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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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ret man offt seine Wunder, was für
Glückwünschungs-Complimente dabey
passiren und vorgehen. Mancher nimmt
ein ganzes Register von den Segens-
Wünschen aus dem Alten Testament,
von Abraham, Jsaac und Jacob, zu-
sammen, und hält den Bräutigam so
lange damit auf, daß er vor Angst ver-
schmelzen möchte, und andere Gäste mit
ihren Glückwünschungen eine ziemliche
Weile stehen bleiben müssen. Andere
bringen dieselbige so ungereimt vor, wie
die Kinder, die nicht recht lesen können,
sondern immer gatzen oder stockern, daß
man meinet, es sey ihnen die Zunge ver-
schwollen. Dieses ist alles unnöthig,
weil ein Bräutigam zu solcher Zeit nicht
einen oder zwey alleine, sondern alle an-
kommende Hochzeit-Gäste mit ihren
Glückwünschungen anhören, und selbige
wiederum mit seiner verpflichten Danck-
sagung abfertigen muß: Daher sollen
auch die Glückwünschungs-Complimen-
ten ganz kurz eingerichtet werden, wo-
von nachfolgende Formul zum Exempel
dienen kan:

Hochwerthester Herr Bräutigam!

wei-

ret man offt ſeine Wunder, was fuͤr
Gluͤckwuͤnſchungs-Complimente dabey
paſſiren und vorgehen. Mancher nimmt
ein ganzes Regiſter von den Segens-
Wuͤnſchen aus dem Alten Teſtament,
von Abraham, Jſaac und Jacob, zu-
ſammen, und haͤlt den Braͤutigam ſo
lange damit auf, daß er vor Angſt ver-
ſchmelzen moͤchte, und andere Gaͤſte mit
ihren Gluͤckwuͤnſchungen eine ziemliche
Weile ſtehen bleiben muͤſſen. Andere
bringen dieſelbige ſo ungereimt vor, wie
die Kinder, die nicht recht leſen koͤnnen,
ſondern immer gatzen oder ſtockern, daß
man meinet, es ſey ihnen die Zunge ver-
ſchwollen. Dieſes iſt alles unnoͤthig,
weil ein Braͤutigam zu ſolcher Zeit nicht
einen oder zwey alleine, ſondern alle an-
kommende Hochzeit-Gaͤſte mit ihren
Gluͤckwuͤnſchungen anhoͤren, und ſelbige
wiederum mit ſeiner verpflichten Danck-
ſagung abfertigen muß: Daher ſollen
auch die Gluͤckwuͤnſchungs-Complimen-
ten ganz kurz eingerichtet werden, wo-
von nachfolgende Formul zum Exempel
dienen kan:

Hochwertheſter Herr Braͤutigam!

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[108/0114] ret man offt ſeine Wunder, was fuͤr Gluͤckwuͤnſchungs-Complimente dabey paſſiren und vorgehen. Mancher nimmt ein ganzes Regiſter von den Segens- Wuͤnſchen aus dem Alten Teſtament, von Abraham, Jſaac und Jacob, zu- ſammen, und haͤlt den Braͤutigam ſo lange damit auf, daß er vor Angſt ver- ſchmelzen moͤchte, und andere Gaͤſte mit ihren Gluͤckwuͤnſchungen eine ziemliche Weile ſtehen bleiben muͤſſen. Andere bringen dieſelbige ſo ungereimt vor, wie die Kinder, die nicht recht leſen koͤnnen, ſondern immer gatzen oder ſtockern, daß man meinet, es ſey ihnen die Zunge ver- ſchwollen. Dieſes iſt alles unnoͤthig, weil ein Braͤutigam zu ſolcher Zeit nicht einen oder zwey alleine, ſondern alle an- kommende Hochzeit-Gaͤſte mit ihren Gluͤckwuͤnſchungen anhoͤren, und ſelbige wiederum mit ſeiner verpflichten Danck- ſagung abfertigen muß: Daher ſollen auch die Gluͤckwuͤnſchungs-Complimen- ten ganz kurz eingerichtet werden, wo- von nachfolgende Formul zum Exempel dienen kan: Hochwertheſter Herr Braͤutigam! wei-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/114>, abgerufen am 28.11.2024.