Allgemeine Zeitung, Nr. 98, 8. April 1849.[Spaltenumbruch]
daß die übrigen Regierungen mit gleichem Eifer diese|wichtige Angelegenheit Hansestädte. Hamburg, 2 April. Vorgestern kam hier der Schleswig-Holstein. Schleswig, 2 April. Unsere Stadt Altona, 1 April. In der Sitzung der Landesversammlung vom "Der Gottorf, 31 März 1849.Statthalterschaft der Herzog- thümer Schleswig-Holstein. Reventlow. Beseler. Harbou. An den Präsidenten der schleswig-holsteinschen Landesversammlung, Herrn Bar- gum." der Landesversammlung vom 26 v. M., sollte man glauben: die Central- gewalt wünsche in die Statthalterschaft jemand Dritten einzufügen, den die übrigen beiden und die Landesversammlung nicht in ihr zu sehen wünschen. Auffallend ist daß vor einiger Zeit das Gerücht ging dieser Dritte würde am passendsten eine fürstliche Person seyn. Oesterreich. Graf E. Dessewffy bittet uns um Aufnahme folgender "Wien, 1 April. Ihrem Wiener Correspondenten ph der [Spaltenumbruch]
daß die übrigen Regierungen mit gleichem Eifer dieſe|wichtige Angelegenheit Hanſeſtädte. Hamburg, 2 April. Vorgeſtern kam hier der Schleswig-Holſtein. ✸ Schleswig, 2 April. Unſere Stadt Altona, 1 April. In der Sitzung der Landesverſammlung vom „Der Gottorf, 31 März 1849.Statthalterſchaft der Herzog- thümer Schleswig-Holſtein. Reventlow. Beſeler. Harbou. An den Präſidenten der ſchleswig-holſteinſchen Landesverſammlung, Herrn Bar- gum.“ der Landesverſammlung vom 26 v. M., ſollte man glauben: die Central- gewalt wünſche in die Statthalterſchaft jemand Dritten einzufügen, den die übrigen beiden und die Landesverſammlung nicht in ihr zu ſehen wünſchen. Auffallend iſt daß vor einiger Zeit das Gerücht ging dieſer Dritte würde am paſſendſten eine fürſtliche Perſon ſeyn. Oeſterreich. Graf E. Deſſewffy bittet uns um Aufnahme folgender „Wien, 1 April. Ihrem Wiener Correſpondenten φ der <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="1501"/><cb/> daß die übrigen Regierungen mit gleichem Eifer dieſe|wichtige Angelegenheit<lb/> behandeln, und wenigſtens ungeſäumt ihre Erklärungen, ſowie über das<lb/> Proviſorium, ebenſo über die übrigen Vorſchläge hierher gelangen laſſen<lb/> werden. Wir find hiernach der zuverſichtlichen Ueberzeugung daß wir<lb/> in den Stand geſetzt ſeyn werden, binnen längſtens 14 Tagen eine defini-<lb/> tive Erklärung über die deutſche Sache abzugeben.“</p> </div> </body> </floatingText> </p> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Hanſeſtädte</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 2 April.</dateline><lb/> <p>Vorgeſtern kam hier der<lb/> Herzog von Coburg an; ein etwas myſteriöſer Artikel in der <hi rendition="#g">Weſ. Ztg</hi>.<lb/> deutet an, wenn es zum Krieg komme, werde der Genannte ſich gewiß<lb/> militäriſch auszeichnen, und dann: „Es wäre möglich, ſchließt der Artikel,<lb/> daß das Haus Coburg nicht bloß Belgien einen weiſen König und zwei<lb/> anderen Thronen ihre Herren gegeben hätte, ſondern daß es noch zu etwas<lb/> größerem vom Himmel berufen worden ſey. Wie es wegen ſeiner Au-<lb/> hänglichkeit an die Reformation um ſeine Kurwürde und die Hälfte ſei-<lb/> ner Lande gebracht wurde, ſo kann es durch ſeine Anhänglichkeit an die<lb/> deutſche Sache — Gott gebe es! — Deutſchlands Ehre und Freiheit<lb/> retten und ſelbſt wieder mächtig werden. Nur eins iſt zu beidem nöthig: der<lb/> Krieg und die offene Schlacht; — zu beidem wünſchen wir dem edlen deut-<lb/> ſchen Sachſenherzog Glück!“ Die Truppenzuzüge aus Deutſchland gehen<lb/> beſtändig fort und es finden ſich unter denſelben die preußiſchen in den letzten<lb/> Tagen in ſteigender Anzahl. Bis jetzt find 24,000 Mann Infanterie und<lb/> 76 Feldgeſchütze im Reichsdienſt ſeit der däniſchen Kündigung in die Her-<lb/> zogthümer eingerückt. Die däniſche Truppenmaſſe auf Alſen und in<lb/> Jütland ſoll ſich ziemlich gleich ſeyn und wird auf reſp. 16 bis 20,000<lb/> Mann angeſchlagen. Der König von Dänemark hat ſich, wie man aus<lb/> Kopenhagen vom 30 v. M. erfährt, nachdem er die Feſtungswerke von<lb/> Fridericia in Augenſchein genommen, nach Schloß Fredericksborg auf<lb/> Fühnen begeben. Die neueſten Nachrichten aus Kopenhagen gehen dahin<lb/> daß der Waffenſtillſtand nicht auf Anſuchen Dänemarks, ſondern auf<lb/> Englands Verlangen bis zum 3 April verlängert wurde. Die preußiſche<lb/> Geſandtſchaft in London hat am 29 v. M. den deutſchen Conſulaten in<lb/> England mit Bezugnahme auf die frühere Erklärung Hebelers, daß die<lb/> Waffenruhe bis zum 15 April dauern ſolle, folgende Mittheilung ge-<lb/> macht: „Ich bin ſo eben von dem Ritter Bunſen beauftragt worden, Sie<lb/> zu benachrichtigen daß der däniſche Geſandte am hieſigen Hofe, Graf<lb/> Reventlow, erklärt hat, es ſey ihm keine Mittheilung darüber geworden<lb/> daß ſeine Regierung eine ſolche Abſicht habe (nämlich die Waffenruhe bis<lb/> zum 15 April dauern zu laſſen), daß vielmehr nach den ihm zugekommenen<lb/> Depeſchen die Waffenruhe nur bis zum 2 April einſchließlich dauert.“<lb/> Von Seiten der preußiſchen und hanſeatiſchen Conſuln in den verſchie-<lb/> denen engliſchen Häfen find ſofort die erforderlichen Maßregeln getroffen<lb/> worden um die deutſchen Schiffer von dieſem Stande der Dinge in<lb/> Kenntniß zu ſetzen, damit ſich dieſelben vor der drohenden Gefahr ſchützen<lb/> können. — In <hi rendition="#g">Hamburg</hi> ſelbſt hat am letzten v. M. die conſtituirende<lb/> Verſammlung den Satz angenommen: das Recht Geſetze zu beſchließen<lb/> ſteht allein der Bürgerſchaft zu.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Schleswig-Holſtein</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>✸ <hi rendition="#b">Schleswig</hi>, 2 April.</dateline><lb/> <p>Unſere Stadt<lb/> hatte ſich heute abermals eines impoſanten militäriſchen Anblicks zu er-<lb/> freuen. Die bayeriſchen ausgezeichneten beiden 12- und 6pfündigen Bat-<lb/> terien und drei Bataillone ſetzten ſich früh Morgens, von den Wünſchen<lb/> zahlreicher Einwohner begleitet, die des Lobes dieſer Truppen voll waren,<lb/> gegen Norden in Bewegung; ſie werden einige Stunden dieſſeits Flens-<lb/> burg übernachten und morgen Flensburg paſſiren. Schon während ihres<lb/> kurzen Verweilens hatten ſie das Zutrauen aller gewonnen. Ihnen folg-<lb/> ten auf demſelben Weg die in ununterbrochener Reihe von Rendsburg an-<lb/> rückenden Braunſchweiger (eine Batterie und Infanterie und kurheſſiſche<lb/> Cavallerie), ſo daß heute, mit der vorausgegangenen kurheſſiſchen Batterie,<lb/> 4 Batterien ſüdlich von Flensburg angelangt find, und die Straße von<lb/> Rendsburg nach Flensburg acht Meilen lang mit Truppen bedeckt geweſen.<lb/> Schon Vormittags rückten von Rendsburg Hannoveraner, 1 reitende und<lb/> 1 fahrende Batterie und vier Bataillone ein; dieſen folgten Mittags meh-<lb/> rere k. ſächſiſche Bataillone, ſo daß hier 7 Bataillone außer 3 Batterien<lb/> ſtehen. Man erwartet daß ein Theil davon ſchon morgen nach Norden<lb/> weiter geht, weil alle in dieſen Tagen ſich drängenden Bewegungen auf eine<lb/> ernſte Unternehmung deuten. Nach zuverläſſigen Nachrichten iſt heute das<lb/> Hauptquartier der aus 6000 Mann beſtehenden Avantgarde der ſchleswig-<lb/> holſteiniſchen Heeresabtheilung unter dem Befehl des Oberſtlieutenants<lb/> v. Zaſtrow von Apenrade nordwärts nach Hoptrup (wohlbekannt aus dem<lb/> vorjährigen Feldzug durch das glänzende Gefecht des Tann’ſchen Corps)<lb/> verlegt. Die Vorpoſten ſtehen bis gegen die Königsau. Das Hauptquar-<lb/> tier des Generals Bonin iſt von Flensburg nach Apenrade verlegt; das der<lb/> bayeriſchen Diviſion nach Flensburg. Dieſe Diviſion wird gegen Alſen<lb/> hin die Schleswig-Holſteiner unterſtützen. Von allen Truppencorps ver-<lb/> nimmt man das heiße Verlangen den Feinden Deutſchlands baldigſt zu<lb/> begegnen.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Altona,</hi> 1 April.</dateline><lb/> <p>In der Sitzung der Landesverſammlung vom<lb/> 31 März ward ſolgendes Schreiben von dem Präſidenten verleſen: <floatingText><body><div n="1"><p>„Der<lb/> den unterzeichneten Mitgliedern der Statthalterſchaft der Herzogthümer<lb/> Schleswig-Holſtein zuſtändigen Wahl eines dritten Mitgliedes, welches<lb/> nach ertheilter Zuſtimmung der Landesverſammlung von der Reichsgewal:<lb/> zu beſtätigen ſeyn würde, ſtehen Schwierigkeiten entgegen deren Beſeiti-<lb/> gung zur Zeit noch nicht gelungen iſt. Wir befinden uns daher in der<lb/> Lage bis weiter die Statthalterſchaft ohne einen beigeordneten Dritten<lb/> führen zu müſſen. Indem wir dem Herrn Präſidenten der Landesver-<lb/> ſammlung hievon Anzeige zu machen uns beehren, mit dem Erſuchen der<lb/> Verſammlung darnach gefällig Mittheilung machen zu wollen, geben wir<lb/> uns nach Inhalt des Beſchluſſes der Landesverſammlung vom 20 d. M.<lb/> der Hoffnung hin daß in dieſer Hinficht von derſelben nichts zu erinnern<lb/> gefunden wird. </p><closer><date>Gottorf, 31 März 1849.</date><signed>Statthalterſchaft der Herzog-<lb/> thümer Schleswig-Holſtein. Reventlow. Beſeler. Harbou. An den<lb/> Präſidenten der ſchleswig-holſteinſchen Landesverſammlung, Herrn Bar-<lb/> gum.“</signed></closer></div></body></floatingText> Nach dem Inhalte dieſes Schreibens, verglichen mit dem Proteſt<lb/> der Landesverſammlung vom 26 v. M., ſollte man glauben: die Central-<lb/> gewalt wünſche in die Statthalterſchaft jemand Dritten einzufügen, den<lb/> die übrigen beiden und die Landesverſammlung nicht in ihr zu ſehen<lb/> wünſchen. 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Soll aber mit der letzteren Inſinuation<lb/> etwa das geſagt werden wollen daß ich mich durch das ungariſche Finanz-<lb/> miniſterium habe beſchenken laſſen, ſo muß ich dieß für eine gemeine Lüge<lb/> erklären. Trotz der geringen Achtung die ich für den Briefſteller em-<lb/> pfinde, will ich dennoch vorausſetzen daß er den Leſern eines achtbaren<lb/> Blattes ſolche nicht hat auftiſchen wollen, und nur um ſich aus der Ver-<lb/> legenheit zu ziehen und ſich populär zu machen, dieſe unprovocirte Ent-<lb/> ſchuldigung vorgebracht hat. Die letztere Abſicht mag auch der Grund<lb/> ſeyn daß er ſich im Schimpfen auf die Metternich’ſche Politik <hi rendition="#aq">con amore</hi><lb/> ergeht. Aber auch das kann auf die Leſer von keinem großen Eindruck<lb/> ſeyn, bis ſie nicht erfahren wer der Mann iſt der dieſen außerordent-<lb/> lichen Beweis von Tapferkeit gibt, denn wir haben es hier in Oeſterreich<lb/> erlebt daß die größten Lobhudler dieſer Politik mit einemmale, aus leicht<lb/> erklärlichen Gründen, ganz und gar zum ſogenannten Liberalismus um-<lb/> geſchlagen find. Meine in meinem Schreiben an Sie vom 11 März aus-<lb/> geſprochene Vermuthung daß alle gegen die ungariſchen Conſervativen ab-<lb/> geſchoſſenen giftigen Pfeile in derſelben Werkſtätte fabricirt werden, wird<lb/> auch dadurch beſtätiget weil ich eine Phraſe die in meinem an den Wie-<lb/> ner „Lloyd“ geſchriebenen Briefe vorkommt, beinahe mit den nämlichen<lb/> Worten, jedenfalls in derſelben Weiſe im Briefe Ihres Correſpondeten φ,<lb/> und in einem angeblich von Preßburg kommenden Artikel interpretirt<lb/> finde, der in der Wiener „Preſſe“ erſchien. Alſo überall das nämliche<lb/> Geſicht, unter verſchiedenen Maskeraden. Wie nicht anders zu erwar-<lb/> ten, wird dieſer Phraſe eine beliebige, willkürliche Auslegung unterſcho-<lb/> ben, was ich nur erwähne um die Loyalität der Polemik anſchaulich zu<lb/> machen die von dieſen Herren geführt wird. Immerhin — die Wahrheit<lb/> wird trotzdem zu Tage kommen, und es werden dem Publicum in Bezug<lb/> auf das Thema, welches ihm durch dieſe Gleichberechtigungs-Agitatoren<lb/> jetzt ohne Unterlaß aufgetiſcht wird, die Augen auf- und vielleicht auch<lb/> übergehen. Ich erwarte von der Loyalität der Redaction der Allg. Ztg.<lb/> daß ſie meinen an den Wiener „Lloyd“ gerichteten Brief, der zum Ver-<lb/></p></div></body></floatingText></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1501/0005]
daß die übrigen Regierungen mit gleichem Eifer dieſe|wichtige Angelegenheit
behandeln, und wenigſtens ungeſäumt ihre Erklärungen, ſowie über das
Proviſorium, ebenſo über die übrigen Vorſchläge hierher gelangen laſſen
werden. Wir find hiernach der zuverſichtlichen Ueberzeugung daß wir
in den Stand geſetzt ſeyn werden, binnen längſtens 14 Tagen eine defini-
tive Erklärung über die deutſche Sache abzugeben.“
Hanſeſtädte.
Hamburg, 2 April.
Vorgeſtern kam hier der
Herzog von Coburg an; ein etwas myſteriöſer Artikel in der Weſ. Ztg.
deutet an, wenn es zum Krieg komme, werde der Genannte ſich gewiß
militäriſch auszeichnen, und dann: „Es wäre möglich, ſchließt der Artikel,
daß das Haus Coburg nicht bloß Belgien einen weiſen König und zwei
anderen Thronen ihre Herren gegeben hätte, ſondern daß es noch zu etwas
größerem vom Himmel berufen worden ſey. Wie es wegen ſeiner Au-
hänglichkeit an die Reformation um ſeine Kurwürde und die Hälfte ſei-
ner Lande gebracht wurde, ſo kann es durch ſeine Anhänglichkeit an die
deutſche Sache — Gott gebe es! — Deutſchlands Ehre und Freiheit
retten und ſelbſt wieder mächtig werden. Nur eins iſt zu beidem nöthig: der
Krieg und die offene Schlacht; — zu beidem wünſchen wir dem edlen deut-
ſchen Sachſenherzog Glück!“ Die Truppenzuzüge aus Deutſchland gehen
beſtändig fort und es finden ſich unter denſelben die preußiſchen in den letzten
Tagen in ſteigender Anzahl. Bis jetzt find 24,000 Mann Infanterie und
76 Feldgeſchütze im Reichsdienſt ſeit der däniſchen Kündigung in die Her-
zogthümer eingerückt. Die däniſche Truppenmaſſe auf Alſen und in
Jütland ſoll ſich ziemlich gleich ſeyn und wird auf reſp. 16 bis 20,000
Mann angeſchlagen. Der König von Dänemark hat ſich, wie man aus
Kopenhagen vom 30 v. M. erfährt, nachdem er die Feſtungswerke von
Fridericia in Augenſchein genommen, nach Schloß Fredericksborg auf
Fühnen begeben. Die neueſten Nachrichten aus Kopenhagen gehen dahin
daß der Waffenſtillſtand nicht auf Anſuchen Dänemarks, ſondern auf
Englands Verlangen bis zum 3 April verlängert wurde. Die preußiſche
Geſandtſchaft in London hat am 29 v. M. den deutſchen Conſulaten in
England mit Bezugnahme auf die frühere Erklärung Hebelers, daß die
Waffenruhe bis zum 15 April dauern ſolle, folgende Mittheilung ge-
macht: „Ich bin ſo eben von dem Ritter Bunſen beauftragt worden, Sie
zu benachrichtigen daß der däniſche Geſandte am hieſigen Hofe, Graf
Reventlow, erklärt hat, es ſey ihm keine Mittheilung darüber geworden
daß ſeine Regierung eine ſolche Abſicht habe (nämlich die Waffenruhe bis
zum 15 April dauern zu laſſen), daß vielmehr nach den ihm zugekommenen
Depeſchen die Waffenruhe nur bis zum 2 April einſchließlich dauert.“
Von Seiten der preußiſchen und hanſeatiſchen Conſuln in den verſchie-
denen engliſchen Häfen find ſofort die erforderlichen Maßregeln getroffen
worden um die deutſchen Schiffer von dieſem Stande der Dinge in
Kenntniß zu ſetzen, damit ſich dieſelben vor der drohenden Gefahr ſchützen
können. — In Hamburg ſelbſt hat am letzten v. M. die conſtituirende
Verſammlung den Satz angenommen: das Recht Geſetze zu beſchließen
ſteht allein der Bürgerſchaft zu.
Schleswig-Holſtein.
✸ Schleswig, 2 April.
Unſere Stadt
hatte ſich heute abermals eines impoſanten militäriſchen Anblicks zu er-
freuen. Die bayeriſchen ausgezeichneten beiden 12- und 6pfündigen Bat-
terien und drei Bataillone ſetzten ſich früh Morgens, von den Wünſchen
zahlreicher Einwohner begleitet, die des Lobes dieſer Truppen voll waren,
gegen Norden in Bewegung; ſie werden einige Stunden dieſſeits Flens-
burg übernachten und morgen Flensburg paſſiren. Schon während ihres
kurzen Verweilens hatten ſie das Zutrauen aller gewonnen. Ihnen folg-
ten auf demſelben Weg die in ununterbrochener Reihe von Rendsburg an-
rückenden Braunſchweiger (eine Batterie und Infanterie und kurheſſiſche
Cavallerie), ſo daß heute, mit der vorausgegangenen kurheſſiſchen Batterie,
4 Batterien ſüdlich von Flensburg angelangt find, und die Straße von
Rendsburg nach Flensburg acht Meilen lang mit Truppen bedeckt geweſen.
Schon Vormittags rückten von Rendsburg Hannoveraner, 1 reitende und
1 fahrende Batterie und vier Bataillone ein; dieſen folgten Mittags meh-
rere k. ſächſiſche Bataillone, ſo daß hier 7 Bataillone außer 3 Batterien
ſtehen. Man erwartet daß ein Theil davon ſchon morgen nach Norden
weiter geht, weil alle in dieſen Tagen ſich drängenden Bewegungen auf eine
ernſte Unternehmung deuten. Nach zuverläſſigen Nachrichten iſt heute das
Hauptquartier der aus 6000 Mann beſtehenden Avantgarde der ſchleswig-
holſteiniſchen Heeresabtheilung unter dem Befehl des Oberſtlieutenants
v. Zaſtrow von Apenrade nordwärts nach Hoptrup (wohlbekannt aus dem
vorjährigen Feldzug durch das glänzende Gefecht des Tann’ſchen Corps)
verlegt. Die Vorpoſten ſtehen bis gegen die Königsau. Das Hauptquar-
tier des Generals Bonin iſt von Flensburg nach Apenrade verlegt; das der
bayeriſchen Diviſion nach Flensburg. Dieſe Diviſion wird gegen Alſen
hin die Schleswig-Holſteiner unterſtützen. Von allen Truppencorps ver-
nimmt man das heiße Verlangen den Feinden Deutſchlands baldigſt zu
begegnen.
Altona, 1 April.
In der Sitzung der Landesverſammlung vom
31 März ward ſolgendes Schreiben von dem Präſidenten verleſen: „Der
den unterzeichneten Mitgliedern der Statthalterſchaft der Herzogthümer
Schleswig-Holſtein zuſtändigen Wahl eines dritten Mitgliedes, welches
nach ertheilter Zuſtimmung der Landesverſammlung von der Reichsgewal:
zu beſtätigen ſeyn würde, ſtehen Schwierigkeiten entgegen deren Beſeiti-
gung zur Zeit noch nicht gelungen iſt. Wir befinden uns daher in der
Lage bis weiter die Statthalterſchaft ohne einen beigeordneten Dritten
führen zu müſſen. Indem wir dem Herrn Präſidenten der Landesver-
ſammlung hievon Anzeige zu machen uns beehren, mit dem Erſuchen der
Verſammlung darnach gefällig Mittheilung machen zu wollen, geben wir
uns nach Inhalt des Beſchluſſes der Landesverſammlung vom 20 d. M.
der Hoffnung hin daß in dieſer Hinficht von derſelben nichts zu erinnern
gefunden wird.
Gottorf, 31 März 1849.Statthalterſchaft der Herzog-
thümer Schleswig-Holſtein. Reventlow. Beſeler. Harbou. An den
Präſidenten der ſchleswig-holſteinſchen Landesverſammlung, Herrn Bar-
gum.“ Nach dem Inhalte dieſes Schreibens, verglichen mit dem Proteſt
der Landesverſammlung vom 26 v. M., ſollte man glauben: die Central-
gewalt wünſche in die Statthalterſchaft jemand Dritten einzufügen, den
die übrigen beiden und die Landesverſammlung nicht in ihr zu ſehen
wünſchen. Auffallend iſt daß vor einiger Zeit das Gerücht ging dieſer
Dritte würde am paſſendſten eine fürſtliche Perſon ſeyn.
Oeſterreich.
Graf E. Deſſewffy bittet uns um Aufnahme folgender
Erwiederung: „Wien, 1 April. Ihrem Wiener Correſpondenten φ der
im Hauptblatt vom 27 März gegen mich loszieht, diene ein für allemal
das Nachfolgende zu Antwort. Dieſer Herr hätte ſich die Mühe er-
ſparen können die Nation der ſiebenbürger Sachſen gegen mich zu ver-
theidigen. Dieſe iſt durch mich nicht angegriffen, ihre Loyalität nicht
in Zweifel gezogen worden. Es iſt eine durch die Geſchichte aller Zeiten
beſtätigte Wahrheit daß die Nationen immer beſſer find als diejenigen die
ſich als deren Wortführer aufwerfen wollen. Was den Herrn Correſpon-
denten aubelangt, ſo ſteht es feſt daß er eine Polemik angefangen, und
ſie durch Nennung der Namen zu einer perſönlichen gemacht. Es ſteht
feſt daß er in ſeinem Schreiben vom 2 März (Aug. Ztg. Nr. 66.) Behaup-
tungen als Thatſachen aufgeſtellt hat die offenbar falſch waren, daß er ſich
als Referent bingeſtellt hat um ſeine Meinung als Erzählung anderer
auszugeben. Alles dieß that er geſchützt durch den Schild der Anony-
mität. Im Hauptblatte vom 27 März ſetzt er das nämliche Verfahren
fort, und will die Polemik ganz auf ein perſönliches Feld hinüber ſpielen.
Ich überlaſſe es dem Urtheil Ihrer Leſer dasſelbe zu würdigen, welche,
wie ich nicht zweifle, es ganz natürlich finden werden daß ich mit offenem
Viſter einem Manne gegenüber nicht ſtehen mag, der ſeine Pfeile aus
ſeinem Verſteck auf mich losſchießen kann, und nicht den Muth hat aus
demſelben hervorzutreten. Welchen Glauben die Leſer ſeinen Verſiche-
rungen unter ſo bewandten Umſtänden werden beimeſſen wollen, bleibt da-
hingeſtellt. Er behauptet ſeine Haut für die gute Sache zu Markte ge-
tragen zu haben. Er verſichert vom ungariſchen Finanzminiſterium kein
Gnadengeſchenk angewieſen erhalten zu haben. Das kann ein jeder von
ſich behaupten, und wenn derjenige der ſich damit brüſtet, nicht den
Muth hat ſeinen Namen zu nennen, ſo iſt es dem Leſer unbenommen
ſeinen Theil dabei zu denken. Soll aber mit der letzteren Inſinuation
etwa das geſagt werden wollen daß ich mich durch das ungariſche Finanz-
miniſterium habe beſchenken laſſen, ſo muß ich dieß für eine gemeine Lüge
erklären. Trotz der geringen Achtung die ich für den Briefſteller em-
pfinde, will ich dennoch vorausſetzen daß er den Leſern eines achtbaren
Blattes ſolche nicht hat auftiſchen wollen, und nur um ſich aus der Ver-
legenheit zu ziehen und ſich populär zu machen, dieſe unprovocirte Ent-
ſchuldigung vorgebracht hat. Die letztere Abſicht mag auch der Grund
ſeyn daß er ſich im Schimpfen auf die Metternich’ſche Politik con amore
ergeht. Aber auch das kann auf die Leſer von keinem großen Eindruck
ſeyn, bis ſie nicht erfahren wer der Mann iſt der dieſen außerordent-
lichen Beweis von Tapferkeit gibt, denn wir haben es hier in Oeſterreich
erlebt daß die größten Lobhudler dieſer Politik mit einemmale, aus leicht
erklärlichen Gründen, ganz und gar zum ſogenannten Liberalismus um-
geſchlagen find. Meine in meinem Schreiben an Sie vom 11 März aus-
geſprochene Vermuthung daß alle gegen die ungariſchen Conſervativen ab-
geſchoſſenen giftigen Pfeile in derſelben Werkſtätte fabricirt werden, wird
auch dadurch beſtätiget weil ich eine Phraſe die in meinem an den Wie-
ner „Lloyd“ geſchriebenen Briefe vorkommt, beinahe mit den nämlichen
Worten, jedenfalls in derſelben Weiſe im Briefe Ihres Correſpondeten φ,
und in einem angeblich von Preßburg kommenden Artikel interpretirt
finde, der in der Wiener „Preſſe“ erſchien. Alſo überall das nämliche
Geſicht, unter verſchiedenen Maskeraden. Wie nicht anders zu erwar-
ten, wird dieſer Phraſe eine beliebige, willkürliche Auslegung unterſcho-
ben, was ich nur erwähne um die Loyalität der Polemik anſchaulich zu
machen die von dieſen Herren geführt wird. Immerhin — die Wahrheit
wird trotzdem zu Tage kommen, und es werden dem Publicum in Bezug
auf das Thema, welches ihm durch dieſe Gleichberechtigungs-Agitatoren
jetzt ohne Unterlaß aufgetiſcht wird, die Augen auf- und vielleicht auch
übergehen. Ich erwarte von der Loyalität der Redaction der Allg. Ztg.
daß ſie meinen an den Wiener „Lloyd“ gerichteten Brief, der zum Ver-
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(2022-09-09T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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