Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Darum wird er von denenselben in Gesell-
schafften mit aller Ehre und Reputation
sprechen, weil er glaubet, daß man in an-
dern Gesellschafften, da er nicht zugegen
ist, ebenfalls von ihme, mit aller Liebe
und Bescheidenheit, reden wird. Ein
ungescheuter Orbilius aber bedienet sich
offt der Abwesenheit gewisser Personen
zu seinem Vortheil, desto freyer und
malhonetter von ihnen zu reden, kommt
aber darüber offt in den grösten Verdruß,
zumal wenn jemand in der Gesellschafft
zugegen ist, der des Beleidigten guter
Freund ist, und entweder dem Beleidig-
ten Freund solches wieder zuträget, (wel-
ches dann recht und billig) oder den Ehr-
abschneider alsobald darüber zur Rede
setzet, da es manchmahlen von den Wor-
ten zu denen Klingen kommt, und der be-
gangene Frevel mit Blut gewaschen und
vertilget wird. Die aber von denen Tod-
ten übel sprechen, geben sich als offenbahre
Lügner zu erkennen, da sie sich desto un-
verschämter darinn vergehen, weil sie wis-
sen, daß sich dieselben nicht mehr verant-
worten, und ihre calumnien bestraffen
können.

Ein

Darum wird er von denenſelben in Geſell-
ſchafften mit aller Ehre und Reputation
ſprechen, weil er glaubet, daß man in an-
dern Geſellſchafften, da er nicht zugegen
iſt, ebenfalls von ihme, mit aller Liebe
und Beſcheidenheit, reden wird. Ein
ungeſcheuter Orbilius aber bedienet ſich
offt der Abweſenheit gewiſſer Perſonen
zu ſeinem Vortheil, deſto freyer und
malhonetter von ihnen zu reden, kommt
aber daruͤber offt in den groͤſten Verdruß,
zumal wenn jemand in der Geſellſchafft
zugegen iſt, der des Beleidigten guter
Freund iſt, und entweder dem Beleidig-
ten Freund ſolches wieder zutraͤget, (wel-
ches dann recht und billig) oder den Ehr-
abſchneider alſobald daruͤber zur Rede
ſetzet, da es manchmahlen von den Wor-
ten zu denen Klingen kommt, und der be-
gangene Frevel mit Blut gewaſchen und
vertilget wird. Die aber von denen Tod-
ten uͤbel ſprechen, geben ſich als offenbahre
Luͤgner zu erkennen, da ſie ſich deſto un-
verſchaͤmter darinn vergehen, weil ſie wiſ-
ſen, daß ſich dieſelben nicht mehr verant-
worten, und ihre calumnien beſtraffen
koͤnnen.

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="22"/>
Darum wird er von denen&#x017F;elben in Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafften mit aller Ehre und <hi rendition="#aq">Reputation</hi><lb/>
&#x017F;prechen, weil er glaubet, daß man in an-<lb/>
dern Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften, da er nicht zugegen<lb/>
i&#x017F;t, ebenfalls von ihme, mit aller Liebe<lb/>
und Be&#x017F;cheidenheit, reden wird. Ein<lb/>
unge&#x017F;cheuter Orbilius aber bedienet &#x017F;ich<lb/>
offt der Abwe&#x017F;enheit gewi&#x017F;&#x017F;er Per&#x017F;onen<lb/>
zu &#x017F;einem Vortheil, de&#x017F;to freyer und<lb/><hi rendition="#aq">malhonett</hi>er von ihnen zu reden, kommt<lb/>
aber daru&#x0364;ber offt in den gro&#x0364;&#x017F;ten Verdruß,<lb/>
zumal wenn jemand in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft<lb/>
zugegen i&#x017F;t, der des Beleidigten guter<lb/>
Freund i&#x017F;t, und entweder dem Beleidig-<lb/>
ten Freund &#x017F;olches wieder zutra&#x0364;get, (wel-<lb/>
ches dann recht und billig) oder den Ehr-<lb/>
ab&#x017F;chneider al&#x017F;obald daru&#x0364;ber zur Rede<lb/>
&#x017F;etzet, da es manchmahlen von den Wor-<lb/>
ten zu denen Klingen kommt, und der be-<lb/>
gangene Frevel mit Blut gewa&#x017F;chen und<lb/>
vertilget wird. Die aber von denen Tod-<lb/>
ten u&#x0364;bel &#x017F;prechen, geben &#x017F;ich als offenbahre<lb/>
Lu&#x0364;gner zu erkennen, da &#x017F;ie &#x017F;ich de&#x017F;to un-<lb/>
ver&#x017F;cha&#x0364;mter darinn vergehen, weil &#x017F;ie wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß &#x017F;ich die&#x017F;elben nicht mehr verant-<lb/>
worten, und ihre <hi rendition="#aq">calumni</hi>en be&#x017F;traffen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0028] Darum wird er von denenſelben in Geſell- ſchafften mit aller Ehre und Reputation ſprechen, weil er glaubet, daß man in an- dern Geſellſchafften, da er nicht zugegen iſt, ebenfalls von ihme, mit aller Liebe und Beſcheidenheit, reden wird. Ein ungeſcheuter Orbilius aber bedienet ſich offt der Abweſenheit gewiſſer Perſonen zu ſeinem Vortheil, deſto freyer und malhonetter von ihnen zu reden, kommt aber daruͤber offt in den groͤſten Verdruß, zumal wenn jemand in der Geſellſchafft zugegen iſt, der des Beleidigten guter Freund iſt, und entweder dem Beleidig- ten Freund ſolches wieder zutraͤget, (wel- ches dann recht und billig) oder den Ehr- abſchneider alſobald daruͤber zur Rede ſetzet, da es manchmahlen von den Wor- ten zu denen Klingen kommt, und der be- gangene Frevel mit Blut gewaſchen und vertilget wird. Die aber von denen Tod- ten uͤbel ſprechen, geben ſich als offenbahre Luͤgner zu erkennen, da ſie ſich deſto un- verſchaͤmter darinn vergehen, weil ſie wiſ- ſen, daß ſich dieſelben nicht mehr verant- worten, und ihre calumnien beſtraffen koͤnnen. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/28
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/28>, abgerufen am 28.03.2024.