Allgemeine Zeitung, Nr. 160, 8. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
ligen Collegen. Daß die Geistlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder- K. Sachsen. Leipzig, 4 Jun. Der vormalige Professor Dr. Wil- K. Hannover. Hannover, 5 Jun. Heute, am Geburtstag des Hannover, 5 Jun. Heute, am Tag der Grundsteinlegung des Preußen. Düsseldorf, 1 Jun. Gestern Abend ist der Kaufcon- Berlin, 6 Jun. Wie neulich gegen den Constitutionnel, so wendet Zu Königsberg fand am 4 Jun. die feierliche Einweihung der Kö- "Kaum sind acht Tage verflossen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den Diese Ansprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demselben Schleswig-Holstein. Schleswig, 1 Jun. Dem Buchhändler "Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. Dr. Heiberg unter dem 16/17 [Spaltenumbruch]
ligen Collegen. Daß die Geiſtlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder- K. Sachſen. Leipzig, 4 Jun. Der vormalige Profeſſor Dr. Wil- K. Hannover. Hannover, 5 Jun. Heute, am Geburtstag des Hannover, 5 Jun. Heute, am Tag der Grundſteinlegung des Preußen. Düſſeldorf, 1 Jun. Geſtern Abend iſt der Kaufcon- Berlin, 6 Jun. Wie neulich gegen den Conſtitutionnel, ſo wendet Zu Königsberg fand am 4 Jun. die feierliche Einweihung der Kö- „Kaum ſind acht Tage verfloſſen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den Dieſe Anſprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demſelben Schleswig-Holſtein. Schleswig, 1 Jun. Dem Buchhändler „Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. Dr. Heiberg unter dem 16/17 <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0003" n="2667"/><cb/> ligen Collegen. Daß die Geiſtlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder-<lb/> nehmen, daß der Adel aber ſchon aufs Land gegangen war, zeugt bedeutſam<lb/> genug wo er immer noch ſeinen Schwerpunkt hat. Zwiſchen und nach dieſen<lb/> größern Feſten, als in zwei Gemeinden in der Nähe der Reſidenz die neu-<lb/> erbauten ervangeliſchen Kirchen eingeweiht wurden, erſchien auch hier der<lb/> Landesfürſt, und theilte die Freude der Landbewohner und vereinte ſeine<lb/> Gebete mit den ihrigen, und der Segen den er für andere erbat wurde tau-<lb/> ſendfach für ihn erbeten. Wenn die Uebereinſtimmung zwiſchen Fürſt und<lb/> Volk eines Landestheils auch den Gang der großen Ereigniſſe nicht beſtimmt,<lb/> ſo iſt ſie doch eine Vorbereitung ihnen in der richtigen Verfaſſung zu begeg-<lb/> nen. Von jetzt an werden die fürſtlichen Herrſchaften auf die Dauer einiger<lb/> Monate abweſend ſeyn, und ſie in Baden, in Rippold<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>an und am Bodenſee<lb/> zubringen. — Die Commiſſion zur Begutachtung der kirchlichen Geſetze ar-<lb/> beitet an ihrer Aufgabe, und vielleicht in dieſem Monat noch werden die<lb/> Kammern wieder zuſammentreten um dieſelben zu berathen. — Auf den<lb/> Fronleichnamstag iſt die Einladung zur zweiten evangeliſchen Conferenz nach<lb/> Durlach ergangen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>K. <hi rendition="#g">Sachſen.</hi></head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Leipzig,</hi> 4 Jun.</dateline> <p>Der vormalige Profeſſor <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Wil-<lb/> helm Bruno Lindner hat auch in dem Gnadenwege eine Minderung der ihm<lb/> zuerkannten ſechsjährigen Arbeitshausſtrafe nicht erreicht; auf ſein Gnaden-<lb/> geſuchiſt er allerhöchſten Orts abfällig beſchieden worden, und hat daher nun-<lb/> mehr ſeine Strafe anzutreten.</p> <byline>(D. 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Vom<lb/> Finanzminiſter waren nämlich 41,800 Thlr. für ein Gebände verausgabt<lb/> das zur Aufnahme von Behörden dienen ſollte, während man erſt in voriger<lb/> Diät eine gleiche Summe für ein gleichfalls ohne ſtändiſche Genehmigung<lb/> angekauftes Gebäude, welches dieſem Zweck dienen ſollte, verausgabt hatte.<lb/> Der Finanzminiſter hatte nämlich einfach dieſes Gebäude nicht für den<lb/> urſprünglichen Zweck beſtimmt, ſondern dasſelbe an den engliſchen Geſandten<lb/> vermiethet. <hi rendition="#g">Bennigſen</hi> ſchloß daraus daß die Noth nicht ſo groß ſey,<lb/> oder daß der Miniſter des Innern nichts thun wolle der Noth abzuhelfen.<lb/> Die ganze Angelegenheit ſcheine mit dem Wunſch zuſammenzuhängen für die<lb/> Miniſter H<hi rendition="#aq">ô</hi>tels zu erwerben. Man ſcheine da planmäßig zu Werke zu gehen:<lb/> kaufe allmählich immer mehr Gebäude angeblich für öffentliche Zwecke an, ſinde<lb/> ſie dann dazu nicht geeignet, könne ſie nur ſchlecht vermiethen, oder wieder verwer-<lb/> then, und hoffe ſo die Stände allmählich willig dazu zu machen einige Miniſter-<lb/> H<hi rendition="#aq">ô</hi>tels zu genehmigen. <hi rendition="#g">Oſtermeyer</hi> tadelte daß man gerade Häuſer an den<lb/> koſtbarſten Lagen auswähle. Es ſey endlich einmal an der Zeit dem eigen-<lb/> mächtigen Vorgehen der Regierung Schranken zu ſetzen. <hi rendition="#g">Bödiker,</hi> der<lb/> Regierungspartei angehörig, und erſt kürzlich durch den Guelphenorden aus-<lb/> gezeichnet, hatte ſchon im Finanzausſchuß auf Erläuterung dieſes Verfahrens<lb/> gedrungen, in welchem er eine Verletzung der ſtändiſchen Bewilligungsrechte<lb/> erblickte; er entnahm auch den heutigen Verhandlungen keine Rechtfertigung,<lb/> im Gegentheil ſtelle ſich die ganze Sache ſo dunkel und geheimnißvoll dar<lb/> daß er ſich zu dem Antrag veranlaßt ſehe die Bewilligung abzulehnen, und<lb/> das etwa verwandte Geld in die Landescaſſe zurückzufordern. Damit erklärte die<lb/> Linke ſich einverſtanden, und nach dreiſtündiger Verhandlung und vergeblichen<lb/> Bemühungen des Hrn. Cammann, wenigſtens einen Aufſchub zu erlangen,<lb/> wurde dieſer Antrag mit überwiegender Mehrheit genehmigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Hannover,</hi> 5 Jun.</dateline> <p>Heute, am Tag der Grundſteinlegung des<lb/> Eruſt-Auguſt-Denkmals, gab die miniſterielle Partei zweiter Kammer ihrem<lb/> Führer, Hrn. v. Borries, ein Eſſen auf dem Limmerbrunnen. Während<lb/> des Diners erſchien ein Leibhuſar des Königs und rief Hrn. v. Borries her-<lb/> aus. Der Miniſter trat gleich nachher wieder in den Saal, und forderte<lb/> den Landdroſten v. Bülow auf das ihm eben zugekommene Schreiben zu ver-<lb/> leſen. In dieſem Schreiben wird Miniſter v. Borries unter Anerkennung<lb/> ſeiner vielen Verdienſte in den Grafenſtand des Königreichs erhoben!</p> <byline>(N. F. Z.)</byline> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Preußen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Düſſeldorf,</hi> 1 Jun.</dateline> <p>Geſtern Abend iſt der Kaufcon-<lb/> tract über den Jacobiſchen Garten in der Künſtlergeſellſchaft Malkaſten ab-<lb/> geſchloſſen worden.</p> <byline>(D. B.)</byline> </div><lb/> <div type="jComment" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 6 Jun.</dateline> <p>Wie neulich gegen den Conſtitutionnel, ſo wendet<lb/> ſich heute die <hi rendition="#g">Preuß. Ztg.</hi> gegen die Rheinbundgelüſte des Si<hi rendition="#aq">è</hi>cle, mit dem<lb/> Beifügen jedoch: ſie müſſe es nach den feierlichen Erklärungen der franzöſiſchen<lb/> Regierung, die noch eben durch die jüngſte Moniteurnote aufs neue bekräftigt<lb/> worden ſeyen, für ſelbſtverſtändlich halten daß dieſelbe weit davon entfernt ſey<lb/> derartige Anſprüche zu billigen (!) Sie hebt das Ungereimte einer Argu-<lb/> mentation hervor welche Deutſchland ſelbſt die Rechtlichkeit des Beſitzes des<lb/> linken Rheinufers abſprechen will, und fährt dann fort: „Schließlich ſpricht<lb/> der „Si<hi rendition="#aq">è</hi>cle“ die ſentimentale Hoffnung aus, Deutſchland werde aus freien<lb/> Stücken ſein Unrecht einſehen, und aus eigener Bewegung, ſoweit es an ihm<lb/><cb/> liegt, Frankreich zum Beſitz ſeiner natürlichen Gränzen verhelfen. Die Arron-<lb/> dirung an der Alpengränze ſcheint in der That eine Anzahl Köpfe in Frank-<lb/> reich mit einem bedenklichen Schwindel erfüllt zu haben. Sie träumen ſeit<lb/> dieſer Zeit von nichts anderem als die franzöſiſche Uneigennützigkeit auch nach<lb/> andern Seiten hin zu verwerthen. Es iſt nothwendig dieſen Phantaſten be-<lb/> greiflich zu machen daß Deutſchland nicht Italien iſt. Das deutſche Volk iſt<lb/> nicht gegen fremde Unterdrückung auf die Hülfe des Auslandes angewieſen,<lb/> und hat es daher, Gott ſey Dank, nicht nöthig ſie mit der Abtretung ſeiner<lb/> Provinzen zu erkaufen. Wenn es durch die Geſtaltung ſeiner inneren Ver-<lb/> hältniſſe ſich nicht befriedigt fühlt, ſo iſt dieß eine rein deutſche Angelegenheit,<lb/> und kein deutſcher Staat wird heutzutage jemals ſich das Brandmal des Ver-<lb/> raths aufdrücken wollen, indem er die Hülfe des Auslandes herbeiruft. Der<lb/> „Si<hi rendition="#aq">è</hi>cle“ und ſeines Gleichen mögen daher den idylliſchen Erwartungen ent-<lb/> ſagen, auf welchem Wege die Rheingränze zu erwerben auf dem Frankreich<lb/> die Alpengränze erworben hat.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Zu <hi rendition="#b">Königsberg</hi> fand am 4 Jun. die feierliche Einweihung der Kö-<lb/> nigsberg-Eydtkuhner Eiſenbahn ſtatt. Um 9 Uhr Vormittags nach ſtattge-<lb/> habter Parade begaben ſich die königl. Hoheiten auf den Bahnhof. Dort<lb/> verweilte der Regent zuerſt längere Zeit im Geſpräch mit dem Statthalter<lb/> von Polen, dem Fürſten Gortſchakoff, der ſich mit den ruſſiſchen Officieren<lb/> hier der Einweihungsfahrt anſchloß. Zu dieſer waren auch die Miniſter,<lb/> das hohe Gefolge des Prinz-Regenten u. ſ. w. erſchienen. Die Inauguration<lb/> wurde durch die Rede des Handelsminiſters v. d. Heydt bezeichnet, in welcher<lb/> er ſich an den Prinz-Regenten wendend folgendes ausſprach:</p><lb/> <cit> <quote>„Kaum ſind acht Tage verfloſſen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den<lb/> äußerſten weſtlichen Marken des Reichs zwei neuen Eiſenbahnen die Weihe zu er-<lb/> theilen. Heute geruhen Ew. k. Hoh. an dem entgegengefetzten Ende der Monarchie<lb/> eine Bahn zu inauguriren, welche, nicht minder wichtig, bis zu den äußerſten öſt-<lb/> lichen Marken reicht, und beſtimmt iſt den Berkehr eines der fruchtbarſten Landes-<lb/> theile mit den andern Provinzen und mit der See zu befördern, und das vater-<lb/> ländiſche Eiſenbahnnetz mit dem des großen öſtlichen Nachbarlandes in unmittelbare<lb/> Verbindung zu ſetzen. Es iſt hiermit erreicht was des Königs Majeſtät bei der<lb/> feierlichen Eröffnung der Oſtbahn am 1 Aug. 1853 in Braunsberg als die noth-<lb/> wendige Vollendung des damals eingeweihten Werkes bezeichneten, nämlich eine<lb/> Verbindung von hervorragender Bedeutung für den Weltverkehr. Nach der nicht<lb/> mehr fernen Herſtellung des Schienenwegs nach St. Petersburg wird die vorliegende<lb/> Bahn ein Glied bilden in der ausgedehnteſten Eiſenbahnkette Europa’s, einer Kette,<lb/> die vom fernen Oſten, von dem Flußgebiet der Wolga bis zu den Pyrenäen, den Uſern<lb/> des atlantiſchen Oceaus und des mittelländiſchen Meeres reicht. Die Bewohner<lb/> dieſer großen patriotiſchen Provinz, die ſich durch ihre Treue, ihre edle, opferfreudige<lb/> Hingebung in Zeiten ſchweren Drangſals und muthiger Erhebung in den Herzen<lb/> aller Preußen ein undergängliches Denkmal geſtiftet, deren Vertreter Ew. k. Hoh.<lb/> hier ſo zahlreich um ſich verſammelt ſehen, ſie verſtehen die landesväterliche Fürſorge<lb/> welcher ſie dieſe neue Bahn verdanken, ſie wiſſen welch ein werthvolles Pfand<lb/> reicher Entwickelung ihnen heute an einem der ruhmreichſten Tage der vaterländi-<lb/> ſchen Geſchichte von Ew. k. Hoh. Allerhöchſtſelbſt ſo huldvoll dargeboten wird. So<lb/> gebe denn Gott, ohne deſſen Segen nichts gedeiht auf Erden, daß alle Hoffnungen,<lb/> die an dieſes neue Werk ſich knüpfen, in reichem Maße ſich verwirklichen, daß es<lb/> ein Mittel ſey Wohlſtand und Zufriedenheit in allen Schichten der Bevölkerung<lb/> zu fördern, und daß es nicht minder dazu beitrage die Berkehrsbeziehungen zu dem<lb/> großen befreundeten Nachbarland auf eine den Intereſſen beider Länder entſprechen-<lb/> den Weiſe zu geſtalten. Geben wir den Gefühlen tief empfundenen Dankes ge-<lb/> meinſamen Ausdruck: Se. Maj. der König, Se. k. Hoh. der Regent, Prinz von<lb/> Preußen, leben hoch!“</quote> </cit><lb/> <p>Dieſe Anſprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demſelben<lb/> eigenen kräftigen, doch ſtets Wohlwollen athmenden Weiſe beantwortet,<lb/> indem der Regent Gewicht auf die das gute Vernehmen mit Rußland be-<lb/> zeichnenden Worte legte, und ſeinen Dank allen denen ausſprach die zu dem<lb/> neuen großen Werk geholfen. (Nach der K. H. Z. reichte der Regent<lb/> bei dieſen Worten dem Fürſten Gortſchakoff mit bedeutungsvoller freundli-<lb/> cher Miene ſeine Rechte, und ſchüttelte kräftig die Hand desſelben.) Um 10 Uhr<lb/> ſetzte ſich der Zug in Bewegung. Alle Stationen prangten in glänzendem Feſt-<lb/> ſchmuck. An der Landesgränze bei Eydtkuhnen ſtanden die Bewohner von<lb/> jenſeits der Gränze in langgedehnten Reihen, zu dem feſtlichen Gewühl<lb/> dieſſeits hinüberblickend aber durch den niedergelaſſenen ruſſiſchen Schlag-<lb/> baum verhindert, ſich den preußiſchen Nachbarn anzuſchließen. Nach etwa<lb/> dreiviertelſtündigem Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Gumbinnen ange-<lb/> treten, wo der Prinz-Regent nach eingenommenem Diner das Nachtlager<lb/> nahm. An andern Mittag 12 Uhr kehrte der Feſtzug nach Königsberg zurück.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Schleswig-Holſtein.</hi> </head> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Schleswig,</hi> 1 Jun.</dateline> <p>Dem Buchhändler<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Heiberg wurde nachſtehender Beſcheid, die Wiedereröffnung der Buch-<lb/> handlung während der Unterſuchung betreffend, heute vom k. Amthaus in<lb/> Schleswig übermacht:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Heiberg unter dem 16/17<lb/> April d. J. hieſelbſt eingereichte, an das k. Miniſterium für das Herzogthum<lb/> Schleswig gerichtete Vorſtellung und Bitte um Wiedereröffnung der von dem Po-<lb/> lizeimeiſter der Stadt Schleswig am 8 März d. J. angeordneten polizeilichen Ver-<lb/> ſiegelung des ſupplicantiſchen Buchladens <hi rendition="#aq">cum pert.</hi> mit Bericht an das königl.<lb/> Miniſterium für das Herzogthum Schleswig eingeſandt, hat hochdasſelbe vermittelſt<lb/> Reſcript vom 30 d. M. die Erledigung dieſer Angelegenheit dem Amthaus als der<lb/> Ober- Polizeibehörde überlaſſen. Unter Beziehung hierauf wird dem Hrn. Suppli-<lb/> cauten hiedurch eröffnet daß das Amthaus, da derſelbe wegen einer durch Miß-<lb/> brauch ſeines Buchhändlergewerbes betriebenen Verbreitung eines Adreßentwurfs<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2667/0003]
ligen Collegen. Daß die Geiſtlichkeit ferne blieb, wird niemand wunder-
nehmen, daß der Adel aber ſchon aufs Land gegangen war, zeugt bedeutſam
genug wo er immer noch ſeinen Schwerpunkt hat. Zwiſchen und nach dieſen
größern Feſten, als in zwei Gemeinden in der Nähe der Reſidenz die neu-
erbauten ervangeliſchen Kirchen eingeweiht wurden, erſchien auch hier der
Landesfürſt, und theilte die Freude der Landbewohner und vereinte ſeine
Gebete mit den ihrigen, und der Segen den er für andere erbat wurde tau-
ſendfach für ihn erbeten. Wenn die Uebereinſtimmung zwiſchen Fürſt und
Volk eines Landestheils auch den Gang der großen Ereigniſſe nicht beſtimmt,
ſo iſt ſie doch eine Vorbereitung ihnen in der richtigen Verfaſſung zu begeg-
nen. Von jetzt an werden die fürſtlichen Herrſchaften auf die Dauer einiger
Monate abweſend ſeyn, und ſie in Baden, in Rippold_an und am Bodenſee
zubringen. — Die Commiſſion zur Begutachtung der kirchlichen Geſetze ar-
beitet an ihrer Aufgabe, und vielleicht in dieſem Monat noch werden die
Kammern wieder zuſammentreten um dieſelben zu berathen. — Auf den
Fronleichnamstag iſt die Einladung zur zweiten evangeliſchen Conferenz nach
Durlach ergangen.
K. Sachſen.
Leipzig, 4 Jun.Der vormalige Profeſſor Dr. Wil-
helm Bruno Lindner hat auch in dem Gnadenwege eine Minderung der ihm
zuerkannten ſechsjährigen Arbeitshausſtrafe nicht erreicht; auf ſein Gnaden-
geſuchiſt er allerhöchſten Orts abfällig beſchieden worden, und hat daher nun-
mehr ſeine Strafe anzutreten.
(D. A. Z.)
K. Hannover.
Hannover, 5 Jun.Heute, am Geburtstag des
Königs Ernſt Auguſt, wurde zu deſſen Reiterſtatue, die vor dem Bahnhof
errichtet werden wird, feierlich der Grundſtein durch den König gelegt. —
Bei der Berathung des Haushaltsſchreibens wurde geſtern in der zweiten
Kammer wieder eine Reihe von einſeitig vorgenommenen Ankäufen der Re-
gierung ans Licht gezogen. Eine davon erregte beſonderes Aufſehen. Vom
Finanzminiſter waren nämlich 41,800 Thlr. für ein Gebände verausgabt
das zur Aufnahme von Behörden dienen ſollte, während man erſt in voriger
Diät eine gleiche Summe für ein gleichfalls ohne ſtändiſche Genehmigung
angekauftes Gebäude, welches dieſem Zweck dienen ſollte, verausgabt hatte.
Der Finanzminiſter hatte nämlich einfach dieſes Gebäude nicht für den
urſprünglichen Zweck beſtimmt, ſondern dasſelbe an den engliſchen Geſandten
vermiethet. Bennigſen ſchloß daraus daß die Noth nicht ſo groß ſey,
oder daß der Miniſter des Innern nichts thun wolle der Noth abzuhelfen.
Die ganze Angelegenheit ſcheine mit dem Wunſch zuſammenzuhängen für die
Miniſter Hôtels zu erwerben. Man ſcheine da planmäßig zu Werke zu gehen:
kaufe allmählich immer mehr Gebäude angeblich für öffentliche Zwecke an, ſinde
ſie dann dazu nicht geeignet, könne ſie nur ſchlecht vermiethen, oder wieder verwer-
then, und hoffe ſo die Stände allmählich willig dazu zu machen einige Miniſter-
Hôtels zu genehmigen. Oſtermeyer tadelte daß man gerade Häuſer an den
koſtbarſten Lagen auswähle. Es ſey endlich einmal an der Zeit dem eigen-
mächtigen Vorgehen der Regierung Schranken zu ſetzen. Bödiker, der
Regierungspartei angehörig, und erſt kürzlich durch den Guelphenorden aus-
gezeichnet, hatte ſchon im Finanzausſchuß auf Erläuterung dieſes Verfahrens
gedrungen, in welchem er eine Verletzung der ſtändiſchen Bewilligungsrechte
erblickte; er entnahm auch den heutigen Verhandlungen keine Rechtfertigung,
im Gegentheil ſtelle ſich die ganze Sache ſo dunkel und geheimnißvoll dar
daß er ſich zu dem Antrag veranlaßt ſehe die Bewilligung abzulehnen, und
das etwa verwandte Geld in die Landescaſſe zurückzufordern. Damit erklärte die
Linke ſich einverſtanden, und nach dreiſtündiger Verhandlung und vergeblichen
Bemühungen des Hrn. Cammann, wenigſtens einen Aufſchub zu erlangen,
wurde dieſer Antrag mit überwiegender Mehrheit genehmigt.
Hannover, 5 Jun.Heute, am Tag der Grundſteinlegung des
Eruſt-Auguſt-Denkmals, gab die miniſterielle Partei zweiter Kammer ihrem
Führer, Hrn. v. Borries, ein Eſſen auf dem Limmerbrunnen. Während
des Diners erſchien ein Leibhuſar des Königs und rief Hrn. v. Borries her-
aus. Der Miniſter trat gleich nachher wieder in den Saal, und forderte
den Landdroſten v. Bülow auf das ihm eben zugekommene Schreiben zu ver-
leſen. In dieſem Schreiben wird Miniſter v. Borries unter Anerkennung
ſeiner vielen Verdienſte in den Grafenſtand des Königreichs erhoben!
(N. F. Z.)
Preußen.
Düſſeldorf, 1 Jun.Geſtern Abend iſt der Kaufcon-
tract über den Jacobiſchen Garten in der Künſtlergeſellſchaft Malkaſten ab-
geſchloſſen worden.
(D. B.)
Berlin, 6 Jun.Wie neulich gegen den Conſtitutionnel, ſo wendet
ſich heute die Preuß. Ztg. gegen die Rheinbundgelüſte des Siècle, mit dem
Beifügen jedoch: ſie müſſe es nach den feierlichen Erklärungen der franzöſiſchen
Regierung, die noch eben durch die jüngſte Moniteurnote aufs neue bekräftigt
worden ſeyen, für ſelbſtverſtändlich halten daß dieſelbe weit davon entfernt ſey
derartige Anſprüche zu billigen (!) Sie hebt das Ungereimte einer Argu-
mentation hervor welche Deutſchland ſelbſt die Rechtlichkeit des Beſitzes des
linken Rheinufers abſprechen will, und fährt dann fort: „Schließlich ſpricht
der „Siècle“ die ſentimentale Hoffnung aus, Deutſchland werde aus freien
Stücken ſein Unrecht einſehen, und aus eigener Bewegung, ſoweit es an ihm
liegt, Frankreich zum Beſitz ſeiner natürlichen Gränzen verhelfen. Die Arron-
dirung an der Alpengränze ſcheint in der That eine Anzahl Köpfe in Frank-
reich mit einem bedenklichen Schwindel erfüllt zu haben. Sie träumen ſeit
dieſer Zeit von nichts anderem als die franzöſiſche Uneigennützigkeit auch nach
andern Seiten hin zu verwerthen. Es iſt nothwendig dieſen Phantaſten be-
greiflich zu machen daß Deutſchland nicht Italien iſt. Das deutſche Volk iſt
nicht gegen fremde Unterdrückung auf die Hülfe des Auslandes angewieſen,
und hat es daher, Gott ſey Dank, nicht nöthig ſie mit der Abtretung ſeiner
Provinzen zu erkaufen. Wenn es durch die Geſtaltung ſeiner inneren Ver-
hältniſſe ſich nicht befriedigt fühlt, ſo iſt dieß eine rein deutſche Angelegenheit,
und kein deutſcher Staat wird heutzutage jemals ſich das Brandmal des Ver-
raths aufdrücken wollen, indem er die Hülfe des Auslandes herbeiruft. Der
„Siècle“ und ſeines Gleichen mögen daher den idylliſchen Erwartungen ent-
ſagen, auf welchem Wege die Rheingränze zu erwerben auf dem Frankreich
die Alpengränze erworben hat.“
Zu Königsberg fand am 4 Jun. die feierliche Einweihung der Kö-
nigsberg-Eydtkuhner Eiſenbahn ſtatt. Um 9 Uhr Vormittags nach ſtattge-
habter Parade begaben ſich die königl. Hoheiten auf den Bahnhof. Dort
verweilte der Regent zuerſt längere Zeit im Geſpräch mit dem Statthalter
von Polen, dem Fürſten Gortſchakoff, der ſich mit den ruſſiſchen Officieren
hier der Einweihungsfahrt anſchloß. Zu dieſer waren auch die Miniſter,
das hohe Gefolge des Prinz-Regenten u. ſ. w. erſchienen. Die Inauguration
wurde durch die Rede des Handelsminiſters v. d. Heydt bezeichnet, in welcher
er ſich an den Prinz-Regenten wendend folgendes ausſprach:
„Kaum ſind acht Tage verfloſſen, als Ew. k. Hoh. die Gnade hatten an den
äußerſten weſtlichen Marken des Reichs zwei neuen Eiſenbahnen die Weihe zu er-
theilen. Heute geruhen Ew. k. Hoh. an dem entgegengefetzten Ende der Monarchie
eine Bahn zu inauguriren, welche, nicht minder wichtig, bis zu den äußerſten öſt-
lichen Marken reicht, und beſtimmt iſt den Berkehr eines der fruchtbarſten Landes-
theile mit den andern Provinzen und mit der See zu befördern, und das vater-
ländiſche Eiſenbahnnetz mit dem des großen öſtlichen Nachbarlandes in unmittelbare
Verbindung zu ſetzen. Es iſt hiermit erreicht was des Königs Majeſtät bei der
feierlichen Eröffnung der Oſtbahn am 1 Aug. 1853 in Braunsberg als die noth-
wendige Vollendung des damals eingeweihten Werkes bezeichneten, nämlich eine
Verbindung von hervorragender Bedeutung für den Weltverkehr. Nach der nicht
mehr fernen Herſtellung des Schienenwegs nach St. Petersburg wird die vorliegende
Bahn ein Glied bilden in der ausgedehnteſten Eiſenbahnkette Europa’s, einer Kette,
die vom fernen Oſten, von dem Flußgebiet der Wolga bis zu den Pyrenäen, den Uſern
des atlantiſchen Oceaus und des mittelländiſchen Meeres reicht. Die Bewohner
dieſer großen patriotiſchen Provinz, die ſich durch ihre Treue, ihre edle, opferfreudige
Hingebung in Zeiten ſchweren Drangſals und muthiger Erhebung in den Herzen
aller Preußen ein undergängliches Denkmal geſtiftet, deren Vertreter Ew. k. Hoh.
hier ſo zahlreich um ſich verſammelt ſehen, ſie verſtehen die landesväterliche Fürſorge
welcher ſie dieſe neue Bahn verdanken, ſie wiſſen welch ein werthvolles Pfand
reicher Entwickelung ihnen heute an einem der ruhmreichſten Tage der vaterländi-
ſchen Geſchichte von Ew. k. Hoh. Allerhöchſtſelbſt ſo huldvoll dargeboten wird. So
gebe denn Gott, ohne deſſen Segen nichts gedeiht auf Erden, daß alle Hoffnungen,
die an dieſes neue Werk ſich knüpfen, in reichem Maße ſich verwirklichen, daß es
ein Mittel ſey Wohlſtand und Zufriedenheit in allen Schichten der Bevölkerung
zu fördern, und daß es nicht minder dazu beitrage die Berkehrsbeziehungen zu dem
großen befreundeten Nachbarland auf eine den Intereſſen beider Länder entſprechen-
den Weiſe zu geſtalten. Geben wir den Gefühlen tief empfundenen Dankes ge-
meinſamen Ausdruck: Se. Maj. der König, Se. k. Hoh. der Regent, Prinz von
Preußen, leben hoch!“
Dieſe Anſprache wurde von dem Prinz-Regenten in der demſelben
eigenen kräftigen, doch ſtets Wohlwollen athmenden Weiſe beantwortet,
indem der Regent Gewicht auf die das gute Vernehmen mit Rußland be-
zeichnenden Worte legte, und ſeinen Dank allen denen ausſprach die zu dem
neuen großen Werk geholfen. (Nach der K. H. Z. reichte der Regent
bei dieſen Worten dem Fürſten Gortſchakoff mit bedeutungsvoller freundli-
cher Miene ſeine Rechte, und ſchüttelte kräftig die Hand desſelben.) Um 10 Uhr
ſetzte ſich der Zug in Bewegung. Alle Stationen prangten in glänzendem Feſt-
ſchmuck. An der Landesgränze bei Eydtkuhnen ſtanden die Bewohner von
jenſeits der Gränze in langgedehnten Reihen, zu dem feſtlichen Gewühl
dieſſeits hinüberblickend aber durch den niedergelaſſenen ruſſiſchen Schlag-
baum verhindert, ſich den preußiſchen Nachbarn anzuſchließen. Nach etwa
dreiviertelſtündigem Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Gumbinnen ange-
treten, wo der Prinz-Regent nach eingenommenem Diner das Nachtlager
nahm. An andern Mittag 12 Uhr kehrte der Feſtzug nach Königsberg zurück.
Schleswig-Holſtein.Schleswig, 1 Jun.Dem Buchhändler
Dr. Heiberg wurde nachſtehender Beſcheid, die Wiedereröffnung der Buch-
handlung während der Unterſuchung betreffend, heute vom k. Amthaus in
Schleswig übermacht:
„Nachdem das Amthaus die von dem Hrn. Dr. Heiberg unter dem 16/17
April d. J. hieſelbſt eingereichte, an das k. Miniſterium für das Herzogthum
Schleswig gerichtete Vorſtellung und Bitte um Wiedereröffnung der von dem Po-
lizeimeiſter der Stadt Schleswig am 8 März d. J. angeordneten polizeilichen Ver-
ſiegelung des ſupplicantiſchen Buchladens cum pert. mit Bericht an das königl.
Miniſterium für das Herzogthum Schleswig eingeſandt, hat hochdasſelbe vermittelſt
Reſcript vom 30 d. M. die Erledigung dieſer Angelegenheit dem Amthaus als der
Ober- Polizeibehörde überlaſſen. Unter Beziehung hierauf wird dem Hrn. Suppli-
cauten hiedurch eröffnet daß das Amthaus, da derſelbe wegen einer durch Miß-
brauch ſeines Buchhändlergewerbes betriebenen Verbreitung eines Adreßentwurfs
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(2022-02-11T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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