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Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848.

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[Spaltenumbruch] glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit
mit Schwurgericht; 7) staatsbürgerliche Gleichstellung ohne Unterschied
der Confession. Die Deputation wurde zwar freundlich empfangen und
ebenso entlassen, aber der ihr schriftlich ertheilte Bescheid war in so allge-
meinen Ausdrücken abgefaßt und so ausweichend daß derselbe allgemei-
nen Mißmuth und Unzufriedenheit erregte, welche sich dermaßen stei-
gerten daß man große Besorgniß hegen mußte. Doch es stellte sich
die Sache günstig, und durch Decret vom heutigen Tage bewilligt die
Fürstin die ersten vier Forderungen und verspricht die drei übrigen
mit den Ständen zu berathen. (Köln. Ztg.)



Schleswig-Holstein.

Durch die neuesten welt-
geschichtlichen Ereignisse ist der Entwicklungsgang der Schleswig-Hol-
steinischen Sache in eine neue Phase eingetreten. Das Bewußtseyn
daß wir selber vermögen unsere Sache durch eigene Kraft und Be-
harrlichkeit in kurzer Zeit zum Ziele zu bringen, ist allgemein hervor-
getreten, und drängt alle vaterländisch gesinnten Männer zum raschen
und entschiedenen Handeln. Die Räthe des Königs, unsers Herzogs,
welche das Verfassungswerk leiten sollen, haben dagegen das Vertrauen
zu sich selber und zu ihrer Wirksamkeit verloren, und die Gehülfen
welche bisher zu den Gewaltmaßregeln des Grafen Carl Moltcke ihre Zu-
stimmung gegeben haben ziehen sich zurück und treten sogar zu einer
bescheidenen Opposition über. Der Kammerherr Scheel sieht ein daß
seine Zeit vorüber, und ist in Verzweiflung. Die ritterschaftliche De-
putation aus den Herzogthümern, aus dem Klosterpropsten Grafen
Reventlow von Preetz und dem Grafen Hahn von Neuhaus bestehend,
hat bei dem König-Herzog die vorzüglichste Aufnahme gefunden, ja
selbst das Verlangen unser Recht anerkannt zu sehen ist nicht unmit-
telbar abgelehnt worden. Dänischerseits find die Volksführer in
großer Besorgniß daß der König sich der Schleswig-Holsteinischen
Volkssache zuwenden und der hiesigen Bewegung nachgeben werde.
Sie suchen jetzt eine allgemeine Volkserhebung in Dänemark zu be-
wirken um Schleswig zu erobern. Der Etatsrath Hvidt ladet zu öf-
fentlichen Versammlungen ein, in denen die Aufforderung zur Wirk-
samkeit des Volkes um die constitutionelle Verbindung Schleswigs
mit Dänemark zu Stande zu bringen motivirt werden soll. Jn den
Herzogthümern wird das gesammte Volk diese dänische Unverschämtheit
gebührend zu würdigen und derselben in Rath und That zu begegnen
wissen. Das Programm des Schleswig-Holsteinischen Volkes wird in
diesen Tagen von allen Theilen des Landes aus unserm Herzog über-
reicht werden. Wir verlangen daß unser mißkanntes, unterdrücktes
Landesrecht wieder Thatsache werde, daß der Staat Schleswig-Holstein
in seiner Scheidung und Trennung vom Königreich anerkannt, daß
diesem Staat die constitutionellen Rechte wieder eingeräumt, daß mit
seinen Vertretern die Verhandlung über eine ehrliche, freie Union mit
Dänemark vom König-Herzog eingeleitet werde. Daraus folgen alle
einzelnen Forderungen, deren Gewährung für unser deutsches Bewußt-
seyn und die Abwehr dänischer Uebergriffe nothwendig ist. Um das
Schleswig - Holsteinisch - Deutsche Banner schaart sich die ganze Be-
völkerung, und wie die Gerechtigkeit unserer Sache Volksüberzeugung
ist, so kann ihr auch der Sieg nicht entstehen. Die Stunde der Ent-
scheidung nahet, sie wird uns nicht schwach und kleinmüthig finden.
Unser Schleswig-Holsteinischer Rechnenmeister Tiedemann auf Johannis-
berg ist am 10 d. M. im vierzehnten ländlichen Wahldistrict mit 147
unter 149 abgegebenen Stimmen bei der durch die Willkür des dä-
nischen Cabinets nöthig gewordenen Ergänzungswahl wieder zum Ab-
geordneten gewählt. Zum Stellvertreter ist ebenfalls, wie früher, der
Ziegeler Tams in Haddebye erkoren worden.


Der König-Herzog hat
dem immer dringender gewordenen Verlangen der ultradänischen Partei
kriegerische Rüstungen zu veranstalten nachgegeben; nicht bloß daß
die Citadelle bei Kopenhagen die nöthige Vertheidigungsarmirung er-
hält, auch die Festung des deutschen Bundeslandes Holstein, Rends-
burg, erhält solche, an Verstärkung der Befestigungswerke beider wird
schon gearbeitet und die Kriegsreserve wird organisirt. Ferner werden
drei Linienschiffe und mehrere Fregatten ausgerüstet, und dem Ver-
nehmen nach in Jütland ein neues Artilleriecorps gebildet. Wir erinnern
das deutsche Volk und die deutschen Fürsten daran daß die Rüstungen
Dänemarks auf deutschem Boden gegen die deutschen Bewegungen zu
[Spaltenumbruch] Gunsten der Herzogthümer gerichtet find, daß ihr endliches Ziel ist
das Herzogthum Schleswig für die Krone Dänemark zu behaupten.
Die bisher von den deutschen Diplomaten vernachlässigte deutsche Sache
des Herzogthums Schleswig wird als die Sache des deutschen Volks
nicht minder wie die deutsche Sache Holsteins betrachtet werden. Die
deutsche Ehre duldet es nicht daß irgendeine Verletzung der deutschen
Interessen Schleswigs ferner von dänischer Seite geschehe. Die Stadt
Hadersleben hat nochmals energisch gegen die Danisirung der dasigen
Gelehrtenschule protestirt. Einer mit dieser Protestation nach Kopen-
hagen gesandten Deputation hat der König erwiedert daß er aus Pietät
gegen seinen verewigten Vater in dem Beschlusse nichts ändern könne,
daß aber die weitern Danisirungspläne vor der Ausführung noch er-
wogen werden sollten. Die Stadtcommune hat durch ihre Vertreter
den Beschluß gefaßt: die bisher geleisteten Ausgaben aus dem Stadt-
ärar künftig für die dänische Gelehrtenschule nicht mehr zu bewilligen.
Man wird dann erwarten ob Zwangsmittel zur Anwendung gebracht
werden. Preßfreiheit und Associationsrecht find dem Vernehmen nach
bewilligt, indeß ist die Publication darüber noch nicht erfolgt. Die
Bewilligung des Rechts zu Volksversammlungen ist gegenwärtig von
großer Bedeutung, auch wird dadurch dem Ausbruch von Unruhen in
Kiel vorgebeugt, wo die Bürger wider das polizeiliche Verbot der Bür-
gerversammlungen bereits eine drohende Stellung angenommen haben.
Vorgestern ward in Itzehoe die Wahlhandlung der erfahrnen Männer
für die größern und die kleinern ländlichen Grundbesitzer des Herzog-
thums Holstein vollzogen. Gewählt wurden für die ersteren: der Klo-
sterpropst Graf Reventlow von Preetz und der Gutsbesitzer Schwerdtfeger
auf Wensien; für die letztern; die bäuerlichen Hofbesitzer Rohwer zu
Jargstorf und Witt zu Büsum, also vier feste, entschiedene Männer.
Die Protestation der Wähler vor dem Wahlacte ist zu Protokoll ge-
nommen worden. Auch ward den Wählern gestattet das Wahlregle-
ment sich selber zu machen. Die Verhältnisse scheinen sich immer mehr
so zu gestalten daß die erfahrnen Männer gar nicht in Kopenhagen
zusammentreten werden. -- Am Sonnabend, den 18 d. M., wird in
Rendsburg eine Versammlung der Abgeordneten beider Herzogthümer
gehalten um die nöthigen Schritte unter den jetzigen Verhältnissen
zu beschließen.



Aus Paris.

Das erste Fest der Republik, ein Ball
in dem Wintergarten, war von einer großen Anzahl Männer, weniger
von Frauen besucht, mindestens war das Verhältniß der beiden Ge-
schlechter nicht das gewöhnliche. Sehr viele Fremde, Engländer,
Spanier, zumal Deutsche, hatten sich eingefunden, und die gemischten
Uniformen boten einen eigenthümlichen Anblick dar. Der Ort selbst,
eine der anziehendsten Neuerungen unserer erfindungsreichen Industrie,
war ganz im Sinn der Februarrevolution ausgeschmückt. Der Winter-
garten stellt vor ein ungeheures Haus von Glas, dessen Balkwerk aus
Eisen ist und daher beinahe keinen Raum einnimmt, so daß es scheint
als schwebe die gläserne Hülle in der Luft. Ringsum an der obern
gewölbten Decke des Hauses, die auch von Glas ist, läuft eine durch-
sichtige Galerie hin wie eine Brücke vom leichtesten Schnitzwerk, und
auf dieser schwebenden Galerie find Blumen und Gewächse angehäuft,
deren Fasern, Blätter und Kanten längs den Wänden des Hauses und
an leichten Eisenpfeilern hinabhängen. An diesem Hängewerke hin
waren dreifarbige Fahnen in Unzahl befestigt, die lustig in den Raum
hinausragten. Im Hintergrunde, über dem Rasenplatze, dem Wasser-
fall und Springbrunnen prangte eine farbige Beleuchtung und galva-
nisches Licht, dazwischen die Revolutionszahlen 27, 28, 29 Jul. 1830.
22, 23, 24 Febr. 1848 und patriotische Jnschriften; hoch über dem Ein-
gange des Saals die Worte: Vive la Republique. Nach Mitternacht,
in einem Augenblick wo die Tänze ruhten, stellten sich sämmtliche Männer
mitten in den Saal und sangen unter Begleitung des Orchesters die
Marseillaise, den Chant du Depart und die Hymne der Girondins mit
warmem Ausdruck; vorher hatten deutsche Sänger mehrere Lieder, unter
anderm Lützows wilde Jagd, mit großem Beifall vorgetragen. Die tieffte
Wirkung aber brachte die Schlußscene hervor. Die Schüler der ver-
schiedenen Anstalten, polytechnische, St. Cyr, Marine und andere
nahmen eine Masse Fahnen von den Säulentrophäen herab und trugen
sie singend der Gesellschaft durch die Laubgänge des Gartens vor; alles
folgte ihnen. Als sie an die vorige Stelle zurückkehrten, stimmten sie

[Spaltenumbruch] glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit
mit Schwurgericht; 7) ſtaatsbürgerliche Gleichſtellung ohne Unterſchied
der Confeſſion. Die Deputation wurde zwar freundlich empfangen und
ebenſo entlaſſen, aber der ihr ſchriftlich ertheilte Beſcheid war in ſo allge-
meinen Ausdrücken abgefaßt und ſo ausweichend daß derſelbe allgemei-
nen Mißmuth und Unzufriedenheit erregte, welche ſich dermaßen ſtei-
gerten daß man große Beſorgniß hegen mußte. Doch es ſtellte ſich
die Sache günſtig, und durch Decret vom heutigen Tage bewilligt die
Fürſtin die erſten vier Forderungen und verſpricht die drei übrigen
mit den Ständen zu berathen. (Köln. Ztg.)



Schleswig-Holſtein.

Durch die neueſten welt-
geſchichtlichen Ereigniſſe iſt der Entwicklungsgang der Schleswig-Hol-
ſteiniſchen Sache in eine neue Phaſe eingetreten. Das Bewußtſeyn
daß wir ſelber vermögen unſere Sache durch eigene Kraft und Be-
harrlichkeit in kurzer Zeit zum Ziele zu bringen, iſt allgemein hervor-
getreten, und drängt alle vaterländiſch geſinnten Männer zum raſchen
und entſchiedenen Handeln. Die Räthe des Königs, unſers Herzogs,
welche das Verfaſſungswerk leiten ſollen, haben dagegen das Vertrauen
zu ſich ſelber und zu ihrer Wirkſamkeit verloren, und die Gehülfen
welche bisher zu den Gewaltmaßregeln des Grafen Carl Moltcke ihre Zu-
ſtimmung gegeben haben ziehen ſich zurück und treten ſogar zu einer
beſcheidenen Oppoſition über. Der Kammerherr Scheel ſieht ein daß
ſeine Zeit vorüber, und iſt in Verzweiflung. Die ritterſchaftliche De-
putation aus den Herzogthümern, aus dem Kloſterpropſten Grafen
Reventlow von Preetz und dem Grafen Hahn von Neuhaus beſtehend,
hat bei dem König-Herzog die vorzüglichſte Aufnahme gefunden, ja
ſelbſt das Verlangen unſer Recht anerkannt zu ſehen iſt nicht unmit-
telbar abgelehnt worden. Däniſcherſeits find die Volksführer in
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Volksſache zuwenden und der hieſigen Bewegung nachgeben werde.
Sie ſuchen jetzt eine allgemeine Volkserhebung in Dänemark zu be-
wirken um Schleswig zu erobern. Der Etatsrath Hvidt ladet zu öf-
fentlichen Verſammlungen ein, in denen die Aufforderung zur Wirk-
ſamkeit des Volkes um die conſtitutionelle Verbindung Schleswigs
mit Dänemark zu Stande zu bringen motivirt werden ſoll. Jn den
Herzogthümern wird das geſammte Volk dieſe däniſche Unverſchämtheit
gebührend zu würdigen und derſelben in Rath und That zu begegnen
wiſſen. Das Programm des Schleswig-Holſteiniſchen Volkes wird in
dieſen Tagen von allen Theilen des Landes aus unſerm Herzog über-
reicht werden. Wir verlangen daß unſer mißkanntes, unterdrücktes
Landesrecht wieder Thatſache werde, daß der Staat Schleswig-Holſtein
in ſeiner Scheidung und Trennung vom Königreich anerkannt, daß
dieſem Staat die conſtitutionellen Rechte wieder eingeräumt, daß mit
ſeinen Vertretern die Verhandlung über eine ehrliche, freie Union mit
Dänemark vom König-Herzog eingeleitet werde. Daraus folgen alle
einzelnen Forderungen, deren Gewährung für unſer deutſches Bewußt-
ſeyn und die Abwehr däniſcher Uebergriffe nothwendig iſt. Um das
Schleswig – Holſteiniſch – Deutſche Banner ſchaart ſich die ganze Be-
völkerung, und wie die Gerechtigkeit unſerer Sache Volksüberzeugung
iſt, ſo kann ihr auch der Sieg nicht entſtehen. Die Stunde der Ent-
ſcheidung nahet, ſie wird uns nicht ſchwach und kleinmüthig finden.
Unſer Schleswig-Holſteiniſcher Rechnenmeiſter Tiedemann auf Johannis-
berg iſt am 10 d. M. im vierzehnten ländlichen Wahldiſtrict mit 147
unter 149 abgegebenen Stimmen bei der durch die Willkür des dä-
niſchen Cabinets nöthig gewordenen Ergänzungswahl wieder zum Ab-
geordneten gewählt. Zum Stellvertreter iſt ebenfalls, wie früher, der
Ziegeler Tams in Haddebye erkoren worden.


Der König-Herzog hat
dem immer dringender gewordenen Verlangen der ultradäniſchen Partei
kriegeriſche Rüſtungen zu veranſtalten nachgegeben; nicht bloß daß
die Citadelle bei Kopenhagen die nöthige Vertheidigungsarmirung er-
hält, auch die Feſtung des deutſchen Bundeslandes Holſtein, Rends-
burg, erhält ſolche, an Verſtärkung der Befeſtigungswerke beider wird
ſchon gearbeitet und die Kriegsreſerve wird organiſirt. Ferner werden
drei Linienſchiffe und mehrere Fregatten ausgerüſtet, und dem Ver-
nehmen nach in Jütland ein neues Artilleriecorps gebildet. Wir erinnern
das deutſche Volk und die deutſchen Fürſten daran daß die Rüſtungen
Dänemarks auf deutſchem Boden gegen die deutſchen Bewegungen zu
[Spaltenumbruch] Gunſten der Herzogthümer gerichtet find, daß ihr endliches Ziel iſt
das Herzogthum Schleswig für die Krone Dänemark zu behaupten.
Die bisher von den deutſchen Diplomaten vernachläſſigte deutſche Sache
des Herzogthums Schleswig wird als die Sache des deutſchen Volks
nicht minder wie die deutſche Sache Holſteins betrachtet werden. Die
deutſche Ehre duldet es nicht daß irgendeine Verletzung der deutſchen
Intereſſen Schleswigs ferner von däniſcher Seite geſchehe. Die Stadt
Hadersleben hat nochmals energiſch gegen die Daniſirung der daſigen
Gelehrtenſchule proteſtirt. Einer mit dieſer Proteſtation nach Kopen-
hagen geſandten Deputation hat der König erwiedert daß er aus Pietät
gegen ſeinen verewigten Vater in dem Beſchluſſe nichts ändern könne,
daß aber die weitern Daniſirungspläne vor der Ausführung noch er-
wogen werden ſollten. Die Stadtcommune hat durch ihre Vertreter
den Beſchluß gefaßt: die bisher geleiſteten Ausgaben aus dem Stadt-
ärar künftig für die däniſche Gelehrtenſchule nicht mehr zu bewilligen.
Man wird dann erwarten ob Zwangsmittel zur Anwendung gebracht
werden. Preßfreiheit und Aſſociationsrecht find dem Vernehmen nach
bewilligt, indeß iſt die Publication darüber noch nicht erfolgt. Die
Bewilligung des Rechts zu Volksverſammlungen iſt gegenwärtig von
großer Bedeutung, auch wird dadurch dem Ausbruch von Unruhen in
Kiel vorgebeugt, wo die Bürger wider das polizeiliche Verbot der Bür-
gerverſammlungen bereits eine drohende Stellung angenommen haben.
Vorgeſtern ward in Itzehoe die Wahlhandlung der erfahrnen Männer
für die größern und die kleinern ländlichen Grundbeſitzer des Herzog-
thums Holſtein vollzogen. Gewählt wurden für die erſteren: der Klo-
ſterpropſt Graf Reventlow von Preetz und der Gutsbeſitzer Schwerdtfeger
auf Wenſien; für die letztern; die bäuerlichen Hofbeſitzer Rohwer zu
Jargſtorf und Witt zu Büſum, alſo vier feſte, entſchiedene Männer.
Die Proteſtation der Wähler vor dem Wahlacte iſt zu Protokoll ge-
nommen worden. Auch ward den Wählern geſtattet das Wahlregle-
ment ſich ſelber zu machen. Die Verhältniſſe ſcheinen ſich immer mehr
ſo zu geſtalten daß die erfahrnen Männer gar nicht in Kopenhagen
zuſammentreten werden. — Am Sonnabend, den 18 d. M., wird in
Rendsburg eine Verſammlung der Abgeordneten beider Herzogthümer
gehalten um die nöthigen Schritte unter den jetzigen Verhältniſſen
zu beſchließen.



Aus Paris.

Das erſte Feſt der Republik, ein Ball
in dem Wintergarten, war von einer großen Anzahl Männer, weniger
von Frauen beſucht, mindeſtens war das Verhältniß der beiden Ge-
ſchlechter nicht das gewöhnliche. Sehr viele Fremde, Engländer,
Spanier, zumal Deutſche, hatten ſich eingefunden, und die gemiſchten
Uniformen boten einen eigenthümlichen Anblick dar. Der Ort ſelbſt,
eine der anziehendſten Neuerungen unſerer erfindungsreichen Induſtrie,
war ganz im Sinn der Februarrevolution ausgeſchmückt. Der Winter-
garten ſtellt vor ein ungeheures Haus von Glas, deſſen Balkwerk aus
Eiſen iſt und daher beinahe keinen Raum einnimmt, ſo daß es ſcheint
als ſchwebe die gläſerne Hülle in der Luft. Ringsum an der obern
gewölbten Decke des Hauſes, die auch von Glas iſt, läuft eine durch-
ſichtige Galerie hin wie eine Brücke vom leichteſten Schnitzwerk, und
auf dieſer ſchwebenden Galerie find Blumen und Gewächſe angehäuft,
deren Faſern, Blätter und Kanten längs den Wänden des Hauſes und
an leichten Eiſenpfeilern hinabhängen. An dieſem Hängewerke hin
waren dreifarbige Fahnen in Unzahl befeſtigt, die luſtig in den Raum
hinausragten. Im Hintergrunde, über dem Raſenplatze, dem Waſſer-
fall und Springbrunnen prangte eine farbige Beleuchtung und galva-
niſches Licht, dazwiſchen die Revolutionszahlen 27, 28, 29 Jul. 1830.
22, 23, 24 Febr. 1848 und patriotiſche Jnſchriften; hoch über dem Ein-
gange des Saals die Worte: Vive la République. Nach Mitternacht,
in einem Augenblick wo die Tänze ruhten, ſtellten ſich ſämmtliche Männer
mitten in den Saal und ſangen unter Begleitung des Orcheſters die
Marſeillaiſe, den Chant du Départ und die Hymne der Girondins mit
warmem Ausdruck; vorher hatten deutſche Sänger mehrere Lieder, unter
anderm Lützows wilde Jagd, mit großem Beifall vorgetragen. Die tieffte
Wirkung aber brachte die Schlußſcene hervor. Die Schüler der ver-
ſchiedenen Anſtalten, polytechniſche, St. Cyr, Marine und andere
nahmen eine Maſſe Fahnen von den Säulentrophäen herab und trugen
ſie ſingend der Geſellſchaft durch die Laubgänge des Gartens vor; alles
folgte ihnen. Als ſie an die vorige Stelle zurückkehrten, ſtimmten ſie

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[1261/0013] glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit mit Schwurgericht; 7) ſtaatsbürgerliche Gleichſtellung ohne Unterſchied der Confeſſion. Die Deputation wurde zwar freundlich empfangen und ebenſo entlaſſen, aber der ihr ſchriftlich ertheilte Beſcheid war in ſo allge- meinen Ausdrücken abgefaßt und ſo ausweichend daß derſelbe allgemei- nen Mißmuth und Unzufriedenheit erregte, welche ſich dermaßen ſtei- gerten daß man große Beſorgniß hegen mußte. Doch es ſtellte ſich die Sache günſtig, und durch Decret vom heutigen Tage bewilligt die Fürſtin die erſten vier Forderungen und verſpricht die drei übrigen mit den Ständen zu berathen. (Köln. Ztg.) Schleswig-Holſtein. ⊕ Schleswig-Holſtein, 12 März. Durch die neueſten welt- geſchichtlichen Ereigniſſe iſt der Entwicklungsgang der Schleswig-Hol- ſteiniſchen Sache in eine neue Phaſe eingetreten. Das Bewußtſeyn daß wir ſelber vermögen unſere Sache durch eigene Kraft und Be- harrlichkeit in kurzer Zeit zum Ziele zu bringen, iſt allgemein hervor- getreten, und drängt alle vaterländiſch geſinnten Männer zum raſchen und entſchiedenen Handeln. Die Räthe des Königs, unſers Herzogs, welche das Verfaſſungswerk leiten ſollen, haben dagegen das Vertrauen zu ſich ſelber und zu ihrer Wirkſamkeit verloren, und die Gehülfen welche bisher zu den Gewaltmaßregeln des Grafen Carl Moltcke ihre Zu- ſtimmung gegeben haben ziehen ſich zurück und treten ſogar zu einer beſcheidenen Oppoſition über. Der Kammerherr Scheel ſieht ein daß ſeine Zeit vorüber, und iſt in Verzweiflung. Die ritterſchaftliche De- putation aus den Herzogthümern, aus dem Kloſterpropſten Grafen Reventlow von Preetz und dem Grafen Hahn von Neuhaus beſtehend, hat bei dem König-Herzog die vorzüglichſte Aufnahme gefunden, ja ſelbſt das Verlangen unſer Recht anerkannt zu ſehen iſt nicht unmit- telbar abgelehnt worden. Däniſcherſeits find die Volksführer in großer Beſorgniß daß der König ſich der Schleswig-Holſteiniſchen Volksſache zuwenden und der hieſigen Bewegung nachgeben werde. Sie ſuchen jetzt eine allgemeine Volkserhebung in Dänemark zu be- wirken um Schleswig zu erobern. Der Etatsrath Hvidt ladet zu öf- fentlichen Verſammlungen ein, in denen die Aufforderung zur Wirk- ſamkeit des Volkes um die conſtitutionelle Verbindung Schleswigs mit Dänemark zu Stande zu bringen motivirt werden ſoll. Jn den Herzogthümern wird das geſammte Volk dieſe däniſche Unverſchämtheit gebührend zu würdigen und derſelben in Rath und That zu begegnen wiſſen. Das Programm des Schleswig-Holſteiniſchen Volkes wird in dieſen Tagen von allen Theilen des Landes aus unſerm Herzog über- reicht werden. Wir verlangen daß unſer mißkanntes, unterdrücktes Landesrecht wieder Thatſache werde, daß der Staat Schleswig-Holſtein in ſeiner Scheidung und Trennung vom Königreich anerkannt, daß dieſem Staat die conſtitutionellen Rechte wieder eingeräumt, daß mit ſeinen Vertretern die Verhandlung über eine ehrliche, freie Union mit Dänemark vom König-Herzog eingeleitet werde. Daraus folgen alle einzelnen Forderungen, deren Gewährung für unſer deutſches Bewußt- ſeyn und die Abwehr däniſcher Uebergriffe nothwendig iſt. Um das Schleswig – Holſteiniſch – Deutſche Banner ſchaart ſich die ganze Be- völkerung, und wie die Gerechtigkeit unſerer Sache Volksüberzeugung iſt, ſo kann ihr auch der Sieg nicht entſtehen. Die Stunde der Ent- ſcheidung nahet, ſie wird uns nicht ſchwach und kleinmüthig finden. Unſer Schleswig-Holſteiniſcher Rechnenmeiſter Tiedemann auf Johannis- berg iſt am 10 d. M. im vierzehnten ländlichen Wahldiſtrict mit 147 unter 149 abgegebenen Stimmen bei der durch die Willkür des dä- niſchen Cabinets nöthig gewordenen Ergänzungswahl wieder zum Ab- geordneten gewählt. Zum Stellvertreter iſt ebenfalls, wie früher, der Ziegeler Tams in Haddebye erkoren worden.  Schleswig-Holſtein, 13 März. Der König-Herzog hat dem immer dringender gewordenen Verlangen der ultradäniſchen Partei kriegeriſche Rüſtungen zu veranſtalten nachgegeben; nicht bloß daß die Citadelle bei Kopenhagen die nöthige Vertheidigungsarmirung er- hält, auch die Feſtung des deutſchen Bundeslandes Holſtein, Rends- burg, erhält ſolche, an Verſtärkung der Befeſtigungswerke beider wird ſchon gearbeitet und die Kriegsreſerve wird organiſirt. Ferner werden drei Linienſchiffe und mehrere Fregatten ausgerüſtet, und dem Ver- nehmen nach in Jütland ein neues Artilleriecorps gebildet. Wir erinnern das deutſche Volk und die deutſchen Fürſten daran daß die Rüſtungen Dänemarks auf deutſchem Boden gegen die deutſchen Bewegungen zu Gunſten der Herzogthümer gerichtet find, daß ihr endliches Ziel iſt das Herzogthum Schleswig für die Krone Dänemark zu behaupten. Die bisher von den deutſchen Diplomaten vernachläſſigte deutſche Sache des Herzogthums Schleswig wird als die Sache des deutſchen Volks nicht minder wie die deutſche Sache Holſteins betrachtet werden. Die deutſche Ehre duldet es nicht daß irgendeine Verletzung der deutſchen Intereſſen Schleswigs ferner von däniſcher Seite geſchehe. Die Stadt Hadersleben hat nochmals energiſch gegen die Daniſirung der daſigen Gelehrtenſchule proteſtirt. Einer mit dieſer Proteſtation nach Kopen- hagen geſandten Deputation hat der König erwiedert daß er aus Pietät gegen ſeinen verewigten Vater in dem Beſchluſſe nichts ändern könne, daß aber die weitern Daniſirungspläne vor der Ausführung noch er- wogen werden ſollten. Die Stadtcommune hat durch ihre Vertreter den Beſchluß gefaßt: die bisher geleiſteten Ausgaben aus dem Stadt- ärar künftig für die däniſche Gelehrtenſchule nicht mehr zu bewilligen. Man wird dann erwarten ob Zwangsmittel zur Anwendung gebracht werden. Preßfreiheit und Aſſociationsrecht find dem Vernehmen nach bewilligt, indeß iſt die Publication darüber noch nicht erfolgt. Die Bewilligung des Rechts zu Volksverſammlungen iſt gegenwärtig von großer Bedeutung, auch wird dadurch dem Ausbruch von Unruhen in Kiel vorgebeugt, wo die Bürger wider das polizeiliche Verbot der Bür- gerverſammlungen bereits eine drohende Stellung angenommen haben. Vorgeſtern ward in Itzehoe die Wahlhandlung der erfahrnen Männer für die größern und die kleinern ländlichen Grundbeſitzer des Herzog- thums Holſtein vollzogen. Gewählt wurden für die erſteren: der Klo- ſterpropſt Graf Reventlow von Preetz und der Gutsbeſitzer Schwerdtfeger auf Wenſien; für die letztern; die bäuerlichen Hofbeſitzer Rohwer zu Jargſtorf und Witt zu Büſum, alſo vier feſte, entſchiedene Männer. Die Proteſtation der Wähler vor dem Wahlacte iſt zu Protokoll ge- nommen worden. Auch ward den Wählern geſtattet das Wahlregle- ment ſich ſelber zu machen. Die Verhältniſſe ſcheinen ſich immer mehr ſo zu geſtalten daß die erfahrnen Männer gar nicht in Kopenhagen zuſammentreten werden. — Am Sonnabend, den 18 d. M., wird in Rendsburg eine Verſammlung der Abgeordneten beider Herzogthümer gehalten um die nöthigen Schritte unter den jetzigen Verhältniſſen zu beſchließen. Aus Paris. = Paris, 12 März. Das erſte Feſt der Republik, ein Ball in dem Wintergarten, war von einer großen Anzahl Männer, weniger von Frauen beſucht, mindeſtens war das Verhältniß der beiden Ge- ſchlechter nicht das gewöhnliche. Sehr viele Fremde, Engländer, Spanier, zumal Deutſche, hatten ſich eingefunden, und die gemiſchten Uniformen boten einen eigenthümlichen Anblick dar. Der Ort ſelbſt, eine der anziehendſten Neuerungen unſerer erfindungsreichen Induſtrie, war ganz im Sinn der Februarrevolution ausgeſchmückt. Der Winter- garten ſtellt vor ein ungeheures Haus von Glas, deſſen Balkwerk aus Eiſen iſt und daher beinahe keinen Raum einnimmt, ſo daß es ſcheint als ſchwebe die gläſerne Hülle in der Luft. Ringsum an der obern gewölbten Decke des Hauſes, die auch von Glas iſt, läuft eine durch- ſichtige Galerie hin wie eine Brücke vom leichteſten Schnitzwerk, und auf dieſer ſchwebenden Galerie find Blumen und Gewächſe angehäuft, deren Faſern, Blätter und Kanten längs den Wänden des Hauſes und an leichten Eiſenpfeilern hinabhängen. An dieſem Hängewerke hin waren dreifarbige Fahnen in Unzahl befeſtigt, die luſtig in den Raum hinausragten. Im Hintergrunde, über dem Raſenplatze, dem Waſſer- fall und Springbrunnen prangte eine farbige Beleuchtung und galva- niſches Licht, dazwiſchen die Revolutionszahlen 27, 28, 29 Jul. 1830. 22, 23, 24 Febr. 1848 und patriotiſche Jnſchriften; hoch über dem Ein- gange des Saals die Worte: Vive la République. Nach Mitternacht, in einem Augenblick wo die Tänze ruhten, ſtellten ſich ſämmtliche Männer mitten in den Saal und ſangen unter Begleitung des Orcheſters die Marſeillaiſe, den Chant du Départ und die Hymne der Girondins mit warmem Ausdruck; vorher hatten deutſche Sänger mehrere Lieder, unter anderm Lützows wilde Jagd, mit großem Beifall vorgetragen. Die tieffte Wirkung aber brachte die Schlußſcene hervor. Die Schüler der ver- ſchiedenen Anſtalten, polytechniſche, St. Cyr, Marine und andere nahmen eine Maſſe Fahnen von den Säulentrophäen herab und trugen ſie ſingend der Geſellſchaft durch die Laubgänge des Gartens vor; alles folgte ihnen. Als ſie an die vorige Stelle zurückkehrten, ſtimmten ſie

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848, S. 1261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine79_1848/13>, abgerufen am 24.11.2024.