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Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915.

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Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915.
[Spaltenumbruch] drangen unsere Truppen in neun Kilometer Breite auf die Höhen
südlich von Pilkem und östlich davon vor. Gleichzeitig erzwangen
sie sich im hartnäckigem Kampfe den Uebergang über den
Ypernkanal
bei Steenstraate und Het Sas, wo sie sich auf dem
westlichen Ufer festsetzten.

Die Orte Langemarck, Steenstraate, Het Sas und Pilkem
wurden genommen. Mindestens 1600 Franzosen und Engländer
und 30 Geschütze, darunter vier schwere englische, fielen in unsere
Hände.

Zwischen Maas und Mosel war die Gefechtstätigkeit
wieder lebhafter. Artilleriekämpfe waren besonders heftig bei Com-
bres, St. Mihiel, Apremont und nordöstlich Flirey. Feindliche In-
fanterie-Angriffe erfolgten nur im Waldgelände zwischen Ailly und
Apremont. Hier drangen die Franzosen an einzelnen Stellen
in unsere vordersten Gräben ein, wurden aber zum Teil wieder
hinausgeworfen. Die Nahkämpfe sind noch im Gange.

Der von uns genommene Ort Embermenil östlich von
Avricourt, der gestern von den Franzosen in Brand geschossen
wurde, ist von unseren Vorposten geräumt. Die Höhen nördlich
und südlich des Ortes werden gehalten.


24. April:

Alle Versuche des Feindes, uns das nördlich und nordöstlich von
Ypern gewonnene Gelände streitig zu machen, mißlangen.

Nördlich von Ypern brach ein starker französischer, nordöstlich
von Ypern, bei St. Julien, ein englischer Angriff unter schweren
Verlusten zusammen. Ein weiterer feindlicher Angriff an und öst-
lich der Straße Ypern -- Bixschoote hatte heute früh das-
selbe Schicksal.

Westlich des Kanals wurde nachts der Ort Lizerne von
unseren Truppen gestürmt.

Die Zahl der gefangenen Franzosen, Eng-
länder und Belgier
hat sich auf 2470 erhöht, außer im
ganzen 35 Geschützen mit Munition fielen eine große Anzahl von
Maschinengewehren, viele Gewehre und sonstiges Material in
unsere Hände.

In der Champagne sprengten wir nördlich der Beau-
sejour-Ferme heute nacht mit vier Minen einen feindlichen
Schützengraben; die Franzosen erlitten hierbei starke Verluste, zu-
mal ihre Artillerie das Feuer auf die eigenen Gräben legte.

Zwischen Maas und Mosel erneuerten die Franzosen
an mehreren Stellen ihre Angriffe. Im Aillywalde behielten wir
im Bajonettkampf die Oberhand; weiter östlich wurden die an ein-
zelnen Stellen in unsere Linien eingedrungenen Franzosen wieder
herausgeworfen. Im Priesterwalde machten wir weitere Fort-
schritte. In den Vogesen hinderte Nebel und Schnee die Gefechts-
tätigkeit.


25. April:

Bei Ypern errangen wir weitere Erfolge. Das am
23. April eroberte Gelände nördlich von Ypern wurde auch gestern
gegen feindliche Angriffe behauptet. Weiter östlich setzten wir
unseren Angriff fort, stürmten die Ferme Solaert südwestlich von
St. Julien, sowie die Orte St. Julien und Kersselaere und drangen
siegreich gegen Graevenstafel vor. Bei diesen Kämpfen wurden
1000 Engländer gefangen genommen und mehrere Maschinen-
gewehre erbeutet.

Ein englischer Gegenangriff gegen unsere Stellung
westlich von St. Julien wurde heute früh unter schwersten Verlusten
für den Feind zurückgeschlagen. Westlich von Lille
wurden Angriffsversuche der Engländer durch unser Feuer im Keime
erstickt. In den Argonnen schlugen wir nördlich von Le Four
de Paris einen Angriff zweier französischer Bataillone ab.

Auf den Maashöhen südwestlich Combres erlitten die
Franzosen eine schwere Niederlage. Wir gingen hier zum Angriff
über und durchbrachen in einem Ansturm mehrere hintereinander-
liegende französische Linien.

Nächtliche Versuche der Franzosen, uns das eroberte Gelände
wieder zu entreißen, scheiterten unter schweren Verlusten für den
Feind. 24 französische Offiziere, 1600 Mann und 17 Geschütze
blieben bei diesen Kämpfen in unserer Hand.

Zwischen Maas und Mosel kam es sonst nur an ein-
zelnen Stellen unserer Südfront zu Nahkämpfen, die bei Ailly noch
nicht abgeschlossen sind. Im Priesterwalde mißglückte ein
französischen Nachtangriff. In den Vogesen behinderte auch
gestern starker Nebel die Gefechtstätigkeit.


[Spaltenumbruch]

26. April:

Bei Ypern dauern die Kämpfe an. Auf dem westlichen
Kanalufer ist Lizerne, das die Franzosen wieder genommen
zu haben behaupten, in unserem Besitz. Auch östlich des Kanals
wurde das eroberte Gelände behauptet. Die Zahl der eroberten
Geschütze stieg auf 45, worunter sich nach wie vor die vier schweren
englischen Geschütze befinden.

Nordwestlich Zonnebeke setzten wir unsere Angriffe fort
und machten dabei mehr als 1000 Kanadier zu Ge-
fangenen.
Die Gesamtzahl der Gefangenen erhöht sich damit
auf 5000.

Ein sonderbares Völkergemisch -- Senegalneger, Engländer,
Turkos, Inder, Franzosen, Kanadier, Zuaven, Algerier -- fand sich
hier auf verhältnismäßig kleinem Raume zusammen. In der
Champagne schlugen wir nördlich von Beausejour zwei fran-
zösische Nachtangriffe ab.

Auf den Maashöhen machte unser Angriff gute Fortschritte.
Mehrere Bergrücken hintereinander bis zur Höhe westlich von Les
Eparges wurden im Sturm genommen. Mehrere hundert Fran-
zosen und einige Maschinengewehre fielen in unsere Hände. Im
Aillywalde scheiterten feindliche Vorstöße.

In den Vogesen führte unser Angriff zur Wieder-
eroberung des Hartmannsweilerkopfes. Die Siegesbeute unserer
Truppen betrug hier 11 Offiziere, 749 Franzosen, 6 Minenwerfer,
4 Maschinengewehre.




Ueber die erstickenden Dämpfe, die deutscherseits bei
Ypern angewandt wurden, bringen französische Blätter Berichte von
Augenzeugen über dieses neue deutsche Mittel, eine Art erstickenden
Dampf, den die Deutschen von ihren Schützengräben aus gegen die
französischen Linien richteten. Die Franzosen bemerkten, daß hinter
der Brustwehr der deutschen Schützengräben etwas Außergewöhn-
liches vorgehe. Es waren dort mehrere Oeffnungen hergerichtet. Die
Deutschen warteten einen günstigen Wind ab, um aus Behältern
unter Druck stehende Dämpfe herauszuschleudern. Die Dämpfe
wurden als Chlordämpfe festgestellt. Die französischen Sol-
daten sahen mit Erstaunen einen sehr dichten schwärzlichen Rauch
auf sich zukommen, während die Deutschen, die augenblickliche
Bestürzung der Franzosen ausnützend, vom Artilleriefeuer unter-
stützt, die Schützengräben verließen. Die vordersten deutschen
Soldaten bedeckten das Gesicht mit einer Maske, wodurch es ihnen
möglich wurde, ungefährdet die verpestete Zone zu durchschreiten.
Die ganze französische Presse bespricht die Anwendung erstickender
Gase durch die deutsche Armee und erklärt, nur die Wirkung dieser
Gase habe die Verbündeten zum Rückzug veranlaßt. Es sei den
Verbündeten jedoch gelungen, das Verlorene wieder gutzumachen,
so daß die Deutschen keinen Erfolg zu verzeichnen hätten. Die An-
wendung solcher Mittel sei ein neuer Beweis für die barbarische
Kriegführung Deutschlands. Außerdem widerspreche sie allen Kriegs-
gesetzen und sei, wie eine Havas-Note ausführt, durch Haager Er-
klärungen, die von den Regierungen in Berlin und Wien ratifiziert
wurden, förmlich untersagt. Der "Temps" schließt sich dem Protest
aller Blätter an und erklärt, die scheußliche Handlungsweise sei mit
kühlem Vorbedacht und mit allen Hilfsmitteln der deutschen Wissen-
schaft ausgeführt. Einige Militärkritiker, wie Oberstleutnant Rousset
im "Petit Parisien" und General Berthaut im "Petit Journal",
fordern die französische Regierung auf, nicht bei Protesten es be-
wenden zu lassen, sondern die gleichen Mittel anzuwenden. Die
genannten Militärkritiker vergessen, daß es ihre Landsleute selbst
gewesen sind, die mit der Verwendung von erstickenden Dämpfen
angefangen haben. Nun beklagen sie sich darüber, weil dank der
höherstehenden deutschen Wissenschaft unsere Gasbomben besser und
wirksamer sind als die ihrigen.



27. April:

Das württembergische Kriegsministerium teilt mit:

Heute vor-
mittag zwischen 9 und 10 Uhr flog ein französischer
Doppeldecker,
von westlicher Richtung kommend, über
Oberndorf, umkreiste mehreremale die Stadt und warf vier
Bomben
ab. Drei vielen beim mittleren, eine in das obere
Werk der Waffenfabrik Mauser. Der Flieger wurde schon beim
Anflug, dann beim Kreisen über der Stadt mit Geschützen und
Maschinengewehren beschossen. Durch Bombensplitter wurden sechs
Personen der Zivilbevölkerung, darunter einige Arbeiter, getötet
und sieben schwer verletzt. Der Gebäude- und Materialschaden ist

Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915.
[Spaltenumbruch] drangen unſere Truppen in neun Kilometer Breite auf die Höhen
ſüdlich von Pilkem und öſtlich davon vor. Gleichzeitig erzwangen
ſie ſich im hartnäckigem Kampfe den Uebergang über den
Ypernkanal
bei Steenſtraate und Het Sas, wo ſie ſich auf dem
weſtlichen Ufer feſtſetzten.

Die Orte Langemarck, Steenſtraate, Het Sas und Pilkem
wurden genommen. Mindeſtens 1600 Franzoſen und Engländer
und 30 Geſchütze, darunter vier ſchwere engliſche, fielen in unſere
Hände.

Zwiſchen Maas und Moſel war die Gefechtstätigkeit
wieder lebhafter. Artilleriekämpfe waren beſonders heftig bei Com-
bres, St. Mihiel, Apremont und nordöſtlich Flirey. Feindliche In-
fanterie-Angriffe erfolgten nur im Waldgelände zwiſchen Ailly und
Apremont. Hier drangen die Franzoſen an einzelnen Stellen
in unſere vorderſten Gräben ein, wurden aber zum Teil wieder
hinausgeworfen. Die Nahkämpfe ſind noch im Gange.

Der von uns genommene Ort Embermenil öſtlich von
Avricourt, der geſtern von den Franzoſen in Brand geſchoſſen
wurde, iſt von unſeren Vorpoſten geräumt. Die Höhen nördlich
und ſüdlich des Ortes werden gehalten.


24. April:

Alle Verſuche des Feindes, uns das nördlich und nordöſtlich von
Ypern gewonnene Gelände ſtreitig zu machen, mißlangen.

Nördlich von Ypern brach ein ſtarker franzöſiſcher, nordöſtlich
von Ypern, bei St. Julien, ein engliſcher Angriff unter ſchweren
Verluſten zuſammen. Ein weiterer feindlicher Angriff an und öſt-
lich der Straße Ypern — Bixſchoote hatte heute früh das-
ſelbe Schickſal.

Weſtlich des Kanals wurde nachts der Ort Lizerne von
unſeren Truppen geſtürmt.

Die Zahl der gefangenen Franzoſen, Eng-
länder und Belgier
hat ſich auf 2470 erhöht, außer im
ganzen 35 Geſchützen mit Munition fielen eine große Anzahl von
Maſchinengewehren, viele Gewehre und ſonſtiges Material in
unſere Hände.

In der Champagne ſprengten wir nördlich der Beau-
ſéjour-Ferme heute nacht mit vier Minen einen feindlichen
Schützengraben; die Franzoſen erlitten hierbei ſtarke Verluſte, zu-
mal ihre Artillerie das Feuer auf die eigenen Gräben legte.

Zwiſchen Maas und Moſel erneuerten die Franzoſen
an mehreren Stellen ihre Angriffe. Im Aillywalde behielten wir
im Bajonettkampf die Oberhand; weiter öſtlich wurden die an ein-
zelnen Stellen in unſere Linien eingedrungenen Franzoſen wieder
herausgeworfen. Im Prieſterwalde machten wir weitere Fort-
ſchritte. In den Vogeſen hinderte Nebel und Schnee die Gefechts-
tätigkeit.


25. April:

Bei Ypern errangen wir weitere Erfolge. Das am
23. April eroberte Gelände nördlich von Ypern wurde auch geſtern
gegen feindliche Angriffe behauptet. Weiter öſtlich ſetzten wir
unſeren Angriff fort, ſtürmten die Ferme Solaert ſüdweſtlich von
St. Julien, ſowie die Orte St. Julien und Kerſſelaere und drangen
ſiegreich gegen Graevenstafel vor. Bei dieſen Kämpfen wurden
1000 Engländer gefangen genommen und mehrere Maſchinen-
gewehre erbeutet.

Ein engliſcher Gegenangriff gegen unſere Stellung
weſtlich von St. Julien wurde heute früh unter ſchwerſten Verluſten
für den Feind zurückgeſchlagen. Weſtlich von Lille
wurden Angriffsverſuche der Engländer durch unſer Feuer im Keime
erſtickt. In den Argonnen ſchlugen wir nördlich von Le Four
de Paris einen Angriff zweier franzöſiſcher Bataillone ab.

Auf den Maashöhen ſüdweſtlich Combres erlitten die
Franzoſen eine ſchwere Niederlage. Wir gingen hier zum Angriff
über und durchbrachen in einem Anſturm mehrere hintereinander-
liegende franzöſiſche Linien.

Nächtliche Verſuche der Franzoſen, uns das eroberte Gelände
wieder zu entreißen, ſcheiterten unter ſchweren Verluſten für den
Feind. 24 franzöſiſche Offiziere, 1600 Mann und 17 Geſchütze
blieben bei dieſen Kämpfen in unſerer Hand.

Zwiſchen Maas und Moſel kam es ſonſt nur an ein-
zelnen Stellen unſerer Südfront zu Nahkämpfen, die bei Ailly noch
nicht abgeſchloſſen ſind. Im Prieſterwalde mißglückte ein
franzöſiſchen Nachtangriff. In den Vogeſen behinderte auch
geſtern ſtarker Nebel die Gefechtstätigkeit.


[Spaltenumbruch]

26. April:

Bei Ypern dauern die Kämpfe an. Auf dem weſtlichen
Kanalufer iſt Lizerne, das die Franzoſen wieder genommen
zu haben behaupten, in unſerem Beſitz. Auch öſtlich des Kanals
wurde das eroberte Gelände behauptet. Die Zahl der eroberten
Geſchütze ſtieg auf 45, worunter ſich nach wie vor die vier ſchweren
engliſchen Geſchütze befinden.

Nordweſtlich Zonnebeke ſetzten wir unſere Angriffe fort
und machten dabei mehr als 1000 Kanadier zu Ge-
fangenen.
Die Geſamtzahl der Gefangenen erhöht ſich damit
auf 5000.

Ein ſonderbares Völkergemiſch — Senegalneger, Engländer,
Turkos, Inder, Franzoſen, Kanadier, Zuaven, Algerier — fand ſich
hier auf verhältnismäßig kleinem Raume zuſammen. In der
Champagne ſchlugen wir nördlich von Beauſéjour zwei fran-
zöſiſche Nachtangriffe ab.

Auf den Maashöhen machte unſer Angriff gute Fortſchritte.
Mehrere Bergrücken hintereinander bis zur Höhe weſtlich von Les
Eparges wurden im Sturm genommen. Mehrere hundert Fran-
zoſen und einige Maſchinengewehre fielen in unſere Hände. Im
Aillywalde ſcheiterten feindliche Vorſtöße.

In den Vogeſen führte unſer Angriff zur Wieder-
eroberung des Hartmannsweilerkopfes. Die Siegesbeute unſerer
Truppen betrug hier 11 Offiziere, 749 Franzoſen, 6 Minenwerfer,
4 Maſchinengewehre.




Ueber die erſtickenden Dämpfe, die deutſcherſeits bei
Ypern angewandt wurden, bringen franzöſiſche Blätter Berichte von
Augenzeugen über dieſes neue deutſche Mittel, eine Art erſtickenden
Dampf, den die Deutſchen von ihren Schützengräben aus gegen die
franzöſiſchen Linien richteten. Die Franzoſen bemerkten, daß hinter
der Bruſtwehr der deutſchen Schützengräben etwas Außergewöhn-
liches vorgehe. Es waren dort mehrere Oeffnungen hergerichtet. Die
Deutſchen warteten einen günſtigen Wind ab, um aus Behältern
unter Druck ſtehende Dämpfe herauszuſchleudern. Die Dämpfe
wurden als Chlordämpfe feſtgeſtellt. Die franzöſiſchen Sol-
daten ſahen mit Erſtaunen einen ſehr dichten ſchwärzlichen Rauch
auf ſich zukommen, während die Deutſchen, die augenblickliche
Beſtürzung der Franzoſen ausnützend, vom Artilleriefeuer unter-
ſtützt, die Schützengräben verließen. Die vorderſten deutſchen
Soldaten bedeckten das Geſicht mit einer Maske, wodurch es ihnen
möglich wurde, ungefährdet die verpeſtete Zone zu durchſchreiten.
Die ganze franzöſiſche Preſſe beſpricht die Anwendung erſtickender
Gaſe durch die deutſche Armee und erklärt, nur die Wirkung dieſer
Gaſe habe die Verbündeten zum Rückzug veranlaßt. Es ſei den
Verbündeten jedoch gelungen, das Verlorene wieder gutzumachen,
ſo daß die Deutſchen keinen Erfolg zu verzeichnen hätten. Die An-
wendung ſolcher Mittel ſei ein neuer Beweis für die barbariſche
Kriegführung Deutſchlands. Außerdem widerſpreche ſie allen Kriegs-
geſetzen und ſei, wie eine Havas-Note ausführt, durch Haager Er-
klärungen, die von den Regierungen in Berlin und Wien ratifiziert
wurden, förmlich unterſagt. Der „Temps“ ſchließt ſich dem Proteſt
aller Blätter an und erklärt, die ſcheußliche Handlungsweiſe ſei mit
kühlem Vorbedacht und mit allen Hilfsmitteln der deutſchen Wiſſen-
ſchaft ausgeführt. Einige Militärkritiker, wie Oberſtleutnant Rouſſet
im „Petit Pariſien“ und General Berthaut im „Petit Journal“,
fordern die franzöſiſche Regierung auf, nicht bei Proteſten es be-
wenden zu laſſen, ſondern die gleichen Mittel anzuwenden. Die
genannten Militärkritiker vergeſſen, daß es ihre Landsleute ſelbſt
geweſen ſind, die mit der Verwendung von erſtickenden Dämpfen
angefangen haben. Nun beklagen ſie ſich darüber, weil dank der
höherſtehenden deutſchen Wiſſenſchaft unſere Gasbomben beſſer und
wirkſamer ſind als die ihrigen.



27. April:

Das württembergiſche Kriegsminiſterium teilt mit:

Heute vor-
mittag zwiſchen 9 und 10 Uhr flog ein franzöſiſcher
Doppeldecker,
von weſtlicher Richtung kommend, über
Oberndorf, umkreiſte mehreremale die Stadt und warf vier
Bomben
ab. Drei vielen beim mittleren, eine in das obere
Werk der Waffenfabrik Mauſer. Der Flieger wurde ſchon beim
Anflug, dann beim Kreiſen über der Stadt mit Geſchützen und
Maſchinengewehren beſchoſſen. Durch Bombenſplitter wurden ſechs
Perſonen der Zivilbevölkerung, darunter einige Arbeiter, getötet
und ſieben ſchwer verletzt. Der Gebäude- und Materialſchaden iſt
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[Seite 266.[266]/0004] Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915. drangen unſere Truppen in neun Kilometer Breite auf die Höhen ſüdlich von Pilkem und öſtlich davon vor. Gleichzeitig erzwangen ſie ſich im hartnäckigem Kampfe den Uebergang über den Ypernkanal bei Steenſtraate und Het Sas, wo ſie ſich auf dem weſtlichen Ufer feſtſetzten. Die Orte Langemarck, Steenſtraate, Het Sas und Pilkem wurden genommen. Mindeſtens 1600 Franzoſen und Engländer und 30 Geſchütze, darunter vier ſchwere engliſche, fielen in unſere Hände. Zwiſchen Maas und Moſel war die Gefechtstätigkeit wieder lebhafter. Artilleriekämpfe waren beſonders heftig bei Com- bres, St. Mihiel, Apremont und nordöſtlich Flirey. Feindliche In- fanterie-Angriffe erfolgten nur im Waldgelände zwiſchen Ailly und Apremont. Hier drangen die Franzoſen an einzelnen Stellen in unſere vorderſten Gräben ein, wurden aber zum Teil wieder hinausgeworfen. Die Nahkämpfe ſind noch im Gange. Der von uns genommene Ort Embermenil öſtlich von Avricourt, der geſtern von den Franzoſen in Brand geſchoſſen wurde, iſt von unſeren Vorpoſten geräumt. Die Höhen nördlich und ſüdlich des Ortes werden gehalten. 24. April: Alle Verſuche des Feindes, uns das nördlich und nordöſtlich von Ypern gewonnene Gelände ſtreitig zu machen, mißlangen. Nördlich von Ypern brach ein ſtarker franzöſiſcher, nordöſtlich von Ypern, bei St. Julien, ein engliſcher Angriff unter ſchweren Verluſten zuſammen. Ein weiterer feindlicher Angriff an und öſt- lich der Straße Ypern — Bixſchoote hatte heute früh das- ſelbe Schickſal. Weſtlich des Kanals wurde nachts der Ort Lizerne von unſeren Truppen geſtürmt. Die Zahl der gefangenen Franzoſen, Eng- länder und Belgier hat ſich auf 2470 erhöht, außer im ganzen 35 Geſchützen mit Munition fielen eine große Anzahl von Maſchinengewehren, viele Gewehre und ſonſtiges Material in unſere Hände. In der Champagne ſprengten wir nördlich der Beau- ſéjour-Ferme heute nacht mit vier Minen einen feindlichen Schützengraben; die Franzoſen erlitten hierbei ſtarke Verluſte, zu- mal ihre Artillerie das Feuer auf die eigenen Gräben legte. Zwiſchen Maas und Moſel erneuerten die Franzoſen an mehreren Stellen ihre Angriffe. Im Aillywalde behielten wir im Bajonettkampf die Oberhand; weiter öſtlich wurden die an ein- zelnen Stellen in unſere Linien eingedrungenen Franzoſen wieder herausgeworfen. Im Prieſterwalde machten wir weitere Fort- ſchritte. In den Vogeſen hinderte Nebel und Schnee die Gefechts- tätigkeit. 25. April: Bei Ypern errangen wir weitere Erfolge. Das am 23. April eroberte Gelände nördlich von Ypern wurde auch geſtern gegen feindliche Angriffe behauptet. Weiter öſtlich ſetzten wir unſeren Angriff fort, ſtürmten die Ferme Solaert ſüdweſtlich von St. Julien, ſowie die Orte St. Julien und Kerſſelaere und drangen ſiegreich gegen Graevenstafel vor. Bei dieſen Kämpfen wurden 1000 Engländer gefangen genommen und mehrere Maſchinen- gewehre erbeutet. Ein engliſcher Gegenangriff gegen unſere Stellung weſtlich von St. Julien wurde heute früh unter ſchwerſten Verluſten für den Feind zurückgeſchlagen. Weſtlich von Lille wurden Angriffsverſuche der Engländer durch unſer Feuer im Keime erſtickt. In den Argonnen ſchlugen wir nördlich von Le Four de Paris einen Angriff zweier franzöſiſcher Bataillone ab. Auf den Maashöhen ſüdweſtlich Combres erlitten die Franzoſen eine ſchwere Niederlage. Wir gingen hier zum Angriff über und durchbrachen in einem Anſturm mehrere hintereinander- liegende franzöſiſche Linien. Nächtliche Verſuche der Franzoſen, uns das eroberte Gelände wieder zu entreißen, ſcheiterten unter ſchweren Verluſten für den Feind. 24 franzöſiſche Offiziere, 1600 Mann und 17 Geſchütze blieben bei dieſen Kämpfen in unſerer Hand. Zwiſchen Maas und Moſel kam es ſonſt nur an ein- zelnen Stellen unſerer Südfront zu Nahkämpfen, die bei Ailly noch nicht abgeſchloſſen ſind. Im Prieſterwalde mißglückte ein franzöſiſchen Nachtangriff. In den Vogeſen behinderte auch geſtern ſtarker Nebel die Gefechtstätigkeit. 26. April: Bei Ypern dauern die Kämpfe an. Auf dem weſtlichen Kanalufer iſt Lizerne, das die Franzoſen wieder genommen zu haben behaupten, in unſerem Beſitz. Auch öſtlich des Kanals wurde das eroberte Gelände behauptet. Die Zahl der eroberten Geſchütze ſtieg auf 45, worunter ſich nach wie vor die vier ſchweren engliſchen Geſchütze befinden. Nordweſtlich Zonnebeke ſetzten wir unſere Angriffe fort und machten dabei mehr als 1000 Kanadier zu Ge- fangenen. Die Geſamtzahl der Gefangenen erhöht ſich damit auf 5000. Ein ſonderbares Völkergemiſch — Senegalneger, Engländer, Turkos, Inder, Franzoſen, Kanadier, Zuaven, Algerier — fand ſich hier auf verhältnismäßig kleinem Raume zuſammen. In der Champagne ſchlugen wir nördlich von Beauſéjour zwei fran- zöſiſche Nachtangriffe ab. Auf den Maashöhen machte unſer Angriff gute Fortſchritte. Mehrere Bergrücken hintereinander bis zur Höhe weſtlich von Les Eparges wurden im Sturm genommen. Mehrere hundert Fran- zoſen und einige Maſchinengewehre fielen in unſere Hände. Im Aillywalde ſcheiterten feindliche Vorſtöße. In den Vogeſen führte unſer Angriff zur Wieder- eroberung des Hartmannsweilerkopfes. Die Siegesbeute unſerer Truppen betrug hier 11 Offiziere, 749 Franzoſen, 6 Minenwerfer, 4 Maſchinengewehre. Ueber die erſtickenden Dämpfe, die deutſcherſeits bei Ypern angewandt wurden, bringen franzöſiſche Blätter Berichte von Augenzeugen über dieſes neue deutſche Mittel, eine Art erſtickenden Dampf, den die Deutſchen von ihren Schützengräben aus gegen die franzöſiſchen Linien richteten. Die Franzoſen bemerkten, daß hinter der Bruſtwehr der deutſchen Schützengräben etwas Außergewöhn- liches vorgehe. Es waren dort mehrere Oeffnungen hergerichtet. Die Deutſchen warteten einen günſtigen Wind ab, um aus Behältern unter Druck ſtehende Dämpfe herauszuſchleudern. Die Dämpfe wurden als Chlordämpfe feſtgeſtellt. Die franzöſiſchen Sol- daten ſahen mit Erſtaunen einen ſehr dichten ſchwärzlichen Rauch auf ſich zukommen, während die Deutſchen, die augenblickliche Beſtürzung der Franzoſen ausnützend, vom Artilleriefeuer unter- ſtützt, die Schützengräben verließen. Die vorderſten deutſchen Soldaten bedeckten das Geſicht mit einer Maske, wodurch es ihnen möglich wurde, ungefährdet die verpeſtete Zone zu durchſchreiten. Die ganze franzöſiſche Preſſe beſpricht die Anwendung erſtickender Gaſe durch die deutſche Armee und erklärt, nur die Wirkung dieſer Gaſe habe die Verbündeten zum Rückzug veranlaßt. Es ſei den Verbündeten jedoch gelungen, das Verlorene wieder gutzumachen, ſo daß die Deutſchen keinen Erfolg zu verzeichnen hätten. Die An- wendung ſolcher Mittel ſei ein neuer Beweis für die barbariſche Kriegführung Deutſchlands. Außerdem widerſpreche ſie allen Kriegs- geſetzen und ſei, wie eine Havas-Note ausführt, durch Haager Er- klärungen, die von den Regierungen in Berlin und Wien ratifiziert wurden, förmlich unterſagt. Der „Temps“ ſchließt ſich dem Proteſt aller Blätter an und erklärt, die ſcheußliche Handlungsweiſe ſei mit kühlem Vorbedacht und mit allen Hilfsmitteln der deutſchen Wiſſen- ſchaft ausgeführt. Einige Militärkritiker, wie Oberſtleutnant Rouſſet im „Petit Pariſien“ und General Berthaut im „Petit Journal“, fordern die franzöſiſche Regierung auf, nicht bei Proteſten es be- wenden zu laſſen, ſondern die gleichen Mittel anzuwenden. Die genannten Militärkritiker vergeſſen, daß es ihre Landsleute ſelbſt geweſen ſind, die mit der Verwendung von erſtickenden Dämpfen angefangen haben. Nun beklagen ſie ſich darüber, weil dank der höherſtehenden deutſchen Wiſſenſchaft unſere Gasbomben beſſer und wirkſamer ſind als die ihrigen. 27. April: Das württembergiſche Kriegsminiſterium teilt mit: Heute vor- mittag zwiſchen 9 und 10 Uhr flog ein franzöſiſcher Doppeldecker, von weſtlicher Richtung kommend, über Oberndorf, umkreiſte mehreremale die Stadt und warf vier Bomben ab. Drei vielen beim mittleren, eine in das obere Werk der Waffenfabrik Mauſer. Der Flieger wurde ſchon beim Anflug, dann beim Kreiſen über der Stadt mit Geſchützen und Maſchinengewehren beſchoſſen. Durch Bombenſplitter wurden ſechs Perſonen der Zivilbevölkerung, darunter einige Arbeiter, getötet und ſieben ſchwer verletzt. Der Gebäude- und Materialſchaden iſt

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915, S. Seite 266.[266]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine18_1915/4>, abgerufen am 24.11.2024.