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Die Bayerische Presse. Nr. 275. Würzburg, 16. November 1850.

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[Spaltenumbruch] Corps die Bestimmung, in Eilmärschen nach West-
phahlen zu gehen, um den dort von Truppen ent-
blößten Gegenden zur Besatzung zu dienen.

   

Karlsruhe, 12. Nov. Die Haltung der
"Karlsr. Ztg." erregt hier Aufsehen und Entrü-
stung; zu einer Zeit, wo die Regierung ihre ent-
schiedene Annäherung an die in Frankfurt vertre-
tenen Verbündeten in offiziellen Akten zu erkennen
gibt, ist das Regierungsorgan in den Händen ei-
nes preußischen Juden, der keine Gelegenheit vor-
übergehen läßt, wo er nicht seinem verbissenen
Aerger auf die Partei des Bundesrechts Luft
machte.

Karlsruhe, 13. Nov. Wenn bis jetzt kein
Systemwechsel der badischen Regierung stattfand,
der neue Staatsminister denselben ( hinsichtlich der
preußischen Union ) vielmehr von der Jnitiative
der preuß. Regierung abhängig machte, so drängt
doch die Natur, oder vielmehr die Unnatur der
Verhältnisse, in welche das Klüber=Marschall'sche
"Regieren" unser Land zu den Nachbarstaaten
sowohl, als zu sich selbst versetzt hat, zu einer
Entscheidung, und wie nicht zu zweifeln, zu ei-
nem totalen Systemwechsel hin. -- Jn nächster
Zeit müssen im Schooße des Staatsministeriums
Fragen von tiefeingreifender Bedeutung zur Er-
örterung kommen, wobei von einem Lawi-
ren, Vermitteln u. Zwischendurchmanöveriren schon
um deßwillen keine Rede mehr sein kann, weil
es sich um Feststellung von Regierungsprinzipien
handeln muß. Von diesen Fragen dürften einige
sehr brennend werden. Wir beschränken uns da-
rauf eine derselben näher zu bezeichnen. -- Ba-
den zählt über 900,000 Katholiken und 400,000
Einwohner von gemischter Konfession. Die ka-
tholische Kirche aber ist in Baden mehr als fast
in irgend einem andern deutschen Lande der un-
würdigsten büreaukratischen Bevormundung unter-
worfen; in Baden haben, wie sich durch Zahlen
nachweisen läßt, namentlich in früheren Jahren
die Katholiken im Staatsdienste die auffallendsten
Zurücksetzungen erfahren; -- hier zu Lande wurde
gegen ihre Confession mit jenem Lande büreau-
kratischen Zelotenthum vorgefahren, welches an
dem Zerfall unseres Staates so große Schuld
trägt. Die Katholiten Badens wissen dies, --
und wir werden bald erfahren, wie ernst es ihnen
ist um die Erringung einer würdigeren Stellung
ihrer Kirche und ihrer selbst. -- Der Chef des
Ministeriums des Jnnern, v. Marschall,
hat es bereits von der Hand gewiesen, der katho-
lischen Kirche diejenigen Zugeständnisse, wenn vor-
erst auch nur grundsätzlich, zu machen, die in
Preußen, Oesterreich und den meisten deutschen
Staaten derselben schon lange gemacht sind und
von keiner Macht der Erde länger verweigert
werden können. -- Der Hr. v. Marschall hat
vor einem Vierteljahre das einzige Organ der
Katholiken, und daß einzige in Baden sehr ver-
breitete conservative Organ, das "Deutsche Volks-
blatt " mit dem Verbot belegt, und ver-
weigert jetzt noch, selbst dem aüsdrücklichen
Wunsche höchster Personen gegenüber, die Zurück-
nahme des Verbotes, -- lediglich, weil bas Volks-
blatt der katholischen Richtung angehört, und
weil es unter den Katholiken eine große Ver-
breitung besitzt!

   

Stuttgart, 14. Nov. Außer der gerichtlichen
Untersuchung, welche die Regierung gegen den
Ausschuß der aufgelösten Landesdersammlung durch
den Staatsanwalt beim Gerichtshof zu Eßlingen
einleiten ließ, ist nun heute den Mitgliedern des
Ausschusses von der k. Stadtdirektion eröffnet wor-
den, daß, da sie sich fortwährend als Ausschuß
geriren und gestern sogar ein Protokoll über ihre
Wirksamkeit veröffentlichten, auf Grund des Po-
lizeistrafgesetzbuches wegen angemaßter Amtsge-
walt gegen sie werde einschreiten werden.

Wien, 12. Nov. Der frühere preußische
Bundestagsgesandte, Graf v. Dönhoff, ist von
Berlin hier angekommen, und hat wichtige Eröff-
nungen Seitens seiner Regierung überbracht; nach
denselben verzichtet Preußen förmlich auf
[Spaltenumbruch] die Union, und jeden ferneren Wider-
stand gegen die Besetzung Kurhessens
und die Pazification Holsteins durch
Bundestruppen. Um sich über einen

Entwurf zu einer künftigen Gesammtver-
fassung Deutschlands zu einigen,
sollen
in Dresden sogenannte "freie Conferenzen" statt-
finden. Während der Dauer derselben bestände
die Bundesversammlung rechtlich fort, enthielte
sich aber thatsächlichen Eingreifens in die Ange-
legenheiten solcher Staaten, welche den Bundes-
tag noch nicht beschickt haben. Der in den Con-
ferenzen berathene und angenommene Verfassungs-
entwurf würde der Bundesversammlung
zur endgültigen Entscheidung
vorgelegt
werden. Jn Betreff des Verfassungsentwurfes
hören wir, daß ein Direktorium, aus den grö-
ßern Staaten bestehend, behufs der Bildung ei-
ner starken Executivgewalt geschaffen werden soll,
derselben aber, wie es scheint, von preußischer
Seite keine Vertretung der ständischen Kammern der
Einzelstaaten beigegeben werden will; ohne Zweifel um
sich das Agitationsmittel der Volksvertre-
tung in einem etwa später wieder einzube-
rufenden Parlament für günstigere Zeiten vorzu-
behalten. Oesterreichs Gedanke scheint, wie schon
öfter ansgesprochen, die Vertretung der Jnteressen
jedes einzelnen Staates, oder jedes nach Stäm-
men geordneten Staatenvereins durch Ausschüsse,
welche gleichsam als Sachverständige in der Regel
einzeln ihr Votum abzugeben, nicht aber in unge-
ordneter, massenhafter Versammlung nach Kopf-
iahl, Entscheidung zu fassen hätten. Aehnlich
wurde es bekanntlich Jahrhunderte lang auf den
deutschen Reichstagen gehalten.

   

Lecco, 5. Nov. Truppenweise langen hier
vom Splügen täglich die für Neapel geworbenen
Schweizer an, und werden von dem mit Weib
und Kind hieher gezogenen Transportsinspektor
übernommen, verpflegt, dann auf Stellwägen bis
Monza, und von dort mit Umgehung Mailand's
nach Lodi befördert. Und von da gehen sie nach
Carossa, gegenüber von Piacenza. Bis jetzt sind
auf diese Weise etwa 2000 Mann hier durch-
passirt, und es sollen noch 3000 nachfolgen.

Berlin, 12. Nov. Die Flucht Kinkel's aus
Spandau betrachtet man hier allgemein als ein
Ereigniß, wie es der Regierung im Augenblicke
nicht erwünschter kommen konnte.

London, 12. Nov Cardinal Wiseman ist an-
gekommen.

Königin Victoria, heißt es, habe mit eigener
Hand einen Teppich gestickt, der zur großen Jn-
dustrieausstellung im Hyde=Park kommen soll und
Prinz Albert wird einige Bildhauerarbeit heisteu-
ern. ( Also auch Bildhauer? ) Ferner wird das
Publikum den unschätzbaren Diamant "Koh=i=nur"
zu sehen bekommen, welchen England im Pendschab
erbeutet hat.

Bern, 4. Nov. Jn einer hiesigen Buchdru-
ckerei ist eine Flugschrift erschienen mit dem Titel:
" Comite national. Manifeste et circulaires.
Aux Italiens
." Sie stellt den nahen Ausbruch
einer allgemeiner europäischen Revolution in Aus-
sicht und ruft die nationale Partei Jtaliens zur
Wachsamkeit auf; die Stunde der Befreiung Jta-
liens sei nahe.

Strasburg, 13. Nov. Vorgestern ist hier zu-
fällig ein beabsichtigtes Verbrechen entdeckt worden,
das, wenn es zur Ausführung gekommen wäre,
die schrecklichsten Folgen hätte nach sich ziehen können.
Jn unserm Schauspielhause scheinen nämlich von
einem Uebelthäter alle Vorkehrungen zu einer
Brandanlegung getroffen worden zu sein, nicht al-
lein um das große und schöne Gebäude selbst und
alles, was es enthält, zu zerstören, sondern viel-
leicht eine größere Zahl Menschen, als selbst bei
dem Theaterbrande in Karlsruhe, dem schauder-
haftesten Tode zu überantworten. Man fand näm-
lich in dem ersten Unterbau der Bühne ein Paket
Zündhölzchen, welches in einer der Fugen lag,
die zur Bewegung der Coulissen dienen, so daß
nicht zu vermuthen ist, daß dies Paket zufällig
vergessen worden, um so mehr, da noch andere
[Spaltenumbruch] Schwefelhölzchen unter Holzspäne gemischt waren
welche von einer Schreinerarbeit herrührten, die
durch die Maschinerie der "Rosenfee" nöthig
geworden war. Hoffen wir, daß die Oeffentlich-
keit dieser Thatsache, im Verein mit den strengen
Aufsichtsmaßregeln, die sie hervorrufen wird, ge-
nügen, die Ausführung der strafbaren Anschläge
zu verhindern, deren Vorhandensein solche Anzei-
chen vermuthen lassen.

   

Rom. ( F. u. Sch. der päpstl. Allocution bezüglich
Piemonts. ) Wir hofften daher, daß die k. Minster
eine gelegnere Zeit für das Geschäft, nämlich Unsre
Rückkehr nach Rom, abwarten wollten. Wenige
Monate nachher hören Wir, daß dieselbe königl.
Regierung dem Parlament einen neuen Gesetz-
Entwurf vorgelegt habe, welcher den befreiten
Gerichtsstand der Geistlichen und der Kirche gänz-
lich aufheben, den Laiengerichten gar eine Ent-
scheidung über die Ernennung der Patrone für
die geistlichen Einkünfte übertragen sollte ( il giu-
dizio circa le nomine dei patroni ai bene-
ficii ecclesiastici
) und noch verschiedene andere
Dinge sogleich oder in Bälde einzuführen ver-
sprach, gegen alles Recht der Kirche und sicher-
lich nicht ohne Gefährdung der Religion. So-
bald Wir Nachricht von diesem Entwurf erhiel-
ten, trugen Wir Unserm Cardinal=Staatssecretär
auf, dagegen seine Stimme zu erheben, und das
gleiche befahlen Wir Unserm apostolischen Nun-
cius in Turin. Da aber weder des einen noch
des andern Mahnung fruchtete, so waren Wir
genöthigt, gegen gedachte Neuerung Uns zu ver-
wahren, nachdem sie von den Kammern angenom-
men und von dem König alsbald genehmigt wor-
den war. Bei diesem Vorgang und seinem Ende
ist nicht allein zu beklagen, daß die heiligen Rechte
der Kirche, welche durch so viel Jahrhunderte
nach Sanction der Kirchensatzungen in Kraft
bestanden, verletzt und mit Füßen getreten
( conculcati ) worden sind, sondern daß gar viele
Abgeordnete und Senatoren, welche an der Ver-
handlung in der einen oder andern Kammer theil-
nahmen, und deren Meinung schließlich siegte, ohne
Anstalt sich oder der Laiengewalt die Befugniß
anmaßten ohne Unsre Zustimmung sogar gegen
Unsre Vermahnung die feierlichen Verträge mit
dem apostolischen Stuhle über die Ausübung jener
Rechte zu brechen und sie für null und nichtig zu
erklären. Jhr seht nun, ehrwürdige Brüder, wie
und von welcher Bedeutung jene Angelegenheiten
sind, Jhr werdet wohl erwägen, in welchen Zu-
stand alles Heilige gerathen müßte wenn man die
Rechte der Kirche nicht mehr achtet, wenn man
ihre heiligen Satzungen geringschätzt, wenn man
sich nicht mehr um ein ununterbrochenes Besitz-
thum kümmert, nicht mehr die Verträge hält,
welche zwischen dem heiligen Stuhl und der Lan-
deshoheit vereinbart worden sind. Gewiß leuchtet
es jedem ein, wie dringend und wichtig, nicht
bloß für die Religion, sondern für die Staats-
ordnung, die öffentliche sowohl als die private,
es ist, daß solche Kirchenverträge für heilig und
unverletzlich gehalten werden, denn wenn ihre Kraft
und Rechte mißachtet und mit Füßen getreten
werden, dann fällt gleichzeitig die Geltung aller
andern öffentlichen oder bürgerlichen Verträge.
Auf die Verletzung der Kirche und des heiligen
Stuhles durch die Sanktion der gedachten Gesetze
folgten in kurzer Zeit andere, als die königlichen
Minister und die Laienrichter die heiligen Prälc-
ten, Unsre ehrwürdigen Brüder, die Erzbischöfe von
Sassari und Turin vor Gericht luden; jener mußte
im eigenen Hause eine Haft bestehen, diesen brachte
man mit Waffengewalt in die Citadelle der Haupt-
stadt und verurtheilte endlich beide zu einer bür-
gerlichen Strafe, aus keiner andern Veranlassung,
als weil sie nach den Pflichten ihres Amtes den
Priestern ihrer Erzbisthümer das Verhalten vor-
geschrieben hatten, damit sie ihr und ihrer got-
tesfürchtigen Heerde Gewissen bezüglich jenes neuen
Gesetzes rein hielten. Und damit maßte sich die Laien-
gewalt das Recht an über die Vorschriften zu urtheilen,

[Spaltenumbruch] Corps die Bestimmung, in Eilmärschen nach West-
phahlen zu gehen, um den dort von Truppen ent-
blößten Gegenden zur Besatzung zu dienen.

   

Karlsruhe, 12. Nov. Die Haltung der
„Karlsr. Ztg.“ erregt hier Aufsehen und Entrü-
stung; zu einer Zeit, wo die Regierung ihre ent-
schiedene Annäherung an die in Frankfurt vertre-
tenen Verbündeten in offiziellen Akten zu erkennen
gibt, ist das Regierungsorgan in den Händen ei-
nes preußischen Juden, der keine Gelegenheit vor-
übergehen läßt, wo er nicht seinem verbissenen
Aerger auf die Partei des Bundesrechts Luft
machte.

Karlsruhe, 13. Nov. Wenn bis jetzt kein
Systemwechsel der badischen Regierung stattfand,
der neue Staatsminister denselben ( hinsichtlich der
preußischen Union ) vielmehr von der Jnitiative
der preuß. Regierung abhängig machte, so drängt
doch die Natur, oder vielmehr die Unnatur der
Verhältnisse, in welche das Klüber=Marschall'sche
„Regieren“ unser Land zu den Nachbarstaaten
sowohl, als zu sich selbst versetzt hat, zu einer
Entscheidung, und wie nicht zu zweifeln, zu ei-
nem totalen Systemwechsel hin. -- Jn nächster
Zeit müssen im Schooße des Staatsministeriums
Fragen von tiefeingreifender Bedeutung zur Er-
örterung kommen, wobei von einem Lawi-
ren, Vermitteln u. Zwischendurchmanöveriren schon
um deßwillen keine Rede mehr sein kann, weil
es sich um Feststellung von Regierungsprinzipien
handeln muß. Von diesen Fragen dürften einige
sehr brennend werden. Wir beschränken uns da-
rauf eine derselben näher zu bezeichnen. -- Ba-
den zählt über 900,000 Katholiken und 400,000
Einwohner von gemischter Konfession. Die ka-
tholische Kirche aber ist in Baden mehr als fast
in irgend einem andern deutschen Lande der un-
würdigsten büreaukratischen Bevormundung unter-
worfen; in Baden haben, wie sich durch Zahlen
nachweisen läßt, namentlich in früheren Jahren
die Katholiken im Staatsdienste die auffallendsten
Zurücksetzungen erfahren; -- hier zu Lande wurde
gegen ihre Confession mit jenem Lande büreau-
kratischen Zelotenthum vorgefahren, welches an
dem Zerfall unseres Staates so große Schuld
trägt. Die Katholiten Badens wissen dies, --
und wir werden bald erfahren, wie ernst es ihnen
ist um die Erringung einer würdigeren Stellung
ihrer Kirche und ihrer selbst. -- Der Chef des
Ministeriums des Jnnern, v. Marschall,
hat es bereits von der Hand gewiesen, der katho-
lischen Kirche diejenigen Zugeständnisse, wenn vor-
erst auch nur grundsätzlich, zu machen, die in
Preußen, Oesterreich und den meisten deutschen
Staaten derselben schon lange gemacht sind und
von keiner Macht der Erde länger verweigert
werden können. -- Der Hr. v. Marschall hat
vor einem Vierteljahre das einzige Organ der
Katholiken, und daß einzige in Baden sehr ver-
breitete conservative Organ, das „Deutsche Volks-
blatt “ mit dem Verbot belegt, und ver-
weigert jetzt noch, selbst dem aüsdrücklichen
Wunsche höchster Personen gegenüber, die Zurück-
nahme des Verbotes, -- lediglich, weil bas Volks-
blatt der katholischen Richtung angehört, und
weil es unter den Katholiken eine große Ver-
breitung besitzt!

   

Stuttgart, 14. Nov. Außer der gerichtlichen
Untersuchung, welche die Regierung gegen den
Ausschuß der aufgelösten Landesdersammlung durch
den Staatsanwalt beim Gerichtshof zu Eßlingen
einleiten ließ, ist nun heute den Mitgliedern des
Ausschusses von der k. Stadtdirektion eröffnet wor-
den, daß, da sie sich fortwährend als Ausschuß
geriren und gestern sogar ein Protokoll über ihre
Wirksamkeit veröffentlichten, auf Grund des Po-
lizeistrafgesetzbuches wegen angemaßter Amtsge-
walt gegen sie werde einschreiten werden.

Wien, 12. Nov. Der frühere preußische
Bundestagsgesandte, Graf v. Dönhoff, ist von
Berlin hier angekommen, und hat wichtige Eröff-
nungen Seitens seiner Regierung überbracht; nach
denselben verzichtet Preußen förmlich auf
[Spaltenumbruch] die Union, und jeden ferneren Wider-
stand gegen die Besetzung Kurhessens
und die Pazification Holsteins durch
Bundestruppen. Um sich über einen

Entwurf zu einer künftigen Gesammtver-
fassung Deutschlands zu einigen,
sollen
in Dresden sogenannte „freie Conferenzen“ statt-
finden. Während der Dauer derselben bestände
die Bundesversammlung rechtlich fort, enthielte
sich aber thatsächlichen Eingreifens in die Ange-
legenheiten solcher Staaten, welche den Bundes-
tag noch nicht beschickt haben. Der in den Con-
ferenzen berathene und angenommene Verfassungs-
entwurf würde der Bundesversammlung
zur endgültigen Entscheidung
vorgelegt
werden. Jn Betreff des Verfassungsentwurfes
hören wir, daß ein Direktorium, aus den grö-
ßern Staaten bestehend, behufs der Bildung ei-
ner starken Executivgewalt geschaffen werden soll,
derselben aber, wie es scheint, von preußischer
Seite keine Vertretung der ständischen Kammern der
Einzelstaaten beigegeben werden will; ohne Zweifel um
sich das Agitationsmittel der Volksvertre-
tung in einem etwa später wieder einzube-
rufenden Parlament für günstigere Zeiten vorzu-
behalten. Oesterreichs Gedanke scheint, wie schon
öfter ansgesprochen, die Vertretung der Jnteressen
jedes einzelnen Staates, oder jedes nach Stäm-
men geordneten Staatenvereins durch Ausschüsse,
welche gleichsam als Sachverständige in der Regel
einzeln ihr Votum abzugeben, nicht aber in unge-
ordneter, massenhafter Versammlung nach Kopf-
iahl, Entscheidung zu fassen hätten. Aehnlich
wurde es bekanntlich Jahrhunderte lang auf den
deutschen Reichstagen gehalten.

   

Lecco, 5. Nov. Truppenweise langen hier
vom Splügen täglich die für Neapel geworbenen
Schweizer an, und werden von dem mit Weib
und Kind hieher gezogenen Transportsinspektor
übernommen, verpflegt, dann auf Stellwägen bis
Monza, und von dort mit Umgehung Mailand's
nach Lodi befördert. Und von da gehen sie nach
Carossa, gegenüber von Piacenza. Bis jetzt sind
auf diese Weise etwa 2000 Mann hier durch-
passirt, und es sollen noch 3000 nachfolgen.

Berlin, 12. Nov. Die Flucht Kinkel's aus
Spandau betrachtet man hier allgemein als ein
Ereigniß, wie es der Regierung im Augenblicke
nicht erwünschter kommen konnte.

London, 12. Nov Cardinal Wiseman ist an-
gekommen.

Königin Victoria, heißt es, habe mit eigener
Hand einen Teppich gestickt, der zur großen Jn-
dustrieausstellung im Hyde=Park kommen soll und
Prinz Albert wird einige Bildhauerarbeit heisteu-
ern. ( Also auch Bildhauer? ) Ferner wird das
Publikum den unschätzbaren Diamant „Koh=i=nur“
zu sehen bekommen, welchen England im Pendschab
erbeutet hat.

Bern, 4. Nov. Jn einer hiesigen Buchdru-
ckerei ist eine Flugschrift erschienen mit dem Titel:
Comité national. Manifeste et circulaires.
Aux Italiens
.“ Sie stellt den nahen Ausbruch
einer allgemeiner europäischen Revolution in Aus-
sicht und ruft die nationale Partei Jtaliens zur
Wachsamkeit auf; die Stunde der Befreiung Jta-
liens sei nahe.

Strasburg, 13. Nov. Vorgestern ist hier zu-
fällig ein beabsichtigtes Verbrechen entdeckt worden,
das, wenn es zur Ausführung gekommen wäre,
die schrecklichsten Folgen hätte nach sich ziehen können.
Jn unserm Schauspielhause scheinen nämlich von
einem Uebelthäter alle Vorkehrungen zu einer
Brandanlegung getroffen worden zu sein, nicht al-
lein um das große und schöne Gebäude selbst und
alles, was es enthält, zu zerstören, sondern viel-
leicht eine größere Zahl Menschen, als selbst bei
dem Theaterbrande in Karlsruhe, dem schauder-
haftesten Tode zu überantworten. Man fand näm-
lich in dem ersten Unterbau der Bühne ein Paket
Zündhölzchen, welches in einer der Fugen lag,
die zur Bewegung der Coulissen dienen, so daß
nicht zu vermuthen ist, daß dies Paket zufällig
vergessen worden, um so mehr, da noch andere
[Spaltenumbruch] Schwefelhölzchen unter Holzspäne gemischt waren
welche von einer Schreinerarbeit herrührten, die
durch die Maschinerie der “Rosenfee“ nöthig
geworden war. Hoffen wir, daß die Oeffentlich-
keit dieser Thatsache, im Verein mit den strengen
Aufsichtsmaßregeln, die sie hervorrufen wird, ge-
nügen, die Ausführung der strafbaren Anschläge
zu verhindern, deren Vorhandensein solche Anzei-
chen vermuthen lassen.

   

Rom. ( F. u. Sch. der päpstl. Allocution bezüglich
Piemonts. ) Wir hofften daher, daß die k. Minster
eine gelegnere Zeit für das Geschäft, nämlich Unsre
Rückkehr nach Rom, abwarten wollten. Wenige
Monate nachher hören Wir, daß dieselbe königl.
Regierung dem Parlament einen neuen Gesetz-
Entwurf vorgelegt habe, welcher den befreiten
Gerichtsstand der Geistlichen und der Kirche gänz-
lich aufheben, den Laiengerichten gar eine Ent-
scheidung über die Ernennung der Patrone für
die geistlichen Einkünfte übertragen sollte ( il giu-
dizio circa le nomine dei patroni ai bene-
ficii ecclesiastici
) und noch verschiedene andere
Dinge sogleich oder in Bälde einzuführen ver-
sprach, gegen alles Recht der Kirche und sicher-
lich nicht ohne Gefährdung der Religion. So-
bald Wir Nachricht von diesem Entwurf erhiel-
ten, trugen Wir Unserm Cardinal=Staatssecretär
auf, dagegen seine Stimme zu erheben, und das
gleiche befahlen Wir Unserm apostolischen Nun-
cius in Turin. Da aber weder des einen noch
des andern Mahnung fruchtete, so waren Wir
genöthigt, gegen gedachte Neuerung Uns zu ver-
wahren, nachdem sie von den Kammern angenom-
men und von dem König alsbald genehmigt wor-
den war. Bei diesem Vorgang und seinem Ende
ist nicht allein zu beklagen, daß die heiligen Rechte
der Kirche, welche durch so viel Jahrhunderte
nach Sanction der Kirchensatzungen in Kraft
bestanden, verletzt und mit Füßen getreten
( conculcati ) worden sind, sondern daß gar viele
Abgeordnete und Senatoren, welche an der Ver-
handlung in der einen oder andern Kammer theil-
nahmen, und deren Meinung schließlich siegte, ohne
Anstalt sich oder der Laiengewalt die Befugniß
anmaßten ohne Unsre Zustimmung sogar gegen
Unsre Vermahnung die feierlichen Verträge mit
dem apostolischen Stuhle über die Ausübung jener
Rechte zu brechen und sie für null und nichtig zu
erklären. Jhr seht nun, ehrwürdige Brüder, wie
und von welcher Bedeutung jene Angelegenheiten
sind, Jhr werdet wohl erwägen, in welchen Zu-
stand alles Heilige gerathen müßte wenn man die
Rechte der Kirche nicht mehr achtet, wenn man
ihre heiligen Satzungen geringschätzt, wenn man
sich nicht mehr um ein ununterbrochenes Besitz-
thum kümmert, nicht mehr die Verträge hält,
welche zwischen dem heiligen Stuhl und der Lan-
deshoheit vereinbart worden sind. Gewiß leuchtet
es jedem ein, wie dringend und wichtig, nicht
bloß für die Religion, sondern für die Staats-
ordnung, die öffentliche sowohl als die private,
es ist, daß solche Kirchenverträge für heilig und
unverletzlich gehalten werden, denn wenn ihre Kraft
und Rechte mißachtet und mit Füßen getreten
werden, dann fällt gleichzeitig die Geltung aller
andern öffentlichen oder bürgerlichen Verträge.
Auf die Verletzung der Kirche und des heiligen
Stuhles durch die Sanktion der gedachten Gesetze
folgten in kurzer Zeit andere, als die königlichen
Minister und die Laienrichter die heiligen Prälc-
ten, Unsre ehrwürdigen Brüder, die Erzbischöfe von
Sassari und Turin vor Gericht luden; jener mußte
im eigenen Hause eine Haft bestehen, diesen brachte
man mit Waffengewalt in die Citadelle der Haupt-
stadt und verurtheilte endlich beide zu einer bür-
gerlichen Strafe, aus keiner andern Veranlassung,
als weil sie nach den Pflichten ihres Amtes den
Priestern ihrer Erzbisthümer das Verhalten vor-
geschrieben hatten, damit sie ihr und ihrer got-
tesfürchtigen Heerde Gewissen bezüglich jenes neuen
Gesetzes rein hielten. Und damit maßte sich die Laien-
gewalt das Recht an über die Vorschriften zu urtheilen,

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[0003] Corps die Bestimmung, in Eilmärschen nach West- phahlen zu gehen, um den dort von Truppen ent- blößten Gegenden zur Besatzung zu dienen. ( D. Z. ) Karlsruhe, 12. Nov. Die Haltung der „Karlsr. Ztg.“ erregt hier Aufsehen und Entrü- stung; zu einer Zeit, wo die Regierung ihre ent- schiedene Annäherung an die in Frankfurt vertre- tenen Verbündeten in offiziellen Akten zu erkennen gibt, ist das Regierungsorgan in den Händen ei- nes preußischen Juden, der keine Gelegenheit vor- übergehen läßt, wo er nicht seinem verbissenen Aerger auf die Partei des Bundesrechts Luft machte. Karlsruhe, 13. Nov. Wenn bis jetzt kein Systemwechsel der badischen Regierung stattfand, der neue Staatsminister denselben ( hinsichtlich der preußischen Union ) vielmehr von der Jnitiative der preuß. Regierung abhängig machte, so drängt doch die Natur, oder vielmehr die Unnatur der Verhältnisse, in welche das Klüber=Marschall'sche „Regieren“ unser Land zu den Nachbarstaaten sowohl, als zu sich selbst versetzt hat, zu einer Entscheidung, und wie nicht zu zweifeln, zu ei- nem totalen Systemwechsel hin. -- Jn nächster Zeit müssen im Schooße des Staatsministeriums Fragen von tiefeingreifender Bedeutung zur Er- örterung kommen, wobei von einem Lawi- ren, Vermitteln u. Zwischendurchmanöveriren schon um deßwillen keine Rede mehr sein kann, weil es sich um Feststellung von Regierungsprinzipien handeln muß. Von diesen Fragen dürften einige sehr brennend werden. Wir beschränken uns da- rauf eine derselben näher zu bezeichnen. -- Ba- den zählt über 900,000 Katholiken und 400,000 Einwohner von gemischter Konfession. Die ka- tholische Kirche aber ist in Baden mehr als fast in irgend einem andern deutschen Lande der un- würdigsten büreaukratischen Bevormundung unter- worfen; in Baden haben, wie sich durch Zahlen nachweisen läßt, namentlich in früheren Jahren die Katholiken im Staatsdienste die auffallendsten Zurücksetzungen erfahren; -- hier zu Lande wurde gegen ihre Confession mit jenem Lande büreau- kratischen Zelotenthum vorgefahren, welches an dem Zerfall unseres Staates so große Schuld trägt. Die Katholiten Badens wissen dies, -- und wir werden bald erfahren, wie ernst es ihnen ist um die Erringung einer würdigeren Stellung ihrer Kirche und ihrer selbst. -- Der Chef des Ministeriums des Jnnern, v. Marschall, hat es bereits von der Hand gewiesen, der katho- lischen Kirche diejenigen Zugeständnisse, wenn vor- erst auch nur grundsätzlich, zu machen, die in Preußen, Oesterreich und den meisten deutschen Staaten derselben schon lange gemacht sind und von keiner Macht der Erde länger verweigert werden können. -- Der Hr. v. Marschall hat vor einem Vierteljahre das einzige Organ der Katholiken, und daß einzige in Baden sehr ver- breitete conservative Organ, das „Deutsche Volks- blatt “ mit dem Verbot belegt, und ver- weigert jetzt noch, selbst dem aüsdrücklichen Wunsche höchster Personen gegenüber, die Zurück- nahme des Verbotes, -- lediglich, weil bas Volks- blatt der katholischen Richtung angehört, und weil es unter den Katholiken eine große Ver- breitung besitzt! ( K. Z. ) Stuttgart, 14. Nov. Außer der gerichtlichen Untersuchung, welche die Regierung gegen den Ausschuß der aufgelösten Landesdersammlung durch den Staatsanwalt beim Gerichtshof zu Eßlingen einleiten ließ, ist nun heute den Mitgliedern des Ausschusses von der k. Stadtdirektion eröffnet wor- den, daß, da sie sich fortwährend als Ausschuß geriren und gestern sogar ein Protokoll über ihre Wirksamkeit veröffentlichten, auf Grund des Po- lizeistrafgesetzbuches wegen angemaßter Amtsge- walt gegen sie werde einschreiten werden. Wien, 12. Nov. Der frühere preußische Bundestagsgesandte, Graf v. Dönhoff, ist von Berlin hier angekommen, und hat wichtige Eröff- nungen Seitens seiner Regierung überbracht; nach denselben verzichtet Preußen förmlich auf die Union, und jeden ferneren Wider- stand gegen die Besetzung Kurhessens und die Pazification Holsteins durch Bundestruppen. Um sich über einen Entwurf zu einer künftigen Gesammtver- fassung Deutschlands zu einigen, sollen in Dresden sogenannte „freie Conferenzen“ statt- finden. Während der Dauer derselben bestände die Bundesversammlung rechtlich fort, enthielte sich aber thatsächlichen Eingreifens in die Ange- legenheiten solcher Staaten, welche den Bundes- tag noch nicht beschickt haben. Der in den Con- ferenzen berathene und angenommene Verfassungs- entwurf würde der Bundesversammlung zur endgültigen Entscheidung vorgelegt werden. Jn Betreff des Verfassungsentwurfes hören wir, daß ein Direktorium, aus den grö- ßern Staaten bestehend, behufs der Bildung ei- ner starken Executivgewalt geschaffen werden soll, derselben aber, wie es scheint, von preußischer Seite keine Vertretung der ständischen Kammern der Einzelstaaten beigegeben werden will; ohne Zweifel um sich das Agitationsmittel der Volksvertre- tung in einem etwa später wieder einzube- rufenden Parlament für günstigere Zeiten vorzu- behalten. Oesterreichs Gedanke scheint, wie schon öfter ansgesprochen, die Vertretung der Jnteressen jedes einzelnen Staates, oder jedes nach Stäm- men geordneten Staatenvereins durch Ausschüsse, welche gleichsam als Sachverständige in der Regel einzeln ihr Votum abzugeben, nicht aber in unge- ordneter, massenhafter Versammlung nach Kopf- iahl, Entscheidung zu fassen hätten. Aehnlich wurde es bekanntlich Jahrhunderte lang auf den deutschen Reichstagen gehalten. ( K. Z. ) Lecco, 5. Nov. Truppenweise langen hier vom Splügen täglich die für Neapel geworbenen Schweizer an, und werden von dem mit Weib und Kind hieher gezogenen Transportsinspektor übernommen, verpflegt, dann auf Stellwägen bis Monza, und von dort mit Umgehung Mailand's nach Lodi befördert. Und von da gehen sie nach Carossa, gegenüber von Piacenza. Bis jetzt sind auf diese Weise etwa 2000 Mann hier durch- passirt, und es sollen noch 3000 nachfolgen. Berlin, 12. Nov. Die Flucht Kinkel's aus Spandau betrachtet man hier allgemein als ein Ereigniß, wie es der Regierung im Augenblicke nicht erwünschter kommen konnte. London, 12. Nov Cardinal Wiseman ist an- gekommen. Königin Victoria, heißt es, habe mit eigener Hand einen Teppich gestickt, der zur großen Jn- dustrieausstellung im Hyde=Park kommen soll und Prinz Albert wird einige Bildhauerarbeit heisteu- ern. ( Also auch Bildhauer? ) Ferner wird das Publikum den unschätzbaren Diamant „Koh=i=nur“ zu sehen bekommen, welchen England im Pendschab erbeutet hat. Bern, 4. Nov. Jn einer hiesigen Buchdru- ckerei ist eine Flugschrift erschienen mit dem Titel: „ Comité national. Manifeste et circulaires. Aux Italiens.“ Sie stellt den nahen Ausbruch einer allgemeiner europäischen Revolution in Aus- sicht und ruft die nationale Partei Jtaliens zur Wachsamkeit auf; die Stunde der Befreiung Jta- liens sei nahe. Strasburg, 13. Nov. Vorgestern ist hier zu- fällig ein beabsichtigtes Verbrechen entdeckt worden, das, wenn es zur Ausführung gekommen wäre, die schrecklichsten Folgen hätte nach sich ziehen können. Jn unserm Schauspielhause scheinen nämlich von einem Uebelthäter alle Vorkehrungen zu einer Brandanlegung getroffen worden zu sein, nicht al- lein um das große und schöne Gebäude selbst und alles, was es enthält, zu zerstören, sondern viel- leicht eine größere Zahl Menschen, als selbst bei dem Theaterbrande in Karlsruhe, dem schauder- haftesten Tode zu überantworten. Man fand näm- lich in dem ersten Unterbau der Bühne ein Paket Zündhölzchen, welches in einer der Fugen lag, die zur Bewegung der Coulissen dienen, so daß nicht zu vermuthen ist, daß dies Paket zufällig vergessen worden, um so mehr, da noch andere Schwefelhölzchen unter Holzspäne gemischt waren welche von einer Schreinerarbeit herrührten, die durch die Maschinerie der “Rosenfee“ nöthig geworden war. Hoffen wir, daß die Oeffentlich- keit dieser Thatsache, im Verein mit den strengen Aufsichtsmaßregeln, die sie hervorrufen wird, ge- nügen, die Ausführung der strafbaren Anschläge zu verhindern, deren Vorhandensein solche Anzei- chen vermuthen lassen. ( F.=O.=Z. ) Rom. ( F. u. Sch. der päpstl. Allocution bezüglich Piemonts. ) Wir hofften daher, daß die k. Minster eine gelegnere Zeit für das Geschäft, nämlich Unsre Rückkehr nach Rom, abwarten wollten. Wenige Monate nachher hören Wir, daß dieselbe königl. Regierung dem Parlament einen neuen Gesetz- Entwurf vorgelegt habe, welcher den befreiten Gerichtsstand der Geistlichen und der Kirche gänz- lich aufheben, den Laiengerichten gar eine Ent- scheidung über die Ernennung der Patrone für die geistlichen Einkünfte übertragen sollte ( il giu- dizio circa le nomine dei patroni ai bene- ficii ecclesiastici ) und noch verschiedene andere Dinge sogleich oder in Bälde einzuführen ver- sprach, gegen alles Recht der Kirche und sicher- lich nicht ohne Gefährdung der Religion. So- bald Wir Nachricht von diesem Entwurf erhiel- ten, trugen Wir Unserm Cardinal=Staatssecretär auf, dagegen seine Stimme zu erheben, und das gleiche befahlen Wir Unserm apostolischen Nun- cius in Turin. Da aber weder des einen noch des andern Mahnung fruchtete, so waren Wir genöthigt, gegen gedachte Neuerung Uns zu ver- wahren, nachdem sie von den Kammern angenom- men und von dem König alsbald genehmigt wor- den war. Bei diesem Vorgang und seinem Ende ist nicht allein zu beklagen, daß die heiligen Rechte der Kirche, welche durch so viel Jahrhunderte nach Sanction der Kirchensatzungen in Kraft bestanden, verletzt und mit Füßen getreten ( conculcati ) worden sind, sondern daß gar viele Abgeordnete und Senatoren, welche an der Ver- handlung in der einen oder andern Kammer theil- nahmen, und deren Meinung schließlich siegte, ohne Anstalt sich oder der Laiengewalt die Befugniß anmaßten ohne Unsre Zustimmung sogar gegen Unsre Vermahnung die feierlichen Verträge mit dem apostolischen Stuhle über die Ausübung jener Rechte zu brechen und sie für null und nichtig zu erklären. 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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 275. Würzburg, 16. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische275_1850/3>, abgerufen am 24.11.2024.