Allgemeine Zeitung, Nr. 99, 9. April 1849.[Spaltenumbruch]
herrn; da sie das legitime Organ war, so war der Ausdruck ihrer An- Bretts elektro-magnetischer Drucktelegraph. Mit Recht fesselt die elektrische Telegraphie die Aufmerksamkeit der [Spaltenumbruch]
herrn; da ſie das legitime Organ war, ſo war der Ausdruck ihrer An- Bretts elektro-magnetiſcher Drucktelegraph. Mit Recht feſſelt die elektriſche Telegraphie die Aufmerkſamkeit der <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0010" n="1522"/><cb/> herrn; da ſie das legitime Organ war, ſo war der Ausdruck ihrer An-<lb/> ſichten der wirkliche Ausdruck der Anſichten des Landes; die Stände und<lb/> ſelbſt die ſpäter vom Volke gewählte Landesvertretung widerſprachen ihr<lb/> dabei nicht; die gemeinſame Regierung ging ſogar ſo weit die berüchtigte<lb/> Miſſion des Grafen Reventlow nach Kopenhagen zu veranlaſſen, in der<lb/> ſie die Wiederkehr der „Segnungen“ der legitimen „Herrſchaft“ Sr. Maj.<lb/> von ſeiner Gnade erfleht; die Landesvertretung hat dieſen Schritt gutge-<lb/> heißen, und ſo iſt officiell der Wunſch der Herzogthümer, recht bald in<lb/> das alte Verhältniß zurückzukehren, unbeſtreitbar gegeben. Dieſer Wunſch<lb/> iſt, wie geſagt, der Wunſch der einen Partei, welche die Trennung von<lb/> Dänemark durch das unbeerbte Ableben des jetzigen Königs noch immer<lb/> als die einzig mögliche denkt. Allein die Maſſe des Volkes, die nun ein<lb/> Jahrlang den ſchweren Druck des Krieges getragen, hat eigentlich nie<lb/> daran gedacht daß wir in den Herzogthümern die däniſche „Herrſchaft“<lb/> wieder bekommen könnten; zum Zeichen deſſen hat kein <hi rendition="#g">einziges</hi> Organ<lb/> der Preſſe und keine einzige öffentliche Verſammlung dieſe Wiederkehr<lb/> auch nur als eine Eventualität, geſchweige denn als eine bereits abge-<lb/> machte Sache beſprechen wollen. Wir find Zeuge geweſen daß diejenigen<lb/> die darauf hinwieſen dem öffentlichen Unwillen ſofort und durchaus hülf-<lb/> los unterlagen. Während nun der Krieg vor ſich ging, dachte man an<lb/> den Krieg; als der Waffenſtillſtand kam, machte man das Staatsrund-<lb/> geſetz; noch immer fiel es dem Volke gar nicht ein daß der alte Zuſtand<lb/><hi rendition="#g">wenigſtens</hi> wieder hergeſtellt werden würde; es lebte in einem abſolut<lb/> blinden Vertrauen auf ſeine verſchiedenen Regierungen, und die Landesver-<lb/> tretung ging ihm darin voran, geleitet — wir geſtehen es — durch die<lb/> Abgeſandten der Centralgewalt. So hat nun dieß Volk und in ihm die<lb/> deutſche Partei bis in die neueſte Zeit in einer Apathie fortgelebt die<lb/> durchaus unglaublich und ohne Beiſpiel iſt, und niemand konnte es unter<lb/> dieſen Umſtänden der Diplomatie verdenken daß ſie, geſtützt auf die offi-<lb/> ciellen, wiederholten und von keiner Seite angegriffenen Erklärungen der<lb/> Regierung, ſich gar wenig um die Bevölkerung der Herzogthümer küm-<lb/> merte. Allein der Frieden kam näher und näher; das Land hatte eine<lb/> Armee von 25,000 Mann im Felde; es hatte noch Kraft einen ſchweren<lb/> Krieg auszuhalten; und da hieß es nun plötzlich daß nicht allein die<lb/> frühere Trennung Schleswigs von Holſtein, ſondern daß auch der frühere<lb/> Landesherr aus Dänemark wiederkehren und daß gar Schleswig jetzt erſt<lb/> gründlich in Dänemark incorporirt werden ſolle. Man ſträubte und<lb/> ſträubt ſich gegen dieſe Thatſache; allein die Schuppen fallen von den<lb/> Augen, und jetzt erſt fängt man an ſich zu ſagen daß ein ſolcher Friede<lb/> nach einer ſolchen Erhebung, ohne daß unſere Truppen mit den Dänen<lb/> ſich gemeſſen hätten, ohne daß ſie geſchlagen wären, ohne daß das Land<lb/> um den Frieden weiß, ohne daß die großen Hülfsquellen recht angegriffen<lb/> wären, <hi rendition="#g">doch ganz un möglich iſt</hi>. Man iſt in dieſem Augenblick noch mehr<lb/> erſtaunt als empört; man iſt ſeit einem Jahre ſo wenig gewohnt gefragt<lb/> zu werden daß man auch jetzt noch nicht zu ſprechen weiß; allein das iſt<lb/> unzweifelhaft daß, wenn auch der Abſchluß eines ſolchen Friedens ruhig<lb/> verläuft, die Vollziehung desſelben ernſte Bedenklichkeiten hat. Kaum<lb/> glaublich erſcheint es für jemanden der dieß Volk und ſeine angeborne<lb/> Ruhe nicht kennt, und dennoch iſt es wahr daß <hi rendition="#g">erſt jetzt</hi> ſich eine Partei<lb/> bildet die gegen dieſen Frieden an Oppoſition denkt! Und daß erſt jetzt<lb/> es dem Volke klar wird wie die Regierung ſich geſtellt und was man für<lb/> die Sache der Herzogthümer <hi rendition="#g">nicht</hi> gethan hat. Sie werden wohl das<lb/> Gerücht kennen daß die deutſchen Truppen nur darum nach den Herzog-<lb/> thümern geſendet werden ſollten um eine erwartete Volksbewegung bei<lb/> der Vollziehung des Friedens niederzuhalten; ſo unklug es iſt, ſo zeigt<lb/> es den Stand der öffentlichen Meinung. Andere welche die Verhältniſſe<lb/> kennen, ſehen mit Bedenklichkeit, nicht dem Abſchluß und nicht der erſten<lb/> Vollziehung eines ſolchen unglücklichen Friedens, den die europäiſche Di-<lb/> plomatie von der Energieloſigkeit Preußens erpreßt hat, ſondern den<lb/> ſpätern Folgen entgegen. Wer wird die Macht haben die Hälfte von<lb/> Schleswig, die entſchieden deutſch, und das dritte Viertheil, das halb-<lb/> deutſch iſt, <hi rendition="#g">für immer</hi> an Dänemark zu binden? Wer wird die Macht<lb/> haben den großen Verluſt zu erſetzen den die getrennten materiellen In-<lb/> tereſſen der ſo innig verwachſenen Herzogthümer durch eine Scheidung<lb/> erleiden? Wer wird die Macht haben den Samen eines faſt unausbleib-<lb/> lichen neuen Kampfes von dieſen Landen abzuwenden? Und wenn man<lb/> das nicht kann, auf wen wird der Vorwurf fallen: uns mit gebundenen<lb/> Händen Dänemark und dem Verderb einer Trennung übergeben zu haben?<lb/> Das alles weiß man in Berlin und auch in Frankfurt; man weiß das<lb/> alles auch in den gebildeten Claſſen der Herzogthümer. Man fühlt hier<lb/> daß ſo lange unſere Kräfte, größer wie je, noch ganz ungebrochen daſtehen,<lb/> ein ſchmachvoller Friede, ein Friede wie er ſeyn würde wenn wir keinen<lb/> Mann eigener Truppen mehr im Felde hätten, die höchſte Gefahr mit<lb/> ſich bringt. Die Diplomatie läßt daher das ganze Land, die Regierung<lb/> und die Landesverſammlung in der abſoluteſten Dunkelheit; die Central-<lb/><cb/> gewalt hat an die Spitze der Verwaltung dieſelben Männer geſtellt die<lb/> den König im März 1848 als einzigen und legitimen Herzog anerkannten;<lb/> die ſchleswig-holſteiniſche Armee iſt mit preußiſchen Officieren angefüllt;<lb/> ein preußiſcher Oberſt ſteht an ihrer Spitze, ein preußiſcher General wird<lb/> wieder das Obercommando über die ganze deutſche Macht übernehmen,<lb/> und dennoch fürchtet man, und mit Recht, irgendetwas plötzliches und<lb/> unvorhergeſehenes, denn man weiß daß Preußens Wort den Ausſchlag<lb/> gibt und daß das Land dieß erkennt. Die Spannung iſt daher eine ſehr<lb/> große; ſo groß daß ſie bei den meiſten zur Abſpannung zu werden droht.<lb/> Hat doch in dieſem entſcheidenden Augenblick ein Drittheil der Landesver-<lb/> treter Schleswig verlaſſen, weil man fühlt daß dem Kommenden <hi rendition="#g">dieſe</hi><lb/> Verſammlung wahrlich nicht gewachſen iſt! So iſt hier der Gegenſatz<lb/> täglich deutlicher; und nun denken Sie ſich daß Deutſchland gezwungen<lb/> würde mit ſeinen Truppen die Schleswig-Holſteiner zu zwingen ſich tren-<lb/> nen und Schleswig Dänemark incorporiren zu laſſen, und daß ein preu-<lb/> ßiſcher General Executionen vornehmen müßte <hi rendition="#g">gegen</hi> die Herzogthümer,<lb/> die zu Deutſchland wollen, deren Abgeordnete die deutſche Verfaſſung<lb/> mitbeſchloſſen und den König von Preußen mit zum Kaiſer gewählt<lb/> haben, und dazu das in einem ſolchen Augenblick! Dennoch, ich wieder-<lb/> hole es, und das Obige wird es beſtätigen, iſt ähnliches <hi rendition="#g">nicht unmög-<lb/> lich!</hi> Gibt es eine härtere Verurtheilung der ſchwankenden preußiſchen Di-<lb/> plomatie? Und noch jetzt, in dieſem Augenblick, brauchte man in Berlin<lb/> nur den Finger zu erheben, und beide Herzogthümer, in ihrer Selbſtän-<lb/> digkeit, Einheit und Zukunft garantirt, würden Preußen es ewigen und<lb/> innigen Dank wiſſen daß es ihnen erlaubte und nicht unmöglich machte<lb/> den Krieg gegen. Dänemark auf eigene Hand zu führen. Wahrlich, wir<lb/> fürchten ihn nicht. Aber man will es nicht, man ſchweigt, man fürchtet, was<lb/> weiß ich, Republik, Demokratie, Frankreich, Rußland, eine diplomatiſche<lb/> Verwicklung, neue Aengſten. Wird man allen dieſen begründeten und nicht<lb/> begründeten Bedenklichkeiten mit einem kläglichen Frieden entgehen? Man<lb/> wird machen daß ſich das wiederholt was man eben mit Mühe beſeitigt<lb/> hat. 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Brett erſundenen, ebenſo einfachen und zierlichen als<lb/> wirkſamen Apparats; es leitet dieſelbe mit einigen Worten ein über das<lb/> in der alten und neuen Welt gebräuchliche Verfahren bei Mittheilung von<lb/> Depeſchen: „In England, ſagt es, beſteht faſt überall die ganze Vorrich-<lb/> tung aus zwei Zeigern (Nadeln), deren combinirte Bewegungen ein voll-<lb/> ſtändiges Alphabet bilden; ſodann findet ſich auf einigen Bahnen der<lb/> elektro-magnetiſche Telegraph Wheatſtone’s, welcher in der Ankunfts-<lb/> Station auf die Buchſtaben des römiſchen Alphabets, ſowie die arabiſchen<lb/> Ziffern zeigt. In Amerika druckt Hr. Morſe auf dickes Papier eine Com-<lb/> bination von erhabenen Punkten, die vollkommen den Buchſtaben ent-<lb/> ſprechen welche von unſern jungen Blinden mittelſt ihrer Finger ſo leicht<lb/> geleſen werden können. In Frankreich dagegen iſt man leider immer noch<lb/> genöthigt mittelſt der ſich drehenden Zeiger die hieroglyphiſchen Signale<lb/> des Chappe’ſchen Telegraphen unvollkommen nachzumachen — Zeichen die<lb/> man ja bloß ein für allemal auf Pappſcheiben hätte abbilden dürfen, um<lb/> ſie auf eine gewiſſe Entfernung hin anzeigen zu können, oder welche man,<lb/> noch einfacher, durch eine Gruppe von zwei Ziffern, wie es von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Du-<lb/> jardin in Lille geſchieht, weiter hätte mittheilen können. Der Gedanke<lb/> die telegraphiſchen Depeſchen durch einen Mechanismus zu drucken welchen<lb/> der elektriſche Strom in Thätigkeit ſetzt, gehört Hrn. Wheatſtone an, der<lb/> ihn im Jahr 1842 verwirklichte, und deſſen mit großem Scharffinn aus-<lb/> geführter Apparat auf der Paris-Verſailler Eiſenbahn, rechtes Ufer, in<lb/> Gebrauch iſt. Auch Hrn. Bain war es gelungen mittelſt des elektriſchen<lb/> Stroms ziemlich hübſch zu drucken. Indeß ließen die Drucktelegraphen<lb/> der HH. Wheatſtone und Bain viel zu wünſchen übrig, denn ſie hatten<lb/> das ſchöne Problem auf unmeßbare Entfernung hin die umfaſſendſten<lb/> telegraphiſchen Depeſchen zu drucken zwar theoretiſch, nicht aber praktiſch<lb/> gelöst, und ſo dürfte, wie wir glauben, Hr. Brett der erſte ſeyn welcher<lb/> dieſe große Schwierigkeit überwand. Sein Apparat beſteht aus zwei<lb/> Theilen: einem Mittheilungsapparat, welcher auf der Abgangs-Station<lb/> aufgeſtellt iſt, und einem Druckapparat, welcher ſich auf der Ankunfts-<lb/> Station beſindet. Die zu druckenden Buchſtaben ſind erhaben auf die<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1522/0010]
herrn; da ſie das legitime Organ war, ſo war der Ausdruck ihrer An-
ſichten der wirkliche Ausdruck der Anſichten des Landes; die Stände und
ſelbſt die ſpäter vom Volke gewählte Landesvertretung widerſprachen ihr
dabei nicht; die gemeinſame Regierung ging ſogar ſo weit die berüchtigte
Miſſion des Grafen Reventlow nach Kopenhagen zu veranlaſſen, in der
ſie die Wiederkehr der „Segnungen“ der legitimen „Herrſchaft“ Sr. Maj.
von ſeiner Gnade erfleht; die Landesvertretung hat dieſen Schritt gutge-
heißen, und ſo iſt officiell der Wunſch der Herzogthümer, recht bald in
das alte Verhältniß zurückzukehren, unbeſtreitbar gegeben. Dieſer Wunſch
iſt, wie geſagt, der Wunſch der einen Partei, welche die Trennung von
Dänemark durch das unbeerbte Ableben des jetzigen Königs noch immer
als die einzig mögliche denkt. Allein die Maſſe des Volkes, die nun ein
Jahrlang den ſchweren Druck des Krieges getragen, hat eigentlich nie
daran gedacht daß wir in den Herzogthümern die däniſche „Herrſchaft“
wieder bekommen könnten; zum Zeichen deſſen hat kein einziges Organ
der Preſſe und keine einzige öffentliche Verſammlung dieſe Wiederkehr
auch nur als eine Eventualität, geſchweige denn als eine bereits abge-
machte Sache beſprechen wollen. Wir find Zeuge geweſen daß diejenigen
die darauf hinwieſen dem öffentlichen Unwillen ſofort und durchaus hülf-
los unterlagen. Während nun der Krieg vor ſich ging, dachte man an
den Krieg; als der Waffenſtillſtand kam, machte man das Staatsrund-
geſetz; noch immer fiel es dem Volke gar nicht ein daß der alte Zuſtand
wenigſtens wieder hergeſtellt werden würde; es lebte in einem abſolut
blinden Vertrauen auf ſeine verſchiedenen Regierungen, und die Landesver-
tretung ging ihm darin voran, geleitet — wir geſtehen es — durch die
Abgeſandten der Centralgewalt. So hat nun dieß Volk und in ihm die
deutſche Partei bis in die neueſte Zeit in einer Apathie fortgelebt die
durchaus unglaublich und ohne Beiſpiel iſt, und niemand konnte es unter
dieſen Umſtänden der Diplomatie verdenken daß ſie, geſtützt auf die offi-
ciellen, wiederholten und von keiner Seite angegriffenen Erklärungen der
Regierung, ſich gar wenig um die Bevölkerung der Herzogthümer küm-
merte. Allein der Frieden kam näher und näher; das Land hatte eine
Armee von 25,000 Mann im Felde; es hatte noch Kraft einen ſchweren
Krieg auszuhalten; und da hieß es nun plötzlich daß nicht allein die
frühere Trennung Schleswigs von Holſtein, ſondern daß auch der frühere
Landesherr aus Dänemark wiederkehren und daß gar Schleswig jetzt erſt
gründlich in Dänemark incorporirt werden ſolle. Man ſträubte und
ſträubt ſich gegen dieſe Thatſache; allein die Schuppen fallen von den
Augen, und jetzt erſt fängt man an ſich zu ſagen daß ein ſolcher Friede
nach einer ſolchen Erhebung, ohne daß unſere Truppen mit den Dänen
ſich gemeſſen hätten, ohne daß ſie geſchlagen wären, ohne daß das Land
um den Frieden weiß, ohne daß die großen Hülfsquellen recht angegriffen
wären, doch ganz un möglich iſt. Man iſt in dieſem Augenblick noch mehr
erſtaunt als empört; man iſt ſeit einem Jahre ſo wenig gewohnt gefragt
zu werden daß man auch jetzt noch nicht zu ſprechen weiß; allein das iſt
unzweifelhaft daß, wenn auch der Abſchluß eines ſolchen Friedens ruhig
verläuft, die Vollziehung desſelben ernſte Bedenklichkeiten hat. Kaum
glaublich erſcheint es für jemanden der dieß Volk und ſeine angeborne
Ruhe nicht kennt, und dennoch iſt es wahr daß erſt jetzt ſich eine Partei
bildet die gegen dieſen Frieden an Oppoſition denkt! Und daß erſt jetzt
es dem Volke klar wird wie die Regierung ſich geſtellt und was man für
die Sache der Herzogthümer nicht gethan hat. Sie werden wohl das
Gerücht kennen daß die deutſchen Truppen nur darum nach den Herzog-
thümern geſendet werden ſollten um eine erwartete Volksbewegung bei
der Vollziehung des Friedens niederzuhalten; ſo unklug es iſt, ſo zeigt
es den Stand der öffentlichen Meinung. Andere welche die Verhältniſſe
kennen, ſehen mit Bedenklichkeit, nicht dem Abſchluß und nicht der erſten
Vollziehung eines ſolchen unglücklichen Friedens, den die europäiſche Di-
plomatie von der Energieloſigkeit Preußens erpreßt hat, ſondern den
ſpätern Folgen entgegen. Wer wird die Macht haben die Hälfte von
Schleswig, die entſchieden deutſch, und das dritte Viertheil, das halb-
deutſch iſt, für immer an Dänemark zu binden? Wer wird die Macht
haben den großen Verluſt zu erſetzen den die getrennten materiellen In-
tereſſen der ſo innig verwachſenen Herzogthümer durch eine Scheidung
erleiden? Wer wird die Macht haben den Samen eines faſt unausbleib-
lichen neuen Kampfes von dieſen Landen abzuwenden? Und wenn man
das nicht kann, auf wen wird der Vorwurf fallen: uns mit gebundenen
Händen Dänemark und dem Verderb einer Trennung übergeben zu haben?
Das alles weiß man in Berlin und auch in Frankfurt; man weiß das
alles auch in den gebildeten Claſſen der Herzogthümer. Man fühlt hier
daß ſo lange unſere Kräfte, größer wie je, noch ganz ungebrochen daſtehen,
ein ſchmachvoller Friede, ein Friede wie er ſeyn würde wenn wir keinen
Mann eigener Truppen mehr im Felde hätten, die höchſte Gefahr mit
ſich bringt. Die Diplomatie läßt daher das ganze Land, die Regierung
und die Landesverſammlung in der abſoluteſten Dunkelheit; die Central-
gewalt hat an die Spitze der Verwaltung dieſelben Männer geſtellt die
den König im März 1848 als einzigen und legitimen Herzog anerkannten;
die ſchleswig-holſteiniſche Armee iſt mit preußiſchen Officieren angefüllt;
ein preußiſcher Oberſt ſteht an ihrer Spitze, ein preußiſcher General wird
wieder das Obercommando über die ganze deutſche Macht übernehmen,
und dennoch fürchtet man, und mit Recht, irgendetwas plötzliches und
unvorhergeſehenes, denn man weiß daß Preußens Wort den Ausſchlag
gibt und daß das Land dieß erkennt. Die Spannung iſt daher eine ſehr
große; ſo groß daß ſie bei den meiſten zur Abſpannung zu werden droht.
Hat doch in dieſem entſcheidenden Augenblick ein Drittheil der Landesver-
treter Schleswig verlaſſen, weil man fühlt daß dem Kommenden dieſe
Verſammlung wahrlich nicht gewachſen iſt! So iſt hier der Gegenſatz
täglich deutlicher; und nun denken Sie ſich daß Deutſchland gezwungen
würde mit ſeinen Truppen die Schleswig-Holſteiner zu zwingen ſich tren-
nen und Schleswig Dänemark incorporiren zu laſſen, und daß ein preu-
ßiſcher General Executionen vornehmen müßte gegen die Herzogthümer,
die zu Deutſchland wollen, deren Abgeordnete die deutſche Verfaſſung
mitbeſchloſſen und den König von Preußen mit zum Kaiſer gewählt
haben, und dazu das in einem ſolchen Augenblick! Dennoch, ich wieder-
hole es, und das Obige wird es beſtätigen, iſt ähnliches nicht unmög-
lich! Gibt es eine härtere Verurtheilung der ſchwankenden preußiſchen Di-
plomatie? Und noch jetzt, in dieſem Augenblick, brauchte man in Berlin
nur den Finger zu erheben, und beide Herzogthümer, in ihrer Selbſtän-
digkeit, Einheit und Zukunft garantirt, würden Preußen es ewigen und
innigen Dank wiſſen daß es ihnen erlaubte und nicht unmöglich machte
den Krieg gegen. Dänemark auf eigene Hand zu führen. Wahrlich, wir
fürchten ihn nicht. Aber man will es nicht, man ſchweigt, man fürchtet, was
weiß ich, Republik, Demokratie, Frankreich, Rußland, eine diplomatiſche
Verwicklung, neue Aengſten. Wird man allen dieſen begründeten und nicht
begründeten Bedenklichkeiten mit einem kläglichen Frieden entgehen? Man
wird machen daß ſich das wiederholt was man eben mit Mühe beſeitigt
hat. Das iſt das Loos aller halben Maßregeln! L. S.
Bretts elektro-magnetiſcher Drucktelegraph.
Mit Recht feſſelt die elektriſche Telegraphie die Aufmerkſamkeit der
ganzen gebildeten Welt, denn vor der wundervollen Schnelligkeit mit
welcher auf dieſem Wege weithin Nachrichten mitgetheilt und Verbindungen
unterhalten werden können, verſchwindet, möchte man ſagen, Zeit und
Raum faſt ganz. Es iſt daher ſehr natürlich daß Männer des Faches fort
und fort auf die Vervollkommnung der Erfindung ſinnen und ihr die um-
faſſendſte Anwendung zu geben ſuchen. So bringt eben wieder das
Pariſer Journal „la Preſſe“ in der Nummer vom 2 April die Schilderung
eines von Hrn. Brett erſundenen, ebenſo einfachen und zierlichen als
wirkſamen Apparats; es leitet dieſelbe mit einigen Worten ein über das
in der alten und neuen Welt gebräuchliche Verfahren bei Mittheilung von
Depeſchen: „In England, ſagt es, beſteht faſt überall die ganze Vorrich-
tung aus zwei Zeigern (Nadeln), deren combinirte Bewegungen ein voll-
ſtändiges Alphabet bilden; ſodann findet ſich auf einigen Bahnen der
elektro-magnetiſche Telegraph Wheatſtone’s, welcher in der Ankunfts-
Station auf die Buchſtaben des römiſchen Alphabets, ſowie die arabiſchen
Ziffern zeigt. In Amerika druckt Hr. Morſe auf dickes Papier eine Com-
bination von erhabenen Punkten, die vollkommen den Buchſtaben ent-
ſprechen welche von unſern jungen Blinden mittelſt ihrer Finger ſo leicht
geleſen werden können. In Frankreich dagegen iſt man leider immer noch
genöthigt mittelſt der ſich drehenden Zeiger die hieroglyphiſchen Signale
des Chappe’ſchen Telegraphen unvollkommen nachzumachen — Zeichen die
man ja bloß ein für allemal auf Pappſcheiben hätte abbilden dürfen, um
ſie auf eine gewiſſe Entfernung hin anzeigen zu können, oder welche man,
noch einfacher, durch eine Gruppe von zwei Ziffern, wie es von Dr. Du-
jardin in Lille geſchieht, weiter hätte mittheilen können. Der Gedanke
die telegraphiſchen Depeſchen durch einen Mechanismus zu drucken welchen
der elektriſche Strom in Thätigkeit ſetzt, gehört Hrn. Wheatſtone an, der
ihn im Jahr 1842 verwirklichte, und deſſen mit großem Scharffinn aus-
geführter Apparat auf der Paris-Verſailler Eiſenbahn, rechtes Ufer, in
Gebrauch iſt. Auch Hrn. Bain war es gelungen mittelſt des elektriſchen
Stroms ziemlich hübſch zu drucken. Indeß ließen die Drucktelegraphen
der HH. Wheatſtone und Bain viel zu wünſchen übrig, denn ſie hatten
das ſchöne Problem auf unmeßbare Entfernung hin die umfaſſendſten
telegraphiſchen Depeſchen zu drucken zwar theoretiſch, nicht aber praktiſch
gelöst, und ſo dürfte, wie wir glauben, Hr. Brett der erſte ſeyn welcher
dieſe große Schwierigkeit überwand. Sein Apparat beſteht aus zwei
Theilen: einem Mittheilungsapparat, welcher auf der Abgangs-Station
aufgeſtellt iſt, und einem Druckapparat, welcher ſich auf der Ankunfts-
Station beſindet. Die zu druckenden Buchſtaben ſind erhaben auf die
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(2022-09-09T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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