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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 28. Rudolstadt, 13. April 1847.

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Die sämmtlichen Herren Agenten des Vereins sowohl, als
die unterzeichnete General = Agentur, sind bereit, auf frankirte
Anfragen gern jede gewünschte Auskunft zu ertheilen.

Biebrich, im Februar 1847.

Die General = Agentur
des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras.
M. W. Settegast, General = Agent.

Welche Reiseroute
ist nach Milwaukie ( Wisconsin ) einzuschlagen?

R. Um Täuschungen vorzubeugen, müssen wir zu dem
Artikel aus "Rheinhessen" S. 196 u. 197 dieser Ztg. bemerken,
daß es nur dann möglich ist für 5 bis 7 fl. -- also 2 bis 3 D. --
von New = Orleans nach St. Louis zu gelangen, wenn der Passa-
gier sich zur Arbeit an Bord des Schiffs verpflichtet. Diese Arbeit
besteht hauptsächlich darin, an den Landungsplätzen Holz einzu-
nehmen, dieses am Schiffe aufzustapeln und auch sonst der Mann-
schaft zu helfen. Frauen und Kinder werden zu solcher Arbeit
nie verwendet; sie müssen den vollen Passagepreis zahlen, der
für Verdeckspassagiere gewöhnlich 12 Doll. == 30 fl. beträgt,
und unseres Wissens nie unter 8 D. oder 20 fl. sank. -- Die
Reise von St. Louis nach Milwaukie kann unter den glücklichsten
Umständen nicht unter 5 bis 6 D., also billigstens nur um das
doppelte wie oben angegeben, zurückgelegt werden. Ueberdieß ist
der Weg über New = Orleans und St. Louis nach Milwaukie
so ziemlich der verkehrteste, den man einschlagen kann; für Mil-
waukie ist New = York* ) der Landeplatz. Trifft der Einwanderer
auch zu einer Jahreszeit in New = York ein, wo Canäle und
Flüsse, wo selbst die Seen gefroren sind, so reiset er doch noch
ebenso billig über Land dahin, als von New = Orleans, und er-
spart außerdem dasjenige, was die Reise von Europa nach New-
York billiger, als die nach New = Orleans ist. Trifft er dann
im Winter auf seinem Lande ein, so erbaut er sich bis zur Saat-
zeit sein Haus und fällt Bäume um Ackerland zu bekommen. --
Auf die Aussicht hin, den Winter über in New = Orleans Arbeit
zu erhalten und noch einige hundert Gulden zu erübigen, rathen
wir auch der fleißigsten Familie nicht, jenen Ort zu ihrem Landungs-
platz zu wählen.

Literatur.

Kolonie oder Auswanderung. Variation über das
Thema: Bleibe im Lande und nähre dich redlich! Ein
Wort an das Vaterland und die Auswanderer, von einem
Lehrer. Danzig, Gerhard'sche Buchhandlung. 1846.

Der Verf. dieser kleinen Broschüre richtet seine Worte besonders
an die Bewohner der preußischen Ostseeprovinzen, indem er sich be-
müht, die Gutsbesitzer jener Gegend dahin zu vermögen, daß sie die
wüst liegenden Ländereien auf ihren Besitzungen armen Leuten zur
Bebauung und zur allmählichen Erwerbung durch Abschlagszahlungen
überlassen. Er spricht sich also für inländische Kolonieen aus und
[Spaltenumbruch] wir stimmen vollkommen mit ihm überein, weil er nur die ärmste
Volksclasse im Auge hat, die Proletarier Preußens, die, nach seiner
Schilderung, wollten sie nach Amerika auswandern, nicht einmal die
Ueberfahrt bezahlen könnten, oder, könnten sie das auch, doch dort
als Bettler landen würden. So sehr wir, wie gesagt, mit den Plänen
des Verf. einverstanden sind, so fürchten wir doch, sie nicht verwirklicht
zu sehen; denn bei den Heimathsgesetzen Deutschlands würden diejenigen
Gutsbesitzer, welche auf die genannte Weise Arme aufnähmen, ihnen,
wenn wir nicht irren, auch zugleich das Heimathsrecht auf ihrem Gute,
also, im Fall der Verarmung, Ansprüche auf die Guts = Armenkasse
zugestehen, und solches Zugeständniß erscheint uns zu gefährlich, als
daß wir glauben können, es werden sich viele von ihnen der Gefahr
aussetzen.

   

Für Auswanderungslustige! Briefe eines unter dem
Schutze des Mainzer Vereins nach Texas Ausgewanderten.
Erste Lieferung. Leipzig. Erpedition des Herold. 1847.

Wir haben diese Briefe mit so großem Vergnügen gelesen, daß
wir den folgenden Lieferungen mit Begierde entgegensehen. Der Verf.
schreibt, -- im Gegensatze zu Hrn. Hauptmann v. Sommer, über
dessen Machwerk wir erst kürzlich unser Urtheil abgaben, -- nur
über das, was er sah und erlebte. Er zeigt sich uns als ein Mann,
der klaren ruhigen Blicks um sich schaut und in ebenso ruhiger Sprache
erzählt, was er gesehen und erlebt. -- Dem Mainzer Texasvereine
vertrauend, schiffte er sich in Bremen ein, bemerkte aber unterwegs
schon Manches, das ihn mit Mißtrauen gegen den Verein erfüllte,
und was er gefürchtet, zeigte sich ihm denn später auch als wahr,
so daß er den Verein verließ und sich in Gesellschaft einiger Deutscher
auf eigene Faust ansiedelte. Obgleich er getäuscht wurde, obgleich
die Versprechungen, welche der Verein gemacht hatte, nicht in Erfüllung
gingen; obgleich er einige wenige Dollars, die er in die Vereinskasse
gezahlt hatte, erst nach langem Hin= und Herlaufen und dann auch
nur in Waaren zurückerhalten konnte, führt der Verf. dennoch keine
schmähende Sprache gegen den Verein: er deckt alle Mängel und Ge-
brechen unumwunden auf, gerade so wie sie in Nr. 1 d. Bl. auf-
gedeckt wurden, und beklagt die Menge Einwanderer, welche der Verein
in Jndian = Point zusammengepfercht hinsiechen und zu Hunderten sterben
läßt, spricht aber mit keiner Sylbe die Vermuthung aus, als habe
der Verein die sich ihm Anvertrauenden absichtlich getäuscht; er macht
ihm nur den gerechten Vorwurf, leichtsinnig gehandelt und, ohne die
Verhältnisse des Landes zu kennen, ein Unternehmen begonnen zu haben,
welches zur Durchführung gewiegte Männer und, statt wenigen Hun-
derttausend Gulden, Millionen erforderte. Diese Briefe, welche uns
bereits die Beschreibung eines großen Theils von Texas bringen, sind
so wahr und richtig, daß wir sie Jedem, dem Auswanderer wie
dem Wißbegierigen überhaupt, der den Staat kennen lernen will, mit
gutem Gewissen aufs Beste empfehlen können.

   
Uebervölkerung
in den Städten Nordamerika's.

Das Repräsentantenhaus in Washington hat vor kurzem bekannt-
lich ein Gesetz sanctionirt, durch welches der Einwanderung von Pro-
letariern aus Europa Schranken gesetzt werden sollen Es haben ihm
dabei Actenstücke vorgelegen, aus denen allerdings hervorgeht, daß der
Pauperismus in den vergleichsweise noch so jungen Städten der Re-
publik schon eben so und mitunter in noch stärkerem Maße um sich
gegriffen, als in den Staaten des alten Europa.* ) Die Stadt Boston

* ) Sollte nicht auch über Quebeck leicht und billig nach Wisconsin
und anderen nordwestlichen Vereinsstaaten zu kommen sein? Diese Route würde
der billigern Ueberfahrt wegen von Vielen gern benutzt werden.   F.
* ) d. h. in den großen Seestädten; in den Städten des Jnnern sieht man
keine Armuth.   D. Red.
[Spaltenumbruch]

Die sämmtlichen Herren Agenten des Vereins sowohl, als
die unterzeichnete General = Agentur, sind bereit, auf frankirte
Anfragen gern jede gewünschte Auskunft zu ertheilen.

Biebrich, im Februar 1847.

Die General = Agentur
des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras.
M. W. Settegast, General = Agent.

Welche Reiseroute
ist nach Milwaukie ( Wisconsin ) einzuschlagen?

R. Um Täuschungen vorzubeugen, müssen wir zu dem
Artikel aus „Rheinhessen“ S. 196 u. 197 dieser Ztg. bemerken,
daß es nur dann möglich ist für 5 bis 7 fl. -- also 2 bis 3 D. --
von New = Orleans nach St. Louis zu gelangen, wenn der Passa-
gier sich zur Arbeit an Bord des Schiffs verpflichtet. Diese Arbeit
besteht hauptsächlich darin, an den Landungsplätzen Holz einzu-
nehmen, dieses am Schiffe aufzustapeln und auch sonst der Mann-
schaft zu helfen. Frauen und Kinder werden zu solcher Arbeit
nie verwendet; sie müssen den vollen Passagepreis zahlen, der
für Verdeckspassagiere gewöhnlich 12 Doll. == 30 fl. beträgt,
und unseres Wissens nie unter 8 D. oder 20 fl. sank. -- Die
Reise von St. Louis nach Milwaukie kann unter den glücklichsten
Umständen nicht unter 5 bis 6 D., also billigstens nur um das
doppelte wie oben angegeben, zurückgelegt werden. Ueberdieß ist
der Weg über New = Orleans und St. Louis nach Milwaukie
so ziemlich der verkehrteste, den man einschlagen kann; für Mil-
waukie ist New = York* ) der Landeplatz. Trifft der Einwanderer
auch zu einer Jahreszeit in New = York ein, wo Canäle und
Flüsse, wo selbst die Seen gefroren sind, so reiset er doch noch
ebenso billig über Land dahin, als von New = Orleans, und er-
spart außerdem dasjenige, was die Reise von Europa nach New-
York billiger, als die nach New = Orleans ist. Trifft er dann
im Winter auf seinem Lande ein, so erbaut er sich bis zur Saat-
zeit sein Haus und fällt Bäume um Ackerland zu bekommen. --
Auf die Aussicht hin, den Winter über in New = Orleans Arbeit
zu erhalten und noch einige hundert Gulden zu erübigen, rathen
wir auch der fleißigsten Familie nicht, jenen Ort zu ihrem Landungs-
platz zu wählen.

Literatur.

Kolonie oder Auswanderung. Variation über das
Thema: Bleibe im Lande und nähre dich redlich! Ein
Wort an das Vaterland und die Auswanderer, von einem
Lehrer. Danzig, Gerhard'sche Buchhandlung. 1846.

Der Verf. dieser kleinen Broschüre richtet seine Worte besonders
an die Bewohner der preußischen Ostseeprovinzen, indem er sich be-
müht, die Gutsbesitzer jener Gegend dahin zu vermögen, daß sie die
wüst liegenden Ländereien auf ihren Besitzungen armen Leuten zur
Bebauung und zur allmählichen Erwerbung durch Abschlagszahlungen
überlassen. Er spricht sich also für inländische Kolonieen aus und
[Spaltenumbruch] wir stimmen vollkommen mit ihm überein, weil er nur die ärmste
Volksclasse im Auge hat, die Proletarier Preußens, die, nach seiner
Schilderung, wollten sie nach Amerika auswandern, nicht einmal die
Ueberfahrt bezahlen könnten, oder, könnten sie das auch, doch dort
als Bettler landen würden. So sehr wir, wie gesagt, mit den Plänen
des Verf. einverstanden sind, so fürchten wir doch, sie nicht verwirklicht
zu sehen; denn bei den Heimathsgesetzen Deutschlands würden diejenigen
Gutsbesitzer, welche auf die genannte Weise Arme aufnähmen, ihnen,
wenn wir nicht irren, auch zugleich das Heimathsrecht auf ihrem Gute,
also, im Fall der Verarmung, Ansprüche auf die Guts = Armenkasse
zugestehen, und solches Zugeständniß erscheint uns zu gefährlich, als
daß wir glauben können, es werden sich viele von ihnen der Gefahr
aussetzen.

   

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Schutze des Mainzer Vereins nach Texas Ausgewanderten.
Erste Lieferung. Leipzig. Erpedition des Herold. 1847.

Wir haben diese Briefe mit so großem Vergnügen gelesen, daß
wir den folgenden Lieferungen mit Begierde entgegensehen. Der Verf.
schreibt, -- im Gegensatze zu Hrn. Hauptmann v. Sommer, über
dessen Machwerk wir erst kürzlich unser Urtheil abgaben, -- nur
über das, was er sah und erlebte. Er zeigt sich uns als ein Mann,
der klaren ruhigen Blicks um sich schaut und in ebenso ruhiger Sprache
erzählt, was er gesehen und erlebt. -- Dem Mainzer Texasvereine
vertrauend, schiffte er sich in Bremen ein, bemerkte aber unterwegs
schon Manches, das ihn mit Mißtrauen gegen den Verein erfüllte,
und was er gefürchtet, zeigte sich ihm denn später auch als wahr,
so daß er den Verein verließ und sich in Gesellschaft einiger Deutscher
auf eigene Faust ansiedelte. Obgleich er getäuscht wurde, obgleich
die Versprechungen, welche der Verein gemacht hatte, nicht in Erfüllung
gingen; obgleich er einige wenige Dollars, die er in die Vereinskasse
gezahlt hatte, erst nach langem Hin= und Herlaufen und dann auch
nur in Waaren zurückerhalten konnte, führt der Verf. dennoch keine
schmähende Sprache gegen den Verein: er deckt alle Mängel und Ge-
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gedeckt wurden, und beklagt die Menge Einwanderer, welche der Verein
in Jndian = Point zusammengepfercht hinsiechen und zu Hunderten sterben
läßt, spricht aber mit keiner Sylbe die Vermuthung aus, als habe
der Verein die sich ihm Anvertrauenden absichtlich getäuscht; er macht
ihm nur den gerechten Vorwurf, leichtsinnig gehandelt und, ohne die
Verhältnisse des Landes zu kennen, ein Unternehmen begonnen zu haben,
welches zur Durchführung gewiegte Männer und, statt wenigen Hun-
derttausend Gulden, Millionen erforderte. Diese Briefe, welche uns
bereits die Beschreibung eines großen Theils von Texas bringen, sind
so wahr und richtig, daß wir sie Jedem, dem Auswanderer wie
dem Wißbegierigen überhaupt, der den Staat kennen lernen will, mit
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in den Städten Nordamerika's.

Das Repräsentantenhaus in Washington hat vor kurzem bekannt-
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dabei Actenstücke vorgelegen, aus denen allerdings hervorgeht, daß der
Pauperismus in den vergleichsweise noch so jungen Städten der Re-
publik schon eben so und mitunter in noch stärkerem Maße um sich
gegriffen, als in den Staaten des alten Europa.* ) Die Stadt Boston

* ) Sollte nicht auch über Quebeck leicht und billig nach Wisconsin
und anderen nordwestlichen Vereinsstaaten zu kommen sein? Diese Route würde
der billigern Ueberfahrt wegen von Vielen gern benutzt werden.   F.
* ) d. h. in den großen Seestädten; in den Städten des Jnnern sieht man
keine Armuth.   D. Red.
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[210/0004] Die sämmtlichen Herren Agenten des Vereins sowohl, als die unterzeichnete General = Agentur, sind bereit, auf frankirte Anfragen gern jede gewünschte Auskunft zu ertheilen. Biebrich, im Februar 1847. Die General = Agentur des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras. M. W. Settegast, General = Agent. Welche Reiseroute ist nach Milwaukie ( Wisconsin ) einzuschlagen? R. Um Täuschungen vorzubeugen, müssen wir zu dem Artikel aus „Rheinhessen“ S. 196 u. 197 dieser Ztg. bemerken, daß es nur dann möglich ist für 5 bis 7 fl. -- also 2 bis 3 D. -- von New = Orleans nach St. Louis zu gelangen, wenn der Passa- gier sich zur Arbeit an Bord des Schiffs verpflichtet. Diese Arbeit besteht hauptsächlich darin, an den Landungsplätzen Holz einzu- nehmen, dieses am Schiffe aufzustapeln und auch sonst der Mann- schaft zu helfen. 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Er spricht sich also für inländische Kolonieen aus und wir stimmen vollkommen mit ihm überein, weil er nur die ärmste Volksclasse im Auge hat, die Proletarier Preußens, die, nach seiner Schilderung, wollten sie nach Amerika auswandern, nicht einmal die Ueberfahrt bezahlen könnten, oder, könnten sie das auch, doch dort als Bettler landen würden. So sehr wir, wie gesagt, mit den Plänen des Verf. einverstanden sind, so fürchten wir doch, sie nicht verwirklicht zu sehen; denn bei den Heimathsgesetzen Deutschlands würden diejenigen Gutsbesitzer, welche auf die genannte Weise Arme aufnähmen, ihnen, wenn wir nicht irren, auch zugleich das Heimathsrecht auf ihrem Gute, also, im Fall der Verarmung, Ansprüche auf die Guts = Armenkasse zugestehen, und solches Zugeständniß erscheint uns zu gefährlich, als daß wir glauben können, es werden sich viele von ihnen der Gefahr aussetzen. R. Für Auswanderungslustige! Briefe eines unter dem Schutze des Mainzer Vereins nach Texas Ausgewanderten. 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Obgleich er getäuscht wurde, obgleich die Versprechungen, welche der Verein gemacht hatte, nicht in Erfüllung gingen; obgleich er einige wenige Dollars, die er in die Vereinskasse gezahlt hatte, erst nach langem Hin= und Herlaufen und dann auch nur in Waaren zurückerhalten konnte, führt der Verf. dennoch keine schmähende Sprache gegen den Verein: er deckt alle Mängel und Ge- brechen unumwunden auf, gerade so wie sie in Nr. 1 d. Bl. auf- gedeckt wurden, und beklagt die Menge Einwanderer, welche der Verein in Jndian = Point zusammengepfercht hinsiechen und zu Hunderten sterben läßt, spricht aber mit keiner Sylbe die Vermuthung aus, als habe der Verein die sich ihm Anvertrauenden absichtlich getäuscht; er macht ihm nur den gerechten Vorwurf, leichtsinnig gehandelt und, ohne die Verhältnisse des Landes zu kennen, ein Unternehmen begonnen zu haben, welches zur Durchführung gewiegte Männer und, statt wenigen Hun- derttausend Gulden, Millionen erforderte. Diese Briefe, welche uns bereits die Beschreibung eines großen Theils von Texas bringen, sind so wahr und richtig, daß wir sie Jedem, dem Auswanderer wie dem Wißbegierigen überhaupt, der den Staat kennen lernen will, mit gutem Gewissen aufs Beste empfehlen können. R. Uebervölkerung in den Städten Nordamerika's. Das Repräsentantenhaus in Washington hat vor kurzem bekannt- lich ein Gesetz sanctionirt, durch welches der Einwanderung von Pro- letariern aus Europa Schranken gesetzt werden sollen Es haben ihm dabei Actenstücke vorgelegen, aus denen allerdings hervorgeht, daß der Pauperismus in den vergleichsweise noch so jungen Städten der Re- publik schon eben so und mitunter in noch stärkerem Maße um sich gegriffen, als in den Staaten des alten Europa. * ) Die Stadt Boston * ) Sollte nicht auch über Quebeck leicht und billig nach Wisconsin und anderen nordwestlichen Vereinsstaaten zu kommen sein? Diese Route würde der billigern Ueberfahrt wegen von Vielen gern benutzt werden. 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Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 28. Rudolstadt, 13. April 1847, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer28_1847/4>, abgerufen am 19.04.2024.