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[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.

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wo sie also die erste Bedingung zur Ausübung eines sittlichen
Einflusses, das persönliche Vertrauen und die Kenntniß der
Personen, sich erst von Neuem allmälig wieder erwerben
müssen.

So durchdringt die Ueberschätzung der Form und der
Quelle, aus welcher diese Form entstammt, des menschlichen
Verstandes, alle unsere Bestrebungen und Einrichtungen.
Wie der Philosoph durch die Kraft des Begriffes eine neue
Grundlage für unsere staatlichen, gesellschaftlichen und Glau-
benszustände erfinden möchte; wie der Kirchenmann durch
die Kraft der kirchlichen Bekenntnißform den erlöschenden
Glauben neu zu beleben sucht; wie der Schulmann durch
die Kraft der wissenschaftlichen Bildung die Erziehung zu
fördern vermeint; ebenso sucht der Staatsmann durch die
Kraft gesetzlicher Formen den auseinander brechenden Staat
zusammenzuhalten. Aber während alle diese Träger unserer
modernen Bildung sich wie Verzweifelude an die Formen
anklammern, lichten sich von Jahr zu Jahr immer mehr die
Reihen Derjenigen, in welchen sich aus dem Segen einer frü-
heren Zeit durch die stillwirkende Kraft der erziehenden Ueber-
lieferung noch ein gesunder Kern von sittlichen Ueberzeugungen
erhalten hatte, und durch deren Hülfe allein der Staat hätte
erhalten werden können.



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wo ſie alſo die erſte Bedingung zur Ausübung eines ſittlichen
Einfluſſes, das perſönliche Vertrauen und die Kenntniß der
Perſonen, ſich erſt von Neuem allmälig wieder erwerben
müſſen.

So durchdringt die Ueberſchätzung der Form und der
Quelle, aus welcher dieſe Form entſtammt, des menſchlichen
Verſtandes, alle unſere Beſtrebungen und Einrichtungen.
Wie der Philoſoph durch die Kraft des Begriffes eine neue
Grundlage für unſere ſtaatlichen, geſellſchaftlichen und Glau-
benszuſtände erfinden möchte; wie der Kirchenmann durch
die Kraft der kirchlichen Bekenntnißform den erlöſchenden
Glauben neu zu beleben ſucht; wie der Schulmann durch
die Kraft der wiſſenſchaftlichen Bildung die Erziehung zu
fördern vermeint; ebenſo ſucht der Staatsmann durch die
Kraft geſetzlicher Formen den auseinander brechenden Staat
zuſammenzuhalten. Aber während alle dieſe Träger unſerer
modernen Bildung ſich wie Verzweifelude an die Formen
anklammern, lichten ſich von Jahr zu Jahr immer mehr die
Reihen Derjenigen, in welchen ſich aus dem Segen einer frü-
heren Zeit durch die ſtillwirkende Kraft der erziehenden Ueber-
lieferung noch ein geſunder Kern von ſittlichen Ueberzeugungen
erhalten hatte, und durch deren Hülfe allein der Staat hätte
erhalten werden können.



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[113/0119] wo ſie alſo die erſte Bedingung zur Ausübung eines ſittlichen Einfluſſes, das perſönliche Vertrauen und die Kenntniß der Perſonen, ſich erſt von Neuem allmälig wieder erwerben müſſen. So durchdringt die Ueberſchätzung der Form und der Quelle, aus welcher dieſe Form entſtammt, des menſchlichen Verſtandes, alle unſere Beſtrebungen und Einrichtungen. Wie der Philoſoph durch die Kraft des Begriffes eine neue Grundlage für unſere ſtaatlichen, geſellſchaftlichen und Glau- benszuſtände erfinden möchte; wie der Kirchenmann durch die Kraft der kirchlichen Bekenntnißform den erlöſchenden Glauben neu zu beleben ſucht; wie der Schulmann durch die Kraft der wiſſenſchaftlichen Bildung die Erziehung zu fördern vermeint; ebenſo ſucht der Staatsmann durch die Kraft geſetzlicher Formen den auseinander brechenden Staat zuſammenzuhalten. Aber während alle dieſe Träger unſerer modernen Bildung ſich wie Verzweifelude an die Formen anklammern, lichten ſich von Jahr zu Jahr immer mehr die Reihen Derjenigen, in welchen ſich aus dem Segen einer frü- heren Zeit durch die ſtillwirkende Kraft der erziehenden Ueber- lieferung noch ein geſunder Kern von ſittlichen Ueberzeugungen erhalten hatte, und durch deren Hülfe allein der Staat hätte erhalten werden können. 8

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Zitationshilfe: [N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_anarchie_1852/119>, abgerufen am 24.11.2024.