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Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848.

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[Spaltenumbruch] nimmt man dasselbe in Betreff der Casse Baudon, welcher die Bank von
Frankreich die Auszahlung von Papierwerthen verweigert haben soll,
wie der Casse Gouin schon früher. Hr. Baudon hat seine Entlassung
als Regent der Bank gegeben. Auch von Verlegenheiten der Bank von
Lille spricht man, sie soll eine Menge in gewöhnlicher Zeit vortrefflicher
Papiere in Händen haben, für 10 Millionen, dagegen nur vier an baa-
rem Gelde, so daß ihre Stellung ebenfalls gefährdet erscheint. Dazu
munkelt es von allen Seiten von Complotten, die angezettelt seyen von
Orleanisten, Legitimisten. Leute die gerufen: Nieder mit der Republik!
und Anhänger zu gewinnen suchten, sind in der That verhaftet worden.
Auch von der beginnenden Reaction in einzelnen Provinzstädten geht
schon die Rede; zu Amiens will man den Versuch mit Herausgabe eines
Blattes machen das den Titel La Regence tragen soll. Der National-
garde hier machen die Republicaner nicht selten den Vorwurf der Lau-
heit. Wahr ist daß sie des unaufhörlichen Wachestehens und nächtlichen
Streifengehens in den Straßen so ziemlich satt ist. Jnzwischen findet
die Absicht der Regierung den Dienst in Paris zum Theil wieder der Li-
nie zu übertragen Widerstand von Seite der argwöhnischen Clubs.
Diese bereiten sich thätigst auf die Wahlen vor, endlich geben auch die
ehemaligen Constitutionellen wieder Lebenszeichen. Die Conservativen
werden größtentheils mit der Linken stimmen, und auch die Legitimisten,
welche die thätigsten von allen sind, suchen die Conservativen zu gewin-
nen für ihre Candidaten. Hr. Thiers, der Erwählung zu Air nicht voll-
kommen sicher, will zu Auxerre sich bewerben. Jn Corsica wollen die
drei Prinzen Bonaparte und der Graf Walewski (natürlicher Sohn Na-
poleons) als Candidaten auftreten.


Der Fall des Hauses Laffitte, Blount
und Comp. wird auch in England gefühlt werden, da dasselbe einen
sehr lebhaften Geschäftsverkehr mit jenem Lande unterhielt und thäti-
gen Antheil an Beiziehung englischer Capitalisten zu den französischen
Eisenbahn-Unternehmungen genommen hatte. Ueber die Casse Bau-
don ist noch nichts officiell bekannt. Die Eincassirungen der Bank von
Frankreich sind übrigens gestern doch noch besser von statten gegangen
als zu befürchten war. Jnzwischen wird das Verschwinden des baaren
Geldes aus dem Umlaufe täglich fühlbarer, besonders ist Gold nur noch
zu enormen Preisen zu haben. Es sind Fälle vorgekommen wo man für
ein 20Fr.-Stück 2 Fr. Aufgeld zahlte. Jnzwischen feiert der größte Theil
der Arbeiter theils aus Mangel an Beschäftigung, theils weil sie die
von Hrn. Louis Blanc zugesagte Lösung der Frage der Organisation
der Arbeit abwarten wollen. Dieser Herr hat bekanntlich ein Buch
über diesen Gegenstand geschrieben, aber jetzt wo es praktische Ausfüh-
rung seines Plans gilt, da stößt man überall auf Schwierigkeiten, die
sich vermehren je weiter man in die Frage einzudringen glaubt. Man
hat nicht wenigen Leuten die Köpfe erhitzt, aber der Versuch selbst ist so
wenig versprechend daß er bereits eine Zielscheibe der Spottpfeile des
Charivari geworden. Jn dieser wie in noch so mancher andern Bezie-
hung erhält Deutschland jetzt von Frankreich aus eine wichtige Lehre:
möge man neben wirklich Gutem, Zweckmäßigem, durch die Nothwen-
digkeit Gebotenem nicht auch Utopien nachjagen, wie man eben hier es
thut, damit man nicht ein ebenso schweres Lehrgeld geben müsse wie
jetzt die Franzosen.

Niederland.

Jn der vorgestern wieder eröffneten zweiten Kam-
mer der Generalstaaten theilte der Minister des Auswärtigen über die
Verhältnisse zu Belgien folgendes mit: "Es ist als ein glücklicher Um-
stand zu betrachten daß zwischen der niederländischen und der belgischen
Regierung das beste Einvernehmen und Uebereinstimmung besteht. Der
königliche Gesandte zu Brüssel ist beauftragt worden die Versicherung
zu geben: daß man hier hoffe und wünsche daß die so wichtige neutrale
Stellung Belgiens erhalten werden möge, daß die Niederlande den größ-
ten Werth auf die Erhaltung und Befestigung der bestehenden Verträge
legen, und nichts anderes bezwecken als die Fortdauer der Unabhängig-
keit Belgiens und die Kräftigung der zwischen den beiden Königreichen
bestehenden Beziehungen. Diese Eröffnungen sind von der belgischen
Regierung hoch angeschlagen worden, mehr als ein Beweis ist uns hier-
von zugegangen.

[Spaltenumbruch]
Schweiz.

Jn Luzern wollen die Führer der libe-
ralen Partei die reichen Klöster entweder ganz aufheben, oder doch durch
ungeheure Contributionen das Klostergut dergestalt schmälern daß
wenig übrig bleiben wird. Drückende Finanznoth, Unmöglichkeit die
Kriegscontribution zu erlegen, ist der nächste Beweggrund dieser außer-
ordentlichen Maßregel. Dr. Steiger hat an den Regierungsrath den
förmlichen Antrag gestellt das Kloster St. Urban, dessen Vermögen
21/2 Millionen Frc. beträgt, zu Gunsten der Staatscasse aufzuheben.
Von dem Vermögen soll jedoch so viel übrig behalten werden, um den
Klostergeistlichen lebenslängliche Pensionen von 700 bis 1000 Frc. zu
sichern. Das Stift Münster welches ein Vermögen von 3 Millionen
Frc. besitzt, soll 400,000 Frc. an die Staatscasse erlegen. Von den
übrigen Klöstern wird die Summe von 110,000 Frc. nachträglich ge-
fordert. Durch diese Maßregel allein glaubt Dr. Steiger den Kanton
aus schwerer Finanznoth retten zu können, ohne dem Volk unerschwing-
liche Steuern aufzulasten. Der Vorschlag soll jedoch dem Veto der
ganzen Bevölkerung zur Bestätigung überlassen bleiben. Der Regie-
rungsrath hat deßhalb noch keinen bestimmten Entschluß gefaßt.

Central-Amerika.

Wir erwähnten vor einiger Zeit daß San Juan de Nicaragua für
England in Besitz genommen worden, was den Argwohn nordamerika-
nischer Blätter erregte. Die Times gibt jetzt eine andere Version des
Vorgangs. "Am 1 Januar," sagt sie, "wurde die mosquitische
Flagge zu San Juan aufgepflanzt, und von dem brittischen Dampf-
boot "Vixen" begrüßt. Die nicaraguanischen Behörden wurden entlas-
sen, und eine provisorische mosquitische Regierung an ihre Stelle gesetzt.
Am 10 Jan. kehrten die Nicaraguaner zurück, zogen ihre Fahne wieder
auf, und führten Major Hodgson, den mosquitischen Statthalter, und
Capitän Liddell, den Platzcommandanten, gefangen fort. Am 16 Jan.
kam der Vixen von Bluefields, der Hauptstadt von Mosquitia, an, und
der Befehlshaber dieses Schiffs, Capitän Ryder, erfuhr den Vorgang.
Er kehrte sogleich nach Bluesields zurück um sich mit dem englischen Ge-
neralconsul Hrn. Walker zu berathen, und segelte dann nach Jamaica.
Die dortigen Behörden trafen sofort alle Anstalten um die beiden wegge-
führten brittischen Unterthanen zurückzufordern und Se. mosquitische Maj.
in der Wiedererlangung San Juans zu unterstützen. Am 2 Febr. fuhren
der Vixen und das Segelschiff "Alarm," Cap. Lock, von Port Royal
ab mit einer Compagnie des 38sten englischen Regiments und sechs zur
Flußschifffahrt eingerichteten, mit Drehbassen bewaffneten Booten. Die
nächste westindische Post dürfte uns etwas über den Erfolg dieser Expedi-
tion bringen." (Der neue sogenannte König von Mosquitia ist bekannt-
lich nur eine Puppe Englands. Unter welchem Rechtstitel er San Juan
de Nicaragua besetzte, oder besetzen mußte, ist nicht gesagt.) -- Der be-
kannte General Flores kam 2 Febr. von St. Thomas zu Kingston auf
Jamaica an, wo er mit zweien seiner Agenten verkehrte die von Chagtes
am stillen Meer eingetroffen waren. Man vermuthete daß er nun bald
eine Landung in Ecuador versuchen würde. (Engl. Bl.)

Handels- und Börsennachrichten.

3proc. 241/4 auf 50 T. (n. d. B. 231/2 G., 25 5/8
P.), 5proc. 141/2 P. (n. d. B. 14 P.), unverz. Schuld 5 1/8 P. (n. d. B.
5 G.), Coupons 10 G., St. Ferdinandsbank 110 P. Wechselcurse: Paris
5.9 G., 5.8 P., London 47.65 P.


21/2proc. 39, 3proc. 46, 4proc. 60, Metall.
21/2proc. 30, Ard. .


(5 fl. Augsburger Corrent = 6 fl. süddeutsche
Vereinswährung i. e. 241/2 fl. Fuß.) Amsterdam 1 Monat 831/4 G. Ham-
burg 1 M 72 5/8 P. Wien in 20ern 1 M. 99 P. Triest 1 M. 98 7/8 P.
Frankfurt a. M. 1 M. 993/4 G. Nürnberg 1 M. 99 5/8 P. Berlin 1 M.
1041/4 P. Leipzig 1 M. 1041/4 P. London 1 M. 10.1 P. Paris 1 M.
118 G. Lyon 1 M. 118 P. Marseille 1 M. 118 P. Mailand 1 M 60 1/8
P. Genua 1 M. 51 3/8 P. Livorno 1 M. 61 P. Venedig 1 M. 601/2 P.


5proc. Metall. 82, 4proc. 71, 3proc. 53, 21/2proc.
41 P., Bankactien 1225 P., Nordbahn 90, Gloggnitz 81, Venedig-Mailand
60, Livorno 52, Pesth 66 P.



Verantwortliche Redaction:
Dr. Gustav Kolb. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart.
Das Register der Allgemeinen Zeitung 1847
ist soeben fertig geworden und durch alle Postämter und den Buchhandel a 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.

[Spaltenumbruch] nimmt man dasſelbe in Betreff der Caſſe Baudon, welcher die Bank von
Frankreich die Auszahlung von Papierwerthen verweigert haben ſoll,
wie der Caſſe Gouin ſchon früher. Hr. Baudon hat ſeine Entlaſſung
als Regent der Bank gegeben. Auch von Verlegenheiten der Bank von
Lille ſpricht man, ſie ſoll eine Menge in gewöhnlicher Zeit vortrefflicher
Papiere in Händen haben, für 10 Millionen, dagegen nur vier an baa-
rem Gelde, ſo daß ihre Stellung ebenfalls gefährdet erſcheint. Dazu
munkelt es von allen Seiten von Complotten, die angezettelt ſeyen von
Orleaniſten, Legitimiſten. Leute die gerufen: Nieder mit der Republik!
und Anhänger zu gewinnen ſuchten, ſind in der That verhaftet worden.
Auch von der beginnenden Reaction in einzelnen Provinzſtädten geht
ſchon die Rede; zu Amiens will man den Verſuch mit Herausgabe eines
Blattes machen das den Titel La Régence tragen ſoll. Der National-
garde hier machen die Republicaner nicht ſelten den Vorwurf der Lau-
heit. Wahr iſt daß ſie des unaufhörlichen Wacheſtehens und nächtlichen
Streifengehens in den Straßen ſo ziemlich ſatt iſt. Jnzwiſchen findet
die Abſicht der Regierung den Dienſt in Paris zum Theil wieder der Li-
nie zu übertragen Widerſtand von Seite der argwöhniſchen Clubs.
Dieſe bereiten ſich thätigſt auf die Wahlen vor, endlich geben auch die
ehemaligen Conſtitutionellen wieder Lebenszeichen. Die Conſervativen
werden größtentheils mit der Linken ſtimmen, und auch die Legitimiſten,
welche die thätigſten von allen ſind, ſuchen die Conſervativen zu gewin-
nen für ihre Candidaten. Hr. Thiers, der Erwählung zu Air nicht voll-
kommen ſicher, will zu Auxerre ſich bewerben. Jn Corſica wollen die
drei Prinzen Bonaparte und der Graf Walewski (natürlicher Sohn Na-
poleons) als Candidaten auftreten.


Der Fall des Hauſes Laffitte, Blount
und Comp. wird auch in England gefühlt werden, da dasſelbe einen
ſehr lebhaften Geſchäftsverkehr mit jenem Lande unterhielt und thäti-
gen Antheil an Beiziehung engliſcher Capitaliſten zu den franzöſiſchen
Eiſenbahn-Unternehmungen genommen hatte. Ueber die Caſſe Bau-
don iſt noch nichts officiell bekannt. Die Eincaſſirungen der Bank von
Frankreich ſind übrigens geſtern doch noch beſſer von ſtatten gegangen
als zu befürchten war. Jnzwiſchen wird das Verſchwinden des baaren
Geldes aus dem Umlaufe täglich fühlbarer, beſonders iſt Gold nur noch
zu enormen Preiſen zu haben. Es ſind Fälle vorgekommen wo man für
ein 20Fr.-Stück 2 Fr. Aufgeld zahlte. Jnzwiſchen feiert der größte Theil
der Arbeiter theils aus Mangel an Beſchäftigung, theils weil ſie die
von Hrn. Louis Blanc zugeſagte Löſung der Frage der Organiſation
der Arbeit abwarten wollen. Dieſer Herr hat bekanntlich ein Buch
über dieſen Gegenſtand geſchrieben, aber jetzt wo es praktiſche Ausfüh-
rung ſeines Plans gilt, da ſtößt man überall auf Schwierigkeiten, die
ſich vermehren je weiter man in die Frage einzudringen glaubt. Man
hat nicht wenigen Leuten die Köpfe erhitzt, aber der Verſuch ſelbſt iſt ſo
wenig verſprechend daß er bereits eine Zielſcheibe der Spottpfeile des
Charivari geworden. Jn dieſer wie in noch ſo mancher andern Bezie-
hung erhält Deutſchland jetzt von Frankreich aus eine wichtige Lehre:
möge man neben wirklich Gutem, Zweckmäßigem, durch die Nothwen-
digkeit Gebotenem nicht auch Utopien nachjagen, wie man eben hier es
thut, damit man nicht ein ebenſo ſchweres Lehrgeld geben müſſe wie
jetzt die Franzoſen.

Niederland.

Jn der vorgeſtern wieder eröffneten zweiten Kam-
mer der Generalſtaaten theilte der Miniſter des Auswärtigen über die
Verhältniſſe zu Belgien folgendes mit: „Es iſt als ein glücklicher Um-
ſtand zu betrachten daß zwiſchen der niederländiſchen und der belgiſchen
Regierung das beſte Einvernehmen und Uebereinſtimmung beſteht. Der
königliche Geſandte zu Brüſſel iſt beauftragt worden die Verſicherung
zu geben: daß man hier hoffe und wünſche daß die ſo wichtige neutrale
Stellung Belgiens erhalten werden möge, daß die Niederlande den größ-
ten Werth auf die Erhaltung und Befeſtigung der beſtehenden Verträge
legen, und nichts anderes bezwecken als die Fortdauer der Unabhängig-
keit Belgiens und die Kräftigung der zwiſchen den beiden Königreichen
beſtehenden Beziehungen. Dieſe Eröffnungen ſind von der belgiſchen
Regierung hoch angeſchlagen worden, mehr als ein Beweis iſt uns hier-
von zugegangen.

[Spaltenumbruch]
Schweiz.

Jn Luzern wollen die Führer der libe-
ralen Partei die reichen Klöſter entweder ganz aufheben, oder doch durch
ungeheure Contributionen das Kloſtergut dergeſtalt ſchmälern daß
wenig übrig bleiben wird. Drückende Finanznoth, Unmöglichkeit die
Kriegscontribution zu erlegen, iſt der nächſte Beweggrund dieſer außer-
ordentlichen Maßregel. Dr. Steiger hat an den Regierungsrath den
förmlichen Antrag geſtellt das Kloſter St. Urban, deſſen Vermögen
2½ Millionen Frc. beträgt, zu Gunſten der Staatscaſſe aufzuheben.
Von dem Vermögen ſoll jedoch ſo viel übrig behalten werden, um den
Kloſtergeiſtlichen lebenslängliche Penſionen von 700 bis 1000 Frc. zu
ſichern. Das Stift Münſter welches ein Vermögen von 3 Millionen
Frc. beſitzt, ſoll 400,000 Frc. an die Staatscaſſe erlegen. Von den
übrigen Klöſtern wird die Summe von 110,000 Frc. nachträglich ge-
fordert. Durch dieſe Maßregel allein glaubt Dr. Steiger den Kanton
aus ſchwerer Finanznoth retten zu können, ohne dem Volk unerſchwing-
liche Steuern aufzulaſten. Der Vorſchlag ſoll jedoch dem Veto der
ganzen Bevölkerung zur Beſtätigung überlaſſen bleiben. Der Regie-
rungsrath hat deßhalb noch keinen beſtimmten Entſchluß gefaßt.

Central-Amerika.

Wir erwähnten vor einiger Zeit daß San Juan de Nicaragua für
England in Beſitz genommen worden, was den Argwohn nordamerika-
niſcher Blätter erregte. Die Times gibt jetzt eine andere Verſion des
Vorgangs. „Am 1 Januar,“ ſagt ſie, „wurde die mosquitiſche
Flagge zu San Juan aufgepflanzt, und von dem brittiſchen Dampf-
boot „Vixen“ begrüßt. Die nicaraguaniſchen Behörden wurden entlaſ-
ſen, und eine proviſoriſche mosquitiſche Regierung an ihre Stelle geſetzt.
Am 10 Jan. kehrten die Nicaraguaner zurück, zogen ihre Fahne wieder
auf, und führten Major Hodgſon, den mosquitiſchen Statthalter, und
Capitän Liddell, den Platzcommandanten, gefangen fort. Am 16 Jan.
kam der Vixen von Bluefields, der Hauptſtadt von Mosquitia, an, und
der Befehlshaber dieſes Schiffs, Capitän Ryder, erfuhr den Vorgang.
Er kehrte ſogleich nach Blueſields zurück um ſich mit dem engliſchen Ge-
neralconſul Hrn. Walker zu berathen, und ſegelte dann nach Jamaica.
Die dortigen Behörden trafen ſofort alle Anſtalten um die beiden wegge-
führten brittiſchen Unterthanen zurückzufordern und Se. mosquitiſche Maj.
in der Wiedererlangung San Juans zu unterſtützen. Am 2 Febr. fuhren
der Vixen und das Segelſchiff „Alarm,“ Cap. Lock, von Port Royal
ab mit einer Compagnie des 38ſten engliſchen Regiments und ſechs zur
Flußſchifffahrt eingerichteten, mit Drehbaſſen bewaffneten Booten. Die
nächſte weſtindiſche Poſt dürfte uns etwas über den Erfolg dieſer Expedi-
tion bringen.“ (Der neue ſogenannte König von Mosquitia iſt bekannt-
lich nur eine Puppe Englands. Unter welchem Rechtstitel er San Juan
de Nicaragua beſetzte, oder beſetzen mußte, iſt nicht geſagt.) — Der be-
kannte General Flores kam 2 Febr. von St. Thomas zu Kingſton auf
Jamaica an, wo er mit zweien ſeiner Agenten verkehrte die von Chagtes
am ſtillen Meer eingetroffen waren. Man vermuthete daß er nun bald
eine Landung in Ecuador verſuchen würde. (Engl. Bl.)

Handels- und Börſennachrichten.

3proc. 24¼ auf 50 T. (n. d. B. 23½ G., 25⅝
P.), 5proc. 14½ P. (n. d. B. 14 P.), unverz. Schuld 5⅛ P. (n. d. B.
5 G.), Coupons 10 G., St. Ferdinandsbank 110 P. Wechſelcurſe: Paris
5.9 G., 5.8 P., London 47.65 P.


2½proc. 39, 3proc. 46, 4proc. 60, Metall.
2½proc. 30, Ard. .


(5 fl. Augsburger Corrent = 6 fl. ſüddeutſche
Vereinswährung i. e. 24½ fl. Fuß.) Amſterdam 1 Monat 83¼ G. Ham-
burg 1 M 72⅝ P. Wien in 20ern 1 M. 99 P. Trieſt 1 M. 98⅞ P.
Frankfurt a. M. 1 M. 99¾ G. Nürnberg 1 M. 99⅝ P. Berlin 1 M.
104¼ P. Leipzig 1 M. 104¼ P. London 1 M. 10.1 P. Paris 1 M.
118 G. Lyon 1 M. 118 P. Marſeille 1 M. 118 P. Mailand 1 M 60⅛
P. Genua 1 M. 51⅜ P. Livorno 1 M. 61 P. Venedig 1 M. 60½ P.


5proc. Metall. 82, 4proc. 71, 3proc. 53, 2½proc.
41 P., Bankactien 1225 P., Nordbahn 90, Gloggnitz 81, Venedig-Mailand
60, Livorno 52, Peſth 66 P.



Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1847
iſt ſoeben fertig geworden und durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.
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[1208/0008] nimmt man dasſelbe in Betreff der Caſſe Baudon, welcher die Bank von Frankreich die Auszahlung von Papierwerthen verweigert haben ſoll, wie der Caſſe Gouin ſchon früher. Hr. Baudon hat ſeine Entlaſſung als Regent der Bank gegeben. Auch von Verlegenheiten der Bank von Lille ſpricht man, ſie ſoll eine Menge in gewöhnlicher Zeit vortrefflicher Papiere in Händen haben, für 10 Millionen, dagegen nur vier an baa- rem Gelde, ſo daß ihre Stellung ebenfalls gefährdet erſcheint. Dazu munkelt es von allen Seiten von Complotten, die angezettelt ſeyen von Orleaniſten, Legitimiſten. Leute die gerufen: Nieder mit der Republik! und Anhänger zu gewinnen ſuchten, ſind in der That verhaftet worden. Auch von der beginnenden Reaction in einzelnen Provinzſtädten geht ſchon die Rede; zu Amiens will man den Verſuch mit Herausgabe eines Blattes machen das den Titel La Régence tragen ſoll. Der National- garde hier machen die Republicaner nicht ſelten den Vorwurf der Lau- heit. Wahr iſt daß ſie des unaufhörlichen Wacheſtehens und nächtlichen Streifengehens in den Straßen ſo ziemlich ſatt iſt. Jnzwiſchen findet die Abſicht der Regierung den Dienſt in Paris zum Theil wieder der Li- nie zu übertragen Widerſtand von Seite der argwöhniſchen Clubs. Dieſe bereiten ſich thätigſt auf die Wahlen vor, endlich geben auch die ehemaligen Conſtitutionellen wieder Lebenszeichen. Die Conſervativen werden größtentheils mit der Linken ſtimmen, und auch die Legitimiſten, welche die thätigſten von allen ſind, ſuchen die Conſervativen zu gewin- nen für ihre Candidaten. Hr. Thiers, der Erwählung zu Air nicht voll- kommen ſicher, will zu Auxerre ſich bewerben. Jn Corſica wollen die drei Prinzen Bonaparte und der Graf Walewski (natürlicher Sohn Na- poleons) als Candidaten auftreten. # Paris, 12 März. Der Fall des Hauſes Laffitte, Blount und Comp. wird auch in England gefühlt werden, da dasſelbe einen ſehr lebhaften Geſchäftsverkehr mit jenem Lande unterhielt und thäti- gen Antheil an Beiziehung engliſcher Capitaliſten zu den franzöſiſchen Eiſenbahn-Unternehmungen genommen hatte. Ueber die Caſſe Bau- don iſt noch nichts officiell bekannt. Die Eincaſſirungen der Bank von Frankreich ſind übrigens geſtern doch noch beſſer von ſtatten gegangen als zu befürchten war. Jnzwiſchen wird das Verſchwinden des baaren Geldes aus dem Umlaufe täglich fühlbarer, beſonders iſt Gold nur noch zu enormen Preiſen zu haben. Es ſind Fälle vorgekommen wo man für ein 20Fr.-Stück 2 Fr. Aufgeld zahlte. Jnzwiſchen feiert der größte Theil der Arbeiter theils aus Mangel an Beſchäftigung, theils weil ſie die von Hrn. Louis Blanc zugeſagte Löſung der Frage der Organiſation der Arbeit abwarten wollen. Dieſer Herr hat bekanntlich ein Buch über dieſen Gegenſtand geſchrieben, aber jetzt wo es praktiſche Ausfüh- rung ſeines Plans gilt, da ſtößt man überall auf Schwierigkeiten, die ſich vermehren je weiter man in die Frage einzudringen glaubt. Man hat nicht wenigen Leuten die Köpfe erhitzt, aber der Verſuch ſelbſt iſt ſo wenig verſprechend daß er bereits eine Zielſcheibe der Spottpfeile des Charivari geworden. Jn dieſer wie in noch ſo mancher andern Bezie- hung erhält Deutſchland jetzt von Frankreich aus eine wichtige Lehre: möge man neben wirklich Gutem, Zweckmäßigem, durch die Nothwen- digkeit Gebotenem nicht auch Utopien nachjagen, wie man eben hier es thut, damit man nicht ein ebenſo ſchweres Lehrgeld geben müſſe wie jetzt die Franzoſen. Niederland. Haag, 9 März. Jn der vorgeſtern wieder eröffneten zweiten Kam- mer der Generalſtaaten theilte der Miniſter des Auswärtigen über die Verhältniſſe zu Belgien folgendes mit: „Es iſt als ein glücklicher Um- ſtand zu betrachten daß zwiſchen der niederländiſchen und der belgiſchen Regierung das beſte Einvernehmen und Uebereinſtimmung beſteht. Der königliche Geſandte zu Brüſſel iſt beauftragt worden die Verſicherung zu geben: daß man hier hoffe und wünſche daß die ſo wichtige neutrale Stellung Belgiens erhalten werden möge, daß die Niederlande den größ- ten Werth auf die Erhaltung und Befeſtigung der beſtehenden Verträge legen, und nichts anderes bezwecken als die Fortdauer der Unabhängig- keit Belgiens und die Kräftigung der zwiſchen den beiden Königreichen beſtehenden Beziehungen. Dieſe Eröffnungen ſind von der belgiſchen Regierung hoch angeſchlagen worden, mehr als ein Beweis iſt uns hier- von zugegangen. Schweiz. ☓ Zürich, 13 März. Jn Luzern wollen die Führer der libe- ralen Partei die reichen Klöſter entweder ganz aufheben, oder doch durch ungeheure Contributionen das Kloſtergut dergeſtalt ſchmälern daß wenig übrig bleiben wird. Drückende Finanznoth, Unmöglichkeit die Kriegscontribution zu erlegen, iſt der nächſte Beweggrund dieſer außer- ordentlichen Maßregel. Dr. Steiger hat an den Regierungsrath den förmlichen Antrag geſtellt das Kloſter St. Urban, deſſen Vermögen 2½ Millionen Frc. beträgt, zu Gunſten der Staatscaſſe aufzuheben. Von dem Vermögen ſoll jedoch ſo viel übrig behalten werden, um den Kloſtergeiſtlichen lebenslängliche Penſionen von 700 bis 1000 Frc. zu ſichern. Das Stift Münſter welches ein Vermögen von 3 Millionen Frc. beſitzt, ſoll 400,000 Frc. an die Staatscaſſe erlegen. Von den übrigen Klöſtern wird die Summe von 110,000 Frc. nachträglich ge- fordert. Durch dieſe Maßregel allein glaubt Dr. Steiger den Kanton aus ſchwerer Finanznoth retten zu können, ohne dem Volk unerſchwing- liche Steuern aufzulaſten. Der Vorſchlag ſoll jedoch dem Veto der ganzen Bevölkerung zur Beſtätigung überlaſſen bleiben. Der Regie- rungsrath hat deßhalb noch keinen beſtimmten Entſchluß gefaßt. Central-Amerika. Wir erwähnten vor einiger Zeit daß San Juan de Nicaragua für England in Beſitz genommen worden, was den Argwohn nordamerika- niſcher Blätter erregte. Die Times gibt jetzt eine andere Verſion des Vorgangs. „Am 1 Januar,“ ſagt ſie, „wurde die mosquitiſche Flagge zu San Juan aufgepflanzt, und von dem brittiſchen Dampf- boot „Vixen“ begrüßt. Die nicaraguaniſchen Behörden wurden entlaſ- ſen, und eine proviſoriſche mosquitiſche Regierung an ihre Stelle geſetzt. Am 10 Jan. kehrten die Nicaraguaner zurück, zogen ihre Fahne wieder auf, und führten Major Hodgſon, den mosquitiſchen Statthalter, und Capitän Liddell, den Platzcommandanten, gefangen fort. Am 16 Jan. kam der Vixen von Bluefields, der Hauptſtadt von Mosquitia, an, und der Befehlshaber dieſes Schiffs, Capitän Ryder, erfuhr den Vorgang. Er kehrte ſogleich nach Blueſields zurück um ſich mit dem engliſchen Ge- neralconſul Hrn. Walker zu berathen, und ſegelte dann nach Jamaica. Die dortigen Behörden trafen ſofort alle Anſtalten um die beiden wegge- führten brittiſchen Unterthanen zurückzufordern und Se. mosquitiſche Maj. in der Wiedererlangung San Juans zu unterſtützen. Am 2 Febr. fuhren der Vixen und das Segelſchiff „Alarm,“ Cap. Lock, von Port Royal ab mit einer Compagnie des 38ſten engliſchen Regiments und ſechs zur Flußſchifffahrt eingerichteten, mit Drehbaſſen bewaffneten Booten. Die nächſte weſtindiſche Poſt dürfte uns etwas über den Erfolg dieſer Expedi- tion bringen.“ (Der neue ſogenannte König von Mosquitia iſt bekannt- lich nur eine Puppe Englands. Unter welchem Rechtstitel er San Juan de Nicaragua beſetzte, oder beſetzen mußte, iſt nicht geſagt.) — Der be- kannte General Flores kam 2 Febr. von St. Thomas zu Kingſton auf Jamaica an, wo er mit zweien ſeiner Agenten verkehrte die von Chagtes am ſtillen Meer eingetroffen waren. Man vermuthete daß er nun bald eine Landung in Ecuador verſuchen würde. (Engl. Bl.) Handels- und Börſennachrichten. Madrid, 6 März. 3proc. 24¼ auf 50 T. (n. d. B. 23½ G., 25⅝ P.), 5proc. 14½ P. (n. d. B. 14 P.), unverz. Schuld 5⅛ P. (n. d. B. 5 G.), Coupons 10 G., St. Ferdinandsbank 110 P. Wechſelcurſe: Paris 5.9 G., 5.8 P., London 47.65 P. Amſterdam, 11 März. 2½proc. 39, 3proc. 46, 4proc. 60, Metall. 2½proc. 30, Ard. [FORMEL]. Augsburg, 16 März. (5 fl. Augsburger Corrent = 6 fl. ſüddeutſche Vereinswährung i. e. 24½ fl. Fuß.) Amſterdam 1 Monat 83¼ G. Ham- burg 1 M 72⅝ P. Wien in 20ern 1 M. 99 P. Trieſt 1 M. 98⅞ P. Frankfurt a. M. 1 M. 99¾ G. Nürnberg 1 M. 99⅝ P. Berlin 1 M. 104¼ P. Leipzig 1 M. 104¼ P. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848, S. 1208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine76_1848/8>, abgerufen am 22.11.2024.