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Die Bayerische Presse. Nr. 232. Würzburg, 27. September 1850.

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[Spaltenumbruch] König von Preußen neuerdings angegangen, die
Armee der Herzogthümer zur Waffenstreckung auf-
zufordern, und zugleich die englische Flotte für
eine Blokade Kiels angeboten habe, Sensation
erregt. Jch bin auch im Stande hinzuzufügen,
daß Fürst Schwarzenberg vor allem zu persönli-
chen Maßregeln und im äußersten Fall zur Ein-
schreitung des Bundes gerathen hat, Lord Pal-
merston daher in Kopenhagen und Berlin aus ei-
genem Antrieb handelt. Freilich wird er unter-
stützt von Rußland und Frankreich, während un-
ser Cabinet allein sich bemüht, daß der König von
Dänemark Amnestie, verfassungmäßige Reorgani-
sation der holsteinischen Armee und endlich Ga-
rantie für die unter dem Schutz des Bundes ste-
henden politischen Rechte verspreche. Hr. v. Vrints
sucht auch seinen Einfluß in diesem Sinn aufzu-
bieten, aber er steht allein einer starken Gegen-
partei gegenüber, welche den König unter dem
Schutz russischer und englischer Kriegsschiffe zur
äußersten Strenge anspornt; leider muß man
fürchten, daß diese Politik zuletzt die Oberhand
behalte.

   

Berlin, 24. Sept. Die "Berl. Z." schreibt:
Auf Eventualitäten in Dessau und Mecklenburg-
Schwerin scheint man sich hier höheren Orts völ-
lig vorbereitet zu halten. Jeder gewaltsamen Be-
wegung soll aber sofort mit der größten Energie
begegnet werden. Man hört, daß in dieser Be-
ziehung beiden Regierungen bestimmte Zusicherun-
gen gemacht wären.

Berlin, 24. Sept. Der "Pr. St. = Anz."
bringt heute auch das ablehnende Antwortsschrei-
ben der mecklenburg = schwerinschen Regierung --
das einzige noch rückständische von den der Union
noch gebliebenen Staaten -- auf die österreichische
Einladung zum Bundestage.

Frankreich.

Paris, 22. Sept. Die von Hrn. v. Laroche-
jaquelin, welcher als Führer einer legitimistischen
Fraktion, der sogenannten "Rechten", angesehen
wird, gegen das Wiesbadener Manifest im Eve-
nement abgegebene Erklärung ist von solcher Be-
deutung, daß wir ihre vollständige Mittheilung
folgen lassen. Das Schreiben lautet:

"Die in unseren Journalen veröffentlichten
officiösen Artikel und selbst bie halbamtlichen Er-
klärungen des Hrn. Poujoulat konnten mich nicht
verpflichten, das ehrerbietige Schweigen zu bre-
chen, das ich zu beobachten dachte. Allein durch
das vom "Evenement" veröffentlichte wahnsinnige
Aktenstück bin ich gezwungen, auf meine Excom-
munication zu antworten. Für alle Legitimisten
Frankreichs gelten die von Hrn. v. Barthelemy
unterzeichneten Rundschreiben als von den in dem
Manifest genannten fünf Personen unterzeichnet.
Jedes Zweifeln daran wäre eine Lüge. Jch muß
also zu meinem großen Bedauern auf ein officiö-
ses Aktenstück antworten. Jch lasse mir meine
Excommunication vollständig gefallen; denn es ist
klar, daß wir nicht dieselben Grundsätze haben.
Jch halte die Legitimität nicht für ein Ministe-
rium; ich glaube, daß Frankreichs Repräsentanten
unter der Republik eben so wenig, wie unter der
Monarchie den Befehlen des Königs zu gehor-
chen brauchen; an dieser Theorie hatte ich nie-
mals gezweifelt. Die Fehler in der National-
vertretung werden künftig höher hinaufsteigen, als
wo sie begangen worden sind; dies ist die Folge
der gegebenen Befehle. Die Legitimität des
" Droit national " war der Ausdruck der natio-
tionalen Souveränetät aller Generationen der ver-
gangenen neun Jahrhunderte. Jch fand keine
schönere, edlere, mehr französische Rechtstitel, keine
mehr ehrwürdige Ansprüche, als diejenigen, welche
seit so vielen Jahrhunderten das Gesetz unserer
Väter gewesen sind. Jch verlangte, daß die Na-
tion zu ihrem nationalen Prinzip zurückzukehren,
und nicht, daß sie es erst schaffen solle. Man
stellt uns jetzt das Legitimitätsrecht als ein My-
sterium dar, worüber man nicht discutiren dürfe,
dessen Erforschung gefährlich sei; man stellt uns
den frei ausgedrückten Wunsch der Nation als
eine Verletzung der Legitimitätsrechte dar. Jch
[Spaltenumbruch] kann in der Politik das nicht vertheidigen, was ich
nicht begreife! Wenn ich in einer ehrfurchtsvol-
len vertraulichen Unterhaltung, wo die Discussion
nicht erlaubt gewesen wäre, als Privatmann in
unbegrenzter Liebe und Hingebung vor den Wün-
schen eines Prinzen in der Verbannung mich beu-
gen konnte, der nicht von mir verlangte, meine
ehrlichen Ueberzeugungen aufzugeben, sondern nur
sie zu verschweigen, so kann ich als Mann von
politischen Charakter weder für mich, noch für
meine Freunde eine solche Demüthigung, wie die
durch das sonderbare öffentliche Manifest bezweckte,
hinnehmen, ein Manifest, das dem Grundsatze der
Autorität, wie dem der Freiheit gleich verderblich
werden könnte. Es handelt sich nicht mehr um
Personen, es handelt sich um Principien. Jch
habe das Recht, zu behaupten, daß die meinigen
nicht die, derjenigen Männer sind, denen ich mich
unterwerfen soll. Die Berufung an die Nation
ist keineswegs, wie man gesagt hat, ein revolutio-
närer Akt; es ist vielmehr die Beendigung der
Revolution durch die Nation selbst in ihrer Sou-
veränetät. Jch hatte die Berufung an die Nation
nicht über das Prinzip der Legitimität verlangt;
ich stellte bekanntlich die Frage so: Republik oder
Monarchie? Auf diese feste, volksthümliche, natio-
nale Grundlage der "Berufung an die Nation"
gestützt, hätten die Legitimisten alle Schranken
niedergeworfen, die man jetzt furchtbarer als je
wieder aufgerichtet hat. Wenn im Prinzip die
Monarchie proclamirt worden wäre, so hätte man
sich für die Legitimität nur noch auf Vernunft,
Herkommen, Ruhm und Nutzen zu berufen brau-
chen. Die Parteien konnten sich unter dem ge-
genwärtigen Umständen nur vor dem neunhundert-
jährigen, von der Nation selbst wieder anerkann-
ten Nationalrechte Frankreichs beugen. Man will
es nicht. Jch kann Nichts dafür. Die harte
Sprache des Manifestes ist nicht einmal durch ein
einziges Wort über meine guten Absichten gemil-
dert; künftig mögen Andere die Lehren verthei-
digen, die ich meinem Jrrthum behaupten zu kön-
nen glaubte, ohne dafür bei der öffentlichen Mei-
nung in den Bann gethan zu werden: ich werde
den Jnteressen meines Landes immer treu bleiben,
indem ich mich nach dem es regierenden Gesetze
richte, ohne mich weder mit Wünschen noch
Gedanken um die Zukunft, der ich mich unter-
werfen soll, zu bekümmern. Jch werde das poli-
tische Symbol, daß der Glaube meines ganzen
Lebens gewesen ist, gewissenhaft aufbewahren; al-
lein es würde offenbar niemals angewandt wer-
den können, wenn das in Rede stehende Mani-
fest seine Wirksamkeit behalten sollte. H. de
Larochejaquelin.

C Paris, 23. Sept. Unter dem Titel: "Was
der Präsident will," veröffentlicht "Bulletin de
Paris" den folgenden Artikel: "Die drohende
Stellung, welche die monarchischen Parteien seit
zwei Monaten sich anmaßen, hat die öffentliche
Meinung hier und in den Departementen aufge-
regt. Das besorgte Frankreich hat das Recht, zu
erfahren, welches die Absichten Ludwig Napoleons
seien, in dem Fall, daß die Royalisten der beiden
vereinigten oder nicht vereinigten Zweige versuchen
würden, die Verlängerung der Dauer der Präsi-
dentschaft zu verhindern. Wir wollen diese Ab-
sichten, welche wir zu kennen glauben, in wenigen
Worten mittheilen: Ludwig Benaparte weist jeden
Rückhaltsgedanken ab, er will keine andern Vor-
rechte, als diejenigen, welche er bereits genießt.
Sein einziges Ziel ist: Wiederherstellung der
Ordnung, des Vertrauens, des Credits, mit ei-
nem Wort das Ende der Revolution. Aber um
eine solche friedliche Sendung zu vollführen, welche
ihm die Vorsehung überträgt, um die Gewalt des
Präsidenten Stätigkeit, Dauer haben. Ludwig Na-
poleon würde den Erwartungen der sechs Millio-
nen Bürger nicht entsprechen, welche ihn als das
Symbol der Jdeen der Ordnung und des ver-
dünftigen Fortschritts, die 1789 eingeweiht wur-
nen ( ? ) , erwählt haben, wenn er demüthig das
Haupt vor der royalistischen Coalition beugte,
welche unklugerweise das Land aufregt. Ludwig
Napoleon hofft daher, daß, wenn der Augenblick
[Spaltenumbruch] gekommen sei, die Zukunft Frankreichs in Frage
zu stellen, d. h. die Gewalt desinitiv zu befestigen,
oder die Anarchie zu beschließen, werde die gesetz-
gebende Versammlung die Pflichten begreifen,
welche ihr die Zustände und die außerordentliche
Verantwortlichkeit vor der Geschichte auflegen,
wenn sie anstünde, die sofortige Revision der Ver-
fassung zu beschließen. Wenn die gesetzgebende
Versammlung vergäße, daß vor allem Frankreich
gesichert sein will, und sich weigerte, eine Maß-
regel zu ergreifen, welche das öffentliche Wohl
gebieterisch fordert, so würde Ludwig Napoleon
nicht zaudern, einen Aufruf an das Volk zu rich-
ten, an jenes ganze Volk, von welchem er sein
Mandat erhalten hat. Und das Volk würde ent-
scheiden, ob der Präsident der Republik zum Wahl-
spruch nehmen soll: Selbsverleugnung und Aus-
dauer."

Jtalien.

Von dem Minister d'Azeglio entwirft der Cor-
respondent der "Times" folgende Schilderung:
"Nach Allem, was ich auf der Halbinsel gesehen
habe, hat die gute Sache der konstitutionellen Frei-
heit nicht durch die Gewalt ihrer Feinde, sondern
durch die Schwäche und die Mißgriffe ihrer
Freunde gelitten. Jch will d'Azeglio keinen Vor-
wurf machen; ich halte ihn für einen Ehrenmann;
aber seine politische Haltung ist für einen wahren
Staatsmann zu unbesonnen und zu inconsequent.
Er ist einer von denen, die sich für geborne Ge-
nerale und Minister halten. Ohne je in der Ar-
mee gedient zu haben, wurde er Chef in Duran-
de 's Generalstab zu Vicenza und ohne irgend wel-
che diplomatische Bildung bekleidet er den hohen
Posten, welchen der König mehr seinem Patrio-
tismus, als seiner Fähigkeit anvertraut hat. Als
Soldat nahm er an einem lächerlichen Feldzuge
und einem etwas unrühmlichen Rückzuge Theil,
und als Diplomat rennt er mit seinem Kopf ge-
gen die härtesten Wände in der Christenheit, und
bald wird er fliehen oder capituliren müssen."
-- Die Note Sr. E. des Cardinals Antonelli
an den Marquis Spinola, Geschäftsträger Sr.
Maj. des Königs von Sardinien beim h. Stuhle,
lautet vollständig, wie folgt: Vom Vatican, 2.
Sept. 1850. Die Ereignisse, welche in Turin
in Folge des Ablebens des Ritters Piero de
Rossi di Santa Rosa, Handelsministers Sr. S.
Maj., vorgekommen sind, haben von Neuem der
Kirche und ihrem erhabenen Oberhaupte tiefen
Schmerz verursacht. Die durch eine Reihe von
Thatsachen, welche die früheren, freilich in keiner
Weise beachteten Protestationen Sr. Heiligkeit
schon hervorgerufen haben, begangene Verletzung
wird in der Hauptstadt Sardiniens, wo man sich
ohne Scheu in Fragen mischt, die einzig und al-
lein zum Ressort der Verwaltung der Sakramente
gehören, nun noch vergrößert. Die kirchliche Au-
torität hat geglaubt, obengenanntem Minister, am
Ende seines Lebens angelangt, das Sakrament
der Eucharistie nicht spenden zu dürfen, bevor er
seine Stellung, in welcher er sich durch die Theil-
nahme an der Promulgation anticanonischer Ge-
setze der Kirche gegenüber hineingeworfen hatte,
durch einen gebührenden Akt rectificirt hätte; man
hat sich angemaßt, den geheiligten Dienern hier-
aus ein Verbrechen zu machen, und in Folge des-
sen die Hand gegen sie ausgestreckt, ohne Rück-
sicht auf ihren Charakter, ohne der Natur eines
Aktes, welcher dem heiligsten Theile des priester-
lichen Amtes angehört, irgend welche Rechnung zu
tragen. Hier folgte nun eine Reihe harter Maß-
regeln gegen dieses Amt selbst: die grausame Ver-
treibung des Pfarrers von St. Carl und der
ganzen religiösen Genossenschaft, der er angehörte,
die augenblickliche und öffentliche Gefangenneh-
mung des Hrn. Erzbischofs von Turin, seine Ein-
kerkerung in der Festung von Fenestrelle, ohne von
den Durchsuchungen zu reden, die bald nachher an
den Orten, wo sich der Prälat aufgehalten, statt-
gefunden haben. Die bloße Erwähnung solcher
Thatsachen scheint schon hinreichend, um zu zeigen,
welch' schwere Verantwortung sich die Urheber
derselben im Angesicht der Kirche haben zu Schul-

[Spaltenumbruch] König von Preußen neuerdings angegangen, die
Armee der Herzogthümer zur Waffenstreckung auf-
zufordern, und zugleich die englische Flotte für
eine Blokade Kiels angeboten habe, Sensation
erregt. Jch bin auch im Stande hinzuzufügen,
daß Fürst Schwarzenberg vor allem zu persönli-
chen Maßregeln und im äußersten Fall zur Ein-
schreitung des Bundes gerathen hat, Lord Pal-
merston daher in Kopenhagen und Berlin aus ei-
genem Antrieb handelt. Freilich wird er unter-
stützt von Rußland und Frankreich, während un-
ser Cabinet allein sich bemüht, daß der König von
Dänemark Amnestie, verfassungmäßige Reorgani-
sation der holsteinischen Armee und endlich Ga-
rantie für die unter dem Schutz des Bundes ste-
henden politischen Rechte verspreche. Hr. v. Vrints
sucht auch seinen Einfluß in diesem Sinn aufzu-
bieten, aber er steht allein einer starken Gegen-
partei gegenüber, welche den König unter dem
Schutz russischer und englischer Kriegsschiffe zur
äußersten Strenge anspornt; leider muß man
fürchten, daß diese Politik zuletzt die Oberhand
behalte.

   

Berlin, 24. Sept. Die „Berl. Z.“ schreibt:
Auf Eventualitäten in Dessau und Mecklenburg-
Schwerin scheint man sich hier höheren Orts völ-
lig vorbereitet zu halten. Jeder gewaltsamen Be-
wegung soll aber sofort mit der größten Energie
begegnet werden. Man hört, daß in dieser Be-
ziehung beiden Regierungen bestimmte Zusicherun-
gen gemacht wären.

Berlin, 24. Sept. Der „Pr. St. = Anz.“
bringt heute auch das ablehnende Antwortsschrei-
ben der mecklenburg = schwerinschen Regierung --
das einzige noch rückständische von den der Union
noch gebliebenen Staaten -- auf die österreichische
Einladung zum Bundestage.

Frankreich.

Paris, 22. Sept. Die von Hrn. v. Laroche-
jaquelin, welcher als Führer einer legitimistischen
Fraktion, der sogenannten „Rechten“, angesehen
wird, gegen das Wiesbadener Manifest im Eve-
nement abgegebene Erklärung ist von solcher Be-
deutung, daß wir ihre vollständige Mittheilung
folgen lassen. Das Schreiben lautet:

„Die in unseren Journalen veröffentlichten
officiösen Artikel und selbst bie halbamtlichen Er-
klärungen des Hrn. Poujoulat konnten mich nicht
verpflichten, das ehrerbietige Schweigen zu bre-
chen, das ich zu beobachten dachte. Allein durch
das vom „Evenement“ veröffentlichte wahnsinnige
Aktenstück bin ich gezwungen, auf meine Excom-
munication zu antworten. Für alle Legitimisten
Frankreichs gelten die von Hrn. v. Barthelemy
unterzeichneten Rundschreiben als von den in dem
Manifest genannten fünf Personen unterzeichnet.
Jedes Zweifeln daran wäre eine Lüge. Jch muß
also zu meinem großen Bedauern auf ein officiö-
ses Aktenstück antworten. Jch lasse mir meine
Excommunication vollständig gefallen; denn es ist
klar, daß wir nicht dieselben Grundsätze haben.
Jch halte die Legitimität nicht für ein Ministe-
rium; ich glaube, daß Frankreichs Repräsentanten
unter der Republik eben so wenig, wie unter der
Monarchie den Befehlen des Königs zu gehor-
chen brauchen; an dieser Theorie hatte ich nie-
mals gezweifelt. Die Fehler in der National-
vertretung werden künftig höher hinaufsteigen, als
wo sie begangen worden sind; dies ist die Folge
der gegebenen Befehle. Die Legitimität des
Droit national “ war der Ausdruck der natio-
tionalen Souveränetät aller Generationen der ver-
gangenen neun Jahrhunderte. Jch fand keine
schönere, edlere, mehr französische Rechtstitel, keine
mehr ehrwürdige Ansprüche, als diejenigen, welche
seit so vielen Jahrhunderten das Gesetz unserer
Väter gewesen sind. Jch verlangte, daß die Na-
tion zu ihrem nationalen Prinzip zurückzukehren,
und nicht, daß sie es erst schaffen solle. Man
stellt uns jetzt das Legitimitätsrecht als ein My-
sterium dar, worüber man nicht discutiren dürfe,
dessen Erforschung gefährlich sei; man stellt uns
den frei ausgedrückten Wunsch der Nation als
eine Verletzung der Legitimitätsrechte dar. Jch
[Spaltenumbruch] kann in der Politik das nicht vertheidigen, was ich
nicht begreife! Wenn ich in einer ehrfurchtsvol-
len vertraulichen Unterhaltung, wo die Discussion
nicht erlaubt gewesen wäre, als Privatmann in
unbegrenzter Liebe und Hingebung vor den Wün-
schen eines Prinzen in der Verbannung mich beu-
gen konnte, der nicht von mir verlangte, meine
ehrlichen Ueberzeugungen aufzugeben, sondern nur
sie zu verschweigen, so kann ich als Mann von
politischen Charakter weder für mich, noch für
meine Freunde eine solche Demüthigung, wie die
durch das sonderbare öffentliche Manifest bezweckte,
hinnehmen, ein Manifest, das dem Grundsatze der
Autorität, wie dem der Freiheit gleich verderblich
werden könnte. Es handelt sich nicht mehr um
Personen, es handelt sich um Principien. Jch
habe das Recht, zu behaupten, daß die meinigen
nicht die, derjenigen Männer sind, denen ich mich
unterwerfen soll. Die Berufung an die Nation
ist keineswegs, wie man gesagt hat, ein revolutio-
närer Akt; es ist vielmehr die Beendigung der
Revolution durch die Nation selbst in ihrer Sou-
veränetät. Jch hatte die Berufung an die Nation
nicht über das Prinzip der Legitimität verlangt;
ich stellte bekanntlich die Frage so: Republik oder
Monarchie? Auf diese feste, volksthümliche, natio-
nale Grundlage der „Berufung an die Nation“
gestützt, hätten die Legitimisten alle Schranken
niedergeworfen, die man jetzt furchtbarer als je
wieder aufgerichtet hat. Wenn im Prinzip die
Monarchie proclamirt worden wäre, so hätte man
sich für die Legitimität nur noch auf Vernunft,
Herkommen, Ruhm und Nutzen zu berufen brau-
chen. Die Parteien konnten sich unter dem ge-
genwärtigen Umständen nur vor dem neunhundert-
jährigen, von der Nation selbst wieder anerkann-
ten Nationalrechte Frankreichs beugen. Man will
es nicht. Jch kann Nichts dafür. Die harte
Sprache des Manifestes ist nicht einmal durch ein
einziges Wort über meine guten Absichten gemil-
dert; künftig mögen Andere die Lehren verthei-
digen, die ich meinem Jrrthum behaupten zu kön-
nen glaubte, ohne dafür bei der öffentlichen Mei-
nung in den Bann gethan zu werden: ich werde
den Jnteressen meines Landes immer treu bleiben,
indem ich mich nach dem es regierenden Gesetze
richte, ohne mich weder mit Wünschen noch
Gedanken um die Zukunft, der ich mich unter-
werfen soll, zu bekümmern. Jch werde das poli-
tische Symbol, daß der Glaube meines ganzen
Lebens gewesen ist, gewissenhaft aufbewahren; al-
lein es würde offenbar niemals angewandt wer-
den können, wenn das in Rede stehende Mani-
fest seine Wirksamkeit behalten sollte. H. de
Larochejaquelin.

C Paris, 23. Sept. Unter dem Titel: „Was
der Präsident will,“ veröffentlicht „Bulletin de
Paris“ den folgenden Artikel: „Die drohende
Stellung, welche die monarchischen Parteien seit
zwei Monaten sich anmaßen, hat die öffentliche
Meinung hier und in den Departementen aufge-
regt. Das besorgte Frankreich hat das Recht, zu
erfahren, welches die Absichten Ludwig Napoleons
seien, in dem Fall, daß die Royalisten der beiden
vereinigten oder nicht vereinigten Zweige versuchen
würden, die Verlängerung der Dauer der Präsi-
dentschaft zu verhindern. Wir wollen diese Ab-
sichten, welche wir zu kennen glauben, in wenigen
Worten mittheilen: Ludwig Benaparte weist jeden
Rückhaltsgedanken ab, er will keine andern Vor-
rechte, als diejenigen, welche er bereits genießt.
Sein einziges Ziel ist: Wiederherstellung der
Ordnung, des Vertrauens, des Credits, mit ei-
nem Wort das Ende der Revolution. Aber um
eine solche friedliche Sendung zu vollführen, welche
ihm die Vorsehung überträgt, um die Gewalt des
Präsidenten Stätigkeit, Dauer haben. Ludwig Na-
poleon würde den Erwartungen der sechs Millio-
nen Bürger nicht entsprechen, welche ihn als das
Symbol der Jdeen der Ordnung und des ver-
dünftigen Fortschritts, die 1789 eingeweiht wur-
nen ( ? ) , erwählt haben, wenn er demüthig das
Haupt vor der royalistischen Coalition beugte,
welche unklugerweise das Land aufregt. Ludwig
Napoleon hofft daher, daß, wenn der Augenblick
[Spaltenumbruch] gekommen sei, die Zukunft Frankreichs in Frage
zu stellen, d. h. die Gewalt desinitiv zu befestigen,
oder die Anarchie zu beschließen, werde die gesetz-
gebende Versammlung die Pflichten begreifen,
welche ihr die Zustände und die außerordentliche
Verantwortlichkeit vor der Geschichte auflegen,
wenn sie anstünde, die sofortige Revision der Ver-
fassung zu beschließen. Wenn die gesetzgebende
Versammlung vergäße, daß vor allem Frankreich
gesichert sein will, und sich weigerte, eine Maß-
regel zu ergreifen, welche das öffentliche Wohl
gebieterisch fordert, so würde Ludwig Napoleon
nicht zaudern, einen Aufruf an das Volk zu rich-
ten, an jenes ganze Volk, von welchem er sein
Mandat erhalten hat. Und das Volk würde ent-
scheiden, ob der Präsident der Republik zum Wahl-
spruch nehmen soll: Selbsverleugnung und Aus-
dauer.“

Jtalien.

Von dem Minister d'Azeglio entwirft der Cor-
respondent der „Times“ folgende Schilderung:
„Nach Allem, was ich auf der Halbinsel gesehen
habe, hat die gute Sache der konstitutionellen Frei-
heit nicht durch die Gewalt ihrer Feinde, sondern
durch die Schwäche und die Mißgriffe ihrer
Freunde gelitten. Jch will d'Azeglio keinen Vor-
wurf machen; ich halte ihn für einen Ehrenmann;
aber seine politische Haltung ist für einen wahren
Staatsmann zu unbesonnen und zu inconsequent.
Er ist einer von denen, die sich für geborne Ge-
nerale und Minister halten. Ohne je in der Ar-
mee gedient zu haben, wurde er Chef in Duran-
de 's Generalstab zu Vicenza und ohne irgend wel-
che diplomatische Bildung bekleidet er den hohen
Posten, welchen der König mehr seinem Patrio-
tismus, als seiner Fähigkeit anvertraut hat. Als
Soldat nahm er an einem lächerlichen Feldzuge
und einem etwas unrühmlichen Rückzuge Theil,
und als Diplomat rennt er mit seinem Kopf ge-
gen die härtesten Wände in der Christenheit, und
bald wird er fliehen oder capituliren müssen.“
-- Die Note Sr. E. des Cardinals Antonelli
an den Marquis Spinola, Geschäftsträger Sr.
Maj. des Königs von Sardinien beim h. Stuhle,
lautet vollständig, wie folgt: Vom Vatican, 2.
Sept. 1850. Die Ereignisse, welche in Turin
in Folge des Ablebens des Ritters Piero de
Rossi di Santa Rosa, Handelsministers Sr. S.
Maj., vorgekommen sind, haben von Neuem der
Kirche und ihrem erhabenen Oberhaupte tiefen
Schmerz verursacht. Die durch eine Reihe von
Thatsachen, welche die früheren, freilich in keiner
Weise beachteten Protestationen Sr. Heiligkeit
schon hervorgerufen haben, begangene Verletzung
wird in der Hauptstadt Sardiniens, wo man sich
ohne Scheu in Fragen mischt, die einzig und al-
lein zum Ressort der Verwaltung der Sakramente
gehören, nun noch vergrößert. Die kirchliche Au-
torität hat geglaubt, obengenanntem Minister, am
Ende seines Lebens angelangt, das Sakrament
der Eucharistie nicht spenden zu dürfen, bevor er
seine Stellung, in welcher er sich durch die Theil-
nahme an der Promulgation anticanonischer Ge-
setze der Kirche gegenüber hineingeworfen hatte,
durch einen gebührenden Akt rectificirt hätte; man
hat sich angemaßt, den geheiligten Dienern hier-
aus ein Verbrechen zu machen, und in Folge des-
sen die Hand gegen sie ausgestreckt, ohne Rück-
sicht auf ihren Charakter, ohne der Natur eines
Aktes, welcher dem heiligsten Theile des priester-
lichen Amtes angehört, irgend welche Rechnung zu
tragen. Hier folgte nun eine Reihe harter Maß-
regeln gegen dieses Amt selbst: die grausame Ver-
treibung des Pfarrers von St. Carl und der
ganzen religiösen Genossenschaft, der er angehörte,
die augenblickliche und öffentliche Gefangenneh-
mung des Hrn. Erzbischofs von Turin, seine Ein-
kerkerung in der Festung von Fenestrelle, ohne von
den Durchsuchungen zu reden, die bald nachher an
den Orten, wo sich der Prälat aufgehalten, statt-
gefunden haben. Die bloße Erwähnung solcher
Thatsachen scheint schon hinreichend, um zu zeigen,
welch' schwere Verantwortung sich die Urheber
derselben im Angesicht der Kirche haben zu Schul-

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[0003] König von Preußen neuerdings angegangen, die Armee der Herzogthümer zur Waffenstreckung auf- zufordern, und zugleich die englische Flotte für eine Blokade Kiels angeboten habe, Sensation erregt. Jch bin auch im Stande hinzuzufügen, daß Fürst Schwarzenberg vor allem zu persönli- chen Maßregeln und im äußersten Fall zur Ein- schreitung des Bundes gerathen hat, Lord Pal- merston daher in Kopenhagen und Berlin aus ei- genem Antrieb handelt. Freilich wird er unter- stützt von Rußland und Frankreich, während un- ser Cabinet allein sich bemüht, daß der König von Dänemark Amnestie, verfassungmäßige Reorgani- sation der holsteinischen Armee und endlich Ga- rantie für die unter dem Schutz des Bundes ste- henden politischen Rechte verspreche. Hr. v. Vrints sucht auch seinen Einfluß in diesem Sinn aufzu- bieten, aber er steht allein einer starken Gegen- partei gegenüber, welche den König unter dem Schutz russischer und englischer Kriegsschiffe zur äußersten Strenge anspornt; leider muß man fürchten, daß diese Politik zuletzt die Oberhand behalte. ( A. Z. ) Berlin, 24. Sept. Die „Berl. Z.“ schreibt: Auf Eventualitäten in Dessau und Mecklenburg- Schwerin scheint man sich hier höheren Orts völ- lig vorbereitet zu halten. Jeder gewaltsamen Be- wegung soll aber sofort mit der größten Energie begegnet werden. Man hört, daß in dieser Be- ziehung beiden Regierungen bestimmte Zusicherun- gen gemacht wären. Berlin, 24. Sept. Der „Pr. St. = Anz.“ bringt heute auch das ablehnende Antwortsschrei- ben der mecklenburg = schwerinschen Regierung -- das einzige noch rückständische von den der Union noch gebliebenen Staaten -- auf die österreichische Einladung zum Bundestage. Frankreich. Paris, 22. Sept. Die von Hrn. v. Laroche- jaquelin, welcher als Führer einer legitimistischen Fraktion, der sogenannten „Rechten“, angesehen wird, gegen das Wiesbadener Manifest im Eve- nement abgegebene Erklärung ist von solcher Be- deutung, daß wir ihre vollständige Mittheilung folgen lassen. Das Schreiben lautet: „Die in unseren Journalen veröffentlichten officiösen Artikel und selbst bie halbamtlichen Er- klärungen des Hrn. Poujoulat konnten mich nicht verpflichten, das ehrerbietige Schweigen zu bre- chen, das ich zu beobachten dachte. Allein durch das vom „Evenement“ veröffentlichte wahnsinnige Aktenstück bin ich gezwungen, auf meine Excom- munication zu antworten. Für alle Legitimisten Frankreichs gelten die von Hrn. v. Barthelemy unterzeichneten Rundschreiben als von den in dem Manifest genannten fünf Personen unterzeichnet. Jedes Zweifeln daran wäre eine Lüge. Jch muß also zu meinem großen Bedauern auf ein officiö- ses Aktenstück antworten. Jch lasse mir meine Excommunication vollständig gefallen; denn es ist klar, daß wir nicht dieselben Grundsätze haben. Jch halte die Legitimität nicht für ein Ministe- rium; ich glaube, daß Frankreichs Repräsentanten unter der Republik eben so wenig, wie unter der Monarchie den Befehlen des Königs zu gehor- chen brauchen; an dieser Theorie hatte ich nie- mals gezweifelt. Die Fehler in der National- vertretung werden künftig höher hinaufsteigen, als wo sie begangen worden sind; dies ist die Folge der gegebenen Befehle. Die Legitimität des „ Droit national “ war der Ausdruck der natio- tionalen Souveränetät aller Generationen der ver- gangenen neun Jahrhunderte. Jch fand keine schönere, edlere, mehr französische Rechtstitel, keine mehr ehrwürdige Ansprüche, als diejenigen, welche seit so vielen Jahrhunderten das Gesetz unserer Väter gewesen sind. Jch verlangte, daß die Na- tion zu ihrem nationalen Prinzip zurückzukehren, und nicht, daß sie es erst schaffen solle. Man stellt uns jetzt das Legitimitätsrecht als ein My- sterium dar, worüber man nicht discutiren dürfe, dessen Erforschung gefährlich sei; man stellt uns den frei ausgedrückten Wunsch der Nation als eine Verletzung der Legitimitätsrechte dar. Jch kann in der Politik das nicht vertheidigen, was ich nicht begreife! Wenn ich in einer ehrfurchtsvol- len vertraulichen Unterhaltung, wo die Discussion nicht erlaubt gewesen wäre, als Privatmann in unbegrenzter Liebe und Hingebung vor den Wün- schen eines Prinzen in der Verbannung mich beu- gen konnte, der nicht von mir verlangte, meine ehrlichen Ueberzeugungen aufzugeben, sondern nur sie zu verschweigen, so kann ich als Mann von politischen Charakter weder für mich, noch für meine Freunde eine solche Demüthigung, wie die durch das sonderbare öffentliche Manifest bezweckte, hinnehmen, ein Manifest, das dem Grundsatze der Autorität, wie dem der Freiheit gleich verderblich werden könnte. Es handelt sich nicht mehr um Personen, es handelt sich um Principien. Jch habe das Recht, zu behaupten, daß die meinigen nicht die, derjenigen Männer sind, denen ich mich unterwerfen soll. Die Berufung an die Nation ist keineswegs, wie man gesagt hat, ein revolutio- närer Akt; es ist vielmehr die Beendigung der Revolution durch die Nation selbst in ihrer Sou- veränetät. Jch hatte die Berufung an die Nation nicht über das Prinzip der Legitimität verlangt; ich stellte bekanntlich die Frage so: Republik oder Monarchie? Auf diese feste, volksthümliche, natio- nale Grundlage der „Berufung an die Nation“ gestützt, hätten die Legitimisten alle Schranken niedergeworfen, die man jetzt furchtbarer als je wieder aufgerichtet hat. Wenn im Prinzip die Monarchie proclamirt worden wäre, so hätte man sich für die Legitimität nur noch auf Vernunft, Herkommen, Ruhm und Nutzen zu berufen brau- chen. Die Parteien konnten sich unter dem ge- genwärtigen Umständen nur vor dem neunhundert- jährigen, von der Nation selbst wieder anerkann- ten Nationalrechte Frankreichs beugen. Man will es nicht. Jch kann Nichts dafür. Die harte Sprache des Manifestes ist nicht einmal durch ein einziges Wort über meine guten Absichten gemil- dert; künftig mögen Andere die Lehren verthei- digen, die ich meinem Jrrthum behaupten zu kön- nen glaubte, ohne dafür bei der öffentlichen Mei- nung in den Bann gethan zu werden: ich werde den Jnteressen meines Landes immer treu bleiben, indem ich mich nach dem es regierenden Gesetze richte, ohne mich weder mit Wünschen noch Gedanken um die Zukunft, der ich mich unter- werfen soll, zu bekümmern. Jch werde das poli- tische Symbol, daß der Glaube meines ganzen Lebens gewesen ist, gewissenhaft aufbewahren; al- lein es würde offenbar niemals angewandt wer- den können, wenn das in Rede stehende Mani- fest seine Wirksamkeit behalten sollte. H. de Larochejaquelin. C Paris, 23. Sept. Unter dem Titel: „Was der Präsident will,“ veröffentlicht „Bulletin de Paris“ den folgenden Artikel: „Die drohende Stellung, welche die monarchischen Parteien seit zwei Monaten sich anmaßen, hat die öffentliche Meinung hier und in den Departementen aufge- regt. Das besorgte Frankreich hat das Recht, zu erfahren, welches die Absichten Ludwig Napoleons seien, in dem Fall, daß die Royalisten der beiden vereinigten oder nicht vereinigten Zweige versuchen würden, die Verlängerung der Dauer der Präsi- dentschaft zu verhindern. Wir wollen diese Ab- sichten, welche wir zu kennen glauben, in wenigen Worten mittheilen: Ludwig Benaparte weist jeden Rückhaltsgedanken ab, er will keine andern Vor- rechte, als diejenigen, welche er bereits genießt. Sein einziges Ziel ist: Wiederherstellung der Ordnung, des Vertrauens, des Credits, mit ei- nem Wort das Ende der Revolution. Aber um eine solche friedliche Sendung zu vollführen, welche ihm die Vorsehung überträgt, um die Gewalt des Präsidenten Stätigkeit, Dauer haben. Ludwig Na- poleon würde den Erwartungen der sechs Millio- nen Bürger nicht entsprechen, welche ihn als das Symbol der Jdeen der Ordnung und des ver- dünftigen Fortschritts, die 1789 eingeweiht wur- nen ( ? ) , erwählt haben, wenn er demüthig das Haupt vor der royalistischen Coalition beugte, welche unklugerweise das Land aufregt. Ludwig Napoleon hofft daher, daß, wenn der Augenblick gekommen sei, die Zukunft Frankreichs in Frage zu stellen, d. h. die Gewalt desinitiv zu befestigen, oder die Anarchie zu beschließen, werde die gesetz- gebende Versammlung die Pflichten begreifen, welche ihr die Zustände und die außerordentliche Verantwortlichkeit vor der Geschichte auflegen, wenn sie anstünde, die sofortige Revision der Ver- fassung zu beschließen. Wenn die gesetzgebende Versammlung vergäße, daß vor allem Frankreich gesichert sein will, und sich weigerte, eine Maß- regel zu ergreifen, welche das öffentliche Wohl gebieterisch fordert, so würde Ludwig Napoleon nicht zaudern, einen Aufruf an das Volk zu rich- ten, an jenes ganze Volk, von welchem er sein Mandat erhalten hat. Und das Volk würde ent- scheiden, ob der Präsident der Republik zum Wahl- spruch nehmen soll: Selbsverleugnung und Aus- dauer.“ Jtalien. Von dem Minister d'Azeglio entwirft der Cor- respondent der „Times“ folgende Schilderung: „Nach Allem, was ich auf der Halbinsel gesehen habe, hat die gute Sache der konstitutionellen Frei- heit nicht durch die Gewalt ihrer Feinde, sondern durch die Schwäche und die Mißgriffe ihrer Freunde gelitten. Jch will d'Azeglio keinen Vor- wurf machen; ich halte ihn für einen Ehrenmann; aber seine politische Haltung ist für einen wahren Staatsmann zu unbesonnen und zu inconsequent. Er ist einer von denen, die sich für geborne Ge- nerale und Minister halten. Ohne je in der Ar- mee gedient zu haben, wurde er Chef in Duran- de 's Generalstab zu Vicenza und ohne irgend wel- che diplomatische Bildung bekleidet er den hohen Posten, welchen der König mehr seinem Patrio- tismus, als seiner Fähigkeit anvertraut hat. Als Soldat nahm er an einem lächerlichen Feldzuge und einem etwas unrühmlichen Rückzuge Theil, und als Diplomat rennt er mit seinem Kopf ge- gen die härtesten Wände in der Christenheit, und bald wird er fliehen oder capituliren müssen.“ -- Die Note Sr. E. des Cardinals Antonelli an den Marquis Spinola, Geschäftsträger Sr. Maj. des Königs von Sardinien beim h. Stuhle, lautet vollständig, wie folgt: Vom Vatican, 2. Sept. 1850. Die Ereignisse, welche in Turin in Folge des Ablebens des Ritters Piero de Rossi di Santa Rosa, Handelsministers Sr. S. Maj., vorgekommen sind, haben von Neuem der Kirche und ihrem erhabenen Oberhaupte tiefen Schmerz verursacht. Die durch eine Reihe von Thatsachen, welche die früheren, freilich in keiner Weise beachteten Protestationen Sr. Heiligkeit schon hervorgerufen haben, begangene Verletzung wird in der Hauptstadt Sardiniens, wo man sich ohne Scheu in Fragen mischt, die einzig und al- lein zum Ressort der Verwaltung der Sakramente gehören, nun noch vergrößert. Die kirchliche Au- torität hat geglaubt, obengenanntem Minister, am Ende seines Lebens angelangt, das Sakrament der Eucharistie nicht spenden zu dürfen, bevor er seine Stellung, in welcher er sich durch die Theil- nahme an der Promulgation anticanonischer Ge- setze der Kirche gegenüber hineingeworfen hatte, durch einen gebührenden Akt rectificirt hätte; man hat sich angemaßt, den geheiligten Dienern hier- aus ein Verbrechen zu machen, und in Folge des- sen die Hand gegen sie ausgestreckt, ohne Rück- sicht auf ihren Charakter, ohne der Natur eines Aktes, welcher dem heiligsten Theile des priester- lichen Amtes angehört, irgend welche Rechnung zu tragen. Hier folgte nun eine Reihe harter Maß- regeln gegen dieses Amt selbst: die grausame Ver- treibung des Pfarrers von St. Carl und der ganzen religiösen Genossenschaft, der er angehörte, die augenblickliche und öffentliche Gefangenneh- mung des Hrn. Erzbischofs von Turin, seine Ein- kerkerung in der Festung von Fenestrelle, ohne von den Durchsuchungen zu reden, die bald nachher an den Orten, wo sich der Prälat aufgehalten, statt- gefunden haben. Die bloße Erwähnung solcher Thatsachen scheint schon hinreichend, um zu zeigen, welch' schwere Verantwortung sich die Urheber derselben im Angesicht der Kirche haben zu Schul-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 232. Würzburg, 27. September 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische232_1850/3>, abgerufen am 26.04.2024.