Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 15. Mai 1915.15. Mai 1915. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
nommenen Gräben sind noch in ihrem Besitz. Im übrigen waren 13. Mai: Oestlich Ypern nahmen wir einen weiteren feindlichen Stütz- Der Feind im Osten. Der große Sieg, den die verbündeten Heere unter der Füh- 7. Mai: Der Kampf südlich von Szadow und östlich von Rossi- * Unter fortdauernden Verfolgungskämpfen haben die verbünde- [Spaltenumbruch] lichen Kolonnen folgt auf den Fersen unsere über die Beskiden * 8. Mai: Unsere gegen Libau vorrückenden Truppen setzten sich in * Die Folgen der Schlacht von Tarnow und Gorlice * 9. Mai: In Libau haben wir große Lager von Kriegsvorräten be- 15. Mai 1915. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
nommenen Gräben ſind noch in ihrem Beſitz. Im übrigen waren 13. Mai: Oeſtlich Ypern nahmen wir einen weiteren feindlichen Stütz- Der Feind im Oſten. Der große Sieg, den die verbündeten Heere unter der Füh- 7. Mai: Der Kampf ſüdlich von Szadow und öſtlich von Roſſi- * Unter fortdauernden Verfolgungskämpfen haben die verbünde- [Spaltenumbruch] lichen Kolonnen folgt auf den Ferſen unſere über die Beskiden * 8. Mai: Unſere gegen Libau vorrückenden Truppen ſetzten ſich in * Die Folgen der Schlacht von Tarnow und Gorlice * 9. Mai: In Libau haben wir große Lager von Kriegsvorräten be- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0005" n="291"/> <fw place="top" type="header">15. Mai 1915. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <cit> <quote>nommenen Gräben ſind noch in ihrem Beſitz. Im übrigen waren<lb/> auch geſtern alle Durchbruchsverſuche des Feindes vergeblich. Seine<lb/> Angriffe richteten ſich hauptſächlich gegen unſere Stellungen <hi rendition="#g">öſt-<lb/> lich</hi> und <hi rendition="#g">ſüdöſtlich</hi> von <hi rendition="#g">Vermelles,</hi> gegen die Lorettohöhe,<lb/> die Orte Ablain, Carency, ſowie gegen unſere Stellungen nördlich<lb/> und nordöſtlich von Arras. Sämtliche Vorſtöße brachen unter den<lb/> ſchwerſten Verluſten für den Feind zuſammen.<lb/> Ein Verſuch des Gegners, uns den <hi rendition="#g">Hartmannsweiler-<lb/> kopf</hi> wieder zu entreißen, ſcheiterte. Nach ſtarker Artillerievor-<lb/> bereitung drangen <hi rendition="#g">franzöſiſche Alpenjäger</hi> hier zwar in<lb/> unſer auf der Kuppe gelegenes <hi rendition="#g">Blockhaus</hi> ein, ſie wurden aber<lb/> ſofort wieder herausgeworfen.</quote> </cit><lb/> <p>13. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>Oeſtlich Ypern nahmen wir einen weiteren feindlichen Stütz-<lb/> punkt. Am Nachmittag wurden ſtarke franzöſiſche Angriffe gegen<lb/> unſere Front <hi rendition="#g">Ablain—Neuville</hi> unter <hi rendition="#g">ſchwerſten Ver-<lb/> luſten für den Feind</hi> abgewieſen. Das infolge des Feſt-<lb/> ſetzens der Franzoſen in unſeren vorderen Gräben zwiſchen <hi rendition="#g">Neu-<lb/> ville</hi> und <hi rendition="#g">Carency</hi> zum größten Teil umfaßte Dorf <hi rendition="#g">Carency</hi><lb/> ſowie der Weſtteil von <hi rendition="#g">Ablain</hi> wurden jedoch in der vergangenen<lb/> Nacht geräumt. Leider iſt dabei wieder eine Anzahl unſerer braven<lb/> Leute und Material verloren gegangen. Franzöſiſche Verſuche das<lb/> von uns nordweſtlich Berry-au-Bac in den Waldungen ſüdlich<lb/><hi rendition="#g">Ville-au-Bois</hi> genommene Grabenſtück wiederzugewinnen,<lb/> blieben erfolglos.<lb/> Nach ſtarker Artillerie-Vorbereitung griff der Feind geſtern<lb/> abend unſere Stellungen <hi rendition="#g">zwiſchen Maas und Moſel</hi> bei<lb/><hi rendition="#g">Croi des Carmes</hi> an. Es gelang ihm, in einer Breite von<lb/> 150 bis 200 Metern in unſere vorderſten Gräben einzudringen. In<lb/> erbitterten Nahkämpfen wurden unſere Stellungen jedoch wieder<lb/> von den Franzoſen geſäubert. Eine Anzahl Gefangener blieb in<lb/> unſeren Händen.<lb/> Zwei franzöſiſche Blockhäuſer auf dem Weſthange des <hi rendition="#g">Hart-<lb/> mannsweilerkopfes</hi> wurden von unſerer Artillerie zuſam-<lb/> mengeſchoſſen.</quote> </cit> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Feind im Oſten.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Der große Sieg, den die verbündeten Heere unter der Füh-<lb/> rung des Generals v. <hi rendition="#g">Mackenſen</hi> in <hi rendition="#g">Weſtgalizien</hi> er-<lb/> rungen haben, wird in Rußland noch immer totgeſchwiegen. Nur<lb/> in Frankreich und England macht ſich wachſende Enttäuſchung Luft.<lb/> Die eingelaufenen Telegramme ſchildern uns die weitere Aus-<lb/> nutzung des Sieges, der wenigſtens Ungarn vom Feinde befreit<lb/> hat, und die Anſtrengungen der Ruſſen, Teilerfolge zu erringen.<lb/> Auch aus dem Nordoſten melden ſie freudige Ueberraſchungen: das<lb/> Vordringen in der Richtung auf <hi rendition="#g">Riga.</hi></p><lb/> <p>7. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>Der Kampf ſüdlich von <hi rendition="#g">Szadow</hi> und öſtlich von <hi rendition="#g">Roſſi-<lb/> jeni</hi> endete mit einer ausgeſprochenen Niederlage der Ruſſen, die<lb/> ſtarke Verluſte erlitten, 1500 Gefangene verloren und ſich in vollem<lb/> Rückzug befinden.<lb/> Südweſtlich von <hi rendition="#g">Kalwarja,</hi> ſüdlich von <hi rendition="#g">Auguſtowo</hi><lb/> und weſtlich von <hi rendition="#g">Prasnysz</hi> wurden ruſſiſche Teilangriffe von<lb/> uns blutig abgeſchlagen. In dieſen Kämpfen büßten die Ruſſen<lb/> zuſammen 520 <hi rendition="#g">Gefangene</hi> ein.<lb/> Auch die Kämpfe auf dem rechten Ufer des unteren <hi rendition="#g">Dunajec</hi><lb/> endeten geſtern mit einem vollen Erfolge für die verbündeten<lb/> Truppen. Der Feind iſt dort in ſchnellſtem Rückzug nach Oſten.<lb/> Nur an der <hi rendition="#g">Weichſel</hi> hielten noch kleinere Abteilungen von<lb/> ihm ſtand. Weiter ſüdlich drangen wir auf dem rechten Ufer der<lb/> Wisloka in Richtung auf den Wislok und über die Jaſiolka vor.<lb/> Vielfach ſtießen Teile des rechten Flügels der Heeresgruppe des<lb/> Generaloberſten v. <hi rendition="#g">Mackenſen</hi> bereits mit den aus der Kar-<lb/> pathenfront weſtlich des Lupkowerpaſſes vor den dichtauf folgenden<lb/> Verbündeten im ſchleunigſten Rückzuge befindlichen ruſſiſchen Ko-<lb/> lonnen zuſammen. Mit jedem Schritt vorwärts ſteigert ſich die<lb/> Kriegsbeute.</quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> <cit> <quote>Unter fortdauernden Verfolgungskämpfen haben die verbünde-<lb/> ten öſterreichiſch-ungariſchen und deutſchen Streitkräfte die Wisloka-<lb/> ſtrecke Pilzno—Jaslo mit Vortruppen überſchritten. Südlich Jaslo<lb/> ſperren im Raume <hi rendition="#g">Dukla—Rymanow</hi> ſtarke eigene Trup-<lb/> pen die Karpathenſtraßen, auf denen die Ruſſen in regelloſen Ko-<lb/> lonnen nach Norden und Nordoſten zurückgehen. Dieſen feind-</quote> </cit><lb/> <cb/> <cit> <quote>lichen Kolonnen folgt auf den Ferſen unſere über die Beskiden<lb/> vorrückende Armee, in deren Verbande auch deutſche Kräfte<lb/> kämpfen. Die Zahl der Gefangenen und die Kriegsbeute nehmen<lb/> weiter zu. Speziell unſer 10. Korps erbeutete geſtern allein fünf<lb/> ſchwere und 16 leichte Geſchütze. Unſere Truppen in dem öſt-<lb/> lichen Abſchnitt der Karpathenfront weiſen unterdeſſen verzweifelte<lb/> ruſſiſche Angriffe unter den ſchwerſten Verluſten für den Gegner<lb/> ab. So wurde geſtern ein neuer Vorſtoß gegen die Höhe Oſtry<lb/> durch wirkungsvollſtes Artilleriefeuer zurückgeſchlagen. 1300<lb/><hi rendition="#g">Mann des Feindes</hi> wurden <hi rendition="#g">gefangen</hi> genommen, meh-<lb/> rere Abteilungen durch flankierendes Feuer aufgerieben.<lb/> Auch an der Front in <hi rendition="#g">Südoſt-Galizien</hi> ſcheitern alle<lb/> Verſuche des Gegners, einzelne Stützpunkte zu erobern.<lb/> Auf dem <hi rendition="#g">ſüdlichen</hi> Kriegsſchauplatze keine Ereigniſſe. Im<lb/> Geſchützkampf vernichteten unſere Mörſer durch Volltreffer fran-<lb/> zöſiſche Marinegeſchütze bei <hi rendition="#g">Belgrad.</hi></quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> <p>8. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>Unſere gegen <hi rendition="#g">Libau</hi> vorrückenden Truppen ſetzten ſich in<lb/> den Beſitz dieſer Stadt. Hierbei fielen 1600 Gefangene, 12 Ge-<lb/> ſchütze und vier Maſchinengewehre in ihre Hände.<lb/> Die Verfolgung des geſchlagenen Feindes durch die Armee-<lb/> gruppe <hi rendition="#g">Mackenſen</hi> und die anſchließenden Verbündeten iſt<lb/> auch geſtern — von einigen erfolgreichen Nachhutkämpfen ab-<lb/> geſehen — in ſtetem Fluß geblieben. Unſere Vortruppen haben<lb/> am Abend bereits den <hi rendition="#g">Wislok</hi> in Gegend <hi rendition="#g">Krosno</hi> über-<lb/> ſchritten. Das gemeinſame Handeln aller beteiligten Heeresteile<lb/> im Vorwärtsdrängen führte zum Abſchneiden nicht unbeträchtlicher<lb/> ruſſiſcher Kräfte, wodurch die Geſamtzahl der ſeit dem 2. Mai auf<lb/> dem galiziſchen Kriegsſchauplatze gemachten <hi rendition="#g">Gefangenen</hi> bis<lb/> jetzt auf etwa 70,000 geſtiegen ſein dürfte. Allein wurden den<lb/> Ruſſen 38 Geſchütze, darunter 9 ſchwere, abgenommen.</quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> <cit> <quote>Die Folgen der Schlacht von <hi rendition="#g">Tarnow</hi> und <hi rendition="#g">Gorlice</hi><lb/> übertragen ſich nunmehr auch auf die <hi rendition="#g">Karpathenfront</hi> öſt-<lb/> lich von <hi rendition="#g">Lupkow.</hi> Unſere Truppen, die auch hier zum Angriff<lb/> übergingen, eroberten nachts den Grenzkamm nördlich den aus den<lb/> letzten erbitterten Karpathenkämpfen bekannten Orten Telepocz,<lb/> Zelloe und Nagypolani. Während der Wintermonate haben die<lb/> Ruſſen unter den ſchwerſten Verluſten in wochenlangen Kämpfen<lb/> ſüdlich des Grenzkammes der Karpathen Fuß gefaßt und durch Ein-<lb/> ſatz aller verfügbaren Reſerven ihre Front in den Oberläufen der<lb/> Ondawa, Laborcza und Czirona nach Süden vorgeſchoben. Trotz<lb/> aller Stürme und wütenden Angriffe des Feindes konnte der<lb/> Uzſokerpaß uns nicht entriſſen werden. Nördlich und beiderſeits<lb/> des Paſſes hielt unſere Gruppe ſtand, die hier monatelang focht.<lb/> Der ganze Raumgewinn der Ruſſen iſt nun in wenigen Tagen<lb/> verloren gegangen. Unter großen Verluſten, die ein ſo eiliger Rück-<lb/> zug bedingt, räumte der Feind den Streifen ungariſchen Bodens,<lb/> den er ſo mühſam erſtritt.<lb/> In <hi rendition="#g">Weſtgalizien</hi> nehmen die Kämpfe an der ganzen<lb/> Front weiter einen erfolgreichen Verlauf. <hi rendition="#g">Krosno</hi> wurde<lb/> geſtern durch unſere Truppen erobert. Wie groß die Verwirrung<lb/> und Unordnung bei der auf der ganzen Front in ſchleunigem Rück-<lb/> zuge befindlichen Armee Radko Dimitriews iſt, beweiſen die im<lb/> Ortskampfe um Brzoſtek gemachten Gefangenen, die den ſechs ruſſi-<lb/> ſchen Diviſionen Nr. 5, 21, 31, 52, 63 und 81 angehören.<lb/> Teile der aus den <hi rendition="#g">Beskiden</hi> zurückflutenden ruſſiſchen<lb/> Truppen wurden an mehreren Stellen umzingelt und gefangen ge-<lb/> nommen. Die <hi rendition="#g">Geſamtzahl</hi> der ſeit dem 2. Mai Gefangenen<lb/> erreichte bisher 70,000. Die Verfolgung wird fortgeſetzt. In<lb/><hi rendition="#g">Südoſt-Galizien</hi> auf den Höhen beiderſeits des Lomiſa-<lb/> tales wurden ſtarke ruſſiſche Angriffe zurückgeſchlagen. Ein ruſſi-<lb/> ſcher Stützpunkt wurde bei <hi rendition="#g">Zaleſzyki</hi> von uns erſtürmt.</quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> <p>9. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>In <hi rendition="#g">Libau</hi> haben wir große Lager von Kriegsvorräten be-<lb/> ſchlagnahmt. Vor ſtarken Kräften aller Waffen, die ber Gegner<lb/> bei <hi rendition="#g">Mitau</hi> geſammelt hat, wichen unſere gegen dieſe Stadt vor-<lb/> geſchobenen Abteilungen langſam aus.<lb/><hi rendition="#g">Nordöſtlich von Kowno</hi> wurde nach <hi rendition="#g">Vernichtung<lb/> eines ruſſiſchen Bataillons</hi> die Bahn <hi rendition="#g">Wilna—<lb/> Szawle</hi> gründlich zerſtört. Am <hi rendition="#g">Njemen</hi> bei <hi rendition="#g">Sreducki</hi><lb/> griffen wir die verſprengten Reſte von vier ruſſiſchen Bataillonen,</quote> </cit><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [291/0005]
15. Mai 1915. Allgemeine Zeitung
nommenen Gräben ſind noch in ihrem Beſitz. Im übrigen waren
auch geſtern alle Durchbruchsverſuche des Feindes vergeblich. Seine
Angriffe richteten ſich hauptſächlich gegen unſere Stellungen öſt-
lich und ſüdöſtlich von Vermelles, gegen die Lorettohöhe,
die Orte Ablain, Carency, ſowie gegen unſere Stellungen nördlich
und nordöſtlich von Arras. Sämtliche Vorſtöße brachen unter den
ſchwerſten Verluſten für den Feind zuſammen.
Ein Verſuch des Gegners, uns den Hartmannsweiler-
kopf wieder zu entreißen, ſcheiterte. Nach ſtarker Artillerievor-
bereitung drangen franzöſiſche Alpenjäger hier zwar in
unſer auf der Kuppe gelegenes Blockhaus ein, ſie wurden aber
ſofort wieder herausgeworfen.
13. Mai:
Oeſtlich Ypern nahmen wir einen weiteren feindlichen Stütz-
punkt. Am Nachmittag wurden ſtarke franzöſiſche Angriffe gegen
unſere Front Ablain—Neuville unter ſchwerſten Ver-
luſten für den Feind abgewieſen. Das infolge des Feſt-
ſetzens der Franzoſen in unſeren vorderen Gräben zwiſchen Neu-
ville und Carency zum größten Teil umfaßte Dorf Carency
ſowie der Weſtteil von Ablain wurden jedoch in der vergangenen
Nacht geräumt. Leider iſt dabei wieder eine Anzahl unſerer braven
Leute und Material verloren gegangen. Franzöſiſche Verſuche das
von uns nordweſtlich Berry-au-Bac in den Waldungen ſüdlich
Ville-au-Bois genommene Grabenſtück wiederzugewinnen,
blieben erfolglos.
Nach ſtarker Artillerie-Vorbereitung griff der Feind geſtern
abend unſere Stellungen zwiſchen Maas und Moſel bei
Croi des Carmes an. Es gelang ihm, in einer Breite von
150 bis 200 Metern in unſere vorderſten Gräben einzudringen. In
erbitterten Nahkämpfen wurden unſere Stellungen jedoch wieder
von den Franzoſen geſäubert. Eine Anzahl Gefangener blieb in
unſeren Händen.
Zwei franzöſiſche Blockhäuſer auf dem Weſthange des Hart-
mannsweilerkopfes wurden von unſerer Artillerie zuſam-
mengeſchoſſen.
Der Feind im Oſten.
Der große Sieg, den die verbündeten Heere unter der Füh-
rung des Generals v. Mackenſen in Weſtgalizien er-
rungen haben, wird in Rußland noch immer totgeſchwiegen. Nur
in Frankreich und England macht ſich wachſende Enttäuſchung Luft.
Die eingelaufenen Telegramme ſchildern uns die weitere Aus-
nutzung des Sieges, der wenigſtens Ungarn vom Feinde befreit
hat, und die Anſtrengungen der Ruſſen, Teilerfolge zu erringen.
Auch aus dem Nordoſten melden ſie freudige Ueberraſchungen: das
Vordringen in der Richtung auf Riga.
7. Mai:
Der Kampf ſüdlich von Szadow und öſtlich von Roſſi-
jeni endete mit einer ausgeſprochenen Niederlage der Ruſſen, die
ſtarke Verluſte erlitten, 1500 Gefangene verloren und ſich in vollem
Rückzug befinden.
Südweſtlich von Kalwarja, ſüdlich von Auguſtowo
und weſtlich von Prasnysz wurden ruſſiſche Teilangriffe von
uns blutig abgeſchlagen. In dieſen Kämpfen büßten die Ruſſen
zuſammen 520 Gefangene ein.
Auch die Kämpfe auf dem rechten Ufer des unteren Dunajec
endeten geſtern mit einem vollen Erfolge für die verbündeten
Truppen. Der Feind iſt dort in ſchnellſtem Rückzug nach Oſten.
Nur an der Weichſel hielten noch kleinere Abteilungen von
ihm ſtand. Weiter ſüdlich drangen wir auf dem rechten Ufer der
Wisloka in Richtung auf den Wislok und über die Jaſiolka vor.
Vielfach ſtießen Teile des rechten Flügels der Heeresgruppe des
Generaloberſten v. Mackenſen bereits mit den aus der Kar-
pathenfront weſtlich des Lupkowerpaſſes vor den dichtauf folgenden
Verbündeten im ſchleunigſten Rückzuge befindlichen ruſſiſchen Ko-
lonnen zuſammen. Mit jedem Schritt vorwärts ſteigert ſich die
Kriegsbeute.
*
Unter fortdauernden Verfolgungskämpfen haben die verbünde-
ten öſterreichiſch-ungariſchen und deutſchen Streitkräfte die Wisloka-
ſtrecke Pilzno—Jaslo mit Vortruppen überſchritten. Südlich Jaslo
ſperren im Raume Dukla—Rymanow ſtarke eigene Trup-
pen die Karpathenſtraßen, auf denen die Ruſſen in regelloſen Ko-
lonnen nach Norden und Nordoſten zurückgehen. Dieſen feind-
lichen Kolonnen folgt auf den Ferſen unſere über die Beskiden
vorrückende Armee, in deren Verbande auch deutſche Kräfte
kämpfen. Die Zahl der Gefangenen und die Kriegsbeute nehmen
weiter zu. Speziell unſer 10. Korps erbeutete geſtern allein fünf
ſchwere und 16 leichte Geſchütze. Unſere Truppen in dem öſt-
lichen Abſchnitt der Karpathenfront weiſen unterdeſſen verzweifelte
ruſſiſche Angriffe unter den ſchwerſten Verluſten für den Gegner
ab. So wurde geſtern ein neuer Vorſtoß gegen die Höhe Oſtry
durch wirkungsvollſtes Artilleriefeuer zurückgeſchlagen. 1300
Mann des Feindes wurden gefangen genommen, meh-
rere Abteilungen durch flankierendes Feuer aufgerieben.
Auch an der Front in Südoſt-Galizien ſcheitern alle
Verſuche des Gegners, einzelne Stützpunkte zu erobern.
Auf dem ſüdlichen Kriegsſchauplatze keine Ereigniſſe. Im
Geſchützkampf vernichteten unſere Mörſer durch Volltreffer fran-
zöſiſche Marinegeſchütze bei Belgrad.
*
8. Mai:
Unſere gegen Libau vorrückenden Truppen ſetzten ſich in
den Beſitz dieſer Stadt. Hierbei fielen 1600 Gefangene, 12 Ge-
ſchütze und vier Maſchinengewehre in ihre Hände.
Die Verfolgung des geſchlagenen Feindes durch die Armee-
gruppe Mackenſen und die anſchließenden Verbündeten iſt
auch geſtern — von einigen erfolgreichen Nachhutkämpfen ab-
geſehen — in ſtetem Fluß geblieben. Unſere Vortruppen haben
am Abend bereits den Wislok in Gegend Krosno über-
ſchritten. Das gemeinſame Handeln aller beteiligten Heeresteile
im Vorwärtsdrängen führte zum Abſchneiden nicht unbeträchtlicher
ruſſiſcher Kräfte, wodurch die Geſamtzahl der ſeit dem 2. Mai auf
dem galiziſchen Kriegsſchauplatze gemachten Gefangenen bis
jetzt auf etwa 70,000 geſtiegen ſein dürfte. Allein wurden den
Ruſſen 38 Geſchütze, darunter 9 ſchwere, abgenommen.
*
Die Folgen der Schlacht von Tarnow und Gorlice
übertragen ſich nunmehr auch auf die Karpathenfront öſt-
lich von Lupkow. Unſere Truppen, die auch hier zum Angriff
übergingen, eroberten nachts den Grenzkamm nördlich den aus den
letzten erbitterten Karpathenkämpfen bekannten Orten Telepocz,
Zelloe und Nagypolani. Während der Wintermonate haben die
Ruſſen unter den ſchwerſten Verluſten in wochenlangen Kämpfen
ſüdlich des Grenzkammes der Karpathen Fuß gefaßt und durch Ein-
ſatz aller verfügbaren Reſerven ihre Front in den Oberläufen der
Ondawa, Laborcza und Czirona nach Süden vorgeſchoben. Trotz
aller Stürme und wütenden Angriffe des Feindes konnte der
Uzſokerpaß uns nicht entriſſen werden. Nördlich und beiderſeits
des Paſſes hielt unſere Gruppe ſtand, die hier monatelang focht.
Der ganze Raumgewinn der Ruſſen iſt nun in wenigen Tagen
verloren gegangen. Unter großen Verluſten, die ein ſo eiliger Rück-
zug bedingt, räumte der Feind den Streifen ungariſchen Bodens,
den er ſo mühſam erſtritt.
In Weſtgalizien nehmen die Kämpfe an der ganzen
Front weiter einen erfolgreichen Verlauf. Krosno wurde
geſtern durch unſere Truppen erobert. Wie groß die Verwirrung
und Unordnung bei der auf der ganzen Front in ſchleunigem Rück-
zuge befindlichen Armee Radko Dimitriews iſt, beweiſen die im
Ortskampfe um Brzoſtek gemachten Gefangenen, die den ſechs ruſſi-
ſchen Diviſionen Nr. 5, 21, 31, 52, 63 und 81 angehören.
Teile der aus den Beskiden zurückflutenden ruſſiſchen
Truppen wurden an mehreren Stellen umzingelt und gefangen ge-
nommen. Die Geſamtzahl der ſeit dem 2. Mai Gefangenen
erreichte bisher 70,000. Die Verfolgung wird fortgeſetzt. In
Südoſt-Galizien auf den Höhen beiderſeits des Lomiſa-
tales wurden ſtarke ruſſiſche Angriffe zurückgeſchlagen. Ein ruſſi-
ſcher Stützpunkt wurde bei Zaleſzyki von uns erſtürmt.
*
9. Mai:
In Libau haben wir große Lager von Kriegsvorräten be-
ſchlagnahmt. Vor ſtarken Kräften aller Waffen, die ber Gegner
bei Mitau geſammelt hat, wichen unſere gegen dieſe Stadt vor-
geſchobenen Abteilungen langſam aus.
Nordöſtlich von Kowno wurde nach Vernichtung
eines ruſſiſchen Bataillons die Bahn Wilna—
Szawle gründlich zerſtört. Am Njemen bei Sreducki
griffen wir die verſprengten Reſte von vier ruſſiſchen Bataillonen,
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(2023-04-24T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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