Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
stattgefunden habe -- daß die Besetzung des Eilands durch die Slavinen nur In diesen kriegsgefangenen Peloponnestern des Feldherrn Stauracius Diese Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten Bis die s[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]avinischen Moraiten ihre Muttersprache ganz vergaßen und Die Kinder Israel hatten im byzantinischen Reiche Grundbesitz, und Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, besonders aber Demnach ist es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen Deutschland. +* München, 11 Jun. Wenn die Leipziger "Neue Zeitschrift Wien. Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verstärkten Reichsrath Fürst zu Salm: "diese Angelegenheit könne nicht vor dem Ple- Graf Szecsen tritt dem Antrag des Fürsten Salm bei und fährt fort: [Spaltenumbruch]
ſtattgefunden habe — daß die Beſetzung des Eilands durch die Slavinen nur In dieſen kriegsgefangenen Peloponneſtern des Feldherrn Stauracius Dieſe Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten Bis die ſ[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]aviniſchen Moraiten ihre Mutterſprache ganz vergaßen und Die Kinder Iſrael hatten im byzantiniſchen Reiche Grundbeſitz, und Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, beſonders aber Demnach iſt es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen Deutſchland. †* München, 11 Jun. Wenn die Leipziger „Neue Zeitſchrift Wien. Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verſtärkten Reichsrath Fürſt zu Salm: „dieſe Angelegenheit könne nicht vor dem Ple- Graf Szécſen tritt dem Antrag des Fürſten Salm bei und fährt fort: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="2806"/><cb/> ſtattgefunden habe — daß die Beſetzung des Eilands durch die Slavinen nur<lb/> temporär und gleichſam militäriſch geweſen ſey, und folglich ihre Dorier im<lb/> Taygetus und ihre antediluvianiſchen Pelasger in Arkadien durch Auflagen<lb/> und Plünderung von Seiten der im Lande ſitzenden Barbaren zwar beläſtigt,<lb/> aber in ihrem Bodenbeſitz nicht geſtört worden ſeyen, wenn, ſagen wir, die<lb/> Verfaſſerin dieſe drei Punkte beweiſen kann, hat der Streit ein Ende, und<lb/> bleibt der edlen Gräſin der Ruhm eine hiſtoriſche Controverſe die ſeit dreißig<lb/> Jahren Unfrieden, Zwieſpalt und Hader geſtiftet hat, durch ihr mächtiges Ta-<lb/> lent und ihr tiefes Wiſſen zum Vortheil der Idealiſten endgültig entſchieden<lb/> zu haben. Noch iſt dieſer Beweis nicht geliefert, denn ein vages und argu-<lb/> mentloſes Dictum, ein Sie hat-es-geſagt wird in der Wiſſenſchaft für nichts<lb/> gerechnet. Schon der Sinn den die Verfaſſerin in die oben berührte pelo-<lb/> ponneſiſche Slavenſtelle der Kaiſerin Irene hineindeutet, gibt, wie wir beſor-<lb/> gen, ein ungünſtiges Vorurtheil über den Erfolg den die hochgeborne Gräfin<lb/> in dem ihr zugeſchobenen großen hiſtoriſchen Beweis erwarten läßt. Um die<lb/> Gewiſſensbiſſe zu ſtillen und die mörderiſche Unthat vergeſſen zu machen, warf<lb/> ſich Irene — dieſe Katharina <hi rendition="#aq">II</hi> von Byzanz — dem Schlachtengott in die<lb/> Arme, und überzog nach einem ſchimpflichen Frieden mit dem Chalifen von<lb/> Bagdad durch ihren Feldherrn Stauracius die vom Biſchof Wilibald ſchon<lb/> um das Jahr 723 „Slavinien“ genannte, ganz von Slaven bewohnte, mit<lb/> ſlaviſchen Ortsnamen überſäete, in mehrere von einander unabhängige Tſchu-<lb/> panien getheilte und von Byzanz völlig losgeriſſene Halbinſel Peloponnes mit<lb/> Heeresmacht. Es war aber nur ein erſter Verſuch, ein flüchtiger Plünde-<lb/> rungszug ohne weitere Folgen als daß Stauracius eine Anzahl Kriegsgefan-<lb/> gener Slavinen, worunter einige Kaziken, im Triumph nach Konſtantinopel<lb/> brachte.</p><lb/> <p>In dieſen kriegsgefangenen Peloponneſtern des Feldherrn Stauracius<lb/> ſieht die patriotiſche Gräfin die Unterjochung des ganzen Eilands, und die<lb/> völlige Ausleerung der dichtgedrängten, ackerbauenden und kühemelkenden<lb/> Slavinenbevölkerung aus ihrer damals ſchon mehr als 150 Jahre occupirten<lb/> Heimath. Das Eiland blieb aber ſlaviniſch wie zuvor, und es brauchte noch<lb/> zweihundert volle Jahre Kampf und Noth bis ſich die beſiegten Tſchupane des<lb/> heidniſchen „Morea“ — ſo benannten die neuen Beſitzer zuerſt den fetteſten<lb/> Theil des Landes, und am Ende die ganze Halbinſel — nach wiederholten<lb/> Auſſtänden endlich in ihr Schickſal fügten, das Chriſtenthum annahmen, und<lb/> als tributpflichtige Unterthanen dem Autokraten von Byzanz gehorchten.</p><lb/> <p>Dieſe Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten<lb/> byzantiniſchen Stelle konnte man der hochgebornen Gräfin bei aller Artigkeit<lb/> nicht erlaſſen. Wir bleiben aber ſtreng bei der Sache, und folgen in unſerer<lb/> Argumentation den Theſen der patriotiſchen Vorkämpferin für den idealen<lb/> Hellenismus Schritt für Schritt.</p><lb/> <p>Bis die ſ<gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>aviniſchen Moraiten ihre Mutterſprache ganz vergaßen und<lb/> das Vulgärgriechiſche ihrer Beſieger annahmen, dauerte es gegen 800<lb/> Jahre. Und um die Mitte des 15. Jahrhunderts wundert ſich der gelehrte<lb/> und vielgereiste Athener Chalkokondylas über den ſonderbaren und ganz un-<lb/> erwarteten Befund daß die Bewohner des Maina-Gebirges in Kleidung und<lb/> Sprache ganz und vollkommen den Leuten gleichen die er in „Moskovien“<lb/> und „Sarmatien“ geſehen habe. Dieſes Citat iſt ein gefährliches Argument<lb/> gegen die Verfaſſerin, die in patriotiſcher Gluth dem ſlavimſchen Unweſen in<lb/> Hellas und auf Morea noch vor Ablauf des achten Jahrhunderts ein gründ-<lb/> liches Ende machen läßt. Zum Unglück für die hochgeborne Enthuſtaſtin<lb/> ſcheint Chalkokondylas’ Zeitgenoſſe, der byzantiniſche Statiſtiker Mazari, das<lb/> Daſeyn einer ſlaviſchredenden Bevölkerung auf Morea noch in der zweiten<lb/> Hälſte des 15. Jahrhunderts nicht bloß zu beſtätigen, er ſcheint die Sache<lb/> noch zu verſchlimmern. Denn von den ſieben Kategorien in welche Mazari<lb/> die Peloponneſier ſeiner Zeit eintheilt, werden neben Slavinen, Italienern<lb/> und den friſch eingewanderten Albaneſen zwei ganze Kategorien den Juden<lb/> und den Zigeunern (#) zugewieſen, die in großer Anzahl auf Morea<lb/> lebten, und ſich mit der einheimiſchen Bevölkerung vermiſchten. Jüdiſche<lb/> Baſtarden (#), ſagt Mazari, ſeyen nicht wenige auf dem Ei-<lb/> lande.</p><lb/> <p>Die Kinder Iſrael hatten im byzantiniſchen Reiche Grundbeſitz, und<lb/> trieben Ackerbau und Milchwirthſchaft eben ſo gründlich wie ſich andere den<lb/> Handelsgeſchäften und dem Geldwechſel ergaben. Ein Decret aus dem<lb/> ſiebenten Jahre Baſilius’<hi rendition="#aq">I</hi>, Gründers der ſlaviſchen Kaiſerdynaſtie von By-<lb/> zanz (867 — 886), nöthigte alle Iſraeliten des Reichs durch den Reiz hoher<lb/> Ehrenſtellen und reicher Geſchenke ſich taufen zu laſſen. Wie ſpäter unter<lb/> Iſabel von Caſtilien bekannten ſich alle grundbeſitzenden, vornehmen und<lb/> reichen Juden des Kaiſerthums unter Baſilius <hi rendition="#aq">I</hi>, wenigſtens dem Schein nach,<lb/> zum Chriſtenthum.</p><lb/> <p>Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, beſonders aber<lb/> Morea und den ſlaviniſirteſten aller Diſtricte der Halbinſel, das „pelasgiſche“<lb/> Arkadien, bereisten: ob ſie beim Anblick gewiſſer Phyſiognomien und Ge-<lb/> ſtalten nicht unwillkürlich an die zwei Kategorien des Mazari dachten? Zur<lb/> nämlichen Zeit ſchreibt Phranzes, Finanzminiſter des letzten Morea-Fürſten<lb/> aus dem Hanſe der Paläologen: der Peloponnes ſey zur Hälfte von Albaneſen<lb/> und zur Hälfte von Griechen, d. h. von jenem Miſchlingsvolke bewohnt ge-<lb/> weſen das ſich im Laufe der Zeit aus den ſieben Elementen des Mazari<lb/> gebildet hatte.</p><lb/> <p>Demnach iſt es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen<lb/> Griechen des Königreichs noch heute nicht ganz als ihresgleichen angeſehen<lb/> und behandelt werden. Bei einem lebhaften Wortwechſel den wir einſt in<lb/> Aetolien mit den griechiſchen Pferdeführern hatten, ſagte einer ganz trocken:<lb/> „Wenn ihr Schimpfworte liebet, geht hinüber nach Morea, dort könnet ihr<lb/> zu den Leuten ſagen was ihr wollt, bei uns geht das nicht.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſchland.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>†* <hi rendition="#b">München,</hi> 11 Jun.</dateline> <p>Wenn die Leipziger „Neue Zeitſchrift<lb/> für Muſik“ auf München fortwährend nicht eben ſonderlich gut zu ſprechen iſt,<lb/> ſo begreift man bei der Tendenz dieſes Blattes überaus leicht das <hi rendition="#aq">inde irae,</hi><lb/> da alle ſeine enkomiaſtiſchen und bombaſtiſchen Artikel über das unerhörte<lb/> Genie des Hauptes der neudeutſchen „Schule“ nach wie vor hier nicht im<lb/> mindeſten verfangen wollen. Wenn jedoch das Blatt in ſeiner neueſten<lb/> Nummer gelegentlich der Erwähnung der jüngſt aufgeführten Gluck’ſchen Oper<lb/> München als eine Art Böotien hinſtellt, wenn es die „geſangliche Ausführung<lb/> und Inſcenirung“ der Oper als „weniger denn mittelmäßig“ bezeichnet, ja<lb/> wenn es ſich ſogar nicht entblödet durch eine geſchickte Wendung die enthuſia-<lb/> ſtiſche Aufnahme des Werks mit unſern alles goutirenden obſcuren Zuſtänden<lb/> in Verbindung zu bringen, ſo kommen dieſe plumpen Entſtellungen der Wahr-<lb/> heit nur der Keckheit eines Artikels derſelben Nummer (vom 8 Jun.) gleich,<lb/> in welchem man die „Lieder“ von Franz Liſzt, über deren complete Ungenieß-<lb/> barkeit und lächerliche Ungeheuerlichkeit in der That Freund und Feind einig<lb/> ſind, zu bewundernswerthen Großthaten eines epochemachenden Geiſtes zu<lb/> ſtempeln ſucht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Wien.</hi> </dateline> <p>Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verſtärkten<lb/> Reichsraths vom 8 d. 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Erſt dann würde zu er-<lb/> örtern ſeyn, ob der Reichsrath ſich nicht zu dem unterthänigſten Antrag veranlaßt<lb/> ſehen könnte und wollte, daß dieſe Angelegenheit ganz oder theilweiſe den in Aus-<lb/> ſicht geſtellten Landesvertretungen übertragen werden möge. Allerdings könnte dieß<lb/> nur auf den Vorſchlag des Comit<hi rendition="#aq">é</hi>’s geſchehen. Es wäre aber auch Aufgabe des<lb/> letzteren zu erklären ob ſeiner Anſicht nach auf Annahme des oberwähnten Vor-<lb/> ſchlags einzurathen ſey, oder nicht. Ich ſtelle daher den Antrag daß in Erwägung<lb/> und Würdigung dieſer Gründe die Erueunung eines Comit<hi rendition="#aq">é</hi>’s beliebt und ſofort<lb/> zur Wahl desſelben geſchritten werden möge, worin natürlich auch nach Thunlich-<lb/> keit die verſchiedenen Provinzen vertreten ſeyn müſſen. 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Nun glaube ich daß es unſere Aufgabe und Pflicht iſt, und daß wir<lb/> deßhalb auch in dieſe hohe Verſammlung berufen worden ſind, demjenigen Ausdruck<lb/> zu geben was in den einzelnen Ländern als Meinung beſteht, dieſe Meinung zu<lb/> beleuchten und eben dadurch Gelegenheit zu bieten dieſelbe, wenn ſie irrig iſt, als<lb/> ſolche durch Aufklärung der näheren Umſtände zu bezeichnen und zu beſeitigen.<lb/> Würde dieſe Meinung nicht erwähnt und gewürdigt, ſondern ſtillſchweigend übergan-<lb/> gen, ſo müßte der etwaige Irrthum, ſtatt beſeitigt zu werden, ſich immer tiefer<lb/> einwurzeln, immer weiter ausbreiten. Der Hr. Juftizminiſter hat in ſeinem Vor-<lb/> trag zu gleicher Zeit die Frage der Sprache erwähnt, welche in den verſchiedenen Län-<lb/> dertheilen und namentlich in Ungarn in Betracht kommt. In Betreff dieſer Frage<lb/> glaube ich hier die Ueberzeugung ausſprechen zu können daß mehr oder weniger<lb/> alle unbefangenen Leute die Berechtiung der verſchiedenen Stämme eines Landes,<lb/> in den Kreiſen ihrer Wirkſamkeit ſich dieſer Sprache zu bedienen, durchaus nicht in<lb/> Abrede ſtellen werden. Wenn aber vor den Ereigniſſen des Jahres 1848 hierüber<lb/> in verſchiedenen Ländern, und namentlich in Ungarn, andere Anſichten herrſchten, ſo<lb/> iſt doch zu bedenken daß dieſe Anſichten nicht ausſchließlich Ungarn angehören, daß<lb/> namentlich dazumal die Idee der ausſchließlichen Herrſchaft einer officiellen Sprache<lb/> eine mehr oder weniger in ganz Europa verbreitete war, und daß die Zurückſüh-<lb/></quote></cit></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [2806/0010]
ſtattgefunden habe — daß die Beſetzung des Eilands durch die Slavinen nur
temporär und gleichſam militäriſch geweſen ſey, und folglich ihre Dorier im
Taygetus und ihre antediluvianiſchen Pelasger in Arkadien durch Auflagen
und Plünderung von Seiten der im Lande ſitzenden Barbaren zwar beläſtigt,
aber in ihrem Bodenbeſitz nicht geſtört worden ſeyen, wenn, ſagen wir, die
Verfaſſerin dieſe drei Punkte beweiſen kann, hat der Streit ein Ende, und
bleibt der edlen Gräſin der Ruhm eine hiſtoriſche Controverſe die ſeit dreißig
Jahren Unfrieden, Zwieſpalt und Hader geſtiftet hat, durch ihr mächtiges Ta-
lent und ihr tiefes Wiſſen zum Vortheil der Idealiſten endgültig entſchieden
zu haben. Noch iſt dieſer Beweis nicht geliefert, denn ein vages und argu-
mentloſes Dictum, ein Sie hat-es-geſagt wird in der Wiſſenſchaft für nichts
gerechnet. Schon der Sinn den die Verfaſſerin in die oben berührte pelo-
ponneſiſche Slavenſtelle der Kaiſerin Irene hineindeutet, gibt, wie wir beſor-
gen, ein ungünſtiges Vorurtheil über den Erfolg den die hochgeborne Gräfin
in dem ihr zugeſchobenen großen hiſtoriſchen Beweis erwarten läßt. Um die
Gewiſſensbiſſe zu ſtillen und die mörderiſche Unthat vergeſſen zu machen, warf
ſich Irene — dieſe Katharina II von Byzanz — dem Schlachtengott in die
Arme, und überzog nach einem ſchimpflichen Frieden mit dem Chalifen von
Bagdad durch ihren Feldherrn Stauracius die vom Biſchof Wilibald ſchon
um das Jahr 723 „Slavinien“ genannte, ganz von Slaven bewohnte, mit
ſlaviſchen Ortsnamen überſäete, in mehrere von einander unabhängige Tſchu-
panien getheilte und von Byzanz völlig losgeriſſene Halbinſel Peloponnes mit
Heeresmacht. Es war aber nur ein erſter Verſuch, ein flüchtiger Plünde-
rungszug ohne weitere Folgen als daß Stauracius eine Anzahl Kriegsgefan-
gener Slavinen, worunter einige Kaziken, im Triumph nach Konſtantinopel
brachte.
In dieſen kriegsgefangenen Peloponneſtern des Feldherrn Stauracius
ſieht die patriotiſche Gräfin die Unterjochung des ganzen Eilands, und die
völlige Ausleerung der dichtgedrängten, ackerbauenden und kühemelkenden
Slavinenbevölkerung aus ihrer damals ſchon mehr als 150 Jahre occupirten
Heimath. Das Eiland blieb aber ſlaviniſch wie zuvor, und es brauchte noch
zweihundert volle Jahre Kampf und Noth bis ſich die beſiegten Tſchupane des
heidniſchen „Morea“ — ſo benannten die neuen Beſitzer zuerſt den fetteſten
Theil des Landes, und am Ende die ganze Halbinſel — nach wiederholten
Auſſtänden endlich in ihr Schickſal fügten, das Chriſtenthum annahmen, und
als tributpflichtige Unterthanen dem Autokraten von Byzanz gehorchten.
Dieſe Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten
byzantiniſchen Stelle konnte man der hochgebornen Gräfin bei aller Artigkeit
nicht erlaſſen. Wir bleiben aber ſtreng bei der Sache, und folgen in unſerer
Argumentation den Theſen der patriotiſchen Vorkämpferin für den idealen
Hellenismus Schritt für Schritt.
Bis die ſ_aviniſchen Moraiten ihre Mutterſprache ganz vergaßen und
das Vulgärgriechiſche ihrer Beſieger annahmen, dauerte es gegen 800
Jahre. Und um die Mitte des 15. Jahrhunderts wundert ſich der gelehrte
und vielgereiste Athener Chalkokondylas über den ſonderbaren und ganz un-
erwarteten Befund daß die Bewohner des Maina-Gebirges in Kleidung und
Sprache ganz und vollkommen den Leuten gleichen die er in „Moskovien“
und „Sarmatien“ geſehen habe. Dieſes Citat iſt ein gefährliches Argument
gegen die Verfaſſerin, die in patriotiſcher Gluth dem ſlavimſchen Unweſen in
Hellas und auf Morea noch vor Ablauf des achten Jahrhunderts ein gründ-
liches Ende machen läßt. Zum Unglück für die hochgeborne Enthuſtaſtin
ſcheint Chalkokondylas’ Zeitgenoſſe, der byzantiniſche Statiſtiker Mazari, das
Daſeyn einer ſlaviſchredenden Bevölkerung auf Morea noch in der zweiten
Hälſte des 15. Jahrhunderts nicht bloß zu beſtätigen, er ſcheint die Sache
noch zu verſchlimmern. Denn von den ſieben Kategorien in welche Mazari
die Peloponneſier ſeiner Zeit eintheilt, werden neben Slavinen, Italienern
und den friſch eingewanderten Albaneſen zwei ganze Kategorien den Juden
und den Zigeunern (#) zugewieſen, die in großer Anzahl auf Morea
lebten, und ſich mit der einheimiſchen Bevölkerung vermiſchten. Jüdiſche
Baſtarden (#), ſagt Mazari, ſeyen nicht wenige auf dem Ei-
lande.
Die Kinder Iſrael hatten im byzantiniſchen Reiche Grundbeſitz, und
trieben Ackerbau und Milchwirthſchaft eben ſo gründlich wie ſich andere den
Handelsgeſchäften und dem Geldwechſel ergaben. Ein Decret aus dem
ſiebenten Jahre Baſilius’I, Gründers der ſlaviſchen Kaiſerdynaſtie von By-
zanz (867 — 886), nöthigte alle Iſraeliten des Reichs durch den Reiz hoher
Ehrenſtellen und reicher Geſchenke ſich taufen zu laſſen. Wie ſpäter unter
Iſabel von Caſtilien bekannten ſich alle grundbeſitzenden, vornehmen und
reichen Juden des Kaiſerthums unter Baſilius I, wenigſtens dem Schein nach,
zum Chriſtenthum.
Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, beſonders aber
Morea und den ſlaviniſirteſten aller Diſtricte der Halbinſel, das „pelasgiſche“
Arkadien, bereisten: ob ſie beim Anblick gewiſſer Phyſiognomien und Ge-
ſtalten nicht unwillkürlich an die zwei Kategorien des Mazari dachten? Zur
nämlichen Zeit ſchreibt Phranzes, Finanzminiſter des letzten Morea-Fürſten
aus dem Hanſe der Paläologen: der Peloponnes ſey zur Hälfte von Albaneſen
und zur Hälfte von Griechen, d. h. von jenem Miſchlingsvolke bewohnt ge-
weſen das ſich im Laufe der Zeit aus den ſieben Elementen des Mazari
gebildet hatte.
Demnach iſt es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen
Griechen des Königreichs noch heute nicht ganz als ihresgleichen angeſehen
und behandelt werden. Bei einem lebhaften Wortwechſel den wir einſt in
Aetolien mit den griechiſchen Pferdeführern hatten, ſagte einer ganz trocken:
„Wenn ihr Schimpfworte liebet, geht hinüber nach Morea, dort könnet ihr
zu den Leuten ſagen was ihr wollt, bei uns geht das nicht.“
Deutſchland.
†* München, 11 Jun. Wenn die Leipziger „Neue Zeitſchrift
für Muſik“ auf München fortwährend nicht eben ſonderlich gut zu ſprechen iſt,
ſo begreift man bei der Tendenz dieſes Blattes überaus leicht das inde irae,
da alle ſeine enkomiaſtiſchen und bombaſtiſchen Artikel über das unerhörte
Genie des Hauptes der neudeutſchen „Schule“ nach wie vor hier nicht im
mindeſten verfangen wollen. Wenn jedoch das Blatt in ſeiner neueſten
Nummer gelegentlich der Erwähnung der jüngſt aufgeführten Gluck’ſchen Oper
München als eine Art Böotien hinſtellt, wenn es die „geſangliche Ausführung
und Inſcenirung“ der Oper als „weniger denn mittelmäßig“ bezeichnet, ja
wenn es ſich ſogar nicht entblödet durch eine geſchickte Wendung die enthuſia-
ſtiſche Aufnahme des Werks mit unſern alles goutirenden obſcuren Zuſtänden
in Verbindung zu bringen, ſo kommen dieſe plumpen Entſtellungen der Wahr-
heit nur der Keckheit eines Artikels derſelben Nummer (vom 8 Jun.) gleich,
in welchem man die „Lieder“ von Franz Liſzt, über deren complete Ungenieß-
barkeit und lächerliche Ungeheuerlichkeit in der That Freund und Feind einig
ſind, zu bewundernswerthen Großthaten eines epochemachenden Geiſtes zu
ſtempeln ſucht.
Wien. Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verſtärkten
Reichsraths vom 8 d. Mts. entnehmen wir weiter folgendes:
Reichsrath Fürſt zu Salm: „dieſe Angelegenheit könne nicht vor dem Ple-
num unmittelbar verhandelt werden, ohne von einem Comité vorbereitet, geſichtet
und vorgelegt zu werden. Und nicht bloß deßhalb weil der Gegenſtand von ſehr
bedeutendem Umfang und ein aus vielen für ſich beſtehenden, ſpeciell zu erörternden
Einzelnheiten zuſammengeſetzter iſt, ſondern haupſächlich darum weil die Frage er-
wogen werden muß: in welcher Richtung und inwieweit der verſtärkte Reichsrath
von ſeinem Standpunkt aus in der Lage ſeyn kann dieſe Angelegenheit erfolgreich
und dem ſich zeigenden Bedürfniſſe gemäß zu erledigen. Erſt dann würde zu er-
örtern ſeyn, ob der Reichsrath ſich nicht zu dem unterthänigſten Antrag veranlaßt
ſehen könnte und wollte, daß dieſe Angelegenheit ganz oder theilweiſe den in Aus-
ſicht geſtellten Landesvertretungen übertragen werden möge. Allerdings könnte dieß
nur auf den Vorſchlag des Comité’s geſchehen. Es wäre aber auch Aufgabe des
letzteren zu erklären ob ſeiner Anſicht nach auf Annahme des oberwähnten Vor-
ſchlags einzurathen ſey, oder nicht. Ich ſtelle daher den Antrag daß in Erwägung
und Würdigung dieſer Gründe die Erueunung eines Comité’s beliebt und ſofort
zur Wahl desſelben geſchritten werden möge, worin natürlich auch nach Thunlich-
keit die verſchiedenen Provinzen vertreten ſeyn müſſen. Ich glaube aber daß der
Zweck dieſes letzteren eben der iſt die verſchiedenen Seiten der Frage aufzufinden,
zu erörtern und zu erwägen, ſo wie den Antrag an das Plenum zu ſtellen, in
welchem es dann allerdings, wie der Hr. Juſtizminiſter richtig bemerkte, der Mi-
norität des Comité’s und nicht minder den übrigen Mitgliedern des Reichsraths
welche im Comité nicht vertreten ſind, gleichfalls freiſtehen wird ihre Anſicht gel-
tend zu machen. Es handelt ſich nur darum der Plenarverſammlung eine wohl
vorbereitete, geordnete und geſicherte Vorlage zu verſchaffen, über welche dieſelbe
dann weiter zu entſcheiden haben wird.“
Graf Szécſen tritt dem Antrag des Fürſten Salm bei und fährt fort:
„Wenn ich den Vorredner Reichsrath Grafen Bárkoczy früher richtig verſtand,
ſo war es nicht ſeine Abſicht der hoheu Regierung den Willen der Germaniſtrung
durch die Einführung der Grundbücher zuzuſchreiben, ſondern er wollte nur aus-
ſprechen daß dieſe Meinung im Land exiſtirt, und daß die Art wie die Sache
durchgeführt worden iſt eine ſolche Meinung, ob mit Recht oder Unrecht, im Land
erzeugt hat. Nun glaube ich daß es unſere Aufgabe und Pflicht iſt, und daß wir
deßhalb auch in dieſe hohe Verſammlung berufen worden ſind, demjenigen Ausdruck
zu geben was in den einzelnen Ländern als Meinung beſteht, dieſe Meinung zu
beleuchten und eben dadurch Gelegenheit zu bieten dieſelbe, wenn ſie irrig iſt, als
ſolche durch Aufklärung der näheren Umſtände zu bezeichnen und zu beſeitigen.
Würde dieſe Meinung nicht erwähnt und gewürdigt, ſondern ſtillſchweigend übergan-
gen, ſo müßte der etwaige Irrthum, ſtatt beſeitigt zu werden, ſich immer tiefer
einwurzeln, immer weiter ausbreiten. Der Hr. Juftizminiſter hat in ſeinem Vor-
trag zu gleicher Zeit die Frage der Sprache erwähnt, welche in den verſchiedenen Län-
dertheilen und namentlich in Ungarn in Betracht kommt. In Betreff dieſer Frage
glaube ich hier die Ueberzeugung ausſprechen zu können daß mehr oder weniger
alle unbefangenen Leute die Berechtiung der verſchiedenen Stämme eines Landes,
in den Kreiſen ihrer Wirkſamkeit ſich dieſer Sprache zu bedienen, durchaus nicht in
Abrede ſtellen werden. Wenn aber vor den Ereigniſſen des Jahres 1848 hierüber
in verſchiedenen Ländern, und namentlich in Ungarn, andere Anſichten herrſchten, ſo
iſt doch zu bedenken daß dieſe Anſichten nicht ausſchließlich Ungarn angehören, daß
namentlich dazumal die Idee der ausſchließlichen Herrſchaft einer officiellen Sprache
eine mehr oder weniger in ganz Europa verbreitete war, und daß die Zurückſüh-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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