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Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914.

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Allgemeine Zeitung 8. August 1914.
[Spaltenumbruch]

werke orientalischer Literatur in deutschen Originalübersetzungen.
Der erste Band bringt gleich das Meisterwerk der Persischen Mystik,
das Mesnevi, ein didaktisches Gedicht, das in seiner Vollständigkeit
von etwa 40,000 Doppelversen wohl überhaupt nicht übertragbar ist,
dessen köstlichen Kern wir aber doch vor uns haben. Am 14. Juli
1868 hat der damalige Münchener Privatdozent Dr. Hermann Ethe
seine Habilitationsrede über den Sufismus und seine drei Hauptver-
treter in der persischen Poesie, vorzugsweise Dschelal eddin Rumi
gehalten. Die Lektüre dieser Rede, die später in dessen morgenlän-
dischen Studien (Leipzig 1870) erschienen ist, empfehlen wir als beste
Vorbereitung auch für die Lektüre dieses Hauptwerkes der Per-
sischen Mystik. Aber auch Friedrich Rosen hat eine eigene Einleitung
dazu geliefert, die lesenswert ist. Noch wichtiger freilich sind die
zahlreichen Anmerkungen, die fast jeden Vers begleiten, denn ohne
dieselben ist das Mesnevi überhaupt gar nicht verständlich, da ja so
gut wie nirgends die scheinbar einfache Tier- und Menschenfabel im
eigentlichen Wortsinne verstanden werden darf, sondern überall eine
tiefere Wortbedeutung im Sinne der Vereinigung mit Gott zugrunde
liegt. Das ist ja das Ziel jedes Mystikers. Die Herausgabe dieses
Hauptwerkes des Sufismus ist ein wirkliches Verdienst, da es schon
ziemlich schwer zugänglich geworden war.

Handel und Industrie
Vom Finanzkriege.

Jede neue Erfindung auf dem Gebiete des Verkehrswesens
wurde von der ganzen Welt mit hellem Jubel begrüßt. Rechnungs-
fanatiker machten sich schleunigst an die Arbeit, um zu beweisen,
in wieviel Stunden ein Telegramm die Reise um die Erde macht,
wie lange Zeit man zur Zurücklegung gewisser Strecken mit dem
Fahrrad, dem Motorrad, den Automobilen, Flugzeugen aller Art
nötig hat. Und nun brauchen Telegramme innerhalb Deutschlands
Tage, Briefe mehrere Tage oder sie werden zurückgegeben. Mit
dem Auslande ist der Telegraph- und Telephonverkehr überhaupt
eingestellt -- jedes Land ist von dem anderen wie von einer chine-
sischen Mauer getrennt. So unterscheiden sich Theorie und Praxis.
Fehlt es also an dem notwendigsten Verständigungsmittel für den
Kaufmannstand, so verbietet sich an und für sich jeder Handels-
verkehr. In Kriegszeiten und besonders in den gegenwärtigen, die
fast einen ganzen Erdteil umfassen, gesellen sich den formellen Ur-
sachen aber auch materielle Fragen zu und so fehlt es heute tatsächlich
zwischen den Großstaaten an jedem, auch den notwendigsten Geld-
austauschmitteln. Ja nicht einmal die Vorgänge im Handel mit
Wertpapieren, in der Behandlung der Wechsel, der Forderungen, im
Depositenwesen, wie sie in den einzelnen Ländern sich gebildet haben,
sind in den Nachbarstaaten bekannt. Wenn sie es aber sein werden,
dann wird schreckhaftes Erstaunen durch die Welt gehen und man
für unglaublich halten, was tatsächlich geschah und noch in Geltung
ist. Keine Staatsbank oder private Notenbank (von der englischen
Bank steht es nicht fest) löst ihre Noten gegen Geld bzw. Metall
mehr ein, die Rückzahlung von Depositen erleidet Schwierigkeiten,
der Erlaß von Moratorien ist -- Deutschland zunächst
noch
ausgenommen -- fast allgemein geworden. Das Gold ist aus
dem Verkehre verschwunden, in allen Reichen findet die um-
fangreichste
Vermehrung von Papiergeld statt. Und um das
Maß der Unmöglichkeit jedweder Verständigung zwischen Käufern
und Verkäufern voll zu machen, haben sämtliche größere Bör-
sen Europas
, seien sie für den Handel in Waren, Wechseln oder
Effekten bestimmt, ihre Funktionen eingestellt. Wollte man heute
feststellen, welche Summen auch nur annähernd an Wert- (!!)
papieren buchmäßig als verloren zu betrachten wären, es kämen
Ziffern von einer Größe heraus, wie sie sonst nur Astronomen
geläufig sind.

Diese Sachlage, gegen die der bekannte Spruch Rabbi ben
Akibas allen und jeden Wert verloren hat, läßt auch nicht die Ahnung
einer Kritik zu. Nur eines scheint, wenigstens bis heute, festzu-
stehen: die Geschäftslage des Deutschen Reiches ist von
allen Staaten noch die relativ gesündeste. Jedenfalls hat sich
die Institution der Reichsbank in geradezu glänzender Weise
bewährt. Sie ist in der Lage, dem Staate, den Banken, der Indu-
strie und gesamten Handelswelt usw. in hervorragendem Maße zu
[Spaltenumbruch] dienen ohne ihre Grundlagen, besonders was die Deckung für die
von ihr ausgegebenen Banknoten betrifft, zu verlassen.

Die Reihe der schweren Tage für unser heißgeliebtes Vater-
land brechen erst an. Möge es auch der Hüterin der Volkswirtschaft,
der Reichsbank beschieden sein, die in sie noch ungeschwächt be-
stehenden Hoffnungen zu erfüllen, möge vor allem jeder Deutsche
ohne Unterschied bemüht sein, durch eine besonnene ruhige Hand-
lungsweise in kaufmännischen Angelegenheiten zur Erreichung dieses
Zieles beitragen.




Am 30. Juni 1914 betrug der
Gesamtumlauf an Hypothekenpfandbriefen Mark
404,640,800, also gegen das Ende des Vorjahres mit Mark
388,844,900 eine Zunahme von M 15,795,900. Im ersten Halb-
jahr 1913 hatte sich der Umlauf von M 379,649,700 auf
M 386,187,500, also um M 6,537,800, im zweiten Halbjahr 1913
von M 386,187,500 auf M 388,844,900, also um M 2,657,400 ver-
mehrt. -- Der Gesamtbestand an registrierten Hypotheken
betrug am 30. Juni 1914 M 405,349,439.54, also gegen das Ende
des Vorjahres mit M 399,975,758.84 eine Zunahme von Mark
5,373,680.70. Im ersten Halbjahre 1913 hatte sich der Bestand von
M 388,104,746.44 auf M 394,422,508.59, also um M 6,317,762.15,
im zweiten Halbjahre 1913 von M 394,422,508.59 auf Mark
399,975,758.84, also um M 5,553,250.25 erhöht. -- Als nicht deckungs-
fähig kamen am 30. Juni 1914 M 300,800 in Abzug, d. i. der
gleiche Betrag wie am 31. Dezember 1913.



1) davon im eigenen Bestande M 4,952,900.
2) davon im eigenen Bestande M 6,911,100.
3) davon im eigenen Bestande M 8,784,900.


Redaktions-Schluß 6. August 1914.



Nachdruck unserer Artikel, deren gesamtes Verlagsrecht wir von den Ver-
fassern erwerben, ist nur auszugsweise und nur bei genauer Quellenangabe
Wochenschrift "Allgemeine Zeitung" (München) gestattet. Für unverlangt
eingesandte Manuskripte und Bücher wird keine Gewähr geleistet.



Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Mensi,
für den Inseratenteil: Hugo Waßmann, beide in München.
Verlag: Verlag der "Allgemeinen Zeitung", G. m. b. H., München.
Druck: Bayerische Druckerei & Verlagsanstalt, G. m. b. H., München.



Vermischtes.

Die k. General-Intendanz gibt hiemit bekannt, daß die
kgl. Hoftheater bis auf weiteres geschlossen sind. -- Die Richard Wagner- und
Mozart-Festspiele unterbleiben deshalb.


Die für den 9., 11., 15. August ausge-
schriebenen Rennen in München-Riem werden hiemit auf Grund des Artikels
18 der Allgemeinen Bestimmungen des Renngesetzes aufgehoben.



[irrelevantes Material]
Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914.
[Spaltenumbruch]

werke orientaliſcher Literatur in deutſchen Originalüberſetzungen.
Der erſte Band bringt gleich das Meiſterwerk der Perſiſchen Myſtik,
das Mesnevi, ein didaktiſches Gedicht, das in ſeiner Vollſtändigkeit
von etwa 40,000 Doppelverſen wohl überhaupt nicht übertragbar iſt,
deſſen köſtlichen Kern wir aber doch vor uns haben. Am 14. Juli
1868 hat der damalige Münchener Privatdozent Dr. Hermann Ethé
ſeine Habilitationsrede über den Sufismus und ſeine drei Hauptver-
treter in der perſiſchen Poeſie, vorzugsweiſe Dſchelal eddin Rumi
gehalten. Die Lektüre dieſer Rede, die ſpäter in deſſen morgenlän-
diſchen Studien (Leipzig 1870) erſchienen iſt, empfehlen wir als beſte
Vorbereitung auch für die Lektüre dieſes Hauptwerkes der Per-
ſiſchen Myſtik. Aber auch Friedrich Roſen hat eine eigene Einleitung
dazu geliefert, die leſenswert iſt. Noch wichtiger freilich ſind die
zahlreichen Anmerkungen, die faſt jeden Vers begleiten, denn ohne
dieſelben iſt das Mesnevi überhaupt gar nicht verſtändlich, da ja ſo
gut wie nirgends die ſcheinbar einfache Tier- und Menſchenfabel im
eigentlichen Wortſinne verſtanden werden darf, ſondern überall eine
tiefere Wortbedeutung im Sinne der Vereinigung mit Gott zugrunde
liegt. Das iſt ja das Ziel jedes Myſtikers. Die Herausgabe dieſes
Hauptwerkes des Sufismus iſt ein wirkliches Verdienſt, da es ſchon
ziemlich ſchwer zugänglich geworden war.

Handel und Induſtrie
Vom Finanzkriege.

Jede neue Erfindung auf dem Gebiete des Verkehrsweſens
wurde von der ganzen Welt mit hellem Jubel begrüßt. Rechnungs-
fanatiker machten ſich ſchleunigſt an die Arbeit, um zu beweiſen,
in wieviel Stunden ein Telegramm die Reiſe um die Erde macht,
wie lange Zeit man zur Zurücklegung gewiſſer Strecken mit dem
Fahrrad, dem Motorrad, den Automobilen, Flugzeugen aller Art
nötig hat. Und nun brauchen Telegramme innerhalb Deutſchlands
Tage, Briefe mehrere Tage oder ſie werden zurückgegeben. Mit
dem Auslande iſt der Telegraph- und Telephonverkehr überhaupt
eingeſtellt — jedes Land iſt von dem anderen wie von einer chine-
ſiſchen Mauer getrennt. So unterſcheiden ſich Theorie und Praxis.
Fehlt es alſo an dem notwendigſten Verſtändigungsmittel für den
Kaufmannſtand, ſo verbietet ſich an und für ſich jeder Handels-
verkehr. In Kriegszeiten und beſonders in den gegenwärtigen, die
faſt einen ganzen Erdteil umfaſſen, geſellen ſich den formellen Ur-
ſachen aber auch materielle Fragen zu und ſo fehlt es heute tatſächlich
zwiſchen den Großſtaaten an jedem, auch den notwendigſten Geld-
austauſchmitteln. Ja nicht einmal die Vorgänge im Handel mit
Wertpapieren, in der Behandlung der Wechſel, der Forderungen, im
Depoſitenweſen, wie ſie in den einzelnen Ländern ſich gebildet haben,
ſind in den Nachbarſtaaten bekannt. Wenn ſie es aber ſein werden,
dann wird ſchreckhaftes Erſtaunen durch die Welt gehen und man
für unglaublich halten, was tatſächlich geſchah und noch in Geltung
iſt. Keine Staatsbank oder private Notenbank (von der engliſchen
Bank ſteht es nicht feſt) löſt ihre Noten gegen Geld bzw. Metall
mehr ein, die Rückzahlung von Depoſiten erleidet Schwierigkeiten,
der Erlaß von Moratorien iſt — Deutſchland zunächſt
noch
ausgenommen — faſt allgemein geworden. Das Gold iſt aus
dem Verkehre verſchwunden, in allen Reichen findet die um-
fangreichſte
Vermehrung von Papiergeld ſtatt. Und um das
Maß der Unmöglichkeit jedweder Verſtändigung zwiſchen Käufern
und Verkäufern voll zu machen, haben ſämtliche größere Bör-
ſen Europas
, ſeien ſie für den Handel in Waren, Wechſeln oder
Effekten beſtimmt, ihre Funktionen eingeſtellt. Wollte man heute
feſtſtellen, welche Summen auch nur annähernd an Wert- (!!)
papieren buchmäßig als verloren zu betrachten wären, es kämen
Ziffern von einer Größe heraus, wie ſie ſonſt nur Aſtronomen
geläufig ſind.

Dieſe Sachlage, gegen die der bekannte Spruch Rabbi ben
Akibas allen und jeden Wert verloren hat, läßt auch nicht die Ahnung
einer Kritik zu. Nur eines ſcheint, wenigſtens bis heute, feſtzu-
ſtehen: die Geſchäftslage des Deutſchen Reiches iſt von
allen Staaten noch die relativ geſündeſte. Jedenfalls hat ſich
die Inſtitution der Reichsbank in geradezu glänzender Weiſe
bewährt. Sie iſt in der Lage, dem Staate, den Banken, der Indu-
ſtrie und geſamten Handelswelt uſw. in hervorragendem Maße zu
[Spaltenumbruch] dienen ohne ihre Grundlagen, beſonders was die Deckung für die
von ihr ausgegebenen Banknoten betrifft, zu verlaſſen.

Die Reihe der ſchweren Tage für unſer heißgeliebtes Vater-
land brechen erſt an. Möge es auch der Hüterin der Volkswirtſchaft,
der Reichsbank beſchieden ſein, die in ſie noch ungeſchwächt be-
ſtehenden Hoffnungen zu erfüllen, möge vor allem jeder Deutſche
ohne Unterſchied bemüht ſein, durch eine beſonnene ruhige Hand-
lungsweiſe in kaufmänniſchen Angelegenheiten zur Erreichung dieſes
Zieles beitragen.




Am 30. Juni 1914 betrug der
Geſamtumlauf an Hypothekenpfandbriefen Mark
404,640,800, alſo gegen das Ende des Vorjahres mit Mark
388,844,900 eine Zunahme von M 15,795,900. Im erſten Halb-
jahr 1913 hatte ſich der Umlauf von M 379,649,700 auf
M 386,187,500, alſo um M 6,537,800, im zweiten Halbjahr 1913
von M 386,187,500 auf M 388,844,900, alſo um M 2,657,400 ver-
mehrt. — Der Geſamtbeſtand an regiſtrierten Hypotheken
betrug am 30. Juni 1914 M 405,349,439.54, alſo gegen das Ende
des Vorjahres mit M 399,975,758.84 eine Zunahme von Mark
5,373,680.70. Im erſten Halbjahre 1913 hatte ſich der Beſtand von
M 388,104,746.44 auf M 394,422,508.59, alſo um M 6,317,762.15,
im zweiten Halbjahre 1913 von M 394,422,508.59 auf Mark
399,975,758.84, alſo um M 5,553,250.25 erhöht. — Als nicht deckungs-
fähig kamen am 30. Juni 1914 M 300,800 in Abzug, d. i. der
gleiche Betrag wie am 31. Dezember 1913.



1) davon im eigenen Beſtande M 4,952,900.
2) davon im eigenen Beſtande M 6,911,100.
3) davon im eigenen Beſtande M 8,784,900.


Redaktions-Schluß 6. Auguſt 1914.



Nachdruck unſerer Artikel, deren geſamtes Verlagsrecht wir von den Ver-
faſſern erwerben, iſt nur auszugsweiſe und nur bei genauer Quellenangabe
Wochenſchrift „Allgemeine Zeitung“ (München) geſtattet. Für unverlangt
eingeſandte Manuſkripte und Bücher wird keine Gewähr geleiſtet.



Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menſi,
für den Inſeratenteil: Hugo Waßmann, beide in München.
Verlag: Verlag der „Allgemeinen Zeitung“, G. m. b. H., München.
Druck: Bayeriſche Druckerei & Verlagsanſtalt, G. m. b. H., München.



Vermiſchtes.

Die k. General-Intendanz gibt hiemit bekannt, daß die
kgl. Hoftheater bis auf weiteres geſchloſſen ſind. — Die Richard Wagner- und
Mozart-Feſtſpiele unterbleiben deshalb.


Die für den 9., 11., 15. Auguſt ausge-
ſchriebenen Rennen in München-Riem werden hiemit auf Grund des Artikels
18 der Allgemeinen Beſtimmungen des Renngeſetzes aufgehoben.



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[506/0008] Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914. werke orientaliſcher Literatur in deutſchen Originalüberſetzungen. Der erſte Band bringt gleich das Meiſterwerk der Perſiſchen Myſtik, das Mesnevi, ein didaktiſches Gedicht, das in ſeiner Vollſtändigkeit von etwa 40,000 Doppelverſen wohl überhaupt nicht übertragbar iſt, deſſen köſtlichen Kern wir aber doch vor uns haben. Am 14. Juli 1868 hat der damalige Münchener Privatdozent Dr. Hermann Ethé ſeine Habilitationsrede über den Sufismus und ſeine drei Hauptver- treter in der perſiſchen Poeſie, vorzugsweiſe Dſchelal eddin Rumi gehalten. Die Lektüre dieſer Rede, die ſpäter in deſſen morgenlän- diſchen Studien (Leipzig 1870) erſchienen iſt, empfehlen wir als beſte Vorbereitung auch für die Lektüre dieſes Hauptwerkes der Per- ſiſchen Myſtik. Aber auch Friedrich Roſen hat eine eigene Einleitung dazu geliefert, die leſenswert iſt. Noch wichtiger freilich ſind die zahlreichen Anmerkungen, die faſt jeden Vers begleiten, denn ohne dieſelben iſt das Mesnevi überhaupt gar nicht verſtändlich, da ja ſo gut wie nirgends die ſcheinbar einfache Tier- und Menſchenfabel im eigentlichen Wortſinne verſtanden werden darf, ſondern überall eine tiefere Wortbedeutung im Sinne der Vereinigung mit Gott zugrunde liegt. Das iſt ja das Ziel jedes Myſtikers. Die Herausgabe dieſes Hauptwerkes des Sufismus iſt ein wirkliches Verdienſt, da es ſchon ziemlich ſchwer zugänglich geworden war. A. v. M. Handel und Induſtrie Vom Finanzkriege.Jede neue Erfindung auf dem Gebiete des Verkehrsweſens wurde von der ganzen Welt mit hellem Jubel begrüßt. Rechnungs- fanatiker machten ſich ſchleunigſt an die Arbeit, um zu beweiſen, in wieviel Stunden ein Telegramm die Reiſe um die Erde macht, wie lange Zeit man zur Zurücklegung gewiſſer Strecken mit dem Fahrrad, dem Motorrad, den Automobilen, Flugzeugen aller Art nötig hat. Und nun brauchen Telegramme innerhalb Deutſchlands Tage, Briefe mehrere Tage oder ſie werden zurückgegeben. Mit dem Auslande iſt der Telegraph- und Telephonverkehr überhaupt eingeſtellt — jedes Land iſt von dem anderen wie von einer chine- ſiſchen Mauer getrennt. So unterſcheiden ſich Theorie und Praxis. Fehlt es alſo an dem notwendigſten Verſtändigungsmittel für den Kaufmannſtand, ſo verbietet ſich an und für ſich jeder Handels- verkehr. In Kriegszeiten und beſonders in den gegenwärtigen, die faſt einen ganzen Erdteil umfaſſen, geſellen ſich den formellen Ur- ſachen aber auch materielle Fragen zu und ſo fehlt es heute tatſächlich zwiſchen den Großſtaaten an jedem, auch den notwendigſten Geld- austauſchmitteln. Ja nicht einmal die Vorgänge im Handel mit Wertpapieren, in der Behandlung der Wechſel, der Forderungen, im Depoſitenweſen, wie ſie in den einzelnen Ländern ſich gebildet haben, ſind in den Nachbarſtaaten bekannt. Wenn ſie es aber ſein werden, dann wird ſchreckhaftes Erſtaunen durch die Welt gehen und man für unglaublich halten, was tatſächlich geſchah und noch in Geltung iſt. Keine Staatsbank oder private Notenbank (von der engliſchen Bank ſteht es nicht feſt) löſt ihre Noten gegen Geld bzw. Metall mehr ein, die Rückzahlung von Depoſiten erleidet Schwierigkeiten, der Erlaß von Moratorien iſt — Deutſchland zunächſt noch ausgenommen — faſt allgemein geworden. Das Gold iſt aus dem Verkehre verſchwunden, in allen Reichen findet die um- fangreichſte Vermehrung von Papiergeld ſtatt. Und um das Maß der Unmöglichkeit jedweder Verſtändigung zwiſchen Käufern und Verkäufern voll zu machen, haben ſämtliche größere Bör- ſen Europas, ſeien ſie für den Handel in Waren, Wechſeln oder Effekten beſtimmt, ihre Funktionen eingeſtellt. Wollte man heute feſtſtellen, welche Summen auch nur annähernd an Wert- (!!) papieren buchmäßig als verloren zu betrachten wären, es kämen Ziffern von einer Größe heraus, wie ſie ſonſt nur Aſtronomen geläufig ſind. Dieſe Sachlage, gegen die der bekannte Spruch Rabbi ben Akibas allen und jeden Wert verloren hat, läßt auch nicht die Ahnung einer Kritik zu. Nur eines ſcheint, wenigſtens bis heute, feſtzu- ſtehen: die Geſchäftslage des Deutſchen Reiches iſt von allen Staaten noch die relativ geſündeſte. Jedenfalls hat ſich die Inſtitution der Reichsbank in geradezu glänzender Weiſe bewährt. Sie iſt in der Lage, dem Staate, den Banken, der Indu- ſtrie und geſamten Handelswelt uſw. in hervorragendem Maße zu dienen ohne ihre Grundlagen, beſonders was die Deckung für die von ihr ausgegebenen Banknoten betrifft, zu verlaſſen. Die Reihe der ſchweren Tage für unſer heißgeliebtes Vater- land brechen erſt an. Möge es auch der Hüterin der Volkswirtſchaft, der Reichsbank beſchieden ſein, die in ſie noch ungeſchwächt be- ſtehenden Hoffnungen zu erfüllen, möge vor allem jeder Deutſche ohne Unterſchied bemüht ſein, durch eine beſonnene ruhige Hand- lungsweiſe in kaufmänniſchen Angelegenheiten zur Erreichung dieſes Zieles beitragen. Wilhelm Prager. = Bayeriſche Handelsbank. Am 30. Juni 1914 betrug der Geſamtumlauf an Hypothekenpfandbriefen Mark 404,640,800, alſo gegen das Ende des Vorjahres mit Mark 388,844,900 eine Zunahme von M 15,795,900. Im erſten Halb- jahr 1913 hatte ſich der Umlauf von M 379,649,700 auf M 386,187,500, alſo um M 6,537,800, im zweiten Halbjahr 1913 von M 386,187,500 auf M 388,844,900, alſo um M 2,657,400 ver- mehrt. — Der Geſamtbeſtand an regiſtrierten Hypotheken betrug am 30. Juni 1914 M 405,349,439.54, alſo gegen das Ende des Vorjahres mit M 399,975,758.84 eine Zunahme von Mark 5,373,680.70. Im erſten Halbjahre 1913 hatte ſich der Beſtand von M 388,104,746.44 auf M 394,422,508.59, alſo um M 6,317,762.15, im zweiten Halbjahre 1913 von M 394,422,508.59 auf Mark 399,975,758.84, alſo um M 5,553,250.25 erhöht. — Als nicht deckungs- fähig kamen am 30. Juni 1914 M 300,800 in Abzug, d. i. der gleiche Betrag wie am 31. Dezember 1913. ¹⁾ davon im eigenen Beſtande M 4,952,900. ²⁾ davon im eigenen Beſtande M 6,911,100. ³⁾ davon im eigenen Beſtande M 8,784,900. Redaktions-Schluß 6. Auguſt 1914. Nachdruck unſerer Artikel, deren geſamtes Verlagsrecht wir von den Ver- faſſern erwerben, iſt nur auszugsweiſe und nur bei genauer Quellenangabe Wochenſchrift „Allgemeine Zeitung“ (München) geſtattet. Für unverlangt eingeſandte Manuſkripte und Bücher wird keine Gewähr geleiſtet. Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menſi, für den Inſeratenteil: Hugo Waßmann, beide in München. Verlag: Verlag der „Allgemeinen Zeitung“, G. m. b. H., München. Druck: Bayeriſche Druckerei & Verlagsanſtalt, G. m. b. H., München. Vermiſchtes. K. Hoftheater. Die k. General-Intendanz gibt hiemit bekannt, daß die kgl. Hoftheater bis auf weiteres geſchloſſen ſind. — Die Richard Wagner- und Mozart-Feſtſpiele unterbleiben deshalb. Münchener Rennverein (e. V.). Die für den 9., 11., 15. Auguſt ausge- ſchriebenen Rennen in München-Riem werden hiemit auf Grund des Artikels 18 der Allgemeinen Beſtimmungen des Renngeſetzes aufgehoben. _

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Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine32_1914/8>, abgerufen am 25.11.2024.