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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 28. Rudolstadt, 13. April 1847.

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[Spaltenumbruch] z. B. hat in den letzten zehn Jahren so sehr an Bevölkerung zuge-
nommen, daß der Preis des Grundes und Bodens in dem auf den
Umkreis einer kleinen Jnsel ( Shawmut ) beschränkten Weichbilde der
Stadt und in Folge dessen der Häuser= und Miethwerth eine für die
arbeitende Bevölkerung unerschwingliche Höhe erreicht hat. Jm Durch-
schnitte kommen dort 17 Einwohner auf jedes kleine, nach englischer
Art nur für das Bedürfniß einer Familie erbaute Privathaus, so daß
auf jeden einzelnen Bewohner nicht mehr als sieben Quadrat = Ellen
des Grundes und Bodens zu rechnen sind. Jm vorigen Jahre ist
dort ein Verein zusammengetreten zu dem Zwecke der Erbauung ge-
sunderer Wohnhäuser für die Armen. Dieser hat einen Bericht drucken
lassen, in welchem als Resultat angestellter Untersuchungen folgende
Thatsachen hervorgehoben sind:

"1 ) daß die gegenwärtige Bevölkerung der "ersten Section"
von Boston fast eben so dicht ist, als die der übervölkertsten Stadt-
theile von London; 2 ) daß die Anzahl der auf jedes Haus durch-
schnittlich kommenden Einwohner hier noch größer ist, als in den
vornehmsten Handels= und Fabrikstädten Englands; 3 ) daß die Ver-
theilung der Bevölkerung in der Stadt Boston furchtbar ungleich, so
daß einige bereits überfüllte Sectionen immer noch nicht das Marimum
erreicht zu haben scheinen, da ein beständiger Zuzug stattfindet; 4 ) daß
das Verhältniß der Todesfälle unter den Kindern fortwährend zunimmt,
die durchschnittliche Lebensdauer aller Einwohner dagegen im Abnehmen
ist; 5 ) daß die Sterblichkeit der Kinder unter den Katholiken der
Stadt größer, als bei der Gesammtbevölkerung, und eben so auch
die durchschnittliche Lebensdauer unter ihnen viel kleiner ( wahrscheinlich
besteht ein großer Theil dieser Katholiken aus eingewanderten Jrlän-
dern ) ; 6 ) daß die durchschnittliche Lebensdauer unter den Katholiken
von Boston geringer ist, als unter den Fabrikarbeitern und Hand-
werkern in den großen Handels= und Fabriksstädten Englands."

Weiter wird in dem Berichte dargethan, wie dieser physische
Zustand der Bevölkerung nothwendig auch auf deren moralisches Wohl-
sein einen nachtheiligen Einfluß üben müsse, und wie die Zahl der
Verbrechen, gleich der der Laster, in demselben Verhältnisse steige,
als der Schutz in den Wohnungen zunehme. Deshalb wird es als
eines der dringendsten Bedürfnisse dargestellt, in der Nähe der Stadt
große neue Viertel zu erbauen, die, nur für die ärmere Bevölkerung
bestimmt, zu niedrigen Preisen an dieselbe vermiethet werden sollen
und gleichwohl noch eine verhältnißmäßige Rente für das darauf ver-
wendete Capital gewähren würden. Es ist dieß eine Aufgabe, welche
auch die übervölkerten Städte Europa's sich stellen müßten, und wir
würden sie zunächst der Erwägung der nach langer Verzögerung nun-
mehr doch noch zu Stande kommenden Central= und Local = Vereine
in Preußen empfehlen.

Die Darmstädter Texas = Gesellschaft.

Die zur Auswanderung nach Texas hier zusammengetretenen jun-
gen Männer, 38 an der Zahl, sind nunmehr unter Hurrahruf zahl-
reicher Freunde und Zuschauer von hier abgereist, um in Hamburg
mit dem sie dort erwartenden Schiff unter Segel zu gehen. Dieselben
scheinen mit Allem wohl ausgerüstet zu sein; insbesondere ist ihre Be-
waffnung sehr vollständig, indem jeder 3 Doppelflinten, Pistolen und
noch andere Waffen zu Schutz und Trutz besitzet. Auch führen sie ein
zahlreiches Koppel von mehreren Arten von Jagdhunden mit sich, welche
sie bei der hohen und niederen Jagd zum Nutzen ihrer Ansiedelung
werden gebrauchen können. Die Hauptsache ist und bleibt jedoch die
Landwirthschaft, und zu deren erfolgreichem Betrieb auf dem anzu-
bauenden Lande scheint es dieser Gesellschaft weder an Jntelligenz, noch
an den zureichenden Arbeitskräften zu mangeln, da, was letztere ins-
besondere betrifft, für deren angemessene Verstärkung an Ort und Stelle
durch tüchtige Kolonisten, die des Landbaues kundig sind, gesorgt werden
[Spaltenumbruch] soll. ( Corresp. ) Folgende öffentliche Erklärung hat die Gesellschaft
vor ihrer Abreise erlassen.

Erklärung. Ein Theil unserer Gesellschaft hatte schon vor
einigen Jahren den Entschluß gefaßt, nach Amerika auszuwandern
und daselbst eine Ansiedelung zu begründen, welche bei tüchtiger An-
strengung der Kräfte aller Einzelnen zum Wohl und Besten des Ganzen
uns selbst genügende Gewähr eines von äußeren Hemmnissen jeder
Art freien, unabhängigen und für Geist und Körper gleich zuträglichen
Lebens darböte und zugleich denjenigen deutschen Brüdern, welche etwa
gleichfalls unser gemeinsames Vaterland mit einem neuen zu vertauschen
wünschten, als sicheres Ziel ihrer Wanderung und als gastliche Freistätte
dienen könnte.

Es war daher vor mehren Jahren der uns jetzt wiederum mit
Dr. von Herff vorangeeilte Hr. Hermann Spieß, ein mit dem
größeren Theile von uns aus der Schul= und Studienzeit innig befreun-
deter, durchaus zuverlässiger und unbescholtener Mann, nach Nord-
amerika gereist und hatte daselbst während eines beinahe 2 jährigen,
einzig und allein dem Studium aller dortigen klimatischen und
socialen ec. Verhältnisse gewidmeten Aufenthalts die besten Stellen zur
Gründung einer deutschen Ansiedelung besucht und gesucht.

Er kehrte mit der festen, durch die triftigsten Gründe belegten
Ueberzeugung zurück, daß Wisconsin und Jowa oder das nord-
westliche Texas die geeignetsten Stellen zur Ausführung unseres
Planes darböten und daß die beiden ersten vielleicht etwas mehr Wahr-
scheinlichkeit für ein alsbaldiges leibliches Wohlbefinden von uns Ein-
zelnen gewährten, letzteres aber für umfassendere, wahrhaft nationale
Ansiedelung passender erscheine.

Unsere inzwischen an Zahl und innerem Halt gewachsene Gesellschaft
entschied sich für das nordwestliche Texas, hauptsächlich deßhalb,
weil eben bloß hier eine großartige, die deutsche Volks-
thümlichkeit, Sprache und Sitten nachhaltig sichernde
und aufrecht erhaltende deutsche Ansiedelung
möglich
erscheint, während in Wisconsin und Jowa die Anglo = Amerikaner
voraussichtlich das deutsche Element niederdrücken und später vielleicht
ganz unterdrücken werden, und weil der Verein zum Schutze deutscher
Einwanderer in Texas unserer Gesellschaft zum Zwecke einer alsbal-
digen
Ausführung unseres Planes in größerem Maßstabe
bedeutende Vortheile* ) bewilligt hat, ohne hieran irgend welche Be-
dingungen zu knüpfen, die unsere volle Unabhängigkeit
beeinträchtigten
oder der Verwirklichung unserer Absichten etwas
hemmend in den Weg treten könnten.

Die klimatischen Verhältnisse im nordwestlichen Texas sind
nach der eigenen Anschauung Einzelner von uns und nach den des-
fallsigen übereinstimmenden Angaben dritter wahrheitsliebender und
vorurtheilsloser Reisender durchaus günstig und werden gegentheilige
Urtheile entweder durch fremdartige, hier vorerst nicht näher zu ent-
hüllende Beweggründe, oder durch eine Verwechslung des östlichen,
allerdings sumpfigen Theils von Texas oder einzelner ungesunder
Küstenorte mit der von uns gewählten Hochebene des west-
lichen Texas
veranlaßt.

Eben so wenig können wir uns durch die widrigen Schicksale ein-
zelner früherer Auswanderungen nach Texas in unserem auf reifliche

* ) Jedes Mitglied der Gesellschaft soll dem Vernehmen nach auf dem
Grant des Mainzer Vereins eine Fläche von 500 Morgen zur Bebauung an-
gewiesen und überdieß noch die nöthigen Ackergeräthschaften und den erforder-
lichen Viehstand an Ochsen, Kühen und Pferden, die ganze Corporation aber
von demselben Vereine überdieß ein Betriebs=Capital von 30,000 Fl. erhalten.
Auch die Verproviantirung der Gesellschaft und der sich ihr noch anschließenden
Kolonisten will der Mainzer Verein auf ein Jahr lang übernehmen. Ueber
das urbar gemachte Land soll Jeder frei, wie über sein Eigenthum, verfügen
können. Allerdings außerordentliche Vortheile, wenn sie in Wahrheit begründet
und realisirbar sind. Das Sprüchwort sagt, die Augen seien oft größer als
der Magen.   D. Red.

[Spaltenumbruch] z. B. hat in den letzten zehn Jahren so sehr an Bevölkerung zuge-
nommen, daß der Preis des Grundes und Bodens in dem auf den
Umkreis einer kleinen Jnsel ( Shawmut ) beschränkten Weichbilde der
Stadt und in Folge dessen der Häuser= und Miethwerth eine für die
arbeitende Bevölkerung unerschwingliche Höhe erreicht hat. Jm Durch-
schnitte kommen dort 17 Einwohner auf jedes kleine, nach englischer
Art nur für das Bedürfniß einer Familie erbaute Privathaus, so daß
auf jeden einzelnen Bewohner nicht mehr als sieben Quadrat = Ellen
des Grundes und Bodens zu rechnen sind. Jm vorigen Jahre ist
dort ein Verein zusammengetreten zu dem Zwecke der Erbauung ge-
sunderer Wohnhäuser für die Armen. Dieser hat einen Bericht drucken
lassen, in welchem als Resultat angestellter Untersuchungen folgende
Thatsachen hervorgehoben sind:

„1 ) daß die gegenwärtige Bevölkerung der „ersten Section“
von Boston fast eben so dicht ist, als die der übervölkertsten Stadt-
theile von London; 2 ) daß die Anzahl der auf jedes Haus durch-
schnittlich kommenden Einwohner hier noch größer ist, als in den
vornehmsten Handels= und Fabrikstädten Englands; 3 ) daß die Ver-
theilung der Bevölkerung in der Stadt Boston furchtbar ungleich, so
daß einige bereits überfüllte Sectionen immer noch nicht das Marimum
erreicht zu haben scheinen, da ein beständiger Zuzug stattfindet; 4 ) daß
das Verhältniß der Todesfälle unter den Kindern fortwährend zunimmt,
die durchschnittliche Lebensdauer aller Einwohner dagegen im Abnehmen
ist; 5 ) daß die Sterblichkeit der Kinder unter den Katholiken der
Stadt größer, als bei der Gesammtbevölkerung, und eben so auch
die durchschnittliche Lebensdauer unter ihnen viel kleiner ( wahrscheinlich
besteht ein großer Theil dieser Katholiken aus eingewanderten Jrlän-
dern ) ; 6 ) daß die durchschnittliche Lebensdauer unter den Katholiken
von Boston geringer ist, als unter den Fabrikarbeitern und Hand-
werkern in den großen Handels= und Fabriksstädten Englands.“

Weiter wird in dem Berichte dargethan, wie dieser physische
Zustand der Bevölkerung nothwendig auch auf deren moralisches Wohl-
sein einen nachtheiligen Einfluß üben müsse, und wie die Zahl der
Verbrechen, gleich der der Laster, in demselben Verhältnisse steige,
als der Schutz in den Wohnungen zunehme. Deshalb wird es als
eines der dringendsten Bedürfnisse dargestellt, in der Nähe der Stadt
große neue Viertel zu erbauen, die, nur für die ärmere Bevölkerung
bestimmt, zu niedrigen Preisen an dieselbe vermiethet werden sollen
und gleichwohl noch eine verhältnißmäßige Rente für das darauf ver-
wendete Capital gewähren würden. Es ist dieß eine Aufgabe, welche
auch die übervölkerten Städte Europa's sich stellen müßten, und wir
würden sie zunächst der Erwägung der nach langer Verzögerung nun-
mehr doch noch zu Stande kommenden Central= und Local = Vereine
in Preußen empfehlen.

Die Darmstädter Texas = Gesellschaft.

Die zur Auswanderung nach Texas hier zusammengetretenen jun-
gen Männer, 38 an der Zahl, sind nunmehr unter Hurrahruf zahl-
reicher Freunde und Zuschauer von hier abgereist, um in Hamburg
mit dem sie dort erwartenden Schiff unter Segel zu gehen. Dieselben
scheinen mit Allem wohl ausgerüstet zu sein; insbesondere ist ihre Be-
waffnung sehr vollständig, indem jeder 3 Doppelflinten, Pistolen und
noch andere Waffen zu Schutz und Trutz besitzet. Auch führen sie ein
zahlreiches Koppel von mehreren Arten von Jagdhunden mit sich, welche
sie bei der hohen und niederen Jagd zum Nutzen ihrer Ansiedelung
werden gebrauchen können. Die Hauptsache ist und bleibt jedoch die
Landwirthschaft, und zu deren erfolgreichem Betrieb auf dem anzu-
bauenden Lande scheint es dieser Gesellschaft weder an Jntelligenz, noch
an den zureichenden Arbeitskräften zu mangeln, da, was letztere ins-
besondere betrifft, für deren angemessene Verstärkung an Ort und Stelle
durch tüchtige Kolonisten, die des Landbaues kundig sind, gesorgt werden
[Spaltenumbruch] soll. ( Corresp. ) Folgende öffentliche Erklärung hat die Gesellschaft
vor ihrer Abreise erlassen.

Erklärung. Ein Theil unserer Gesellschaft hatte schon vor
einigen Jahren den Entschluß gefaßt, nach Amerika auszuwandern
und daselbst eine Ansiedelung zu begründen, welche bei tüchtiger An-
strengung der Kräfte aller Einzelnen zum Wohl und Besten des Ganzen
uns selbst genügende Gewähr eines von äußeren Hemmnissen jeder
Art freien, unabhängigen und für Geist und Körper gleich zuträglichen
Lebens darböte und zugleich denjenigen deutschen Brüdern, welche etwa
gleichfalls unser gemeinsames Vaterland mit einem neuen zu vertauschen
wünschten, als sicheres Ziel ihrer Wanderung und als gastliche Freistätte
dienen könnte.

Es war daher vor mehren Jahren der uns jetzt wiederum mit
Dr. von Herff vorangeeilte Hr. Hermann Spieß, ein mit dem
größeren Theile von uns aus der Schul= und Studienzeit innig befreun-
deter, durchaus zuverlässiger und unbescholtener Mann, nach Nord-
amerika gereist und hatte daselbst während eines beinahe 2 jährigen,
einzig und allein dem Studium aller dortigen klimatischen und
socialen ec. Verhältnisse gewidmeten Aufenthalts die besten Stellen zur
Gründung einer deutschen Ansiedelung besucht und gesucht.

Er kehrte mit der festen, durch die triftigsten Gründe belegten
Ueberzeugung zurück, daß Wisconsin und Jowa oder das nord-
westliche Texas die geeignetsten Stellen zur Ausführung unseres
Planes darböten und daß die beiden ersten vielleicht etwas mehr Wahr-
scheinlichkeit für ein alsbaldiges leibliches Wohlbefinden von uns Ein-
zelnen gewährten, letzteres aber für umfassendere, wahrhaft nationale
Ansiedelung passender erscheine.

Unsere inzwischen an Zahl und innerem Halt gewachsene Gesellschaft
entschied sich für das nordwestliche Texas, hauptsächlich deßhalb,
weil eben bloß hier eine großartige, die deutsche Volks-
thümlichkeit, Sprache und Sitten nachhaltig sichernde
und aufrecht erhaltende deutsche Ansiedelung
möglich
erscheint, während in Wisconsin und Jowa die Anglo = Amerikaner
voraussichtlich das deutsche Element niederdrücken und später vielleicht
ganz unterdrücken werden, und weil der Verein zum Schutze deutscher
Einwanderer in Texas unserer Gesellschaft zum Zwecke einer alsbal-
digen
Ausführung unseres Planes in größerem Maßstabe
bedeutende Vortheile* ) bewilligt hat, ohne hieran irgend welche Be-
dingungen zu knüpfen, die unsere volle Unabhängigkeit
beeinträchtigten
oder der Verwirklichung unserer Absichten etwas
hemmend in den Weg treten könnten.

Die klimatischen Verhältnisse im nordwestlichen Texas sind
nach der eigenen Anschauung Einzelner von uns und nach den des-
fallsigen übereinstimmenden Angaben dritter wahrheitsliebender und
vorurtheilsloser Reisender durchaus günstig und werden gegentheilige
Urtheile entweder durch fremdartige, hier vorerst nicht näher zu ent-
hüllende Beweggründe, oder durch eine Verwechslung des östlichen,
allerdings sumpfigen Theils von Texas oder einzelner ungesunder
Küstenorte mit der von uns gewählten Hochebene des west-
lichen Texas
veranlaßt.

Eben so wenig können wir uns durch die widrigen Schicksale ein-
zelner früherer Auswanderungen nach Texas in unserem auf reifliche

* ) Jedes Mitglied der Gesellschaft soll dem Vernehmen nach auf dem
Grant des Mainzer Vereins eine Fläche von 500 Morgen zur Bebauung an-
gewiesen und überdieß noch die nöthigen Ackergeräthschaften und den erforder-
lichen Viehstand an Ochsen, Kühen und Pferden, die ganze Corporation aber
von demselben Vereine überdieß ein Betriebs=Capital von 30,000 Fl. erhalten.
Auch die Verproviantirung der Gesellschaft und der sich ihr noch anschließenden
Kolonisten will der Mainzer Verein auf ein Jahr lang übernehmen. Ueber
das urbar gemachte Land soll Jeder frei, wie über sein Eigenthum, verfügen
können. Allerdings außerordentliche Vortheile, wenn sie in Wahrheit begründet
und realisirbar sind. Das Sprüchwort sagt, die Augen seien oft größer als
der Magen.   D. Red.
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Dieser hat einen Bericht drucken lassen, in welchem als Resultat angestellter Untersuchungen folgende Thatsachen hervorgehoben sind: „1 ) daß die gegenwärtige Bevölkerung der „ersten Section“ von Boston fast eben so dicht ist, als die der übervölkertsten Stadt- theile von London; 2 ) daß die Anzahl der auf jedes Haus durch- schnittlich kommenden Einwohner hier noch größer ist, als in den vornehmsten Handels= und Fabrikstädten Englands; 3 ) daß die Ver- theilung der Bevölkerung in der Stadt Boston furchtbar ungleich, so daß einige bereits überfüllte Sectionen immer noch nicht das Marimum erreicht zu haben scheinen, da ein beständiger Zuzug stattfindet; 4 ) daß das Verhältniß der Todesfälle unter den Kindern fortwährend zunimmt, die durchschnittliche Lebensdauer aller Einwohner dagegen im Abnehmen ist; 5 ) daß die Sterblichkeit der Kinder unter den Katholiken der Stadt größer, als bei der Gesammtbevölkerung, und eben so auch die durchschnittliche Lebensdauer unter ihnen viel kleiner ( wahrscheinlich besteht ein großer Theil dieser Katholiken aus eingewanderten Jrlän- dern ) ; 6 ) daß die durchschnittliche Lebensdauer unter den Katholiken von Boston geringer ist, als unter den Fabrikarbeitern und Hand- werkern in den großen Handels= und Fabriksstädten Englands.“ Weiter wird in dem Berichte dargethan, wie dieser physische Zustand der Bevölkerung nothwendig auch auf deren moralisches Wohl- sein einen nachtheiligen Einfluß üben müsse, und wie die Zahl der Verbrechen, gleich der der Laster, in demselben Verhältnisse steige, als der Schutz in den Wohnungen zunehme. Deshalb wird es als eines der dringendsten Bedürfnisse dargestellt, in der Nähe der Stadt große neue Viertel zu erbauen, die, nur für die ärmere Bevölkerung bestimmt, zu niedrigen Preisen an dieselbe vermiethet werden sollen und gleichwohl noch eine verhältnißmäßige Rente für das darauf ver- wendete Capital gewähren würden. Es ist dieß eine Aufgabe, welche auch die übervölkerten Städte Europa's sich stellen müßten, und wir würden sie zunächst der Erwägung der nach langer Verzögerung nun- mehr doch noch zu Stande kommenden Central= und Local = Vereine in Preußen empfehlen. Die Darmstädter Texas = Gesellschaft. Die zur Auswanderung nach Texas hier zusammengetretenen jun- gen Männer, 38 an der Zahl, sind nunmehr unter Hurrahruf zahl- reicher Freunde und Zuschauer von hier abgereist, um in Hamburg mit dem sie dort erwartenden Schiff unter Segel zu gehen. 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Ein Theil unserer Gesellschaft hatte schon vor einigen Jahren den Entschluß gefaßt, nach Amerika auszuwandern und daselbst eine Ansiedelung zu begründen, welche bei tüchtiger An- strengung der Kräfte aller Einzelnen zum Wohl und Besten des Ganzen uns selbst genügende Gewähr eines von äußeren Hemmnissen jeder Art freien, unabhängigen und für Geist und Körper gleich zuträglichen Lebens darböte und zugleich denjenigen deutschen Brüdern, welche etwa gleichfalls unser gemeinsames Vaterland mit einem neuen zu vertauschen wünschten, als sicheres Ziel ihrer Wanderung und als gastliche Freistätte dienen könnte. Es war daher vor mehren Jahren der uns jetzt wiederum mit Dr. von Herff vorangeeilte Hr. Hermann Spieß, ein mit dem größeren Theile von uns aus der Schul= und Studienzeit innig befreun- deter, durchaus zuverlässiger und unbescholtener Mann, nach Nord- amerika gereist und hatte daselbst während eines beinahe 2 jährigen, einzig und allein dem Studium aller dortigen klimatischen und socialen ec. Verhältnisse gewidmeten Aufenthalts die besten Stellen zur Gründung einer deutschen Ansiedelung besucht und gesucht. Er kehrte mit der festen, durch die triftigsten Gründe belegten Ueberzeugung zurück, daß Wisconsin und Jowa oder das nord- westliche Texas die geeignetsten Stellen zur Ausführung unseres Planes darböten und daß die beiden ersten vielleicht etwas mehr Wahr- scheinlichkeit für ein alsbaldiges leibliches Wohlbefinden von uns Ein- zelnen gewährten, letzteres aber für umfassendere, wahrhaft nationale Ansiedelung passender erscheine. Unsere inzwischen an Zahl und innerem Halt gewachsene Gesellschaft entschied sich für das nordwestliche Texas, hauptsächlich deßhalb, weil eben bloß hier eine großartige, die deutsche Volks- thümlichkeit, Sprache und Sitten nachhaltig sichernde und aufrecht erhaltende deutsche Ansiedelung möglich erscheint, während in Wisconsin und Jowa die Anglo = Amerikaner voraussichtlich das deutsche Element niederdrücken und später vielleicht ganz unterdrücken werden, und weil der Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas unserer Gesellschaft zum Zwecke einer alsbal- digen Ausführung unseres Planes in größerem Maßstabe bedeutende Vortheile * ) bewilligt hat, ohne hieran irgend welche Be- dingungen zu knüpfen, die unsere volle Unabhängigkeit beeinträchtigten oder der Verwirklichung unserer Absichten etwas hemmend in den Weg treten könnten. Die klimatischen Verhältnisse im nordwestlichen Texas sind nach der eigenen Anschauung Einzelner von uns und nach den des- fallsigen übereinstimmenden Angaben dritter wahrheitsliebender und vorurtheilsloser Reisender durchaus günstig und werden gegentheilige Urtheile entweder durch fremdartige, hier vorerst nicht näher zu ent- hüllende Beweggründe, oder durch eine Verwechslung des östlichen, allerdings sumpfigen Theils von Texas oder einzelner ungesunder Küstenorte mit der von uns gewählten Hochebene des west- lichen Texas veranlaßt. Eben so wenig können wir uns durch die widrigen Schicksale ein- zelner früherer Auswanderungen nach Texas in unserem auf reifliche * ) Jedes Mitglied der Gesellschaft soll dem Vernehmen nach auf dem Grant des Mainzer Vereins eine Fläche von 500 Morgen zur Bebauung an- gewiesen und überdieß noch die nöthigen Ackergeräthschaften und den erforder- lichen Viehstand an Ochsen, Kühen und Pferden, die ganze Corporation aber von demselben Vereine überdieß ein Betriebs=Capital von 30,000 Fl. erhalten. Auch die Verproviantirung der Gesellschaft und der sich ihr noch anschließenden Kolonisten will der Mainzer Verein auf ein Jahr lang übernehmen. Ueber das urbar gemachte Land soll Jeder frei, wie über sein Eigenthum, verfügen können. Allerdings außerordentliche Vortheile, wenn sie in Wahrheit begründet und realisirbar sind. Das Sprüchwort sagt, die Augen seien oft größer als der Magen. D. Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 28. Rudolstadt, 13. April 1847, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer28_1847/5>, abgerufen am 28.03.2024.