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Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 15. Mai 1915.

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Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915.
[Spaltenumbruch]

Die "Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt offiziös:

Seit Kriegs-
beginn ist in Italien eine Bewegung zutage getreten, die
gegen die Habsburger Monarchie gerichtet war und
das Ziel verfolgte, Italien an die Seite der Dreiverbandsmächte
zu bringen. Frankreich und England schürten diese Agitation und
die italienische Presse führte oft eine maßlose Sprache gegen uns,
um die Leidenschaften des italienischen Volkes zu wecken. Diese
Bewegung hat im Königreich Italien ziemlich weite Kreise gezogen
und namentlich sind es die Studenten und ein großer Teil der
Intelektuellen, die von ihr ergriffen wurden. Allerdings haben
der König und die Regierung es vorgezogen, der Feier in Quarto
fernzubleiben. Es wäre verfehlt, die Bewegung als bedeutungslos
oder unwichtig darzustellen. Die Bewegung scheint jetzt ihren Siede-
punkt erreicht zu haben und ihr Ernst soll nicht geleugnet werden,
aber wir hegen die feste Zuversicht, daß es der italienischen Regie-
rung gelingen wird, dieser Bewegung Herr zu werden.

*

Nach Blättermeldungen aus Mailand teilt der Abgeordnete
Cirmeni, der bekanntlich ein persönlicher Freund Giolittis
ist, in der Turiner "Stampa" mit, daß die österreichische
Regierung
der italienischen Regierung in freundschaftlicher
Form nachstehendes Angebot gemacht haben soll: Oesterreich-
Ungarn bietet: die Abtretung des von Italienern bewohnten Teiles
Tirols, des sogenannten Trentino; eine Abtretung am Isonzo mit
Einschluß von Gradisca und vollständige Autonomie für Triest nebst
Gewährung einer italienischen Universität und des Freihafens, so-
wie Desinteressement Oesterreichs zugunsten Italiens in Südalba-
nien nebst sofortiger Anerkennung des Besitzes von Valona. Prü-
fung einer Abtretung der Stadt Görz und einiger Inseln nahe der
dalmatinischen Küste.

*

Aus Rom wird unterm 13. ds. der "Agencia Stefani" mit-
geteilt:

Der Ministerrat hat in Anbetracht, daß er in bezug
auf die Richtlinien der Regierung in der internationalen Politik
der Eintracht und der Zustimmung der konstitutionellen Parteien
entbehrt, die angesichts des Ernstes der Lage erforderlich wäre, be-
schlossen, dem könig seine Demission zu über-
reichen.
Der könig hat sich seinen Beschluß vorbehalten.

(Dieses neueste Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol-
lierbaren Gerüchte eine günstigere Wendung der italienischen Politik,
etwa in der Richtung Giolittis, erhoffen.)

*

Der Feind im Westen.

Unsere glückliche Offensive im Westen bei Ypern und die
Ueberschreitung des Kanals hat weiter gute Folgen gezeitigt und
wird von unseren tapferen Truppen weidlich ausgenützt. Die An-
strengungen unserer Feinde, den verlorenen Boden wiederzugewin-
nen, sind bis jetzt erfolglos geblieben. Die letzten Depeschen lauten:

7. Mai:

Bei Ypern wurden alle Versuche der Engländer, uns die seit
dem 17. April einen Brennpunkt des Kampfes bildende Höhe 60,
südöstlich von Zillebecke, zu entreißen, vereitelt. Wir gewannen
dort weiter Gelände auf Ypern.
Der Feind verlor bei diesen Kämpfen gestern 7 Maschinen-
gewehre, 1 Minenwerfer und eine große Anzahl von Gewehren
mit Munition. Bei Fortsetzung ihres Angriffes erlitten heute früh
die Engländer weiter große Verluste.
Zwischen Maas und Mosel
behaupteten und befestig-
ten wir den auf den Maashöhen und südwestlich und südlich des
Aillywaldes errungenen Geländegewinn. Bei Flirey ist
ein schmales Grabenstück unserer Stellung noch im Besitz der Fran-
zosen. Sonst wurden dort alle Angriffe abgewiesen.

8. Mai:

Vor Zeebrügge brachten unsere Küstenbatterien gestern
abend einen feindlichen Zerstörer zum Sinken. Auf dem größten
Teil der Front fanden die üblichen Artilleriekämpfe statt, die sich
an einzelnen Stellen -- so bei Ypern, nördlich Arras, in
den Argonnen und auf den Maashöhen -- zeitweise stei-
gerten.
Zum Infanteriekampf kam es nur in den Vogesen. Hier
griffen die Franzosen unsere Stellungen bei Steinabrück
beiderseits des Fechttales nach stundenlanger Artillerievor-

[Spaltenumbruch] bereitung abends an. Sämtliche Angriffe scheiterten unter starken
Verlusten für den Feind.

9. Mai:

Bei der Fortsetzung unserer Angriffe auf Ypern warfen wir
den Gegner aus seiner stark befestigten Stellung zwischen den
Straßen Fortuin-Wieltje und Cheluvelt-Ypern hinaus, nahmen die
Orte Frezenberg und Verlorenhoek und fetzten uns
hierdurch in den Besitz wichtiger, die Umgegend von Ypern
im Osten beherrschender Höhenzüge. 800 Engländer, darunter
16 Offiziere, wurden dabei gefangen genommen.
Französische Angriffe westlich von Lievin, nordöstlich der
Lorettohöhe, scheiterten unter starken Verlusten für den Feind.
Bei La Bassee und Vitry (östlich Arras) wurde je ein feind-
liches Flugzeug
von uns zur Landung gezwungen. Ein
unter Ausnutzung von Nebelbomben unternommener französischer
Teilangriff westlich Perthes wurde mit Handgranaten ab-
gewiesen.

10. Mai:

An der Küste machten wir in den Dünen Fortschritte in der
Richtung auf Nieuport, nahmen mehrere feindliche Gräben und
Maschinengewehre. Ein Gegenstoß des Feindes während der letz-
ten Nacht gelangte bis an Lombartzyde heran, wurde dann
aber völlig zurückgeworfen.
Auch in Flandern wurde wieder nach vorwärts Gelände
gewonnen. Bei Verlorenhoek machten wir 162 Eng-
länder
zu Gefangenen.
Südwestlich Lille setzte der als Antwort auf unsere Erfolge
in Galizien erwartete große französisch-englische Angriff ein. Er
richtete sich gegen unsere Stellungen von öftlich Fleurbaix
-- östlich Richebourg -- östlich Vermelles, in Ablain, Carency,
Neuville und St. Laurent bei Arras. Der Feind -- Franzosen
sowie weiße und farbige Engländer -- führte mindestens vier
neue Armeekorps
in den Kampf neben den in jener Linie
schon längere Zeit verwendeten Kräften. Trotzdem sind die wieder-
holten Angriff fast überall mit sehr starken Verlusten für den
Gegner abgewiesen worden. Im besonderen war das bei den
englischen Angriffsversuchen der Fall. Etwa 500 Gefangene
wurden gemacht. Nur in der Gegend zwischen Carency und
Neuville gelang es dem Gegner, sich in unserer vordersten
Linie festzusetzen. Der Gegenangriff ist im Gange.
Nördlich von Steinabrück im Fechttale warfen wir den
Feind, der sich unmittelbar vor unserer Stellung im dichten Nebel
eingenistet hatte, durch Angriff zurück und zerstörten seine Gräben.
Eines unserer Luftschiffe belegte heute früh den befestig-
ten Ort Southend an der Themsemündung mit einigen Bomben.
Gestern vormittag wurde vor Westende ein englisches
Linienschiff durch unser Feuer vertrieben.
Oestlich Ypern machten wir weitere Fortschritte und er-
beuteten fünf Maschinengewehre.
Südwestlich Lille setzten die Franzosen ihre Angriffe
auf die Lorettohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämt-
liche Angriffe wurden abgeschlagen. Die Zahl der von uns hier
gemachten Gefangenen erhöht sich auf 800.
Zwischen Carency und Neuville hielten die Franzosen
die von ihnen genommenen Gräben noch im Besitz. Der Kampf
dauert hier fort. Ein englisches Flugzeug wurde füdwestlich Lille
heruntergeschossen.
Nordwestlich Berry au Bac in den Waldungen süd-
lich La Ville au Bois stürmten unsere Truppen gestern eine aus
zwei hintereinander liegenden Linien bestehende Stellung in Breite
von 400 Metern, machten dabei eine Anzahl unverwundeter Ge-
fangener und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition.
Feindliche Infanterie-Angriffe nördlich Flirey und im
Priesterwalde scheiterten unter erheblichen Verlusten für den
Gegner.

12. Mai:

Feindliche Flieger bewarfen gestern die belgische Stadt
Brügge mit Bomben, ohne militärischen Schaden anzurichten.
Oestlich von Ypern nahmen wir eine wichtige, von schottischen
Hochländern verteidigte Höhe.
Dünkirchen wurde weiter von uns unter Feuer ge-
halten. Oestlich Dixmuiden schossen wir ein englisches Flug-
zeug
ab.
Die zwischen Carency und Neuville (in der Gegend
nördlich von Arras) von den Franzosen in den letzten Tagen ge-

Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915.
[Spaltenumbruch]

Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ ſchreibt offiziös:

Seit Kriegs-
beginn iſt in Italien eine Bewegung zutage getreten, die
gegen die Habsburger Monarchie gerichtet war und
das Ziel verfolgte, Italien an die Seite der Dreiverbandsmächte
zu bringen. Frankreich und England ſchürten dieſe Agitation und
die italieniſche Preſſe führte oft eine maßloſe Sprache gegen uns,
um die Leidenſchaften des italieniſchen Volkes zu wecken. Dieſe
Bewegung hat im Königreich Italien ziemlich weite Kreiſe gezogen
und namentlich ſind es die Studenten und ein großer Teil der
Intelektuellen, die von ihr ergriffen wurden. Allerdings haben
der König und die Regierung es vorgezogen, der Feier in Quarto
fernzubleiben. Es wäre verfehlt, die Bewegung als bedeutungslos
oder unwichtig darzuſtellen. Die Bewegung ſcheint jetzt ihren Siede-
punkt erreicht zu haben und ihr Ernſt ſoll nicht geleugnet werden,
aber wir hegen die feſte Zuverſicht, daß es der italieniſchen Regie-
rung gelingen wird, dieſer Bewegung Herr zu werden.

*

Nach Blättermeldungen aus Mailand teilt der Abgeordnete
Cirmeni, der bekanntlich ein perſönlicher Freund Giolittis
iſt, in der Turiner „Stampa“ mit, daß die öſterreichiſche
Regierung
der italieniſchen Regierung in freundſchaftlicher
Form nachſtehendes Angebot gemacht haben ſoll: Oeſterreich-
Ungarn bietet: die Abtretung des von Italienern bewohnten Teiles
Tirols, des ſogenannten Trentino; eine Abtretung am Iſonzo mit
Einſchluß von Gradisca und vollſtändige Autonomie für Trieſt nebſt
Gewährung einer italieniſchen Univerſität und des Freihafens, ſo-
wie Desintereſſement Oeſterreichs zugunſten Italiens in Südalba-
nien nebſt ſofortiger Anerkennung des Beſitzes von Valona. Prü-
fung einer Abtretung der Stadt Görz und einiger Inſeln nahe der
dalmatiniſchen Küſte.

*

Aus Rom wird unterm 13. ds. der „Agencia Stefani“ mit-
geteilt:

Der Miniſterrat hat in Anbetracht, daß er in bezug
auf die Richtlinien der Regierung in der internationalen Politik
der Eintracht und der Zuſtimmung der konſtitutionellen Parteien
entbehrt, die angeſichts des Ernſtes der Lage erforderlich wäre, be-
ſchloſſen, dem könig ſeine Demiſſion zu über-
reichen.
Der könig hat ſich ſeinen Beſchluß vorbehalten.

(Dieſes neueſte Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol-
lierbaren Gerüchte eine günſtigere Wendung der italieniſchen Politik,
etwa in der Richtung Giolittis, erhoffen.)

*

Der Feind im Weſten.

Unſere glückliche Offenſive im Weſten bei Ypern und die
Ueberſchreitung des Kanals hat weiter gute Folgen gezeitigt und
wird von unſeren tapferen Truppen weidlich ausgenützt. Die An-
ſtrengungen unſerer Feinde, den verlorenen Boden wiederzugewin-
nen, ſind bis jetzt erfolglos geblieben. Die letzten Depeſchen lauten:

7. Mai:

Bei Ypern wurden alle Verſuche der Engländer, uns die ſeit
dem 17. April einen Brennpunkt des Kampfes bildende Höhe 60,
ſüdöſtlich von Zillebecke, zu entreißen, vereitelt. Wir gewannen
dort weiter Gelände auf Ypern.
Der Feind verlor bei dieſen Kämpfen geſtern 7 Maſchinen-
gewehre, 1 Minenwerfer und eine große Anzahl von Gewehren
mit Munition. Bei Fortſetzung ihres Angriffes erlitten heute früh
die Engländer weiter große Verluſte.
Zwiſchen Maas und Moſel
behaupteten und befeſtig-
ten wir den auf den Maashöhen und ſüdweſtlich und ſüdlich des
Aillywaldes errungenen Geländegewinn. Bei Flirey iſt
ein ſchmales Grabenſtück unſerer Stellung noch im Beſitz der Fran-
zoſen. Sonſt wurden dort alle Angriffe abgewieſen.

8. Mai:

Vor Zeebrügge brachten unſere Küſtenbatterien geſtern
abend einen feindlichen Zerſtörer zum Sinken. Auf dem größten
Teil der Front fanden die üblichen Artilleriekämpfe ſtatt, die ſich
an einzelnen Stellen — ſo bei Ypern, nördlich Arras, in
den Argonnen und auf den Maashöhen — zeitweiſe ſtei-
gerten.
Zum Infanteriekampf kam es nur in den Vogeſen. Hier
griffen die Franzoſen unſere Stellungen bei Steinabrück
beiderſeits des Fechttales nach ſtundenlanger Artillerievor-

[Spaltenumbruch] bereitung abends an. Sämtliche Angriffe ſcheiterten unter ſtarken
Verluſten für den Feind.

9. Mai:

Bei der Fortſetzung unſerer Angriffe auf Ypern warfen wir
den Gegner aus ſeiner ſtark befeſtigten Stellung zwiſchen den
Straßen Fortuin-Wieltje und Cheluvelt-Ypern hinaus, nahmen die
Orte Frezenberg und Verlorenhoek und fetzten uns
hierdurch in den Beſitz wichtiger, die Umgegend von Ypern
im Oſten beherrſchender Höhenzüge. 800 Engländer, darunter
16 Offiziere, wurden dabei gefangen genommen.
Franzöſiſche Angriffe weſtlich von Lievin, nordöſtlich der
Lorettohöhe, ſcheiterten unter ſtarken Verluſten für den Feind.
Bei La Baſſée und Vitry (öſtlich Arras) wurde je ein feind-
liches Flugzeug
von uns zur Landung gezwungen. Ein
unter Ausnutzung von Nebelbomben unternommener franzöſiſcher
Teilangriff weſtlich Perthes wurde mit Handgranaten ab-
gewieſen.

10. Mai:

An der Küſte machten wir in den Dünen Fortſchritte in der
Richtung auf Nieuport, nahmen mehrere feindliche Gräben und
Maſchinengewehre. Ein Gegenſtoß des Feindes während der letz-
ten Nacht gelangte bis an Lombartzyde heran, wurde dann
aber völlig zurückgeworfen.
Auch in Flandern wurde wieder nach vorwärts Gelände
gewonnen. Bei Verlorenhoek machten wir 162 Eng-
länder
zu Gefangenen.
Südweſtlich Lille ſetzte der als Antwort auf unſere Erfolge
in Galizien erwartete große franzöſiſch-engliſche Angriff ein. Er
richtete ſich gegen unſere Stellungen von öftlich Fleurbaix
— öſtlich Richebourg — öſtlich Vermelles, in Ablain, Carency,
Neuville und St. Laurent bei Arras. Der Feind — Franzoſen
ſowie weiße und farbige Engländer — führte mindeſtens vier
neue Armeekorps
in den Kampf neben den in jener Linie
ſchon längere Zeit verwendeten Kräften. Trotzdem ſind die wieder-
holten Angriff faſt überall mit ſehr ſtarken Verluſten für den
Gegner abgewieſen worden. Im beſonderen war das bei den
engliſchen Angriffsverſuchen der Fall. Etwa 500 Gefangene
wurden gemacht. Nur in der Gegend zwiſchen Carency und
Neuville gelang es dem Gegner, ſich in unſerer vorderſten
Linie feſtzuſetzen. Der Gegenangriff iſt im Gange.
Nördlich von Steinabrück im Fechttale warfen wir den
Feind, der ſich unmittelbar vor unſerer Stellung im dichten Nebel
eingeniſtet hatte, durch Angriff zurück und zerſtörten ſeine Gräben.
Eines unſerer Luftſchiffe belegte heute früh den befeſtig-
ten Ort Southend an der Themſemündung mit einigen Bomben.
Geſtern vormittag wurde vor Weſtende ein engliſches
Linienſchiff durch unſer Feuer vertrieben.
Oeſtlich Ypern machten wir weitere Fortſchritte und er-
beuteten fünf Maſchinengewehre.
Südweſtlich Lille ſetzten die Franzoſen ihre Angriffe
auf die Lorettohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämt-
liche Angriffe wurden abgeſchlagen. Die Zahl der von uns hier
gemachten Gefangenen erhöht ſich auf 800.
Zwiſchen Carency und Neuville hielten die Franzoſen
die von ihnen genommenen Gräben noch im Beſitz. Der Kampf
dauert hier fort. Ein engliſches Flugzeug wurde füdweſtlich Lille
heruntergeſchoſſen.
Nordweſtlich Berry au Bac in den Waldungen ſüd-
lich La Ville au Bois ſtürmten unſere Truppen geſtern eine aus
zwei hintereinander liegenden Linien beſtehende Stellung in Breite
von 400 Metern, machten dabei eine Anzahl unverwundeter Ge-
fangener und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition.
Feindliche Infanterie-Angriffe nördlich Flirey und im
Prieſterwalde ſcheiterten unter erheblichen Verluſten für den
Gegner.

12. Mai:

Feindliche Flieger bewarfen geſtern die belgiſche Stadt
Brügge mit Bomben, ohne militäriſchen Schaden anzurichten.
Oeſtlich von Ypern nahmen wir eine wichtige, von ſchottiſchen
Hochländern verteidigte Höhe.
Dünkirchen wurde weiter von uns unter Feuer ge-
halten. Oeſtlich Dixmuiden ſchoſſen wir ein engliſches Flug-
zeug
ab.
Die zwiſchen Carency und Neuville (in der Gegend
nördlich von Arras) von den Franzoſen in den letzten Tagen ge-

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[290/0004] Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915. Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ ſchreibt offiziös: Seit Kriegs- beginn iſt in Italien eine Bewegung zutage getreten, die gegen die Habsburger Monarchie gerichtet war und das Ziel verfolgte, Italien an die Seite der Dreiverbandsmächte zu bringen. Frankreich und England ſchürten dieſe Agitation und die italieniſche Preſſe führte oft eine maßloſe Sprache gegen uns, um die Leidenſchaften des italieniſchen Volkes zu wecken. Dieſe Bewegung hat im Königreich Italien ziemlich weite Kreiſe gezogen und namentlich ſind es die Studenten und ein großer Teil der Intelektuellen, die von ihr ergriffen wurden. Allerdings haben der König und die Regierung es vorgezogen, der Feier in Quarto fernzubleiben. Es wäre verfehlt, die Bewegung als bedeutungslos oder unwichtig darzuſtellen. Die Bewegung ſcheint jetzt ihren Siede- punkt erreicht zu haben und ihr Ernſt ſoll nicht geleugnet werden, aber wir hegen die feſte Zuverſicht, daß es der italieniſchen Regie- rung gelingen wird, dieſer Bewegung Herr zu werden. * Nach Blättermeldungen aus Mailand teilt der Abgeordnete Cirmeni, der bekanntlich ein perſönlicher Freund Giolittis iſt, in der Turiner „Stampa“ mit, daß die öſterreichiſche Regierung der italieniſchen Regierung in freundſchaftlicher Form nachſtehendes Angebot gemacht haben ſoll: Oeſterreich- Ungarn bietet: die Abtretung des von Italienern bewohnten Teiles Tirols, des ſogenannten Trentino; eine Abtretung am Iſonzo mit Einſchluß von Gradisca und vollſtändige Autonomie für Trieſt nebſt Gewährung einer italieniſchen Univerſität und des Freihafens, ſo- wie Desintereſſement Oeſterreichs zugunſten Italiens in Südalba- nien nebſt ſofortiger Anerkennung des Beſitzes von Valona. Prü- fung einer Abtretung der Stadt Görz und einiger Inſeln nahe der dalmatiniſchen Küſte. * Aus Rom wird unterm 13. ds. der „Agencia Stefani“ mit- geteilt: Der Miniſterrat hat in Anbetracht, daß er in bezug auf die Richtlinien der Regierung in der internationalen Politik der Eintracht und der Zuſtimmung der konſtitutionellen Parteien entbehrt, die angeſichts des Ernſtes der Lage erforderlich wäre, be- ſchloſſen, dem könig ſeine Demiſſion zu über- reichen. Der könig hat ſich ſeinen Beſchluß vorbehalten. (Dieſes neueſte Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol- lierbaren Gerüchte eine günſtigere Wendung der italieniſchen Politik, etwa in der Richtung Giolittis, erhoffen.) * Der Feind im Weſten. Unſere glückliche Offenſive im Weſten bei Ypern und die Ueberſchreitung des Kanals hat weiter gute Folgen gezeitigt und wird von unſeren tapferen Truppen weidlich ausgenützt. Die An- ſtrengungen unſerer Feinde, den verlorenen Boden wiederzugewin- nen, ſind bis jetzt erfolglos geblieben. Die letzten Depeſchen lauten: 7. Mai: Bei Ypern wurden alle Verſuche der Engländer, uns die ſeit dem 17. April einen Brennpunkt des Kampfes bildende Höhe 60, ſüdöſtlich von Zillebecke, zu entreißen, vereitelt. Wir gewannen dort weiter Gelände auf Ypern. Der Feind verlor bei dieſen Kämpfen geſtern 7 Maſchinen- gewehre, 1 Minenwerfer und eine große Anzahl von Gewehren mit Munition. Bei Fortſetzung ihres Angriffes erlitten heute früh die Engländer weiter große Verluſte. Zwiſchen Maas und Moſel behaupteten und befeſtig- ten wir den auf den Maashöhen und ſüdweſtlich und ſüdlich des Aillywaldes errungenen Geländegewinn. Bei Flirey iſt ein ſchmales Grabenſtück unſerer Stellung noch im Beſitz der Fran- zoſen. Sonſt wurden dort alle Angriffe abgewieſen. 8. Mai: Vor Zeebrügge brachten unſere Küſtenbatterien geſtern abend einen feindlichen Zerſtörer zum Sinken. Auf dem größten Teil der Front fanden die üblichen Artilleriekämpfe ſtatt, die ſich an einzelnen Stellen — ſo bei Ypern, nördlich Arras, in den Argonnen und auf den Maashöhen — zeitweiſe ſtei- gerten. Zum Infanteriekampf kam es nur in den Vogeſen. Hier griffen die Franzoſen unſere Stellungen bei Steinabrück beiderſeits des Fechttales nach ſtundenlanger Artillerievor- bereitung abends an. Sämtliche Angriffe ſcheiterten unter ſtarken Verluſten für den Feind. 9. Mai: Bei der Fortſetzung unſerer Angriffe auf Ypern warfen wir den Gegner aus ſeiner ſtark befeſtigten Stellung zwiſchen den Straßen Fortuin-Wieltje und Cheluvelt-Ypern hinaus, nahmen die Orte Frezenberg und Verlorenhoek und fetzten uns hierdurch in den Beſitz wichtiger, die Umgegend von Ypern im Oſten beherrſchender Höhenzüge. 800 Engländer, darunter 16 Offiziere, wurden dabei gefangen genommen. Franzöſiſche Angriffe weſtlich von Lievin, nordöſtlich der Lorettohöhe, ſcheiterten unter ſtarken Verluſten für den Feind. Bei La Baſſée und Vitry (öſtlich Arras) wurde je ein feind- liches Flugzeug von uns zur Landung gezwungen. Ein unter Ausnutzung von Nebelbomben unternommener franzöſiſcher Teilangriff weſtlich Perthes wurde mit Handgranaten ab- gewieſen. 10. Mai: An der Küſte machten wir in den Dünen Fortſchritte in der Richtung auf Nieuport, nahmen mehrere feindliche Gräben und Maſchinengewehre. Ein Gegenſtoß des Feindes während der letz- ten Nacht gelangte bis an Lombartzyde heran, wurde dann aber völlig zurückgeworfen. Auch in Flandern wurde wieder nach vorwärts Gelände gewonnen. Bei Verlorenhoek machten wir 162 Eng- länder zu Gefangenen. Südweſtlich Lille ſetzte der als Antwort auf unſere Erfolge in Galizien erwartete große franzöſiſch-engliſche Angriff ein. Er richtete ſich gegen unſere Stellungen von öftlich Fleurbaix — öſtlich Richebourg — öſtlich Vermelles, in Ablain, Carency, Neuville und St. Laurent bei Arras. Der Feind — Franzoſen ſowie weiße und farbige Engländer — führte mindeſtens vier neue Armeekorps in den Kampf neben den in jener Linie ſchon längere Zeit verwendeten Kräften. Trotzdem ſind die wieder- holten Angriff faſt überall mit ſehr ſtarken Verluſten für den Gegner abgewieſen worden. Im beſonderen war das bei den engliſchen Angriffsverſuchen der Fall. Etwa 500 Gefangene wurden gemacht. Nur in der Gegend zwiſchen Carency und Neuville gelang es dem Gegner, ſich in unſerer vorderſten Linie feſtzuſetzen. Der Gegenangriff iſt im Gange. Nördlich von Steinabrück im Fechttale warfen wir den Feind, der ſich unmittelbar vor unſerer Stellung im dichten Nebel eingeniſtet hatte, durch Angriff zurück und zerſtörten ſeine Gräben. Eines unſerer Luftſchiffe belegte heute früh den befeſtig- ten Ort Southend an der Themſemündung mit einigen Bomben. Geſtern vormittag wurde vor Weſtende ein engliſches Linienſchiff durch unſer Feuer vertrieben. Oeſtlich Ypern machten wir weitere Fortſchritte und er- beuteten fünf Maſchinengewehre. Südweſtlich Lille ſetzten die Franzoſen ihre Angriffe auf die Lorettohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämt- liche Angriffe wurden abgeſchlagen. Die Zahl der von uns hier gemachten Gefangenen erhöht ſich auf 800. Zwiſchen Carency und Neuville hielten die Franzoſen die von ihnen genommenen Gräben noch im Beſitz. Der Kampf dauert hier fort. Ein engliſches Flugzeug wurde füdweſtlich Lille heruntergeſchoſſen. Nordweſtlich Berry au Bac in den Waldungen ſüd- lich La Ville au Bois ſtürmten unſere Truppen geſtern eine aus zwei hintereinander liegenden Linien beſtehende Stellung in Breite von 400 Metern, machten dabei eine Anzahl unverwundeter Ge- fangener und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition. Feindliche Infanterie-Angriffe nördlich Flirey und im Prieſterwalde ſcheiterten unter erheblichen Verluſten für den Gegner. 12. Mai: Feindliche Flieger bewarfen geſtern die belgiſche Stadt Brügge mit Bomben, ohne militäriſchen Schaden anzurichten. Oeſtlich von Ypern nahmen wir eine wichtige, von ſchottiſchen Hochländern verteidigte Höhe. Dünkirchen wurde weiter von uns unter Feuer ge- halten. Oeſtlich Dixmuiden ſchoſſen wir ein engliſches Flug- zeug ab. Die zwiſchen Carency und Neuville (in der Gegend nördlich von Arras) von den Franzoſen in den letzten Tagen ge-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-24T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 15. Mai 1915, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine20_1915/4>, abgerufen am 22.11.2024.