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Der Arbeitgeber. Nr. 676. Frankfurt a. M., 15. April 1870.

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-- Die neue Gewerbebank in Stuttgart hat jetzt 400 Mitgl.

* Dividenden. Die Frankfurter Vereinskasse zahlt 7,72 pCt.
Dividende. -- Die Kantonalbank in Bern hat letztes Jahr das
Betriebskapital des Staats mit 6,62 pCt. und die Obligationen mit
5,62 pCt. verzinst. -- Die Kölnische [unleserliches Material - 16 Zeichen fehlen]Baumwollspinnrei und We-
berei zahlt pro 1869 eine Dividende von 3 pCt. -- [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]Die Aachener
und Münchener Feuerversicherungs=Gesellschaft zahlte letztes Jahr
46 pCt. Dividende. -- Die Achener Rückversicherungs=Gesellschaft
zahlte32 1 / 2 pCt. Dividende. -- Die Feuerversicherungs=Gesellschaft
Colonia zahlte 46 pCt. Dividende. -- Die Gladbacher Feuer-
versicherungs=Gesellschaft zahlte 5 pCt. Dividende. -- Der Hanauer
Kreditverein gibt für das letzte Geschäftsjahr 6 pCt. Dividende.

* Erste deutsche Nordsee=Fischerei=Gesellschaft. Das abgelau-
fene Jahr hat incl. der Abschreibungen einen Verlust von 24,628 Thlr.
ergeben. Der Gesammtverlust beträgt bis heute 68,293 Thlr. Es
soll deßhalb am 19. April eine außerordentliche Generalversammlung
über den Fortbestand der Gesellschaft berathen.

Gewerbe.

* Ueber den Lokomotiven= und Werkzeugmaschinenbau schreibt
der Jahresbericht der Chemnitzer Handelskammer: Auch im Jahre
1868 waren es wieder die Werkzeugmaschinen und Lokomotiven,
welche fast allen größeren Etablissements vollauf zu thun gaben.
Bei der größten Werkzeugmaschinenfabrik in Chemnitz war der Ge-
schäftsgang das ganze Jahr hindurch ein höchst flotter, mit Anfragen
und Aufträgen fast überhäufter. Von derselben sind in dem genann-
ten Jahre mehr als für eine halbe Million Thaler Werkzeugmaschinen
geliefert worden, wovon ca. 25 pCt. nach Deutschland versendet
wurden, die übrigen 75 pCt. dagegen für den Export verblieben.
Den Hauptbedarf hatten Rußland, Oestreich und Ungarn. Die
übrigen Sendungen gingen in die verschiedenen Länder des Kon-
tinents, einige auch nach England und Südamerika. Eine zweite
Fabrik setzte in derselben Zeit 7400 Centner um, wovon 4 / 5 in
Deutschland verblieben, dagegen 1 / 5 nach Oestreich und Rußland zum
Versandt gelangte. Bei zwei anderen Etablissements betrug in der-
selben Zeit der Umsatz 5000 Centner, die fast ausschließlich nach
Oestreich gingen. -- Jn dem Bau von Maschinen für die Brauerei
gab es im Jahre 1868 gute Beschäftigung, so daß der Geschäfts-
betrieb dieser Branche abermals eine beträchtliche Steigerung erfahren
hat. Jn einem Chemnitzer Etablissement, welches die Ausführung
der größten Brauereianlagen, fertig bis zum Beginn des Betriebes,
übernimmt, wurden an Blech=, Eisenguß= und sonstigen Metallwaaren
ca. 10,000 Centner verarbeitet. Die mit diesem Etablissement ver-
bundene Drahtweberei verbrauchte ca. 450 Centner Material. Die
Arbeitsmaschinen mußten wiederum vermehrt und neben der Kessel-
schmiede noch eine Kupferschmiede errichtet werden. Bei einer Arbeiter-
zahl von ca. 250 Mann erzielte dieses Etablissement einen Gesammt-
umsatz von ca. 180,000 Thlr. Das Absatzgebiet erstreckte sich auf
Deutschland, England, Dänemark, Rußland und Oestreich. Von
wesentlicher Bedeutung ist die dem Etablissement patentirte mechanische
Malzdarre, welche Menschenkraft überflüssig macht; in 1868 wurden
von dieser Malzdarre bereits 3 Stück ausgeführt und in Betrieb ge-
setzt, welche vorzügliche Resultate liefern. Jm Allgemeinen hat man
in der Brauereibranche in neuerer Zeit sein Augenmerk darauf ge-
richtet, die noch bestehenden kleineren Brauereien für Handbetrieb,
soweit als möglich, mit Maschinenbetrieb oder große Etablissements
mit vollständiger Maschineneinrichtung neu zu errichten. Von einem
zweiten Chemnitzer Etablissement, welches mechanische Dampf=Malz-
darren nach dem Patent von Kaden und Wittig baut, wurden in
1868 für Sachsen gleichfalls größere Aufträge ausgeführt. Nament-
lich war es Dresden, welches im Brauereifache, sowohl Neubau als
auch Umbau bereits bestehender alter Brauereien, dasselbe lebhaft be-
schäftigte. Nach Westphalen und Hannover wurden von diesem Eta-
blissement größere und kleinere Brauerei=Einrichtungen geliefert. Ebenso
erhielt dasselbe Aufträge von den renommirtesten Brauereien Bayerns
und Oestreichs, während von außerdeutschen Staaten es hauptsächlich
Holland und Rußland waren, welche ganze Einrichtungen bestellten.
Einzelne Spezial=Maschinen gelangten nach Frankreich, Jtalien, Bel-
gien, nach der Schweiz und nach Dänemark zum Verkauf. Wesent-
liche Verbesserungen, was die Art der Aufstellung und das Arrange-
[Spaltenumbruch] ment der Maschinen ec. in den Sudhäusern betrifft, wurden von
der genannten Fabrik vorgenommen und haben allgemeinen Anklang
gefunden.

* Lage der Kohlen=Jndustrie in Westphalen. Das erste
Quartal des Jahres 1870 ist recht nutzbringend für die westphälische
Kohlen=Jndustrie verstrichen. Dank der ergiebigen Thätigkeit in der
Eisen=Jndustrie befand sich die gesammte Gewerbthätigkeit der Pro-
vinz in einem gedeihlichen Zustande, und hat gerade der Kohlenberg-
bau der Natur der Sache gemäß am meisten dabei profitirt. -- Die
geschäftliche Bilanz für den erwähnten Zeitraum weist eine überaus
flotte Erploitation der Kohlengruben mit weit größerer Rentabilität
nach als in verflossenen Jahren. Die neuen Abschlüsse in Kohlen,
welche zumeist vor oder während des verflossenen Quartals zur Er-
ledigung kamen, haben höhere Notirungen mit sich geführt als im
ersten Quartal des Jahres 1869, und herrscht jetzt noch fortdauernd
steigende Tendenz auf dem Kohlenmarkt, besonders in Fettkohle
( Flammkohle ec. ist in flauer Stimmung ) . -- Zechen ersten Rangs
können deshalb heute schon einen bedeutenden Ueberschuß im Netto-
Gewinn des Jahres 1870 gegen 1869 annehmen. -- Ein weiterer
Faktor zu dem günstigen Resultat war auch der ungemein harte
Winter, der heute noch seine frostigen Nachzügler hat, wodurch die
Produktion der Zechen auf das Aeußerste angestrengt werden mußte,
damit die Jndustrie und die Privaten genügend versehen werden
konnten. -- Bleibt die politische Lage des Jahres ohne wesentliche
Störung, dann müssen die Zechen des Ruhrbeckens -- wollen sie
allen Forderungen gerecht werden -- weiter unter den Mergel gehen
und fernere Tiefbau=Zechen in Angriff genommen werden. -- Vorräthe
von Kohlen sind nirgends vorhanden.

* Baumwoll=Jndustrie. Jn Amerika hat sich in Folge der
hohen Zölle die Zahl der Baumwoll=Spinnereien vermehrt; ebenso
soll in Jndien viel verarbeitet werden. Nationalrath Dr. Joos in
der Schweiz hat deshalb die Besorgniß ausgesprochen, es möchte mit
der Zeit die schweizer Baumwoll=Jndustrie ein Ende nehmen. So
lange man trotz der sehr niederen Löhne in Jndien Baumwolle dort
holt, in England verarbeitet und dann wieder nach Jndien zurück-
bringt, und so lange Amerika Löhne hat, die doppelt so hoch sind
als unsere, wird wohl auch die schweizer Baumwoll=Jndustrie Be-
schäftigung haben.

* Pianofabrikation. Die Herren Steinway und Sons in
New=York ( Braunschweiger ) haben im v. J. für 1,205,500 Doll.
Piano's fabrizirt. Dieselben liefern wöchentlich 45--50 Stück.

* Dampfkesselüberwachung. Der Mannheimer Bezirksverein
deutscher Jngenieure hat in einer Versammlung die Grundbestim-
mungen festgestellt, welche bei der in den nächsten Tagen zu Berlin
stattfindenden Versammlung der deutschen Jngenieure zum Zwecke der
Herbeiführung eines gemeinsamen Regulativs für die Anlage und
Ueberwachung von Dampfkesseln von Seiten der diesseitigen Delegirten
in Vorschlag gebracht werden sollen. Zu den wichtigsten hier ange-
nommenen Bestimmungen zählen: die Konzessionirung zur Anlage von
Dampfkesseln, die Feststellung einer Minimalstärke der Kesselbleche, die
Ueberwachung der Eisenbahn= und Schiffskessel durch Staatsbeamte
und die Ueberwachung der stehenden Kessel durch Genossenschaften.

* Verein zur Ueberwachung von Dampfkesseln. Ein derar-
tiger Verein soll jetzt auch im Großherz. Hessen gebildet werden.

* Gewerbeausstellungen. Die Schlesische Gewerbeausstellung
in Breslau beginnt am 1. Mai d. J. und dauert 6 Wochen.

* Brauertag. Jn Dresden soll vom 28.--30. Juni d. J.
ein Brauertag abgehalten werden.

Technik.

* Popper'sche Kesseleinlagen. Nach den Erfahrungen des
Herrn Hückel, Dampfkesselprüfungs=Kommissär in Wien, wird durch
die Popper'schen Einlagen 1. eine Verringerung des Kesselsteines,
soweit dies von einem mechanisch wirkenden Apparat beansprucht
werden kann, sodann leichtere Ablösbarkeit desselben von den Kessel-
blechen erzielt, indem durch die rasche Cirkulation des Wassers eine
so feste Krystallisation, wie bei ruhigem Wasser, nicht möglich ist.
2. Jn Folge der raschen Cirkulation des Wassers und namentlich
durch kontinuirliches Zuführen des kältern Wassers zur Feuerstelle

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-- Die neue Gewerbebank in Stuttgart hat jetzt 400 Mitgl.

* Dividenden. Die Frankfurter Vereinskasse zahlt 7,72 pCt.
Dividende. -- Die Kantonalbank in Bern hat letztes Jahr das
Betriebskapital des Staats mit 6,62 pCt. und die Obligationen mit
5,62 pCt. verzinst. -- Die Kölnische [unleserliches Material – 16 Zeichen fehlen]Baumwollspinnrei und We-
berei zahlt pro 1869 eine Dividende von 3 pCt. -- [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]Die Aachener
und Münchener Feuerversicherungs=Gesellschaft zahlte letztes Jahr
46 pCt. Dividende. -- Die Achener Rückversicherungs=Gesellschaft
zahlte32 1 / 2 pCt. Dividende. -- Die Feuerversicherungs=Gesellschaft
Colonia zahlte 46 pCt. Dividende. -- Die Gladbacher Feuer-
versicherungs=Gesellschaft zahlte 5 pCt. Dividende. -- Der Hanauer
Kreditverein gibt für das letzte Geschäftsjahr 6 pCt. Dividende.

* Erste deutsche Nordsee=Fischerei=Gesellschaft. Das abgelau-
fene Jahr hat incl. der Abschreibungen einen Verlust von 24,628 Thlr.
ergeben. Der Gesammtverlust beträgt bis heute 68,293 Thlr. Es
soll deßhalb am 19. April eine außerordentliche Generalversammlung
über den Fortbestand der Gesellschaft berathen.

Gewerbe.

* Ueber den Lokomotiven= und Werkzeugmaschinenbau schreibt
der Jahresbericht der Chemnitzer Handelskammer: Auch im Jahre
1868 waren es wieder die Werkzeugmaschinen und Lokomotiven,
welche fast allen größeren Etablissements vollauf zu thun gaben.
Bei der größten Werkzeugmaschinenfabrik in Chemnitz war der Ge-
schäftsgang das ganze Jahr hindurch ein höchst flotter, mit Anfragen
und Aufträgen fast überhäufter. Von derselben sind in dem genann-
ten Jahre mehr als für eine halbe Million Thaler Werkzeugmaschinen
geliefert worden, wovon ca. 25 pCt. nach Deutschland versendet
wurden, die übrigen 75 pCt. dagegen für den Export verblieben.
Den Hauptbedarf hatten Rußland, Oestreich und Ungarn. Die
übrigen Sendungen gingen in die verschiedenen Länder des Kon-
tinents, einige auch nach England und Südamerika. Eine zweite
Fabrik setzte in derselben Zeit 7400 Centner um, wovon 4 / 5 in
Deutschland verblieben, dagegen 1 / 5 nach Oestreich und Rußland zum
Versandt gelangte. Bei zwei anderen Etablissements betrug in der-
selben Zeit der Umsatz 5000 Centner, die fast ausschließlich nach
Oestreich gingen. -- Jn dem Bau von Maschinen für die Brauerei
gab es im Jahre 1868 gute Beschäftigung, so daß der Geschäfts-
betrieb dieser Branche abermals eine beträchtliche Steigerung erfahren
hat. Jn einem Chemnitzer Etablissement, welches die Ausführung
der größten Brauereianlagen, fertig bis zum Beginn des Betriebes,
übernimmt, wurden an Blech=, Eisenguß= und sonstigen Metallwaaren
ca. 10,000 Centner verarbeitet. Die mit diesem Etablissement ver-
bundene Drahtweberei verbrauchte ca. 450 Centner Material. Die
Arbeitsmaschinen mußten wiederum vermehrt und neben der Kessel-
schmiede noch eine Kupferschmiede errichtet werden. Bei einer Arbeiter-
zahl von ca. 250 Mann erzielte dieses Etablissement einen Gesammt-
umsatz von ca. 180,000 Thlr. Das Absatzgebiet erstreckte sich auf
Deutschland, England, Dänemark, Rußland und Oestreich. Von
wesentlicher Bedeutung ist die dem Etablissement patentirte mechanische
Malzdarre, welche Menschenkraft überflüssig macht; in 1868 wurden
von dieser Malzdarre bereits 3 Stück ausgeführt und in Betrieb ge-
setzt, welche vorzügliche Resultate liefern. Jm Allgemeinen hat man
in der Brauereibranche in neuerer Zeit sein Augenmerk darauf ge-
richtet, die noch bestehenden kleineren Brauereien für Handbetrieb,
soweit als möglich, mit Maschinenbetrieb oder große Etablissements
mit vollständiger Maschineneinrichtung neu zu errichten. Von einem
zweiten Chemnitzer Etablissement, welches mechanische Dampf=Malz-
darren nach dem Patent von Kaden und Wittig baut, wurden in
1868 für Sachsen gleichfalls größere Aufträge ausgeführt. Nament-
lich war es Dresden, welches im Brauereifache, sowohl Neubau als
auch Umbau bereits bestehender alter Brauereien, dasselbe lebhaft be-
schäftigte. Nach Westphalen und Hannover wurden von diesem Eta-
blissement größere und kleinere Brauerei=Einrichtungen geliefert. Ebenso
erhielt dasselbe Aufträge von den renommirtesten Brauereien Bayerns
und Oestreichs, während von außerdeutschen Staaten es hauptsächlich
Holland und Rußland waren, welche ganze Einrichtungen bestellten.
Einzelne Spezial=Maschinen gelangten nach Frankreich, Jtalien, Bel-
gien, nach der Schweiz und nach Dänemark zum Verkauf. Wesent-
liche Verbesserungen, was die Art der Aufstellung und das Arrange-
[Spaltenumbruch] ment der Maschinen ec. in den Sudhäusern betrifft, wurden von
der genannten Fabrik vorgenommen und haben allgemeinen Anklang
gefunden.

* Lage der Kohlen=Jndustrie in Westphalen. Das erste
Quartal des Jahres 1870 ist recht nutzbringend für die westphälische
Kohlen=Jndustrie verstrichen. Dank der ergiebigen Thätigkeit in der
Eisen=Jndustrie befand sich die gesammte Gewerbthätigkeit der Pro-
vinz in einem gedeihlichen Zustande, und hat gerade der Kohlenberg-
bau der Natur der Sache gemäß am meisten dabei profitirt. -- Die
geschäftliche Bilanz für den erwähnten Zeitraum weist eine überaus
flotte Erploitation der Kohlengruben mit weit größerer Rentabilität
nach als in verflossenen Jahren. Die neuen Abschlüsse in Kohlen,
welche zumeist vor oder während des verflossenen Quartals zur Er-
ledigung kamen, haben höhere Notirungen mit sich geführt als im
ersten Quartal des Jahres 1869, und herrscht jetzt noch fortdauernd
steigende Tendenz auf dem Kohlenmarkt, besonders in Fettkohle
( Flammkohle ec. ist in flauer Stimmung ) . -- Zechen ersten Rangs
können deshalb heute schon einen bedeutenden Ueberschuß im Netto-
Gewinn des Jahres 1870 gegen 1869 annehmen. -- Ein weiterer
Faktor zu dem günstigen Resultat war auch der ungemein harte
Winter, der heute noch seine frostigen Nachzügler hat, wodurch die
Produktion der Zechen auf das Aeußerste angestrengt werden mußte,
damit die Jndustrie und die Privaten genügend versehen werden
konnten. -- Bleibt die politische Lage des Jahres ohne wesentliche
Störung, dann müssen die Zechen des Ruhrbeckens -- wollen sie
allen Forderungen gerecht werden -- weiter unter den Mergel gehen
und fernere Tiefbau=Zechen in Angriff genommen werden. -- Vorräthe
von Kohlen sind nirgends vorhanden.

* Baumwoll=Jndustrie. Jn Amerika hat sich in Folge der
hohen Zölle die Zahl der Baumwoll=Spinnereien vermehrt; ebenso
soll in Jndien viel verarbeitet werden. Nationalrath Dr. Joos in
der Schweiz hat deshalb die Besorgniß ausgesprochen, es möchte mit
der Zeit die schweizer Baumwoll=Jndustrie ein Ende nehmen. So
lange man trotz der sehr niederen Löhne in Jndien Baumwolle dort
holt, in England verarbeitet und dann wieder nach Jndien zurück-
bringt, und so lange Amerika Löhne hat, die doppelt so hoch sind
als unsere, wird wohl auch die schweizer Baumwoll=Jndustrie Be-
schäftigung haben.

* Pianofabrikation. Die Herren Steinway und Sons in
New=York ( Braunschweiger ) haben im v. J. für 1,205,500 Doll.
Piano's fabrizirt. Dieselben liefern wöchentlich 45--50 Stück.

* Dampfkesselüberwachung. Der Mannheimer Bezirksverein
deutscher Jngenieure hat in einer Versammlung die Grundbestim-
mungen festgestellt, welche bei der in den nächsten Tagen zu Berlin
stattfindenden Versammlung der deutschen Jngenieure zum Zwecke der
Herbeiführung eines gemeinsamen Regulativs für die Anlage und
Ueberwachung von Dampfkesseln von Seiten der diesseitigen Delegirten
in Vorschlag gebracht werden sollen. Zu den wichtigsten hier ange-
nommenen Bestimmungen zählen: die Konzessionirung zur Anlage von
Dampfkesseln, die Feststellung einer Minimalstärke der Kesselbleche, die
Ueberwachung der Eisenbahn= und Schiffskessel durch Staatsbeamte
und die Ueberwachung der stehenden Kessel durch Genossenschaften.

* Verein zur Ueberwachung von Dampfkesseln. Ein derar-
tiger Verein soll jetzt auch im Großherz. Hessen gebildet werden.

* Gewerbeausstellungen. Die Schlesische Gewerbeausstellung
in Breslau beginnt am 1. Mai d. J. und dauert 6 Wochen.

* Brauertag. Jn Dresden soll vom 28.--30. Juni d. J.
ein Brauertag abgehalten werden.

Technik.

* Popper'sche Kesseleinlagen. Nach den Erfahrungen des
Herrn Hückel, Dampfkesselprüfungs=Kommissär in Wien, wird durch
die Popper'schen Einlagen 1. eine Verringerung des Kesselsteines,
soweit dies von einem mechanisch wirkenden Apparat beansprucht
werden kann, sodann leichtere Ablösbarkeit desselben von den Kessel-
blechen erzielt, indem durch die rasche Cirkulation des Wassers eine
so feste Krystallisation, wie bei ruhigem Wasser, nicht möglich ist.
2. Jn Folge der raschen Cirkulation des Wassers und namentlich
durch kontinuirliches Zuführen des kältern Wassers zur Feuerstelle

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[0006] -- Die neue Gewerbebank in Stuttgart hat jetzt 400 Mitgl. * Dividenden. Die Frankfurter Vereinskasse zahlt 7,72 pCt. Dividende. -- Die Kantonalbank in Bern hat letztes Jahr das Betriebskapital des Staats mit 6,62 pCt. und die Obligationen mit 5,62 pCt. verzinst. -- Die Kölnische ________________Baumwollspinnrei und We- berei zahlt pro 1869 eine Dividende von 3 pCt. -- ___Die Aachener und Münchener Feuerversicherungs=Gesellschaft zahlte letztes Jahr 46 pCt. Dividende. -- Die Achener Rückversicherungs=Gesellschaft zahlte32 1 / 2 pCt. Dividende. -- Die Feuerversicherungs=Gesellschaft Colonia zahlte 46 pCt. Dividende. -- Die Gladbacher Feuer- versicherungs=Gesellschaft zahlte 5 pCt. Dividende. -- Der Hanauer Kreditverein gibt für das letzte Geschäftsjahr 6 pCt. Dividende. * Erste deutsche Nordsee=Fischerei=Gesellschaft. Das abgelau- fene Jahr hat incl. der Abschreibungen einen Verlust von 24,628 Thlr. ergeben. Der Gesammtverlust beträgt bis heute 68,293 Thlr. Es soll deßhalb am 19. April eine außerordentliche Generalversammlung über den Fortbestand der Gesellschaft berathen. Gewerbe. * Ueber den Lokomotiven= und Werkzeugmaschinenbau schreibt der Jahresbericht der Chemnitzer Handelskammer: Auch im Jahre 1868 waren es wieder die Werkzeugmaschinen und Lokomotiven, welche fast allen größeren Etablissements vollauf zu thun gaben. Bei der größten Werkzeugmaschinenfabrik in Chemnitz war der Ge- schäftsgang das ganze Jahr hindurch ein höchst flotter, mit Anfragen und Aufträgen fast überhäufter. Von derselben sind in dem genann- ten Jahre mehr als für eine halbe Million Thaler Werkzeugmaschinen geliefert worden, wovon ca. 25 pCt. nach Deutschland versendet wurden, die übrigen 75 pCt. dagegen für den Export verblieben. Den Hauptbedarf hatten Rußland, Oestreich und Ungarn. Die übrigen Sendungen gingen in die verschiedenen Länder des Kon- tinents, einige auch nach England und Südamerika. Eine zweite Fabrik setzte in derselben Zeit 7400 Centner um, wovon 4 / 5 in Deutschland verblieben, dagegen 1 / 5 nach Oestreich und Rußland zum Versandt gelangte. Bei zwei anderen Etablissements betrug in der- selben Zeit der Umsatz 5000 Centner, die fast ausschließlich nach Oestreich gingen. -- Jn dem Bau von Maschinen für die Brauerei gab es im Jahre 1868 gute Beschäftigung, so daß der Geschäfts- betrieb dieser Branche abermals eine beträchtliche Steigerung erfahren hat. Jn einem Chemnitzer Etablissement, welches die Ausführung der größten Brauereianlagen, fertig bis zum Beginn des Betriebes, übernimmt, wurden an Blech=, Eisenguß= und sonstigen Metallwaaren ca. 10,000 Centner verarbeitet. Die mit diesem Etablissement ver- bundene Drahtweberei verbrauchte ca. 450 Centner Material. Die Arbeitsmaschinen mußten wiederum vermehrt und neben der Kessel- schmiede noch eine Kupferschmiede errichtet werden. Bei einer Arbeiter- zahl von ca. 250 Mann erzielte dieses Etablissement einen Gesammt- umsatz von ca. 180,000 Thlr. Das Absatzgebiet erstreckte sich auf Deutschland, England, Dänemark, Rußland und Oestreich. Von wesentlicher Bedeutung ist die dem Etablissement patentirte mechanische Malzdarre, welche Menschenkraft überflüssig macht; in 1868 wurden von dieser Malzdarre bereits 3 Stück ausgeführt und in Betrieb ge- setzt, welche vorzügliche Resultate liefern. Jm Allgemeinen hat man in der Brauereibranche in neuerer Zeit sein Augenmerk darauf ge- richtet, die noch bestehenden kleineren Brauereien für Handbetrieb, soweit als möglich, mit Maschinenbetrieb oder große Etablissements mit vollständiger Maschineneinrichtung neu zu errichten. Von einem zweiten Chemnitzer Etablissement, welches mechanische Dampf=Malz- darren nach dem Patent von Kaden und Wittig baut, wurden in 1868 für Sachsen gleichfalls größere Aufträge ausgeführt. Nament- lich war es Dresden, welches im Brauereifache, sowohl Neubau als auch Umbau bereits bestehender alter Brauereien, dasselbe lebhaft be- schäftigte. Nach Westphalen und Hannover wurden von diesem Eta- blissement größere und kleinere Brauerei=Einrichtungen geliefert. Ebenso erhielt dasselbe Aufträge von den renommirtesten Brauereien Bayerns und Oestreichs, während von außerdeutschen Staaten es hauptsächlich Holland und Rußland waren, welche ganze Einrichtungen bestellten. Einzelne Spezial=Maschinen gelangten nach Frankreich, Jtalien, Bel- gien, nach der Schweiz und nach Dänemark zum Verkauf. Wesent- liche Verbesserungen, was die Art der Aufstellung und das Arrange- ment der Maschinen ec. in den Sudhäusern betrifft, wurden von der genannten Fabrik vorgenommen und haben allgemeinen Anklang gefunden. * Lage der Kohlen=Jndustrie in Westphalen. Das erste Quartal des Jahres 1870 ist recht nutzbringend für die westphälische Kohlen=Jndustrie verstrichen. Dank der ergiebigen Thätigkeit in der Eisen=Jndustrie befand sich die gesammte Gewerbthätigkeit der Pro- vinz in einem gedeihlichen Zustande, und hat gerade der Kohlenberg- bau der Natur der Sache gemäß am meisten dabei profitirt. -- Die geschäftliche Bilanz für den erwähnten Zeitraum weist eine überaus flotte Erploitation der Kohlengruben mit weit größerer Rentabilität nach als in verflossenen Jahren. Die neuen Abschlüsse in Kohlen, welche zumeist vor oder während des verflossenen Quartals zur Er- ledigung kamen, haben höhere Notirungen mit sich geführt als im ersten Quartal des Jahres 1869, und herrscht jetzt noch fortdauernd steigende Tendenz auf dem Kohlenmarkt, besonders in Fettkohle ( Flammkohle ec. ist in flauer Stimmung ) . -- Zechen ersten Rangs können deshalb heute schon einen bedeutenden Ueberschuß im Netto- Gewinn des Jahres 1870 gegen 1869 annehmen. -- Ein weiterer Faktor zu dem günstigen Resultat war auch der ungemein harte Winter, der heute noch seine frostigen Nachzügler hat, wodurch die Produktion der Zechen auf das Aeußerste angestrengt werden mußte, damit die Jndustrie und die Privaten genügend versehen werden konnten. -- Bleibt die politische Lage des Jahres ohne wesentliche Störung, dann müssen die Zechen des Ruhrbeckens -- wollen sie allen Forderungen gerecht werden -- weiter unter den Mergel gehen und fernere Tiefbau=Zechen in Angriff genommen werden. -- Vorräthe von Kohlen sind nirgends vorhanden. * Baumwoll=Jndustrie. Jn Amerika hat sich in Folge der hohen Zölle die Zahl der Baumwoll=Spinnereien vermehrt; ebenso soll in Jndien viel verarbeitet werden. Nationalrath Dr. Joos in der Schweiz hat deshalb die Besorgniß ausgesprochen, es möchte mit der Zeit die schweizer Baumwoll=Jndustrie ein Ende nehmen. So lange man trotz der sehr niederen Löhne in Jndien Baumwolle dort holt, in England verarbeitet und dann wieder nach Jndien zurück- bringt, und so lange Amerika Löhne hat, die doppelt so hoch sind als unsere, wird wohl auch die schweizer Baumwoll=Jndustrie Be- schäftigung haben. * Pianofabrikation. Die Herren Steinway und Sons in New=York ( Braunschweiger ) haben im v. J. für 1,205,500 Doll. Piano's fabrizirt. Dieselben liefern wöchentlich 45--50 Stück. * Dampfkesselüberwachung. Der Mannheimer Bezirksverein deutscher Jngenieure hat in einer Versammlung die Grundbestim- mungen festgestellt, welche bei der in den nächsten Tagen zu Berlin stattfindenden Versammlung der deutschen Jngenieure zum Zwecke der Herbeiführung eines gemeinsamen Regulativs für die Anlage und Ueberwachung von Dampfkesseln von Seiten der diesseitigen Delegirten in Vorschlag gebracht werden sollen. Zu den wichtigsten hier ange- nommenen Bestimmungen zählen: die Konzessionirung zur Anlage von Dampfkesseln, die Feststellung einer Minimalstärke der Kesselbleche, die Ueberwachung der Eisenbahn= und Schiffskessel durch Staatsbeamte und die Ueberwachung der stehenden Kessel durch Genossenschaften. * Verein zur Ueberwachung von Dampfkesseln. Ein derar- tiger Verein soll jetzt auch im Großherz. Hessen gebildet werden. * Gewerbeausstellungen. Die Schlesische Gewerbeausstellung in Breslau beginnt am 1. Mai d. J. und dauert 6 Wochen. * Brauertag. Jn Dresden soll vom 28.--30. Juni d. J. ein Brauertag abgehalten werden. Technik. * Popper'sche Kesseleinlagen. Nach den Erfahrungen des Herrn Hückel, Dampfkesselprüfungs=Kommissär in Wien, wird durch die Popper'schen Einlagen 1. eine Verringerung des Kesselsteines, soweit dies von einem mechanisch wirkenden Apparat beansprucht werden kann, sodann leichtere Ablösbarkeit desselben von den Kessel- blechen erzielt, indem durch die rasche Cirkulation des Wassers eine so feste Krystallisation, wie bei ruhigem Wasser, nicht möglich ist. 2. Jn Folge der raschen Cirkulation des Wassers und namentlich durch kontinuirliches Zuführen des kältern Wassers zur Feuerstelle

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 676. Frankfurt a. M., 15. April 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0676_1870/6>, abgerufen am 29.03.2024.