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Die Bayerische Presse. Nr. 275. Würzburg, 16. November 1850.

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[Spaltenumbruch] Bundescivilkommissär, immer zu Pferde mit vo-
ran ist, so auch bei dem Zusammenstoß bei Bronn-
zell, obgleich sein Körper gerade nicht für Kriegs-
strapazen geschaffen zu sein scheint. Er befindet
sich stets an der Seite des Fürsten von Thurn
und Taris.

   
Deutschland.

Vom obern Neckar, 10. Nov. Die Auflö-
sung der Revidirenden, in Verbindung mit der
Auflösung des Gesetzes vom 1. Juli 1849, hat
allerwärts auch in unserer Gegend unter allen
Gutgesinnten den besten Eindruck hervorgerufen,
und die Regierung hat sich durch diese Maßre-
gel, zu welcher es doch endlich kommen mußte,
den aufrichtigsten Dank aller wahren Vaterlands-
freunde erworben. Man ist nachgerade des Trei-
bens von Versammlungen, die das Revolutions-
prinzip im Lande permanent zu machen suchten,
und dieses zu keinen geordneten Zuständen kommen
ließen, herzlich satt geworden. Die demokratische
Partei ist durch das thatkräftige Auftreten der
Regierung verblüfft, und setzt jetzt ihre Haupt-
hoffnung auf einen Krieg, welcher, wie sie meint,
Deutschland in neue Verwirrung stürzen und aus
dem allgemeinen Unglücke ihrem Revolutionsge-
lüste einen neuen Glücksstern anfgehen lassen werde.
Wir vertrauen indessen zu Gott, der Deutschlands
Geschicke lenkt, daß diese ihre Erwartung nicht
wird erfüllt werden. Möge jedenfalls unsere Re-
gierung auf dem von ihr betretenen Wege fest
und unbeirrt weiter gehen und mit konsequenter
Energie diejenigen Maßnahmen ergreifen, welche
uns von der jetzigen Unstätigkeit unserer Verhält-
nisse erlösen und dem Geist des Ungehorsams und
der Entsittlichung in Vereinen und in der Presse
steuern! Das Volk hat das Vertrauen zu seinem
königlichen Führer, der in langer Regierung die
überzeugendsten Proben seiner wahrhaft landesvä-
terlichen Gesinnung gegeben, daß es mit der Hilfe
Gottes seiner Weisheit und seinem Heldenarm
gelingen werde, das Staatsschiff Württembergs
auch jetzt durch die hochgehende Brandung glück-
lich und unversehrt hindurchzuführen.

Stuttgart, 14. Nov. Die heutige Württ. Z.
bringt das Protokoll der Sitzung, welche der un-
gesetzliche Ausschuß der aufgelösten Landesver-
sammlung in Gegenwart sämmtlicher Mitglieder
( mit Ausnahme von Mack, welcher sich in Urlaub
[ Wer hat ihn ertheilt? ] befinden soll, ) am 11.
Nov. hielt, und deren Beschlüsse dahin lauten:
1 ) der unterm 6. Nov. 1850 von der Landes-
versammlung "verfassungsmäßig" gewählte Aus-
schuß erachtet es für seine "heilige" Pflicht, ohne
Rücksicht auf die an der Verfassung und gegen
den Beruf des Ausschusses verübte Gewalt, seinem
"gesetzlichen" Beruf nach Kräften obzuliegen; ins-
besondere 2 ) die Rechte des Landes "den Vor-
schriften der Verfassung gemäß, zu wahren, 3 )
die Verwaltung der Staatsschuldenzahlungskasse
mit allen ihm zu Gebot stehenden "gesetzlichen"
Mitteln den Bestimmungen der Verfassung und
vertragsmäßigen Rechten der Staatsgläubiger ge-
mäß, sowie im Jnteresse des Staatskredits fort-
zuführen! 4 ) gegenwärtiges Protokoll der Oef-
fentlichkeit zu übergeben. Unterzeichnet: Schoder,
Rödinger, Stockmayer, Schnitzer, Moriz Mohl,
A. Seeger, Reyscher, Tafel, Fetzer, Schweickhardt,
Pfähler." Diese Erklärung einer gegen den Be-
fehl der Regierung und gegen die Bestimmung
des §. 89 unserer Verfassungsurkunde sich als
"Ausschuß" gerirenden Versammlung von Privaten
ist ein offener Aufruf zum Ungehorsam und zur
Unbotmäßigkeit gegen die bestehende rechtliche Re-
gierung. Der Pseudoausschuß hat sich des Hoch-
verraths schuldig gemacht, und diejenigen, welche seine
Befehle und Verordnungen annahmen, sind in gleicher
Verdammniß. Der §. 89 der Verfassung hat den
Nothstand des Staates vorgesehen; dieser ist wie
durch den drohenden äußeren Krieg, so durch in-
neres Zerwürfniß veranlaßt worden, und über
die Zweckmäßigkeit seiner Anwendung kann bei
Allen, welche für Ordnung und Recht noch Sinn
haben, kein Zweifel sein. Die Maßregel der
[Spaltenumbruch] Regierung war eine verfassungsmäßige, und Pri-
vaten ( die Mitglieder des Pseudo=Ausschusses sind
aber nichts anderts ) steht bloß das in dem §.
36 ff. der Verfassung bestimmte Beschwerderecht
der Staatsbürger, aber keineswegs ein Befehl
und Aufruf zur Widersetzlichkeit zu. Die auf
dem Boden der Verfassung stehende Regierung
hat nicht bloß das Recht, den verfassungsmäßigen
Gehorsam der Staatsbürger und Staatsdiener zu
fordern, sondern auch die heilige Pflicht, mit der
ganzen Schärfe des Gesetzes gegen diejenigen ein-
zuschreiten, welche durch Advokatenstreiche Staats-
streiche verursachen wollen, und den verdeckten
Hochverrath predigen. Die Regierung wird ihre
Pflicht nicht verabsäumen, solche Angriffe gegen
ihr gutes Recht in die Schranken zu weisen, und
das Vertrauen aller rechtlichen Bürger zu recht-
fertigen, welche in dem Regimente des §. 89
vor der Hand die einzige Wahrung der Verfas-
sung, des Rechtes und der Ordnung im Lande
erkennen.

Dresden, 10. Nov. Ueber die Stellung und
Verwendung unserer Truppen kann ich Jhnen fol-
gende Mittheilungen machen, die Jhnen um so
erwünschter sein werden, da von dergleichen in
einem Theile der sächsischen Blätter aus Vorsicht,
in dem andern aus Jgnoranz nicht die Rede ist.
Jch selbst würde Anstand nehmen, Jhnen darüber
zu schreiben, wenn sich überhaupt solche Dinge
ganz verheimlichen ließen, was sich in diesem Fall
um so weniger wird thun lassen, als ich Gelegen-
heit hatte, schon seit einigen Tagan preußische
Beobachter hier zu bemerken. -- Unsere brave
Armee, unter der Führung des jetzigen Kriegsmi-
nisters Rabenhorst, eines allgemein beliebten und
tüchtigen Militärs, wird die Vorhut gegen Preu-
ßen ausmachen und sich zu diesem Zwecke nach
zwei Seiten, bis Obschatz und Grossenhayn, der
preußischen Grenze gegenüber ausbreiten. Leipzig
wird von Besatzung ganz entblößt werden, da es
sich nicht halten lassen würde. Ob die Regierung
wenigstens für einen moralischen Halt dieser Stadt
sorgen wird, indem sie den jetzigen, ohnehin in
Untersuchung befangenen Bürgermeister, dessen un-
patriotische Gesinnungen wohl erwarten lassen, daß
er die Schlüssel der Stadt bis Schkeuditz den
Preußen entgegentragen wird, sofort absetzen und
durch einen guten und patriotischen Mann ersetzen
wird, ist eine Frage, die wohl in den nächsten
Tagen bejahend beantwortet werden wird. Es
gibt Gottlob noch Männer genug in Leipzig, die
nach dem Musterbilde jenes Mannes handeln wür-
den, der Hardenberg's Versuch, ihn mit 100,000
Rth. zu dem Zweck zu bestechen, daß er sein Ge-
wicht bei der traurigen Theilung Sachsens für
die sächsische Grenzlinie diesseits Leipzig einlegen
solle, ohne Prunken mit seinem Patriotismus ab-
wies. -- Bei dem ersten Zusammenstoßen, wel-
ches auf irgend einem Punkte zwischen preußischen
und Bundestruppen folgen würde, wird Sachsen
bis Dresden und Bauzen hin von einer starken
öster. Armee, die hart an der böhmischen Grenze
steht, besetzt werden, so daß man die Gesammt-
zahl der dann zum Schutze Sachsens vereinigten
Truppen wohl auf 80,000 Mann schätzen kann.
Unsere Königliche Familie ist von Trauer über
die neue Wendung der Dinge tief erfüllt, ein
Zug, der um so edler scheinen muß, da nach so
vielfältigen Beleidigungen, die selbst das Königl.
Haus von Preußen erfahren mußte, wohl das ver-
söhnlichste und mildeste Herz sich hätte verbittern
müssen.

Leipzig, 10. Nov. Die "Neue Preußische
Zeitung" bietet in ihrer nenen Richtung Alles
auf, um die Wucht des Hasses von ganz Deutsch-
land auf Bayern zu lenken; so ersindet sie in bei-
spiellos gehässiger Weise, daß diese deutsche Macht
alles Ernstes damit umgehe, das Großherzogthum
Baden zu theilen, und daß auch Hessen und
Württemberg Stücke davon zugeworfen werden
sollen. Und am folgenden Tage will sie Bayern
und seine Verbündeten als russische Vasallen dar-
stellen, die von der russischen Gesandtschaft zu
Berlin Befehle empfangen, indem sie sagt: "Wie
wir hören, ist russischer Seits eine Depesche an
[Spaltenumbruch] den Fürsten Thurn und Taxis von hier ( Berlin )
abgegangen, in welcher dieser bayerische Oberbe-
fehlshaber auf die Gefahr aufmerksam gemacht
wird, welche für seine Regierung aus einem ei-
genmächtigen Vorgehen auf hessischem Gebiete er-
wachsen dürfe." Und in dem nämlichen Blatte,
in welchem diese Erfindung steht, in dem vom 8.
November, hält diese Zeitung einen Sermon über
die Verbindlichkeit der Gebote Gottes und über
sein Gericht!

Berlin, 11. Nov. Zuverlässigen Nachrichten
zufolge hat das Ministerium den von Wien aus
gestellten Anträgen durchgehends nachgegeben und
daher insbesondere die Einstellung alles und jedes
Widerstandes gegen die Maßregeln des Bundes
in Hessen und Holstein zugesagt und nur die Si-
cherheit der Etappenstraßen vorbehalten. Auch das
formelle Aufgeben der Unionsverfassung steht in
naher Aussicht.

   

Berlin, 13. Nov. Die Presse ergeht sich in
den wunderlichsten Versionen über die Audienz,
welche am vergangenen Sonntag der öster. Ge-
sandte, Ritter Prokesch von Osten, bei Sr. Ma-
jestät dem Könige in Sanssouci gehabt. Der
Gesandte hatte die Audienz nachgesucht; sie wurde
ihm bewilligt und, sind wir sonst gut unterrichtet,
hatte sie keinen andern Jnhalt, als daß die Af-
faire bei Bronzell hier in ihrer Bedeutung ganz
auf das zurückgeführt wurde, was sie wirklich nur
ist.

   
Belgien.

Brüssel, 12. Nov. Für die minderjährigen
Kinder des Königs Leopold ist nach den belgischen
Gesetzen ein Untervormund ( subrogetuleur ) in der
Person des Herzogs v. Nemours ernannt worden. Der
Familenrath, welcher den Untervormund zu ernen-
nen hatte, bestand von mütterlicher Seite aus dem
Herzog von Nemours, dem Herzog von Aumale
und dem Prinzen von Joinville, vertreten durch
den Fürsten von Ligne, General Jacqueminot und
General Evain; von väterlicher Seite: Prinz
Albert, vertreten durch Hrn. J. van Praet, Hrn.
v. Gerlache, erster Präsident des Cassationshofes,
und Hrn. Leclercq, Staatsprocurator. Der König
hatte für seine Person dazu abgeordnet Hrn. Co-
novay, Jntendanten der Civilliste. Der Untervor-
mund wurde ermächtigt, die Erbschaft der Königin
unter Vorbehalt der Rechtswohlthat des Jnven-
tars, Namens seines Mündel anzutreten. -- Heute
wurden die Kammern eröffnet. Der König wohnte
nicht bei.

Neuestes.

München, 14. Nov. Se. Maj. der König
hat durch allerhöchstes Handschreiben vom 11. d.
den auf Nachsuchen unterm 10. Aug. l. J. aus
der Armee entlassenen Oberstlieutenant Frhrn.
Ludwig v. d. Tann wieder in seine Stellung als
Oberstlieutenant und früheren Anciennetät anzu-
stellen und denselben zum k. Flügeladjutanten zu
ernennen geruhr.

   

Speyer, 14. Nov. Ueber das Anrücken
von preußischen Truppen gegen Kirchheimbolanden
können wir folgendes Nähere mittheilen: Vier
preußische Offiziere machten einen Spazierritt nach
genanntem Orte, und als sie in Erfahrung ge-
bracht hatten, daß in diesem Städtchen bayerisches
Militär liege, begaben sie sich sogleich wieder auf
den Rückweg. -- Germersheim ist in Belagerungs-
zustand erklärt.

Frankfurt, 15. Nov. Aus dem Pulverma-
gazin, welches vor der Stadt bei der Mainzer
Warte liegt, sind heute in aller Früh von preu-
ßischen Artilleristen die Munitionsvorräthe genom-
men und in das Nassauische abgeführt worden.

   

Heidelberg, 11. Nov. Die preußischen Trup-
pen sind jetzt in und um Heidelberg concentrirt
und Generallieutenant v. Schreckenstein tritt mor-
gen mit seinem gesammten Corps den Abmarsch
an. Wahrscheinlich wird man die Eisenbahn
wählen, denn sicherem Vernehmen nach hat das

[Spaltenumbruch] Bundescivilkommissär, immer zu Pferde mit vo-
ran ist, so auch bei dem Zusammenstoß bei Bronn-
zell, obgleich sein Körper gerade nicht für Kriegs-
strapazen geschaffen zu sein scheint. Er befindet
sich stets an der Seite des Fürsten von Thurn
und Taris.

   
Deutschland.

Vom obern Neckar, 10. Nov. Die Auflö-
sung der Revidirenden, in Verbindung mit der
Auflösung des Gesetzes vom 1. Juli 1849, hat
allerwärts auch in unserer Gegend unter allen
Gutgesinnten den besten Eindruck hervorgerufen,
und die Regierung hat sich durch diese Maßre-
gel, zu welcher es doch endlich kommen mußte,
den aufrichtigsten Dank aller wahren Vaterlands-
freunde erworben. Man ist nachgerade des Trei-
bens von Versammlungen, die das Revolutions-
prinzip im Lande permanent zu machen suchten,
und dieses zu keinen geordneten Zuständen kommen
ließen, herzlich satt geworden. Die demokratische
Partei ist durch das thatkräftige Auftreten der
Regierung verblüfft, und setzt jetzt ihre Haupt-
hoffnung auf einen Krieg, welcher, wie sie meint,
Deutschland in neue Verwirrung stürzen und aus
dem allgemeinen Unglücke ihrem Revolutionsge-
lüste einen neuen Glücksstern anfgehen lassen werde.
Wir vertrauen indessen zu Gott, der Deutschlands
Geschicke lenkt, daß diese ihre Erwartung nicht
wird erfüllt werden. Möge jedenfalls unsere Re-
gierung auf dem von ihr betretenen Wege fest
und unbeirrt weiter gehen und mit konsequenter
Energie diejenigen Maßnahmen ergreifen, welche
uns von der jetzigen Unstätigkeit unserer Verhält-
nisse erlösen und dem Geist des Ungehorsams und
der Entsittlichung in Vereinen und in der Presse
steuern! Das Volk hat das Vertrauen zu seinem
königlichen Führer, der in langer Regierung die
überzeugendsten Proben seiner wahrhaft landesvä-
terlichen Gesinnung gegeben, daß es mit der Hilfe
Gottes seiner Weisheit und seinem Heldenarm
gelingen werde, das Staatsschiff Württembergs
auch jetzt durch die hochgehende Brandung glück-
lich und unversehrt hindurchzuführen.

Stuttgart, 14. Nov. Die heutige Württ. Z.
bringt das Protokoll der Sitzung, welche der un-
gesetzliche Ausschuß der aufgelösten Landesver-
sammlung in Gegenwart sämmtlicher Mitglieder
( mit Ausnahme von Mack, welcher sich in Urlaub
[ Wer hat ihn ertheilt? ] befinden soll, ) am 11.
Nov. hielt, und deren Beschlüsse dahin lauten:
1 ) der unterm 6. Nov. 1850 von der Landes-
versammlung „verfassungsmäßig“ gewählte Aus-
schuß erachtet es für seine „heilige“ Pflicht, ohne
Rücksicht auf die an der Verfassung und gegen
den Beruf des Ausschusses verübte Gewalt, seinem
„gesetzlichen“ Beruf nach Kräften obzuliegen; ins-
besondere 2 ) die Rechte des Landes „den Vor-
schriften der Verfassung gemäß, zu wahren, 3 )
die Verwaltung der Staatsschuldenzahlungskasse
mit allen ihm zu Gebot stehenden „gesetzlichen“
Mitteln den Bestimmungen der Verfassung und
vertragsmäßigen Rechten der Staatsgläubiger ge-
mäß, sowie im Jnteresse des Staatskredits fort-
zuführen! 4 ) gegenwärtiges Protokoll der Oef-
fentlichkeit zu übergeben. Unterzeichnet: Schoder,
Rödinger, Stockmayer, Schnitzer, Moriz Mohl,
A. Seeger, Reyscher, Tafel, Fetzer, Schweickhardt,
Pfähler.“ Diese Erklärung einer gegen den Be-
fehl der Regierung und gegen die Bestimmung
des §. 89 unserer Verfassungsurkunde sich als
„Ausschuß“ gerirenden Versammlung von Privaten
ist ein offener Aufruf zum Ungehorsam und zur
Unbotmäßigkeit gegen die bestehende rechtliche Re-
gierung. Der Pseudoausschuß hat sich des Hoch-
verraths schuldig gemacht, und diejenigen, welche seine
Befehle und Verordnungen annahmen, sind in gleicher
Verdammniß. Der §. 89 der Verfassung hat den
Nothstand des Staates vorgesehen; dieser ist wie
durch den drohenden äußeren Krieg, so durch in-
neres Zerwürfniß veranlaßt worden, und über
die Zweckmäßigkeit seiner Anwendung kann bei
Allen, welche für Ordnung und Recht noch Sinn
haben, kein Zweifel sein. Die Maßregel der
[Spaltenumbruch] Regierung war eine verfassungsmäßige, und Pri-
vaten ( die Mitglieder des Pseudo=Ausschusses sind
aber nichts anderts ) steht bloß das in dem §.
36 ff. der Verfassung bestimmte Beschwerderecht
der Staatsbürger, aber keineswegs ein Befehl
und Aufruf zur Widersetzlichkeit zu. Die auf
dem Boden der Verfassung stehende Regierung
hat nicht bloß das Recht, den verfassungsmäßigen
Gehorsam der Staatsbürger und Staatsdiener zu
fordern, sondern auch die heilige Pflicht, mit der
ganzen Schärfe des Gesetzes gegen diejenigen ein-
zuschreiten, welche durch Advokatenstreiche Staats-
streiche verursachen wollen, und den verdeckten
Hochverrath predigen. Die Regierung wird ihre
Pflicht nicht verabsäumen, solche Angriffe gegen
ihr gutes Recht in die Schranken zu weisen, und
das Vertrauen aller rechtlichen Bürger zu recht-
fertigen, welche in dem Regimente des §. 89
vor der Hand die einzige Wahrung der Verfas-
sung, des Rechtes und der Ordnung im Lande
erkennen.

Dresden, 10. Nov. Ueber die Stellung und
Verwendung unserer Truppen kann ich Jhnen fol-
gende Mittheilungen machen, die Jhnen um so
erwünschter sein werden, da von dergleichen in
einem Theile der sächsischen Blätter aus Vorsicht,
in dem andern aus Jgnoranz nicht die Rede ist.
Jch selbst würde Anstand nehmen, Jhnen darüber
zu schreiben, wenn sich überhaupt solche Dinge
ganz verheimlichen ließen, was sich in diesem Fall
um so weniger wird thun lassen, als ich Gelegen-
heit hatte, schon seit einigen Tagan preußische
Beobachter hier zu bemerken. -- Unsere brave
Armee, unter der Führung des jetzigen Kriegsmi-
nisters Rabenhorst, eines allgemein beliebten und
tüchtigen Militärs, wird die Vorhut gegen Preu-
ßen ausmachen und sich zu diesem Zwecke nach
zwei Seiten, bis Obschatz und Grossenhayn, der
preußischen Grenze gegenüber ausbreiten. Leipzig
wird von Besatzung ganz entblößt werden, da es
sich nicht halten lassen würde. Ob die Regierung
wenigstens für einen moralischen Halt dieser Stadt
sorgen wird, indem sie den jetzigen, ohnehin in
Untersuchung befangenen Bürgermeister, dessen un-
patriotische Gesinnungen wohl erwarten lassen, daß
er die Schlüssel der Stadt bis Schkeuditz den
Preußen entgegentragen wird, sofort absetzen und
durch einen guten und patriotischen Mann ersetzen
wird, ist eine Frage, die wohl in den nächsten
Tagen bejahend beantwortet werden wird. Es
gibt Gottlob noch Männer genug in Leipzig, die
nach dem Musterbilde jenes Mannes handeln wür-
den, der Hardenberg's Versuch, ihn mit 100,000
Rth. zu dem Zweck zu bestechen, daß er sein Ge-
wicht bei der traurigen Theilung Sachsens für
die sächsische Grenzlinie diesseits Leipzig einlegen
solle, ohne Prunken mit seinem Patriotismus ab-
wies. -- Bei dem ersten Zusammenstoßen, wel-
ches auf irgend einem Punkte zwischen preußischen
und Bundestruppen folgen würde, wird Sachsen
bis Dresden und Bauzen hin von einer starken
öster. Armee, die hart an der böhmischen Grenze
steht, besetzt werden, so daß man die Gesammt-
zahl der dann zum Schutze Sachsens vereinigten
Truppen wohl auf 80,000 Mann schätzen kann.
Unsere Königliche Familie ist von Trauer über
die neue Wendung der Dinge tief erfüllt, ein
Zug, der um so edler scheinen muß, da nach so
vielfältigen Beleidigungen, die selbst das Königl.
Haus von Preußen erfahren mußte, wohl das ver-
söhnlichste und mildeste Herz sich hätte verbittern
müssen.

Leipzig, 10. Nov. Die „Neue Preußische
Zeitung“ bietet in ihrer nenen Richtung Alles
auf, um die Wucht des Hasses von ganz Deutsch-
land auf Bayern zu lenken; so ersindet sie in bei-
spiellos gehässiger Weise, daß diese deutsche Macht
alles Ernstes damit umgehe, das Großherzogthum
Baden zu theilen, und daß auch Hessen und
Württemberg Stücke davon zugeworfen werden
sollen. Und am folgenden Tage will sie Bayern
und seine Verbündeten als russische Vasallen dar-
stellen, die von der russischen Gesandtschaft zu
Berlin Befehle empfangen, indem sie sagt: „Wie
wir hören, ist russischer Seits eine Depesche an
[Spaltenumbruch] den Fürsten Thurn und Taxis von hier ( Berlin )
abgegangen, in welcher dieser bayerische Oberbe-
fehlshaber auf die Gefahr aufmerksam gemacht
wird, welche für seine Regierung aus einem ei-
genmächtigen Vorgehen auf hessischem Gebiete er-
wachsen dürfe.“ Und in dem nämlichen Blatte,
in welchem diese Erfindung steht, in dem vom 8.
November, hält diese Zeitung einen Sermon über
die Verbindlichkeit der Gebote Gottes und über
sein Gericht!

Berlin, 11. Nov. Zuverlässigen Nachrichten
zufolge hat das Ministerium den von Wien aus
gestellten Anträgen durchgehends nachgegeben und
daher insbesondere die Einstellung alles und jedes
Widerstandes gegen die Maßregeln des Bundes
in Hessen und Holstein zugesagt und nur die Si-
cherheit der Etappenstraßen vorbehalten. Auch das
formelle Aufgeben der Unionsverfassung steht in
naher Aussicht.

   

Berlin, 13. Nov. Die Presse ergeht sich in
den wunderlichsten Versionen über die Audienz,
welche am vergangenen Sonntag der öster. Ge-
sandte, Ritter Prokesch von Osten, bei Sr. Ma-
jestät dem Könige in Sanssouci gehabt. Der
Gesandte hatte die Audienz nachgesucht; sie wurde
ihm bewilligt und, sind wir sonst gut unterrichtet,
hatte sie keinen andern Jnhalt, als daß die Af-
faire bei Bronzell hier in ihrer Bedeutung ganz
auf das zurückgeführt wurde, was sie wirklich nur
ist.

   
Belgien.

Brüssel, 12. Nov. Für die minderjährigen
Kinder des Königs Leopold ist nach den belgischen
Gesetzen ein Untervormund ( subrogétuleur ) in der
Person des Herzogs v. Nemours ernannt worden. Der
Familenrath, welcher den Untervormund zu ernen-
nen hatte, bestand von mütterlicher Seite aus dem
Herzog von Nemours, dem Herzog von Aumale
und dem Prinzen von Joinville, vertreten durch
den Fürsten von Ligne, General Jacqueminot und
General Evain; von väterlicher Seite: Prinz
Albert, vertreten durch Hrn. J. van Praet, Hrn.
v. Gerlache, erster Präsident des Cassationshofes,
und Hrn. Leclercq, Staatsprocurator. Der König
hatte für seine Person dazu abgeordnet Hrn. Co-
novay, Jntendanten der Civilliste. Der Untervor-
mund wurde ermächtigt, die Erbschaft der Königin
unter Vorbehalt der Rechtswohlthat des Jnven-
tars, Namens seines Mündel anzutreten. -- Heute
wurden die Kammern eröffnet. Der König wohnte
nicht bei.

Neuestes.

München, 14. Nov. Se. Maj. der König
hat durch allerhöchstes Handschreiben vom 11. d.
den auf Nachsuchen unterm 10. Aug. l. J. aus
der Armee entlassenen Oberstlieutenant Frhrn.
Ludwig v. d. Tann wieder in seine Stellung als
Oberstlieutenant und früheren Anciennetät anzu-
stellen und denselben zum k. Flügeladjutanten zu
ernennen geruhr.

   

Speyer, 14. Nov. Ueber das Anrücken
von preußischen Truppen gegen Kirchheimbolanden
können wir folgendes Nähere mittheilen: Vier
preußische Offiziere machten einen Spazierritt nach
genanntem Orte, und als sie in Erfahrung ge-
bracht hatten, daß in diesem Städtchen bayerisches
Militär liege, begaben sie sich sogleich wieder auf
den Rückweg. -- Germersheim ist in Belagerungs-
zustand erklärt.

Frankfurt, 15. Nov. Aus dem Pulverma-
gazin, welches vor der Stadt bei der Mainzer
Warte liegt, sind heute in aller Früh von preu-
ßischen Artilleristen die Munitionsvorräthe genom-
men und in das Nassauische abgeführt worden.

   

Heidelberg, 11. Nov. Die preußischen Trup-
pen sind jetzt in und um Heidelberg concentrirt
und Generallieutenant v. Schreckenstein tritt mor-
gen mit seinem gesammten Corps den Abmarsch
an. Wahrscheinlich wird man die Eisenbahn
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[0002] Bundescivilkommissär, immer zu Pferde mit vo- ran ist, so auch bei dem Zusammenstoß bei Bronn- zell, obgleich sein Körper gerade nicht für Kriegs- strapazen geschaffen zu sein scheint. Er befindet sich stets an der Seite des Fürsten von Thurn und Taris. ( K. Z. ) Deutschland. Vom obern Neckar, 10. Nov. Die Auflö- sung der Revidirenden, in Verbindung mit der Auflösung des Gesetzes vom 1. Juli 1849, hat allerwärts auch in unserer Gegend unter allen Gutgesinnten den besten Eindruck hervorgerufen, und die Regierung hat sich durch diese Maßre- gel, zu welcher es doch endlich kommen mußte, den aufrichtigsten Dank aller wahren Vaterlands- freunde erworben. Man ist nachgerade des Trei- bens von Versammlungen, die das Revolutions- prinzip im Lande permanent zu machen suchten, und dieses zu keinen geordneten Zuständen kommen ließen, herzlich satt geworden. Die demokratische Partei ist durch das thatkräftige Auftreten der Regierung verblüfft, und setzt jetzt ihre Haupt- hoffnung auf einen Krieg, welcher, wie sie meint, Deutschland in neue Verwirrung stürzen und aus dem allgemeinen Unglücke ihrem Revolutionsge- lüste einen neuen Glücksstern anfgehen lassen werde. Wir vertrauen indessen zu Gott, der Deutschlands Geschicke lenkt, daß diese ihre Erwartung nicht wird erfüllt werden. Möge jedenfalls unsere Re- gierung auf dem von ihr betretenen Wege fest und unbeirrt weiter gehen und mit konsequenter Energie diejenigen Maßnahmen ergreifen, welche uns von der jetzigen Unstätigkeit unserer Verhält- nisse erlösen und dem Geist des Ungehorsams und der Entsittlichung in Vereinen und in der Presse steuern! Das Volk hat das Vertrauen zu seinem königlichen Führer, der in langer Regierung die überzeugendsten Proben seiner wahrhaft landesvä- terlichen Gesinnung gegeben, daß es mit der Hilfe Gottes seiner Weisheit und seinem Heldenarm gelingen werde, das Staatsschiff Württembergs auch jetzt durch die hochgehende Brandung glück- lich und unversehrt hindurchzuführen. Stuttgart, 14. Nov. Die heutige Württ. Z. bringt das Protokoll der Sitzung, welche der un- gesetzliche Ausschuß der aufgelösten Landesver- sammlung in Gegenwart sämmtlicher Mitglieder ( mit Ausnahme von Mack, welcher sich in Urlaub [ Wer hat ihn ertheilt? ] befinden soll, ) am 11. Nov. hielt, und deren Beschlüsse dahin lauten: 1 ) der unterm 6. Nov. 1850 von der Landes- versammlung „verfassungsmäßig“ gewählte Aus- schuß erachtet es für seine „heilige“ Pflicht, ohne Rücksicht auf die an der Verfassung und gegen den Beruf des Ausschusses verübte Gewalt, seinem „gesetzlichen“ Beruf nach Kräften obzuliegen; ins- besondere 2 ) die Rechte des Landes „den Vor- schriften der Verfassung gemäß, zu wahren, 3 ) die Verwaltung der Staatsschuldenzahlungskasse mit allen ihm zu Gebot stehenden „gesetzlichen“ Mitteln den Bestimmungen der Verfassung und vertragsmäßigen Rechten der Staatsgläubiger ge- mäß, sowie im Jnteresse des Staatskredits fort- zuführen! 4 ) gegenwärtiges Protokoll der Oef- fentlichkeit zu übergeben. Unterzeichnet: Schoder, Rödinger, Stockmayer, Schnitzer, Moriz Mohl, A. Seeger, Reyscher, Tafel, Fetzer, Schweickhardt, Pfähler.“ Diese Erklärung einer gegen den Be- fehl der Regierung und gegen die Bestimmung des §. 89 unserer Verfassungsurkunde sich als „Ausschuß“ gerirenden Versammlung von Privaten ist ein offener Aufruf zum Ungehorsam und zur Unbotmäßigkeit gegen die bestehende rechtliche Re- gierung. Der Pseudoausschuß hat sich des Hoch- verraths schuldig gemacht, und diejenigen, welche seine Befehle und Verordnungen annahmen, sind in gleicher Verdammniß. Der §. 89 der Verfassung hat den Nothstand des Staates vorgesehen; dieser ist wie durch den drohenden äußeren Krieg, so durch in- neres Zerwürfniß veranlaßt worden, und über die Zweckmäßigkeit seiner Anwendung kann bei Allen, welche für Ordnung und Recht noch Sinn haben, kein Zweifel sein. Die Maßregel der Regierung war eine verfassungsmäßige, und Pri- vaten ( die Mitglieder des Pseudo=Ausschusses sind aber nichts anderts ) steht bloß das in dem §. 36 ff. der Verfassung bestimmte Beschwerderecht der Staatsbürger, aber keineswegs ein Befehl und Aufruf zur Widersetzlichkeit zu. Die auf dem Boden der Verfassung stehende Regierung hat nicht bloß das Recht, den verfassungsmäßigen Gehorsam der Staatsbürger und Staatsdiener zu fordern, sondern auch die heilige Pflicht, mit der ganzen Schärfe des Gesetzes gegen diejenigen ein- zuschreiten, welche durch Advokatenstreiche Staats- streiche verursachen wollen, und den verdeckten Hochverrath predigen. Die Regierung wird ihre Pflicht nicht verabsäumen, solche Angriffe gegen ihr gutes Recht in die Schranken zu weisen, und das Vertrauen aller rechtlichen Bürger zu recht- fertigen, welche in dem Regimente des §. 89 vor der Hand die einzige Wahrung der Verfas- sung, des Rechtes und der Ordnung im Lande erkennen. ( W. St. ) Dresden, 10. Nov. Ueber die Stellung und Verwendung unserer Truppen kann ich Jhnen fol- gende Mittheilungen machen, die Jhnen um so erwünschter sein werden, da von dergleichen in einem Theile der sächsischen Blätter aus Vorsicht, in dem andern aus Jgnoranz nicht die Rede ist. Jch selbst würde Anstand nehmen, Jhnen darüber zu schreiben, wenn sich überhaupt solche Dinge ganz verheimlichen ließen, was sich in diesem Fall um so weniger wird thun lassen, als ich Gelegen- heit hatte, schon seit einigen Tagan preußische Beobachter hier zu bemerken. -- Unsere brave Armee, unter der Führung des jetzigen Kriegsmi- nisters Rabenhorst, eines allgemein beliebten und tüchtigen Militärs, wird die Vorhut gegen Preu- ßen ausmachen und sich zu diesem Zwecke nach zwei Seiten, bis Obschatz und Grossenhayn, der preußischen Grenze gegenüber ausbreiten. Leipzig wird von Besatzung ganz entblößt werden, da es sich nicht halten lassen würde. Ob die Regierung wenigstens für einen moralischen Halt dieser Stadt sorgen wird, indem sie den jetzigen, ohnehin in Untersuchung befangenen Bürgermeister, dessen un- patriotische Gesinnungen wohl erwarten lassen, daß er die Schlüssel der Stadt bis Schkeuditz den Preußen entgegentragen wird, sofort absetzen und durch einen guten und patriotischen Mann ersetzen wird, ist eine Frage, die wohl in den nächsten Tagen bejahend beantwortet werden wird. Es gibt Gottlob noch Männer genug in Leipzig, die nach dem Musterbilde jenes Mannes handeln wür- den, der Hardenberg's Versuch, ihn mit 100,000 Rth. zu dem Zweck zu bestechen, daß er sein Ge- wicht bei der traurigen Theilung Sachsens für die sächsische Grenzlinie diesseits Leipzig einlegen solle, ohne Prunken mit seinem Patriotismus ab- wies. -- Bei dem ersten Zusammenstoßen, wel- ches auf irgend einem Punkte zwischen preußischen und Bundestruppen folgen würde, wird Sachsen bis Dresden und Bauzen hin von einer starken öster. Armee, die hart an der böhmischen Grenze steht, besetzt werden, so daß man die Gesammt- zahl der dann zum Schutze Sachsens vereinigten Truppen wohl auf 80,000 Mann schätzen kann. Unsere Königliche Familie ist von Trauer über die neue Wendung der Dinge tief erfüllt, ein Zug, der um so edler scheinen muß, da nach so vielfältigen Beleidigungen, die selbst das Königl. Haus von Preußen erfahren mußte, wohl das ver- söhnlichste und mildeste Herz sich hätte verbittern müssen. Leipzig, 10. Nov. Die „Neue Preußische Zeitung“ bietet in ihrer nenen Richtung Alles auf, um die Wucht des Hasses von ganz Deutsch- land auf Bayern zu lenken; so ersindet sie in bei- spiellos gehässiger Weise, daß diese deutsche Macht alles Ernstes damit umgehe, das Großherzogthum Baden zu theilen, und daß auch Hessen und Württemberg Stücke davon zugeworfen werden sollen. Und am folgenden Tage will sie Bayern und seine Verbündeten als russische Vasallen dar- stellen, die von der russischen Gesandtschaft zu Berlin Befehle empfangen, indem sie sagt: „Wie wir hören, ist russischer Seits eine Depesche an den Fürsten Thurn und Taxis von hier ( Berlin ) abgegangen, in welcher dieser bayerische Oberbe- fehlshaber auf die Gefahr aufmerksam gemacht wird, welche für seine Regierung aus einem ei- genmächtigen Vorgehen auf hessischem Gebiete er- wachsen dürfe.“ Und in dem nämlichen Blatte, in welchem diese Erfindung steht, in dem vom 8. November, hält diese Zeitung einen Sermon über die Verbindlichkeit der Gebote Gottes und über sein Gericht! Berlin, 11. Nov. Zuverlässigen Nachrichten zufolge hat das Ministerium den von Wien aus gestellten Anträgen durchgehends nachgegeben und daher insbesondere die Einstellung alles und jedes Widerstandes gegen die Maßregeln des Bundes in Hessen und Holstein zugesagt und nur die Si- cherheit der Etappenstraßen vorbehalten. Auch das formelle Aufgeben der Unionsverfassung steht in naher Aussicht. ( D. J. ) Berlin, 13. Nov. Die Presse ergeht sich in den wunderlichsten Versionen über die Audienz, welche am vergangenen Sonntag der öster. Ge- sandte, Ritter Prokesch von Osten, bei Sr. Ma- jestät dem Könige in Sanssouci gehabt. Der Gesandte hatte die Audienz nachgesucht; sie wurde ihm bewilligt und, sind wir sonst gut unterrichtet, hatte sie keinen andern Jnhalt, als daß die Af- faire bei Bronzell hier in ihrer Bedeutung ganz auf das zurückgeführt wurde, was sie wirklich nur ist. ( N. Pr.=Z. ) Belgien. Brüssel, 12. Nov. Für die minderjährigen Kinder des Königs Leopold ist nach den belgischen Gesetzen ein Untervormund ( subrogétuleur ) in der Person des Herzogs v. Nemours ernannt worden. Der Familenrath, welcher den Untervormund zu ernen- nen hatte, bestand von mütterlicher Seite aus dem Herzog von Nemours, dem Herzog von Aumale und dem Prinzen von Joinville, vertreten durch den Fürsten von Ligne, General Jacqueminot und General Evain; von väterlicher Seite: Prinz Albert, vertreten durch Hrn. J. van Praet, Hrn. v. Gerlache, erster Präsident des Cassationshofes, und Hrn. Leclercq, Staatsprocurator. Der König hatte für seine Person dazu abgeordnet Hrn. Co- novay, Jntendanten der Civilliste. Der Untervor- mund wurde ermächtigt, die Erbschaft der Königin unter Vorbehalt der Rechtswohlthat des Jnven- tars, Namens seines Mündel anzutreten. -- Heute wurden die Kammern eröffnet. Der König wohnte nicht bei. Neuestes. München, 14. Nov. Se. Maj. der König hat durch allerhöchstes Handschreiben vom 11. d. den auf Nachsuchen unterm 10. Aug. l. J. aus der Armee entlassenen Oberstlieutenant Frhrn. Ludwig v. d. Tann wieder in seine Stellung als Oberstlieutenant und früheren Anciennetät anzu- stellen und denselben zum k. Flügeladjutanten zu ernennen geruhr. ( A. Z. ) Speyer, 14. Nov. Ueber das Anrücken von preußischen Truppen gegen Kirchheimbolanden können wir folgendes Nähere mittheilen: Vier preußische Offiziere machten einen Spazierritt nach genanntem Orte, und als sie in Erfahrung ge- bracht hatten, daß in diesem Städtchen bayerisches Militär liege, begaben sie sich sogleich wieder auf den Rückweg. -- Germersheim ist in Belagerungs- zustand erklärt. Frankfurt, 15. Nov. Aus dem Pulverma- gazin, welches vor der Stadt bei der Mainzer Warte liegt, sind heute in aller Früh von preu- ßischen Artilleristen die Munitionsvorräthe genom- men und in das Nassauische abgeführt worden. ( K. Z. ) Heidelberg, 11. Nov. Die preußischen Trup- pen sind jetzt in und um Heidelberg concentrirt und Generallieutenant v. Schreckenstein tritt mor- gen mit seinem gesammten Corps den Abmarsch an. Wahrscheinlich wird man die Eisenbahn wählen, denn sicherem Vernehmen nach hat das

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 275. Würzburg, 16. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische275_1850/2>, abgerufen am 16.04.2024.