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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 32. Bremen, 20. April 1852.

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[Beginn Spaltensatz] zu umgehen, ihre Officiere erst auf mexicanischem Boden wählten, und
außerdem noch eine Menge Abenteurer.

Brownsville und seine Bewohner leisteten unter den Augen der
Behörden fortwährend thätigen Beistand durch Sendung von Munition
und Lebensmitteln. Sobald Caravajal eine Schlappe erlitten hatte oder
die mexicanische Armee den Freibeutern zu dicht auf den Fersen war,
kreuzten sie auf das texanische Ufer des Rio Grande herüber, und lösten
sich anscheinend, um der Form zu genügen, auf, waren aber, sobald
sie das andere Ufer betraten, sogleich wieder militärisch organisirt. Nach
dem verunglückten Versuche auf Matamoras und der Schlappe bei
Cerralvo zog die Bande, gegenwärtig ungefähr 3--400 Mann stark,
wieder auf texanisches Gebiet sich zurück, und hier war es, wo der Gene-
ral Harney Caravajal gefangen nahm. Jene beobachteten Vorsichts-
maßregeln werden den Geschworenen zu Brownsville ihren Ausspruch,
daß Caravajal keiner Uebertretung der amerikanischen Neutralitätsgesetze
sich schuldig gemacht habe, wahrscheinlich sehr erleichtern und die Thatsache,
daß er 6 Monate der Schrecken des Rio Grande gewesen, Lügen strafen.

Der durch den Vertrag von Guadalupe Hidalgo garantirte
friedliche Verkehr zwischen Mexico und den Ver. Staaten ist durch diese
Raubzüge jedenfalls gestört, gestört vielleicht mit Connivenz, jeden-
falls
durch die Schuld amerikanischer Behörden, die nicht die hinreichen-
den Mittel aufboten, um das Eindringen bewaffneter Horden von Texas
nach Mexiko zu verhindern. Der den Mexicanern verursachte Schaden an
Raub wie an militärischen Unkosten ist ein sehr bedeutender, und selbst
amerikanische Blätter sprechen die Vermuthung aus, daß deshalb eine Ent-
schädigungsforderung von mehreren Millionen Dollars gegen die
Regierung zu Washington geltend gemacht werden wird. Dazu kommen
Entschädigungen wegen schwerer durch die Apaches- und Camanches-
Jndianer
den Mexicanern zugefügter Verluste, da durch den nämlichen
Vertrag die Vereinigten Staaten sich anheischig gemacht hatten, die Grenzen
der Mexicaner, die selbst dazu unfähig sind, vor den Raubzügen
derselben zu schützen. Alle diese Forderungen sollen die ungeheure Summe
von zwanzig bis dreißig Millionen Dollars erreichen. Ob die Regie-
rung zu Washington eine solche Forderung anerkennen, ob die Bevölkerung
der südlichen Staaten auch nur gut heißen wird, daß einem so schwachen
und so verachteten Nachbarn, wie der mexicanischen Republik, der mancher
Yankee lieber heute als morgen den Garaus machen möchte, eine solche
Forderung bewilligt wird, das ist wohl sehr fraglich, und vielleicht stehen in
Folge davon die dortigen Verhältnisse wieder an der Schwelle ernster Ereig-
nisse, die die Schwierigkeiten, welche Mexico hinsichtlich des Tehuantepec-
Vertrags
macht, nicht zu beseitigen geeignet sind.

Hätte der General Harney sich nicht endlich der Mexicaner erbarmt
und Caravajal gefangen genommen, so würde sein Grenzplünderungs= und
Revolutionirungssystem durch die mexicanischen Truppen selbst schwerlich
verhindert sein; denn charakteristisch genug war der Ausgang des letzten
Treffens bei Cerralvo; beide Theile liefen davon! Wir zweifeln nicht, sehr
bald über neue Unruhen in jenen Länderstrichen berichten zu müssen.



Die nach Texas bestimmten und in Liverpool betrogenen
Auswanderer der "Esmeralda
".

Unsere Leser werden sich des letzten Berichts der "deutschen Gesell-
schaft " in Neworleans erinnern, der in Nr. 21 und 22 unseres Blattes
gedruckt war und die Schilderung einer infamen, in Liverpool von
Vinesberg & Comp. an deutschen Auswanderern verübten Betrügerei
enthielt. Jene Leute hatten mit Hrn. W. J. Geilhausen in Coblenz
einen Vertrag zur Ueberfahrt via Liverpool und Neworleans nach
Jndianola in Texas geschlossen, wurden aber, in Liverpool ange-
kommen, von dem Correspondenten desselben, dem Hause Vinesberg &
Comp., nachdem man ihnen die Originalbillete abgenommen hatte, nur
nach Neworleans expedirt und mußten dort die Hülfe der "deutschen
Gesellschaft" in Anspruch nehmen. Obgleich bereits in jenem Berichte die
gänzliche Schuldlosigkeit des ursprünglichen Contrahenten, Hrn. Geilhausen,
behauptet wurde, so hat derselbe zur vollständigen Aufklärung dieser höchst
schmutzigen Angelegenheit einen längern Brief in der "Hansa" einrücken
lassen, aus dem wir das Wesentliche mittheilen, da wir die Ersten waren,
jenen Bericht der "deutschen Gesellschaft" zu veröffentlichen.

Diesem Briefe zufolge war die Veranlassung des durch Vinesberg &
Comp. verübten Betrugs die Weigerung des Hrn. Geilhausen, einen höhern
Preis per Kopf, als den ursprünglich mit Vinesberg stipulirten, an diese zu
[Spaltenumbruch] bezahlen. Diese Forderung, von der Drohung begleitet, die Leute von New-
orleans nicht weiter zu befördern ( wie auch wirklich nicht geschehen ) wurde
aber erst nachdrücklich geltend gemacht, nachdem bereits die Aus-
wanderer eingeschifft waren und Vinesberg
& Comp. die
sämmtlichen Passagegelder in Händen hatten.
Jetzt blieb Hrn.
Geilhausen, der jene Mehrforderung nicht bewilligen wollte, Nichts übrig,
als sich direkt nach Neworleans an den dortigen preußischen Consul mit
der Bitte zu wenden, die Passagiere unter allen Umständen nach Jndianola
zu schaffen. Daß dies durch Vermittelung der "deutschen Gesellschaft"
geschehen, wissen wir bereits aus dem Berichte derselben. Nach dieser
Darstellung steht Hr. Geilhausen allerdings völlig unschuldig an jener
Prellerei da, er ist vielmehr wegen der ihm durch den Transport von New-
orleans nach Jndianola verursachten Kosten selbst der Geprellte.
Hoffentlich wird er später das Resultat der ohne Zweifel seinerseits gegen
Vinesberg & Comp. geltend gemachten Entschädigungsforderung in öffent-
lichen Blättern mittheilen.



Bekanntmachung im Gothaer Regierungsblatte.

Mit Freuden ersehen wir aus nachstehender Bekanntmachung im
" Gothaer Regierungsblatte ", daß auch die dortige Regierung ihre
Aufmerksamkeit der Auswanderung zuwendet und nicht mehr bloß passiv
dem Treiben der in jenen Gegenden für England werbenden Agenten
und Zeitungsblätter zusieht. Es war wahrlich auch Zeit, den von dorther
ausströmenden Unwahrheiten gegen die deutschen Seehäfen, sowie den
gehässigen Aufeindungen gegen die "deutschen Gesellschaften" in den Ver.
Staaten, von geeigneter Stelle aus entgegenzutreten!

"Jn Folge mehrfacher an deutschen Auswanderern in neuester Zeit
wieder verübten Betrügereien sehen wir uns veranlaßt, einestheils vor
der Ueberfahrt über europäische Zwischenhäfen, insbesondere über
Liverpool
und andere englische Häfen, anderntheils aber auch vor dem
Abschlusse von Contrakten über Weiterbeförderung von den ame-
rikanischen Küstenstädten in das Jnnere des Landes von
hier aus
oder während der Reise, namentlich aber vor dem etwaigen
Abschlusse solcher Contrakte mit unbekannten oder nicht vollkommen sicheren
Menschen hiermit dringend zu warnen. Wir rathen vielmehr den aus dem
hiesigen Herzogthum nach Nordamerika Auswandernden wohlmeinend an,
den Weg von Bremen oder Hamburg direkt nach einer ameri-
kanischen Hafenstadt
zu wählen, wegen ihrer etwaigen Weiterbeförde-
rung von letzterer aus in das Jnnere des Landes aber sich lediglich an
eine der in den dortigen Seeplätzen befindlichen deutschen Gesellschaf-
ten
zu wenden.



Californien.

Vor wenigen Tagen wurde in Washington eine Convention von
Bürgern Californiens abgehalten, die ein Memorial abfaßte, worin
dem Congresse auf klare und überzeugende Weise die Ansprüche Califor-
niens an die Generalregierung vorgelegt werden.

Dieses Memorial verlangt schleunige Vermessung der Agrikulturlände-
reien Californiens und Begünstigung der Ansiedler auf denselben mit den
Vortheilen der Landgesetze, welche für andere Unionsstaaten gelten. Es
fordert Landgeschenke zu Erziehungszwecken, sowie Wegerecht und Geld-
unterstützung für den Bau einer National=Heerstraße zwischen
dem atlantischen und pacifischen Ocean.

Von dem Reichthume Californiens an Mineralien, besonders Gold,
Quecksilber, Silber giebt das Memorial eine sehr glühende Schilde-
rung. Der Goldstaubbetrag wird sich mit jedem Jahre steigern, während
der Goldgewinn aus Quarz unerschöpflich ist. Die jährliche Goldproduktion
aus goldhaltigem Quarz wird binnen 8 Jahren auf 225,000,000 Dollars
geschätzt. Man führt Beispiele von der Reichhaltigkeit des Goldquarzes an.
Die nach London geschickten Proben lieferten durchschnittlich 500 $ per Tonne;
ausgesuchte Proben kamen 35,300 $ per Tonne gleich. Ein in der Münze
untersuchtes goldhaltiges Quarzstück, das ursprünglich 188 Unzen wog,
lieferte 1,731 $ Gold, oder 9--20 $ per Unze.

Der Goldertrag während der nächsten 3 Jahre wird auf 150,000,000
Dollars geschätzt.

Die Memorialisten verlangen, daß der Congreß über die Mineral-
ländereien
Californiens keine Verfügung treffe, und sie stimmen der
Empfehlung des Präsidenten bei, daß diese Ländereien das gemeinsame
Eigenthum des amerikanischen Volkes bleiben sollten.

Auch die Agrikultur=Hülfsquellen und die vegetabilische Produktions-
fähigkeit, sowie der sich steigernde Handel Californiens sind in einem erfreu-
lichen Bilde dargestellt. Man glaubt, daß der Verkehr und Handel auf
dem pacifischen Oceane in 10 bis 15 Jahren jenem des atlantischen voll-
kommen gleich stehen werde. Ferner heißt es:

"Wenn wir außer unserer jetzigen großen Flotte von Segelfahrzeugen
Dampfverbindung mit dem östlichen Asien haben werden; wenn unser Han-
del mit dem östlichen Archipel und andern Jnseln der pacifischen und indi-
schen Oceane fester errichtet und verfolgt sein wird; wenn man ihn mit
Mexico, Central= und Südamerika ausgedehnter betreibt, -- dann werden
wir zu fühlen beginnen, daß wir den Grund zu Handelsunternehmungen
gelegt haben, die uns über den Verkehr und die Schifffahrt dieser Theile
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] zu umgehen, ihre Officiere erst auf mexicanischem Boden wählten, und
außerdem noch eine Menge Abenteurer.

Brownsville und seine Bewohner leisteten unter den Augen der
Behörden fortwährend thätigen Beistand durch Sendung von Munition
und Lebensmitteln. Sobald Caravajal eine Schlappe erlitten hatte oder
die mexicanische Armee den Freibeutern zu dicht auf den Fersen war,
kreuzten sie auf das texanische Ufer des Rio Grande herüber, und lösten
sich anscheinend, um der Form zu genügen, auf, waren aber, sobald
sie das andere Ufer betraten, sogleich wieder militärisch organisirt. Nach
dem verunglückten Versuche auf Matamoras und der Schlappe bei
Cerralvo zog die Bande, gegenwärtig ungefähr 3--400 Mann stark,
wieder auf texanisches Gebiet sich zurück, und hier war es, wo der Gene-
ral Harney Caravajal gefangen nahm. Jene beobachteten Vorsichts-
maßregeln werden den Geschworenen zu Brownsville ihren Ausspruch,
daß Caravajal keiner Uebertretung der amerikanischen Neutralitätsgesetze
sich schuldig gemacht habe, wahrscheinlich sehr erleichtern und die Thatsache,
daß er 6 Monate der Schrecken des Rio Grande gewesen, Lügen strafen.

Der durch den Vertrag von Guadalupe Hidalgo garantirte
friedliche Verkehr zwischen Mexico und den Ver. Staaten ist durch diese
Raubzüge jedenfalls gestört, gestört vielleicht mit Connivenz, jeden-
falls
durch die Schuld amerikanischer Behörden, die nicht die hinreichen-
den Mittel aufboten, um das Eindringen bewaffneter Horden von Texas
nach Mexiko zu verhindern. Der den Mexicanern verursachte Schaden an
Raub wie an militärischen Unkosten ist ein sehr bedeutender, und selbst
amerikanische Blätter sprechen die Vermuthung aus, daß deshalb eine Ent-
schädigungsforderung von mehreren Millionen Dollars gegen die
Regierung zu Washington geltend gemacht werden wird. Dazu kommen
Entschädigungen wegen schwerer durch die Apaches- und Camanches-
Jndianer
den Mexicanern zugefügter Verluste, da durch den nämlichen
Vertrag die Vereinigten Staaten sich anheischig gemacht hatten, die Grenzen
der Mexicaner, die selbst dazu unfähig sind, vor den Raubzügen
derselben zu schützen. Alle diese Forderungen sollen die ungeheure Summe
von zwanzig bis dreißig Millionen Dollars erreichen. Ob die Regie-
rung zu Washington eine solche Forderung anerkennen, ob die Bevölkerung
der südlichen Staaten auch nur gut heißen wird, daß einem so schwachen
und so verachteten Nachbarn, wie der mexicanischen Republik, der mancher
Yankee lieber heute als morgen den Garaus machen möchte, eine solche
Forderung bewilligt wird, das ist wohl sehr fraglich, und vielleicht stehen in
Folge davon die dortigen Verhältnisse wieder an der Schwelle ernster Ereig-
nisse, die die Schwierigkeiten, welche Mexico hinsichtlich des Tehuantepec-
Vertrags
macht, nicht zu beseitigen geeignet sind.

Hätte der General Harney sich nicht endlich der Mexicaner erbarmt
und Caravajal gefangen genommen, so würde sein Grenzplünderungs= und
Revolutionirungssystem durch die mexicanischen Truppen selbst schwerlich
verhindert sein; denn charakteristisch genug war der Ausgang des letzten
Treffens bei Cerralvo; beide Theile liefen davon! Wir zweifeln nicht, sehr
bald über neue Unruhen in jenen Länderstrichen berichten zu müssen.



Die nach Texas bestimmten und in Liverpool betrogenen
Auswanderer der „Esmeralda
“.

Unsere Leser werden sich des letzten Berichts der „deutschen Gesell-
schaft “ in Neworleans erinnern, der in Nr. 21 und 22 unseres Blattes
gedruckt war und die Schilderung einer infamen, in Liverpool von
Vinesberg & Comp. an deutschen Auswanderern verübten Betrügerei
enthielt. Jene Leute hatten mit Hrn. W. J. Geilhausen in Coblenz
einen Vertrag zur Ueberfahrt via Liverpool und Neworleans nach
Jndianola in Texas geschlossen, wurden aber, in Liverpool ange-
kommen, von dem Correspondenten desselben, dem Hause Vinesberg &
Comp., nachdem man ihnen die Originalbillete abgenommen hatte, nur
nach Neworleans expedirt und mußten dort die Hülfe der „deutschen
Gesellschaft“ in Anspruch nehmen. Obgleich bereits in jenem Berichte die
gänzliche Schuldlosigkeit des ursprünglichen Contrahenten, Hrn. Geilhausen,
behauptet wurde, so hat derselbe zur vollständigen Aufklärung dieser höchst
schmutzigen Angelegenheit einen längern Brief in der „Hansa“ einrücken
lassen, aus dem wir das Wesentliche mittheilen, da wir die Ersten waren,
jenen Bericht der „deutschen Gesellschaft“ zu veröffentlichen.

Diesem Briefe zufolge war die Veranlassung des durch Vinesberg &
Comp. verübten Betrugs die Weigerung des Hrn. Geilhausen, einen höhern
Preis per Kopf, als den ursprünglich mit Vinesberg stipulirten, an diese zu
[Spaltenumbruch] bezahlen. Diese Forderung, von der Drohung begleitet, die Leute von New-
orleans nicht weiter zu befördern ( wie auch wirklich nicht geschehen ) wurde
aber erst nachdrücklich geltend gemacht, nachdem bereits die Aus-
wanderer eingeschifft waren und Vinesberg
& Comp. die
sämmtlichen Passagegelder in Händen hatten.
Jetzt blieb Hrn.
Geilhausen, der jene Mehrforderung nicht bewilligen wollte, Nichts übrig,
als sich direkt nach Neworleans an den dortigen preußischen Consul mit
der Bitte zu wenden, die Passagiere unter allen Umständen nach Jndianola
zu schaffen. Daß dies durch Vermittelung der „deutschen Gesellschaft“
geschehen, wissen wir bereits aus dem Berichte derselben. Nach dieser
Darstellung steht Hr. Geilhausen allerdings völlig unschuldig an jener
Prellerei da, er ist vielmehr wegen der ihm durch den Transport von New-
orleans nach Jndianola verursachten Kosten selbst der Geprellte.
Hoffentlich wird er später das Resultat der ohne Zweifel seinerseits gegen
Vinesberg & Comp. geltend gemachten Entschädigungsforderung in öffent-
lichen Blättern mittheilen.



Bekanntmachung im Gothaer Regierungsblatte.

Mit Freuden ersehen wir aus nachstehender Bekanntmachung im
Gothaer Regierungsblatte “, daß auch die dortige Regierung ihre
Aufmerksamkeit der Auswanderung zuwendet und nicht mehr bloß passiv
dem Treiben der in jenen Gegenden für England werbenden Agenten
und Zeitungsblätter zusieht. Es war wahrlich auch Zeit, den von dorther
ausströmenden Unwahrheiten gegen die deutschen Seehäfen, sowie den
gehässigen Aufeindungen gegen die „deutschen Gesellschaften“ in den Ver.
Staaten, von geeigneter Stelle aus entgegenzutreten!

„Jn Folge mehrfacher an deutschen Auswanderern in neuester Zeit
wieder verübten Betrügereien sehen wir uns veranlaßt, einestheils vor
der Ueberfahrt über europäische Zwischenhäfen, insbesondere über
Liverpool
und andere englische Häfen, anderntheils aber auch vor dem
Abschlusse von Contrakten über Weiterbeförderung von den ame-
rikanischen Küstenstädten in das Jnnere des Landes von
hier aus
oder während der Reise, namentlich aber vor dem etwaigen
Abschlusse solcher Contrakte mit unbekannten oder nicht vollkommen sicheren
Menschen hiermit dringend zu warnen. Wir rathen vielmehr den aus dem
hiesigen Herzogthum nach Nordamerika Auswandernden wohlmeinend an,
den Weg von Bremen oder Hamburg direkt nach einer ameri-
kanischen Hafenstadt
zu wählen, wegen ihrer etwaigen Weiterbeförde-
rung von letzterer aus in das Jnnere des Landes aber sich lediglich an
eine der in den dortigen Seeplätzen befindlichen deutschen Gesellschaf-
ten
zu wenden.



Californien.

Vor wenigen Tagen wurde in Washington eine Convention von
Bürgern Californiens abgehalten, die ein Memorial abfaßte, worin
dem Congresse auf klare und überzeugende Weise die Ansprüche Califor-
niens an die Generalregierung vorgelegt werden.

Dieses Memorial verlangt schleunige Vermessung der Agrikulturlände-
reien Californiens und Begünstigung der Ansiedler auf denselben mit den
Vortheilen der Landgesetze, welche für andere Unionsstaaten gelten. Es
fordert Landgeschenke zu Erziehungszwecken, sowie Wegerecht und Geld-
unterstützung für den Bau einer National=Heerstraße zwischen
dem atlantischen und pacifischen Ocean.

Von dem Reichthume Californiens an Mineralien, besonders Gold,
Quecksilber, Silber giebt das Memorial eine sehr glühende Schilde-
rung. Der Goldstaubbetrag wird sich mit jedem Jahre steigern, während
der Goldgewinn aus Quarz unerschöpflich ist. Die jährliche Goldproduktion
aus goldhaltigem Quarz wird binnen 8 Jahren auf 225,000,000 Dollars
geschätzt. Man führt Beispiele von der Reichhaltigkeit des Goldquarzes an.
Die nach London geschickten Proben lieferten durchschnittlich 500 $ per Tonne;
ausgesuchte Proben kamen 35,300 $ per Tonne gleich. Ein in der Münze
untersuchtes goldhaltiges Quarzstück, das ursprünglich 188 Unzen wog,
lieferte 1,731 $ Gold, oder 9--20 $ per Unze.

Der Goldertrag während der nächsten 3 Jahre wird auf 150,000,000
Dollars geschätzt.

Die Memorialisten verlangen, daß der Congreß über die Mineral-
ländereien
Californiens keine Verfügung treffe, und sie stimmen der
Empfehlung des Präsidenten bei, daß diese Ländereien das gemeinsame
Eigenthum des amerikanischen Volkes bleiben sollten.

Auch die Agrikultur=Hülfsquellen und die vegetabilische Produktions-
fähigkeit, sowie der sich steigernde Handel Californiens sind in einem erfreu-
lichen Bilde dargestellt. Man glaubt, daß der Verkehr und Handel auf
dem pacifischen Oceane in 10 bis 15 Jahren jenem des atlantischen voll-
kommen gleich stehen werde. Ferner heißt es:

„Wenn wir außer unserer jetzigen großen Flotte von Segelfahrzeugen
Dampfverbindung mit dem östlichen Asien haben werden; wenn unser Han-
del mit dem östlichen Archipel und andern Jnseln der pacifischen und indi-
schen Oceane fester errichtet und verfolgt sein wird; wenn man ihn mit
Mexico, Central= und Südamerika ausgedehnter betreibt, -- dann werden
wir zu fühlen beginnen, daß wir den Grund zu Handelsunternehmungen
gelegt haben, die uns über den Verkehr und die Schifffahrt dieser Theile
[Ende Spaltensatz]

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[126/0002] 126 zu umgehen, ihre Officiere erst auf mexicanischem Boden wählten, und außerdem noch eine Menge Abenteurer. Brownsville und seine Bewohner leisteten unter den Augen der Behörden fortwährend thätigen Beistand durch Sendung von Munition und Lebensmitteln. Sobald Caravajal eine Schlappe erlitten hatte oder die mexicanische Armee den Freibeutern zu dicht auf den Fersen war, kreuzten sie auf das texanische Ufer des Rio Grande herüber, und lösten sich anscheinend, um der Form zu genügen, auf, waren aber, sobald sie das andere Ufer betraten, sogleich wieder militärisch organisirt. Nach dem verunglückten Versuche auf Matamoras und der Schlappe bei Cerralvo zog die Bande, gegenwärtig ungefähr 3--400 Mann stark, wieder auf texanisches Gebiet sich zurück, und hier war es, wo der Gene- ral Harney Caravajal gefangen nahm. Jene beobachteten Vorsichts- maßregeln werden den Geschworenen zu Brownsville ihren Ausspruch, daß Caravajal keiner Uebertretung der amerikanischen Neutralitätsgesetze sich schuldig gemacht habe, wahrscheinlich sehr erleichtern und die Thatsache, daß er 6 Monate der Schrecken des Rio Grande gewesen, Lügen strafen. Der durch den Vertrag von Guadalupe Hidalgo garantirte friedliche Verkehr zwischen Mexico und den Ver. Staaten ist durch diese Raubzüge jedenfalls gestört, gestört vielleicht mit Connivenz, jeden- falls durch die Schuld amerikanischer Behörden, die nicht die hinreichen- den Mittel aufboten, um das Eindringen bewaffneter Horden von Texas nach Mexiko zu verhindern. Der den Mexicanern verursachte Schaden an Raub wie an militärischen Unkosten ist ein sehr bedeutender, und selbst amerikanische Blätter sprechen die Vermuthung aus, daß deshalb eine Ent- schädigungsforderung von mehreren Millionen Dollars gegen die Regierung zu Washington geltend gemacht werden wird. Dazu kommen Entschädigungen wegen schwerer durch die Apaches- und Camanches- Jndianer den Mexicanern zugefügter Verluste, da durch den nämlichen Vertrag die Vereinigten Staaten sich anheischig gemacht hatten, die Grenzen der Mexicaner, die selbst dazu unfähig sind, vor den Raubzügen derselben zu schützen. Alle diese Forderungen sollen die ungeheure Summe von zwanzig bis dreißig Millionen Dollars erreichen. Ob die Regie- rung zu Washington eine solche Forderung anerkennen, ob die Bevölkerung der südlichen Staaten auch nur gut heißen wird, daß einem so schwachen und so verachteten Nachbarn, wie der mexicanischen Republik, der mancher Yankee lieber heute als morgen den Garaus machen möchte, eine solche Forderung bewilligt wird, das ist wohl sehr fraglich, und vielleicht stehen in Folge davon die dortigen Verhältnisse wieder an der Schwelle ernster Ereig- nisse, die die Schwierigkeiten, welche Mexico hinsichtlich des Tehuantepec- Vertrags macht, nicht zu beseitigen geeignet sind. Hätte der General Harney sich nicht endlich der Mexicaner erbarmt und Caravajal gefangen genommen, so würde sein Grenzplünderungs= und Revolutionirungssystem durch die mexicanischen Truppen selbst schwerlich verhindert sein; denn charakteristisch genug war der Ausgang des letzten Treffens bei Cerralvo; beide Theile liefen davon! Wir zweifeln nicht, sehr bald über neue Unruhen in jenen Länderstrichen berichten zu müssen. Die nach Texas bestimmten und in Liverpool betrogenen Auswanderer der „Esmeralda “. Unsere Leser werden sich des letzten Berichts der „deutschen Gesell- schaft “ in Neworleans erinnern, der in Nr. 21 und 22 unseres Blattes gedruckt war und die Schilderung einer infamen, in Liverpool von Vinesberg & Comp. an deutschen Auswanderern verübten Betrügerei enthielt. Jene Leute hatten mit Hrn. W. J. Geilhausen in Coblenz einen Vertrag zur Ueberfahrt via Liverpool und Neworleans nach Jndianola in Texas geschlossen, wurden aber, in Liverpool ange- kommen, von dem Correspondenten desselben, dem Hause Vinesberg & Comp., nachdem man ihnen die Originalbillete abgenommen hatte, nur nach Neworleans expedirt und mußten dort die Hülfe der „deutschen Gesellschaft“ in Anspruch nehmen. Obgleich bereits in jenem Berichte die gänzliche Schuldlosigkeit des ursprünglichen Contrahenten, Hrn. Geilhausen, behauptet wurde, so hat derselbe zur vollständigen Aufklärung dieser höchst schmutzigen Angelegenheit einen längern Brief in der „Hansa“ einrücken lassen, aus dem wir das Wesentliche mittheilen, da wir die Ersten waren, jenen Bericht der „deutschen Gesellschaft“ zu veröffentlichen. Diesem Briefe zufolge war die Veranlassung des durch Vinesberg & Comp. verübten Betrugs die Weigerung des Hrn. Geilhausen, einen höhern Preis per Kopf, als den ursprünglich mit Vinesberg stipulirten, an diese zu bezahlen. Diese Forderung, von der Drohung begleitet, die Leute von New- orleans nicht weiter zu befördern ( wie auch wirklich nicht geschehen ) wurde aber erst nachdrücklich geltend gemacht, nachdem bereits die Aus- wanderer eingeschifft waren und Vinesberg & Comp. die sämmtlichen Passagegelder in Händen hatten. Jetzt blieb Hrn. Geilhausen, der jene Mehrforderung nicht bewilligen wollte, Nichts übrig, als sich direkt nach Neworleans an den dortigen preußischen Consul mit der Bitte zu wenden, die Passagiere unter allen Umständen nach Jndianola zu schaffen. Daß dies durch Vermittelung der „deutschen Gesellschaft“ geschehen, wissen wir bereits aus dem Berichte derselben. Nach dieser Darstellung steht Hr. Geilhausen allerdings völlig unschuldig an jener Prellerei da, er ist vielmehr wegen der ihm durch den Transport von New- orleans nach Jndianola verursachten Kosten selbst der Geprellte. Hoffentlich wird er später das Resultat der ohne Zweifel seinerseits gegen Vinesberg & Comp. geltend gemachten Entschädigungsforderung in öffent- lichen Blättern mittheilen. Bekanntmachung im Gothaer Regierungsblatte. Mit Freuden ersehen wir aus nachstehender Bekanntmachung im „ Gothaer Regierungsblatte “, daß auch die dortige Regierung ihre Aufmerksamkeit der Auswanderung zuwendet und nicht mehr bloß passiv dem Treiben der in jenen Gegenden für England werbenden Agenten und Zeitungsblätter zusieht. Es war wahrlich auch Zeit, den von dorther ausströmenden Unwahrheiten gegen die deutschen Seehäfen, sowie den gehässigen Aufeindungen gegen die „deutschen Gesellschaften“ in den Ver. Staaten, von geeigneter Stelle aus entgegenzutreten! „Jn Folge mehrfacher an deutschen Auswanderern in neuester Zeit wieder verübten Betrügereien sehen wir uns veranlaßt, einestheils vor der Ueberfahrt über europäische Zwischenhäfen, insbesondere über Liverpool und andere englische Häfen, anderntheils aber auch vor dem Abschlusse von Contrakten über Weiterbeförderung von den ame- rikanischen Küstenstädten in das Jnnere des Landes von hier aus oder während der Reise, namentlich aber vor dem etwaigen Abschlusse solcher Contrakte mit unbekannten oder nicht vollkommen sicheren Menschen hiermit dringend zu warnen. Wir rathen vielmehr den aus dem hiesigen Herzogthum nach Nordamerika Auswandernden wohlmeinend an, den Weg von Bremen oder Hamburg direkt nach einer ameri- kanischen Hafenstadt zu wählen, wegen ihrer etwaigen Weiterbeförde- rung von letzterer aus in das Jnnere des Landes aber sich lediglich an eine der in den dortigen Seeplätzen befindlichen deutschen Gesellschaf- ten zu wenden. Californien. Vor wenigen Tagen wurde in Washington eine Convention von Bürgern Californiens abgehalten, die ein Memorial abfaßte, worin dem Congresse auf klare und überzeugende Weise die Ansprüche Califor- niens an die Generalregierung vorgelegt werden. Dieses Memorial verlangt schleunige Vermessung der Agrikulturlände- reien Californiens und Begünstigung der Ansiedler auf denselben mit den Vortheilen der Landgesetze, welche für andere Unionsstaaten gelten. Es fordert Landgeschenke zu Erziehungszwecken, sowie Wegerecht und Geld- unterstützung für den Bau einer National=Heerstraße zwischen dem atlantischen und pacifischen Ocean. Von dem Reichthume Californiens an Mineralien, besonders Gold, Quecksilber, Silber giebt das Memorial eine sehr glühende Schilde- rung. Der Goldstaubbetrag wird sich mit jedem Jahre steigern, während der Goldgewinn aus Quarz unerschöpflich ist. Die jährliche Goldproduktion aus goldhaltigem Quarz wird binnen 8 Jahren auf 225,000,000 Dollars geschätzt. Man führt Beispiele von der Reichhaltigkeit des Goldquarzes an. Die nach London geschickten Proben lieferten durchschnittlich 500 $ per Tonne; ausgesuchte Proben kamen 35,300 $ per Tonne gleich. Ein in der Münze untersuchtes goldhaltiges Quarzstück, das ursprünglich 188 Unzen wog, lieferte 1,731 $ Gold, oder 9--20 $ per Unze. Der Goldertrag während der nächsten 3 Jahre wird auf 150,000,000 Dollars geschätzt. Die Memorialisten verlangen, daß der Congreß über die Mineral- ländereien Californiens keine Verfügung treffe, und sie stimmen der Empfehlung des Präsidenten bei, daß diese Ländereien das gemeinsame Eigenthum des amerikanischen Volkes bleiben sollten. Auch die Agrikultur=Hülfsquellen und die vegetabilische Produktions- fähigkeit, sowie der sich steigernde Handel Californiens sind in einem erfreu- lichen Bilde dargestellt. Man glaubt, daß der Verkehr und Handel auf dem pacifischen Oceane in 10 bis 15 Jahren jenem des atlantischen voll- kommen gleich stehen werde. Ferner heißt es: „Wenn wir außer unserer jetzigen großen Flotte von Segelfahrzeugen Dampfverbindung mit dem östlichen Asien haben werden; wenn unser Han- del mit dem östlichen Archipel und andern Jnseln der pacifischen und indi- schen Oceane fester errichtet und verfolgt sein wird; wenn man ihn mit Mexico, Central= und Südamerika ausgedehnter betreibt, -- dann werden wir zu fühlen beginnen, daß wir den Grund zu Handelsunternehmungen gelegt haben, die uns über den Verkehr und die Schifffahrt dieser Theile

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 32. Bremen, 20. April 1852, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung032_1852/2>, abgerufen am 05.06.2024.