Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848.[Spaltenumbruch]
tor v. Baumbach, ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre- Rheinpreußen. Vom Rhein, 12 März. Eine Anzahl rheinischer Ständemit- "Allerdurchlauchtigster u. s. w. Unter Hamburg. ** Hamburg. (Wahl der Reformdeputation.) So Waldeck. Waldeck. (Arolsen, 10 März.) Der Fürstin-Regentin wurde [Spaltenumbruch]
tor v. Baumbach, ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre- Rheinpreußen. Vom Rhein, 12 März. Eine Anzahl rheiniſcher Ständemit- „Allerdurchlauchtigſter u. ſ. w. Unter Hamburg. ** Hamburg. (Wahl der Reformdeputation.) So Waldeck. Waldeck. (Arolſen, 10 März.) Der Fürſtin-Regentin wurde <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jComment" n="4"> <p><pb facs="#f0012" n="1260"/><cb/> tor v. <hi rendition="#g">Baumbach,</hi> ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre-<lb/> ner Geſchäftsmann; Inneres: <hi rendition="#g">Eberhard</hi>, und bis zu ſeiner Ankunft<lb/> der bisherige Polizeidirector <hi rendition="#g">Morchutt</hi>, ein ausgezeichneter Kopf und<lb/> ein Ehrenmann. Finanzen: der bisherige Oberberg – und Salzwerk-<lb/> director <hi rendition="#g">Schwedes,</hi> ein praktiſcher Geſchäftsmann und ſeit Jahren<lb/> zu diplomatiſchen Sendungen im Finanzfache gebraucht. Sein Cha-<lb/> rakter iſt ohne Tadel, ſein Name rein; aber der laute Markt des Ta-<lb/> ges dürfte ihn bei ſeiner nicht ſtarken Geſundheit über kurz oder lang<lb/> ermüden. Kriegsweſen: der bisherige Oberſtlieutenant <hi rendition="#g">Weiß</hi> von<lb/> tüchtiger Geſinnung. Aeußeres: <hi rendition="#aq">Vacat.</hi></p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Rheinpreußen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Vom Rhein,</hi> 12 März.</dateline><lb/> <p>Eine Anzahl rheiniſcher Ständemit-<lb/> glieder hat geſtern in Bonn nachſtehende Adreſſe beſchloſſen und heute<lb/> an den König abgehen laſſen: <floatingText><body><div n="1"><p>„Allerdurchlauchtigſter u. ſ. w. Unter<lb/> dem Einruck einer ungeheuren Thatſache, im Angeſicht der Gefahren mit<lb/> welchen ſie uns bedroht, treten wir unterzeichnete rheiniſche Mitglieder<lb/> des Vereinigten Landtags vor Ew. königl. Maj. um der heiligen Pflicht<lb/> der Treue mit der von der unermeßlichen Wichtigkeit des Augenblicks ge-<lb/> botenen Offenheit zu genügen. Ein mächtiges Nachbarvolk hat ſich, die beſte-<lb/> hende Staatsordnung und einen Königsthron vernichtend, neue Formen<lb/> des Daſeyns geſchaffen. Deutſchland, gegenüber dieſem erſchütternden<lb/> Ereigniß von dem Gefühl der Nationalität tief durchdrungen, erkennt<lb/> klar daß auch auf dem Boden der Nationalität nur in der Lebensluft der<lb/> Freiheit die Kraft gedeihen kann die unter den Stürmen einer ſolchen<lb/> Zeit das Vaterland zu retten vermag. Nationale Freiheit und Einheit,<lb/> feſtbegründet durch eine das ganze Volk umfaſſende Vertretung, iſt der<lb/> Ruf der aus allen deutſchen Landen im Volke wie auf Thronen ertönt:<lb/> es iſt der Ruf mit dem wir deutſche Männer unſerm deutſchen König<lb/> nahen. In der innigen Verſchmelzung des Königthums mit der Volks-<lb/> freiheit liegt die einzige Abwehr der wachſenden Gefahren, die einzige<lb/> Bürgſchaft daß die große Errungenſchaft unſerer Geſchichte nicht in in-<lb/> neren zerrüttenden Kämpfen untergehe; in dieſer Verſchmelzung endlich,<lb/> und nicht in fremder Hülfe, am wenigſten in einem Bündniſſe mit jener<lb/> nordiſchen Macht die der Deutſche als den Feind ſeiner Nationalität<lb/> und Freiheit betrachtet, liegt die Siegesgewißheit gegenüber jedem An-<lb/> griffe von außen. Vergebens hat die deutſche Nation drei Jahrzehnde<lb/> lang nach Freiheit und Einheit geſtrebt; die Schwäche der Bundesver-<lb/> faſſung, die traurigen Wirkungen der Ausnahmsgeſetze unter welchen<lb/> unſer Vaterland zu leiden hatte, ſind an das hellſte Licht getreten:<lb/> möge die unabweisbar gewordene Erkenntniß des Uebels mit dem that-<lb/> kräftigen Entſchluß der Heilung zuſammenfallen! Preußen hat einen<lb/> hohen Beruf empfangen, die Zeit drängt ihn zu erfüllen. Was alle<lb/> deutſchen Stämme, mehr noch als Kriegsgefahr von außen, Zwieſpalt<lb/> im Jnnern ahnend, wie mit einer Stimme fordern: es iſt das große<lb/> Werk zu welchem die Vorſehung Preußens Herrſcher berufen hat, es iſt<lb/> der Gegenſtand unſerer Bitte — Vertretung des Volks beim deutſchen<lb/> Bunde. Nur die ſofortige Löſung dieſer großen nationalen Frage ver-<lb/> mag in unſerem Volke jenes Selbſtvertrauen, jenes ſtolze Gefühl der<lb/> Sicherheit und der Kraft zu begründen welches der Augenblick ſo gebie-<lb/> teriſch erheiſcht. Aber der Einheit würde die Lebensbedingung fehlen<lb/> wenn nicht die preußiſche Verfaſſung diejenige organiſche Entwickelung<lb/> erlangt welche dieſelbe mit den freien Verfaſſungen anderer Bundes-<lb/> ſtaaten in größere Uebereinſtimmung bringt, und welche der machtvolle<lb/> Drang der Zeit nunmehr zu einem unabweisbaren Bedürfniß macht.<lb/> Eine Bitte um Gewährung der Preßfreiheit wird es nach dem Erlaß<lb/> der hohen Bundesverſammlung vom 4 d. M., wie wir der Gerechtigkeit<lb/> Cw. Maj. vertrauen, nicht mehr bedürfen, ſowie wir uns auch über-<lb/> zeugt halten daß die Ausübung des unbeſchränkten Petitionsrechts und<lb/> des Rechts Petitionen in Verſammlungen zu berathen fortan nirgend-<lb/> wo wird gehindert werden. Wir bitten aber im Hinblick auf den Gang<lb/> der Ereigniſſe, und insbeſondere auf die gefahrvolle Lage unſerer Pro-<lb/> vinz Ew. k. Maj. ehrfuchtsvoll den Vereinigten Landtag ſofort einzube-<lb/> rufen, und demſelben Geſetzentwürf nachfolgenden Jnhalts vorlegen zu<lb/> laſſen: 1) Abänderung des Wahlſyſtems in der Art daß die verſchiede-<lb/> nen Volksclaſſen in richtigem Verhältniß vertreten werden. 2) Zeit-<lb/> gemäße Umgeſtaltung der Herrenkurie. 3) Beſchließende Mitwirkung<lb/> des in vorgedachter Weiſe umgeſtalteten Vereinigten Landtags in der ge-<lb/> ſammten Geſetzgebung und im Staatshaushalt mit einfacher Majorität.<lb/> 4) Gleichheit der ſtaatsbürgerlichen Rechte ohne Rückſicht auf das reli-<lb/><cb/> giöſe Bekenntniß. Wir hegen die Ueberzeugung daß die Gewährung<lb/> dieſer Bitten vlle edlen Kräfte der Nation wecken, und ſie befähigen<lb/> wird nicht nur den Gefahren des Augenblicks zu begegnen, ſondern auch<lb/> im Zuſammenwirken mit den Regierungen an der Löſung der großen<lb/> Aufgabe zu arbeiten welche die Lage der handarbeitenden Volksclaſſen<lb/> allen civiliſirten Staaten der Gegenwart geſtellt hat. Der materielle<lb/> und moraliſche Fortſchritt, das Vertrauen des Volks zu den Regierun-<lb/> gen iſt durch ſeine Inſtitutionen bedingt. Jndem wir für deren Gewäh-<lb/> rung und für ein volksthümlicheres Regierungsſyſtem unſere Stimme<lb/> zu Ew. Maj. erheben, können wir in Wahrheit hinzufügen daß ſie aus<lb/> dem tiefften Bedürfniſſe einer Provinz hervorgeht welche rings von<lb/> freien Staaten umgeben iſt, und deren Bewohner ſich des Anſpruchs<lb/> bewußt find nicht weniger Rechte zu befitzen als ihre deutſchen Bruder-<lb/> ſtämme. In tiefſter Ehrfurcht verharren u. ſ. w.“ (<hi rendition="#g">Deutſche</hi> Z.)</p></div></body></floatingText></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Hamburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline> <hi rendition="#b">** Hamburg.</hi> </dateline><lb/> <argument> <p>(<hi rendition="#g">Wahl der Reformdeputation</hi>.)</p> </argument><lb/> <p>So<lb/> eben (6 Uhr) iſt der heutige entſcheidende Rath – und Bürgerconvent<lb/> beendigt. Die Abhaltung des Convents hat ohne die mindeſte Stö-<lb/> rung ſtattgefunden. Ein bedeutender Theil der Bürgergarde war von<lb/> Morgens früh unter den Waffen; beſonders bot die Admiralitäts-<lb/> ſtraße, wo ſich das interimiſtiſche Rathhaus befindet, einen für un-<lb/> fere friedliche Handelsſtadt auffallenden kriegeriſchen Anblick da. Es<lb/> leidet keinen Zweifel daß jeder Verſuch einer tumultuariſchen Demon-<lb/> ſtration ſofort auf das ernſtlichſte unterdrückt worden wäre. Die Bür-<lb/> gerſchaft, welche außerordentlich ſtark beſucht war, hat ſich faſt ein-<lb/> ſtimmig für die Niederſetzung der von dem Senat beantragten ge-<lb/> miſchten Deputation zur Reviſion unſerer Verfaſſung erklärt. Auch<lb/> iſt die Wahl der Mitglieder dieſer Deputation im Ganzen allgemein<lb/> zufriedenſtellend ausgefallen. Die verſchiedenen Anſichten welche ſich<lb/> in letzterer Zeit über die Principien und die Modalität einer Reform<lb/> der Verfaſſung mehr oder minder Geltung zu verſchaffen gewußt haben,<lb/> ſind in der Deputation ziemlich vollſtändig vertreten, und mehrere<lb/> der dazu gewählten Mitglieder haben ſich bereits in andern wichtigen<lb/> Deputationen unſeres Staats bewährt und find auch ſonſt als fähige<lb/> Köpfe und tüchtige Arbeiter anerkannt. Abſeiten des Senats find<lb/> deputirt die Syndici Amſinck und Banks und die Senatoren Hudt-<lb/> walker, Haller und Geffcken. Die Mitglieder welche die Bürgerſchaft<lb/> ernannt hat, und welche alle, ungeachtet der nachträglich hinzugekom-<lb/> menen Wahlfreiheit aus ſämmtlichen Bürgern, nur aus Mitgliedern<lb/> der erbgeſeſſenen Bürgerſchaft ſelbſt gewählt wurden, find die HH.<lb/> Saſſe, H. Dreyer, Ed. Johns, Rooſen – Runge, Johannes Amſinck,<lb/> O. R. Schröder, Fried. und G. F. Stammann, Wex, Ami de Cha-<lb/> peaurouge, <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi> Baumeiſter und <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi> Voigt und noch drei<lb/> andere Bürger. Unſere freie Preſſe wird nun eine gründliche und viel-<lb/> ſeitige Beſprechung unſerer politiſchen Bedürfniſſe, ſowie einen fort-<lb/> geſetzten Einfluß auf die zeitgemäße und gemeinnützige Geſtaltung der<lb/> Reformarbeit als erſte Aufgabe verſuchen können. Durch die der<lb/> Deputation auferlegte wöchentliche Veröffentlichung ihrer Protokolle<lb/> wird der Preſſe hierzu das beſte Material und eine fortdauernde Ver-<lb/> anlaſſung gegeben, während dagegen nicht zu verkennen iſt daß die<lb/> Deputation durch dieſe Publication in ihren Berathungen nicht wenig<lb/> genirt ſeyn wird. Die verſchiedenen politiſchen Vereine, deren Zahl<lb/> ſich wahrſcheinlich noch vermehren dürfte, werden nun in den nächſten<lb/> Wochen, oder ſelbſt Monaten, ihre Verhandlungen gewiß eifrigſt fortſetzen,<lb/> bis die Deputation mit ihren Vorſchlägen fertig iſt, oder bis viel-<lb/> leicht vorher ſchon das Intereſſe an dieſen Angelegenheiten ſich all-<lb/> mählich verliert. 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tor v. Baumbach, ein anerkannt tüchtiger Charakter und erfahre-
ner Geſchäftsmann; Inneres: Eberhard, und bis zu ſeiner Ankunft
der bisherige Polizeidirector Morchutt, ein ausgezeichneter Kopf und
ein Ehrenmann. Finanzen: der bisherige Oberberg – und Salzwerk-
director Schwedes, ein praktiſcher Geſchäftsmann und ſeit Jahren
zu diplomatiſchen Sendungen im Finanzfache gebraucht. Sein Cha-
rakter iſt ohne Tadel, ſein Name rein; aber der laute Markt des Ta-
ges dürfte ihn bei ſeiner nicht ſtarken Geſundheit über kurz oder lang
ermüden. Kriegsweſen: der bisherige Oberſtlieutenant Weiß von
tüchtiger Geſinnung. Aeußeres: Vacat.
Rheinpreußen.
Vom Rhein, 12 März.
Eine Anzahl rheiniſcher Ständemit-
glieder hat geſtern in Bonn nachſtehende Adreſſe beſchloſſen und heute
an den König abgehen laſſen: „Allerdurchlauchtigſter u. ſ. w. Unter
dem Einruck einer ungeheuren Thatſache, im Angeſicht der Gefahren mit
welchen ſie uns bedroht, treten wir unterzeichnete rheiniſche Mitglieder
des Vereinigten Landtags vor Ew. königl. Maj. um der heiligen Pflicht
der Treue mit der von der unermeßlichen Wichtigkeit des Augenblicks ge-
botenen Offenheit zu genügen. Ein mächtiges Nachbarvolk hat ſich, die beſte-
hende Staatsordnung und einen Königsthron vernichtend, neue Formen
des Daſeyns geſchaffen. Deutſchland, gegenüber dieſem erſchütternden
Ereigniß von dem Gefühl der Nationalität tief durchdrungen, erkennt
klar daß auch auf dem Boden der Nationalität nur in der Lebensluft der
Freiheit die Kraft gedeihen kann die unter den Stürmen einer ſolchen
Zeit das Vaterland zu retten vermag. Nationale Freiheit und Einheit,
feſtbegründet durch eine das ganze Volk umfaſſende Vertretung, iſt der
Ruf der aus allen deutſchen Landen im Volke wie auf Thronen ertönt:
es iſt der Ruf mit dem wir deutſche Männer unſerm deutſchen König
nahen. In der innigen Verſchmelzung des Königthums mit der Volks-
freiheit liegt die einzige Abwehr der wachſenden Gefahren, die einzige
Bürgſchaft daß die große Errungenſchaft unſerer Geſchichte nicht in in-
neren zerrüttenden Kämpfen untergehe; in dieſer Verſchmelzung endlich,
und nicht in fremder Hülfe, am wenigſten in einem Bündniſſe mit jener
nordiſchen Macht die der Deutſche als den Feind ſeiner Nationalität
und Freiheit betrachtet, liegt die Siegesgewißheit gegenüber jedem An-
griffe von außen. Vergebens hat die deutſche Nation drei Jahrzehnde
lang nach Freiheit und Einheit geſtrebt; die Schwäche der Bundesver-
faſſung, die traurigen Wirkungen der Ausnahmsgeſetze unter welchen
unſer Vaterland zu leiden hatte, ſind an das hellſte Licht getreten:
möge die unabweisbar gewordene Erkenntniß des Uebels mit dem that-
kräftigen Entſchluß der Heilung zuſammenfallen! Preußen hat einen
hohen Beruf empfangen, die Zeit drängt ihn zu erfüllen. Was alle
deutſchen Stämme, mehr noch als Kriegsgefahr von außen, Zwieſpalt
im Jnnern ahnend, wie mit einer Stimme fordern: es iſt das große
Werk zu welchem die Vorſehung Preußens Herrſcher berufen hat, es iſt
der Gegenſtand unſerer Bitte — Vertretung des Volks beim deutſchen
Bunde. Nur die ſofortige Löſung dieſer großen nationalen Frage ver-
mag in unſerem Volke jenes Selbſtvertrauen, jenes ſtolze Gefühl der
Sicherheit und der Kraft zu begründen welches der Augenblick ſo gebie-
teriſch erheiſcht. Aber der Einheit würde die Lebensbedingung fehlen
wenn nicht die preußiſche Verfaſſung diejenige organiſche Entwickelung
erlangt welche dieſelbe mit den freien Verfaſſungen anderer Bundes-
ſtaaten in größere Uebereinſtimmung bringt, und welche der machtvolle
Drang der Zeit nunmehr zu einem unabweisbaren Bedürfniß macht.
Eine Bitte um Gewährung der Preßfreiheit wird es nach dem Erlaß
der hohen Bundesverſammlung vom 4 d. M., wie wir der Gerechtigkeit
Cw. Maj. vertrauen, nicht mehr bedürfen, ſowie wir uns auch über-
zeugt halten daß die Ausübung des unbeſchränkten Petitionsrechts und
des Rechts Petitionen in Verſammlungen zu berathen fortan nirgend-
wo wird gehindert werden. Wir bitten aber im Hinblick auf den Gang
der Ereigniſſe, und insbeſondere auf die gefahrvolle Lage unſerer Pro-
vinz Ew. k. Maj. ehrfuchtsvoll den Vereinigten Landtag ſofort einzube-
rufen, und demſelben Geſetzentwürf nachfolgenden Jnhalts vorlegen zu
laſſen: 1) Abänderung des Wahlſyſtems in der Art daß die verſchiede-
nen Volksclaſſen in richtigem Verhältniß vertreten werden. 2) Zeit-
gemäße Umgeſtaltung der Herrenkurie. 3) Beſchließende Mitwirkung
des in vorgedachter Weiſe umgeſtalteten Vereinigten Landtags in der ge-
ſammten Geſetzgebung und im Staatshaushalt mit einfacher Majorität.
4) Gleichheit der ſtaatsbürgerlichen Rechte ohne Rückſicht auf das reli-
giöſe Bekenntniß. Wir hegen die Ueberzeugung daß die Gewährung
dieſer Bitten vlle edlen Kräfte der Nation wecken, und ſie befähigen
wird nicht nur den Gefahren des Augenblicks zu begegnen, ſondern auch
im Zuſammenwirken mit den Regierungen an der Löſung der großen
Aufgabe zu arbeiten welche die Lage der handarbeitenden Volksclaſſen
allen civiliſirten Staaten der Gegenwart geſtellt hat. Der materielle
und moraliſche Fortſchritt, das Vertrauen des Volks zu den Regierun-
gen iſt durch ſeine Inſtitutionen bedingt. Jndem wir für deren Gewäh-
rung und für ein volksthümlicheres Regierungsſyſtem unſere Stimme
zu Ew. Maj. erheben, können wir in Wahrheit hinzufügen daß ſie aus
dem tiefften Bedürfniſſe einer Provinz hervorgeht welche rings von
freien Staaten umgeben iſt, und deren Bewohner ſich des Anſpruchs
bewußt find nicht weniger Rechte zu befitzen als ihre deutſchen Bruder-
ſtämme. In tiefſter Ehrfurcht verharren u. ſ. w.“ (Deutſche Z.)
Hamburg.
** Hamburg.
(Wahl der Reformdeputation.)
So
eben (6 Uhr) iſt der heutige entſcheidende Rath – und Bürgerconvent
beendigt. Die Abhaltung des Convents hat ohne die mindeſte Stö-
rung ſtattgefunden. Ein bedeutender Theil der Bürgergarde war von
Morgens früh unter den Waffen; beſonders bot die Admiralitäts-
ſtraße, wo ſich das interimiſtiſche Rathhaus befindet, einen für un-
fere friedliche Handelsſtadt auffallenden kriegeriſchen Anblick da. Es
leidet keinen Zweifel daß jeder Verſuch einer tumultuariſchen Demon-
ſtration ſofort auf das ernſtlichſte unterdrückt worden wäre. Die Bür-
gerſchaft, welche außerordentlich ſtark beſucht war, hat ſich faſt ein-
ſtimmig für die Niederſetzung der von dem Senat beantragten ge-
miſchten Deputation zur Reviſion unſerer Verfaſſung erklärt. Auch
iſt die Wahl der Mitglieder dieſer Deputation im Ganzen allgemein
zufriedenſtellend ausgefallen. Die verſchiedenen Anſichten welche ſich
in letzterer Zeit über die Principien und die Modalität einer Reform
der Verfaſſung mehr oder minder Geltung zu verſchaffen gewußt haben,
ſind in der Deputation ziemlich vollſtändig vertreten, und mehrere
der dazu gewählten Mitglieder haben ſich bereits in andern wichtigen
Deputationen unſeres Staats bewährt und find auch ſonſt als fähige
Köpfe und tüchtige Arbeiter anerkannt. Abſeiten des Senats find
deputirt die Syndici Amſinck und Banks und die Senatoren Hudt-
walker, Haller und Geffcken. Die Mitglieder welche die Bürgerſchaft
ernannt hat, und welche alle, ungeachtet der nachträglich hinzugekom-
menen Wahlfreiheit aus ſämmtlichen Bürgern, nur aus Mitgliedern
der erbgeſeſſenen Bürgerſchaft ſelbſt gewählt wurden, find die HH.
Saſſe, H. Dreyer, Ed. Johns, Rooſen – Runge, Johannes Amſinck,
O. R. Schröder, Fried. und G. F. Stammann, Wex, Ami de Cha-
peaurouge, Dr. jur. Baumeiſter und Dr. jur. Voigt und noch drei
andere Bürger. Unſere freie Preſſe wird nun eine gründliche und viel-
ſeitige Beſprechung unſerer politiſchen Bedürfniſſe, ſowie einen fort-
geſetzten Einfluß auf die zeitgemäße und gemeinnützige Geſtaltung der
Reformarbeit als erſte Aufgabe verſuchen können. Durch die der
Deputation auferlegte wöchentliche Veröffentlichung ihrer Protokolle
wird der Preſſe hierzu das beſte Material und eine fortdauernde Ver-
anlaſſung gegeben, während dagegen nicht zu verkennen iſt daß die
Deputation durch dieſe Publication in ihren Berathungen nicht wenig
genirt ſeyn wird. Die verſchiedenen politiſchen Vereine, deren Zahl
ſich wahrſcheinlich noch vermehren dürfte, werden nun in den nächſten
Wochen, oder ſelbſt Monaten, ihre Verhandlungen gewiß eifrigſt fortſetzen,
bis die Deputation mit ihren Vorſchlägen fertig iſt, oder bis viel-
leicht vorher ſchon das Intereſſe an dieſen Angelegenheiten ſich all-
mählich verliert. Die Wiederkehr einer ſolchen allgemeinen Aufregung
wie ſie in der vorigen Woche hier herrſchte, wird aber für die nächſte
Zeit nicht zu beſorgen ſeyn, noch weniger irgendeine ernſthafte Ruhe-
ſtörung.
Waldeck.
Waldeck. (Arolſen, 10 März.)
Der Fürſtin-Regentin wurde
am geſtrigen Tage von unſerer und der Stadt Rhoden durch eine De-
putation eine Petition überreicht, worin folgende Bitten ausgeſprochen
wurden: 1) freie Preſſe; 2) Vertretung des Volkes beim Bundestage;
3) allgemeine Volksbewaffnung; 4) Einberufung der Stände behufs
Reform der Verfaſſung; 5) Verantwortlichkeit der Regierungs-Mit-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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