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Allgemeine Zeitung, Nr. 98, 8. April 1849.

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[Spaltenumbruch] ständniß dieses Streites nöthig ist, und den ich ihr einsandte, an ebenso
guter Stelle als die gegen mich und meine Freunde gerichteten Angriffe,
nämlich in ihr Hauptblatt als Note zu diesem Schreiben aufzunehmen die
Gefälligkeit habe.*)

Graf E. Dessewffy."


Wir wissen jetzt mit ziemlicher Bestimmt-
heit daß der Hof um die Mitte dieses Monats nach Wien zurückzu-
kommen gedenkt. In Olmütz werden bereits Anstalten zur Abreise, in
Schönbrunn zum Empfange gemacht. Die verwittwete Gemahlin des
frühern Palatins ist von Olmütz abgereist und wollte ihre vorjährige
Sommerwohnung im Augarten beziehen, wurde aber von diesem Vorha-
ben durch den Wunsch des Hofes abgehalten, welcher in Pleno seinen Ein-
zug in der Hauptstadt halten will. Mehrere der ersten Cavaliere find --
wahrscheinlich auf einen Wink von Olmütz aus -- in ihre Stadtwohnun-
gen zurückgekehrt, welche sie seit dem Oetober verlassen hatten, unter
andern auch Liechtenstein und Trauttmansdorff. Somit wäre auch das
Ende des Belagerungszustandes in Aussicht gestellt, und die regelmäßigen
Gesetze träten in Wirksamkeit. Im Widerspruche mit dieser Hoffnung
steht freilich der jüngste censurähnliche Erlaß der Stadthauptmannschaft,
aber vielleicht ist dießmal wieder der "übergroße Diensteifer" zu weit ge-
gangen. Die hiestgen Buchhändler haben mittlerweile das System des
negativen Widerstandes adoptirt; sie lassen ihre Bücherballen sämmtlich
uneröffnet auf dem Hauptzollamte liegen und entwerfen heute eine ener-
gische Adresse an das Ministerium, worin gegen die Verletzung der Ver-
fassung Protest eingelegt wird. Es wird wahrscheinlich wenig nützen für
den Fall daß die Maßregel vom Militärcommando ausgeht, denn bei allen
ähnlichen Gelegenheiten wo Civil- und Militärbehörden in Amtsconflicte
gerathen, behaupten letztere das Schlachtfeld, zum mindesten so lange der
Belagerungsstand dauert. (Wir sehen das auch in Berlin.) Im Jose-
phinum nämlich, welches der Universität feierlich übergeben wurde, soll-
ten einige Umbauten vorgenommen werden. Nun aber hat die Militär-
behörde dagegen Einsprache erhoben, weil, wie sie behauptet, das Ge-
bäude der medicinischen Facultät nicht als Eigenthum, sondern bloß zur
Nutznießung übergeben wurde. Am meisten leidet die studirende Jugend
bei diesem Behördenkriege, denn die Localitäten der eigentlichen Univer-
sität find längst zu Casernstuben umgewandelt und der Umbau zu geeig-
neten Räumen in der josephinischen Akademie scheint wieder auf lange
Zeit hinausgeschoben.


Die große Mehrzahl der Bewohner dieses Kreises
konnte mit dem Correspondenten der Allgem. Zeitung Nr. 85 nur
das peinliche Erstaunen theilen, wenn sie sah daß kein einziges Mitglied
der Nationalversammlung in Frankfurt auftrat um die Vermeffenheit der
wälschtirolischen Abgeordneten M. und G. kräftig zurückzuweisen, als diese
Herren im Namen der hiesigen Bevölkerung gegen den Anschluß unserer
Provinz an das deutsche Reich Verwahrung einlegten. Es ist traurig
wenn ein Wahlbezirk seine Gesinnungen so entstellt an den Tag gelegt
sehen muß, und zwar durch die Umtriebe einer Anzahl unbärtiger Exaltir-
ten, die selbst wenig zu verlieren haben und kein Bedenken tragen das
Wohl einer ruhigen, gutgesinnten Bevölkerung ihren utopischen Ideen und
einer geträumten Nationalität gewissenlos aufzuopfern. Deutschland möge
aber erfahren daß die weit überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung die-
ses Kreises weit davon entfernt ist die Gesinnungen ihrer Stellvertreter
in der Paulskirche zu theilen, oder gar der von denselben eingelegten Ver-
wahrung beizustimmen. Diese Bevölkerung weiß zu gut daß nur in
einem engen Anschlusse an Deutschland für sie Heil zu finden, und daß
nur Deutschland die ergiebige Quelle ihres materiellen Wohles ist. Süd-
tirol muß bei der Beschaffenheit seiner Producte, durch den Anschluß an
Deutschland, Deutschlands Garten werden, während es bei dem Anschluß
an Italien das Sibirien der Halbinsel würde.

Oesterreichische Monarchie.

Wegen der schlechten Witterung und der un-
genügenden Zahl der kaiserl. Truppen ward, wie Sie wissen, in der letzten
Zeit der Beschluß gefaßt sich für die nächsten 4 Wochen rein auf die
Defensive zu beschränken. Mittlerweile ist in Debreczin der Landtag auf-
gelöst und bis zum 24 April hierher nach Pesth! einberufen worden. Sie
sehen, der Muth der Kossuth-Partei ist im Wachsen begriffen. Die näch-
sten Folgen diefer Zustände können seyn daß das numerisch weit zahlrei-
chere Heer die Oesterreicher, ehe diese Zeit haben sich zu verstärken, bis
Ofen-Pesth zurückdrängt, und beide Städte der Schauplatz des fürchter-
lichsten Kampfes würden. Denn Windisch-Grätz geht von Ofen nicht so
gutwillig fort, wie es am 5 Jan. die Ungarn gethan. Während man
Komorn fleißig bombardirt, so daß man die Kanonade bis in die nächsten
[Spaltenumbruch] Berge hieher hört, versuchte Görgey einen Entsatz dahin zu bringen, und
zwar von Debreczin aus über Miskolcz, Loschontz, Balassa-Gyarmat. Ver-
muthlich wird ihn Schlick aufs Korn nehmen, der ihm über Waitzen hin-
auf den Weg versperrt. -- Nachrichten von Siebenbürgen erhalten wir
hier nur über Wien. Sie wissen also schon daß Bem Hermannstadt und
Kronstadt genommen. Es blutet mir das Herz wenn ich an das Elend
der guten Sachsen denke.


Ich habe heute eine alte irrige Mittheilung
zu berichtigen. Capitänlieutenant Szeel vom Linien-Infanterie-Regiment
Prinz von Preußen, der, als Oberstwachtmeister Baron Koudelka im
vorigen Herbst mit dem Ossiciercorps sein abtrünniges Bataillon verließ
und die kaiserliche Fahne nach Wien brachte, das Commando unter der
ungarischen Tricolore übernahm und bei dem Ueberfall bei Babolna, wo
Wallmoden Cürasstere furchtbar dreinhieben, schwer verwundet |auf dem
Schlachtfeld liegen blieb, von Beamten aus der Umgegend aufgelesen
ward und während der Reconvalescirung gefangen wurde, ist damals
nicht erschossen, sondern erst kürzlich abgeurtheilt worden. Das Kriegs-
gericht verdammte ihn zum Tod. Fürst Feldmarschall Windisch - Grätz
milderte aber, in Anbetracht seines frühern guten Benehmens und seiner
bei Babolna erhaltenen siebzehn Wunden, das Todesurtheil auf zehnjäh-
rige Kerkerstrafe. Vorgestern wurde in Ofen großer Kriegsrath gehal-
ten, da bei dem Eintritte der schönen Witterung die Operationen aufs
neue aufgenommen werden. Die Generale Schlick und Zeisberg -- den
man irrthümlich gefangen glaubte -- und der Banus wohnten demselben
bei. Das Hauptquartier des letztern befindet sich noch immer in Czegled;
man will am Samstag starken, mehrstündigen Kanonendonner in dieser
Richtung vernommen haben. General Theodorovich steht in Törok Ka-
nischa, drei Stunden von Szegedin. Obrist Horvath hat die Donaulinie
vollends von Aufständischen gesäubert und ist mit seinem fliegenden Corps
gleichfalls vorgestern nach der Hauptstadt zurückgekehrt. Uebrigens leben
wir Pesther von Gerüchten.

Großbritannien.

Der Sieg der kaiserlichen Armee in Ita-
lien ist in England mit der lebhaftesten Freude begrüßt worden. Es traf
sich daß am Donnerstag, unmittelbar nach dem Einlauf der telegraphischen
Nachricht von der Schlacht bei Novara, eine Hofaufwartung von Herren
und Damen (drawing-room) im St. James-Palaste stattfand. Graf
Colloredo's Erscheinen war das Signal zu einer vollständigen Ovation.
Der österreichische Botschafter empfing die Glückwünsche der Königin, des
Prinzen, des Herzogs v. Wellington, des Marquis v. Lansdowne und
aller Personen die sich ihm zu nähern vermochten. Es fiel aber nicht we-
nig auf daß Viscount Palmersion allein an diesen Beglückwünschungen
keinen Theil nahm. Er unterhielt sich mehrere Minuten lang mit dem
österreichischen Botschafter, vermied jedoch absichtlich jedes Anspiel auf ita-
lienische Angelegenheiten, und fast schien es als fühle er sich von dem Miß-
geschicke seines unglücklichen Schützlings Karl Albert mit betroffen. --
Es ist schwer zu sagen wie lange dieser tragikomische Zustand der Dinge
noch dauern wird, wie lange noch Englands auswärtige Verhältnisse von
einem Manne geleitet werden sollen der völlig isolirt steht, im Widerspruch
mit seiner Souveränin, mit seinen Collegen, mit dem Parlament, dem
Handelspublicum und der Presse. Aber wie viel oder wie wenig Lord
John Russell dieser widersinnigen und fehlerhaften Politik verfallen und
verfangen seyn mag, ein also bestelltes Ministerium hat keine Elemente
der Dauer. Ueber zwei wichtige Punkte scheint nunmehr wenig Zweifel
obzuwalten: 1) daß die Navigationsbill mit kleiner Stimmenmehrheit --
wahrscheinlich von nicht mehr als 50 -- im Hause der Gemeinen durch-
gehen, und daß sie im Hause der Lords wird verworfen werden; 2) daß
diese Bill als eine Cabinetsfrage zu betrachten ist, und die jetzige Regie-
rung mit dieser Maßregel stehen oder fallen will. Eine Erklärung in die-
sem Sinne, so erwartet man, wird vom Marquis v. Lansdowne bei ihrer
Einführung ins Oberhaus gegeben werden. Vielleicht bewegt eine solche
Erklärung die Lords lieber die Bill anzunehmen, als daß sie das Land in
dieser Krists der europäischen Angelegenheiten der großen Gefahr aussetzen
die Whigs in die Opposition und die Tories zur Gewalt zu bringen. Aber
andrerseits ist die Opposition unter den Peers stark. Graf Aberdeen hat
in letzter Zeit einen entschiedneren Ton der Offensive angenommen. Lord
Stanley ist kühn genug jede Gefahr herauszufordern, und der Herzog
v. Wellington, sagt man, weigert sich für die Abschaffung der Navigations-
gesetze zu stimmen, weil er dieses Statut als wesentlich betrachtet zur ma-
ritimen Vertheidigung dieser Inseln. Wäre, worüber ich nicht gewiß
bin, diese letzte Angabe richtig, so würde sie entscheidend seyn für das
Schicksal der Bill und der Regierung. Nach meinem Dafürhalten indes-
sen wird die Bill im Oberhaus nicht durchgehen, und ich muß daher
schließen daß die Minister zurücktreten werden; was aber natürlich minder
gewiß ist, -- Was aber dann? Lord Stanley, als das Haupt der Opposi-

*) Wir haben bei der frühern Einsendung jenen Artikel eines fremden Blat-
tes zur Seite geiegt, da wir diese leider persönlich gewordene Polemik nicht
ungebührlich ausdehnen lassen konnten.

[Spaltenumbruch] ſtändniß dieſes Streites nöthig iſt, und den ich ihr einſandte, an ebenſo
guter Stelle als die gegen mich und meine Freunde gerichteten Angriffe,
nämlich in ihr Hauptblatt als Note zu dieſem Schreiben aufzunehmen die
Gefälligkeit habe.*)

Graf E. Deſſewffy.“


Wir wiſſen jetzt mit ziemlicher Beſtimmt-
heit daß der Hof um die Mitte dieſes Monats nach Wien zurückzu-
kommen gedenkt. In Olmütz werden bereits Anſtalten zur Abreiſe, in
Schönbrunn zum Empfange gemacht. Die verwittwete Gemahlin des
frühern Palatins iſt von Olmütz abgereist und wollte ihre vorjährige
Sommerwohnung im Augarten beziehen, wurde aber von dieſem Vorha-
ben durch den Wunſch des Hofes abgehalten, welcher in Pleno ſeinen Ein-
zug in der Hauptſtadt halten will. Mehrere der erſten Cavaliere find —
wahrſcheinlich auf einen Wink von Olmütz aus — in ihre Stadtwohnun-
gen zurückgekehrt, welche ſie ſeit dem Oetober verlaſſen hatten, unter
andern auch Liechtenſtein und Trauttmansdorff. Somit wäre auch das
Ende des Belagerungszuſtandes in Ausſicht geſtellt, und die regelmäßigen
Geſetze träten in Wirkſamkeit. Im Widerſpruche mit dieſer Hoffnung
ſteht freilich der jüngſte cenſurähnliche Erlaß der Stadthauptmannſchaft,
aber vielleicht iſt dießmal wieder der „übergroße Dienſteifer“ zu weit ge-
gangen. Die hieſtgen Buchhändler haben mittlerweile das Syſtem des
negativen Widerſtandes adoptirt; ſie laſſen ihre Bücherballen ſämmtlich
uneröffnet auf dem Hauptzollamte liegen und entwerfen heute eine ener-
giſche Adreſſe an das Miniſterium, worin gegen die Verletzung der Ver-
faſſung Proteſt eingelegt wird. Es wird wahrſcheinlich wenig nützen für
den Fall daß die Maßregel vom Militärcommando ausgeht, denn bei allen
ähnlichen Gelegenheiten wo Civil- und Militärbehörden in Amtsconflicte
gerathen, behaupten letztere das Schlachtfeld, zum mindeſten ſo lange der
Belagerungsſtand dauert. (Wir ſehen das auch in Berlin.) Im Joſe-
phinum nämlich, welches der Univerſität feierlich übergeben wurde, ſoll-
ten einige Umbauten vorgenommen werden. Nun aber hat die Militär-
behörde dagegen Einſprache erhoben, weil, wie ſie behauptet, das Ge-
bäude der mediciniſchen Facultät nicht als Eigenthum, ſondern bloß zur
Nutznießung übergeben wurde. Am meiſten leidet die ſtudirende Jugend
bei dieſem Behördenkriege, denn die Localitäten der eigentlichen Univer-
ſität find längſt zu Caſernſtuben umgewandelt und der Umbau zu geeig-
neten Räumen in der joſephiniſchen Akademie ſcheint wieder auf lange
Zeit hinausgeſchoben.


Die große Mehrzahl der Bewohner dieſes Kreiſes
konnte mit dem ⦻ Correſpondenten der Allgem. Zeitung Nr. 85 nur
das peinliche Erſtaunen theilen, wenn ſie ſah daß kein einziges Mitglied
der Nationalverſammlung in Frankfurt auftrat um die Vermeffenheit der
wälſchtiroliſchen Abgeordneten M. und G. kräftig zurückzuweiſen, als dieſe
Herren im Namen der hieſigen Bevölkerung gegen den Anſchluß unſerer
Provinz an das deutſche Reich Verwahrung einlegten. Es iſt traurig
wenn ein Wahlbezirk ſeine Geſinnungen ſo entſtellt an den Tag gelegt
ſehen muß, und zwar durch die Umtriebe einer Anzahl unbärtiger Exaltir-
ten, die ſelbſt wenig zu verlieren haben und kein Bedenken tragen das
Wohl einer ruhigen, gutgeſinnten Bevölkerung ihren utopiſchen Ideen und
einer geträumten Nationalität gewiſſenlos aufzuopfern. Deutſchland möge
aber erfahren daß die weit überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung die-
ſes Kreiſes weit davon entfernt iſt die Geſinnungen ihrer Stellvertreter
in der Paulskirche zu theilen, oder gar der von denſelben eingelegten Ver-
wahrung beizuſtimmen. Dieſe Bevölkerung weiß zu gut daß nur in
einem engen Anſchluſſe an Deutſchland für ſie Heil zu finden, und daß
nur Deutſchland die ergiebige Quelle ihres materiellen Wohles iſt. Süd-
tirol muß bei der Beſchaffenheit ſeiner Producte, durch den Anſchluß an
Deutſchland, Deutſchlands Garten werden, während es bei dem Anſchluß
an Italien das Sibirien der Halbinſel würde.

Oeſterreichiſche Monarchie.

Wegen der ſchlechten Witterung und der un-
genügenden Zahl der kaiſerl. Truppen ward, wie Sie wiſſen, in der letzten
Zeit der Beſchluß gefaßt ſich für die nächſten 4 Wochen rein auf die
Defenſive zu beſchränken. Mittlerweile iſt in Debreczin der Landtag auf-
gelöst und bis zum 24 April hierher nach Peſth! einberufen worden. Sie
ſehen, der Muth der Koſſuth-Partei iſt im Wachſen begriffen. Die näch-
ſten Folgen diefer Zuſtände können ſeyn daß das numeriſch weit zahlrei-
chere Heer die Oeſterreicher, ehe dieſe Zeit haben ſich zu verſtärken, bis
Ofen-Peſth zurückdrängt, und beide Städte der Schauplatz des fürchter-
lichſten Kampfes würden. Denn Windiſch-Grätz geht von Ofen nicht ſo
gutwillig fort, wie es am 5 Jan. die Ungarn gethan. Während man
Komorn fleißig bombardirt, ſo daß man die Kanonade bis in die nächſten
[Spaltenumbruch] Berge hieher hört, verſuchte Görgey einen Entſatz dahin zu bringen, und
zwar von Debreczin aus über Miskolcz, Loſchontz, Balaſſa-Gyarmat. Ver-
muthlich wird ihn Schlick aufs Korn nehmen, der ihm über Waitzen hin-
auf den Weg verſperrt. — Nachrichten von Siebenbürgen erhalten wir
hier nur über Wien. Sie wiſſen alſo ſchon daß Bem Hermannſtadt und
Kronſtadt genommen. Es blutet mir das Herz wenn ich an das Elend
der guten Sachſen denke.


Ich habe heute eine alte irrige Mittheilung
zu berichtigen. Capitänlieutenant Szeel vom Linien-Infanterie-Regiment
Prinz von Preußen, der, als Oberſtwachtmeiſter Baron Koudelka im
vorigen Herbſt mit dem Oſſiciercorps ſein abtrünniges Bataillon verließ
und die kaiſerliche Fahne nach Wien brachte, das Commando unter der
ungariſchen Tricolore übernahm und bei dem Ueberfall bei Babolna, wo
Wallmoden Cüraſſtere furchtbar dreinhieben, ſchwer verwundet |auf dem
Schlachtfeld liegen blieb, von Beamten aus der Umgegend aufgeleſen
ward und während der Reconvalescirung gefangen wurde, iſt damals
nicht erſchoſſen, ſondern erſt kürzlich abgeurtheilt worden. Das Kriegs-
gericht verdammte ihn zum Tod. Fürſt Feldmarſchall Windiſch – Grätz
milderte aber, in Anbetracht ſeines frühern guten Benehmens und ſeiner
bei Babolna erhaltenen ſiebzehn Wunden, das Todesurtheil auf zehnjäh-
rige Kerkerſtrafe. Vorgeſtern wurde in Ofen großer Kriegsrath gehal-
ten, da bei dem Eintritte der ſchönen Witterung die Operationen aufs
neue aufgenommen werden. Die Generale Schlick und Zeisberg — den
man irrthümlich gefangen glaubte — und der Banus wohnten demſelben
bei. Das Hauptquartier des letztern befindet ſich noch immer in Czegled;
man will am Samſtag ſtarken, mehrſtündigen Kanonendonner in dieſer
Richtung vernommen haben. General Theodorovich ſteht in Törok Ka-
niſcha, drei Stunden von Szegedin. Obriſt Horvath hat die Donaulinie
vollends von Aufſtändiſchen geſäubert und iſt mit ſeinem fliegenden Corps
gleichfalls vorgeſtern nach der Hauptſtadt zurückgekehrt. Uebrigens leben
wir Peſther von Gerüchten.

Großbritannien.

Der Sieg der kaiſerlichen Armee in Ita-
lien iſt in England mit der lebhafteſten Freude begrüßt worden. Es traf
ſich daß am Donnerſtag, unmittelbar nach dem Einlauf der telegraphiſchen
Nachricht von der Schlacht bei Novara, eine Hofaufwartung von Herren
und Damen (drawing-room) im St. James-Palaſte ſtattfand. Graf
Colloredo’s Erſcheinen war das Signal zu einer vollſtändigen Ovation.
Der öſterreichiſche Botſchafter empfing die Glückwünſche der Königin, des
Prinzen, des Herzogs v. Wellington, des Marquis v. Lansdowne und
aller Perſonen die ſich ihm zu nähern vermochten. Es fiel aber nicht we-
nig auf daß Viscount Palmerſion allein an dieſen Beglückwünſchungen
keinen Theil nahm. Er unterhielt ſich mehrere Minuten lang mit dem
öſterreichiſchen Botſchafter, vermied jedoch abſichtlich jedes Anſpiel auf ita-
lieniſche Angelegenheiten, und faſt ſchien es als fühle er ſich von dem Miß-
geſchicke ſeines unglücklichen Schützlings Karl Albert mit betroffen. —
Es iſt ſchwer zu ſagen wie lange dieſer tragikomiſche Zuſtand der Dinge
noch dauern wird, wie lange noch Englands auswärtige Verhältniſſe von
einem Manne geleitet werden ſollen der völlig iſolirt ſteht, im Widerſpruch
mit ſeiner Souveränin, mit ſeinen Collegen, mit dem Parlament, dem
Handelspublicum und der Preſſe. Aber wie viel oder wie wenig Lord
John Ruſſell dieſer widerſinnigen und fehlerhaften Politik verfallen und
verfangen ſeyn mag, ein alſo beſtelltes Miniſterium hat keine Elemente
der Dauer. Ueber zwei wichtige Punkte ſcheint nunmehr wenig Zweifel
obzuwalten: 1) daß die Navigationsbill mit kleiner Stimmenmehrheit —
wahrſcheinlich von nicht mehr als 50 — im Hauſe der Gemeinen durch-
gehen, und daß ſie im Hauſe der Lords wird verworfen werden; 2) daß
dieſe Bill als eine Cabinetsfrage zu betrachten iſt, und die jetzige Regie-
rung mit dieſer Maßregel ſtehen oder fallen will. Eine Erklärung in die-
ſem Sinne, ſo erwartet man, wird vom Marquis v. Lansdowne bei ihrer
Einführung ins Oberhaus gegeben werden. Vielleicht bewegt eine ſolche
Erklärung die Lords lieber die Bill anzunehmen, als daß ſie das Land in
dieſer Kriſts der europäiſchen Angelegenheiten der großen Gefahr ausſetzen
die Whigs in die Oppoſition und die Tories zur Gewalt zu bringen. Aber
andrerſeits iſt die Oppoſition unter den Peers ſtark. Graf Aberdeen hat
in letzter Zeit einen entſchiedneren Ton der Offenſive angenommen. Lord
Stanley iſt kühn genug jede Gefahr herauszufordern, und der Herzog
v. Wellington, ſagt man, weigert ſich für die Abſchaffung der Navigations-
geſetze zu ſtimmen, weil er dieſes Statut als weſentlich betrachtet zur ma-
ritimen Vertheidigung dieſer Inſeln. Wäre, worüber ich nicht gewiß
bin, dieſe letzte Angabe richtig, ſo würde ſie entſcheidend ſeyn für das
Schickſal der Bill und der Regierung. Nach meinem Dafürhalten indeſ-
ſen wird die Bill im Oberhaus nicht durchgehen, und ich muß daher
ſchließen daß die Miniſter zurücktreten werden; was aber natürlich minder
gewiß iſt, — Was aber dann? Lord Stanley, als das Haupt der Oppoſi-

*) Wir haben bei der frühern Einſendung jenen Artikel eines fremden Blat-
tes zur Seite geiegt, da wir dieſe leider perſönlich gewordene Polemik nicht
ungebührlich ausdehnen laſſen konnten.
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[1502/0006] ſtändniß dieſes Streites nöthig iſt, und den ich ihr einſandte, an ebenſo guter Stelle als die gegen mich und meine Freunde gerichteten Angriffe, nämlich in ihr Hauptblatt als Note zu dieſem Schreiben aufzunehmen die Gefälligkeit habe. *) Graf E. Deſſewffy.“ ⵔ Wien, 4. April. Wir wiſſen jetzt mit ziemlicher Beſtimmt- heit daß der Hof um die Mitte dieſes Monats nach Wien zurückzu- kommen gedenkt. In Olmütz werden bereits Anſtalten zur Abreiſe, in Schönbrunn zum Empfange gemacht. Die verwittwete Gemahlin des frühern Palatins iſt von Olmütz abgereist und wollte ihre vorjährige Sommerwohnung im Augarten beziehen, wurde aber von dieſem Vorha- ben durch den Wunſch des Hofes abgehalten, welcher in Pleno ſeinen Ein- zug in der Hauptſtadt halten will. Mehrere der erſten Cavaliere find — wahrſcheinlich auf einen Wink von Olmütz aus — in ihre Stadtwohnun- gen zurückgekehrt, welche ſie ſeit dem Oetober verlaſſen hatten, unter andern auch Liechtenſtein und Trauttmansdorff. Somit wäre auch das Ende des Belagerungszuſtandes in Ausſicht geſtellt, und die regelmäßigen Geſetze träten in Wirkſamkeit. Im Widerſpruche mit dieſer Hoffnung ſteht freilich der jüngſte cenſurähnliche Erlaß der Stadthauptmannſchaft, aber vielleicht iſt dießmal wieder der „übergroße Dienſteifer“ zu weit ge- gangen. Die hieſtgen Buchhändler haben mittlerweile das Syſtem des negativen Widerſtandes adoptirt; ſie laſſen ihre Bücherballen ſämmtlich uneröffnet auf dem Hauptzollamte liegen und entwerfen heute eine ener- giſche Adreſſe an das Miniſterium, worin gegen die Verletzung der Ver- faſſung Proteſt eingelegt wird. Es wird wahrſcheinlich wenig nützen für den Fall daß die Maßregel vom Militärcommando ausgeht, denn bei allen ähnlichen Gelegenheiten wo Civil- und Militärbehörden in Amtsconflicte gerathen, behaupten letztere das Schlachtfeld, zum mindeſten ſo lange der Belagerungsſtand dauert. (Wir ſehen das auch in Berlin.) Im Joſe- phinum nämlich, welches der Univerſität feierlich übergeben wurde, ſoll- ten einige Umbauten vorgenommen werden. Nun aber hat die Militär- behörde dagegen Einſprache erhoben, weil, wie ſie behauptet, das Ge- bäude der mediciniſchen Facultät nicht als Eigenthum, ſondern bloß zur Nutznießung übergeben wurde. Am meiſten leidet die ſtudirende Jugend bei dieſem Behördenkriege, denn die Localitäten der eigentlichen Univer- ſität find längſt zu Caſernſtuben umgewandelt und der Umbau zu geeig- neten Räumen in der joſephiniſchen Akademie ſcheint wieder auf lange Zeit hinausgeſchoben. * Roveredo. Die große Mehrzahl der Bewohner dieſes Kreiſes konnte mit dem ⦻ Correſpondenten der Allgem. Zeitung Nr. 85 nur das peinliche Erſtaunen theilen, wenn ſie ſah daß kein einziges Mitglied der Nationalverſammlung in Frankfurt auftrat um die Vermeffenheit der wälſchtiroliſchen Abgeordneten M. und G. kräftig zurückzuweiſen, als dieſe Herren im Namen der hieſigen Bevölkerung gegen den Anſchluß unſerer Provinz an das deutſche Reich Verwahrung einlegten. Es iſt traurig wenn ein Wahlbezirk ſeine Geſinnungen ſo entſtellt an den Tag gelegt ſehen muß, und zwar durch die Umtriebe einer Anzahl unbärtiger Exaltir- ten, die ſelbſt wenig zu verlieren haben und kein Bedenken tragen das Wohl einer ruhigen, gutgeſinnten Bevölkerung ihren utopiſchen Ideen und einer geträumten Nationalität gewiſſenlos aufzuopfern. Deutſchland möge aber erfahren daß die weit überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung die- ſes Kreiſes weit davon entfernt iſt die Geſinnungen ihrer Stellvertreter in der Paulskirche zu theilen, oder gar der von denſelben eingelegten Ver- wahrung beizuſtimmen. Dieſe Bevölkerung weiß zu gut daß nur in einem engen Anſchluſſe an Deutſchland für ſie Heil zu finden, und daß nur Deutſchland die ergiebige Quelle ihres materiellen Wohles iſt. Süd- tirol muß bei der Beſchaffenheit ſeiner Producte, durch den Anſchluß an Deutſchland, Deutſchlands Garten werden, während es bei dem Anſchluß an Italien das Sibirien der Halbinſel würde. Oeſterreichiſche Monarchie. ** Ofen, 30 März. Wegen der ſchlechten Witterung und der un- genügenden Zahl der kaiſerl. Truppen ward, wie Sie wiſſen, in der letzten Zeit der Beſchluß gefaßt ſich für die nächſten 4 Wochen rein auf die Defenſive zu beſchränken. Mittlerweile iſt in Debreczin der Landtag auf- gelöst und bis zum 24 April hierher nach Peſth! einberufen worden. Sie ſehen, der Muth der Koſſuth-Partei iſt im Wachſen begriffen. Die näch- ſten Folgen diefer Zuſtände können ſeyn daß das numeriſch weit zahlrei- chere Heer die Oeſterreicher, ehe dieſe Zeit haben ſich zu verſtärken, bis Ofen-Peſth zurückdrängt, und beide Städte der Schauplatz des fürchter- lichſten Kampfes würden. Denn Windiſch-Grätz geht von Ofen nicht ſo gutwillig fort, wie es am 5 Jan. die Ungarn gethan. Während man Komorn fleißig bombardirt, ſo daß man die Kanonade bis in die nächſten Berge hieher hört, verſuchte Görgey einen Entſatz dahin zu bringen, und zwar von Debreczin aus über Miskolcz, Loſchontz, Balaſſa-Gyarmat. Ver- muthlich wird ihn Schlick aufs Korn nehmen, der ihm über Waitzen hin- auf den Weg verſperrt. — Nachrichten von Siebenbürgen erhalten wir hier nur über Wien. Sie wiſſen alſo ſchon daß Bem Hermannſtadt und Kronſtadt genommen. Es blutet mir das Herz wenn ich an das Elend der guten Sachſen denke. ∷ Peſth, 2 April. Ich habe heute eine alte irrige Mittheilung zu berichtigen. Capitänlieutenant Szeel vom Linien-Infanterie-Regiment Prinz von Preußen, der, als Oberſtwachtmeiſter Baron Koudelka im vorigen Herbſt mit dem Oſſiciercorps ſein abtrünniges Bataillon verließ und die kaiſerliche Fahne nach Wien brachte, das Commando unter der ungariſchen Tricolore übernahm und bei dem Ueberfall bei Babolna, wo Wallmoden Cüraſſtere furchtbar dreinhieben, ſchwer verwundet |auf dem Schlachtfeld liegen blieb, von Beamten aus der Umgegend aufgeleſen ward und während der Reconvalescirung gefangen wurde, iſt damals nicht erſchoſſen, ſondern erſt kürzlich abgeurtheilt worden. Das Kriegs- gericht verdammte ihn zum Tod. Fürſt Feldmarſchall Windiſch – Grätz milderte aber, in Anbetracht ſeines frühern guten Benehmens und ſeiner bei Babolna erhaltenen ſiebzehn Wunden, das Todesurtheil auf zehnjäh- rige Kerkerſtrafe. Vorgeſtern wurde in Ofen großer Kriegsrath gehal- ten, da bei dem Eintritte der ſchönen Witterung die Operationen aufs neue aufgenommen werden. Die Generale Schlick und Zeisberg — den man irrthümlich gefangen glaubte — und der Banus wohnten demſelben bei. Das Hauptquartier des letztern befindet ſich noch immer in Czegled; man will am Samſtag ſtarken, mehrſtündigen Kanonendonner in dieſer Richtung vernommen haben. General Theodorovich ſteht in Törok Ka- niſcha, drei Stunden von Szegedin. Obriſt Horvath hat die Donaulinie vollends von Aufſtändiſchen geſäubert und iſt mit ſeinem fliegenden Corps gleichfalls vorgeſtern nach der Hauptſtadt zurückgekehrt. Uebrigens leben wir Peſther von Gerüchten. Großbritannien. ⸫ London, 2 April. Der Sieg der kaiſerlichen Armee in Ita- lien iſt in England mit der lebhafteſten Freude begrüßt worden. Es traf ſich daß am Donnerſtag, unmittelbar nach dem Einlauf der telegraphiſchen Nachricht von der Schlacht bei Novara, eine Hofaufwartung von Herren und Damen (drawing-room) im St. James-Palaſte ſtattfand. Graf Colloredo’s Erſcheinen war das Signal zu einer vollſtändigen Ovation. Der öſterreichiſche Botſchafter empfing die Glückwünſche der Königin, des Prinzen, des Herzogs v. Wellington, des Marquis v. Lansdowne und aller Perſonen die ſich ihm zu nähern vermochten. Es fiel aber nicht we- nig auf daß Viscount Palmerſion allein an dieſen Beglückwünſchungen keinen Theil nahm. Er unterhielt ſich mehrere Minuten lang mit dem öſterreichiſchen Botſchafter, vermied jedoch abſichtlich jedes Anſpiel auf ita- lieniſche Angelegenheiten, und faſt ſchien es als fühle er ſich von dem Miß- geſchicke ſeines unglücklichen Schützlings Karl Albert mit betroffen. — Es iſt ſchwer zu ſagen wie lange dieſer tragikomiſche Zuſtand der Dinge noch dauern wird, wie lange noch Englands auswärtige Verhältniſſe von einem Manne geleitet werden ſollen der völlig iſolirt ſteht, im Widerſpruch mit ſeiner Souveränin, mit ſeinen Collegen, mit dem Parlament, dem Handelspublicum und der Preſſe. Aber wie viel oder wie wenig Lord John Ruſſell dieſer widerſinnigen und fehlerhaften Politik verfallen und verfangen ſeyn mag, ein alſo beſtelltes Miniſterium hat keine Elemente der Dauer. Ueber zwei wichtige Punkte ſcheint nunmehr wenig Zweifel obzuwalten: 1) daß die Navigationsbill mit kleiner Stimmenmehrheit — wahrſcheinlich von nicht mehr als 50 — im Hauſe der Gemeinen durch- gehen, und daß ſie im Hauſe der Lords wird verworfen werden; 2) daß dieſe Bill als eine Cabinetsfrage zu betrachten iſt, und die jetzige Regie- rung mit dieſer Maßregel ſtehen oder fallen will. Eine Erklärung in die- ſem Sinne, ſo erwartet man, wird vom Marquis v. Lansdowne bei ihrer Einführung ins Oberhaus gegeben werden. Vielleicht bewegt eine ſolche Erklärung die Lords lieber die Bill anzunehmen, als daß ſie das Land in dieſer Kriſts der europäiſchen Angelegenheiten der großen Gefahr ausſetzen die Whigs in die Oppoſition und die Tories zur Gewalt zu bringen. Aber andrerſeits iſt die Oppoſition unter den Peers ſtark. Graf Aberdeen hat in letzter Zeit einen entſchiedneren Ton der Offenſive angenommen. Lord Stanley iſt kühn genug jede Gefahr herauszufordern, und der Herzog v. Wellington, ſagt man, weigert ſich für die Abſchaffung der Navigations- geſetze zu ſtimmen, weil er dieſes Statut als weſentlich betrachtet zur ma- ritimen Vertheidigung dieſer Inſeln. Wäre, worüber ich nicht gewiß bin, dieſe letzte Angabe richtig, ſo würde ſie entſcheidend ſeyn für das Schickſal der Bill und der Regierung. Nach meinem Dafürhalten indeſ- ſen wird die Bill im Oberhaus nicht durchgehen, und ich muß daher ſchließen daß die Miniſter zurücktreten werden; was aber natürlich minder gewiß iſt, — Was aber dann? Lord Stanley, als das Haupt der Oppoſi- *) Wir haben bei der frühern Einſendung jenen Artikel eines fremden Blat- tes zur Seite geiegt, da wir dieſe leider perſönlich gewordene Polemik nicht ungebührlich ausdehnen laſſen konnten.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 98, 8. April 1849, S. 1502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine98_1849/6>, abgerufen am 06.06.2024.