Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914.26. September 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Eine Erklärung. Herr Professor Sieper übersendet uns folgende Erklärung: Sehr geehrte Redaktion! Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir als gelegent- "Im Septemberheft der "Westermannschen Monatshefte" ist Die Redaktion der Monatshefte wird ohne mein Zutun Ver- Ich hätte dieser Erklärung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, Ich habe in meinem Aufsatz bei einem Vergleich zwischen deut- China und Japan. Wie die Korrespondenz "Rundschau" in Wien meldet, herrscht Keine Unterschätzung der feindlichen Armee. Gegen Unterschätzung der feindlichen Armee richtet die "Nord- Verfrühte Friedensverhandlungen. Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Nach einer Solche Meldungen sind darauf berechnet, den Eindruck zu er- Generaloberst Frhr. v. Hausen. Der seit Beginn des Krieges an der Spitze der Dritten deut- 26. September 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Eine Erklärung. Herr Profeſſor Sieper überſendet uns folgende Erklärung: Sehr geehrte Redaktion! Ich wäre Ihnen ſehr dankbar, wenn Sie mir als gelegent- „Im Septemberheft der „Weſtermannſchen Monatshefte“ iſt Die Redaktion der Monatshefte wird ohne mein Zutun Ver- Ich hätte dieſer Erklärung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, Ich habe in meinem Aufſatz bei einem Vergleich zwiſchen deut- China und Japan. Wie die Korreſpondenz „Rundſchau“ in Wien meldet, herrſcht Keine Unterſchätzung der feindlichen Armee. Gegen Unterſchätzung der feindlichen Armee richtet die „Nord- Verfrühte Friedensverhandlungen. Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt: Nach einer Solche Meldungen ſind darauf berechnet, den Eindruck zu er- Generaloberſt Frhr. v. Hauſen. Der ſeit Beginn des Krieges an der Spitze der Dritten deut- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="letter" n="3"> <pb facs="#f0005" n="579"/> <fw place="top" type="header">26. 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26. September 1914. Allgemeine Zeitung
Eine Erklärung.
Herr Profeſſor Sieper überſendet uns folgende Erklärung:
München, den 21. September 1914.
Sehr geehrte Redaktion!
Ich wäre Ihnen ſehr dankbar, wenn Sie mir als gelegent-
lichen Mitarbeiter Ihres geſchätzten Blattes Ihre Spalten öffnen
wollten zu folgender kurzen Erklärung:
„Im Septemberheft der „Weſtermannſchen Monatshefte“ iſt
ein Artikel aus meiner Feder erſchienen über den Kulturwert Eng-
lands. Der Aufſatz wurde vor etwa 1½ Jahren geſchrieben und
von dem Herausgeber der Weſtermannſchen Monatshefte zur Ver-
öffentlichung übernommen. Ein bedauerlicher Zufall wurde es,
daß der Artikel erſchien, nachdem England kurz vorher in ruchloſer
Weiſe mit unſeren Feinden gemeinſame Sache zur Vernichtung
unſeres Vaterlandes gemacht hatte. Es war dem Verlage nicht
mehr möglich, die betreffende Nummer, die bereits geſetzt und ge-
heftet war, zurückzuziehen. Ich bedauere das außerordentlich. Ich
ſehe ein, daß ein Verſuch, über kulturelle Vorzüge, die das eng-
liſche Volk trotz ſeiner perfiden Regierung beſitzt, zu handeln, zu
jenem Zeitpunkt zu Mißdeutungen und Verſtimmungen An-
laß geben konnte.
Die Redaktion der Monatshefte wird ohne mein Zutun Ver-
anlaſſung nehmen, der nächſten Nummer der Monatshefte eine
diesbezügliche Erklärung voranzuſchicken.
Ich hätte dieſer Erklärung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen,
möchte aber noch folgendes bemerken:
Ich habe in meinem Aufſatz bei einem Vergleich zwiſchen deut-
ſchen und engliſchem Lehrerſtande meiner ſubjektiven — natürlich
für keinen maßgeblichen — Meinung dahin Ausdruck gegeben,
daß in bezug auf Wiſſen der eine der beiden Teile, in bezug auf
Kultur der andere im Vorteil ſei. Ich habe damit natürlich weder
den engliſchen noch auch den deutſchen Lehrerſtand kränken und
natürlich nicht ſagen wollen, daß der eine Teil unwiſſend, der
andere Teil kulturlos iſt. Es iſt dies eigentlich ſelbſtverſtändlich.
Aber ich lege Wert auf dieſe Erklärung gegenüber einem Stande,
den ich hochſchätze und in deſſen Reihen ich viele ausgezeichnete
Freunde beſitze.
E. Sieper.“
China und Japan.
Wie die Korreſpondenz „Rundſchau“ in Wien meldet, herrſcht
in Peking die größte Erregung über die Forderung Japans, ihm
freie Hand in China zu gewähren, die zu lebhaften Proteſten An-
laß gegeben hat. Von chineſiſcher Seite werden alle Gerüchte über
Unruhen und Revolution in China dementiert. Die Erregung gegen
die Ententemächte, namentlich England und Rußland, wächſt. Man
beſchuldigt Großbritannien, daß es Japan gegen China hetze und
auf Koſten der chineſiſchen Republik Japan Gefälligkeiten erweiſen
wolle. Die Mißſtimmung gegen Rußland iſt darauf zurückzu-
führen, daß der Petersburger Stadthauptmann für die Dauer des
Krieges die Ausweiſung ſämtlicher chineſiſcher Kaufleute aus ſeinem
Amtsbezirk verfügt hat. Ueberdies behauptet man in Peking, daß
zwiſchen Japan und Rußland jetzt eine Vereinbarung dahin zu-
ſtande gekommen ſei, daß Japan proviſoriſch und allein die Mand-
ſchurei beſetzen ſolle. In Pekinger Regierungskreiſen macht man
kein Hehl aus der warmen Sympathie für Oeſterreich-Ungarn und
Deutſchland, die in China immer ſtärker zutage tritt.
Keine Unterſchätzung der feindlichen Armee.
Gegen Unterſchätzung der feindlichen Armee richtet die „Nord-
deutſche Allgemeine Zeitung“ folgende offiziöfe Mahnung an alle
Nichtkämpfer: Das Gefühl wärmſten Dankes für die außerordent-
lichen Leiſtungen unſerer Truppen erfüllt die Herzen des ganzen
deutſchen Volkes. Dieſes Gefühl äußert ſich in der allgemeinen
Bereitſchaft, nach Maßgabe der eigenen Kräfte perſönlich oder auch
durch Gaben aller Art, an der Löſung der ernſten Aufgaben der
Zeit mitzuwirken. Den Nichtkämpfern iſt aber die weitere hohe
Pflicht auferlegt, bei ſich und den Mitbürgern das Bewußtſein auf-
recht zu erhalten, daß der ſchwere Kampf, der uns aufgezwungen
wurde, zu einem guten Ende geführt werden wird. Nicht jeder
Tag kann Siegesmeldungen bringen. Das überraſchende, man
darf ſagen, ſtürmiſche Vordringen unſerer Heere in den erſten
Wochen des Krieges hat uns verwöhnt und mag hier und da in
Kreiſen der Nichtkämpfer zu einer Unterſchätzung namentlich des
franzöſiſchen Heeres Anlaß gegeben haben. Es braucht nicht beſon-
ders betont zu werden, daß eine ſolche Auffaſſung bei unſerer
Heeresleitung niemals beſtanden hat. Die Kenner der Verhältniſſe
haben vorhergeſehen, daß wir mit unſeren Gegnern kein leichtes
Spiel haben würden. Durch das große Aufgebot, das ſie öſtlich von
Paris ins Feld gelegt haben, und durch die tapfere Gegenwehr, die
ſie dort zeigen, wird dies vorausſichtlich gerechtfertigt. Unſere Trup-
pen haben einen harten Kampf zu beſtehen. Sie fechten mit ganzer
Hingabe ihrer körperlichen und ſittlichen Kräfte und verdienen die
höchſte Bewunderung. Daß die Schlacht längere Zeit erfordert,
als ſich wohl mancher im Lande gedacht hat, iſt in den Verhält-
niſſen einer mit ſo gewaltigen Truppenmaſſen auf beiden Seiten
unternommenen Schlacht begründet. Aus den amtlichen deutſchen
Kriegsberichten kann jedermann erſehen, daß ſachliche Gründe für
eine ungünſtige Beurteilung der Schlacht nicht vorhanden ſind;
alle gegenteiligen Behauptungen unſerer Feinde können nicht auf-
kommen. Handelt es ſich um ein ſchweres Ringen, ſo wird der
endgültige Sieg, auf den wir zuverſichtlich rechnen dürfen, ein um
ſo ſchönerer Lohn ſein für die ſorgſamen Vorbereitungen in den
Friedensjahren und für die glänzende Bewährung der vorangegan-
genen Arbeit im gegenwärtigen Kriege. Ein Sieg über minder-
wertige Gegner könnte nie die Genugtuung bringen, wie die Nieder-
werfung von Feinden, die ernſt zu nehmen ſind. Kleine Geduld-
proben, die uns vielleicht noch auferlegt ſein werden, ſind nicht be-
ſonders ſchwer zu ertragen, zumal, wie ſchon hervorgehoben wurde,
unſere Sache nirgends, namentlich auch nicht an der Marne, in
irgend einem Sinne ungünſtig ſteht.
Verfrühte Friedensverhandlungen.
Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt: Nach einer
vom Reuterſchen Bureau verbreiteten Meldung aus Waſhing-
ton ſoll der dortige deutſche Botſchafter erklärt haben, Deutſchland
ſei zum Frieden bereit, falls das deutſche Territorium in Europa
nicht verkleinert werde.
Solche Meldungen ſind darauf berechnet, den Eindruck zu er-
wecken, als ob Deutſchland trotz des Siegeslaufes ſeiner Heere im
Weſten und Oſten kampfesmüde wäre — Deutſchland denkt
im gegenwärtigen Augenblick gar nicht daran, irgendwelche
Friedensangebote zu machen. Wir wiederholen: Deutſchland ver-
folgt nur das eine Ziel, den ruchlos gegen uns heraufbeſchworenen
Krieg ehrenvoll bis zum Ende durchzuführen.
Generaloberſt Frhr. v. Hauſen.
Der ſeit Beginn des Krieges an der Spitze der Dritten deut-
ſchen Armee ſtehende ſächſiſche Generaloberſt Max Clemens Lothar
Frhr. v. Hauſen iſt dieſer Tage infolge Erkrankung durch den Gene-
ral der Kav. v. Einem als Armeeführer erſetzt worden. Frhr.
v. Hauſen iſt, wie wir der Berliner „Militär-Zeitung“ entnehmen,
am 17. Dezember 1846 als zweiter Sohn des 1879 zu Dresden ver-
ſtorbenen Kgl. Sächſiſchen Generalleutnants z. D. Clemens Frhr.
v. Hauſen und deſſen Gemahlin Anna, geb. v. Ammon zu Dresden
geboren. Seine Mutter verheiratete ſich 1881 zum zweiten Male
mit dem Kgl. Sächſ. Oberſt z. D. Edward v. Menſch († 1887) und
ſtarb 1899 zu Dresden. Er erhielt ſeine erſte Erziehung im elter-
lichen Hauſe ſowie in den Anſtalten des Dr. Dzondi und des Ober-
leutnants Neumann in Dresden, bezog 1859 das dortige Kadetten-
haus und trat 1863 als Portepeejunker in das 3. Jägerbataillon.
Im folgenden Jahre zum Leutnant befördert, nahm er 1866 im
Feldzuge gegen Preußen an der Schlacht bei Königgrätz, insbe-
ſondere an dem blutigen Dorfgefecht um Problus, teil, wurde vier
Wochen ſpäter Oberleutnant und verblieb bei der Neuorganiſation
der ſächſiſchen Armee im Jahre 1867 bei ſeinem in das 2. Jäger-
bataillon Nr. 13 umgewandelten Bataillon. Zugleich zum Batail-
lonsadjutanten ernannt, machte er als ſolcher 1870/71 den Feldzug
gegen Frankreich mit, nahm Teil an der Schlacht bei St. Privat,
an der Unternehmung gegen Verdun (am 24. 8.), an den Schlach-
ten bei Beaumont und Sedan, an der Belagerung von Paris, an
den beiden Schlachten von Villiers ſowie an dem Gefecht bei Ville
Evrart und wurde für ſein tapferes Verhalten mit dem eiſernen
Kreuze 2. Klaſſe ſowie dem Ritterkreuz 1. Klaſſe des ſächſiſchen
Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration geſchmückt. In der
Schlacht bei Sedan tat ſich ſein Bataillon beſonders hervor, warf
die feindlichen Zuaven zurück, nötigte die franzöſiſche Artillerie zum
Abfahren und eroberte zwei Kanonen und eine Mitrailleuſe.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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