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Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914.

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8. August 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Tages. Auch der Figaro brachte nichts Neues; nur des
Cherubin des Fräuleins Ivogün haben wir in diesem Zu-
sammenhange noch nicht gedacht. Ihr Page ist ein sanfter,
leise zirpender sentimentaler Knabe, dem das Weinen immer
näher steht als das Lachen. Das soll er nun gar nicht sein,
und alle Vorgängerinnen in dieser Rolle haben den Cherubin
kräftiger und temperamentvoller, lustiger und vor allem
knabenhafter aufgefaßt und wiedergegeben. An altbewährter
Stelle standen Feinhals als Graf, Fräulein Fay als Gräfin,
Frau Bosetti als vorzügliche Susanne, Fräulein Willer als
Marzelline und die Herren Siglitz und Walter als Bartolo
und Basilio. Ueber den Figaro des Herrn Rudow habe ich
mich schon früher an dieser Stelle ausgesprochen und möchte
Unangenehmes heute nicht wiederholen. Dem sonst so
intelligenten Künstler möchten wir nur raten, der Versuchung
seinem Manko an Stimmreiz durch übertreibendes Spiel
nachzuhelfen, nicht allzusehr nachzugeben. Auch den Figaro
dirigierte Herr Walter und zwar sichtlich mit besonderer
Liebe.

Bald darauf gab, wie schon zu erwarten war, die Gene-
ralintendanz bekannt, daß die Festspiele vorzeitig abgebrochen
werden müßten. Im Prinzregenten-Theater fand nur mehr
eine Aufführung des Tristan und der Meistersinger, im Resi-
denz-Theater eine solche der Entführung aus dem Serail
und des Don Giovanni statt. Im Tristan trat der einzige
Gast der in Frage kommen konnte: Frau Cahier als Bran-
gaene auf. Die Vorstellung war ausgezeichnet, der Beifall
groß und verdient, aber das Publikum natürlich schon ziem-
lich klein.

Auch die übrigen Theater Münchens sind durch den
Krieg natürlich in eine fatale Lage geraten. Dem Spiel im
Künstlertheater wurde überhaupt ein vorläufiges Ende be-
reitet, und da wohl im Personal jedes Theaters Einberufun-
gen vorgekommen sind, hat jeder Spielplan mit besonderen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Wenn nun aber überhaupt
fortgespielt werden sollte, so möchten wir den Direktoren
dringend empfehlen, Stücke zu wählen, die nicht durch ihre
unzeitige Frivolität in zu schroffem Widerspruch mit dem
berechtigten Volksempfinden kommen. Ein solches Stück war
z. B. die gerade jetzt im Schauspielhause wieder neu auf-
genommene Komödie "Der König in Paris" (Le roi) von
de Caillavet, de Flers und Arene. Man sollte überhaupt
mit französischen Stücken zurückhaltender sein, und gerade
diese Parodie auf den alten König von Belgien, die der
erste Darsteller der Titelrolle in Paris sogar in dessen Maske
zu spielen wagte, ist bei Gott nicht zeitgemäß. Durch das
Ausscheiden Gustav Waldaus und der Frau Ottilie Ger-
häuser ist die Umbesetzung einiger Rollen notwendig ge-
worden. Jetzt gibt Karl Günther den König und Annie
Rosar die Marthe, sowie ein neuengagiertes Mitglied Frieda
Christophersen die einst von Fritzi Schaffer gegebene Therese
Marnix. Diese letztere scheint sich nach dieser einen Rolle zu
schließen als eine gute Akquisition zu erweisen, wogegen
Fräulein Rosar ihre Vorgängerin Frau Gerhäuser nicht ent-
fernt erreichen konnte. Sehr gut ist aber Günther als Nach-
folger Waldaus. Wie tolerant (vielleicht zu tolerant) wir
sind, beweist wohl schlagend, daß in diesem Stücke französische
Uniformen ungestört auftreten konnten. Wie würde wohl
die Sache umgekehrt in Paris abgelaufen sein? Inzwischen
scheint die Direktion dies selbst eingesehen zu haben und hat
versprochen, daß sie derlei Stücke in dieser kritischen Zeit
meiden und ein entsprechenderes Repertoire aufstellen werde.
Dies sollten alle Theater tun. Insbesondere ist jetzt wohl die
Zeit, sich der patriotischen Stücke unserer deutschen Literatur
zu erinnern. An solchen fehlt es ja nicht.



Inzwischen haben die Theater, vor allem
die Hofbühnen, im Angesicht des Ernstes der
Lage ihre Vorstellungen, wenigstens vor-
läufig, überhaupt eingestellt. Gebe Gott,
daß sie mit Siegesfanfaren wieder eröffnet
werden können!



[Spaltenumbruch]
Feuilleton
Der Kaiser ruft sein Heer zum Streit.
I.
Der Kaiser ruft sein Heer zum Streit,
Das Volk erhebt sich wie ein Mann,
Wir Deutschen sind zum Kampf bereit! --
Wenn es muß sein, mein Volk, wohlan!
Zu schützen gilt's das Vaterland,
Von Vätern überkommnes Gut!
Drum, Brüder, auf mit Herz und Hand,
Kämpft für die Freiheit bis auf's Blut!
Wenn auch der Feind uns rings bedroht
Und gegen uns die Waffen kehrt,
Vertrau'n wir fest auf unsern Gott
Und unser gutes deutsches Schwert!
Voll Hoffnung und voll tapfern Mut
Zieh'n wir begeistert in den Krieg,
Wir opfern freudig Gut und Blut:
Entweder Sterben oder Sieg!
II.
Hell lodern wie ein ries'ger Feuerbrand
Ringsum die Flammen der Begeist'rung!
All überall im deutschen Vaterland
Brennt sie in jeder Brust, bei Alt und Jung!
Der welschen Feinde frevelndes Beginnen
Zwingt uns die blanken Waffen in die Hand! --
Sie soll'n der blut'gen Rache nicht entrinnen,
Daß sie zerstört des holden Friedens Band!
Verzagt nicht, Brüder, wenn mit kühnem Munde
Die Feinde droh'n mit fürchterlichem Krieg!
Gedenket mancher frühern Kampfesstunde,
So wie den Vätern blüht auch uns der Sieg!
Erhebe dich, mein Volk! -- Mit starkem Mut
Ergreife fest der Väter ehern Schwert!
Erfüll' dein Herz mit heil'ger Liebesglut
Zum Vaterland, das deiner Liebe wert!
Dann ziehst du frei und statz zum Völkerstreit,
Dir selbst bewußt der eignen Kraft und Macht!
Zum Sieg! -- Zum Tod für's Vaterland bereit!
Frisch auf, mein Volk, zur blut'gen Männerschlacht!


Bücheranzeigen.

Mesnevi oder Doppelverse des Scheich Mewlana Dschelad
ed din Rumi
, aus dem Persischen übertragen von Georg
Rosen
mit einer Einleitung von Friedrich Rosen (1913 München
bei Georg Müller).

Der Münchener Verlag Georg Müller hat schon wieder eine
interessante Sammlung herauszugeben begonnen und zwar Meister-

[irrelevantes Material]

8. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Tages. Auch der Figaro brachte nichts Neues; nur des
Cherubin des Fräuleins Ivogün haben wir in dieſem Zu-
ſammenhange noch nicht gedacht. Ihr Page iſt ein ſanfter,
leiſe zirpender ſentimentaler Knabe, dem das Weinen immer
näher ſteht als das Lachen. Das ſoll er nun gar nicht ſein,
und alle Vorgängerinnen in dieſer Rolle haben den Cherubin
kräftiger und temperamentvoller, luſtiger und vor allem
knabenhafter aufgefaßt und wiedergegeben. An altbewährter
Stelle ſtanden Feinhals als Graf, Fräulein Fay als Gräfin,
Frau Boſetti als vorzügliche Suſanne, Fräulein Willer als
Marzelline und die Herren Siglitz und Walter als Bartolo
und Baſilio. Ueber den Figaro des Herrn Rudow habe ich
mich ſchon früher an dieſer Stelle ausgeſprochen und möchte
Unangenehmes heute nicht wiederholen. Dem ſonſt ſo
intelligenten Künſtler möchten wir nur raten, der Verſuchung
ſeinem Manko an Stimmreiz durch übertreibendes Spiel
nachzuhelfen, nicht allzuſehr nachzugeben. Auch den Figaro
dirigierte Herr Walter und zwar ſichtlich mit beſonderer
Liebe.

Bald darauf gab, wie ſchon zu erwarten war, die Gene-
ralintendanz bekannt, daß die Feſtſpiele vorzeitig abgebrochen
werden müßten. Im Prinzregenten-Theater fand nur mehr
eine Aufführung des Triſtan und der Meiſterſinger, im Reſi-
denz-Theater eine ſolche der Entführung aus dem Serail
und des Don Giovanni ſtatt. Im Triſtan trat der einzige
Gaſt der in Frage kommen konnte: Frau Cahier als Bran-
gaene auf. Die Vorſtellung war ausgezeichnet, der Beifall
groß und verdient, aber das Publikum natürlich ſchon ziem-
lich klein.

Auch die übrigen Theater Münchens ſind durch den
Krieg natürlich in eine fatale Lage geraten. Dem Spiel im
Künſtlertheater wurde überhaupt ein vorläufiges Ende be-
reitet, und da wohl im Perſonal jedes Theaters Einberufun-
gen vorgekommen ſind, hat jeder Spielplan mit beſonderen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Wenn nun aber überhaupt
fortgeſpielt werden ſollte, ſo möchten wir den Direktoren
dringend empfehlen, Stücke zu wählen, die nicht durch ihre
unzeitige Frivolität in zu ſchroffem Widerſpruch mit dem
berechtigten Volksempfinden kommen. Ein ſolches Stück war
z. B. die gerade jetzt im Schauſpielhauſe wieder neu auf-
genommene Komödie „Der König in Paris“ (Le roi) von
de Caillavet, de Flers und Aréne. Man ſollte überhaupt
mit franzöſiſchen Stücken zurückhaltender ſein, und gerade
dieſe Parodie auf den alten König von Belgien, die der
erſte Darſteller der Titelrolle in Paris ſogar in deſſen Maske
zu ſpielen wagte, iſt bei Gott nicht zeitgemäß. Durch das
Ausſcheiden Guſtav Waldaus und der Frau Ottilie Ger-
häuſer iſt die Umbeſetzung einiger Rollen notwendig ge-
worden. Jetzt gibt Karl Günther den König und Annie
Roſar die Marthe, ſowie ein neuengagiertes Mitglied Frieda
Chriſtopherſen die einſt von Fritzi Schaffer gegebene Thereſe
Marnix. Dieſe letztere ſcheint ſich nach dieſer einen Rolle zu
ſchließen als eine gute Akquiſition zu erweiſen, wogegen
Fräulein Roſar ihre Vorgängerin Frau Gerhäuſer nicht ent-
fernt erreichen konnte. Sehr gut iſt aber Günther als Nach-
folger Waldaus. Wie tolerant (vielleicht zu tolerant) wir
ſind, beweiſt wohl ſchlagend, daß in dieſem Stücke franzöſiſche
Uniformen ungeſtört auftreten konnten. Wie würde wohl
die Sache umgekehrt in Paris abgelaufen ſein? Inzwiſchen
ſcheint die Direktion dies ſelbſt eingeſehen zu haben und hat
verſprochen, daß ſie derlei Stücke in dieſer kritiſchen Zeit
meiden und ein entſprechenderes Repertoire aufſtellen werde.
Dies ſollten alle Theater tun. Insbeſondere iſt jetzt wohl die
Zeit, ſich der patriotiſchen Stücke unſerer deutſchen Literatur
zu erinnern. An ſolchen fehlt es ja nicht.



Inzwiſchen haben die Theater, vor allem
die Hofbühnen, im Angeſicht des Ernſtes der
Lage ihre Vorſtellungen, wenigſtens vor-
läufig, überhaupt eingeſtellt. Gebe Gott,
daß ſie mit Siegesfanfaren wieder eröffnet
werden können!



[Spaltenumbruch]
Feuilleton
Der Kaiſer ruft ſein Heer zum Streit.
I.
Der Kaiſer ruft ſein Heer zum Streit,
Das Volk erhebt ſich wie ein Mann,
Wir Deutſchen ſind zum Kampf bereit! —
Wenn es muß ſein, mein Volk, wohlan!
Zu ſchützen gilt’s das Vaterland,
Von Vätern überkommnes Gut!
Drum, Brüder, auf mit Herz und Hand,
Kämpft für die Freiheit bis auf’s Blut!
Wenn auch der Feind uns rings bedroht
Und gegen uns die Waffen kehrt,
Vertrau’n wir feſt auf unſern Gott
Und unſer gutes deutſches Schwert!
Voll Hoffnung und voll tapfern Mut
Zieh’n wir begeiſtert in den Krieg,
Wir opfern freudig Gut und Blut:
Entweder Sterben oder Sieg!
II.
Hell lodern wie ein rieſ’ger Feuerbrand
Ringsum die Flammen der Begeiſt’rung!
All überall im deutſchen Vaterland
Brennt ſie in jeder Bruſt, bei Alt und Jung!
Der welſchen Feinde frevelndes Beginnen
Zwingt uns die blanken Waffen in die Hand! —
Sie ſoll’n der blut’gen Rache nicht entrinnen,
Daß ſie zerſtört des holden Friedens Band!
Verzagt nicht, Brüder, wenn mit kühnem Munde
Die Feinde droh’n mit fürchterlichem Krieg!
Gedenket mancher frühern Kampfesſtunde,
So wie den Vätern blüht auch uns der Sieg!
Erhebe dich, mein Volk! — Mit ſtarkem Mut
Ergreife feſt der Väter ehern Schwert!
Erfüll’ dein Herz mit heil’ger Liebesglut
Zum Vaterland, das deiner Liebe wert!
Dann ziehſt du frei und ſtatz zum Völkerſtreit,
Dir ſelbſt bewußt der eignen Kraft und Macht!
Zum Sieg! — Zum Tod für’s Vaterland bereit!
Friſch auf, mein Volk, zur blut’gen Männerſchlacht!


Bücheranzeigen.

Mesnevi oder Doppelverſe des Scheich Mewlana Dſchelad
ed din Rumi
, aus dem Perſiſchen übertragen von Georg
Roſen
mit einer Einleitung von Friedrich Roſen (1913 München
bei Georg Müller).

Der Münchener Verlag Georg Müller hat ſchon wieder eine
intereſſante Sammlung herauszugeben begonnen und zwar Meiſter-

[irrelevantes Material]
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[505/0007] 8. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung Tages. Auch der Figaro brachte nichts Neues; nur des Cherubin des Fräuleins Ivogün haben wir in dieſem Zu- ſammenhange noch nicht gedacht. Ihr Page iſt ein ſanfter, leiſe zirpender ſentimentaler Knabe, dem das Weinen immer näher ſteht als das Lachen. Das ſoll er nun gar nicht ſein, und alle Vorgängerinnen in dieſer Rolle haben den Cherubin kräftiger und temperamentvoller, luſtiger und vor allem knabenhafter aufgefaßt und wiedergegeben. An altbewährter Stelle ſtanden Feinhals als Graf, Fräulein Fay als Gräfin, Frau Boſetti als vorzügliche Suſanne, Fräulein Willer als Marzelline und die Herren Siglitz und Walter als Bartolo und Baſilio. Ueber den Figaro des Herrn Rudow habe ich mich ſchon früher an dieſer Stelle ausgeſprochen und möchte Unangenehmes heute nicht wiederholen. Dem ſonſt ſo intelligenten Künſtler möchten wir nur raten, der Verſuchung ſeinem Manko an Stimmreiz durch übertreibendes Spiel nachzuhelfen, nicht allzuſehr nachzugeben. Auch den Figaro dirigierte Herr Walter und zwar ſichtlich mit beſonderer Liebe. Bald darauf gab, wie ſchon zu erwarten war, die Gene- ralintendanz bekannt, daß die Feſtſpiele vorzeitig abgebrochen werden müßten. Im Prinzregenten-Theater fand nur mehr eine Aufführung des Triſtan und der Meiſterſinger, im Reſi- denz-Theater eine ſolche der Entführung aus dem Serail und des Don Giovanni ſtatt. Im Triſtan trat der einzige Gaſt der in Frage kommen konnte: Frau Cahier als Bran- gaene auf. Die Vorſtellung war ausgezeichnet, der Beifall groß und verdient, aber das Publikum natürlich ſchon ziem- lich klein. Auch die übrigen Theater Münchens ſind durch den Krieg natürlich in eine fatale Lage geraten. Dem Spiel im Künſtlertheater wurde überhaupt ein vorläufiges Ende be- reitet, und da wohl im Perſonal jedes Theaters Einberufun- gen vorgekommen ſind, hat jeder Spielplan mit beſonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wenn nun aber überhaupt fortgeſpielt werden ſollte, ſo möchten wir den Direktoren dringend empfehlen, Stücke zu wählen, die nicht durch ihre unzeitige Frivolität in zu ſchroffem Widerſpruch mit dem berechtigten Volksempfinden kommen. Ein ſolches Stück war z. B. die gerade jetzt im Schauſpielhauſe wieder neu auf- genommene Komödie „Der König in Paris“ (Le roi) von de Caillavet, de Flers und Aréne. Man ſollte überhaupt mit franzöſiſchen Stücken zurückhaltender ſein, und gerade dieſe Parodie auf den alten König von Belgien, die der erſte Darſteller der Titelrolle in Paris ſogar in deſſen Maske zu ſpielen wagte, iſt bei Gott nicht zeitgemäß. Durch das Ausſcheiden Guſtav Waldaus und der Frau Ottilie Ger- häuſer iſt die Umbeſetzung einiger Rollen notwendig ge- worden. Jetzt gibt Karl Günther den König und Annie Roſar die Marthe, ſowie ein neuengagiertes Mitglied Frieda Chriſtopherſen die einſt von Fritzi Schaffer gegebene Thereſe Marnix. Dieſe letztere ſcheint ſich nach dieſer einen Rolle zu ſchließen als eine gute Akquiſition zu erweiſen, wogegen Fräulein Roſar ihre Vorgängerin Frau Gerhäuſer nicht ent- fernt erreichen konnte. Sehr gut iſt aber Günther als Nach- folger Waldaus. Wie tolerant (vielleicht zu tolerant) wir ſind, beweiſt wohl ſchlagend, daß in dieſem Stücke franzöſiſche Uniformen ungeſtört auftreten konnten. Wie würde wohl die Sache umgekehrt in Paris abgelaufen ſein? Inzwiſchen ſcheint die Direktion dies ſelbſt eingeſehen zu haben und hat verſprochen, daß ſie derlei Stücke in dieſer kritiſchen Zeit meiden und ein entſprechenderes Repertoire aufſtellen werde. Dies ſollten alle Theater tun. Insbeſondere iſt jetzt wohl die Zeit, ſich der patriotiſchen Stücke unſerer deutſchen Literatur zu erinnern. An ſolchen fehlt es ja nicht. Inzwiſchen haben die Theater, vor allem die Hofbühnen, im Angeſicht des Ernſtes der Lage ihre Vorſtellungen, wenigſtens vor- läufig, überhaupt eingeſtellt. Gebe Gott, daß ſie mit Siegesfanfaren wieder eröffnet werden können! Alfred Frhr. v. Menſi. Feuilleton Der Kaiſer ruft ſein Heer zum Streit. I. Der Kaiſer ruft ſein Heer zum Streit, Das Volk erhebt ſich wie ein Mann, Wir Deutſchen ſind zum Kampf bereit! — Wenn es muß ſein, mein Volk, wohlan! Zu ſchützen gilt’s das Vaterland, Von Vätern überkommnes Gut! Drum, Brüder, auf mit Herz und Hand, Kämpft für die Freiheit bis auf’s Blut! Wenn auch der Feind uns rings bedroht Und gegen uns die Waffen kehrt, Vertrau’n wir feſt auf unſern Gott Und unſer gutes deutſches Schwert! Voll Hoffnung und voll tapfern Mut Zieh’n wir begeiſtert in den Krieg, Wir opfern freudig Gut und Blut: Entweder Sterben oder Sieg! II. Hell lodern wie ein rieſ’ger Feuerbrand Ringsum die Flammen der Begeiſt’rung! All überall im deutſchen Vaterland Brennt ſie in jeder Bruſt, bei Alt und Jung! Der welſchen Feinde frevelndes Beginnen Zwingt uns die blanken Waffen in die Hand! — Sie ſoll’n der blut’gen Rache nicht entrinnen, Daß ſie zerſtört des holden Friedens Band! Verzagt nicht, Brüder, wenn mit kühnem Munde Die Feinde droh’n mit fürchterlichem Krieg! Gedenket mancher frühern Kampfesſtunde, So wie den Vätern blüht auch uns der Sieg! Erhebe dich, mein Volk! — Mit ſtarkem Mut Ergreife feſt der Väter ehern Schwert! Erfüll’ dein Herz mit heil’ger Liebesglut Zum Vaterland, das deiner Liebe wert! Dann ziehſt du frei und ſtatz zum Völkerſtreit, Dir ſelbſt bewußt der eignen Kraft und Macht! Zum Sieg! — Zum Tod für’s Vaterland bereit! Friſch auf, mein Volk, zur blut’gen Männerſchlacht! Kurt Naue. Bücheranzeigen. Mesnevi oder Doppelverſe des Scheich Mewlana Dſchelad ed din Rumi, aus dem Perſiſchen übertragen von Georg Roſen mit einer Einleitung von Friedrich Roſen (1913 München bei Georg Müller). Der Münchener Verlag Georg Müller hat ſchon wieder eine intereſſante Sammlung herauszugeben begonnen und zwar Meiſter- _

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine32_1914/7>, abgerufen am 22.11.2024.