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Allgemeine Zeitung, Nr. 160, 8. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] ligen Collegen. Daß die Geistlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder-
nehmen, daß der Adel aber schon aufs Land gegangen war, zeugt bedeutsam
genug wo er immer noch seinen Schwerpunkt hat. Zwischen und nach diesen
größern Festen, als in zwei Gemeinden in der Nähe der Residenz die neu-
erbauten ervangelischen Kirchen eingeweiht wurden, erschien auch hier der
Landesfürst, und theilte die Freude der Landbewohner und vereinte seine
Gebete mit den ihrigen, und der Segen den er für andere erbat wurde tau-
sendfach für ihn erbeten. Wenn die Uebereinstimmung zwischen Fürst und
Volk eines Landestheils auch den Gang der großen Ereignisse nicht bestimmt,
so ist sie doch eine Vorbereitung ihnen in der richtigen Verfassung zu begeg-
nen. Von jetzt an werden die fürstlichen Herrschaften auf die Dauer einiger
Monate abwesend seyn, und sie in Baden, in Rippold[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]an und am Bodensee
zubringen. -- Die Commission zur Begutachtung der kirchlichen Gesetze ar-
beitet an ihrer Aufgabe, und vielleicht in diesem Monat noch werden die
Kammern wieder zusammentreten um dieselben zu berathen. -- Auf den
Fronleichnamstag ist die Einladung zur zweiten evangelischen Conferenz nach
Durlach ergangen.

K. Sachsen.

Der vormalige Professor Dr. Wil-
helm Bruno Lindner hat auch in dem Gnadenwege eine Minderung der ihm
zuerkannten sechsjährigen Arbeitshausstrafe nicht erreicht; auf sein Gnaden-
gesuchist er allerhöchsten Orts abfällig beschieden worden, und hat daher nun-
mehr seine Strafe anzutreten.

K. Hannover.

Heute, am Geburtstag des
Königs Ernst August, wurde zu dessen Reiterstatue, die vor dem Bahnhof
errichtet werden wird, feierlich der Grundstein durch den König gelegt. --
Bei der Berathung des Haushaltsschreibens wurde gestern in der zweiten
Kammer wieder eine Reihe von einseitig vorgenommenen Ankäufen der Re-
gierung ans Licht gezogen. Eine davon erregte besonderes Aufsehen. Vom
Finanzminister waren nämlich 41,800 Thlr. für ein Gebände verausgabt
das zur Aufnahme von Behörden dienen sollte, während man erst in voriger
Diät eine gleiche Summe für ein gleichfalls ohne ständische Genehmigung
angekauftes Gebäude, welches diesem Zweck dienen sollte, verausgabt hatte.
Der Finanzminister hatte nämlich einfach dieses Gebäude nicht für den
ursprünglichen Zweck bestimmt, sondern dasselbe an den englischen Gesandten
vermiethet. Bennigsen schloß daraus daß die Noth nicht so groß sey,
oder daß der Minister des Innern nichts thun wolle der Noth abzuhelfen.
Die ganze Angelegenheit scheine mit dem Wunsch zusammenzuhängen für die
Minister Hotels zu erwerben. Man scheine da planmäßig zu Werke zu gehen:
kaufe allmählich immer mehr Gebäude angeblich für öffentliche Zwecke an, sinde
sie dann dazu nicht geeignet, könne sie nur schlecht vermiethen, oder wieder verwer-
then, und hoffe so die Stände allmählich willig dazu zu machen einige Minister-
Hotels zu genehmigen. Ostermeyer tadelte daß man gerade Häuser an den
kostbarsten Lagen auswähle. Es sey endlich einmal an der Zeit dem eigen-
mächtigen Vorgehen der Regierung Schranken zu setzen. Bödiker, der
Regierungspartei angehörig, und erst kürzlich durch den Guelphenorden aus-
gezeichnet, hatte schon im Finanzausschuß auf Erläuterung dieses Verfahrens
gedrungen, in welchem er eine Verletzung der ständischen Bewilligungsrechte
erblickte; er entnahm auch den heutigen Verhandlungen keine Rechtfertigung,
im Gegentheil stelle sich die ganze Sache so dunkel und geheimnißvoll dar
daß er sich zu dem Antrag veranlaßt sehe die Bewilligung abzulehnen, und
das etwa verwandte Geld in die Landescasse zurückzufordern. Damit erklärte die
Linke sich einverstanden, und nach dreistündiger Verhandlung und vergeblichen
Bemühungen des Hrn. Cammann, wenigstens einen Aufschub zu erlangen,
wurde dieser Antrag mit überwiegender Mehrheit genehmigt.

Heute, am Tag der Grundsteinlegung des
Erust-August-Denkmals, gab die ministerielle Partei zweiter Kammer ihrem
Führer, Hrn. v. Borries, ein Essen auf dem Limmerbrunnen. Während
des Diners erschien ein Leibhusar des Königs und rief Hrn. v. Borries her-
aus. Der Minister trat gleich nachher wieder in den Saal, und forderte
den Landdrosten v. Bülow auf das ihm eben zugekommene Schreiben zu ver-
lesen. In diesem Schreiben wird Minister v. Borries unter Anerkennung
seiner vielen Verdienste in den Grafenstand des Königreichs erhoben!

Preußen.

Gestern Abend ist der Kaufcon-
tract über den Jacobischen Garten in der Künstlergesellschaft Malkasten ab-
geschlossen worden.

Wie neulich gegen den Constitutionnel, so wendet
sich heute die Preuß. Ztg. gegen die Rheinbundgelüste des Siecle, mit dem
Beifügen jedoch: sie müsse es nach den feierlichen Erklärungen der französischen
Regierung, die noch eben durch die jüngste Moniteurnote aufs neue bekräftigt
worden seyen, für selbstverständlich halten daß dieselbe weit davon entfernt sey
derartige Ansprüche zu billigen (!) Sie hebt das Ungereimte einer Argu-
mentation hervor welche Deutschland selbst die Rechtlichkeit des Besitzes des
linken Rheinufers absprechen will, und fährt dann fort: "Schließlich spricht
der "Siecle" die sentimentale Hoffnung aus, Deutschland werde aus freien
Stücken sein Unrecht einsehen, und aus eigener Bewegung, soweit es an ihm
[Spaltenumbruch] liegt, Frankreich zum Besitz seiner natürlichen Gränzen verhelfen. Die Arron-
dirung an der Alpengränze scheint in der That eine Anzahl Köpfe in Frank-
reich mit einem bedenklichen Schwindel erfüllt zu haben. Sie träumen seit
dieser Zeit von nichts anderem als die französische Uneigennützigkeit auch nach
andern Seiten hin zu verwerthen. Es ist nothwendig diesen Phantasten be-
greiflich zu machen daß Deutschland nicht Italien ist. Das deutsche Volk ist
nicht gegen fremde Unterdrückung auf die Hülfe des Auslandes angewiesen,
und hat es daher, Gott sey Dank, nicht nöthig sie mit der Abtretung seiner
Provinzen zu erkaufen. Wenn es durch die Gestaltung seiner inneren Ver-
hältnisse sich nicht befriedigt fühlt, so ist dieß eine rein deutsche Angelegenheit,
und kein deutscher Staat wird heutzutage jemals sich das Brandmal des Ver-
raths aufdrücken wollen, indem er die Hülfe des Auslandes herbeiruft. Der
"Siecle" und seines Gleichen mögen daher den idyllischen Erwartungen ent-
sagen, auf welchem Wege die Rheingränze zu erwerben auf dem Frankreich
die Alpengränze erworben hat."

Zu Königsberg fand am 4 Jun. die feierliche Einweihung der Kö-
nigsberg-Eydtkuhner Eisenbahn statt. Um 9 Uhr Vormittags nach stattge-
habter Parade begaben sich die königl. Hoheiten auf den Bahnhof. Dort
verweilte der Regent zuerst längere Zeit im Gespräch mit dem Statthalter
von Polen, dem Fürsten Gortschakoff, der sich mit den russischen Officieren
hier der Einweihungsfahrt anschloß. Zu dieser waren auch die Minister,
das hohe Gefolge des Prinz-Regenten u. s. w. erschienen. Die Inauguration
wurde durch die Rede des Handelsministers v. d. Heydt bezeichnet, in welcher
er sich an den Prinz-Regenten wendend folgendes aussprach:

"Kaum sind acht Tage verflossen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den
äußersten westlichen Marken des Reichs zwei neuen Eisenbahnen die Weihe zu er-
theilen. Heute geruhen Ew. k. Hoh. an dem entgegengefetzten Ende der Monarchie
eine Bahn zu inauguriren, welche, nicht minder wichtig, bis zu den äußersten öst-
lichen Marken reicht, und bestimmt ist den Berkehr eines der fruchtbarsten Landes-
theile mit den andern Provinzen und mit der See zu befördern, und das vater-
ländische Eisenbahnnetz mit dem des großen östlichen Nachbarlandes in unmittelbare
Verbindung zu setzen. Es ist hiermit erreicht was des Königs Majestät bei der
feierlichen Eröffnung der Ostbahn am 1 Aug. 1853 in Braunsberg als die noth-
wendige Vollendung des damals eingeweihten Werkes bezeichneten, nämlich eine
Verbindung von hervorragender Bedeutung für den Weltverkehr. Nach der nicht
mehr fernen Herstellung des Schienenwegs nach St. Petersburg wird die vorliegende
Bahn ein Glied bilden in der ausgedehntesten Eisenbahnkette Europa's, einer Kette,
die vom fernen Osten, von dem Flußgebiet der Wolga bis zu den Pyrenäen, den Usern
des atlantischen Oceaus und des mittelländischen Meeres reicht. Die Bewohner
dieser großen patriotischen Provinz, die sich durch ihre Treue, ihre edle, opferfreudige
Hingebung in Zeiten schweren Drangsals und muthiger Erhebung in den Herzen
aller Preußen ein undergängliches Denkmal gestiftet, deren Vertreter Ew. k. Hoh.
hier so zahlreich um sich versammelt sehen, sie verstehen die landesväterliche Fürsorge
welcher sie diese neue Bahn verdanken, sie wissen welch ein werthvolles Pfand
reicher Entwickelung ihnen heute an einem der ruhmreichsten Tage der vaterländi-
schen Geschichte von Ew. k. Hoh. Allerhöchstselbst so huldvoll dargeboten wird. So
gebe denn Gott, ohne dessen Segen nichts gedeiht auf Erden, daß alle Hoffnungen,
die an dieses neue Werk sich knüpfen, in reichem Maße sich verwirklichen, daß es
ein Mittel sey Wohlstand und Zufriedenheit in allen Schichten der Bevölkerung
zu fördern, und daß es nicht minder dazu beitrage die Berkehrsbeziehungen zu dem
großen befreundeten Nachbarland auf eine den Interessen beider Länder entsprechen-
den Weise zu gestalten. Geben wir den Gefühlen tief empfundenen Dankes ge-
meinsamen Ausdruck: Se. Maj. der König, Se. k. Hoh. der Regent, Prinz von
Preußen, leben hoch!"

Diese Ansprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demselben
eigenen kräftigen, doch stets Wohlwollen athmenden Weise beantwortet,
indem der Regent Gewicht auf die das gute Vernehmen mit Rußland be-
zeichnenden Worte legte, und seinen Dank allen denen aussprach die zu dem
neuen großen Werk geholfen. (Nach der K. H. Z. reichte der Regent
bei diesen Worten dem Fürsten Gortschakoff mit bedeutungsvoller freundli-
cher Miene seine Rechte, und schüttelte kräftig die Hand desselben.) Um 10 Uhr
setzte sich der Zug in Bewegung. Alle Stationen prangten in glänzendem Fest-
schmuck. An der Landesgränze bei Eydtkuhnen standen die Bewohner von
jenseits der Gränze in langgedehnten Reihen, zu dem festlichen Gewühl
diesseits hinüberblickend aber durch den niedergelassenen russischen Schlag-
baum verhindert, sich den preußischen Nachbarn anzuschließen. Nach etwa
dreiviertelstündigem Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Gumbinnen ange-
treten, wo der Prinz-Regent nach eingenommenem Diner das Nachtlager
nahm. An andern Mittag 12 Uhr kehrte der Festzug nach Königsberg zurück.

Schleswig-Holstein.

Dem Buchhändler
Dr. Heiberg wurde nachstehender Bescheid, die Wiedereröffnung der Buch-
handlung während der Untersuchung betreffend, heute vom k. Amthaus in
Schleswig übermacht:

"Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. Dr. Heiberg unter dem 16/17
April d. J. hieselbst eingereichte, an das k. Ministerium für das Herzogthum
Schleswig gerichtete Vorstellung und Bitte um Wiedereröffnung der von dem Po-
lizeimeister der Stadt Schleswig am 8 März d. J. angeordneten polizeilichen Ver-
siegelung des supplicantischen Buchladens cum pert. mit Bericht an das königl.
Ministerium für das Herzogthum Schleswig eingesandt, hat hochdasselbe vermittelst
Rescript vom 30 d. M. die Erledigung dieser Angelegenheit dem Amthaus als der
Ober- Polizeibehörde überlassen. Unter Beziehung hierauf wird dem Hrn. Suppli-
cauten hiedurch eröffnet daß das Amthaus, da derselbe wegen einer durch Miß-
brauch seines Buchhändlergewerbes betriebenen Verbreitung eines Adreßentwurfs

[Spaltenumbruch] ligen Collegen. Daß die Geiſtlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder-
nehmen, daß der Adel aber ſchon aufs Land gegangen war, zeugt bedeutſam
genug wo er immer noch ſeinen Schwerpunkt hat. Zwiſchen und nach dieſen
größern Feſten, als in zwei Gemeinden in der Nähe der Reſidenz die neu-
erbauten ervangeliſchen Kirchen eingeweiht wurden, erſchien auch hier der
Landesfürſt, und theilte die Freude der Landbewohner und vereinte ſeine
Gebete mit den ihrigen, und der Segen den er für andere erbat wurde tau-
ſendfach für ihn erbeten. Wenn die Uebereinſtimmung zwiſchen Fürſt und
Volk eines Landestheils auch den Gang der großen Ereigniſſe nicht beſtimmt,
ſo iſt ſie doch eine Vorbereitung ihnen in der richtigen Verfaſſung zu begeg-
nen. Von jetzt an werden die fürſtlichen Herrſchaften auf die Dauer einiger
Monate abweſend ſeyn, und ſie in Baden, in Rippold[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]an und am Bodenſee
zubringen. — Die Commiſſion zur Begutachtung der kirchlichen Geſetze ar-
beitet an ihrer Aufgabe, und vielleicht in dieſem Monat noch werden die
Kammern wieder zuſammentreten um dieſelben zu berathen. — Auf den
Fronleichnamstag iſt die Einladung zur zweiten evangeliſchen Conferenz nach
Durlach ergangen.

K. Sachſen.

Der vormalige Profeſſor Dr. Wil-
helm Bruno Lindner hat auch in dem Gnadenwege eine Minderung der ihm
zuerkannten ſechsjährigen Arbeitshausſtrafe nicht erreicht; auf ſein Gnaden-
geſuchiſt er allerhöchſten Orts abfällig beſchieden worden, und hat daher nun-
mehr ſeine Strafe anzutreten.

K. Hannover.

Heute, am Geburtstag des
Königs Ernſt Auguſt, wurde zu deſſen Reiterſtatue, die vor dem Bahnhof
errichtet werden wird, feierlich der Grundſtein durch den König gelegt. —
Bei der Berathung des Haushaltsſchreibens wurde geſtern in der zweiten
Kammer wieder eine Reihe von einſeitig vorgenommenen Ankäufen der Re-
gierung ans Licht gezogen. Eine davon erregte beſonderes Aufſehen. Vom
Finanzminiſter waren nämlich 41,800 Thlr. für ein Gebände verausgabt
das zur Aufnahme von Behörden dienen ſollte, während man erſt in voriger
Diät eine gleiche Summe für ein gleichfalls ohne ſtändiſche Genehmigung
angekauftes Gebäude, welches dieſem Zweck dienen ſollte, verausgabt hatte.
Der Finanzminiſter hatte nämlich einfach dieſes Gebäude nicht für den
urſprünglichen Zweck beſtimmt, ſondern dasſelbe an den engliſchen Geſandten
vermiethet. Bennigſen ſchloß daraus daß die Noth nicht ſo groß ſey,
oder daß der Miniſter des Innern nichts thun wolle der Noth abzuhelfen.
Die ganze Angelegenheit ſcheine mit dem Wunſch zuſammenzuhängen für die
Miniſter Hôtels zu erwerben. Man ſcheine da planmäßig zu Werke zu gehen:
kaufe allmählich immer mehr Gebäude angeblich für öffentliche Zwecke an, ſinde
ſie dann dazu nicht geeignet, könne ſie nur ſchlecht vermiethen, oder wieder verwer-
then, und hoffe ſo die Stände allmählich willig dazu zu machen einige Miniſter-
Hôtels zu genehmigen. Oſtermeyer tadelte daß man gerade Häuſer an den
koſtbarſten Lagen auswähle. Es ſey endlich einmal an der Zeit dem eigen-
mächtigen Vorgehen der Regierung Schranken zu ſetzen. Bödiker, der
Regierungspartei angehörig, und erſt kürzlich durch den Guelphenorden aus-
gezeichnet, hatte ſchon im Finanzausſchuß auf Erläuterung dieſes Verfahrens
gedrungen, in welchem er eine Verletzung der ſtändiſchen Bewilligungsrechte
erblickte; er entnahm auch den heutigen Verhandlungen keine Rechtfertigung,
im Gegentheil ſtelle ſich die ganze Sache ſo dunkel und geheimnißvoll dar
daß er ſich zu dem Antrag veranlaßt ſehe die Bewilligung abzulehnen, und
das etwa verwandte Geld in die Landescaſſe zurückzufordern. Damit erklärte die
Linke ſich einverſtanden, und nach dreiſtündiger Verhandlung und vergeblichen
Bemühungen des Hrn. Cammann, wenigſtens einen Aufſchub zu erlangen,
wurde dieſer Antrag mit überwiegender Mehrheit genehmigt.

Heute, am Tag der Grundſteinlegung des
Eruſt-Auguſt-Denkmals, gab die miniſterielle Partei zweiter Kammer ihrem
Führer, Hrn. v. Borries, ein Eſſen auf dem Limmerbrunnen. Während
des Diners erſchien ein Leibhuſar des Königs und rief Hrn. v. Borries her-
aus. Der Miniſter trat gleich nachher wieder in den Saal, und forderte
den Landdroſten v. Bülow auf das ihm eben zugekommene Schreiben zu ver-
leſen. In dieſem Schreiben wird Miniſter v. Borries unter Anerkennung
ſeiner vielen Verdienſte in den Grafenſtand des Königreichs erhoben!

Preußen.

Geſtern Abend iſt der Kaufcon-
tract über den Jacobiſchen Garten in der Künſtlergeſellſchaft Malkaſten ab-
geſchloſſen worden.

Wie neulich gegen den Conſtitutionnel, ſo wendet
ſich heute die Preuß. Ztg. gegen die Rheinbundgelüſte des Siècle, mit dem
Beifügen jedoch: ſie müſſe es nach den feierlichen Erklärungen der franzöſiſchen
Regierung, die noch eben durch die jüngſte Moniteurnote aufs neue bekräftigt
worden ſeyen, für ſelbſtverſtändlich halten daß dieſelbe weit davon entfernt ſey
derartige Anſprüche zu billigen (!) Sie hebt das Ungereimte einer Argu-
mentation hervor welche Deutſchland ſelbſt die Rechtlichkeit des Beſitzes des
linken Rheinufers abſprechen will, und fährt dann fort: „Schließlich ſpricht
der „Siècle“ die ſentimentale Hoffnung aus, Deutſchland werde aus freien
Stücken ſein Unrecht einſehen, und aus eigener Bewegung, ſoweit es an ihm
[Spaltenumbruch] liegt, Frankreich zum Beſitz ſeiner natürlichen Gränzen verhelfen. Die Arron-
dirung an der Alpengränze ſcheint in der That eine Anzahl Köpfe in Frank-
reich mit einem bedenklichen Schwindel erfüllt zu haben. Sie träumen ſeit
dieſer Zeit von nichts anderem als die franzöſiſche Uneigennützigkeit auch nach
andern Seiten hin zu verwerthen. Es iſt nothwendig dieſen Phantaſten be-
greiflich zu machen daß Deutſchland nicht Italien iſt. Das deutſche Volk iſt
nicht gegen fremde Unterdrückung auf die Hülfe des Auslandes angewieſen,
und hat es daher, Gott ſey Dank, nicht nöthig ſie mit der Abtretung ſeiner
Provinzen zu erkaufen. Wenn es durch die Geſtaltung ſeiner inneren Ver-
hältniſſe ſich nicht befriedigt fühlt, ſo iſt dieß eine rein deutſche Angelegenheit,
und kein deutſcher Staat wird heutzutage jemals ſich das Brandmal des Ver-
raths aufdrücken wollen, indem er die Hülfe des Auslandes herbeiruft. Der
„Siècle“ und ſeines Gleichen mögen daher den idylliſchen Erwartungen ent-
ſagen, auf welchem Wege die Rheingränze zu erwerben auf dem Frankreich
die Alpengränze erworben hat.“

Zu Königsberg fand am 4 Jun. die feierliche Einweihung der Kö-
nigsberg-Eydtkuhner Eiſenbahn ſtatt. Um 9 Uhr Vormittags nach ſtattge-
habter Parade begaben ſich die königl. Hoheiten auf den Bahnhof. Dort
verweilte der Regent zuerſt längere Zeit im Geſpräch mit dem Statthalter
von Polen, dem Fürſten Gortſchakoff, der ſich mit den ruſſiſchen Officieren
hier der Einweihungsfahrt anſchloß. Zu dieſer waren auch die Miniſter,
das hohe Gefolge des Prinz-Regenten u. ſ. w. erſchienen. Die Inauguration
wurde durch die Rede des Handelsminiſters v. d. Heydt bezeichnet, in welcher
er ſich an den Prinz-Regenten wendend folgendes ausſprach:

„Kaum ſind acht Tage verfloſſen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den
äußerſten weſtlichen Marken des Reichs zwei neuen Eiſenbahnen die Weihe zu er-
theilen. Heute geruhen Ew. k. Hoh. an dem entgegengefetzten Ende der Monarchie
eine Bahn zu inauguriren, welche, nicht minder wichtig, bis zu den äußerſten öſt-
lichen Marken reicht, und beſtimmt iſt den Berkehr eines der fruchtbarſten Landes-
theile mit den andern Provinzen und mit der See zu befördern, und das vater-
ländiſche Eiſenbahnnetz mit dem des großen öſtlichen Nachbarlandes in unmittelbare
Verbindung zu ſetzen. Es iſt hiermit erreicht was des Königs Majeſtät bei der
feierlichen Eröffnung der Oſtbahn am 1 Aug. 1853 in Braunsberg als die noth-
wendige Vollendung des damals eingeweihten Werkes bezeichneten, nämlich eine
Verbindung von hervorragender Bedeutung für den Weltverkehr. Nach der nicht
mehr fernen Herſtellung des Schienenwegs nach St. Petersburg wird die vorliegende
Bahn ein Glied bilden in der ausgedehnteſten Eiſenbahnkette Europa’s, einer Kette,
die vom fernen Oſten, von dem Flußgebiet der Wolga bis zu den Pyrenäen, den Uſern
des atlantiſchen Oceaus und des mittelländiſchen Meeres reicht. Die Bewohner
dieſer großen patriotiſchen Provinz, die ſich durch ihre Treue, ihre edle, opferfreudige
Hingebung in Zeiten ſchweren Drangſals und muthiger Erhebung in den Herzen
aller Preußen ein undergängliches Denkmal geſtiftet, deren Vertreter Ew. k. Hoh.
hier ſo zahlreich um ſich verſammelt ſehen, ſie verſtehen die landesväterliche Fürſorge
welcher ſie dieſe neue Bahn verdanken, ſie wiſſen welch ein werthvolles Pfand
reicher Entwickelung ihnen heute an einem der ruhmreichſten Tage der vaterländi-
ſchen Geſchichte von Ew. k. Hoh. Allerhöchſtſelbſt ſo huldvoll dargeboten wird. So
gebe denn Gott, ohne deſſen Segen nichts gedeiht auf Erden, daß alle Hoffnungen,
die an dieſes neue Werk ſich knüpfen, in reichem Maße ſich verwirklichen, daß es
ein Mittel ſey Wohlſtand und Zufriedenheit in allen Schichten der Bevölkerung
zu fördern, und daß es nicht minder dazu beitrage die Berkehrsbeziehungen zu dem
großen befreundeten Nachbarland auf eine den Intereſſen beider Länder entſprechen-
den Weiſe zu geſtalten. Geben wir den Gefühlen tief empfundenen Dankes ge-
meinſamen Ausdruck: Se. Maj. der König, Se. k. Hoh. der Regent, Prinz von
Preußen, leben hoch!“

Dieſe Anſprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demſelben
eigenen kräftigen, doch ſtets Wohlwollen athmenden Weiſe beantwortet,
indem der Regent Gewicht auf die das gute Vernehmen mit Rußland be-
zeichnenden Worte legte, und ſeinen Dank allen denen ausſprach die zu dem
neuen großen Werk geholfen. (Nach der K. H. Z. reichte der Regent
bei dieſen Worten dem Fürſten Gortſchakoff mit bedeutungsvoller freundli-
cher Miene ſeine Rechte, und ſchüttelte kräftig die Hand desſelben.) Um 10 Uhr
ſetzte ſich der Zug in Bewegung. Alle Stationen prangten in glänzendem Feſt-
ſchmuck. An der Landesgränze bei Eydtkuhnen ſtanden die Bewohner von
jenſeits der Gränze in langgedehnten Reihen, zu dem feſtlichen Gewühl
dieſſeits hinüberblickend aber durch den niedergelaſſenen ruſſiſchen Schlag-
baum verhindert, ſich den preußiſchen Nachbarn anzuſchließen. Nach etwa
dreiviertelſtündigem Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Gumbinnen ange-
treten, wo der Prinz-Regent nach eingenommenem Diner das Nachtlager
nahm. An andern Mittag 12 Uhr kehrte der Feſtzug nach Königsberg zurück.

Schleswig-Holſtein.

Dem Buchhändler
Dr. Heiberg wurde nachſtehender Beſcheid, die Wiedereröffnung der Buch-
handlung während der Unterſuchung betreffend, heute vom k. Amthaus in
Schleswig übermacht:

„Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. Dr. Heiberg unter dem 16/17
April d. J. hieſelbſt eingereichte, an das k. Miniſterium für das Herzogthum
Schleswig gerichtete Vorſtellung und Bitte um Wiedereröffnung der von dem Po-
lizeimeiſter der Stadt Schleswig am 8 März d. J. angeordneten polizeilichen Ver-
ſiegelung des ſupplicantiſchen Buchladens cum pert. mit Bericht an das königl.
Miniſterium für das Herzogthum Schleswig eingeſandt, hat hochdasſelbe vermittelſt
Reſcript vom 30 d. M. die Erledigung dieſer Angelegenheit dem Amthaus als der
Ober- Polizeibehörde überlaſſen. Unter Beziehung hierauf wird dem Hrn. Suppli-
cauten hiedurch eröffnet daß das Amthaus, da derſelbe wegen einer durch Miß-
brauch ſeines Buchhändlergewerbes betriebenen Verbreitung eines Adreßentwurfs

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[2667/0003] ligen Collegen. Daß die Geiſtlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder- nehmen, daß der Adel aber ſchon aufs Land gegangen war, zeugt bedeutſam genug wo er immer noch ſeinen Schwerpunkt hat. Zwiſchen und nach dieſen größern Feſten, als in zwei Gemeinden in der Nähe der Reſidenz die neu- erbauten ervangeliſchen Kirchen eingeweiht wurden, erſchien auch hier der Landesfürſt, und theilte die Freude der Landbewohner und vereinte ſeine Gebete mit den ihrigen, und der Segen den er für andere erbat wurde tau- ſendfach für ihn erbeten. Wenn die Uebereinſtimmung zwiſchen Fürſt und Volk eines Landestheils auch den Gang der großen Ereigniſſe nicht beſtimmt, ſo iſt ſie doch eine Vorbereitung ihnen in der richtigen Verfaſſung zu begeg- nen. Von jetzt an werden die fürſtlichen Herrſchaften auf die Dauer einiger Monate abweſend ſeyn, und ſie in Baden, in Rippold_an und am Bodenſee zubringen. — Die Commiſſion zur Begutachtung der kirchlichen Geſetze ar- beitet an ihrer Aufgabe, und vielleicht in dieſem Monat noch werden die Kammern wieder zuſammentreten um dieſelben zu berathen. — Auf den Fronleichnamstag iſt die Einladung zur zweiten evangeliſchen Conferenz nach Durlach ergangen. K. Sachſen. Leipzig, 4 Jun.Der vormalige Profeſſor Dr. Wil- helm Bruno Lindner hat auch in dem Gnadenwege eine Minderung der ihm zuerkannten ſechsjährigen Arbeitshausſtrafe nicht erreicht; auf ſein Gnaden- geſuchiſt er allerhöchſten Orts abfällig beſchieden worden, und hat daher nun- mehr ſeine Strafe anzutreten. (D. A. Z.) K. Hannover. Hannover, 5 Jun.Heute, am Geburtstag des Königs Ernſt Auguſt, wurde zu deſſen Reiterſtatue, die vor dem Bahnhof errichtet werden wird, feierlich der Grundſtein durch den König gelegt. — Bei der Berathung des Haushaltsſchreibens wurde geſtern in der zweiten Kammer wieder eine Reihe von einſeitig vorgenommenen Ankäufen der Re- gierung ans Licht gezogen. Eine davon erregte beſonderes Aufſehen. Vom Finanzminiſter waren nämlich 41,800 Thlr. für ein Gebände verausgabt das zur Aufnahme von Behörden dienen ſollte, während man erſt in voriger Diät eine gleiche Summe für ein gleichfalls ohne ſtändiſche Genehmigung angekauftes Gebäude, welches dieſem Zweck dienen ſollte, verausgabt hatte. Der Finanzminiſter hatte nämlich einfach dieſes Gebäude nicht für den urſprünglichen Zweck beſtimmt, ſondern dasſelbe an den engliſchen Geſandten vermiethet. Bennigſen ſchloß daraus daß die Noth nicht ſo groß ſey, oder daß der Miniſter des Innern nichts thun wolle der Noth abzuhelfen. Die ganze Angelegenheit ſcheine mit dem Wunſch zuſammenzuhängen für die Miniſter Hôtels zu erwerben. Man ſcheine da planmäßig zu Werke zu gehen: kaufe allmählich immer mehr Gebäude angeblich für öffentliche Zwecke an, ſinde ſie dann dazu nicht geeignet, könne ſie nur ſchlecht vermiethen, oder wieder verwer- then, und hoffe ſo die Stände allmählich willig dazu zu machen einige Miniſter- Hôtels zu genehmigen. Oſtermeyer tadelte daß man gerade Häuſer an den koſtbarſten Lagen auswähle. Es ſey endlich einmal an der Zeit dem eigen- mächtigen Vorgehen der Regierung Schranken zu ſetzen. Bödiker, der Regierungspartei angehörig, und erſt kürzlich durch den Guelphenorden aus- gezeichnet, hatte ſchon im Finanzausſchuß auf Erläuterung dieſes Verfahrens gedrungen, in welchem er eine Verletzung der ſtändiſchen Bewilligungsrechte erblickte; er entnahm auch den heutigen Verhandlungen keine Rechtfertigung, im Gegentheil ſtelle ſich die ganze Sache ſo dunkel und geheimnißvoll dar daß er ſich zu dem Antrag veranlaßt ſehe die Bewilligung abzulehnen, und das etwa verwandte Geld in die Landescaſſe zurückzufordern. Damit erklärte die Linke ſich einverſtanden, und nach dreiſtündiger Verhandlung und vergeblichen Bemühungen des Hrn. Cammann, wenigſtens einen Aufſchub zu erlangen, wurde dieſer Antrag mit überwiegender Mehrheit genehmigt. Hannover, 5 Jun.Heute, am Tag der Grundſteinlegung des Eruſt-Auguſt-Denkmals, gab die miniſterielle Partei zweiter Kammer ihrem Führer, Hrn. v. Borries, ein Eſſen auf dem Limmerbrunnen. Während des Diners erſchien ein Leibhuſar des Königs und rief Hrn. v. Borries her- aus. Der Miniſter trat gleich nachher wieder in den Saal, und forderte den Landdroſten v. Bülow auf das ihm eben zugekommene Schreiben zu ver- leſen. In dieſem Schreiben wird Miniſter v. Borries unter Anerkennung ſeiner vielen Verdienſte in den Grafenſtand des Königreichs erhoben! (N. F. Z.) Preußen. Düſſeldorf, 1 Jun.Geſtern Abend iſt der Kaufcon- tract über den Jacobiſchen Garten in der Künſtlergeſellſchaft Malkaſten ab- geſchloſſen worden. (D. B.) Berlin, 6 Jun.Wie neulich gegen den Conſtitutionnel, ſo wendet ſich heute die Preuß. Ztg. gegen die Rheinbundgelüſte des Siècle, mit dem Beifügen jedoch: ſie müſſe es nach den feierlichen Erklärungen der franzöſiſchen Regierung, die noch eben durch die jüngſte Moniteurnote aufs neue bekräftigt worden ſeyen, für ſelbſtverſtändlich halten daß dieſelbe weit davon entfernt ſey derartige Anſprüche zu billigen (!) Sie hebt das Ungereimte einer Argu- mentation hervor welche Deutſchland ſelbſt die Rechtlichkeit des Beſitzes des linken Rheinufers abſprechen will, und fährt dann fort: „Schließlich ſpricht der „Siècle“ die ſentimentale Hoffnung aus, Deutſchland werde aus freien Stücken ſein Unrecht einſehen, und aus eigener Bewegung, ſoweit es an ihm liegt, Frankreich zum Beſitz ſeiner natürlichen Gränzen verhelfen. Die Arron- dirung an der Alpengränze ſcheint in der That eine Anzahl Köpfe in Frank- reich mit einem bedenklichen Schwindel erfüllt zu haben. Sie träumen ſeit dieſer Zeit von nichts anderem als die franzöſiſche Uneigennützigkeit auch nach andern Seiten hin zu verwerthen. Es iſt nothwendig dieſen Phantaſten be- greiflich zu machen daß Deutſchland nicht Italien iſt. Das deutſche Volk iſt nicht gegen fremde Unterdrückung auf die Hülfe des Auslandes angewieſen, und hat es daher, Gott ſey Dank, nicht nöthig ſie mit der Abtretung ſeiner Provinzen zu erkaufen. 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Die Inauguration wurde durch die Rede des Handelsminiſters v. d. Heydt bezeichnet, in welcher er ſich an den Prinz-Regenten wendend folgendes ausſprach: „Kaum ſind acht Tage verfloſſen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den äußerſten weſtlichen Marken des Reichs zwei neuen Eiſenbahnen die Weihe zu er- theilen. Heute geruhen Ew. k. Hoh. an dem entgegengefetzten Ende der Monarchie eine Bahn zu inauguriren, welche, nicht minder wichtig, bis zu den äußerſten öſt- lichen Marken reicht, und beſtimmt iſt den Berkehr eines der fruchtbarſten Landes- theile mit den andern Provinzen und mit der See zu befördern, und das vater- ländiſche Eiſenbahnnetz mit dem des großen öſtlichen Nachbarlandes in unmittelbare Verbindung zu ſetzen. Es iſt hiermit erreicht was des Königs Majeſtät bei der feierlichen Eröffnung der Oſtbahn am 1 Aug. 1853 in Braunsberg als die noth- wendige Vollendung des damals eingeweihten Werkes bezeichneten, nämlich eine Verbindung von hervorragender Bedeutung für den Weltverkehr. Nach der nicht mehr fernen Herſtellung des Schienenwegs nach St. Petersburg wird die vorliegende Bahn ein Glied bilden in der ausgedehnteſten Eiſenbahnkette Europa’s, einer Kette, die vom fernen Oſten, von dem Flußgebiet der Wolga bis zu den Pyrenäen, den Uſern des atlantiſchen Oceaus und des mittelländiſchen Meeres reicht. Die Bewohner dieſer großen patriotiſchen Provinz, die ſich durch ihre Treue, ihre edle, opferfreudige Hingebung in Zeiten ſchweren Drangſals und muthiger Erhebung in den Herzen aller Preußen ein undergängliches Denkmal geſtiftet, deren Vertreter Ew. k. Hoh. hier ſo zahlreich um ſich verſammelt ſehen, ſie verſtehen die landesväterliche Fürſorge welcher ſie dieſe neue Bahn verdanken, ſie wiſſen welch ein werthvolles Pfand reicher Entwickelung ihnen heute an einem der ruhmreichſten Tage der vaterländi- ſchen Geſchichte von Ew. k. Hoh. Allerhöchſtſelbſt ſo huldvoll dargeboten wird. So gebe denn Gott, ohne deſſen Segen nichts gedeiht auf Erden, daß alle Hoffnungen, die an dieſes neue Werk ſich knüpfen, in reichem Maße ſich verwirklichen, daß es ein Mittel ſey Wohlſtand und Zufriedenheit in allen Schichten der Bevölkerung zu fördern, und daß es nicht minder dazu beitrage die Berkehrsbeziehungen zu dem großen befreundeten Nachbarland auf eine den Intereſſen beider Länder entſprechen- den Weiſe zu geſtalten. Geben wir den Gefühlen tief empfundenen Dankes ge- meinſamen Ausdruck: Se. Maj. der König, Se. k. Hoh. der Regent, Prinz von Preußen, leben hoch!“ Dieſe Anſprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demſelben eigenen kräftigen, doch ſtets Wohlwollen athmenden Weiſe beantwortet, indem der Regent Gewicht auf die das gute Vernehmen mit Rußland be- zeichnenden Worte legte, und ſeinen Dank allen denen ausſprach die zu dem neuen großen Werk geholfen. (Nach der K. H. Z. reichte der Regent bei dieſen Worten dem Fürſten Gortſchakoff mit bedeutungsvoller freundli- cher Miene ſeine Rechte, und ſchüttelte kräftig die Hand desſelben.) Um 10 Uhr ſetzte ſich der Zug in Bewegung. Alle Stationen prangten in glänzendem Feſt- ſchmuck. An der Landesgränze bei Eydtkuhnen ſtanden die Bewohner von jenſeits der Gränze in langgedehnten Reihen, zu dem feſtlichen Gewühl dieſſeits hinüberblickend aber durch den niedergelaſſenen ruſſiſchen Schlag- baum verhindert, ſich den preußiſchen Nachbarn anzuſchließen. Nach etwa dreiviertelſtündigem Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Gumbinnen ange- treten, wo der Prinz-Regent nach eingenommenem Diner das Nachtlager nahm. An andern Mittag 12 Uhr kehrte der Feſtzug nach Königsberg zurück. Schleswig-Holſtein.Schleswig, 1 Jun.Dem Buchhändler Dr. Heiberg wurde nachſtehender Beſcheid, die Wiedereröffnung der Buch- handlung während der Unterſuchung betreffend, heute vom k. Amthaus in Schleswig übermacht: „Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. Dr. Heiberg unter dem 16/17 April d. J. hieſelbſt eingereichte, an das k. Miniſterium für das Herzogthum Schleswig gerichtete Vorſtellung und Bitte um Wiedereröffnung der von dem Po- lizeimeiſter der Stadt Schleswig am 8 März d. J. angeordneten polizeilichen Ver- ſiegelung des ſupplicantiſchen Buchladens cum pert. mit Bericht an das königl. Miniſterium für das Herzogthum Schleswig eingeſandt, hat hochdasſelbe vermittelſt Reſcript vom 30 d. M. die Erledigung dieſer Angelegenheit dem Amthaus als der Ober- Polizeibehörde überlaſſen. Unter Beziehung hierauf wird dem Hrn. Suppli- cauten hiedurch eröffnet daß das Amthaus, da derſelbe wegen einer durch Miß- brauch ſeines Buchhändlergewerbes betriebenen Verbreitung eines Adreßentwurfs

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 160, 8. Juni 1860, S. 2667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine160_1860/3>, abgerufen am 21.11.2024.