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Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 40. Berlin, 2. April 1737.

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trieben werden dürffte, welches sich aber nunmehr bald zei-
gen muß.

Groß=Polen, den 24. Martii.

Die Hungers=Not verursachet in hiesigen Gegenden be-
trübte Folgen. Viele Menschen sterben an teils Orten we-
gen Mangel des Brodes, und andere an heßlichen ansteken-
den hizigen Fiebern, wobei zugleich das Vieh an manchen
Orten umfält. Man kehret alle mögliche Vorsicht vor der
fernern Einreissung solcher kläglichen Umstände hinlängli-
chen Einhalt zu thun, ob man gleich zu derselben Endschafft
noch zur Zeit wenig Hoffnung hat.

Main=Strohm, den 26. Martii.

Die bisherigen Streitigkeiten über das von der Gräfl.
Hanauischen Erbschafft herkommenden Frei=Gerichtes, zwi-
schen Chur=Mainz und dem Land=Grafen Wilhelm von Hes-
sen=Cassel, sind zwar durch einen Kaiserl. Reichs=Hof=Rahts-
Schluß vor dem Churfürsten von Mainz entschieden, und
der Churfürst von Pfalz, der Herzog von Würtenberg und
der Bischoff von Bamberg und Würzburg zu Vollstrekern
desselben ernennet worden, allein der Herzog Wilhelm will
diesen gemachten Schluß als nachteilig nicht erkennen, son-
dern hat eine grosse Abteilung Truppen nach dem Gebiete
dieses Frei=Gerichts marschieren lassen, welche, wenn das
Gerüchte wahr redet, auf bedürffenden Fall mit einigen
Hannöverischen Truppen verstärkt werden dürffte. Jn
Stuttgard wird nicht allein der beschnittene Finanz=Raht
Süsse nebst allen seinen Günstlingen und Anhängern auf das
genaueste bewahret, sondern es ist derselbe so gar am 19ten mit
30 Grenadiers zu Pferde auf das feste Berg=Schloß, Hohen-
Nieffen, nebst dem Land=Schreiber Bühler und den Kam-
mer=Raht und Weisen=Pfleger Hallwax in sichere Gefängnisse
gebracht worden. Vor der Reise hat man ihn erst genau besu-
chet, und befunden, daß er vier Hemden übereinander an-
gehabt, in deren Unterteil lauter Diamanten in dem Rok-
und Westen=Futter aber Wechsel=Briefe und Gold eingenä-
het gewesen, welches sich über 100 tausend Gulden belauffen
soll, und zu Vermutung seiner vorgehabten Flucht Anlaß
giebet. Ob gleich dem Verlaut nach der verstorb. Herzog in ei-
nem hinterlassenen lezten Willen des Bischoff von Bamberg

trieben werden dürffte, welches sich aber nunmehr bald zei-
gen muß.

Groß=Polen, den 24. Martii.

Die Hungers=Not verursachet in hiesigen Gegenden be-
trübte Folgen. Viele Menschen sterben an teils Orten we-
gen Mangel des Brodes, und andere an heßlichen ansteken-
den hizigen Fiebern, wobei zugleich das Vieh an manchen
Orten umfält. Man kehret alle mögliche Vorsicht vor der
fernern Einreissung solcher kläglichen Umstände hinlängli-
chen Einhalt zu thun, ob man gleich zu derselben Endschafft
noch zur Zeit wenig Hoffnung hat.

Main=Strohm, den 26. Martii.

Die bisherigen Streitigkeiten über das von der Gräfl.
Hanauischen Erbschafft herkommenden Frei=Gerichtes, zwi-
schen Chur=Mainz und dem Land=Grafen Wilhelm von Hes-
sen=Cassel, sind zwar durch einen Kaiserl. Reichs=Hof=Rahts-
Schluß vor dem Churfürsten von Mainz entschieden, und
der Churfürst von Pfalz, der Herzog von Würtenberg und
der Bischoff von Bamberg und Würzburg zu Vollstrekern
desselben ernennet worden, allein der Herzog Wilhelm will
diesen gemachten Schluß als nachteilig nicht erkennen, son-
dern hat eine grosse Abteilung Truppen nach dem Gebiete
dieses Frei=Gerichts marschieren lassen, welche, wenn das
Gerüchte wahr redet, auf bedürffenden Fall mit einigen
Hannöverischen Truppen verstärkt werden dürffte. Jn
Stuttgard wird nicht allein der beschnittene Finanz=Raht
Süsse nebst allen seinen Günstlingen und Anhängern auf das
genaueste bewahret, sondern es ist derselbe so gar am 19ten mit
30 Grenadiers zu Pferde auf das feste Berg=Schloß, Hohen-
Nieffen, nebst dem Land=Schreiber Bühler und den Kam-
mer=Raht und Weisen=Pfleger Hallwax in sichere Gefängnisse
gebracht worden. Vor der Reise hat man ihn erst genau besu-
chet, und befunden, daß er vier Hemden übereinander an-
gehabt, in deren Unterteil lauter Diamanten in dem Rok-
und Westen=Futter aber Wechsel=Briefe und Gold eingenä-
het gewesen, welches sich über 100 tausend Gulden belauffen
soll, und zu Vermutung seiner vorgehabten Flucht Anlaß
giebet. Ob gleich dem Verlaut nach der verstorb. Herzog in ei-
nem hinterlassenen lezten Willen des Bischoff von Bamberg

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Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 40. Berlin, 2. April 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz40_1737/7>, abgerufen am 16.06.2024.