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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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indem sie christliche Ideen u. die Ergebnisse ihres philosophischen Systems in die alten Religionen hineintrug, wodurch sie dieselben von ihren inneren Widersprüchen u. vielfachen Gegensätzen zu befreien und Vernunft und Religion zu versöhnen meinte. Eben deßwegen wurden diese Philosophen auch die bitteren Gegner des Christenthums u. bekämpften dasselbe mit dem Aufgebote ihrer Gelehrsamkeit u. Dialectik, so daß Männer wie Plotinus, Jamblichus, Porphyrius u. a. die gefeierten Apologeten des Heidenthums waren. Indessen hatte das Christenthum in A. schon durch den Evangelisten Markus seine bleibende Stätte gefunden, die Gemeinde war eine der zahlreichsten u. der alex. Bischof hatte frühe schon den Primat unter den ägypt. u. benachbarten Episcopaten; die Thätigkeit der alex. Philosophen mußte naturgemäß den Widerstand der gelehrten Christen anregen u. so wurde A. auch ein Hauptsitz christlicher Gelehrsamkeit; dort lehrten u. schrieben z. B. Clemens u. Origenes (s. Katecheten), u. wie in A. die meisten Streitigkeiten u. Irrlehren entstunden, so befestigte sich auch durch Athanasius d. Gr. in A. das Dogma in schärfster, ausgeprägtester u. der Dialectik ferner unantastbarer Fassung. A. blieb Hauptplatz des Handels u. der Wissenschaft, bis es 638 von den Arabern erobert wurde; seinen Ruin vollendeten jedoch erst die Türken seit Selim I. Neu hob es sich durch Mehemet Ali, der hier meistens residirte, im Hafen eine Kriegsflotte baute, den Kanal Mahmudie aus dem Nil herleitete, es stark befestigte und zum Stapelplatz Aegyptens machte; es zählt jetzt gegen 40000 E. Aus der alten Zeit sind noch übrig ein Obelisk, Nadel der Cleopatra genannt, die Pompejussäule, Cisternen, Grabsteine u. s. w.


Alexandria, Stadt im District Columbia der nordamerik. Union, am Potomak, 1 M. südl. von Washington, 15000 E., mit trefflichem Hafen u. starkem Verkehr; wurde 1814 von den Engländern theilweise zerstört.


Alexandrine, Gewebe aus Linnen u. Baumwolle, in Rouen, Amiens, Neuschatel etc. verfertigt u. durch Apretur seidenähnliche Siamoise.


Alexandriner, 6füßige jambische Verse, mit Cäsur in der Mitte, meistens paarweise männlich u. weiblich gereimt. Den Namen erhielten sie von dem altfranz. Roman "Alexandre" oder nach anderen von Alexander v. Bernay. Die Franzosen brauchten früher den A. fast ausschließlich, die Deutschen nach Gotsched kaum weniger; z. B. Joachim Rachel, Zachariä, Albr. v. Haller, der aber abwechselnd reimt z. B. "Dort senkt ein kahler Berg die glatten Wände nieder, Den ein verjährtes Eis dem Himmel gleich gethürmt, Sein frostiger Krystall schickt alle Strahlen wieder, Der die gestiegne Hitz im Krebs umsonst bestürmt."


Alexandrinische Bibliothek, von Ptolemäus I. gegründet, von seinen Nachfolgern immer vermehrt bis auf 700000 Rollen. Der im Museum aufgestellte Theil verbrannte bei der Revolution gegen Jul. Cäsar, der im Serapeum befindliche wurde aber durch die pergamenische Bibliothek, die Antonius der Cleopatra schenkte, um 200000 Bde. vermehrt. Diese verbrannte 640 der arab. Anführer Amru auf Befehl des Kalifen Omar.


Alexandrinische Handschrift, Codex Alex., die älteste, die wir von der Bibel besitzen, im 5. oder 6. Jahrh. in Aegypten geschrieben. Der Patriarch von Konstantinopel, Cyrillus Laskaris, früher Patriarch in Alexandrien, schenkte sie 1628 dem Könige Karl I. von England. Sie ist mit Uncialbuchstaben auf Pergament geschrieben u. wird im brit. Museum aufbewahrt.


Alexandrinischer Krieg heißt der Krieg, den der ägypt. König Ptolemäus Dionysius durch einen großen Aufstand der Alexandriner gegen Cäsar begann, weil dieser die herrschsüchtige Schwester des Königs, Cleopatra, parteiisch begünstigte. Der König kam im Treffen um, Alexandrien wurde genommen u. gezüchtigt, Cleopatra aber Herrscherin Aegyptens.


Alexandrinisches oder tragisches Siebengestirn, Plejaden, nannte die späte Griechenzeit die 7 Tragiker von 280

indem sie christliche Ideen u. die Ergebnisse ihres philosophischen Systems in die alten Religionen hineintrug, wodurch sie dieselben von ihren inneren Widersprüchen u. vielfachen Gegensätzen zu befreien und Vernunft und Religion zu versöhnen meinte. Eben deßwegen wurden diese Philosophen auch die bitteren Gegner des Christenthums u. bekämpften dasselbe mit dem Aufgebote ihrer Gelehrsamkeit u. Dialectik, so daß Männer wie Plotinus, Jamblichus, Porphyrius u. a. die gefeierten Apologeten des Heidenthums waren. Indessen hatte das Christenthum in A. schon durch den Evangelisten Markus seine bleibende Stätte gefunden, die Gemeinde war eine der zahlreichsten u. der alex. Bischof hatte frühe schon den Primat unter den ägypt. u. benachbarten Episcopaten; die Thätigkeit der alex. Philosophen mußte naturgemäß den Widerstand der gelehrten Christen anregen u. so wurde A. auch ein Hauptsitz christlicher Gelehrsamkeit; dort lehrten u. schrieben z. B. Clemens u. Origenes (s. Katecheten), u. wie in A. die meisten Streitigkeiten u. Irrlehren entstunden, so befestigte sich auch durch Athanasius d. Gr. in A. das Dogma in schärfster, ausgeprägtester u. der Dialectik ferner unantastbarer Fassung. A. blieb Hauptplatz des Handels u. der Wissenschaft, bis es 638 von den Arabern erobert wurde; seinen Ruin vollendeten jedoch erst die Türken seit Selim I. Neu hob es sich durch Mehemet Ali, der hier meistens residirte, im Hafen eine Kriegsflotte baute, den Kanal Mahmudie aus dem Nil herleitete, es stark befestigte und zum Stapelplatz Aegyptens machte; es zählt jetzt gegen 40000 E. Aus der alten Zeit sind noch übrig ein Obelisk, Nadel der Cleopatra genannt, die Pompejussäule, Cisternen, Grabsteine u. s. w.


Alexandria, Stadt im District Columbia der nordamerik. Union, am Potomak, 1 M. südl. von Washington, 15000 E., mit trefflichem Hafen u. starkem Verkehr; wurde 1814 von den Engländern theilweise zerstört.


Alexandrine, Gewebe aus Linnen u. Baumwolle, in Rouen, Amiens, Neuschatel etc. verfertigt u. durch Apretur seidenähnliche Siamoise.


Alexandriner, 6füßige jambische Verse, mit Cäsur in der Mitte, meistens paarweise männlich u. weiblich gereimt. Den Namen erhielten sie von dem altfranz. Roman „Alexandre“ oder nach anderen von Alexander v. Bernay. Die Franzosen brauchten früher den A. fast ausschließlich, die Deutschen nach Gotsched kaum weniger; z. B. Joachim Rachel, Zachariä, Albr. v. Haller, der aber abwechselnd reimt z. B. „Dort senkt ein kahler Berg die glatten Wände nieder, Den ein verjährtes Eis dem Himmel gleich gethürmt, Sein frostiger Krystall schickt alle Strahlen wieder, Der die gestiegne Hitz im Krebs umsonst bestürmt.“


Alexandrinische Bibliothek, von Ptolemäus I. gegründet, von seinen Nachfolgern immer vermehrt bis auf 700000 Rollen. Der im Museum aufgestellte Theil verbrannte bei der Revolution gegen Jul. Cäsar, der im Serapeum befindliche wurde aber durch die pergamenische Bibliothek, die Antonius der Cleopatra schenkte, um 200000 Bde. vermehrt. Diese verbrannte 640 der arab. Anführer Amru auf Befehl des Kalifen Omar.


Alexandrinische Handschrift, Codex Alex., die älteste, die wir von der Bibel besitzen, im 5. oder 6. Jahrh. in Aegypten geschrieben. Der Patriarch von Konstantinopel, Cyrillus Laskaris, früher Patriarch in Alexandrien, schenkte sie 1628 dem Könige Karl I. von England. Sie ist mit Uncialbuchstaben auf Pergament geschrieben u. wird im brit. Museum aufbewahrt.


Alexandrinischer Krieg heißt der Krieg, den der ägypt. König Ptolemäus Dionysius durch einen großen Aufstand der Alexandriner gegen Cäsar begann, weil dieser die herrschsüchtige Schwester des Königs, Cleopatra, parteiisch begünstigte. Der König kam im Treffen um, Alexandrien wurde genommen u. gezüchtigt, Cleopatra aber Herrscherin Aegyptens.


Alexandrinisches oder tragisches Siebengestirn, Plejaden, nannte die späte Griechenzeit die 7 Tragiker von 280

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[112/0113] indem sie christliche Ideen u. die Ergebnisse ihres philosophischen Systems in die alten Religionen hineintrug, wodurch sie dieselben von ihren inneren Widersprüchen u. vielfachen Gegensätzen zu befreien und Vernunft und Religion zu versöhnen meinte. Eben deßwegen wurden diese Philosophen auch die bitteren Gegner des Christenthums u. bekämpften dasselbe mit dem Aufgebote ihrer Gelehrsamkeit u. Dialectik, so daß Männer wie Plotinus, Jamblichus, Porphyrius u. a. die gefeierten Apologeten des Heidenthums waren. Indessen hatte das Christenthum in A. schon durch den Evangelisten Markus seine bleibende Stätte gefunden, die Gemeinde war eine der zahlreichsten u. der alex. Bischof hatte frühe schon den Primat unter den ägypt. u. benachbarten Episcopaten; die Thätigkeit der alex. Philosophen mußte naturgemäß den Widerstand der gelehrten Christen anregen u. so wurde A. auch ein Hauptsitz christlicher Gelehrsamkeit; dort lehrten u. schrieben z. B. Clemens u. Origenes (s. Katecheten), u. wie in A. die meisten Streitigkeiten u. Irrlehren entstunden, so befestigte sich auch durch Athanasius d. Gr. in A. das Dogma in schärfster, ausgeprägtester u. der Dialectik ferner unantastbarer Fassung. A. blieb Hauptplatz des Handels u. der Wissenschaft, bis es 638 von den Arabern erobert wurde; seinen Ruin vollendeten jedoch erst die Türken seit Selim I. Neu hob es sich durch Mehemet Ali, der hier meistens residirte, im Hafen eine Kriegsflotte baute, den Kanal Mahmudie aus dem Nil herleitete, es stark befestigte und zum Stapelplatz Aegyptens machte; es zählt jetzt gegen 40000 E. Aus der alten Zeit sind noch übrig ein Obelisk, Nadel der Cleopatra genannt, die Pompejussäule, Cisternen, Grabsteine u. s. w. Alexandria, Stadt im District Columbia der nordamerik. Union, am Potomak, 1 M. südl. von Washington, 15000 E., mit trefflichem Hafen u. starkem Verkehr; wurde 1814 von den Engländern theilweise zerstört. Alexandrine, Gewebe aus Linnen u. Baumwolle, in Rouen, Amiens, Neuschatel etc. verfertigt u. durch Apretur seidenähnliche Siamoise. Alexandriner, 6füßige jambische Verse, mit Cäsur in der Mitte, meistens paarweise männlich u. weiblich gereimt. Den Namen erhielten sie von dem altfranz. Roman „Alexandre“ oder nach anderen von Alexander v. Bernay. Die Franzosen brauchten früher den A. fast ausschließlich, die Deutschen nach Gotsched kaum weniger; z. B. Joachim Rachel, Zachariä, Albr. v. Haller, der aber abwechselnd reimt z. B. „Dort senkt ein kahler Berg die glatten Wände nieder, Den ein verjährtes Eis dem Himmel gleich gethürmt, Sein frostiger Krystall schickt alle Strahlen wieder, Der die gestiegne Hitz im Krebs umsonst bestürmt.“ Alexandrinische Bibliothek, von Ptolemäus I. gegründet, von seinen Nachfolgern immer vermehrt bis auf 700000 Rollen. Der im Museum aufgestellte Theil verbrannte bei der Revolution gegen Jul. Cäsar, der im Serapeum befindliche wurde aber durch die pergamenische Bibliothek, die Antonius der Cleopatra schenkte, um 200000 Bde. vermehrt. Diese verbrannte 640 der arab. Anführer Amru auf Befehl des Kalifen Omar. Alexandrinische Handschrift, Codex Alex., die älteste, die wir von der Bibel besitzen, im 5. oder 6. Jahrh. in Aegypten geschrieben. Der Patriarch von Konstantinopel, Cyrillus Laskaris, früher Patriarch in Alexandrien, schenkte sie 1628 dem Könige Karl I. von England. Sie ist mit Uncialbuchstaben auf Pergament geschrieben u. wird im brit. Museum aufbewahrt. Alexandrinischer Krieg heißt der Krieg, den der ägypt. König Ptolemäus Dionysius durch einen großen Aufstand der Alexandriner gegen Cäsar begann, weil dieser die herrschsüchtige Schwester des Königs, Cleopatra, parteiisch begünstigte. Der König kam im Treffen um, Alexandrien wurde genommen u. gezüchtigt, Cleopatra aber Herrscherin Aegyptens. Alexandrinisches oder tragisches Siebengestirn, Plejaden, nannte die späte Griechenzeit die 7 Tragiker von 280

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/113>, abgerufen am 22.11.2024.