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Die Bayerische Presse. Nr. 279. Würzburg, 21. November 1850.

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[Spaltenumbruch] Maßregel allein auf die Mobilisirung einer Ar-
mee von mindestens 200,000 Mann schließen
lassen.

Neuestes.

Würzburg, 21. Nov. Gestern Nachmit-
tags um 2 Uhr fand die feierliche Beerdigung
des, seine Ernennung durch den letzten Armeebe-
fehl nur um wenige Stunden überlebt habenden,
k. Platzmajors Carl Adolph Löhr statt. Derselbe,
seit 43 Jahren dem Militärverbande angehörend,
machte sämmtliche Feldzüge zwischen 1809 und
1815 mit. Das Offizierkorps, sowie Abtheilun-
gen sämmtlicher hier garnisonirenden Waffengat-
tungen und der Landwehr wohnten dem Conducte
an. Nachdem die militärischen Ehrenbezeugungen
mit den herkömmlichen drei Salven beendet, sprach
Herr Domkapitular Dr. Götz ergreifende Worte
am Grabe des Verblichenen.

§ Kissingen, 18. Nov. Heute Vormittags hat
sich in der Hasselmühle bei Stralsbach ein Sol-
dat vom k. k. öster. Jnfanterie=Regiment Benedek
in seinem Quartier durch einen Schuß aus seinem
Dienstgewehre in den Mund entleibt.

Karlsruhe, 19. Nov. Der Kriegszustand ist
verschärft worden. Die Verschärfung beschränkt
sich jedoch nur auf die badischen Truppen, auf
welche man mit Recht ein wachsames Auge hat,
obschon sie in ihren neuen Cantonnements im
Oberlande die vorzüglichste Haltung beobachten.
-- Die größere Strenge ist in ihrer Anwendung
auf das neue Truppenkorps sehr zweckmäßig.
Wenn die badischen Offiziere selbst ein Beispiel
geben und die traurigen Erfahrungen beherzigen,
welche sie nicht ohne eigene Verschuldung machen
mußten, so darf Baden, wenigstens jetzt wieder,
mit Vertrauen auf seine Armee blicken.

Köln, 18. Nov. Die Forts unserer Stadt
sind besetzt, sowie die Lunetten und die Caponnie-
ren zur Aufnahme von Truppen wohnbar gemacht,
die Wälle mit dem nöthigen Geschütze versehen
und die Pappeln auf dem Glacis umgehauen.
Köln wird in Kurzem eine Besatzung von 15,000
Mann haben; die Artillerie=Festungskompagnien
sind bereits gebildet und mit dem Transporte der
Pulvervorräthe aus den Friedensmgazinen vor der
Stadt in die Kriegspulverthürme beschäftigt.

Bereits wird an preußische Blätter von Zü-
gen pyramidalen Heldenmuths geschrieben, die in
dem kurhessischen mörderischen Vernichtungskriege
auf Seite der nach "militärischen Rücksichten"
retirirenden Preußen vorgefallen sind. Um nur
einen davon zur Charakterisirung aller übrigen
emporzuheben, so wird dem "Magdeburger Kor-
respondenten " geschrieben, daß ein preußischer
Portd'epee=Fähnrich einen bayerischen Offizier und
einen Unteroffizier "gefangen" genommen, aber
vorgezogen habe, "sie wieder laufen zu lassen"
-- ob nur aus "militärischen Rücksichten?" ist
nicht dazu geschrieben.

Hannover, 18. Nov. Aus sicherer Quelle geht
uns die Mittheilung zu, daß 13,000 Mann Trup-
pen sofort auf den Kriegsfuß gesetzt werden
sollen.

Hamburg, 17. Nov. Ende der Woche ist
hier für Rechnung der preußischen Regierung eine
Million Pfund Blei angekauft worden.

Berlin, 17. Nov. Die Landwehr=Kavallerie
2. Aufgebots war bisher nicht zur Einberufung
bestimmt, ist aber jetzt ebenfalls mobil gemacht.

   

Berlin, 17. Nov. Nach glaubwürdigen Mit-
theilungen hat der zeitige Waffenstillstand in Kur-
hessen, welcher Preußen in den Besitz der Etap-
penstraßen und von Kassel läßt, darin seinen
Grund, daß man preußischer Seits auf eine Re-
gelung der kurhessischen Angelegenheiten wie der
Herzogthümer durch Commissionen dringen will, die
auf den freien Conferenzen gebildet werden sollen.

   

Berliner Blätter, welche sich rühmten, aus
Patriotismus nicht über diesseitige Truppenbewe-
gungen berichten zu wollen. lassen gleichwohl 3
[Spaltenumbruch] Armeen an verschiedenen Punkten der Monarchie
sich concentriren und nennen bereits deren Ober-
befehlshaber.

Zürich, 10. Nov. Der Bundesrath hat Genf
aufgefordert, seine Flüchtlinge dem Bundesbeschlusse
gemäß, auf acht Stunden zu interniren. Es ist
mit dieser Mahnung besonders auf die in Genf
verweilenden französischen Flüchtlinge abgesehen,
und hängt zusammen mit den Verschwörungen,
die man im südlichen Frankreich entdeckt hat; wahr-
scheinlich ist von Paris aus eine desfallsige Wei-
sung an den Bundesrath ergangen.

St. Gallen, 15. Nov. Der Gr. Rath hat
heute nach zweitägiger Diskussion mit 84 gegen
54 Stimmen die Motion des Hrn. Oberst Ritter
auf Verfassungsrevision angenommen. Der Ter-
min der Volksabstimmung, welche durch eine Re-
gierungsproklamation eingeleitet werden soll, ist
auf den 19. Januar 1851 anberaumt.

   

Paris, 16. Nov. Man will, falls der deutsche
Conflict einen so ernsten Charakter annimmt, daß
die offene Aufstellung einer Observationsarmee ge-
rechtfertigt erscheint, dem General Changarnier
nebst Ertheilung der Marschallswürde den Ober-
befehl dieser Armee übertragen, denselben auf
diese Weise von Paris entfernen und den, Lud-
wig Napoleon persönlich ergebenen, General
Baraguay d'Hilliers an seine Stelle setzen. Jch
kann Jhnen verbürgen, daß das Ministerium, über-
einstimmend mit der Umgebung des Präsidenten,
diesen Plan hegt, mit dem man um so leichter
zu reussiren hofft, als der General Chan-
garnier wohl schwerlich sich weigern könnte,
eine so ehrenvolle Beförderung anzunehmen. --
Der 11. und 12. Nov., für welche Tage bekannt-
lich ein allgemeiner Aufstand im Süden angesagt
war, sind ohne alle Ruhestörung vorüber gegan-
gen. Der "Constitutionnell" schreibt die Nicht-
ausführung des Planes der Demagogie den ener-
gischen Polizeimaßregeln zu.

Rom, 9. Nov. Man erwartet hier eine Ver-
stärkung der französischen Garnison, indem außer
dem 53. Regiment auch noch andere französische
Regimenter Marschbefhl, erhalten haben. Gutun-
terrichtete wollen wissen, es sei zwischen der hie-
sigen und der französischen Regierung ein Ver-
trag über ständige Besetzung einiger Theile des
Kirchenstaats durch französische Truppen der Un-
terzeichnung nahe. Hr. Duclerc soll zu diesem
Zwecke als Bevollmächtigter der französischen Re-
gierung hierher kommen.

   

Turin, 11. Nov. Der Senator Gioja hat
das Portefeuille des Ministeriums des öffentlichen
Unterrichts definitiv übernommen und gestern be-
reits den Eid in die Hände des Königs ab-
gelegt.

Florenz, 11. Nov. Se. k. k. Hoheit der
Großherzog haben dem Präsidenten der französi-
schen Republik, Louis Napoleon Bonaparte, das
Großkreuz des toskanischen St. Josephordens ver-
liehen.

( Schluß der Rede des Hrn. Domdekan von
Hirscher. ) Es ist, durchlauchtigster Hr. Präsident,
hochgeehrteste Herren, nicht zu bezweifeln, daß
auch die hohe Regierung Badens in ihrer Weis-
heit die ebengedachte Ueberzeugung der deutschen
Großstaaten theile, und der Kirche ihre nothwen-
dige Selbstständigkeit zu gewähren die Absicht
habe. Aber seitdem die deutschen Großstaaten ge-
handelt haben, fängt die Erwartung des Landes,
weil immer noch nichts Bestimmtes verlautet hat,
nachgerade an in dieser Beziehung ungeduldig zu
werden. Jch hielt es daher für angemessen, der
hohen Regierung Veranlassung zu geben, sich
öffentlich über ihre Absicht hinsichtlich der Kirchen-
freiheit auszusprechen, und ( wie nicht zu bezwei-
feln ) die Erwartung des Landes durch bestimmte
Zusage zu beruhigen. Jch erlaube mir daher die
Anfrage: Was in dieser Angelegenheit etwa be-
reits geschehen sei, und bis wann man der Re-
[Spaltenumbruch] gelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche
in Baden auf Grundlage der kirchlichen Selbst-
ständigkeit mit Bestimmtheit entgegensehen dürfte?
Man war vielleicht geneigt zu vermuthen, daß be-
züglich auf die katholische Kirche die gedachte Re-
gelung von jenen Staaten, in welchen die Diö-
zesen der Oberrheinischen Kirchenprovinz liegen, in
gemeinsame Berathung genommen und durch ge-
meinsame Beschlußnahme geordnet werden würden.
Seitdem aber Württemberg in dem neulich den
Ständen vorgelegten Verfassungsentwurf über das,
was es der Kirche verfassungsmäßig zu gewähren
beabsichtigt, unabhängig von anderen Regierungen
sich ausgesprochen hat, so läßt sich erwarten, daß
Baden sofort das Gleiche thun werde; und ich
darf glauben, es möchte vom Tische der hohen
Regierung aus die Erklärung abgegeben werden,
daß noch auf diesem Landtag eine das Kirchen-
constitutionsedict von 1807 nach den Forderungen
der Kirchenfreiheit umgestaltende Vorlage zu er-
warten sei, oder daß wenigstens unverzüglich eine
aus Gliedern der Staats= und Kirchenbehörde zu-
sammengesetzte Commission zur Feststellung der
Präliminarien jener Vorlage werde niedergesetzt
werden.

Die kirchlichen Zustände in England.

Die heutigen englischen Zeitungen bringen eine
weitläufige Beschreibung der Jnauguration des
neuen Lord=Mayors von London, eine Festlichkeit,
welche gewöhnlich durch die bei derselben gehalte-
nen Reden der großen Würdenträger des Staates
Bedeutung erhält. Lord John Russell wurde mit
rauschendem Beifall begrußt, und man wußte,
daß derselbe seinem jüngsten Brief an den Bischof
von Durham galt, in welchem er sich in ungemein
scharfer Weise gegen die Ernennung römisch=ka-
tholischer Bischöfe für England mit englischen Ti-
teln ausgesprochen hatte. Jn der Rede, welche der
englischen Premier später hielt, erwähnte er zu-
vorderst, daß England sich bemühen würde, den
europäischen Frieden, welcher jetzt bedroht sei, zu
erhalten; dann ging er sofort auf den kirchlichen
Gegenstand über, der jetzt die Gemüther in Eng-
land vorzugsweise beschäftigt, sprach aber in sehr
versöhnlicher Weise. Er citirte das Beispiel der
Königin Elisabeth, welche zur Zeit einer weit
ernsteren Krise, als diejenige, von welcher Eng-
land jetzt bedroht ist, Männer aller religiösen
Confessionen, wenn sie nur dem Throne und dem
Lande treu waren, als Rathgeber um sich ver-
sammelt hatte. Dieser Satz sollte unzweifelhaft
die Ernennung des Herrn Sheil, eines Katholi-
ken, zum Gesandten in Florenz, durch welchen
Minister auch der diplomatische Verkehr mit Rom
vermittelt wird, rechtfertigen. Lord Truro, Lord
Kanzler von England sprach sich bei dieser Gele-
genheit in weit schärferer Weise gegen die " An-
maßungen " des Papstes aus. Jn der That beschäftigt
sich jetzt ganz England, die Staatsmänner, die
Presse und das Volk, mit den jüngsten päpstlichen
Verordnungen. Bisher ward die katholische Kirche
in heidnischen Ländern, von Vicaren verwaltet,
welche zunächst der Autorität der "Propaganda"
gehorchten, und die ihre Bischofstitel in partibus
infidelium
entlehnten. Diese Bischöfe waren
nicht permanent an die ihnen zugetheilten Diöce-
sen gebunden, sondern konnten auf Anordnung der
Propaganda zu jeder Zeit zu einem anderen Lande
berufen werden. Die rasche Zunahme der Katho-
liken in England, theilweise durch die Einwande-
rung der Jrländer, theilweise durch zahlreiche Ue-
bertritte, bestimmten den heiligen Vater zur Er-
richtung einer permanenten Hierarchie in jenem
Lande, in Folge welcher der Cardinal Dr. Wi-
semann zum Erzbischof von Westminster und an-
dere Prälaten zu Bischöfen anderer Diöcesen
ernannt wurden. Gegen diese Ernennungen machte
sich sofort eine furchtbare Opposition geltend, die sich
aber nicht auf das Gesetz von England stützen kann.
Jn der katholischen Emanzipationsbill ist es aus-
drücklich ausgesprochen, daß römisch=katholische Bi-
schöfe ihren Titel nicht von dem Orte, nach wel-
chem sich ein anglikanischer Bischof nennt, entleh-

[Spaltenumbruch] Maßregel allein auf die Mobilisirung einer Ar-
mee von mindestens 200,000 Mann schließen
lassen.

Neuestes.

⁑ Würzburg, 21. Nov. Gestern Nachmit-
tags um 2 Uhr fand die feierliche Beerdigung
des, seine Ernennung durch den letzten Armeebe-
fehl nur um wenige Stunden überlebt habenden,
k. Platzmajors Carl Adolph Löhr statt. Derselbe,
seit 43 Jahren dem Militärverbande angehörend,
machte sämmtliche Feldzüge zwischen 1809 und
1815 mit. Das Offizierkorps, sowie Abtheilun-
gen sämmtlicher hier garnisonirenden Waffengat-
tungen und der Landwehr wohnten dem Conducte
an. Nachdem die militärischen Ehrenbezeugungen
mit den herkömmlichen drei Salven beendet, sprach
Herr Domkapitular Dr. Götz ergreifende Worte
am Grabe des Verblichenen.

§ Kissingen, 18. Nov. Heute Vormittags hat
sich in der Hasselmühle bei Stralsbach ein Sol-
dat vom k. k. öster. Jnfanterie=Regiment Benedek
in seinem Quartier durch einen Schuß aus seinem
Dienstgewehre in den Mund entleibt.

Karlsruhe, 19. Nov. Der Kriegszustand ist
verschärft worden. Die Verschärfung beschränkt
sich jedoch nur auf die badischen Truppen, auf
welche man mit Recht ein wachsames Auge hat,
obschon sie in ihren neuen Cantonnements im
Oberlande die vorzüglichste Haltung beobachten.
-- Die größere Strenge ist in ihrer Anwendung
auf das neue Truppenkorps sehr zweckmäßig.
Wenn die badischen Offiziere selbst ein Beispiel
geben und die traurigen Erfahrungen beherzigen,
welche sie nicht ohne eigene Verschuldung machen
mußten, so darf Baden, wenigstens jetzt wieder,
mit Vertrauen auf seine Armee blicken.

Köln, 18. Nov. Die Forts unserer Stadt
sind besetzt, sowie die Lunetten und die Caponnie-
ren zur Aufnahme von Truppen wohnbar gemacht,
die Wälle mit dem nöthigen Geschütze versehen
und die Pappeln auf dem Glacis umgehauen.
Köln wird in Kurzem eine Besatzung von 15,000
Mann haben; die Artillerie=Festungskompagnien
sind bereits gebildet und mit dem Transporte der
Pulvervorräthe aus den Friedensmgazinen vor der
Stadt in die Kriegspulverthürme beschäftigt.

Bereits wird an preußische Blätter von Zü-
gen pyramidalen Heldenmuths geschrieben, die in
dem kurhessischen mörderischen Vernichtungskriege
auf Seite der nach „militärischen Rücksichten“
retirirenden Preußen vorgefallen sind. Um nur
einen davon zur Charakterisirung aller übrigen
emporzuheben, so wird dem „Magdeburger Kor-
respondenten “ geschrieben, daß ein preußischer
Portd'epee=Fähnrich einen bayerischen Offizier und
einen Unteroffizier „gefangen“ genommen, aber
vorgezogen habe, „sie wieder laufen zu lassen“
-- ob nur aus „militärischen Rücksichten?“ ist
nicht dazu geschrieben.

Hannover, 18. Nov. Aus sicherer Quelle geht
uns die Mittheilung zu, daß 13,000 Mann Trup-
pen sofort auf den Kriegsfuß gesetzt werden
sollen.

Hamburg, 17. Nov. Ende der Woche ist
hier für Rechnung der preußischen Regierung eine
Million Pfund Blei angekauft worden.

Berlin, 17. Nov. Die Landwehr=Kavallerie
2. Aufgebots war bisher nicht zur Einberufung
bestimmt, ist aber jetzt ebenfalls mobil gemacht.

   

Berlin, 17. Nov. Nach glaubwürdigen Mit-
theilungen hat der zeitige Waffenstillstand in Kur-
hessen, welcher Preußen in den Besitz der Etap-
penstraßen und von Kassel läßt, darin seinen
Grund, daß man preußischer Seits auf eine Re-
gelung der kurhessischen Angelegenheiten wie der
Herzogthümer durch Commissionen dringen will, die
auf den freien Conferenzen gebildet werden sollen.

   

Berliner Blätter, welche sich rühmten, aus
Patriotismus nicht über diesseitige Truppenbewe-
gungen berichten zu wollen. lassen gleichwohl 3
[Spaltenumbruch] Armeen an verschiedenen Punkten der Monarchie
sich concentriren und nennen bereits deren Ober-
befehlshaber.

Zürich, 10. Nov. Der Bundesrath hat Genf
aufgefordert, seine Flüchtlinge dem Bundesbeschlusse
gemäß, auf acht Stunden zu interniren. Es ist
mit dieser Mahnung besonders auf die in Genf
verweilenden französischen Flüchtlinge abgesehen,
und hängt zusammen mit den Verschwörungen,
die man im südlichen Frankreich entdeckt hat; wahr-
scheinlich ist von Paris aus eine desfallsige Wei-
sung an den Bundesrath ergangen.

St. Gallen, 15. Nov. Der Gr. Rath hat
heute nach zweitägiger Diskussion mit 84 gegen
54 Stimmen die Motion des Hrn. Oberst Ritter
auf Verfassungsrevision angenommen. Der Ter-
min der Volksabstimmung, welche durch eine Re-
gierungsproklamation eingeleitet werden soll, ist
auf den 19. Januar 1851 anberaumt.

   

Paris, 16. Nov. Man will, falls der deutsche
Conflict einen so ernsten Charakter annimmt, daß
die offene Aufstellung einer Observationsarmee ge-
rechtfertigt erscheint, dem General Changarnier
nebst Ertheilung der Marschallswürde den Ober-
befehl dieser Armee übertragen, denselben auf
diese Weise von Paris entfernen und den, Lud-
wig Napoleon persönlich ergebenen, General
Baraguay d'Hilliers an seine Stelle setzen. Jch
kann Jhnen verbürgen, daß das Ministerium, über-
einstimmend mit der Umgebung des Präsidenten,
diesen Plan hegt, mit dem man um so leichter
zu reussiren hofft, als der General Chan-
garnier wohl schwerlich sich weigern könnte,
eine so ehrenvolle Beförderung anzunehmen. --
Der 11. und 12. Nov., für welche Tage bekannt-
lich ein allgemeiner Aufstand im Süden angesagt
war, sind ohne alle Ruhestörung vorüber gegan-
gen. Der „Constitutionnell“ schreibt die Nicht-
ausführung des Planes der Demagogie den ener-
gischen Polizeimaßregeln zu.

Rom, 9. Nov. Man erwartet hier eine Ver-
stärkung der französischen Garnison, indem außer
dem 53. Regiment auch noch andere französische
Regimenter Marschbefhl, erhalten haben. Gutun-
terrichtete wollen wissen, es sei zwischen der hie-
sigen und der französischen Regierung ein Ver-
trag über ständige Besetzung einiger Theile des
Kirchenstaats durch französische Truppen der Un-
terzeichnung nahe. Hr. Duclerc soll zu diesem
Zwecke als Bevollmächtigter der französischen Re-
gierung hierher kommen.

   

Turin, 11. Nov. Der Senator Gioja hat
das Portefeuille des Ministeriums des öffentlichen
Unterrichts definitiv übernommen und gestern be-
reits den Eid in die Hände des Königs ab-
gelegt.

Florenz, 11. Nov. Se. k. k. Hoheit der
Großherzog haben dem Präsidenten der französi-
schen Republik, Louis Napoleon Bonaparte, das
Großkreuz des toskanischen St. Josephordens ver-
liehen.

( Schluß der Rede des Hrn. Domdekan von
Hirscher. ) Es ist, durchlauchtigster Hr. Präsident,
hochgeehrteste Herren, nicht zu bezweifeln, daß
auch die hohe Regierung Badens in ihrer Weis-
heit die ebengedachte Ueberzeugung der deutschen
Großstaaten theile, und der Kirche ihre nothwen-
dige Selbstständigkeit zu gewähren die Absicht
habe. Aber seitdem die deutschen Großstaaten ge-
handelt haben, fängt die Erwartung des Landes,
weil immer noch nichts Bestimmtes verlautet hat,
nachgerade an in dieser Beziehung ungeduldig zu
werden. Jch hielt es daher für angemessen, der
hohen Regierung Veranlassung zu geben, sich
öffentlich über ihre Absicht hinsichtlich der Kirchen-
freiheit auszusprechen, und ( wie nicht zu bezwei-
feln ) die Erwartung des Landes durch bestimmte
Zusage zu beruhigen. Jch erlaube mir daher die
Anfrage: Was in dieser Angelegenheit etwa be-
reits geschehen sei, und bis wann man der Re-
[Spaltenumbruch] gelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche
in Baden auf Grundlage der kirchlichen Selbst-
ständigkeit mit Bestimmtheit entgegensehen dürfte?
Man war vielleicht geneigt zu vermuthen, daß be-
züglich auf die katholische Kirche die gedachte Re-
gelung von jenen Staaten, in welchen die Diö-
zesen der Oberrheinischen Kirchenprovinz liegen, in
gemeinsame Berathung genommen und durch ge-
meinsame Beschlußnahme geordnet werden würden.
Seitdem aber Württemberg in dem neulich den
Ständen vorgelegten Verfassungsentwurf über das,
was es der Kirche verfassungsmäßig zu gewähren
beabsichtigt, unabhängig von anderen Regierungen
sich ausgesprochen hat, so läßt sich erwarten, daß
Baden sofort das Gleiche thun werde; und ich
darf glauben, es möchte vom Tische der hohen
Regierung aus die Erklärung abgegeben werden,
daß noch auf diesem Landtag eine das Kirchen-
constitutionsedict von 1807 nach den Forderungen
der Kirchenfreiheit umgestaltende Vorlage zu er-
warten sei, oder daß wenigstens unverzüglich eine
aus Gliedern der Staats= und Kirchenbehörde zu-
sammengesetzte Commission zur Feststellung der
Präliminarien jener Vorlage werde niedergesetzt
werden.

Die kirchlichen Zustände in England.

Die heutigen englischen Zeitungen bringen eine
weitläufige Beschreibung der Jnauguration des
neuen Lord=Mayors von London, eine Festlichkeit,
welche gewöhnlich durch die bei derselben gehalte-
nen Reden der großen Würdenträger des Staates
Bedeutung erhält. Lord John Russell wurde mit
rauschendem Beifall begrußt, und man wußte,
daß derselbe seinem jüngsten Brief an den Bischof
von Durham galt, in welchem er sich in ungemein
scharfer Weise gegen die Ernennung römisch=ka-
tholischer Bischöfe für England mit englischen Ti-
teln ausgesprochen hatte. Jn der Rede, welche der
englischen Premier später hielt, erwähnte er zu-
vorderst, daß England sich bemühen würde, den
europäischen Frieden, welcher jetzt bedroht sei, zu
erhalten; dann ging er sofort auf den kirchlichen
Gegenstand über, der jetzt die Gemüther in Eng-
land vorzugsweise beschäftigt, sprach aber in sehr
versöhnlicher Weise. Er citirte das Beispiel der
Königin Elisabeth, welche zur Zeit einer weit
ernsteren Krise, als diejenige, von welcher Eng-
land jetzt bedroht ist, Männer aller religiösen
Confessionen, wenn sie nur dem Throne und dem
Lande treu waren, als Rathgeber um sich ver-
sammelt hatte. Dieser Satz sollte unzweifelhaft
die Ernennung des Herrn Sheil, eines Katholi-
ken, zum Gesandten in Florenz, durch welchen
Minister auch der diplomatische Verkehr mit Rom
vermittelt wird, rechtfertigen. Lord Truro, Lord
Kanzler von England sprach sich bei dieser Gele-
genheit in weit schärferer Weise gegen die „ An-
maßungen “ des Papstes aus. Jn der That beschäftigt
sich jetzt ganz England, die Staatsmänner, die
Presse und das Volk, mit den jüngsten päpstlichen
Verordnungen. Bisher ward die katholische Kirche
in heidnischen Ländern, von Vicaren verwaltet,
welche zunächst der Autorität der „Propaganda“
gehorchten, und die ihre Bischofstitel in partibus
infidelium
entlehnten. Diese Bischöfe waren
nicht permanent an die ihnen zugetheilten Diöce-
sen gebunden, sondern konnten auf Anordnung der
Propaganda zu jeder Zeit zu einem anderen Lande
berufen werden. Die rasche Zunahme der Katho-
liken in England, theilweise durch die Einwande-
rung der Jrländer, theilweise durch zahlreiche Ue-
bertritte, bestimmten den heiligen Vater zur Er-
richtung einer permanenten Hierarchie in jenem
Lande, in Folge welcher der Cardinal Dr. Wi-
semann zum Erzbischof von Westminster und an-
dere Prälaten zu Bischöfen anderer Diöcesen
ernannt wurden. Gegen diese Ernennungen machte
sich sofort eine furchtbare Opposition geltend, die sich
aber nicht auf das Gesetz von England stützen kann.
Jn der katholischen Emanzipationsbill ist es aus-
drücklich ausgesprochen, daß römisch=katholische Bi-
schöfe ihren Titel nicht von dem Orte, nach wel-
chem sich ein anglikanischer Bischof nennt, entleh-

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[0003] Maßregel allein auf die Mobilisirung einer Ar- mee von mindestens 200,000 Mann schließen lassen. Neuestes. ⁑ Würzburg, 21. Nov. Gestern Nachmit- tags um 2 Uhr fand die feierliche Beerdigung des, seine Ernennung durch den letzten Armeebe- fehl nur um wenige Stunden überlebt habenden, k. Platzmajors Carl Adolph Löhr statt. Derselbe, seit 43 Jahren dem Militärverbande angehörend, machte sämmtliche Feldzüge zwischen 1809 und 1815 mit. Das Offizierkorps, sowie Abtheilun- gen sämmtlicher hier garnisonirenden Waffengat- tungen und der Landwehr wohnten dem Conducte an. Nachdem die militärischen Ehrenbezeugungen mit den herkömmlichen drei Salven beendet, sprach Herr Domkapitular Dr. Götz ergreifende Worte am Grabe des Verblichenen. § Kissingen, 18. Nov. Heute Vormittags hat sich in der Hasselmühle bei Stralsbach ein Sol- dat vom k. k. öster. Jnfanterie=Regiment Benedek in seinem Quartier durch einen Schuß aus seinem Dienstgewehre in den Mund entleibt. Karlsruhe, 19. Nov. Der Kriegszustand ist verschärft worden. Die Verschärfung beschränkt sich jedoch nur auf die badischen Truppen, auf welche man mit Recht ein wachsames Auge hat, obschon sie in ihren neuen Cantonnements im Oberlande die vorzüglichste Haltung beobachten. -- Die größere Strenge ist in ihrer Anwendung auf das neue Truppenkorps sehr zweckmäßig. Wenn die badischen Offiziere selbst ein Beispiel geben und die traurigen Erfahrungen beherzigen, welche sie nicht ohne eigene Verschuldung machen mußten, so darf Baden, wenigstens jetzt wieder, mit Vertrauen auf seine Armee blicken. Köln, 18. Nov. Die Forts unserer Stadt sind besetzt, sowie die Lunetten und die Caponnie- ren zur Aufnahme von Truppen wohnbar gemacht, die Wälle mit dem nöthigen Geschütze versehen und die Pappeln auf dem Glacis umgehauen. Köln wird in Kurzem eine Besatzung von 15,000 Mann haben; die Artillerie=Festungskompagnien sind bereits gebildet und mit dem Transporte der Pulvervorräthe aus den Friedensmgazinen vor der Stadt in die Kriegspulverthürme beschäftigt. Bereits wird an preußische Blätter von Zü- gen pyramidalen Heldenmuths geschrieben, die in dem kurhessischen mörderischen Vernichtungskriege auf Seite der nach „militärischen Rücksichten“ retirirenden Preußen vorgefallen sind. Um nur einen davon zur Charakterisirung aller übrigen emporzuheben, so wird dem „Magdeburger Kor- respondenten “ geschrieben, daß ein preußischer Portd'epee=Fähnrich einen bayerischen Offizier und einen Unteroffizier „gefangen“ genommen, aber vorgezogen habe, „sie wieder laufen zu lassen“ -- ob nur aus „militärischen Rücksichten?“ ist nicht dazu geschrieben. Hannover, 18. Nov. Aus sicherer Quelle geht uns die Mittheilung zu, daß 13,000 Mann Trup- pen sofort auf den Kriegsfuß gesetzt werden sollen. Hamburg, 17. Nov. Ende der Woche ist hier für Rechnung der preußischen Regierung eine Million Pfund Blei angekauft worden. Berlin, 17. Nov. Die Landwehr=Kavallerie 2. Aufgebots war bisher nicht zur Einberufung bestimmt, ist aber jetzt ebenfalls mobil gemacht. ( C. Z. ) Berlin, 17. Nov. Nach glaubwürdigen Mit- theilungen hat der zeitige Waffenstillstand in Kur- hessen, welcher Preußen in den Besitz der Etap- penstraßen und von Kassel läßt, darin seinen Grund, daß man preußischer Seits auf eine Re- gelung der kurhessischen Angelegenheiten wie der Herzogthümer durch Commissionen dringen will, die auf den freien Conferenzen gebildet werden sollen. ( Berl. Z. ) Berliner Blätter, welche sich rühmten, aus Patriotismus nicht über diesseitige Truppenbewe- gungen berichten zu wollen. lassen gleichwohl 3 Armeen an verschiedenen Punkten der Monarchie sich concentriren und nennen bereits deren Ober- befehlshaber. Zürich, 10. Nov. Der Bundesrath hat Genf aufgefordert, seine Flüchtlinge dem Bundesbeschlusse gemäß, auf acht Stunden zu interniren. Es ist mit dieser Mahnung besonders auf die in Genf verweilenden französischen Flüchtlinge abgesehen, und hängt zusammen mit den Verschwörungen, die man im südlichen Frankreich entdeckt hat; wahr- scheinlich ist von Paris aus eine desfallsige Wei- sung an den Bundesrath ergangen. St. Gallen, 15. Nov. Der Gr. Rath hat heute nach zweitägiger Diskussion mit 84 gegen 54 Stimmen die Motion des Hrn. Oberst Ritter auf Verfassungsrevision angenommen. Der Ter- min der Volksabstimmung, welche durch eine Re- gierungsproklamation eingeleitet werden soll, ist auf den 19. Januar 1851 anberaumt. ( N. Z. Z. ) Paris, 16. Nov. Man will, falls der deutsche Conflict einen so ernsten Charakter annimmt, daß die offene Aufstellung einer Observationsarmee ge- rechtfertigt erscheint, dem General Changarnier nebst Ertheilung der Marschallswürde den Ober- befehl dieser Armee übertragen, denselben auf diese Weise von Paris entfernen und den, Lud- wig Napoleon persönlich ergebenen, General Baraguay d'Hilliers an seine Stelle setzen. Jch kann Jhnen verbürgen, daß das Ministerium, über- einstimmend mit der Umgebung des Präsidenten, diesen Plan hegt, mit dem man um so leichter zu reussiren hofft, als der General Chan- garnier wohl schwerlich sich weigern könnte, eine so ehrenvolle Beförderung anzunehmen. -- Der 11. und 12. Nov., für welche Tage bekannt- lich ein allgemeiner Aufstand im Süden angesagt war, sind ohne alle Ruhestörung vorüber gegan- gen. Der „Constitutionnell“ schreibt die Nicht- ausführung des Planes der Demagogie den ener- gischen Polizeimaßregeln zu. Rom, 9. Nov. Man erwartet hier eine Ver- stärkung der französischen Garnison, indem außer dem 53. Regiment auch noch andere französische Regimenter Marschbefhl, erhalten haben. Gutun- terrichtete wollen wissen, es sei zwischen der hie- sigen und der französischen Regierung ein Ver- trag über ständige Besetzung einiger Theile des Kirchenstaats durch französische Truppen der Un- terzeichnung nahe. Hr. Duclerc soll zu diesem Zwecke als Bevollmächtigter der französischen Re- gierung hierher kommen. ( N. M. Z. ) Turin, 11. Nov. Der Senator Gioja hat das Portefeuille des Ministeriums des öffentlichen Unterrichts definitiv übernommen und gestern be- reits den Eid in die Hände des Königs ab- gelegt. Florenz, 11. Nov. Se. k. k. Hoheit der Großherzog haben dem Präsidenten der französi- schen Republik, Louis Napoleon Bonaparte, das Großkreuz des toskanischen St. Josephordens ver- liehen. ( Schluß der Rede des Hrn. Domdekan von Hirscher. ) Es ist, durchlauchtigster Hr. Präsident, hochgeehrteste Herren, nicht zu bezweifeln, daß auch die hohe Regierung Badens in ihrer Weis- heit die ebengedachte Ueberzeugung der deutschen Großstaaten theile, und der Kirche ihre nothwen- dige Selbstständigkeit zu gewähren die Absicht habe. Aber seitdem die deutschen Großstaaten ge- handelt haben, fängt die Erwartung des Landes, weil immer noch nichts Bestimmtes verlautet hat, nachgerade an in dieser Beziehung ungeduldig zu werden. Jch hielt es daher für angemessen, der hohen Regierung Veranlassung zu geben, sich öffentlich über ihre Absicht hinsichtlich der Kirchen- freiheit auszusprechen, und ( wie nicht zu bezwei- feln ) die Erwartung des Landes durch bestimmte Zusage zu beruhigen. Jch erlaube mir daher die Anfrage: Was in dieser Angelegenheit etwa be- reits geschehen sei, und bis wann man der Re- gelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in Baden auf Grundlage der kirchlichen Selbst- ständigkeit mit Bestimmtheit entgegensehen dürfte? Man war vielleicht geneigt zu vermuthen, daß be- züglich auf die katholische Kirche die gedachte Re- gelung von jenen Staaten, in welchen die Diö- zesen der Oberrheinischen Kirchenprovinz liegen, in gemeinsame Berathung genommen und durch ge- meinsame Beschlußnahme geordnet werden würden. Seitdem aber Württemberg in dem neulich den Ständen vorgelegten Verfassungsentwurf über das, was es der Kirche verfassungsmäßig zu gewähren beabsichtigt, unabhängig von anderen Regierungen sich ausgesprochen hat, so läßt sich erwarten, daß Baden sofort das Gleiche thun werde; und ich darf glauben, es möchte vom Tische der hohen Regierung aus die Erklärung abgegeben werden, daß noch auf diesem Landtag eine das Kirchen- constitutionsedict von 1807 nach den Forderungen der Kirchenfreiheit umgestaltende Vorlage zu er- warten sei, oder daß wenigstens unverzüglich eine aus Gliedern der Staats= und Kirchenbehörde zu- sammengesetzte Commission zur Feststellung der Präliminarien jener Vorlage werde niedergesetzt werden. Die kirchlichen Zustände in England. Die heutigen englischen Zeitungen bringen eine weitläufige Beschreibung der Jnauguration des neuen Lord=Mayors von London, eine Festlichkeit, welche gewöhnlich durch die bei derselben gehalte- nen Reden der großen Würdenträger des Staates Bedeutung erhält. Lord John Russell wurde mit rauschendem Beifall begrußt, und man wußte, daß derselbe seinem jüngsten Brief an den Bischof von Durham galt, in welchem er sich in ungemein scharfer Weise gegen die Ernennung römisch=ka- tholischer Bischöfe für England mit englischen Ti- teln ausgesprochen hatte. Jn der Rede, welche der englischen Premier später hielt, erwähnte er zu- vorderst, daß England sich bemühen würde, den europäischen Frieden, welcher jetzt bedroht sei, zu erhalten; dann ging er sofort auf den kirchlichen Gegenstand über, der jetzt die Gemüther in Eng- land vorzugsweise beschäftigt, sprach aber in sehr versöhnlicher Weise. Er citirte das Beispiel der Königin Elisabeth, welche zur Zeit einer weit ernsteren Krise, als diejenige, von welcher Eng- land jetzt bedroht ist, Männer aller religiösen Confessionen, wenn sie nur dem Throne und dem Lande treu waren, als Rathgeber um sich ver- sammelt hatte. Dieser Satz sollte unzweifelhaft die Ernennung des Herrn Sheil, eines Katholi- ken, zum Gesandten in Florenz, durch welchen Minister auch der diplomatische Verkehr mit Rom vermittelt wird, rechtfertigen. Lord Truro, Lord Kanzler von England sprach sich bei dieser Gele- genheit in weit schärferer Weise gegen die „ An- maßungen “ des Papstes aus. Jn der That beschäftigt sich jetzt ganz England, die Staatsmänner, die Presse und das Volk, mit den jüngsten päpstlichen Verordnungen. Bisher ward die katholische Kirche in heidnischen Ländern, von Vicaren verwaltet, welche zunächst der Autorität der „Propaganda“ gehorchten, und die ihre Bischofstitel in partibus infidelium entlehnten. Diese Bischöfe waren nicht permanent an die ihnen zugetheilten Diöce- sen gebunden, sondern konnten auf Anordnung der Propaganda zu jeder Zeit zu einem anderen Lande berufen werden. Die rasche Zunahme der Katho- liken in England, theilweise durch die Einwande- rung der Jrländer, theilweise durch zahlreiche Ue- bertritte, bestimmten den heiligen Vater zur Er- richtung einer permanenten Hierarchie in jenem Lande, in Folge welcher der Cardinal Dr. Wi- semann zum Erzbischof von Westminster und an- dere Prälaten zu Bischöfen anderer Diöcesen ernannt wurden. Gegen diese Ernennungen machte sich sofort eine furchtbare Opposition geltend, die sich aber nicht auf das Gesetz von England stützen kann. Jn der katholischen Emanzipationsbill ist es aus- drücklich ausgesprochen, daß römisch=katholische Bi- schöfe ihren Titel nicht von dem Orte, nach wel- chem sich ein anglikanischer Bischof nennt, entleh-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 279. Würzburg, 21. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische279_1850/3>, abgerufen am 24.04.2024.