Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 15. Mai 1915.Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915. [Spaltenumbruch]
Die "Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt offiziös: Seit Kriegs- * Nach Blättermeldungen aus Mailand teilt der Abgeordnete * Aus Rom wird unterm 13. ds. der "Agencia Stefani" mit- Der Ministerrat hat in Anbetracht, daß er in bezug (Dieses neueste Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol- * Der Feind im Westen. Unsere glückliche Offensive im Westen bei Ypern und die 7. Mai: Bei Ypern wurden alle Versuche der Engländer, uns die seit 8. Mai: Vor Zeebrügge brachten unsere Küstenbatterien gestern [Spaltenumbruch] bereitung abends an. Sämtliche Angriffe scheiterten unter starken 9. Mai: Bei der Fortsetzung unserer Angriffe auf Ypern warfen wir 10. Mai: An der Küste machten wir in den Dünen Fortschritte in der 12. Mai: Feindliche Flieger bewarfen gestern die belgische Stadt Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915. [Spaltenumbruch]
Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ ſchreibt offiziös: Seit Kriegs- * Nach Blättermeldungen aus Mailand teilt der Abgeordnete * Aus Rom wird unterm 13. ds. der „Agencia Stefani“ mit- Der Miniſterrat hat in Anbetracht, daß er in bezug (Dieſes neueſte Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol- * Der Feind im Weſten. Unſere glückliche Offenſive im Weſten bei Ypern und die 7. Mai: Bei Ypern wurden alle Verſuche der Engländer, uns die ſeit 8. Mai: Vor Zeebrügge brachten unſere Küſtenbatterien geſtern [Spaltenumbruch] bereitung abends an. Sämtliche Angriffe ſcheiterten unter ſtarken 9. Mai: Bei der Fortſetzung unſerer Angriffe auf Ypern warfen wir 10. Mai: An der Küſte machten wir in den Dünen Fortſchritte in der 12. Mai: Feindliche Flieger bewarfen geſtern die belgiſche Stadt <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0004" n="290"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 15. Mai 1915.</fw><lb/> <cb/> <p>Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ ſchreibt offiziös:</p><lb/> <cit> <quote>Seit Kriegs-<lb/> beginn iſt in <hi rendition="#g">Italien</hi> eine Bewegung zutage getreten, die<lb/><hi rendition="#g">gegen die Habsburger Monarchie</hi> gerichtet war und<lb/> das Ziel verfolgte, Italien an die Seite der Dreiverbandsmächte<lb/> zu bringen. Frankreich und England ſchürten dieſe Agitation und<lb/> die italieniſche Preſſe führte oft eine maßloſe Sprache gegen uns,<lb/> um die Leidenſchaften des italieniſchen Volkes zu wecken. Dieſe<lb/> Bewegung hat im Königreich Italien ziemlich weite Kreiſe gezogen<lb/> und namentlich ſind es die Studenten und ein großer Teil der<lb/> Intelektuellen, die von ihr ergriffen wurden. Allerdings haben<lb/> der König und die Regierung es vorgezogen, der Feier in Quarto<lb/> fernzubleiben. Es wäre verfehlt, die Bewegung als bedeutungslos<lb/> oder unwichtig darzuſtellen. Die Bewegung ſcheint jetzt ihren Siede-<lb/> punkt erreicht zu haben und ihr Ernſt ſoll nicht geleugnet werden,<lb/> aber wir hegen die feſte Zuverſicht, daß es der italieniſchen Regie-<lb/> rung gelingen wird, dieſer Bewegung Herr zu werden.</quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> <p>Nach Blättermeldungen aus <hi rendition="#g">Mailand</hi> teilt der Abgeordnete<lb/><hi rendition="#g">Cirmeni,</hi> der bekanntlich ein perſönlicher Freund <hi rendition="#g">Giolittis</hi><lb/> iſt, in der Turiner „Stampa“ mit, daß <hi rendition="#g">die öſterreichiſche<lb/> Regierung</hi> der italieniſchen Regierung in freundſchaftlicher<lb/> Form nachſtehendes <hi rendition="#g">Angebot</hi> gemacht haben ſoll: Oeſterreich-<lb/> Ungarn bietet: die Abtretung des von Italienern bewohnten Teiles<lb/> Tirols, des ſogenannten Trentino; eine Abtretung am Iſonzo mit<lb/> Einſchluß von Gradisca und vollſtändige Autonomie für Trieſt nebſt<lb/> Gewährung einer italieniſchen Univerſität und des Freihafens, ſo-<lb/> wie Desintereſſement Oeſterreichs zugunſten Italiens in Südalba-<lb/> nien nebſt ſofortiger Anerkennung des Beſitzes von Valona. Prü-<lb/> fung einer Abtretung der Stadt Görz und einiger Inſeln nahe der<lb/> dalmatiniſchen Küſte.</p><lb/> <p>*</p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Aus <hi rendition="#g">Rom</hi> wird unterm 13. ds. der „Agencia Stefani“ mit-<lb/> geteilt:</hi> </p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#b">Der <hi rendition="#g">Miniſterrat</hi> hat in Anbetracht, daß er in bezug<lb/> auf die Richtlinien der Regierung in der internationalen Politik<lb/> der Eintracht und der Zuſtimmung der konſtitutionellen Parteien<lb/> entbehrt, die angeſichts des Ernſtes der Lage erforderlich wäre, be-<lb/> ſchloſſen, <hi rendition="#g">dem könig ſeine Demiſſion zu über-<lb/> reichen.</hi> Der könig hat ſich ſeinen Beſchluß vorbehalten.</hi> </quote> </cit><lb/> <p>(Dieſes neueſte Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol-<lb/> lierbaren Gerüchte eine günſtigere Wendung der italieniſchen Politik,<lb/> etwa in der Richtung Giolittis, erhoffen.)</p><lb/> <p>*</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Feind im Weſten.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Unſere glückliche Offenſive im Weſten bei <hi rendition="#g">Ypern</hi> und die<lb/> Ueberſchreitung des Kanals hat weiter gute Folgen gezeitigt und<lb/> wird von unſeren tapferen Truppen weidlich ausgenützt. Die An-<lb/> ſtrengungen unſerer Feinde, den verlorenen Boden wiederzugewin-<lb/> nen, ſind bis jetzt erfolglos geblieben. Die letzten Depeſchen lauten:</p><lb/> <p>7. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>Bei <hi rendition="#g">Ypern</hi> wurden alle Verſuche der Engländer, uns die ſeit<lb/> dem 17. April einen Brennpunkt des Kampfes bildende <hi rendition="#g">Höhe</hi> 60,<lb/> ſüdöſtlich von Zillebecke, zu entreißen, vereitelt. Wir gewannen<lb/> dort weiter Gelände auf <hi rendition="#g">Ypern.</hi><lb/> Der Feind verlor bei dieſen Kämpfen geſtern 7 Maſchinen-<lb/> gewehre, 1 Minenwerfer und eine große Anzahl von Gewehren<lb/> mit Munition. Bei Fortſetzung ihres Angriffes erlitten heute früh<lb/> die Engländer weiter <hi rendition="#g">große Verluſte.<lb/> Zwiſchen Maas und Moſel</hi> behaupteten und befeſtig-<lb/> ten wir den auf den Maashöhen und ſüdweſtlich und ſüdlich des<lb/><hi rendition="#g">Aillywaldes</hi> errungenen Geländegewinn. Bei <hi rendition="#g">Flirey</hi> iſt<lb/> ein ſchmales Grabenſtück unſerer Stellung noch im Beſitz der Fran-<lb/> zoſen. Sonſt wurden dort alle Angriffe abgewieſen.</quote> </cit><lb/> <p>8. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>Vor <hi rendition="#g">Zeebrügge</hi> brachten unſere Küſtenbatterien geſtern<lb/> abend einen feindlichen Zerſtörer zum Sinken. Auf dem größten<lb/> Teil der Front fanden die üblichen Artilleriekämpfe ſtatt, die ſich<lb/> an einzelnen Stellen — ſo bei <hi rendition="#g">Ypern, nördlich Arras,</hi> in<lb/> den <hi rendition="#g">Argonnen</hi> und auf den <hi rendition="#g">Maashöhen</hi> — zeitweiſe ſtei-<lb/> gerten.<lb/> Zum Infanteriekampf kam es nur in den <hi rendition="#g">Vogeſen.</hi> Hier<lb/> griffen die Franzoſen unſere Stellungen bei <hi rendition="#g">Steinabrück</hi><lb/> beiderſeits des <hi rendition="#g">Fechttales</hi> nach ſtundenlanger Artillerievor-</quote> </cit><lb/> <cb/> <cit> <quote>bereitung abends an. Sämtliche Angriffe ſcheiterten unter ſtarken<lb/> Verluſten für den Feind.</quote> </cit><lb/> <p>9. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>Bei der Fortſetzung unſerer Angriffe auf <hi rendition="#g">Ypern</hi> warfen wir<lb/> den Gegner aus ſeiner ſtark befeſtigten Stellung zwiſchen den<lb/> Straßen Fortuin-Wieltje und Cheluvelt-Ypern hinaus, nahmen die<lb/> Orte <hi rendition="#g">Frezenberg</hi> und <hi rendition="#g">Verlorenhoek</hi> und fetzten uns<lb/> hierdurch in den Beſitz wichtiger, die <hi rendition="#g">Umgegend von Ypern</hi><lb/> im Oſten beherrſchender Höhenzüge. 800 Engländer, darunter<lb/> 16 Offiziere, wurden dabei gefangen genommen.<lb/> Franzöſiſche Angriffe weſtlich von <hi rendition="#g">Lievin,</hi> nordöſtlich der<lb/> Lorettohöhe, <hi rendition="#g">ſcheiterten</hi> unter ſtarken Verluſten für den Feind.<lb/> Bei <hi rendition="#g">La Baſſ<hi rendition="#aq">é</hi>e</hi> und <hi rendition="#g">Vitry</hi> (öſtlich Arras) wurde je ein <hi rendition="#g">feind-<lb/> liches Flugzeug</hi> von uns zur Landung gezwungen. Ein<lb/> unter Ausnutzung von Nebelbomben unternommener franzöſiſcher<lb/> Teilangriff weſtlich <hi rendition="#g">Perthes</hi> wurde mit Handgranaten ab-<lb/> gewieſen.</quote> </cit><lb/> <p>10. Mai:</p><lb/> <cit> <quote>An der <hi rendition="#g">Küſte</hi> machten wir in den Dünen Fortſchritte in der<lb/> Richtung auf <hi rendition="#g">Nieuport,</hi> nahmen mehrere feindliche Gräben und<lb/> Maſchinengewehre. Ein Gegenſtoß des Feindes während der letz-<lb/> ten Nacht gelangte bis an <hi rendition="#g">Lombartzyde</hi> heran, wurde dann<lb/> aber völlig zurückgeworfen.<lb/> Auch in <hi rendition="#g">Flandern</hi> wurde wieder nach vorwärts Gelände<lb/> gewonnen. Bei <hi rendition="#g">Verlorenhoek</hi> machten wir 162 <hi rendition="#g">Eng-<lb/> länder</hi> zu <hi rendition="#g">Gefangenen.</hi><lb/> Südweſtlich <hi rendition="#g">Lille</hi> ſetzte der als Antwort auf unſere Erfolge<lb/> in Galizien erwartete große franzöſiſch-engliſche Angriff ein. Er<lb/> richtete ſich gegen unſere Stellungen von öftlich <hi rendition="#g">Fleurbaix</hi><lb/> — öſtlich <hi rendition="#g">Richebourg</hi> — öſtlich Vermelles, in Ablain, Carency,<lb/> Neuville und St. Laurent bei Arras. Der Feind — Franzoſen<lb/> ſowie weiße und farbige Engländer — führte mindeſtens <hi rendition="#g">vier<lb/> neue Armeekorps</hi> in den Kampf neben den in jener Linie<lb/> ſchon längere Zeit verwendeten Kräften. Trotzdem ſind die wieder-<lb/> holten Angriff faſt überall mit ſehr ſtarken Verluſten für den<lb/> Gegner abgewieſen worden. Im beſonderen war das bei den<lb/> engliſchen Angriffsverſuchen der Fall. <hi rendition="#g">Etwa 500 Gefangene</hi><lb/> wurden gemacht. Nur in der Gegend zwiſchen <hi rendition="#g">Carency</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Neuville</hi> gelang es dem Gegner, ſich in unſerer vorderſten<lb/> Linie feſtzuſetzen. Der Gegenangriff iſt im Gange.<lb/> Nördlich von <hi rendition="#g">Steinabrück</hi> im Fechttale warfen wir den<lb/> Feind, der ſich unmittelbar vor unſerer Stellung im dichten Nebel<lb/> eingeniſtet hatte, durch Angriff zurück und zerſtörten ſeine Gräben.<lb/> Eines unſerer <hi rendition="#g">Luftſchiffe</hi> belegte heute früh den befeſtig-<lb/> ten Ort <hi rendition="#g">Southend</hi> an der Themſemündung mit einigen Bomben.<lb/> Geſtern vormittag wurde vor <hi rendition="#g">Weſtende</hi> ein engliſches<lb/> Linienſchiff durch unſer Feuer vertrieben.<lb/> Oeſtlich <hi rendition="#g">Ypern</hi> machten wir weitere Fortſchritte und er-<lb/> beuteten fünf Maſchinengewehre.<lb/><hi rendition="#g">Südweſtlich Lille</hi> ſetzten die Franzoſen ihre Angriffe<lb/> auf die Lorettohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämt-<lb/> liche Angriffe wurden abgeſchlagen. Die Zahl der von uns hier<lb/> gemachten Gefangenen erhöht ſich auf 800.<lb/> Zwiſchen <hi rendition="#g">Carency</hi> und <hi rendition="#g">Neuville</hi> hielten die Franzoſen<lb/> die von ihnen genommenen Gräben noch im Beſitz. Der Kampf<lb/> dauert hier fort. Ein engliſches Flugzeug wurde füdweſtlich <hi rendition="#g">Lille</hi><lb/> heruntergeſchoſſen.<lb/><hi rendition="#g">Nordweſtlich Berry au Bac</hi> in den Waldungen ſüd-<lb/> lich La Ville au Bois ſtürmten unſere Truppen geſtern eine aus<lb/> zwei hintereinander liegenden Linien beſtehende Stellung in Breite<lb/> von 400 Metern, machten dabei eine Anzahl unverwundeter Ge-<lb/> fangener und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition.<lb/> Feindliche Infanterie-Angriffe <hi rendition="#g">nördlich Flirey</hi> und im<lb/><hi rendition="#g">Prieſterwalde</hi> ſcheiterten unter erheblichen Verluſten für den<lb/> Gegner.</quote> </cit><lb/> <p>12. Mai:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#g">Feindliche Flieger</hi> bewarfen geſtern die belgiſche Stadt<lb/><hi rendition="#g">Brügge</hi> mit Bomben, ohne militäriſchen Schaden anzurichten.<lb/> Oeſtlich von <hi rendition="#g">Ypern</hi> nahmen wir eine wichtige, von ſchottiſchen<lb/> Hochländern verteidigte Höhe.<lb/><hi rendition="#g">Dünkirchen</hi> wurde weiter von uns unter Feuer ge-<lb/> halten. Oeſtlich Dixmuiden ſchoſſen wir ein <hi rendition="#g">engliſches Flug-<lb/> zeug</hi> ab.<lb/> Die zwiſchen <hi rendition="#g">Carency</hi> und <hi rendition="#g">Neuville</hi> (in der Gegend<lb/> nördlich von Arras) von den Franzoſen in den letzten Tagen ge-</quote> </cit><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0004]
Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915.
Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ ſchreibt offiziös:
Seit Kriegs-
beginn iſt in Italien eine Bewegung zutage getreten, die
gegen die Habsburger Monarchie gerichtet war und
das Ziel verfolgte, Italien an die Seite der Dreiverbandsmächte
zu bringen. Frankreich und England ſchürten dieſe Agitation und
die italieniſche Preſſe führte oft eine maßloſe Sprache gegen uns,
um die Leidenſchaften des italieniſchen Volkes zu wecken. Dieſe
Bewegung hat im Königreich Italien ziemlich weite Kreiſe gezogen
und namentlich ſind es die Studenten und ein großer Teil der
Intelektuellen, die von ihr ergriffen wurden. Allerdings haben
der König und die Regierung es vorgezogen, der Feier in Quarto
fernzubleiben. Es wäre verfehlt, die Bewegung als bedeutungslos
oder unwichtig darzuſtellen. Die Bewegung ſcheint jetzt ihren Siede-
punkt erreicht zu haben und ihr Ernſt ſoll nicht geleugnet werden,
aber wir hegen die feſte Zuverſicht, daß es der italieniſchen Regie-
rung gelingen wird, dieſer Bewegung Herr zu werden.
*
Nach Blättermeldungen aus Mailand teilt der Abgeordnete
Cirmeni, der bekanntlich ein perſönlicher Freund Giolittis
iſt, in der Turiner „Stampa“ mit, daß die öſterreichiſche
Regierung der italieniſchen Regierung in freundſchaftlicher
Form nachſtehendes Angebot gemacht haben ſoll: Oeſterreich-
Ungarn bietet: die Abtretung des von Italienern bewohnten Teiles
Tirols, des ſogenannten Trentino; eine Abtretung am Iſonzo mit
Einſchluß von Gradisca und vollſtändige Autonomie für Trieſt nebſt
Gewährung einer italieniſchen Univerſität und des Freihafens, ſo-
wie Desintereſſement Oeſterreichs zugunſten Italiens in Südalba-
nien nebſt ſofortiger Anerkennung des Beſitzes von Valona. Prü-
fung einer Abtretung der Stadt Görz und einiger Inſeln nahe der
dalmatiniſchen Küſte.
*
Aus Rom wird unterm 13. ds. der „Agencia Stefani“ mit-
geteilt:
Der Miniſterrat hat in Anbetracht, daß er in bezug
auf die Richtlinien der Regierung in der internationalen Politik
der Eintracht und der Zuſtimmung der konſtitutionellen Parteien
entbehrt, die angeſichts des Ernſtes der Lage erforderlich wäre, be-
ſchloſſen, dem könig ſeine Demiſſion zu über-
reichen. Der könig hat ſich ſeinen Beſchluß vorbehalten.
(Dieſes neueſte Telegramm läßt mehr als die letzten unkontrol-
lierbaren Gerüchte eine günſtigere Wendung der italieniſchen Politik,
etwa in der Richtung Giolittis, erhoffen.)
*
Der Feind im Weſten.
Unſere glückliche Offenſive im Weſten bei Ypern und die
Ueberſchreitung des Kanals hat weiter gute Folgen gezeitigt und
wird von unſeren tapferen Truppen weidlich ausgenützt. Die An-
ſtrengungen unſerer Feinde, den verlorenen Boden wiederzugewin-
nen, ſind bis jetzt erfolglos geblieben. Die letzten Depeſchen lauten:
7. Mai:
Bei Ypern wurden alle Verſuche der Engländer, uns die ſeit
dem 17. April einen Brennpunkt des Kampfes bildende Höhe 60,
ſüdöſtlich von Zillebecke, zu entreißen, vereitelt. Wir gewannen
dort weiter Gelände auf Ypern.
Der Feind verlor bei dieſen Kämpfen geſtern 7 Maſchinen-
gewehre, 1 Minenwerfer und eine große Anzahl von Gewehren
mit Munition. Bei Fortſetzung ihres Angriffes erlitten heute früh
die Engländer weiter große Verluſte.
Zwiſchen Maas und Moſel behaupteten und befeſtig-
ten wir den auf den Maashöhen und ſüdweſtlich und ſüdlich des
Aillywaldes errungenen Geländegewinn. Bei Flirey iſt
ein ſchmales Grabenſtück unſerer Stellung noch im Beſitz der Fran-
zoſen. Sonſt wurden dort alle Angriffe abgewieſen.
8. Mai:
Vor Zeebrügge brachten unſere Küſtenbatterien geſtern
abend einen feindlichen Zerſtörer zum Sinken. Auf dem größten
Teil der Front fanden die üblichen Artilleriekämpfe ſtatt, die ſich
an einzelnen Stellen — ſo bei Ypern, nördlich Arras, in
den Argonnen und auf den Maashöhen — zeitweiſe ſtei-
gerten.
Zum Infanteriekampf kam es nur in den Vogeſen. Hier
griffen die Franzoſen unſere Stellungen bei Steinabrück
beiderſeits des Fechttales nach ſtundenlanger Artillerievor-
bereitung abends an. Sämtliche Angriffe ſcheiterten unter ſtarken
Verluſten für den Feind.
9. Mai:
Bei der Fortſetzung unſerer Angriffe auf Ypern warfen wir
den Gegner aus ſeiner ſtark befeſtigten Stellung zwiſchen den
Straßen Fortuin-Wieltje und Cheluvelt-Ypern hinaus, nahmen die
Orte Frezenberg und Verlorenhoek und fetzten uns
hierdurch in den Beſitz wichtiger, die Umgegend von Ypern
im Oſten beherrſchender Höhenzüge. 800 Engländer, darunter
16 Offiziere, wurden dabei gefangen genommen.
Franzöſiſche Angriffe weſtlich von Lievin, nordöſtlich der
Lorettohöhe, ſcheiterten unter ſtarken Verluſten für den Feind.
Bei La Baſſée und Vitry (öſtlich Arras) wurde je ein feind-
liches Flugzeug von uns zur Landung gezwungen. Ein
unter Ausnutzung von Nebelbomben unternommener franzöſiſcher
Teilangriff weſtlich Perthes wurde mit Handgranaten ab-
gewieſen.
10. Mai:
An der Küſte machten wir in den Dünen Fortſchritte in der
Richtung auf Nieuport, nahmen mehrere feindliche Gräben und
Maſchinengewehre. Ein Gegenſtoß des Feindes während der letz-
ten Nacht gelangte bis an Lombartzyde heran, wurde dann
aber völlig zurückgeworfen.
Auch in Flandern wurde wieder nach vorwärts Gelände
gewonnen. Bei Verlorenhoek machten wir 162 Eng-
länder zu Gefangenen.
Südweſtlich Lille ſetzte der als Antwort auf unſere Erfolge
in Galizien erwartete große franzöſiſch-engliſche Angriff ein. Er
richtete ſich gegen unſere Stellungen von öftlich Fleurbaix
— öſtlich Richebourg — öſtlich Vermelles, in Ablain, Carency,
Neuville und St. Laurent bei Arras. Der Feind — Franzoſen
ſowie weiße und farbige Engländer — führte mindeſtens vier
neue Armeekorps in den Kampf neben den in jener Linie
ſchon längere Zeit verwendeten Kräften. Trotzdem ſind die wieder-
holten Angriff faſt überall mit ſehr ſtarken Verluſten für den
Gegner abgewieſen worden. Im beſonderen war das bei den
engliſchen Angriffsverſuchen der Fall. Etwa 500 Gefangene
wurden gemacht. Nur in der Gegend zwiſchen Carency und
Neuville gelang es dem Gegner, ſich in unſerer vorderſten
Linie feſtzuſetzen. Der Gegenangriff iſt im Gange.
Nördlich von Steinabrück im Fechttale warfen wir den
Feind, der ſich unmittelbar vor unſerer Stellung im dichten Nebel
eingeniſtet hatte, durch Angriff zurück und zerſtörten ſeine Gräben.
Eines unſerer Luftſchiffe belegte heute früh den befeſtig-
ten Ort Southend an der Themſemündung mit einigen Bomben.
Geſtern vormittag wurde vor Weſtende ein engliſches
Linienſchiff durch unſer Feuer vertrieben.
Oeſtlich Ypern machten wir weitere Fortſchritte und er-
beuteten fünf Maſchinengewehre.
Südweſtlich Lille ſetzten die Franzoſen ihre Angriffe
auf die Lorettohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämt-
liche Angriffe wurden abgeſchlagen. Die Zahl der von uns hier
gemachten Gefangenen erhöht ſich auf 800.
Zwiſchen Carency und Neuville hielten die Franzoſen
die von ihnen genommenen Gräben noch im Beſitz. Der Kampf
dauert hier fort. Ein engliſches Flugzeug wurde füdweſtlich Lille
heruntergeſchoſſen.
Nordweſtlich Berry au Bac in den Waldungen ſüd-
lich La Ville au Bois ſtürmten unſere Truppen geſtern eine aus
zwei hintereinander liegenden Linien beſtehende Stellung in Breite
von 400 Metern, machten dabei eine Anzahl unverwundeter Ge-
fangener und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition.
Feindliche Infanterie-Angriffe nördlich Flirey und im
Prieſterwalde ſcheiterten unter erheblichen Verluſten für den
Gegner.
12. Mai:
Feindliche Flieger bewarfen geſtern die belgiſche Stadt
Brügge mit Bomben, ohne militäriſchen Schaden anzurichten.
Oeſtlich von Ypern nahmen wir eine wichtige, von ſchottiſchen
Hochländern verteidigte Höhe.
Dünkirchen wurde weiter von uns unter Feuer ge-
halten. Oeſtlich Dixmuiden ſchoſſen wir ein engliſches Flug-
zeug ab.
Die zwiſchen Carency und Neuville (in der Gegend
nördlich von Arras) von den Franzoſen in den letzten Tagen ge-
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(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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