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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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wie bei freien Bauerngütern derjenige Erbe, welcher auf die erbsweise Uebernahme des ganzen Gutes ein Vorrecht besitzt und daher die Miterben mit Geld auslöst, verabfindet.


a nescire ad non esse, lat., in der Logik ein Schluß, daß etwas nicht sei, weil man dasselbe nicht weiß.


Anethum W., zwei Küchengewächse, Gewürzpflanzen, welche selten in größerer Menge angebaut werden. A. graveolens W. ist der Dill, eine 1jähr. Pflanze, des Samens wegen wie Anis, Koriander u. dergl. m. gezogen, als Zuthat zum Einmachen in Essig, bisweilen auch zu medicinisch. Gebrauch. Frühzeitige Aussaat des (3-4 Jahre keimfähigen) Samens in warmer geschützter Lage ist wesentlich. - A. Foeniculum W. ist der Fenchel, ausdauernd, und von diesem, namentlich aber vom sogen. römischen oder Bologneser F. (A. Foen. dulce) werden außer dem Samen auch das Kraut und vorzüglich die süßen aromatischen Wurzeln benützt. - Kultur im Garten höchst einfach; wesentlich ist sehr frühes Säen, tiefer lockerer Boden, und fleißiges Jäten und Behacken.


Aneurisma, Pulsadergeschwulst, ist eine an einer Arterie (s. daselbst) oder in ihrer Umgebung vorkommende, in ihrem Innern Blut enthaltende, Geschwulst, welche entsteht entweder durch theilweise Erweiterung der Höhle einer Arterie, (wahre Pulsadergeschwulst, a. verum), oder durch Trennung der Häute einer Arterie und dadurch erfolgenden Bluterguß in das umgebende Zellgewebe (falsche P., a. spurium). Neben diesen zwei Arten gibt es noch eine dritte, das varicose A., wenn eine Vene (s. daselbst) mit einer unter ihr liegenden Arterie durch widernatürliche Oeffnung ihrer Häute in Verbindung getreten ist. Die Aneurismen entstehen entweder aus freien Stücken bei allgemein krankhaftem Zustand des Arteriensystems, oder durch äußere Einwirkungen, wie Verletzungen, Heben schwerer Lasten, Erbrechen, Husten etc. Am häufigsten kommen sie vor an der Aaorta (s. daselbst), in der Kniekehle, Achselhöhle.


Anfossi, geb. 1729 zu Neapel, einige Zeit Direktor der ital. Oper in London, st. 1795 in Rom; seiner Zeit beliebter Opernkomponist, noch jetzt wegen einiger komischen Opern geschätzt.


Anfrischen, in der Hüttenkunde reducirendes Schmelzen, um aus Bleioxyden reines Blei darzustellen.


Angangueo, Stadt auf der mexikan. Hochebene, 8722 Par. F. über d. Meere; Goldminen.


Angara, Fluß im russ. Asien, entspringt in den Gebirgen von Nertschinsk und fließt in den Baikalsee; nach seinem Austritt aus dem See heißt er die untere A., fließt an Irkuzk vorbei und dann in den Jenisei.


Angarien, Frohndienste, die der Unterthan dem röm. Kaiser zu leisten hatte, namentlich Gespanne für den Kaiser, wenn er reiste, zur Fortbringung seines Gefolges und Gepäckes; im Mittelalter die Frohnen, zu welchen die Grundholden gegen ihre Gutsherren verpflichtet waren. In Zins verwandelt mußten die A. an den Quatemberfasttagen entrichtet werden, daher hießen diese selbst A. Im Seerechte Angarie oder Angariation die Beschlagnahme befrachteter Schiffe, die wieder ausgeladen und der Regierung zu Dienst gestellt werden müssen.


Angelica Archangelica W., Engelwurz, ein Doldengewächs, in d. Schweiz, in Oestreich und auch sonst in Deutschland wild, nicht selten aber auch als Küchengewächs gebaut, hauptsächlich der halbentwickelten Stengel wegen, welche zum Einmachen und Ueberzuckern (Confitüren von Chateaubriand) benützt werden. Auch die Wurzel wird in der Medicin verwendet, und der Engelwurzgeist gilt beim Volke Alles. - Die Kultur ist so einfach wie beim Fenchel; der Samen muß aber sogleich nach der Reise im August gesäet und feucht gehalten werden; ebenso wollen die Sämlinge frühzeitig versetzt sein. Schneidet man die Stengel fleißig ab, ehe sie zum Blühen kommen, so dauert die Engelwurz Jahre lang; im andern Falle stirbt sie ab; denn sie ist eigentlich nur 2jährig. Wohl die einzige Pflanze, deren arzneiliche Eigenschaften durch die Gartenkultur sich erhöhen; nicht zu verwechseln mit A. sylvestris L., welche nicht halb so wirksam ist.

wie bei freien Bauerngütern derjenige Erbe, welcher auf die erbsweise Uebernahme des ganzen Gutes ein Vorrecht besitzt und daher die Miterben mit Geld auslöst, verabfindet.


a nescire ad non esse, lat., in der Logik ein Schluß, daß etwas nicht sei, weil man dasselbe nicht weiß.


Anethum W., zwei Küchengewächse, Gewürzpflanzen, welche selten in größerer Menge angebaut werden. A. graveolens W. ist der Dill, eine 1jähr. Pflanze, des Samens wegen wie Anis, Koriander u. dergl. m. gezogen, als Zuthat zum Einmachen in Essig, bisweilen auch zu medicinisch. Gebrauch. Frühzeitige Aussaat des (3–4 Jahre keimfähigen) Samens in warmer geschützter Lage ist wesentlich. – A. Foeniculum W. ist der Fenchel, ausdauernd, und von diesem, namentlich aber vom sogen. römischen oder Bologneser F. (A. Foen. dulce) werden außer dem Samen auch das Kraut und vorzüglich die süßen aromatischen Wurzeln benützt. – Kultur im Garten höchst einfach; wesentlich ist sehr frühes Säen, tiefer lockerer Boden, und fleißiges Jäten und Behacken.


Aneurisma, Pulsadergeschwulst, ist eine an einer Arterie (s. daselbst) oder in ihrer Umgebung vorkommende, in ihrem Innern Blut enthaltende, Geschwulst, welche entsteht entweder durch theilweise Erweiterung der Höhle einer Arterie, (wahre Pulsadergeschwulst, a. verum), oder durch Trennung der Häute einer Arterie und dadurch erfolgenden Bluterguß in das umgebende Zellgewebe (falsche P., a. spurium). Neben diesen zwei Arten gibt es noch eine dritte, das varicose A., wenn eine Vene (s. daselbst) mit einer unter ihr liegenden Arterie durch widernatürliche Oeffnung ihrer Häute in Verbindung getreten ist. Die Aneurismen entstehen entweder aus freien Stücken bei allgemein krankhaftem Zustand des Arteriensystems, oder durch äußere Einwirkungen, wie Verletzungen, Heben schwerer Lasten, Erbrechen, Husten etc. Am häufigsten kommen sie vor an der Aaorta (s. daselbst), in der Kniekehle, Achselhöhle.


Anfossi, geb. 1729 zu Neapel, einige Zeit Direktor der ital. Oper in London, st. 1795 in Rom; seiner Zeit beliebter Opernkomponist, noch jetzt wegen einiger komischen Opern geschätzt.


Anfrischen, in der Hüttenkunde reducirendes Schmelzen, um aus Bleioxyden reines Blei darzustellen.


Angangueo, Stadt auf der mexikan. Hochebene, 8722 Par. F. über d. Meere; Goldminen.


Angara, Fluß im russ. Asien, entspringt in den Gebirgen von Nertschinsk und fließt in den Baikalsee; nach seinem Austritt aus dem See heißt er die untere A., fließt an Irkuzk vorbei und dann in den Jenisei.


Angarien, Frohndienste, die der Unterthan dem röm. Kaiser zu leisten hatte, namentlich Gespanne für den Kaiser, wenn er reiste, zur Fortbringung seines Gefolges und Gepäckes; im Mittelalter die Frohnen, zu welchen die Grundholden gegen ihre Gutsherren verpflichtet waren. In Zins verwandelt mußten die A. an den Quatemberfasttagen entrichtet werden, daher hießen diese selbst A. Im Seerechte Angarie oder Angariation die Beschlagnahme befrachteter Schiffe, die wieder ausgeladen und der Regierung zu Dienst gestellt werden müssen.


Angelica Archangelica W., Engelwurz, ein Doldengewächs, in d. Schweiz, in Oestreich und auch sonst in Deutschland wild, nicht selten aber auch als Küchengewächs gebaut, hauptsächlich der halbentwickelten Stengel wegen, welche zum Einmachen und Ueberzuckern (Confitüren von Chateaubriand) benützt werden. Auch die Wurzel wird in der Medicin verwendet, und der Engelwurzgeist gilt beim Volke Alles. – Die Kultur ist so einfach wie beim Fenchel; der Samen muß aber sogleich nach der Reise im August gesäet und feucht gehalten werden; ebenso wollen die Sämlinge frühzeitig versetzt sein. Schneidet man die Stengel fleißig ab, ehe sie zum Blühen kommen, so dauert die Engelwurz Jahre lang; im andern Falle stirbt sie ab; denn sie ist eigentlich nur 2jährig. Wohl die einzige Pflanze, deren arzneiliche Eigenschaften durch die Gartenkultur sich erhöhen; nicht zu verwechseln mit A. sylvestris L., welche nicht halb so wirksam ist.

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[185/0186] wie bei freien Bauerngütern derjenige Erbe, welcher auf die erbsweise Uebernahme des ganzen Gutes ein Vorrecht besitzt und daher die Miterben mit Geld auslöst, verabfindet. a nescire ad non esse, lat., in der Logik ein Schluß, daß etwas nicht sei, weil man dasselbe nicht weiß. Anethum W., zwei Küchengewächse, Gewürzpflanzen, welche selten in größerer Menge angebaut werden. A. graveolens W. ist der Dill, eine 1jähr. Pflanze, des Samens wegen wie Anis, Koriander u. dergl. m. gezogen, als Zuthat zum Einmachen in Essig, bisweilen auch zu medicinisch. Gebrauch. Frühzeitige Aussaat des (3–4 Jahre keimfähigen) Samens in warmer geschützter Lage ist wesentlich. – A. Foeniculum W. ist der Fenchel, ausdauernd, und von diesem, namentlich aber vom sogen. römischen oder Bologneser F. (A. Foen. dulce) werden außer dem Samen auch das Kraut und vorzüglich die süßen aromatischen Wurzeln benützt. – Kultur im Garten höchst einfach; wesentlich ist sehr frühes Säen, tiefer lockerer Boden, und fleißiges Jäten und Behacken. Aneurisma, Pulsadergeschwulst, ist eine an einer Arterie (s. daselbst) oder in ihrer Umgebung vorkommende, in ihrem Innern Blut enthaltende, Geschwulst, welche entsteht entweder durch theilweise Erweiterung der Höhle einer Arterie, (wahre Pulsadergeschwulst, a. verum), oder durch Trennung der Häute einer Arterie und dadurch erfolgenden Bluterguß in das umgebende Zellgewebe (falsche P., a. spurium). Neben diesen zwei Arten gibt es noch eine dritte, das varicose A., wenn eine Vene (s. daselbst) mit einer unter ihr liegenden Arterie durch widernatürliche Oeffnung ihrer Häute in Verbindung getreten ist. Die Aneurismen entstehen entweder aus freien Stücken bei allgemein krankhaftem Zustand des Arteriensystems, oder durch äußere Einwirkungen, wie Verletzungen, Heben schwerer Lasten, Erbrechen, Husten etc. Am häufigsten kommen sie vor an der Aaorta (s. daselbst), in der Kniekehle, Achselhöhle. Anfossi, geb. 1729 zu Neapel, einige Zeit Direktor der ital. Oper in London, st. 1795 in Rom; seiner Zeit beliebter Opernkomponist, noch jetzt wegen einiger komischen Opern geschätzt. Anfrischen, in der Hüttenkunde reducirendes Schmelzen, um aus Bleioxyden reines Blei darzustellen. Angangueo, Stadt auf der mexikan. Hochebene, 8722 Par. F. über d. Meere; Goldminen. Angara, Fluß im russ. Asien, entspringt in den Gebirgen von Nertschinsk und fließt in den Baikalsee; nach seinem Austritt aus dem See heißt er die untere A., fließt an Irkuzk vorbei und dann in den Jenisei. Angarien, Frohndienste, die der Unterthan dem röm. Kaiser zu leisten hatte, namentlich Gespanne für den Kaiser, wenn er reiste, zur Fortbringung seines Gefolges und Gepäckes; im Mittelalter die Frohnen, zu welchen die Grundholden gegen ihre Gutsherren verpflichtet waren. In Zins verwandelt mußten die A. an den Quatemberfasttagen entrichtet werden, daher hießen diese selbst A. Im Seerechte Angarie oder Angariation die Beschlagnahme befrachteter Schiffe, die wieder ausgeladen und der Regierung zu Dienst gestellt werden müssen. Angelica Archangelica W., Engelwurz, ein Doldengewächs, in d. Schweiz, in Oestreich und auch sonst in Deutschland wild, nicht selten aber auch als Küchengewächs gebaut, hauptsächlich der halbentwickelten Stengel wegen, welche zum Einmachen und Ueberzuckern (Confitüren von Chateaubriand) benützt werden. Auch die Wurzel wird in der Medicin verwendet, und der Engelwurzgeist gilt beim Volke Alles. – Die Kultur ist so einfach wie beim Fenchel; der Samen muß aber sogleich nach der Reise im August gesäet und feucht gehalten werden; ebenso wollen die Sämlinge frühzeitig versetzt sein. Schneidet man die Stengel fleißig ab, ehe sie zum Blühen kommen, so dauert die Engelwurz Jahre lang; im andern Falle stirbt sie ab; denn sie ist eigentlich nur 2jährig. Wohl die einzige Pflanze, deren arzneiliche Eigenschaften durch die Gartenkultur sich erhöhen; nicht zu verwechseln mit A. sylvestris L., welche nicht halb so wirksam ist.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/186>, abgerufen am 22.11.2024.