem Entwurfe des ganzen Gebäudes, der aber nicht nach seinem ganzen Umfange ausgeführt wurde. Von seinen Gemälden ist das jüngste Gericht in der sixt. Kapelle das berühmteste; dort sind auch seine Patriarchen, Sibyllen und Scenen aus dem alten Testamente. Unter seinen Sculpturen ist sein David und Moses am bekanntesten. In Florenz und Rom finden sich seine Werke fast ausschließlich. M. A. hatte ein sehr bewegtes Leben; seine republikanische Gesinnung brachte ihn zu Florenz in Konflikt mit den Mediceern und sein Künstlerstolz mit Papst Julius II. Der Drang nach schaffender Thätigkeit führte indessen den genialen Mann sowohl nach Florenz als nach Rom zurück; er st. zu Rom 1564. Angelsachsen, die mit Angeln und Jüten mach Britannien eingewanderten Sachsen, zum Unterschiede von den in Deutschland wohnenden Sachsen so genannt, wie denn auch Britannien nach den Angeln bald Anglia, Angelland, England hieß. 449 nach Chr. kamen die ersten Angeln nach Britannien, von dessen Bewohnern zu Hilfe gerufen; aus den Helfern wurden Eroberer (Hengist und Horsa sollen die Anführer gewesen sein), und Kent war ihr erstes Königreich. 477 landete der Sachse Ella und gründete das Königreich Sussex, 494 Kerdik Wessex, 527 Erkewin Essex, 527 Uffa Eastanglia, das sich später in

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/187>, abgerufen am 25.11.2024.