und Brenn-Zeug immer vorschwatzen wolte, würde er nur alleine reden, und der andere schweigen müssen. Jm Ge- gentheil würde der Weber ein gleiches er- fahren, wenn er von Lein- und Hanf, vom Weber-Stuhl und Garn-Spul, vom Unterschied des Garns, zetteln, tretten, durchschiessen und schlagen reden wolte: Das Frauenzimmer bleibet bey ihrem ge- wöhnlichen Discurs vom Flachs, guten Leg- und Brut-Hennen, zuweilen plau- dern sie auch vieles von ihren guten Mäus-Katzen, die sie manchmal einander lehnen, und diese arme Geschöpfe verfol- gen lassen. Vornehmere Standes-Per- sonen führen ihre Discurse vom Schmuck und Putz, auch von der immerwährenden Mode der Kleider und Reif-Röcke, die man jetzo leider! so entsetzlich weit träget, daß sie jener Pater grossen Glocken verglei- chet, unter welchen ein schlechter beinigter Schwengel oder Cörper verborgen ste- cket. Andere führen eine ganze Muster- Rollen ihrer Galanen und Aufwärter bey sich, die sie in vertraulichen Gesellschaff- ten einander sehen, dabey aber ihre un- schuldige Anbeter und Liebhaber ziemlich
hart
und Brenn-Zeug immer vorſchwatzen wolte, wuͤrde er nur alleine reden, und der andere ſchweigen muͤſſen. Jm Ge- gentheil wuͤrde der Weber ein gleiches er- fahren, wenn er von Lein- und Hanf, vom Weber-Stuhl und Garn-Spul, vom Unterſchied des Garns, zetteln, tretten, durchſchieſſen und ſchlagen reden wolte: Das Frauenzimmer bleibet bey ihrem ge- woͤhnlichen Diſcurs vom Flachs, guten Leg- und Brut-Hennen, zuweilen plau- dern ſie auch vieles von ihren guten Maͤus-Katzen, die ſie manchmal einander lehnen, und dieſe arme Geſchoͤpfe verfol- gen laſſen. Vornehmere Standes-Per- ſonen fuͤhren ihre Diſcurſe vom Schmuck und Putz, auch von der immerwaͤhrenden Mode der Kleider und Reif-Roͤcke, die man jetzo leider! ſo entſetzlich weit traͤget, daß ſie jener Pater groſſen Glocken verglei- chet, unter welchen ein ſchlechter beinigter Schwengel oder Coͤrper verborgen ſte- cket. Andere fuͤhren eine ganze Muſter- Rollen ihrer Galanen und Aufwaͤrter bey ſich, die ſie in vertraulichen Geſellſchaff- ten einander ſehen, dabey aber ihre un- ſchuldige Anbeter und Liebhaber ziemlich
hart
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und Brenn-Zeug immer vorſchwatzen
wolte, wuͤrde er nur alleine reden, und
der andere ſchweigen muͤſſen. Jm Ge-
gentheil wuͤrde der Weber ein gleiches er-
fahren, wenn er von Lein- und Hanf, vom
Weber-Stuhl und Garn-Spul, vom
Unterſchied des Garns, zetteln, tretten,
durchſchieſſen und ſchlagen reden wolte:
Das Frauenzimmer bleibet bey ihrem ge-
woͤhnlichen Diſcurs vom Flachs, guten
Leg- und Brut-Hennen, zuweilen plau-
dern ſie auch vieles von ihren guten
Maͤus-Katzen, die ſie manchmal einander
lehnen, und dieſe arme Geſchoͤpfe verfol-
gen laſſen. Vornehmere Standes-Per-
ſonen fuͤhren ihre Diſcurſe vom Schmuck
und Putz, auch von der immerwaͤhrenden
Mode der Kleider und Reif-Roͤcke, die
man jetzo leider! ſo entſetzlich weit traͤget,
daß ſie jener Pater groſſen Glocken verglei-
chet, unter welchen ein ſchlechter beinigter
Schwengel oder Coͤrper verborgen ſte-
cket. Andere fuͤhren eine ganze Muſter-
Rollen ihrer Galanen und Aufwaͤrter bey
ſich, die ſie in vertraulichen Geſellſchaff-
ten einander ſehen, dabey aber ihre un-
ſchuldige Anbeter und Liebhaber ziemlich
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/34>, abgerufen am 16.02.2025.
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