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Die Bayerische Presse. Nr. 90. Würzburg, 15. April 1850.

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[Spaltenumbruch] schönen Ziele zu lenken gewußt, wie die österrei-
chischen. Wir wollen mit diesem Niemand zu nahe
treten; aber wenn es sich darum handelt, zu wem
das arme, zersplitterte und geschwächte Deutsch-
land mehr Vertrauen haben soll, ob zu Preußens
oder zu Oesterreichs Politik, so dünkt uns die
Frage bald entschieden. Oesterreich will auf den
bestehenden Verträgen fortbauen. Das nehmen
ihm die politischen Doctrinärs freilich sehr übel,
weil sie gewöhnt sind, in die Luft zu bauen.
Preußen hingegen verletzt diese Verträge in dem-
selben Augenblicke, in welchem es sie als seinen
Schild vor sich herträgt. Oesterreich zeigt an sei-
ner erstaunlich schnellen und sichern Reorganisation,
daß es -- ohne Kleinstaaterei zu treiben -- doch
die Nationalität zu schonen weiß, wo es in deren
wirklichem Jnteresse ist. Oesterreich ist in seinen
Plänen viel großartiger, als Preußen. Preußen
ist kleinlich; Oesterreich ist practisch, Preußen ist
wesentlich doctrinär, seine Politik trägt das Ge-
präge des "jebildeten" Berlinerthums. Die Mün-
chener Uebereinkunft ist einer weiteren Entwicke-
lung fähig. Ex parvis initiis magnae res
crescent
. Und das neugeborne Kindlein wird
an Oesterreich einen sichern, einen geistig und ma-
teriell stärkeren Beschützer finden, als an Preußen.
Gerade die große Selbstständigkeit, die die von
Oesterreich unterstützte Münchener Uebereinkunft
den einzelnen Staaten beläßt, rechtfertigt ersteres
am Deutlichsten gegen den Vorwurf, als wolle es
sich auf Kosten der Andern vergrößern -- ein Vor-
wurf, den Preußen sich jetzt sogar von seinen bis-
her eifrigsten Freunden muß machen lassen!

München, 11. April. Ein glaubwürdiger
Reisender, der gestern aus Tirol hier eintraf, er-
zählt, daß das in und um Reute stehende öster-
reichische Armeecorps
Marschordre erhalten
habe und der Aufbruch desselben gegen die würt-
tembergische Grenze nächster Tage zu erwarten
stehe. -- Die Zusammenstellung des Armeebe-
fehls,
mit der bereits begonnen ward, wird
nunmehr bis nach der Berathung des Budgets
ausgesetzt.

München, 13. April. Der k. Kassationshof,
welcher heute über die Nichtigkeitsbeschwerde von
Stopfer und Dantinger verhandelte, hat nach ei-
ner ausgezeichneten Rede des Staatsanwalts Dr.
d'Allarmi selbige zurückgewiesen und das Todesur-
theil bestätigt. Stopfer's Vertheidiger, Dr. Schnei-
der, hat aus dem Grunde keine auf das Kassa-
tionsgesuch bezügliche Denkschrift eingereicht, weil
er aus eigener Anschauung keinen Nichtigkeitsgrund
in der Verhandlung gefunden hat. Er machte je-
doch darauf aufmerksam, daß die Oeffentlichkeit
auf ungesetzliche Weise durch Ertheilung von Bil-
leten beschränkt worden sei. Concipient Maier
hingegen erklärte: Dantinger habe die Nichtig-
keitsbeschwerde deshalb nicht ergriffen, weil er
sich schuldig fühle, sondern weil er nicht mehr
leben wolle. Bei der öffentlichen Anklage seien
beide Angeklagte gegen das Gesetz gefesselt ein-
geführt worden; im Zeugenzimmer habe ein leb-
hafter Verkehr unbefugter Personen stattgefunden.
Der Wahrspruch der Geschworenen sei widerspre-
chend; den Stopfer erklärten sie schuldig des qua-
lificirten Mordes in verabredeter Verbindung mit
einem Andern, -- den Dantinger schuldig einer
solchen Beihilfe, jedoch ohne verabredete Verbin-
dung. Das fordere einen Dritten, von dem we-
der in der Anklageschrift, noch in den Fragen an
die Geschworenen etwas vorgekommen sei. Er be-
anstandet die ganze Fragestellung in Bezug auf
Dantinger, und beantragt, die Sache zur Abur-
theilung an das nächste Schwurgericht zu verwei-
sen. Nach der von dem Kassationshof bestätigten
Todesurtheil läßt sich nicht zweifeln, daß dieses
auch vom König bestätigt wird.

Speyer, 9. April. Die Speyerer Zeitung
vom 9. April hat aus einer Münchener Corre-
spondenz entnommen, daß der Commandirende in
der Pfalz die Fortdauer seiner Thätigkeit als
unverträglich mit der Ernennung des Hrn. Prä-
sidenten von Hohe bezeichnet und für den Fall
der Abberufung des Herrn von Zenetti auch die
seinige nachgesucht habe. Wir sind ermächtigt,
[Spaltenumbruch] diese Nachricht als gänzlich unbegründet zu er-
klären.

   

Frankfurt, 12. April. Für morgen oder
übermorgen ist der Herzog von Genna hier an-
gesagt, der auf seiner Reise durch's südliche Frank-
reich über Kehl hier eintrifft, um sich hier durch
zu seiner sächsischen Braut, nach Dresden, zu
begeben.

Aus dem Badischen, 11. April. Unter den
neuesten Verurtheilungen politischer Flüchtlinge be-
merken wir wieder einige bekanntere Namen. So
wurde von dem Hofgericht des Mittelrheinkreises
Apotheker Rehmann von Offenburg zu 9, Bürger-
meister Burkhardt von Adelsheim zu 9, A. Murr-
mann von Philppsburg zu 6 Jahren Zuchthaus
verurtheilt.

Stuttgart, 11. April. Der heutige Staats-
anzeiger widerspricht dem von einigen Blättern
verbreiteten Gerüchte, daß der König von Würt-
temberg wegen seines Verhältnisses zu Preußen
ein Memorandum an alle Regierungen Europa's
gerichtet habe.

Leipzig, 10. April. Heute ist die "allgemeine
deutsche Jndustrie=Ausstellung" eröffnet; viele Ge-
werbsgegenden Deutschlands haben sich indeß gar
nicht betheiligt. Bezeichnend möchte es in mehr
als einer Beziehung sein, daß die Einsendungen
aus Oesterreich sehr in den Vordergrund treten
und daß die preuß. Jndustrie verhältnißmäßig am
Wenigsten eingesendet hat. Es sind aber auch
nicht einmal alle Zweige der sächs. Jndustrie ver-
treten.

   

Hannover, 10. April. Der Mittheilung an
die Stände entsprechend, ist folgende amtliche Be-
kanntmachung erschienen: "Nachdem die Beziehun-
gen des Königreichs Hannover zu dem -- am
26. Mai v. J. zunächst mit den Königreichen
Preußen und Sachsen abgeschlossenen -- Bünd-
nisse, und damit auch zu dem, laut Unserer Be-
kanntmachung vom 4. Juli v. J. zu Erfurt nie-
dergesetzten provisor. Bundesschiedsgericht aufge-
hört haben, so nehmen Wir nunmehr auch Unsere,
in Unserer Bekanntmachung vom 19. Sept. v. J.
( Gesetzsammlung Nro. 40 ) enthaltene Anweisung
für die Behörden des Königreichs, den Requisi-
tionen des gedachten Bundesschiedsgerichts Folge
zu geben, hiermit wieder zurück. Hannover, den
8. April 1850. -- Königl. Gesammtministerium.
v. Bennigsen."

Oldenburg, 8. April. Der Landtag hat heute
beschlossen, den Heerbestand von 2 auf1 1 / 2 pCt.
herabzusetzen und die Präsenszeit auf die Dauer
von 6--8 Monaten zu beschränken.

Kiel, 19. April. Jn der gestrigen geheimen
Sitzung der Landesversammlung, welche von
3 1 / 2 bis 8 Uhr währte, ist die Hauptschlacht ge-
schlagen und es sind über die Richtung der näch-
sten politischen Schritte, so wie über die darnach
sich richtende Finanzbewilligung Beschlüsse gefaßt
worden, welche, bis auf geringe Modifikationen,
mit der Vorlage und Genehmigung der Statt-
halterschaft sich emverstanden erklären und die vor
etwa 8 Tagen gefaßten Beschlüsse in Betreff des
Einrückens der Truppen in Schleswig fast gänz-
lich aufheben. Sind wir recht berichtet, so wurde
sogar der Antrag der Statthalterschaft auf An-
knüpfung direkter Unterhandlungen mit dem Her-
zog in Kopenhagen, welchen die Ritterschaft ent-
schieden unterstützt hatte, unter einer Form, die
ein Vertrauensvotum dieserhalb der Statthalter-
schaft ertheilt, genehmigt, wenn gleich kein direkt
darauf bezüglicher Antrag angenommen wurde.
Die Majorität, mit welcher diese Anträge ange-
nommen wurden, wird verschieden, theils auf 16,
theils auf 11 angegeben. Es werden nun wohl
noch einige geheime Sitzungen zur Feststellung von
Nebenanträgen, Finanzbewilligungen und definiti-
ver Feststellung des Kriegsbudgets folgen, so daß
mit spätestens Ende dieser Woche die Versamm-
lung nach Hause gehen wird.

   

Berlin, 7. April Jn akademischen und ver-
wandten Gelehrtenkreisen rüstet man sich zur
Feier eines Dortorjubiläums Der Jubilar ist
der berühmte Jurist und frühere Staatsminister
v. Savigny. Er erlangte im Jahre 1800 zu
[Spaltenumbruch] Marburg die Doctorwürde durch seine jetzt noch
in Ansehen stehende Dissertation, die er in einer
so eben bei Veit und Komp. hier erschienenen
Sammlung seiner "Vermischten Schriften" wie-
der einverleibt hat.

Berlin, 9. April. Vor einigen Tagen ist
von Seiten des Fürsten Schwarzenberg dem
preußischen Cabinet ein Memoire überreicht wor-
den, welches den Beweis versucht, daß der däni-
sche Agent v. Bülvw bei der Bundeskommission
beglaubigt werden wüsse. Wahrscheinlich werden
den österr. Bundeskommissarien demgemäße Ver-
haltungsregeln zugekommen sein.

Berlin, 11. April. Dem Vernehmen nach
sind diesseits neuerdings Schritte gethan worden,
um die sächsische Regierung zu einer bestimm-
ten Erklärung über ihre Stellung zum preußischen
Bündniß zu veranlassen.

Erfurt, 7. April. Die von Hrn. v. Rado-
witz im Verfassungsausschuß des Volkshauses ab-
gegebene Erklärung: "daß die Lage der Dinge
eine höchst gefährliche sei, indem jetzt fast alle
größeren Mächte protestirend gegen die Constitui-
rung des engern Bundes auftreten, nicht allein
Oesterreich und Rußland, sondern auch England
und Frankreich" -- findet ihre Bestätigung in
der als Organ der Diplomatie wohlbekannten pa-
riser "Assemblee nationale", welche vor Kurzem
folgenden Artikel enthielt: "Es ist wichtig, genau
den Stand der Beziehungen der großen Mächte zu
Deutschland und die möglicher Weise daraus her-
vorgehenden Verwicklungen ins Auge zu fassen. --
"Rußland und Oesterreich scheinen vollständig
einig über alle Punkte. Die Oesterreicher sam-
meln sich in Böhmen, die Russen dehnen sich von
Kalisch bis zum Großherzogthum Posen aus.
Wenn der Krieg gegen Preußen ausbricht, hat
Oesterreich die Sympathien des ganzen katholi-
schen Schlesiens, das ihm erst im 18. Jahrhun-
dert entrissen ist, für sich. Rußland kann den
Polen das Großherzogthum Posen wiedergeben. --
"Der König von Sachsen, dem Preußen 1815
den besten Theil seiner Staaten wegen seiner
edeln Treue gegen Frankreich weggenommen hat,
nimmt mit Hilfe Oesterreichs und Rußlands sein
Gebiet wieder. -- "Weil das philosophische und
ehrsüchtige Preußen Deutschland in Unordnung
stürzt und sich kläglich lächerlich macht durch sei-
nen berüchtigten Erfurter Reichstag, so muß man
endlich seinem System ein Ende machen. -- "Das
Benehmen des Berliner Cabinets gegen Däne-
mark ist so unwürdig, so gegen alles Völkerrecht,
daß die ganze Diplomatie darüber empört ist.
Die Note des Hrn. v. Nesselrode ist der Aus-
druck dieses Gefühls. -- "Bayern geht in innig-
ster Uebereinstimmung mit Oesterreich; die öster-
reichischen Streitkräften werden beim ersten Sig-
nal des Krieges zu seiner Verfügung sein. --
"Württemberg hat innige Verbindung mit Ruß-
land und auf die erste Weisung von Petersburg
erklärt es sich für den Krieg; die Thronrede des
Königs drückt diesen Gedanken aus. -- " Deutsch-
land geht einer Krisis entgegen, entweder muß
Preußen zum europäischen System zurückkehren,
oder es muß zahm gemacht werden; es ist das
Piemont Deutschlands. -- "Es sind also, wie
man voraussehen kann, in der nächsten Zeit ernste
Entscheidungen zu gewärtigen. -- "Man kann
übrigens hoffen, daß das Cabinet von Berlin,
sich von den übergreifenden Philosophen trennend,
in den Kreis des praktischen deutschen Rechtszu-
standes zurückkehre."

Jn Erfurt hielt am 9. April das Volkshaus
seine 8. Sitzung, in welcher sich dasselbe nur mit
Wahlprüfungen beschäftigte. Eine Anzahl hess.
Abgeordneter war neu eingetreten. 190 Wahlen
sind bis jetzt für giltig erklärt.

   

Wien, 8. April. Es heißt, die Bankkommis-
sion habe sich in dem Antrage zu einem allge-
meinen Zwangsanleihen im Betrage von 100
Millionen vereinigt, in so fern sich keine Chancen
zur freiwilligen Aufbringung darbieten sollten,
was von der Entwickelung der politischen Ver-
hältnisse abhängt. Nachdem was bisher verlautete,
dürfte es jedoch wohl schwerlich zu einer definiti-

[Spaltenumbruch] schönen Ziele zu lenken gewußt, wie die österrei-
chischen. Wir wollen mit diesem Niemand zu nahe
treten; aber wenn es sich darum handelt, zu wem
das arme, zersplitterte und geschwächte Deutsch-
land mehr Vertrauen haben soll, ob zu Preußens
oder zu Oesterreichs Politik, so dünkt uns die
Frage bald entschieden. Oesterreich will auf den
bestehenden Verträgen fortbauen. Das nehmen
ihm die politischen Doctrinärs freilich sehr übel,
weil sie gewöhnt sind, in die Luft zu bauen.
Preußen hingegen verletzt diese Verträge in dem-
selben Augenblicke, in welchem es sie als seinen
Schild vor sich herträgt. Oesterreich zeigt an sei-
ner erstaunlich schnellen und sichern Reorganisation,
daß es -- ohne Kleinstaaterei zu treiben -- doch
die Nationalität zu schonen weiß, wo es in deren
wirklichem Jnteresse ist. Oesterreich ist in seinen
Plänen viel großartiger, als Preußen. Preußen
ist kleinlich; Oesterreich ist practisch, Preußen ist
wesentlich doctrinär, seine Politik trägt das Ge-
präge des „jebildeten“ Berlinerthums. Die Mün-
chener Uebereinkunft ist einer weiteren Entwicke-
lung fähig. Ex parvis initiis magnae res
crescent
. Und das neugeborne Kindlein wird
an Oesterreich einen sichern, einen geistig und ma-
teriell stärkeren Beschützer finden, als an Preußen.
Gerade die große Selbstständigkeit, die die von
Oesterreich unterstützte Münchener Uebereinkunft
den einzelnen Staaten beläßt, rechtfertigt ersteres
am Deutlichsten gegen den Vorwurf, als wolle es
sich auf Kosten der Andern vergrößern -- ein Vor-
wurf, den Preußen sich jetzt sogar von seinen bis-
her eifrigsten Freunden muß machen lassen!

München, 11. April. Ein glaubwürdiger
Reisender, der gestern aus Tirol hier eintraf, er-
zählt, daß das in und um Reute stehende öster-
reichische Armeecorps
Marschordre erhalten
habe und der Aufbruch desselben gegen die würt-
tembergische Grenze nächster Tage zu erwarten
stehe. -- Die Zusammenstellung des Armeebe-
fehls,
mit der bereits begonnen ward, wird
nunmehr bis nach der Berathung des Budgets
ausgesetzt.

München, 13. April. Der k. Kassationshof,
welcher heute über die Nichtigkeitsbeschwerde von
Stopfer und Dantinger verhandelte, hat nach ei-
ner ausgezeichneten Rede des Staatsanwalts Dr.
d'Allarmi selbige zurückgewiesen und das Todesur-
theil bestätigt. Stopfer's Vertheidiger, Dr. Schnei-
der, hat aus dem Grunde keine auf das Kassa-
tionsgesuch bezügliche Denkschrift eingereicht, weil
er aus eigener Anschauung keinen Nichtigkeitsgrund
in der Verhandlung gefunden hat. Er machte je-
doch darauf aufmerksam, daß die Oeffentlichkeit
auf ungesetzliche Weise durch Ertheilung von Bil-
leten beschränkt worden sei. Concipient Maier
hingegen erklärte: Dantinger habe die Nichtig-
keitsbeschwerde deshalb nicht ergriffen, weil er
sich schuldig fühle, sondern weil er nicht mehr
leben wolle. Bei der öffentlichen Anklage seien
beide Angeklagte gegen das Gesetz gefesselt ein-
geführt worden; im Zeugenzimmer habe ein leb-
hafter Verkehr unbefugter Personen stattgefunden.
Der Wahrspruch der Geschworenen sei widerspre-
chend; den Stopfer erklärten sie schuldig des qua-
lificirten Mordes in verabredeter Verbindung mit
einem Andern, -- den Dantinger schuldig einer
solchen Beihilfe, jedoch ohne verabredete Verbin-
dung. Das fordere einen Dritten, von dem we-
der in der Anklageschrift, noch in den Fragen an
die Geschworenen etwas vorgekommen sei. Er be-
anstandet die ganze Fragestellung in Bezug auf
Dantinger, und beantragt, die Sache zur Abur-
theilung an das nächste Schwurgericht zu verwei-
sen. Nach der von dem Kassationshof bestätigten
Todesurtheil läßt sich nicht zweifeln, daß dieses
auch vom König bestätigt wird.

Speyer, 9. April. Die Speyerer Zeitung
vom 9. April hat aus einer Münchener Corre-
spondenz entnommen, daß der Commandirende in
der Pfalz die Fortdauer seiner Thätigkeit als
unverträglich mit der Ernennung des Hrn. Prä-
sidenten von Hohe bezeichnet und für den Fall
der Abberufung des Herrn von Zenetti auch die
seinige nachgesucht habe. Wir sind ermächtigt,
[Spaltenumbruch] diese Nachricht als gänzlich unbegründet zu er-
klären.

   

Frankfurt, 12. April. Für morgen oder
übermorgen ist der Herzog von Genna hier an-
gesagt, der auf seiner Reise durch's südliche Frank-
reich über Kehl hier eintrifft, um sich hier durch
zu seiner sächsischen Braut, nach Dresden, zu
begeben.

Aus dem Badischen, 11. April. Unter den
neuesten Verurtheilungen politischer Flüchtlinge be-
merken wir wieder einige bekanntere Namen. So
wurde von dem Hofgericht des Mittelrheinkreises
Apotheker Rehmann von Offenburg zu 9, Bürger-
meister Burkhardt von Adelsheim zu 9, A. Murr-
mann von Philppsburg zu 6 Jahren Zuchthaus
verurtheilt.

Stuttgart, 11. April. Der heutige Staats-
anzeiger widerspricht dem von einigen Blättern
verbreiteten Gerüchte, daß der König von Würt-
temberg wegen seines Verhältnisses zu Preußen
ein Memorandum an alle Regierungen Europa's
gerichtet habe.

Leipzig, 10. April. Heute ist die „allgemeine
deutsche Jndustrie=Ausstellung“ eröffnet; viele Ge-
werbsgegenden Deutschlands haben sich indeß gar
nicht betheiligt. Bezeichnend möchte es in mehr
als einer Beziehung sein, daß die Einsendungen
aus Oesterreich sehr in den Vordergrund treten
und daß die preuß. Jndustrie verhältnißmäßig am
Wenigsten eingesendet hat. Es sind aber auch
nicht einmal alle Zweige der sächs. Jndustrie ver-
treten.

   

Hannover, 10. April. Der Mittheilung an
die Stände entsprechend, ist folgende amtliche Be-
kanntmachung erschienen: „Nachdem die Beziehun-
gen des Königreichs Hannover zu dem -- am
26. Mai v. J. zunächst mit den Königreichen
Preußen und Sachsen abgeschlossenen -- Bünd-
nisse, und damit auch zu dem, laut Unserer Be-
kanntmachung vom 4. Juli v. J. zu Erfurt nie-
dergesetzten provisor. Bundesschiedsgericht aufge-
hört haben, so nehmen Wir nunmehr auch Unsere,
in Unserer Bekanntmachung vom 19. Sept. v. J.
( Gesetzsammlung Nro. 40 ) enthaltene Anweisung
für die Behörden des Königreichs, den Requisi-
tionen des gedachten Bundesschiedsgerichts Folge
zu geben, hiermit wieder zurück. Hannover, den
8. April 1850. -- Königl. Gesammtministerium.
v. Bennigsen.“

Oldenburg, 8. April. Der Landtag hat heute
beschlossen, den Heerbestand von 2 auf1 1 / 2 pCt.
herabzusetzen und die Präsenszeit auf die Dauer
von 6--8 Monaten zu beschränken.

Kiel, 19. April. Jn der gestrigen geheimen
Sitzung der Landesversammlung, welche von
3 1 / 2 bis 8 Uhr währte, ist die Hauptschlacht ge-
schlagen und es sind über die Richtung der näch-
sten politischen Schritte, so wie über die darnach
sich richtende Finanzbewilligung Beschlüsse gefaßt
worden, welche, bis auf geringe Modifikationen,
mit der Vorlage und Genehmigung der Statt-
halterschaft sich emverstanden erklären und die vor
etwa 8 Tagen gefaßten Beschlüsse in Betreff des
Einrückens der Truppen in Schleswig fast gänz-
lich aufheben. Sind wir recht berichtet, so wurde
sogar der Antrag der Statthalterschaft auf An-
knüpfung direkter Unterhandlungen mit dem Her-
zog in Kopenhagen, welchen die Ritterschaft ent-
schieden unterstützt hatte, unter einer Form, die
ein Vertrauensvotum dieserhalb der Statthalter-
schaft ertheilt, genehmigt, wenn gleich kein direkt
darauf bezüglicher Antrag angenommen wurde.
Die Majorität, mit welcher diese Anträge ange-
nommen wurden, wird verschieden, theils auf 16,
theils auf 11 angegeben. Es werden nun wohl
noch einige geheime Sitzungen zur Feststellung von
Nebenanträgen, Finanzbewilligungen und definiti-
ver Feststellung des Kriegsbudgets folgen, so daß
mit spätestens Ende dieser Woche die Versamm-
lung nach Hause gehen wird.

   

Berlin, 7. April Jn akademischen und ver-
wandten Gelehrtenkreisen rüstet man sich zur
Feier eines Dortorjubiläums Der Jubilar ist
der berühmte Jurist und frühere Staatsminister
v. Savigny. Er erlangte im Jahre 1800 zu
[Spaltenumbruch] Marburg die Doctorwürde durch seine jetzt noch
in Ansehen stehende Dissertation, die er in einer
so eben bei Veit und Komp. hier erschienenen
Sammlung seiner „Vermischten Schriften“ wie-
der einverleibt hat.

Berlin, 9. April. Vor einigen Tagen ist
von Seiten des Fürsten Schwarzenberg dem
preußischen Cabinet ein Memoire überreicht wor-
den, welches den Beweis versucht, daß der däni-
sche Agent v. Bülvw bei der Bundeskommission
beglaubigt werden wüsse. Wahrscheinlich werden
den österr. Bundeskommissarien demgemäße Ver-
haltungsregeln zugekommen sein.

Berlin, 11. April. Dem Vernehmen nach
sind diesseits neuerdings Schritte gethan worden,
um die sächsische Regierung zu einer bestimm-
ten Erklärung über ihre Stellung zum preußischen
Bündniß zu veranlassen.

Erfurt, 7. April. Die von Hrn. v. Rado-
witz im Verfassungsausschuß des Volkshauses ab-
gegebene Erklärung: „daß die Lage der Dinge
eine höchst gefährliche sei, indem jetzt fast alle
größeren Mächte protestirend gegen die Constitui-
rung des engern Bundes auftreten, nicht allein
Oesterreich und Rußland, sondern auch England
und Frankreich“ -- findet ihre Bestätigung in
der als Organ der Diplomatie wohlbekannten pa-
riser „Assemblee nationale“, welche vor Kurzem
folgenden Artikel enthielt: „Es ist wichtig, genau
den Stand der Beziehungen der großen Mächte zu
Deutschland und die möglicher Weise daraus her-
vorgehenden Verwicklungen ins Auge zu fassen. --
„Rußland und Oesterreich scheinen vollständig
einig über alle Punkte. Die Oesterreicher sam-
meln sich in Böhmen, die Russen dehnen sich von
Kalisch bis zum Großherzogthum Posen aus.
Wenn der Krieg gegen Preußen ausbricht, hat
Oesterreich die Sympathien des ganzen katholi-
schen Schlesiens, das ihm erst im 18. Jahrhun-
dert entrissen ist, für sich. Rußland kann den
Polen das Großherzogthum Posen wiedergeben. --
„Der König von Sachsen, dem Preußen 1815
den besten Theil seiner Staaten wegen seiner
edeln Treue gegen Frankreich weggenommen hat,
nimmt mit Hilfe Oesterreichs und Rußlands sein
Gebiet wieder. -- „Weil das philosophische und
ehrsüchtige Preußen Deutschland in Unordnung
stürzt und sich kläglich lächerlich macht durch sei-
nen berüchtigten Erfurter Reichstag, so muß man
endlich seinem System ein Ende machen. -- „Das
Benehmen des Berliner Cabinets gegen Däne-
mark ist so unwürdig, so gegen alles Völkerrecht,
daß die ganze Diplomatie darüber empört ist.
Die Note des Hrn. v. Nesselrode ist der Aus-
druck dieses Gefühls. -- „Bayern geht in innig-
ster Uebereinstimmung mit Oesterreich; die öster-
reichischen Streitkräften werden beim ersten Sig-
nal des Krieges zu seiner Verfügung sein. --
„Württemberg hat innige Verbindung mit Ruß-
land und auf die erste Weisung von Petersburg
erklärt es sich für den Krieg; die Thronrede des
Königs drückt diesen Gedanken aus. -- „ Deutsch-
land geht einer Krisis entgegen, entweder muß
Preußen zum europäischen System zurückkehren,
oder es muß zahm gemacht werden; es ist das
Piemont Deutschlands. -- „Es sind also, wie
man voraussehen kann, in der nächsten Zeit ernste
Entscheidungen zu gewärtigen. -- „Man kann
übrigens hoffen, daß das Cabinet von Berlin,
sich von den übergreifenden Philosophen trennend,
in den Kreis des praktischen deutschen Rechtszu-
standes zurückkehre.“

Jn Erfurt hielt am 9. April das Volkshaus
seine 8. Sitzung, in welcher sich dasselbe nur mit
Wahlprüfungen beschäftigte. Eine Anzahl hess.
Abgeordneter war neu eingetreten. 190 Wahlen
sind bis jetzt für giltig erklärt.

   

Wien, 8. April. Es heißt, die Bankkommis-
sion habe sich in dem Antrage zu einem allge-
meinen Zwangsanleihen im Betrage von 100
Millionen vereinigt, in so fern sich keine Chancen
zur freiwilligen Aufbringung darbieten sollten,
was von der Entwickelung der politischen Ver-
hältnisse abhängt. Nachdem was bisher verlautete,
dürfte es jedoch wohl schwerlich zu einer definiti-

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[0003] schönen Ziele zu lenken gewußt, wie die österrei- chischen. Wir wollen mit diesem Niemand zu nahe treten; aber wenn es sich darum handelt, zu wem das arme, zersplitterte und geschwächte Deutsch- land mehr Vertrauen haben soll, ob zu Preußens oder zu Oesterreichs Politik, so dünkt uns die Frage bald entschieden. Oesterreich will auf den bestehenden Verträgen fortbauen. Das nehmen ihm die politischen Doctrinärs freilich sehr übel, weil sie gewöhnt sind, in die Luft zu bauen. Preußen hingegen verletzt diese Verträge in dem- selben Augenblicke, in welchem es sie als seinen Schild vor sich herträgt. Oesterreich zeigt an sei- ner erstaunlich schnellen und sichern Reorganisation, daß es -- ohne Kleinstaaterei zu treiben -- doch die Nationalität zu schonen weiß, wo es in deren wirklichem Jnteresse ist. Oesterreich ist in seinen Plänen viel großartiger, als Preußen. Preußen ist kleinlich; Oesterreich ist practisch, Preußen ist wesentlich doctrinär, seine Politik trägt das Ge- präge des „jebildeten“ Berlinerthums. Die Mün- chener Uebereinkunft ist einer weiteren Entwicke- lung fähig. Ex parvis initiis magnae res crescent. Und das neugeborne Kindlein wird an Oesterreich einen sichern, einen geistig und ma- teriell stärkeren Beschützer finden, als an Preußen. Gerade die große Selbstständigkeit, die die von Oesterreich unterstützte Münchener Uebereinkunft den einzelnen Staaten beläßt, rechtfertigt ersteres am Deutlichsten gegen den Vorwurf, als wolle es sich auf Kosten der Andern vergrößern -- ein Vor- wurf, den Preußen sich jetzt sogar von seinen bis- her eifrigsten Freunden muß machen lassen! München, 11. April. Ein glaubwürdiger Reisender, der gestern aus Tirol hier eintraf, er- zählt, daß das in und um Reute stehende öster- reichische Armeecorps Marschordre erhalten habe und der Aufbruch desselben gegen die würt- tembergische Grenze nächster Tage zu erwarten stehe. -- Die Zusammenstellung des Armeebe- fehls, mit der bereits begonnen ward, wird nunmehr bis nach der Berathung des Budgets ausgesetzt. München, 13. April. Der k. Kassationshof, welcher heute über die Nichtigkeitsbeschwerde von Stopfer und Dantinger verhandelte, hat nach ei- ner ausgezeichneten Rede des Staatsanwalts Dr. d'Allarmi selbige zurückgewiesen und das Todesur- theil bestätigt. Stopfer's Vertheidiger, Dr. Schnei- der, hat aus dem Grunde keine auf das Kassa- tionsgesuch bezügliche Denkschrift eingereicht, weil er aus eigener Anschauung keinen Nichtigkeitsgrund in der Verhandlung gefunden hat. Er machte je- doch darauf aufmerksam, daß die Oeffentlichkeit auf ungesetzliche Weise durch Ertheilung von Bil- leten beschränkt worden sei. Concipient Maier hingegen erklärte: Dantinger habe die Nichtig- keitsbeschwerde deshalb nicht ergriffen, weil er sich schuldig fühle, sondern weil er nicht mehr leben wolle. Bei der öffentlichen Anklage seien beide Angeklagte gegen das Gesetz gefesselt ein- geführt worden; im Zeugenzimmer habe ein leb- hafter Verkehr unbefugter Personen stattgefunden. Der Wahrspruch der Geschworenen sei widerspre- chend; den Stopfer erklärten sie schuldig des qua- lificirten Mordes in verabredeter Verbindung mit einem Andern, -- den Dantinger schuldig einer solchen Beihilfe, jedoch ohne verabredete Verbin- dung. Das fordere einen Dritten, von dem we- der in der Anklageschrift, noch in den Fragen an die Geschworenen etwas vorgekommen sei. Er be- anstandet die ganze Fragestellung in Bezug auf Dantinger, und beantragt, die Sache zur Abur- theilung an das nächste Schwurgericht zu verwei- sen. Nach der von dem Kassationshof bestätigten Todesurtheil läßt sich nicht zweifeln, daß dieses auch vom König bestätigt wird. ( Augsb. A.=Z. ) Speyer, 9. April. Die Speyerer Zeitung vom 9. April hat aus einer Münchener Corre- spondenz entnommen, daß der Commandirende in der Pfalz die Fortdauer seiner Thätigkeit als unverträglich mit der Ernennung des Hrn. Prä- sidenten von Hohe bezeichnet und für den Fall der Abberufung des Herrn von Zenetti auch die seinige nachgesucht habe. Wir sind ermächtigt, diese Nachricht als gänzlich unbegründet zu er- klären. ( N. M. Z.) Frankfurt, 12. April. Für morgen oder übermorgen ist der Herzog von Genna hier an- gesagt, der auf seiner Reise durch's südliche Frank- reich über Kehl hier eintrifft, um sich hier durch zu seiner sächsischen Braut, nach Dresden, zu begeben. Aus dem Badischen, 11. April. Unter den neuesten Verurtheilungen politischer Flüchtlinge be- merken wir wieder einige bekanntere Namen. So wurde von dem Hofgericht des Mittelrheinkreises Apotheker Rehmann von Offenburg zu 9, Bürger- meister Burkhardt von Adelsheim zu 9, A. Murr- mann von Philppsburg zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Stuttgart, 11. April. Der heutige Staats- anzeiger widerspricht dem von einigen Blättern verbreiteten Gerüchte, daß der König von Würt- temberg wegen seines Verhältnisses zu Preußen ein Memorandum an alle Regierungen Europa's gerichtet habe. Leipzig, 10. April. Heute ist die „allgemeine deutsche Jndustrie=Ausstellung“ eröffnet; viele Ge- werbsgegenden Deutschlands haben sich indeß gar nicht betheiligt. Bezeichnend möchte es in mehr als einer Beziehung sein, daß die Einsendungen aus Oesterreich sehr in den Vordergrund treten und daß die preuß. Jndustrie verhältnißmäßig am Wenigsten eingesendet hat. Es sind aber auch nicht einmal alle Zweige der sächs. Jndustrie ver- treten. ( Dtsch. Ztg. ) Hannover, 10. April. Der Mittheilung an die Stände entsprechend, ist folgende amtliche Be- kanntmachung erschienen: „Nachdem die Beziehun- gen des Königreichs Hannover zu dem -- am 26. Mai v. J. zunächst mit den Königreichen Preußen und Sachsen abgeschlossenen -- Bünd- nisse, und damit auch zu dem, laut Unserer Be- kanntmachung vom 4. Juli v. J. zu Erfurt nie- dergesetzten provisor. Bundesschiedsgericht aufge- hört haben, so nehmen Wir nunmehr auch Unsere, in Unserer Bekanntmachung vom 19. Sept. v. J. ( Gesetzsammlung Nro. 40 ) enthaltene Anweisung für die Behörden des Königreichs, den Requisi- tionen des gedachten Bundesschiedsgerichts Folge zu geben, hiermit wieder zurück. Hannover, den 8. April 1850. -- Königl. Gesammtministerium. v. Bennigsen.“ Oldenburg, 8. April. Der Landtag hat heute beschlossen, den Heerbestand von 2 auf1 1 / 2 pCt. herabzusetzen und die Präsenszeit auf die Dauer von 6--8 Monaten zu beschränken. Kiel, 19. April. Jn der gestrigen geheimen Sitzung der Landesversammlung, welche von 3 1 / 2 bis 8 Uhr währte, ist die Hauptschlacht ge- schlagen und es sind über die Richtung der näch- sten politischen Schritte, so wie über die darnach sich richtende Finanzbewilligung Beschlüsse gefaßt worden, welche, bis auf geringe Modifikationen, mit der Vorlage und Genehmigung der Statt- halterschaft sich emverstanden erklären und die vor etwa 8 Tagen gefaßten Beschlüsse in Betreff des Einrückens der Truppen in Schleswig fast gänz- lich aufheben. Sind wir recht berichtet, so wurde sogar der Antrag der Statthalterschaft auf An- knüpfung direkter Unterhandlungen mit dem Her- zog in Kopenhagen, welchen die Ritterschaft ent- schieden unterstützt hatte, unter einer Form, die ein Vertrauensvotum dieserhalb der Statthalter- schaft ertheilt, genehmigt, wenn gleich kein direkt darauf bezüglicher Antrag angenommen wurde. Die Majorität, mit welcher diese Anträge ange- nommen wurden, wird verschieden, theils auf 16, theils auf 11 angegeben. Es werden nun wohl noch einige geheime Sitzungen zur Feststellung von Nebenanträgen, Finanzbewilligungen und definiti- ver Feststellung des Kriegsbudgets folgen, so daß mit spätestens Ende dieser Woche die Versamm- lung nach Hause gehen wird. ( D. Ref. ) Berlin, 7. April Jn akademischen und ver- wandten Gelehrtenkreisen rüstet man sich zur Feier eines Dortorjubiläums Der Jubilar ist der berühmte Jurist und frühere Staatsminister v. Savigny. Er erlangte im Jahre 1800 zu Marburg die Doctorwürde durch seine jetzt noch in Ansehen stehende Dissertation, die er in einer so eben bei Veit und Komp. hier erschienenen Sammlung seiner „Vermischten Schriften“ wie- der einverleibt hat. Berlin, 9. April. Vor einigen Tagen ist von Seiten des Fürsten Schwarzenberg dem preußischen Cabinet ein Memoire überreicht wor- den, welches den Beweis versucht, daß der däni- sche Agent v. Bülvw bei der Bundeskommission beglaubigt werden wüsse. Wahrscheinlich werden den österr. Bundeskommissarien demgemäße Ver- haltungsregeln zugekommen sein. Berlin, 11. April. Dem Vernehmen nach sind diesseits neuerdings Schritte gethan worden, um die sächsische Regierung zu einer bestimm- ten Erklärung über ihre Stellung zum preußischen Bündniß zu veranlassen. Erfurt, 7. April. Die von Hrn. v. Rado- witz im Verfassungsausschuß des Volkshauses ab- gegebene Erklärung: „daß die Lage der Dinge eine höchst gefährliche sei, indem jetzt fast alle größeren Mächte protestirend gegen die Constitui- rung des engern Bundes auftreten, nicht allein Oesterreich und Rußland, sondern auch England und Frankreich“ -- findet ihre Bestätigung in der als Organ der Diplomatie wohlbekannten pa- riser „Assemblee nationale“, welche vor Kurzem folgenden Artikel enthielt: „Es ist wichtig, genau den Stand der Beziehungen der großen Mächte zu Deutschland und die möglicher Weise daraus her- vorgehenden Verwicklungen ins Auge zu fassen. -- „Rußland und Oesterreich scheinen vollständig einig über alle Punkte. Die Oesterreicher sam- meln sich in Böhmen, die Russen dehnen sich von Kalisch bis zum Großherzogthum Posen aus. Wenn der Krieg gegen Preußen ausbricht, hat Oesterreich die Sympathien des ganzen katholi- schen Schlesiens, das ihm erst im 18. Jahrhun- dert entrissen ist, für sich. Rußland kann den Polen das Großherzogthum Posen wiedergeben. -- „Der König von Sachsen, dem Preußen 1815 den besten Theil seiner Staaten wegen seiner edeln Treue gegen Frankreich weggenommen hat, nimmt mit Hilfe Oesterreichs und Rußlands sein Gebiet wieder. -- „Weil das philosophische und ehrsüchtige Preußen Deutschland in Unordnung stürzt und sich kläglich lächerlich macht durch sei- nen berüchtigten Erfurter Reichstag, so muß man endlich seinem System ein Ende machen. -- „Das Benehmen des Berliner Cabinets gegen Däne- mark ist so unwürdig, so gegen alles Völkerrecht, daß die ganze Diplomatie darüber empört ist. Die Note des Hrn. v. Nesselrode ist der Aus- druck dieses Gefühls. -- „Bayern geht in innig- ster Uebereinstimmung mit Oesterreich; die öster- reichischen Streitkräften werden beim ersten Sig- nal des Krieges zu seiner Verfügung sein. -- „Württemberg hat innige Verbindung mit Ruß- land und auf die erste Weisung von Petersburg erklärt es sich für den Krieg; die Thronrede des Königs drückt diesen Gedanken aus. -- „ Deutsch- land geht einer Krisis entgegen, entweder muß Preußen zum europäischen System zurückkehren, oder es muß zahm gemacht werden; es ist das Piemont Deutschlands. -- „Es sind also, wie man voraussehen kann, in der nächsten Zeit ernste Entscheidungen zu gewärtigen. -- „Man kann übrigens hoffen, daß das Cabinet von Berlin, sich von den übergreifenden Philosophen trennend, in den Kreis des praktischen deutschen Rechtszu- standes zurückkehre.“ Jn Erfurt hielt am 9. April das Volkshaus seine 8. Sitzung, in welcher sich dasselbe nur mit Wahlprüfungen beschäftigte. Eine Anzahl hess. Abgeordneter war neu eingetreten. 190 Wahlen sind bis jetzt für giltig erklärt. ( N. M. Z. Wien, 8. April. Es heißt, die Bankkommis- sion habe sich in dem Antrage zu einem allge- meinen Zwangsanleihen im Betrage von 100 Millionen vereinigt, in so fern sich keine Chancen zur freiwilligen Aufbringung darbieten sollten, was von der Entwickelung der politischen Ver- hältnisse abhängt. Nachdem was bisher verlautete, dürfte es jedoch wohl schwerlich zu einer definiti-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 90. Würzburg, 15. April 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische090_1850/3>, abgerufen am 26.04.2024.