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Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 26. September 1914.
[Spaltenumbruch]

Ein halbes Jahr nach dem Kriege, am 1. Oktober 1871, in das
Schützen-(Füsilier-) Regiment Nr. 108 versetzt sowie zur Kriegs-
akademie in Berlin kommandiert, avancierte er während dieses
Kommandos (im Januar 1872) zum Hauptmann, trat im Juli 1874
in die Front des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13 zurück und war als-
dann von 1875 bis 1878 zum preußischen Großen Generalstab kom-
mandiert. Er nahm während dieser Zeit an den Herbstübungen
des letzteren in Sachsen (1876) und Hessen-Nassau (1877) teil, war
im Frühjahr und Herbst 1877 der 28. Division (Karlsruhe) zuge-
teilt, wurde inzwischen im Mai 1876 a l. s. des sächsischen General-
stabes gestellt, trat 1877 zum 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 über und
rückte im Mai 1878, nach vorheriger Kommandierung zum Gene-
ralstabe, in den Etat des letzteren ein. Er tat nun abwechselnd bei
der 1. Infanterie-Division Nr. 23 und beim Generalkommando in
Dresden Dienst, erhielt am 1. April 1881 das Majorspatent, wurde
nebenbei mit verschiedenen anderen Aufträgen betraut und nahm
z. B. im Mai 1880 an einer Festungsübung in Königsberg, im
Herbst 1882 an einer Reise durch Böhmen, Posen, Ungarn und
Galizien und im Oktober 1884 an einem Kursus an der Schieß-
schule in Spandau teil. Am 1. April 1887 zum Oberstleutnant und
Kommandeur des 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 in Freiburg ernannt,
war er im November des folgenden Jahres zum zweiten Male zu
einem Kursus der Militärschießschule in Spandau kommandiert,
trat im März 1890 als Oberst an die Spitze des 2. Grenadier-Regi-
ments Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen und wurde
zwei Jahre später Chef des Generalstabes des 12. (Königl. Sächs.)
Armeekorps. Im März 1893 zum Generalmajor befördert, wurde
er im März 1895, unter Versetzung zu den Offizieren von der
Armee, zum preußischen Großen Generalstabe kommandiert, am
27. Mai 1897 zum Generalleutnant (Patent vom 17. 12. 96) und
Kommandeur der 3. Kgl. Sächsischen Division Nr. 32 in Dresden,
am 23. März 1900 für den Prinzen Georg von Sachsen zum kom-
mandierenden General des 12. (1. Kgl. Sächs.) Armeekorps, im
Mai des folgenden Jahres zum General der Infanterie und im
August 1902 zum sächsischen Staats- und Kriegsminister ernannt.
Im Dezember 1906 stellte ihn der König a l. s. des 1. Jäger-Batail-
lons Nr. 12, später auch a l. s. des 16. Infanterie-Regiments
Nr. 182; 1910 wurde er Generaloberst; 1912 fiel ihm der Vorsitz
im sächsischen Gesamtministerium zu; im Mai 1914 erbat er seinen
Abschied, bei welcher Gelegenheit er zum Königlichen Generaladju-
tanten ernannt wurde. Bei Ausbruch des Krieges im August
dieses Jahres übertrug ihm der Kaiser, in richtiger Bewertung
seiner Führereigenschaften, den Oberbefehl über die Dritte Armee.

Am 7. d. Mts. wurden die hohen Verdienste des Generals im
jetzigen Kriege durch folgendes Telegramm unseres Kaisers aner-
kannt:

"Seit Beginn des Krieges hat die Dritte Armee durch an-
strengende Märsche und vieltätige, verlustreiche, noch andauernde
Kämpfe mit feindlichen Truppen und verräterischen Landeseinwoh-
nern große Erfolge erreicht und es allen anderen Armeen an Aus-
dauer und Tapferkeit gleichgetan. Es ist mir ein Herzensbedürfnis,
Ihnen und Ihren braven Truppen meine höchste Anerkennung
und meinen Kaiserlichen Dank auszusprechen. Ich ersuche Sie, dies
Ihrer Armee bekanntzugeben."

Frhr. v. Hausen ist seit 1876 mit Marie v. Salviati, einer Toch-
ter des 1878 verstorbenen Geh. Regierungsrats Karl v. Salviati,
verheiratet und hat drei Töchter: Erna, Gerda und Asta.



Der Krieg und die Verkehrsanstalten.

Der Krieg hat an unsere Verkehrsanstalten kaum je dage-
wesene Anforderungen gestellt: binnen wenigen Tagen mußte ein
Millionenheer nach Westen und nach Osten an die Grenzen gebracht
werden. Dazwischen wurden zahlreiche aus Deutschland flüchtende
Ausländer befördert und auch jene Deutschen und Oesterreicher,
die aus den Sommerfrischen natürlich möglichst rasch heim wollten.
Trotz dieser hohen und höchsten Anforderungen an die Geistes-
gegenwart und Dienstfreudigkeit der Beamten ist uns aus dem
ganzen Reiche kein einziges Eisenbahnunglück, ja nicht einmal ein
nennenswerter Eisenbahnunfall bekannt geworden. Dies spricht
gewiß für eine großartige Leistungsfähigkeit unserer Eisenbahnen,
wie ihrer Behörden.

Ganz anders steht leider die Sache bei der Post. Man sagt
gar nichts Neues, sondern es ist so ziemlich die allgemeine Ansicht,
daß die Post gegenüber den heutigen Anforderungen, wenn auch
[Spaltenumbruch] nicht allgemein, so doch zum Teil versagt hat. Dabei dürfen die
Anforderungen, die in dieser Kriegszeit an die Post gestellt wurden
und noch werden, gewiß nicht mit jenen an die Eisenbahn gestellten
verglichen werden; denn wenn auch insbesondere an die Feldpost
große Forderungen gestellt werden, und die Angehörigen der im
Felde Stehenden ungezählte Massen von Feldpostbriefen und
Liebesgaben an die Krieger senden, so wird doch diese Masse wenig-
stens zu einem erklecklichen Teil aufgehoben durch den Ausfall an
nichtssagenden Briefen und Ansichtspostkarten, die jeden Sommer
und Herbst nach Millionen verschickt zu werden pflegten. Das hat
wohl mit dem ersten Mobilisierungstag aufgehört, und die Briefe
und Postkarten, welche die Post seit sieben Wochen zu versenden
hat, sind, wie man wohl annehmen darf, durchweg ernsteren Charak-
ters und verdienen die schnellste Beförderung. Aber da fehlt
es eben noch sehr. Des ist ein Zeuge Generalleutnant Schott,
der in der Vossischen Zeitung in nachstehende Klagen ausbricht:

"Ich habe im Feldzug 1870/71, trotz unseres langen Vormarsches
von Metz bis in die Normandie und darüber hinaus, regelmäßig
meine Nachrichten von zuhause bekommen. Heute sind die Armeen
allerdings sehr viel größer, aber die Verbindungen und die Ver-
kehrsmittel sind auch sehr viel besser geworden! Also der Grund
der mangelhaften Bestellung liegt nicht in den Schwierigkeiten, son-
dern in der Unfähigkeit, diese zu überwinden! Wohin würde es
geführt haben, wenn die Eisenbahn ebenso versagt hätte!? -- Aber
da "klappte" alles!

Uebrigens nicht nur die Feldpost ist der Verbesserung bedürf-
tig. Die Post im Lande ist es auch! Warum sind die Postämter
so schlecht mit Beamten besetzt? In den Vororten ist nur ein Schal-
ter geöffnet, und wenn man ein paar Briefmarken kaufen will,
dann muß man oft Viertelstunden warten. Warum werden nicht
Hilfsbeamte eingestellt? Es gibt genug stellenlose, zuverlässige
Kaufleute, die mit Vorteil Verwendung finden könnten, auch ohne
große Vorkenntnisse und Anleitung! Postwertzeichen und Karten
verkaufen ist kein Kunststück! -- Staatsbehörden, die dem Publikum
dienen, sollten in erster Linie sich berufen fühlen, der Not zu steuern,
besonders wenn sie es vermögen. Und wenn sie sagen, sie können
nicht, dann wollen sie nicht, oder der blinde Bureaukratismus trägt
die Schuld, den abzustreifen eine der ersten Lehren des Krieges
sein sollte!"

Soweit General Schott.

Nun wird aber amtlich durch das Wolffsche Bureau gemeldet:

"Die von der Postverwaltung angeordneten Nachforschungen
nach dem Verbleib von Feldposten aus dem vorigen Monat führten
dazu, daß auf dem Bahnhofe in Leipzig Eisenbahngüterwagen mit
einer großen Zahl von Briefsäcken aufgefunden wurden. Die
Wagen waren nach Andernach über Lüttich--Namur--Marien-
bourgh für die dritte Armee abgesandt worden, aber infolge eines
noch nicht aufgeklärten Versehens nicht nach dem Bestimmungsort
gelangt, oder nicht ausgeladen, sondern nach Leipzig zurückbefördert
worden. Die Säcke enthielten Briefsendungen von den letzten Tagen
des August aus allen Gegenden Deutschlands für die verschiedenen
Truppenteile der dritten Armee. Die Sendungen wurden sofort
wieder nach dem Felde abgesandt."

Diese Vorwürfe wenden sich auch nicht an die Militärbehörden,
die ja eine geradezu staunenswerte Leistungsfähigkeit an den Tag
gelegt haben, sondern nur gegen die Post, die sich nicht auf der-
selben Höhe gezeigt hat. Ein Kapitel für sich, das in unserer
Zeitung schon in einem "Eingesandt" besprochen worden, ist der
Verkehr mit unserem Bundesgenossen Oesterreich-Ungarn. Die
Einsender jener Klagen in einer unserer letzten Nummern haben
zur Antwort erhalten, daß die Bestimmungen für den Briefver-
kehr in Kriegszeiten in Deutschland und Oesterreich nicht ganz die-
selben seien. Von anderer Seite hört man, daß diese Bestimmun-
gen, als das Reich betreffend, nur vom Reichskanzler aufgehoben
werden könnten. Gleichviel, auch dann ist es notwendig immer
darauf hinzuweisen, welch widersinnige Anomalie darin besteht,
daß Oesterreich-Ungarn bis von der fernsten kroatisch-serbischen
Grenze her uns die Briefe verschlossen schickt, während wir sie noch
immer nach Oesterreich offen senden müssen, selbst wenn wir nur
einen guten Freund in Salzburg brieflich fragen, wie es ihm geht,
oder ob er schon ausgerückt ist. Man sollte doch wirklich glauben,
daß, nachdem schon so viele Erleichterungen im Verkehr eingetreten
sind, nun auch diese, noch dazu einseitige Maßregel aufgehoben
werden könnte, um so mehr als man wohl auch annehmen darf,
das ebenso wenig wie russische Geldautomobile im Lande aufzuhal-
ten sind, auch Spione sich nicht mehr innerhalb der deutschen Gren-

Allgemeine Zeitung 26. September 1914.
[Spaltenumbruch]

Ein halbes Jahr nach dem Kriege, am 1. Oktober 1871, in das
Schützen-(Füſilier-) Regiment Nr. 108 verſetzt ſowie zur Kriegs-
akademie in Berlin kommandiert, avancierte er während dieſes
Kommandos (im Januar 1872) zum Hauptmann, trat im Juli 1874
in die Front des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13 zurück und war als-
dann von 1875 bis 1878 zum preußiſchen Großen Generalſtab kom-
mandiert. Er nahm während dieſer Zeit an den Herbſtübungen
des letzteren in Sachſen (1876) und Heſſen-Naſſau (1877) teil, war
im Frühjahr und Herbſt 1877 der 28. Diviſion (Karlsruhe) zuge-
teilt, wurde inzwiſchen im Mai 1876 à l. s. des ſächſiſchen General-
ſtabes geſtellt, trat 1877 zum 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 über und
rückte im Mai 1878, nach vorheriger Kommandierung zum Gene-
ralſtabe, in den Etat des letzteren ein. Er tat nun abwechſelnd bei
der 1. Infanterie-Diviſion Nr. 23 und beim Generalkommando in
Dresden Dienſt, erhielt am 1. April 1881 das Majorspatent, wurde
nebenbei mit verſchiedenen anderen Aufträgen betraut und nahm
z. B. im Mai 1880 an einer Feſtungsübung in Königsberg, im
Herbſt 1882 an einer Reiſe durch Böhmen, Poſen, Ungarn und
Galizien und im Oktober 1884 an einem Kurſus an der Schieß-
ſchule in Spandau teil. Am 1. April 1887 zum Oberſtleutnant und
Kommandeur des 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 in Freiburg ernannt,
war er im November des folgenden Jahres zum zweiten Male zu
einem Kurſus der Militärſchießſchule in Spandau kommandiert,
trat im März 1890 als Oberſt an die Spitze des 2. Grenadier-Regi-
ments Nr. 101 Kaiſer Wilhelm, König von Preußen und wurde
zwei Jahre ſpäter Chef des Generalſtabes des 12. (Königl. Sächſ.)
Armeekorps. Im März 1893 zum Generalmajor befördert, wurde
er im März 1895, unter Verſetzung zu den Offizieren von der
Armee, zum preußiſchen Großen Generalſtabe kommandiert, am
27. Mai 1897 zum Generalleutnant (Patent vom 17. 12. 96) und
Kommandeur der 3. Kgl. Sächſiſchen Diviſion Nr. 32 in Dresden,
am 23. März 1900 für den Prinzen Georg von Sachſen zum kom-
mandierenden General des 12. (1. Kgl. Sächſ.) Armeekorps, im
Mai des folgenden Jahres zum General der Infanterie und im
Auguſt 1902 zum ſächſiſchen Staats- und Kriegsminiſter ernannt.
Im Dezember 1906 ſtellte ihn der König à l. s. des 1. Jäger-Batail-
lons Nr. 12, ſpäter auch à l. s. des 16. Infanterie-Regiments
Nr. 182; 1910 wurde er Generaloberſt; 1912 fiel ihm der Vorſitz
im ſächſiſchen Geſamtminiſterium zu; im Mai 1914 erbat er ſeinen
Abſchied, bei welcher Gelegenheit er zum Königlichen Generaladju-
tanten ernannt wurde. Bei Ausbruch des Krieges im Auguſt
dieſes Jahres übertrug ihm der Kaiſer, in richtiger Bewertung
ſeiner Führereigenſchaften, den Oberbefehl über die Dritte Armee.

Am 7. d. Mts. wurden die hohen Verdienſte des Generals im
jetzigen Kriege durch folgendes Telegramm unſeres Kaiſers aner-
kannt:

„Seit Beginn des Krieges hat die Dritte Armee durch an-
ſtrengende Märſche und vieltätige, verluſtreiche, noch andauernde
Kämpfe mit feindlichen Truppen und verräteriſchen Landeseinwoh-
nern große Erfolge erreicht und es allen anderen Armeen an Aus-
dauer und Tapferkeit gleichgetan. Es iſt mir ein Herzensbedürfnis,
Ihnen und Ihren braven Truppen meine höchſte Anerkennung
und meinen Kaiſerlichen Dank auszuſprechen. Ich erſuche Sie, dies
Ihrer Armee bekanntzugeben.“

Frhr. v. Hauſen iſt ſeit 1876 mit Marie v. Salviati, einer Toch-
ter des 1878 verſtorbenen Geh. Regierungsrats Karl v. Salviati,
verheiratet und hat drei Töchter: Erna, Gerda und Aſta.



Der Krieg und die Verkehrsanſtalten.

Der Krieg hat an unſere Verkehrsanſtalten kaum je dage-
weſene Anforderungen geſtellt: binnen wenigen Tagen mußte ein
Millionenheer nach Weſten und nach Oſten an die Grenzen gebracht
werden. Dazwiſchen wurden zahlreiche aus Deutſchland flüchtende
Ausländer befördert und auch jene Deutſchen und Oeſterreicher,
die aus den Sommerfriſchen natürlich möglichſt raſch heim wollten.
Trotz dieſer hohen und höchſten Anforderungen an die Geiſtes-
gegenwart und Dienſtfreudigkeit der Beamten iſt uns aus dem
ganzen Reiche kein einziges Eiſenbahnunglück, ja nicht einmal ein
nennenswerter Eiſenbahnunfall bekannt geworden. Dies ſpricht
gewiß für eine großartige Leiſtungsfähigkeit unſerer Eiſenbahnen,
wie ihrer Behörden.

Ganz anders ſteht leider die Sache bei der Poſt. Man ſagt
gar nichts Neues, ſondern es iſt ſo ziemlich die allgemeine Anſicht,
daß die Poſt gegenüber den heutigen Anforderungen, wenn auch
[Spaltenumbruch] nicht allgemein, ſo doch zum Teil verſagt hat. Dabei dürfen die
Anforderungen, die in dieſer Kriegszeit an die Poſt geſtellt wurden
und noch werden, gewiß nicht mit jenen an die Eiſenbahn geſtellten
verglichen werden; denn wenn auch insbeſondere an die Feldpoſt
große Forderungen geſtellt werden, und die Angehörigen der im
Felde Stehenden ungezählte Maſſen von Feldpoſtbriefen und
Liebesgaben an die Krieger ſenden, ſo wird doch dieſe Maſſe wenig-
ſtens zu einem erklecklichen Teil aufgehoben durch den Ausfall an
nichtsſagenden Briefen und Anſichtspoſtkarten, die jeden Sommer
und Herbſt nach Millionen verſchickt zu werden pflegten. Das hat
wohl mit dem erſten Mobiliſierungstag aufgehört, und die Briefe
und Poſtkarten, welche die Poſt ſeit ſieben Wochen zu verſenden
hat, ſind, wie man wohl annehmen darf, durchweg ernſteren Charak-
ters und verdienen die ſchnellſte Beförderung. Aber da fehlt
es eben noch ſehr. Des iſt ein Zeuge Generalleutnant Schott,
der in der Voſſiſchen Zeitung in nachſtehende Klagen ausbricht:

„Ich habe im Feldzug 1870/71, trotz unſeres langen Vormarſches
von Metz bis in die Normandie und darüber hinaus, regelmäßig
meine Nachrichten von zuhauſe bekommen. Heute ſind die Armeen
allerdings ſehr viel größer, aber die Verbindungen und die Ver-
kehrsmittel ſind auch ſehr viel beſſer geworden! Alſo der Grund
der mangelhaften Beſtellung liegt nicht in den Schwierigkeiten, ſon-
dern in der Unfähigkeit, dieſe zu überwinden! Wohin würde es
geführt haben, wenn die Eiſenbahn ebenſo verſagt hätte!? — Aber
da „klappte“ alles!

Uebrigens nicht nur die Feldpoſt iſt der Verbeſſerung bedürf-
tig. Die Poſt im Lande iſt es auch! Warum ſind die Poſtämter
ſo ſchlecht mit Beamten beſetzt? In den Vororten iſt nur ein Schal-
ter geöffnet, und wenn man ein paar Briefmarken kaufen will,
dann muß man oft Viertelſtunden warten. Warum werden nicht
Hilfsbeamte eingeſtellt? Es gibt genug ſtellenloſe, zuverläſſige
Kaufleute, die mit Vorteil Verwendung finden könnten, auch ohne
große Vorkenntniſſe und Anleitung! Poſtwertzeichen und Karten
verkaufen iſt kein Kunſtſtück! — Staatsbehörden, die dem Publikum
dienen, ſollten in erſter Linie ſich berufen fühlen, der Not zu ſteuern,
beſonders wenn ſie es vermögen. Und wenn ſie ſagen, ſie können
nicht, dann wollen ſie nicht, oder der blinde Bureaukratismus trägt
die Schuld, den abzuſtreifen eine der erſten Lehren des Krieges
ſein ſollte!“

Soweit General Schott.

Nun wird aber amtlich durch das Wolffſche Bureau gemeldet:

„Die von der Poſtverwaltung angeordneten Nachforſchungen
nach dem Verbleib von Feldpoſten aus dem vorigen Monat führten
dazu, daß auf dem Bahnhofe in Leipzig Eiſenbahngüterwagen mit
einer großen Zahl von Briefſäcken aufgefunden wurden. Die
Wagen waren nach Andernach über Lüttich—Namur—Marien-
bourgh für die dritte Armee abgeſandt worden, aber infolge eines
noch nicht aufgeklärten Verſehens nicht nach dem Beſtimmungsort
gelangt, oder nicht ausgeladen, ſondern nach Leipzig zurückbefördert
worden. Die Säcke enthielten Briefſendungen von den letzten Tagen
des Auguſt aus allen Gegenden Deutſchlands für die verſchiedenen
Truppenteile der dritten Armee. Die Sendungen wurden ſofort
wieder nach dem Felde abgeſandt.“

Dieſe Vorwürfe wenden ſich auch nicht an die Militärbehörden,
die ja eine geradezu ſtaunenswerte Leiſtungsfähigkeit an den Tag
gelegt haben, ſondern nur gegen die Poſt, die ſich nicht auf der-
ſelben Höhe gezeigt hat. Ein Kapitel für ſich, das in unſerer
Zeitung ſchon in einem „Eingeſandt“ beſprochen worden, iſt der
Verkehr mit unſerem Bundesgenoſſen Oeſterreich-Ungarn. Die
Einſender jener Klagen in einer unſerer letzten Nummern haben
zur Antwort erhalten, daß die Beſtimmungen für den Briefver-
kehr in Kriegszeiten in Deutſchland und Oeſterreich nicht ganz die-
ſelben ſeien. Von anderer Seite hört man, daß dieſe Beſtimmun-
gen, als das Reich betreffend, nur vom Reichskanzler aufgehoben
werden könnten. Gleichviel, auch dann iſt es notwendig immer
darauf hinzuweiſen, welch widerſinnige Anomalie darin beſteht,
daß Oeſterreich-Ungarn bis von der fernſten kroatiſch-ſerbiſchen
Grenze her uns die Briefe verſchloſſen ſchickt, während wir ſie noch
immer nach Oeſterreich offen ſenden müſſen, ſelbſt wenn wir nur
einen guten Freund in Salzburg brieflich fragen, wie es ihm geht,
oder ob er ſchon ausgerückt iſt. Man ſollte doch wirklich glauben,
daß, nachdem ſchon ſo viele Erleichterungen im Verkehr eingetreten
ſind, nun auch dieſe, noch dazu einſeitige Maßregel aufgehoben
werden könnte, um ſo mehr als man wohl auch annehmen darf,
das ebenſo wenig wie ruſſiſche Geldautomobile im Lande aufzuhal-
ten ſind, auch Spione ſich nicht mehr innerhalb der deutſchen Gren-

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[580/0006] Allgemeine Zeitung 26. September 1914. Ein halbes Jahr nach dem Kriege, am 1. Oktober 1871, in das Schützen-(Füſilier-) Regiment Nr. 108 verſetzt ſowie zur Kriegs- akademie in Berlin kommandiert, avancierte er während dieſes Kommandos (im Januar 1872) zum Hauptmann, trat im Juli 1874 in die Front des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13 zurück und war als- dann von 1875 bis 1878 zum preußiſchen Großen Generalſtab kom- mandiert. Er nahm während dieſer Zeit an den Herbſtübungen des letzteren in Sachſen (1876) und Heſſen-Naſſau (1877) teil, war im Frühjahr und Herbſt 1877 der 28. Diviſion (Karlsruhe) zuge- teilt, wurde inzwiſchen im Mai 1876 à l. s. des ſächſiſchen General- ſtabes geſtellt, trat 1877 zum 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 über und rückte im Mai 1878, nach vorheriger Kommandierung zum Gene- ralſtabe, in den Etat des letzteren ein. Er tat nun abwechſelnd bei der 1. Infanterie-Diviſion Nr. 23 und beim Generalkommando in Dresden Dienſt, erhielt am 1. April 1881 das Majorspatent, wurde nebenbei mit verſchiedenen anderen Aufträgen betraut und nahm z. B. im Mai 1880 an einer Feſtungsübung in Königsberg, im Herbſt 1882 an einer Reiſe durch Böhmen, Poſen, Ungarn und Galizien und im Oktober 1884 an einem Kurſus an der Schieß- ſchule in Spandau teil. Am 1. April 1887 zum Oberſtleutnant und Kommandeur des 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 in Freiburg ernannt, war er im November des folgenden Jahres zum zweiten Male zu einem Kurſus der Militärſchießſchule in Spandau kommandiert, trat im März 1890 als Oberſt an die Spitze des 2. Grenadier-Regi- ments Nr. 101 Kaiſer Wilhelm, König von Preußen und wurde zwei Jahre ſpäter Chef des Generalſtabes des 12. (Königl. Sächſ.) Armeekorps. Im März 1893 zum Generalmajor befördert, wurde er im März 1895, unter Verſetzung zu den Offizieren von der Armee, zum preußiſchen Großen Generalſtabe kommandiert, am 27. Mai 1897 zum Generalleutnant (Patent vom 17. 12. 96) und Kommandeur der 3. Kgl. Sächſiſchen Diviſion Nr. 32 in Dresden, am 23. März 1900 für den Prinzen Georg von Sachſen zum kom- mandierenden General des 12. (1. Kgl. Sächſ.) Armeekorps, im Mai des folgenden Jahres zum General der Infanterie und im Auguſt 1902 zum ſächſiſchen Staats- und Kriegsminiſter ernannt. Im Dezember 1906 ſtellte ihn der König à l. s. des 1. Jäger-Batail- lons Nr. 12, ſpäter auch à l. s. des 16. Infanterie-Regiments Nr. 182; 1910 wurde er Generaloberſt; 1912 fiel ihm der Vorſitz im ſächſiſchen Geſamtminiſterium zu; im Mai 1914 erbat er ſeinen Abſchied, bei welcher Gelegenheit er zum Königlichen Generaladju- tanten ernannt wurde. Bei Ausbruch des Krieges im Auguſt dieſes Jahres übertrug ihm der Kaiſer, in richtiger Bewertung ſeiner Führereigenſchaften, den Oberbefehl über die Dritte Armee. Am 7. d. Mts. wurden die hohen Verdienſte des Generals im jetzigen Kriege durch folgendes Telegramm unſeres Kaiſers aner- kannt: „Seit Beginn des Krieges hat die Dritte Armee durch an- ſtrengende Märſche und vieltätige, verluſtreiche, noch andauernde Kämpfe mit feindlichen Truppen und verräteriſchen Landeseinwoh- nern große Erfolge erreicht und es allen anderen Armeen an Aus- dauer und Tapferkeit gleichgetan. Es iſt mir ein Herzensbedürfnis, Ihnen und Ihren braven Truppen meine höchſte Anerkennung und meinen Kaiſerlichen Dank auszuſprechen. Ich erſuche Sie, dies Ihrer Armee bekanntzugeben.“ Frhr. v. Hauſen iſt ſeit 1876 mit Marie v. Salviati, einer Toch- ter des 1878 verſtorbenen Geh. Regierungsrats Karl v. Salviati, verheiratet und hat drei Töchter: Erna, Gerda und Aſta. Der Krieg und die Verkehrsanſtalten. Der Krieg hat an unſere Verkehrsanſtalten kaum je dage- weſene Anforderungen geſtellt: binnen wenigen Tagen mußte ein Millionenheer nach Weſten und nach Oſten an die Grenzen gebracht werden. Dazwiſchen wurden zahlreiche aus Deutſchland flüchtende Ausländer befördert und auch jene Deutſchen und Oeſterreicher, die aus den Sommerfriſchen natürlich möglichſt raſch heim wollten. Trotz dieſer hohen und höchſten Anforderungen an die Geiſtes- gegenwart und Dienſtfreudigkeit der Beamten iſt uns aus dem ganzen Reiche kein einziges Eiſenbahnunglück, ja nicht einmal ein nennenswerter Eiſenbahnunfall bekannt geworden. Dies ſpricht gewiß für eine großartige Leiſtungsfähigkeit unſerer Eiſenbahnen, wie ihrer Behörden. Ganz anders ſteht leider die Sache bei der Poſt. Man ſagt gar nichts Neues, ſondern es iſt ſo ziemlich die allgemeine Anſicht, daß die Poſt gegenüber den heutigen Anforderungen, wenn auch nicht allgemein, ſo doch zum Teil verſagt hat. Dabei dürfen die Anforderungen, die in dieſer Kriegszeit an die Poſt geſtellt wurden und noch werden, gewiß nicht mit jenen an die Eiſenbahn geſtellten verglichen werden; denn wenn auch insbeſondere an die Feldpoſt große Forderungen geſtellt werden, und die Angehörigen der im Felde Stehenden ungezählte Maſſen von Feldpoſtbriefen und Liebesgaben an die Krieger ſenden, ſo wird doch dieſe Maſſe wenig- ſtens zu einem erklecklichen Teil aufgehoben durch den Ausfall an nichtsſagenden Briefen und Anſichtspoſtkarten, die jeden Sommer und Herbſt nach Millionen verſchickt zu werden pflegten. Das hat wohl mit dem erſten Mobiliſierungstag aufgehört, und die Briefe und Poſtkarten, welche die Poſt ſeit ſieben Wochen zu verſenden hat, ſind, wie man wohl annehmen darf, durchweg ernſteren Charak- ters und verdienen die ſchnellſte Beförderung. Aber da fehlt es eben noch ſehr. Des iſt ein Zeuge Generalleutnant Schott, der in der Voſſiſchen Zeitung in nachſtehende Klagen ausbricht: „Ich habe im Feldzug 1870/71, trotz unſeres langen Vormarſches von Metz bis in die Normandie und darüber hinaus, regelmäßig meine Nachrichten von zuhauſe bekommen. Heute ſind die Armeen allerdings ſehr viel größer, aber die Verbindungen und die Ver- kehrsmittel ſind auch ſehr viel beſſer geworden! Alſo der Grund der mangelhaften Beſtellung liegt nicht in den Schwierigkeiten, ſon- dern in der Unfähigkeit, dieſe zu überwinden! Wohin würde es geführt haben, wenn die Eiſenbahn ebenſo verſagt hätte!? — Aber da „klappte“ alles! Uebrigens nicht nur die Feldpoſt iſt der Verbeſſerung bedürf- tig. Die Poſt im Lande iſt es auch! Warum ſind die Poſtämter ſo ſchlecht mit Beamten beſetzt? In den Vororten iſt nur ein Schal- ter geöffnet, und wenn man ein paar Briefmarken kaufen will, dann muß man oft Viertelſtunden warten. Warum werden nicht Hilfsbeamte eingeſtellt? Es gibt genug ſtellenloſe, zuverläſſige Kaufleute, die mit Vorteil Verwendung finden könnten, auch ohne große Vorkenntniſſe und Anleitung! Poſtwertzeichen und Karten verkaufen iſt kein Kunſtſtück! — Staatsbehörden, die dem Publikum dienen, ſollten in erſter Linie ſich berufen fühlen, der Not zu ſteuern, beſonders wenn ſie es vermögen. Und wenn ſie ſagen, ſie können nicht, dann wollen ſie nicht, oder der blinde Bureaukratismus trägt die Schuld, den abzuſtreifen eine der erſten Lehren des Krieges ſein ſollte!“ Soweit General Schott. Nun wird aber amtlich durch das Wolffſche Bureau gemeldet: „Die von der Poſtverwaltung angeordneten Nachforſchungen nach dem Verbleib von Feldpoſten aus dem vorigen Monat führten dazu, daß auf dem Bahnhofe in Leipzig Eiſenbahngüterwagen mit einer großen Zahl von Briefſäcken aufgefunden wurden. Die Wagen waren nach Andernach über Lüttich—Namur—Marien- bourgh für die dritte Armee abgeſandt worden, aber infolge eines noch nicht aufgeklärten Verſehens nicht nach dem Beſtimmungsort gelangt, oder nicht ausgeladen, ſondern nach Leipzig zurückbefördert worden. Die Säcke enthielten Briefſendungen von den letzten Tagen des Auguſt aus allen Gegenden Deutſchlands für die verſchiedenen Truppenteile der dritten Armee. Die Sendungen wurden ſofort wieder nach dem Felde abgeſandt.“ Dieſe Vorwürfe wenden ſich auch nicht an die Militärbehörden, die ja eine geradezu ſtaunenswerte Leiſtungsfähigkeit an den Tag gelegt haben, ſondern nur gegen die Poſt, die ſich nicht auf der- ſelben Höhe gezeigt hat. Ein Kapitel für ſich, das in unſerer Zeitung ſchon in einem „Eingeſandt“ beſprochen worden, iſt der Verkehr mit unſerem Bundesgenoſſen Oeſterreich-Ungarn. Die Einſender jener Klagen in einer unſerer letzten Nummern haben zur Antwort erhalten, daß die Beſtimmungen für den Briefver- kehr in Kriegszeiten in Deutſchland und Oeſterreich nicht ganz die- ſelben ſeien. Von anderer Seite hört man, daß dieſe Beſtimmun- gen, als das Reich betreffend, nur vom Reichskanzler aufgehoben werden könnten. Gleichviel, auch dann iſt es notwendig immer darauf hinzuweiſen, welch widerſinnige Anomalie darin beſteht, daß Oeſterreich-Ungarn bis von der fernſten kroatiſch-ſerbiſchen Grenze her uns die Briefe verſchloſſen ſchickt, während wir ſie noch immer nach Oeſterreich offen ſenden müſſen, ſelbſt wenn wir nur einen guten Freund in Salzburg brieflich fragen, wie es ihm geht, oder ob er ſchon ausgerückt iſt. Man ſollte doch wirklich glauben, daß, nachdem ſchon ſo viele Erleichterungen im Verkehr eingetreten ſind, nun auch dieſe, noch dazu einſeitige Maßregel aufgehoben werden könnte, um ſo mehr als man wohl auch annehmen darf, das ebenſo wenig wie ruſſiſche Geldautomobile im Lande aufzuhal- ten ſind, auch Spione ſich nicht mehr innerhalb der deutſchen Gren-

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine39_1914/6>, abgerufen am 21.11.2024.