Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Polozk eine Akademie erlaubt hatte; er verbot jedoch auch der engl. Bibelgesellschaft die Verbreitung ihrer Bibeln u. bezeugte damit dem Protestantismus seine Ungnade. Seine letzten Jahre wurden durch Entdeckung geheimer Gesellschaften u. Verschwörungen getrübt u. noch mehr durch seine Ueberzeugung, daß nicht alle enthüllt worden seien; kränklich u. bekümmert begab er sich im Sept. 1825 in die Krim, seine kranke Gemahlin begleitend, erkrankte aber selbst u. st. 1. Dec. 1825 zu Taganrog.


Alexander, Christ. Friedr., Graf von Württemberg, geb. 1801, Sohn des Herzogs Wilhelm Friedrich aus morganatischer Ehe, württemb. Oberstlieutenant; Dichter der "Lieder des Sturms" Stuttgart 1838; st. 1844.


Alexandersbad, Kohlensäure u. Eisen enthaltende Quellen unweit Wunsiedel im Fichtelgebirge, 1737 entdeckt, in romant. Gegend, besuchtes Bad.


Alexanderschlacht, Mosaikgemälde 1831 in Pompeji gefunden, stellt eine Schlacht vor; ist beschädigt.


Alexandrette (Alexandria minor, bei den Türken Iskanderum), Seestadt in Syrien, Hafen von Aleppo, 14 M. von diesem entfernt; 8000 E., bedeutender Verkehr.


Alexandria = ien (Iskanderieh), gegründet 332 v. Chr. von Alexander d. Gr. durch den genialen Architekten Dinochares auf der Landzunge, welche sich zwischen dem Mittelmeere u. dem mareot. See bis an die kanopische Nilmündung erstreckt. Der Hafen wurde durch die Landzunge Lahias u. die mit ihr durch einen Damm verbundene Insel Pharus gebildet. A. wurde in wenigen Jahren die Welthandelsstadt u. blieb es bis zur mohammedanischen Eroberung. Zwei Hauptstraßen, über 100' breit, die längere 30 Stadien lang (3/4 M.), durchschnitten die Stadt rechtwinklig; ihr Umfang betrug 3 M., die Einwohnerzahl in der röm. Zeit 300000 Freie, die Gesammtzahl also gewiß 1 Mill. Die Alexandriner galten als geistreich, leichtsinnig u. unruhig, wozu die Juden, welche 2/5 der E. ausmachten, gewiß nicht wenig beitrugen. Die wichtigsten Gebäude u. Anlagen waren: die königl. Burg, später Bruchium genannt, mit den verschiedenen Gebäuden, welche dazu gehörten, 1/5 der ganzen Stadt einnehmend; unter ihnen das Erbbegräbniß der Könige von Ptolemäus I. gebaut, das zuerst Alexanders d. Gr. Leiche aufnahm; das Museum mit der großen Bibliothek; das große Theater, der Poseidonstempel. In den andern Stadttheilen: der große Handelsplatz, der wundervolle pharische Leuchtthurm, das Serapium mit großer Bibliothek, das Gymnasium. Im Westen der Stadt war die Nekropole, der große Begräbnißplatz. - Durch seine Bedeutung als Weltstadt, seine Bibliotheken und Sammlungen, durch die Freigebigkeit der ersten Könige und deren lebhaftes Interesse an wissenschaftlichen Forschungen wurde A. der Sammelplatz der griech. Gelehrten u. es entfaltete sich hier eine reiche Fülle geistigen Lebens und Arbeitens. Die Genialität der Griechen war allerdings mit dem Ersterben ihrer nationalen polit. Freiheit erloschen; Poesie, Redekunst, Philosophie, Geschichtschreibung sind in A. mehr Erzeugnisse der Kunst u. des Fleißes, streng nach den erkannten Regeln entworfen u. ausgeführt. Die Alexandriner sammelten die älteren Werke, ordneten u. kritisirten sie, bildeten die Grammatik aus, u. es bleibt ihr Hauptverdienst, daß sie die alten Schätze aufbewahrten. Nur in den mathemat. u. physikal. Wissenschaften, in der Medicin, Geographie u. Astronomie sind ihre Leistungen schöpferisch; die Namen Hippocrates, Erathostenes, Euklid, Aristarch, Ptolemäus u. a. geben davon Zeugniß. Da in A. das griechische u. orientalische Element zusammentrafen, so konnte die gegenseitige Einwirkung nicht ausbleiben. Den Einfluß der griech. Philosophie auf die jüdischen Gelehrten beweist uns Philo (s. d. Art. Philo), und wie Judenthum u. Christenthum die griech. Philosophie aufregten, zeigt besonders im 2. u. 3. Jahrh. n. Chr. die sogen. neuplatonische Philosophie. Diese konnte die christlichen Ideen nicht von sich weisen, ihren höhern Ursprung anerkannte sie aber nicht, sondern versuchte vielmehr eine Regeneration des Heidenthums,

Polozk eine Akademie erlaubt hatte; er verbot jedoch auch der engl. Bibelgesellschaft die Verbreitung ihrer Bibeln u. bezeugte damit dem Protestantismus seine Ungnade. Seine letzten Jahre wurden durch Entdeckung geheimer Gesellschaften u. Verschwörungen getrübt u. noch mehr durch seine Ueberzeugung, daß nicht alle enthüllt worden seien; kränklich u. bekümmert begab er sich im Sept. 1825 in die Krim, seine kranke Gemahlin begleitend, erkrankte aber selbst u. st. 1. Dec. 1825 zu Taganrog.


Alexander, Christ. Friedr., Graf von Württemberg, geb. 1801, Sohn des Herzogs Wilhelm Friedrich aus morganatischer Ehe, württemb. Oberstlieutenant; Dichter der „Lieder des Sturms“ Stuttgart 1838; st. 1844.


Alexandersbad, Kohlensäure u. Eisen enthaltende Quellen unweit Wunsiedel im Fichtelgebirge, 1737 entdeckt, in romant. Gegend, besuchtes Bad.


Alexanderschlacht, Mosaikgemälde 1831 in Pompeji gefunden, stellt eine Schlacht vor; ist beschädigt.


Alexandrette (Alexandria minor, bei den Türken Iskanderum), Seestadt in Syrien, Hafen von Aleppo, 14 M. von diesem entfernt; 8000 E., bedeutender Verkehr.


Alexandria = ien (Iskanderieh), gegründet 332 v. Chr. von Alexander d. Gr. durch den genialen Architekten Dinochares auf der Landzunge, welche sich zwischen dem Mittelmeere u. dem mareot. See bis an die kanopische Nilmündung erstreckt. Der Hafen wurde durch die Landzunge Lahias u. die mit ihr durch einen Damm verbundene Insel Pharus gebildet. A. wurde in wenigen Jahren die Welthandelsstadt u. blieb es bis zur mohammedanischen Eroberung. Zwei Hauptstraßen, über 100' breit, die längere 30 Stadien lang (3/4 M.), durchschnitten die Stadt rechtwinklig; ihr Umfang betrug 3 M., die Einwohnerzahl in der röm. Zeit 300000 Freie, die Gesammtzahl also gewiß 1 Mill. Die Alexandriner galten als geistreich, leichtsinnig u. unruhig, wozu die Juden, welche 2/5 der E. ausmachten, gewiß nicht wenig beitrugen. Die wichtigsten Gebäude u. Anlagen waren: die königl. Burg, später Bruchium genannt, mit den verschiedenen Gebäuden, welche dazu gehörten, 1/5 der ganzen Stadt einnehmend; unter ihnen das Erbbegräbniß der Könige von Ptolemäus I. gebaut, das zuerst Alexanders d. Gr. Leiche aufnahm; das Museum mit der großen Bibliothek; das große Theater, der Poseidonstempel. In den andern Stadttheilen: der große Handelsplatz, der wundervolle pharische Leuchtthurm, das Serapium mit großer Bibliothek, das Gymnasium. Im Westen der Stadt war die Nekropole, der große Begräbnißplatz. – Durch seine Bedeutung als Weltstadt, seine Bibliotheken und Sammlungen, durch die Freigebigkeit der ersten Könige und deren lebhaftes Interesse an wissenschaftlichen Forschungen wurde A. der Sammelplatz der griech. Gelehrten u. es entfaltete sich hier eine reiche Fülle geistigen Lebens und Arbeitens. Die Genialität der Griechen war allerdings mit dem Ersterben ihrer nationalen polit. Freiheit erloschen; Poesie, Redekunst, Philosophie, Geschichtschreibung sind in A. mehr Erzeugnisse der Kunst u. des Fleißes, streng nach den erkannten Regeln entworfen u. ausgeführt. Die Alexandriner sammelten die älteren Werke, ordneten u. kritisirten sie, bildeten die Grammatik aus, u. es bleibt ihr Hauptverdienst, daß sie die alten Schätze aufbewahrten. Nur in den mathemat. u. physikal. Wissenschaften, in der Medicin, Geographie u. Astronomie sind ihre Leistungen schöpferisch; die Namen Hippocrates, Erathostenes, Euklid, Aristarch, Ptolemäus u. a. geben davon Zeugniß. Da in A. das griechische u. orientalische Element zusammentrafen, so konnte die gegenseitige Einwirkung nicht ausbleiben. Den Einfluß der griech. Philosophie auf die jüdischen Gelehrten beweist uns Philo (s. d. Art. Philo), und wie Judenthum u. Christenthum die griech. Philosophie aufregten, zeigt besonders im 2. u. 3. Jahrh. n. Chr. die sogen. neuplatonische Philosophie. Diese konnte die christlichen Ideen nicht von sich weisen, ihren höhern Ursprung anerkannte sie aber nicht, sondern versuchte vielmehr eine Regeneration des Heidenthums,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="111"/>
Polozk eine Akademie erlaubt hatte; er verbot jedoch auch der engl. Bibelgesellschaft die Verbreitung ihrer Bibeln u. bezeugte damit dem Protestantismus seine Ungnade. Seine letzten Jahre wurden durch Entdeckung geheimer Gesellschaften u. Verschwörungen getrübt u. noch mehr durch seine Ueberzeugung, daß nicht alle enthüllt worden seien; kränklich u. bekümmert begab er sich im Sept. 1825 in die Krim, seine kranke Gemahlin begleitend, erkrankte aber selbst u. st. 1. Dec. 1825 zu Taganrog.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Alexander</hi>, Christ. Friedr., Graf von Württemberg, geb. 1801, Sohn des Herzogs Wilhelm Friedrich aus morganatischer Ehe, württemb. Oberstlieutenant; Dichter der &#x201E;Lieder des Sturms&#x201C; Stuttgart 1838; st. 1844.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Alexandersbad</hi>, Kohlensäure u. Eisen enthaltende Quellen unweit Wunsiedel im Fichtelgebirge, 1737 entdeckt, in romant. Gegend, besuchtes Bad.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Alexanderschlacht</hi>, Mosaikgemälde 1831 in Pompeji gefunden, stellt eine Schlacht vor; ist beschädigt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Alexandrette</hi> (<hi rendition="#i">Alexandria minor</hi>, bei den Türken Iskanderum), Seestadt in Syrien, Hafen von Aleppo, 14 M. von diesem entfernt; 8000 E., bedeutender Verkehr.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Alexandria</hi> = ien (Iskanderieh), gegründet 332 v. Chr. von Alexander d. Gr. durch den genialen Architekten Dinochares auf der Landzunge, welche sich zwischen dem Mittelmeere u. dem mareot. See bis an die kanopische Nilmündung erstreckt. Der Hafen wurde durch die Landzunge Lahias u. die mit ihr durch einen Damm verbundene Insel Pharus gebildet. A. wurde in wenigen Jahren die Welthandelsstadt u. blieb es bis zur mohammedanischen Eroberung. Zwei Hauptstraßen, über 100' breit, die längere 30 Stadien lang (<hi rendition="#sup">3</hi>/<hi rendition="#sub">4</hi> M.), durchschnitten die Stadt rechtwinklig; ihr Umfang betrug 3 M., die Einwohnerzahl in der röm. Zeit 300000 Freie, die Gesammtzahl also gewiß 1 Mill. Die Alexandriner galten als geistreich, leichtsinnig u. unruhig, wozu die Juden, welche <hi rendition="#sup">2</hi>/<hi rendition="#sub">5</hi> der E. ausmachten, gewiß nicht wenig beitrugen. Die wichtigsten Gebäude u. Anlagen waren: die königl. Burg, später Bruchium genannt, mit den verschiedenen Gebäuden, welche dazu gehörten, <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">5</hi> der ganzen Stadt einnehmend; unter ihnen das Erbbegräbniß der Könige von Ptolemäus I. gebaut, das zuerst Alexanders d. Gr. Leiche aufnahm; das Museum mit der großen Bibliothek; das große Theater, der Poseidonstempel. In den andern Stadttheilen: der große Handelsplatz, der wundervolle pharische Leuchtthurm, das Serapium mit großer Bibliothek, das Gymnasium. Im Westen der Stadt war die Nekropole, der große Begräbnißplatz. &#x2013; Durch seine Bedeutung als Weltstadt, seine Bibliotheken und Sammlungen, durch die Freigebigkeit der ersten Könige und deren lebhaftes Interesse an wissenschaftlichen Forschungen wurde A. der Sammelplatz der griech. Gelehrten u. es entfaltete sich hier eine reiche Fülle geistigen Lebens und Arbeitens. Die Genialität der Griechen war allerdings mit dem Ersterben ihrer nationalen polit. Freiheit erloschen; Poesie, Redekunst, Philosophie, Geschichtschreibung sind in A. mehr Erzeugnisse der Kunst u. des Fleißes, streng nach den erkannten Regeln entworfen u. ausgeführt. Die Alexandriner sammelten die älteren Werke, ordneten u. kritisirten sie, bildeten die Grammatik aus, u. es bleibt ihr Hauptverdienst, daß sie die alten Schätze aufbewahrten. Nur in den mathemat. u. physikal. Wissenschaften, in der Medicin, Geographie u. Astronomie sind ihre Leistungen schöpferisch; die Namen Hippocrates, Erathostenes, Euklid, Aristarch, Ptolemäus u. a. geben davon Zeugniß. Da in A. das griechische u. orientalische Element zusammentrafen, so konnte die gegenseitige Einwirkung nicht ausbleiben. Den Einfluß der griech. Philosophie auf die jüdischen Gelehrten beweist uns Philo (s. d. Art. Philo), und wie Judenthum u. Christenthum die griech. Philosophie aufregten, zeigt besonders im 2. u. 3. Jahrh. n. Chr. die sogen. neuplatonische Philosophie. Diese konnte die christlichen Ideen nicht von sich weisen, ihren höhern Ursprung anerkannte sie aber nicht, sondern versuchte vielmehr eine Regeneration des Heidenthums,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0112] Polozk eine Akademie erlaubt hatte; er verbot jedoch auch der engl. Bibelgesellschaft die Verbreitung ihrer Bibeln u. bezeugte damit dem Protestantismus seine Ungnade. Seine letzten Jahre wurden durch Entdeckung geheimer Gesellschaften u. Verschwörungen getrübt u. noch mehr durch seine Ueberzeugung, daß nicht alle enthüllt worden seien; kränklich u. bekümmert begab er sich im Sept. 1825 in die Krim, seine kranke Gemahlin begleitend, erkrankte aber selbst u. st. 1. Dec. 1825 zu Taganrog. Alexander, Christ. Friedr., Graf von Württemberg, geb. 1801, Sohn des Herzogs Wilhelm Friedrich aus morganatischer Ehe, württemb. Oberstlieutenant; Dichter der „Lieder des Sturms“ Stuttgart 1838; st. 1844. Alexandersbad, Kohlensäure u. Eisen enthaltende Quellen unweit Wunsiedel im Fichtelgebirge, 1737 entdeckt, in romant. Gegend, besuchtes Bad. Alexanderschlacht, Mosaikgemälde 1831 in Pompeji gefunden, stellt eine Schlacht vor; ist beschädigt. Alexandrette (Alexandria minor, bei den Türken Iskanderum), Seestadt in Syrien, Hafen von Aleppo, 14 M. von diesem entfernt; 8000 E., bedeutender Verkehr. Alexandria = ien (Iskanderieh), gegründet 332 v. Chr. von Alexander d. Gr. durch den genialen Architekten Dinochares auf der Landzunge, welche sich zwischen dem Mittelmeere u. dem mareot. See bis an die kanopische Nilmündung erstreckt. Der Hafen wurde durch die Landzunge Lahias u. die mit ihr durch einen Damm verbundene Insel Pharus gebildet. A. wurde in wenigen Jahren die Welthandelsstadt u. blieb es bis zur mohammedanischen Eroberung. Zwei Hauptstraßen, über 100' breit, die längere 30 Stadien lang (3/4 M.), durchschnitten die Stadt rechtwinklig; ihr Umfang betrug 3 M., die Einwohnerzahl in der röm. Zeit 300000 Freie, die Gesammtzahl also gewiß 1 Mill. Die Alexandriner galten als geistreich, leichtsinnig u. unruhig, wozu die Juden, welche 2/5 der E. ausmachten, gewiß nicht wenig beitrugen. Die wichtigsten Gebäude u. Anlagen waren: die königl. Burg, später Bruchium genannt, mit den verschiedenen Gebäuden, welche dazu gehörten, 1/5 der ganzen Stadt einnehmend; unter ihnen das Erbbegräbniß der Könige von Ptolemäus I. gebaut, das zuerst Alexanders d. Gr. Leiche aufnahm; das Museum mit der großen Bibliothek; das große Theater, der Poseidonstempel. In den andern Stadttheilen: der große Handelsplatz, der wundervolle pharische Leuchtthurm, das Serapium mit großer Bibliothek, das Gymnasium. Im Westen der Stadt war die Nekropole, der große Begräbnißplatz. – Durch seine Bedeutung als Weltstadt, seine Bibliotheken und Sammlungen, durch die Freigebigkeit der ersten Könige und deren lebhaftes Interesse an wissenschaftlichen Forschungen wurde A. der Sammelplatz der griech. Gelehrten u. es entfaltete sich hier eine reiche Fülle geistigen Lebens und Arbeitens. Die Genialität der Griechen war allerdings mit dem Ersterben ihrer nationalen polit. Freiheit erloschen; Poesie, Redekunst, Philosophie, Geschichtschreibung sind in A. mehr Erzeugnisse der Kunst u. des Fleißes, streng nach den erkannten Regeln entworfen u. ausgeführt. Die Alexandriner sammelten die älteren Werke, ordneten u. kritisirten sie, bildeten die Grammatik aus, u. es bleibt ihr Hauptverdienst, daß sie die alten Schätze aufbewahrten. Nur in den mathemat. u. physikal. Wissenschaften, in der Medicin, Geographie u. Astronomie sind ihre Leistungen schöpferisch; die Namen Hippocrates, Erathostenes, Euklid, Aristarch, Ptolemäus u. a. geben davon Zeugniß. Da in A. das griechische u. orientalische Element zusammentrafen, so konnte die gegenseitige Einwirkung nicht ausbleiben. Den Einfluß der griech. Philosophie auf die jüdischen Gelehrten beweist uns Philo (s. d. Art. Philo), und wie Judenthum u. Christenthum die griech. Philosophie aufregten, zeigt besonders im 2. u. 3. Jahrh. n. Chr. die sogen. neuplatonische Philosophie. Diese konnte die christlichen Ideen nicht von sich weisen, ihren höhern Ursprung anerkannte sie aber nicht, sondern versuchte vielmehr eine Regeneration des Heidenthums,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/112
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/112>, abgerufen am 22.11.2024.