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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 32. Bremen, 20. April 1852.

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Die Auswanderer=Zeitung
erscheint wöchentlich zweimal.
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nehmen alle löbl. Buchhandlungen
und Postämter entgegen; für
Bremen: die Expedition
Pelzerstraste N ° 9.
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Deutsche Auswanderer=Zeitung.


Nro 32.     Bremen, 20. April    1852.

Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der "deutschen Gesellschaften" anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Jnhalt:

Die Raubzüge Caravajal's im Norden Mexicos. -- Die nach Texas bestimmten
und in Liverpool betrogenen Auswanderer der "Esmaralda." -- Bekanntmachung
im Gothaer Regierungsblatte. -- Californien. -- Schnelle Reise von Bremer
Schiffen. -- Bücherschau. -- Seeberichte. -- Anzeigen.



Die Raubzüge Caravajal's im Norden Mexicos.

Eines der zahlreichen Flibustierstücke, deren Schauplatz die ursprüng-
lich spanischen Ansiedlungen Amerikas sind und noch öfter sein werden, ist
für den Augenblick ausgespielt: wir meinen die Erhebung Caravajals
im Norden Mexicos im Thale des Rio Grande, um dort, von den Yankees
unterstützt, unter dem Namen Sierra Madre eine unabhängige Republik
zu gründen. Nicht durch die Mexicaner, sondern durch den amerika-
nischen
General Harney ist der kecke Abenteurer auf texanischem
Gebiete gefangen genommen und nach der Stadt Brownsville gebracht
worden. Wenn nicht einer seiner zahlreichen offenen oder geheimen Anhän-
ger ihm nächstens eine Thür zum Entwischen öffnet oder schon geöffnet hat,
erwartet ihn, den Uebertreter des Gesetzes, den Verächter der mit Mexico
geschlossenen Verträge, natürlich das Schauspiel eines Geschworenenprocesses,
wie weiland der Cuba=Held Lopez ein solches durchzumachen hatte. Daß
sein Loos kein härteres, als das seines Collegen, sein werde, dafür bürgt
ihm die innere Sympathie seiner Richter, und es ist nicht unwahrscheinlich,
daß bald unter seinen Fahnen neue Abenteurer sich sammeln und von
Neuem planlos, wie er selbst, dem Kriegsglücke und der Beute nachjagen
werden. Daß die jetzt zu Mexico gehörenden Landstriche und zunächst
die im Norden gelegenen das Schicksal des jetzigen amerikanischen
Staates Texas nachahmen werden, scheint uns mehr als wahrscheinlich,
und so wenig auch die angewandten Mittel zu billigen sind, wird schließ-
lich Handel, Kolonisation und Bildung nur dabei gewinnen können. Wir
sehen dort eine schwache, entnervte Regierung, nicht im Stande, ihre
eigenen Angehörigen in Pflicht zu halten, viel weniger sie vor den zahl-
reichen Einfällen und Beraubungen wilder Jndianerhorden zu schützen.
Wir sehen diese, durch die Europäer von den Küsten vertrieben, aus ihren
unwegsamen Verstecken in Beutezügen hervorbrechen und ergrimmt den
weißen Eindringlingen, denen sie auf die Dauer keinen Widerstand leisten
können, Haus und Hof verbrennen, die Heerden wegtreiben und die Köpfe
skalpiren. Wir erblicken an der nördlichen Grenze Mexicos, durch zahl-
reiche
jährliche Einwanderung wachsend, eine kühne und kräftige Bevöl-
kerung, von ungeheurem Freiheitsdrang, von unbegrenztem Uebermuthe,
von kecker Thatenlust und von dem Bewußtsein durchdrungen, daß ihnen
die Herrschaft Amerikas, vielleicht die Herrschaft der Welt vorbehalten sei.
Wir sehen diese Nation überall, wo sie sich niederläßt, die bisherigen
Bewohner überflügeln, dem Boden frische Reiser von Kultur einpfropfen,
und da Ackerbau, Handel und Gewerbe zur Blüthe bringen, wo bisher
der rohe Jndianer sein Jagdrevier hatte, oder der träge Creole sein Vieh
[Spaltenumbruch] weiden ließ. Wir finden im Bunde mit dieser Thatkraft eine unbändige
Rastlosigkeit, die sich nie des gewonnenen Besitzes freut, sondern sofort
Neues zu gewinnen trachtet, die "Geld macht" um jeden Preis, und wäre
es der des Kriegs mit den Nachbarn. Aus diesem Gesichtspunkte gewinnen
die Flibustierstreiche Caravajal's ihre innere Bedeutung, aus diesem
Gesichtspunkte läßt sich beurtheilen, daß mit seiner Gefangennehmung auf
amerikanischem Gebiete gar Nichts geändert ist, und daß es wenig ver-
schlägt, wie sein künftiges Geschick sich gestalte, da jedenfalls sein feind-
seliges bewaffnetes Auftreten gegen Mexico während des tiefsten Friedens
zahlreiche Nachfolger finden wird.

Wichtiger aber ist die Frage, ob aus diesen leichtsinnigen Streichen
nicht ein neuer ernster Conflikt zwischen den Ver. Staaten und Mexico
entbrennen kann, ob der Entwickelungsproceß in jenen Landstrichen, den
wir oben als in der Zukunft bevorstehend schilderten, dadurch nicht bedeu-
tend beschleunigt werden dürfte. Caravajal, früher Officier in der
mexicanischen Armee und deshalb mit der innern Fäulniß des ganzen
mexikanischen Staatskörpers wohl vertraut, scheint anfänglich keinen wei-
tern Plan gehabt zu haben, als den, eine große Partie Kaufmannswaaren,
ein Aequivalent für die Ueberlassung von in Texas gelegenen und mit
mexicanischen Besitztiteln versehenen Ländereien, zollfrei über die
mexicanische Grenze zu schaffen und den Gewinn dieses öffentlichen Schmuggel-
geschäfts mit den betreffenden Kaufleuten in Brownsville zu theilen.
Schon war die Erlaubniß zu dieser Gesetzwidrigkeit in der Hauptstadt
erschlichen und einige hochstehende Beamte und Officiere dafür gewonnen,
als das Unternehmen an dem, natürlich durch Gegenintrigen veranlaßten
Widerstande der Grenzzollbeamten in Camargo und Matamoras scheiterte,
und auch von der Hauptstadt Gegenordre kam. Der Durst nach Gewinn
war inzwischen bei Caravajal und seinen Genossen sowohl, als bei den
betheiligten Amerikanern angeregt, die hohen Steuern und andere Beschwer-
den hatten schon länger unter der mexicanischen Grenzbevölkerung am Rio
Grande einen hohen Grad von Unzufriedenheit gegen die Regierung erregt,
und so war Nichts leichter, als einen Aufstand zu organisiren, bei dem
Jeder im Trüben zu fischen hoffte, dessen Plan und Zweck aber Niemandem
klar war. Ob nur Verbesserung der mexicanischen Verfassung und Umsturz
der gegenwärtigen Regierung, oder ob wirklich eine Lostrennung von Mexico
die Folge sein sollte: das Alles hing von dem Erfolge ab. Zwei ameri-
kanische
Compagnieen, deren eine für die Lopez=Cuba=Expedition sich
zusammengemacht und zeitig genug die Nachricht von dem Ausgange jenes
Raubzuges vernommen, die andere, von Capitän Ford commandirt, in
Texas Dienste gethan hatte und im Begriffe stand, sich aufzulösen, eilten
bei der ersten Nachricht von Caravajal's Aufstande zu ihm hin, wie
die Adler zum Aase, und halfen bei der Einnahme Camargo's. Ebenso
betheiligten sich eine kleine Compagnie unter General Trimble von Rio
Grande, eine andere unter Capitän Hooe von Brownsville, die, um
das amerikanische Gesetz gegen Bildung von Freischärler=Eindringlingsbanden
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Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Die Raubzüge Caravajal's im Norden Mexicos. -- Die nach Texas bestimmten
und in Liverpool betrogenen Auswanderer der „Esmaralda.“ -- Bekanntmachung
im Gothaer Regierungsblatte. -- Californien. -- Schnelle Reise von Bremer
Schiffen. -- Bücherschau. -- Seeberichte. -- Anzeigen.



Die Raubzüge Caravajal's im Norden Mexicos.

Eines der zahlreichen Flibustierstücke, deren Schauplatz die ursprüng-
lich spanischen Ansiedlungen Amerikas sind und noch öfter sein werden, ist
für den Augenblick ausgespielt: wir meinen die Erhebung Caravajals
im Norden Mexicos im Thale des Rio Grande, um dort, von den Yankees
unterstützt, unter dem Namen Sierra Madre eine unabhängige Republik
zu gründen. Nicht durch die Mexicaner, sondern durch den amerika-
nischen
General Harney ist der kecke Abenteurer auf texanischem
Gebiete gefangen genommen und nach der Stadt Brownsville gebracht
worden. Wenn nicht einer seiner zahlreichen offenen oder geheimen Anhän-
ger ihm nächstens eine Thür zum Entwischen öffnet oder schon geöffnet hat,
erwartet ihn, den Uebertreter des Gesetzes, den Verächter der mit Mexico
geschlossenen Verträge, natürlich das Schauspiel eines Geschworenenprocesses,
wie weiland der Cuba=Held Lopez ein solches durchzumachen hatte. Daß
sein Loos kein härteres, als das seines Collegen, sein werde, dafür bürgt
ihm die innere Sympathie seiner Richter, und es ist nicht unwahrscheinlich,
daß bald unter seinen Fahnen neue Abenteurer sich sammeln und von
Neuem planlos, wie er selbst, dem Kriegsglücke und der Beute nachjagen
werden. Daß die jetzt zu Mexico gehörenden Landstriche und zunächst
die im Norden gelegenen das Schicksal des jetzigen amerikanischen
Staates Texas nachahmen werden, scheint uns mehr als wahrscheinlich,
und so wenig auch die angewandten Mittel zu billigen sind, wird schließ-
lich Handel, Kolonisation und Bildung nur dabei gewinnen können. Wir
sehen dort eine schwache, entnervte Regierung, nicht im Stande, ihre
eigenen Angehörigen in Pflicht zu halten, viel weniger sie vor den zahl-
reichen Einfällen und Beraubungen wilder Jndianerhorden zu schützen.
Wir sehen diese, durch die Europäer von den Küsten vertrieben, aus ihren
unwegsamen Verstecken in Beutezügen hervorbrechen und ergrimmt den
weißen Eindringlingen, denen sie auf die Dauer keinen Widerstand leisten
können, Haus und Hof verbrennen, die Heerden wegtreiben und die Köpfe
skalpiren. Wir erblicken an der nördlichen Grenze Mexicos, durch zahl-
reiche
jährliche Einwanderung wachsend, eine kühne und kräftige Bevöl-
kerung, von ungeheurem Freiheitsdrang, von unbegrenztem Uebermuthe,
von kecker Thatenlust und von dem Bewußtsein durchdrungen, daß ihnen
die Herrschaft Amerikas, vielleicht die Herrschaft der Welt vorbehalten sei.
Wir sehen diese Nation überall, wo sie sich niederläßt, die bisherigen
Bewohner überflügeln, dem Boden frische Reiser von Kultur einpfropfen,
und da Ackerbau, Handel und Gewerbe zur Blüthe bringen, wo bisher
der rohe Jndianer sein Jagdrevier hatte, oder der träge Creole sein Vieh
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Rastlosigkeit, die sich nie des gewonnenen Besitzes freut, sondern sofort
Neues zu gewinnen trachtet, die „Geld macht“ um jeden Preis, und wäre
es der des Kriegs mit den Nachbarn. Aus diesem Gesichtspunkte gewinnen
die Flibustierstreiche Caravajal's ihre innere Bedeutung, aus diesem
Gesichtspunkte läßt sich beurtheilen, daß mit seiner Gefangennehmung auf
amerikanischem Gebiete gar Nichts geändert ist, und daß es wenig ver-
schlägt, wie sein künftiges Geschick sich gestalte, da jedenfalls sein feind-
seliges bewaffnetes Auftreten gegen Mexico während des tiefsten Friedens
zahlreiche Nachfolger finden wird.

Wichtiger aber ist die Frage, ob aus diesen leichtsinnigen Streichen
nicht ein neuer ernster Conflikt zwischen den Ver. Staaten und Mexico
entbrennen kann, ob der Entwickelungsproceß in jenen Landstrichen, den
wir oben als in der Zukunft bevorstehend schilderten, dadurch nicht bedeu-
tend beschleunigt werden dürfte. Caravajal, früher Officier in der
mexicanischen Armee und deshalb mit der innern Fäulniß des ganzen
mexikanischen Staatskörpers wohl vertraut, scheint anfänglich keinen wei-
tern Plan gehabt zu haben, als den, eine große Partie Kaufmannswaaren,
ein Aequivalent für die Ueberlassung von in Texas gelegenen und mit
mexicanischen Besitztiteln versehenen Ländereien, zollfrei über die
mexicanische Grenze zu schaffen und den Gewinn dieses öffentlichen Schmuggel-
geschäfts mit den betreffenden Kaufleuten in Brownsville zu theilen.
Schon war die Erlaubniß zu dieser Gesetzwidrigkeit in der Hauptstadt
erschlichen und einige hochstehende Beamte und Officiere dafür gewonnen,
als das Unternehmen an dem, natürlich durch Gegenintrigen veranlaßten
Widerstande der Grenzzollbeamten in Camargo und Matamoras scheiterte,
und auch von der Hauptstadt Gegenordre kam. Der Durst nach Gewinn
war inzwischen bei Caravajal und seinen Genossen sowohl, als bei den
betheiligten Amerikanern angeregt, die hohen Steuern und andere Beschwer-
den hatten schon länger unter der mexicanischen Grenzbevölkerung am Rio
Grande einen hohen Grad von Unzufriedenheit gegen die Regierung erregt,
und so war Nichts leichter, als einen Aufstand zu organisiren, bei dem
Jeder im Trüben zu fischen hoffte, dessen Plan und Zweck aber Niemandem
klar war. Ob nur Verbesserung der mexicanischen Verfassung und Umsturz
der gegenwärtigen Regierung, oder ob wirklich eine Lostrennung von Mexico
die Folge sein sollte: das Alles hing von dem Erfolge ab. Zwei ameri-
kanische
Compagnieen, deren eine für die Lopez=Cuba=Expedition sich
zusammengemacht und zeitig genug die Nachricht von dem Ausgange jenes
Raubzuges vernommen, die andere, von Capitän Ford commandirt, in
Texas Dienste gethan hatte und im Begriffe stand, sich aufzulösen, eilten
bei der ersten Nachricht von Caravajal's Aufstande zu ihm hin, wie
die Adler zum Aase, und halfen bei der Einnahme Camargo's. Ebenso
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Die Raubzüge Caravajal's im Norden Mexicos. Eines der zahlreichen Flibustierstücke, deren Schauplatz die ursprüng- lich spanischen Ansiedlungen Amerikas sind und noch öfter sein werden, ist für den Augenblick ausgespielt: wir meinen die Erhebung Caravajals im Norden Mexicos im Thale des Rio Grande, um dort, von den Yankees unterstützt, unter dem Namen Sierra Madre eine unabhängige Republik zu gründen. Nicht durch die Mexicaner, sondern durch den amerika- nischen General Harney ist der kecke Abenteurer auf texanischem Gebiete gefangen genommen und nach der Stadt Brownsville gebracht worden. Wenn nicht einer seiner zahlreichen offenen oder geheimen Anhän- ger ihm nächstens eine Thür zum Entwischen öffnet oder schon geöffnet hat, erwartet ihn, den Uebertreter des Gesetzes, den Verächter der mit Mexico geschlossenen Verträge, natürlich das Schauspiel eines Geschworenenprocesses, wie weiland der Cuba=Held Lopez ein solches durchzumachen hatte. 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Wir sehen diese, durch die Europäer von den Küsten vertrieben, aus ihren unwegsamen Verstecken in Beutezügen hervorbrechen und ergrimmt den weißen Eindringlingen, denen sie auf die Dauer keinen Widerstand leisten können, Haus und Hof verbrennen, die Heerden wegtreiben und die Köpfe skalpiren. Wir erblicken an der nördlichen Grenze Mexicos, durch zahl- reiche jährliche Einwanderung wachsend, eine kühne und kräftige Bevöl- kerung, von ungeheurem Freiheitsdrang, von unbegrenztem Uebermuthe, von kecker Thatenlust und von dem Bewußtsein durchdrungen, daß ihnen die Herrschaft Amerikas, vielleicht die Herrschaft der Welt vorbehalten sei. Wir sehen diese Nation überall, wo sie sich niederläßt, die bisherigen Bewohner überflügeln, dem Boden frische Reiser von Kultur einpfropfen, und da Ackerbau, Handel und Gewerbe zur Blüthe bringen, wo bisher der rohe Jndianer sein Jagdrevier hatte, oder der träge Creole sein Vieh weiden ließ. Wir finden im Bunde mit dieser Thatkraft eine unbändige Rastlosigkeit, die sich nie des gewonnenen Besitzes freut, sondern sofort Neues zu gewinnen trachtet, die „Geld macht“ um jeden Preis, und wäre es der des Kriegs mit den Nachbarn. Aus diesem Gesichtspunkte gewinnen die Flibustierstreiche Caravajal's ihre innere Bedeutung, aus diesem Gesichtspunkte läßt sich beurtheilen, daß mit seiner Gefangennehmung auf amerikanischem Gebiete gar Nichts geändert ist, und daß es wenig ver- schlägt, wie sein künftiges Geschick sich gestalte, da jedenfalls sein feind- seliges bewaffnetes Auftreten gegen Mexico während des tiefsten Friedens zahlreiche Nachfolger finden wird. Wichtiger aber ist die Frage, ob aus diesen leichtsinnigen Streichen nicht ein neuer ernster Conflikt zwischen den Ver. Staaten und Mexico entbrennen kann, ob der Entwickelungsproceß in jenen Landstrichen, den wir oben als in der Zukunft bevorstehend schilderten, dadurch nicht bedeu- tend beschleunigt werden dürfte. Caravajal, früher Officier in der mexicanischen Armee und deshalb mit der innern Fäulniß des ganzen mexikanischen Staatskörpers wohl vertraut, scheint anfänglich keinen wei- tern Plan gehabt zu haben, als den, eine große Partie Kaufmannswaaren, ein Aequivalent für die Ueberlassung von in Texas gelegenen und mit mexicanischen Besitztiteln versehenen Ländereien, zollfrei über die mexicanische Grenze zu schaffen und den Gewinn dieses öffentlichen Schmuggel- geschäfts mit den betreffenden Kaufleuten in Brownsville zu theilen. Schon war die Erlaubniß zu dieser Gesetzwidrigkeit in der Hauptstadt erschlichen und einige hochstehende Beamte und Officiere dafür gewonnen, als das Unternehmen an dem, natürlich durch Gegenintrigen veranlaßten Widerstande der Grenzzollbeamten in Camargo und Matamoras scheiterte, und auch von der Hauptstadt Gegenordre kam. Der Durst nach Gewinn war inzwischen bei Caravajal und seinen Genossen sowohl, als bei den betheiligten Amerikanern angeregt, die hohen Steuern und andere Beschwer- den hatten schon länger unter der mexicanischen Grenzbevölkerung am Rio Grande einen hohen Grad von Unzufriedenheit gegen die Regierung erregt, und so war Nichts leichter, als einen Aufstand zu organisiren, bei dem Jeder im Trüben zu fischen hoffte, dessen Plan und Zweck aber Niemandem klar war. Ob nur Verbesserung der mexicanischen Verfassung und Umsturz der gegenwärtigen Regierung, oder ob wirklich eine Lostrennung von Mexico die Folge sein sollte: das Alles hing von dem Erfolge ab. Zwei ameri- kanische Compagnieen, deren eine für die Lopez=Cuba=Expedition sich zusammengemacht und zeitig genug die Nachricht von dem Ausgange jenes Raubzuges vernommen, die andere, von Capitän Ford commandirt, in Texas Dienste gethan hatte und im Begriffe stand, sich aufzulösen, eilten bei der ersten Nachricht von Caravajal's Aufstande zu ihm hin, wie die Adler zum Aase, und halfen bei der Einnahme Camargo's. Ebenso betheiligten sich eine kleine Compagnie unter General Trimble von Rio Grande, eine andere unter Capitän Hooe von Brownsville, die, um das amerikanische Gesetz gegen Bildung von Freischärler=Eindringlingsbanden

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 32. Bremen, 20. April 1852, S. [125]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung032_1852/1>, abgerufen am 21.11.2024.