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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] daher kommt, weil bei den Ersten der Einsaz selbst durch den nie-
drigsten Preis (60 fl. per Stük) bis jezt noch gesichert ist, bei
den badischen Loosen aber die kleinsten Treffer nur 70 fl. betra-
gen. -- Die Wiener Bankaktien sind während des genannten Zeit-
raums um volle 200 fl. das Stük gestiegen, mithin um circa
14 Proz. Zum heutigen Ankaufspreise dürften daher diese Effek-
ten, nimmt man einen jährlichen Durchschnittsgenuß von 63 fl.
K. M. oder 75 fl. 36 kr. im 24Guldenfuß für die Aktie an, etwa
5 Proz. ertragen. -- Erwägt man die Natur dieser Kapitalsan-
lage und die möglichen Wechselfälle, denen das Bankinstitut un-
terworfen ist, so kan man für den eventuellen Eintritt dieser
Wechselfälle füglich 1 Proz. von jenem Durchschnittsgenusse jähr-
lich in Abzug bringen. Bankaktien zu ihrem gegenwärtigen Kurse
würden daher nicht höher rentiren, wie jedwedes 4prozentige
Staatspapier zu Pari. -- Wir kommen nach dieser flüchtigen
Skizze unsrer Börsenstatistik auf das Eingangs angedeutete Thema
zurük. Ist es eine unläugbare Thatsache, daß die Kurse der
Staatseffekten auf den übrigen Hauptpläzen des Geld- und Pa-
pierhandels, -- vornemlich in Deutschland und Holland, -- im
Wesentlichen ähnliche Wandlungen, wie die oben angegebenen, im
Verlaufe des J. 1829 erfuhren, und daß mithin die Konjunktu-
ren in diesem Handel auf allen jenen Pläzen ungefähr einander
gleich sind; so dürfte die vorstehende Skizze genügen, um daraus
in Bezug auf die in Rede stehenden Finanzoperationen folgende
Schlüsse zu ziehen: Außer Zweifel steht es, daß der Durchschnitts-
preis der Kapitalien, oder, was dasselbe ist, der landübliche Zins-
fuß nicht mehr als vier vom Hundert beträgt. Gleichwol
dürften sich, unsers Dafürhaltens, schwerlich größere und dem
Bedürfnisse wie den Zweken der Regierungen entsprechende Staats-
anleihen zu diesem Zinsfuße bewirken lassen, bieten dieselben nicht
zugleich der Spekulation auf die Erhöhung des Kapitals einigen
Spielraum dar. In andern Worten: Es würden sich keine berei-
ten Unternehmer finden, welche sich einer 4prozentigen Anleihe zu
Pari des Kapitals unterziehen wollten, selbst wenn die Unablös-
barkeit dieses Kapitals für eine Reihe von Jahren garantirt wer-
den möchte. Jene Spekulation nemlich, oder, was auf dasselbe
hinausläuft, das Börsenspiel ist nun einmal, wie selbst Hr. F. La-
fitte zu seiner Zeit nachwies, unzertrennlich mit dem Systeme
der Staatsanleihen verknüpft. Diese Anleihen aber, sind sie von
einem gewissen Umfange, lassen sich nicht ohne Vermittelung von
Unternehmern zu Stande bringen, wie solches allerdings bei klei-
nern Summen schon zum öftern geschehen ist. -- Unter diesen
Umständen nun dürfte folgendes Auskunftsmittel vielleicht am sicher-
sten zum Ziele führen. Aus der vorstehenden Uebersicht geht haupt-
sächlich hervor, daß das bei den Staatsanleihen betheiligte Publikum
noch immer eine große Vorliebe zu Lotterie-Effekten bezeigt. Eine
Kombination, dis ist demnach der Schluß, welche dieser Vorliebe
schmeichelte, zugleich aber der Spekulation auf Erhöhung des Ka-
pitals ein nicht gar zu beschränktes Feld eröfnete, dürfte das
meiste Glük machen. In dieser Hypothese könnte eine 3prozen-
tige Anleihe, mit Prämienziehungen verknüpft, der betreffenden
Regierung vielleicht noch weniger als vier vom Hundert jährli-
chen Kapitalzins zu stehen kommen.



Türkei.

Der Courrier de Smyrne vom 22 Nov., und aus ihm der
östreichische Beobachter, erzählen folgendes Abenteuer, welches der
[Spaltenumbruch] Verfasserin der Memoires d'une Contemporaine (Madame de
Saint-Elme), die sich gegenwärtig in Smyrna befindet, auf der
Reise nach dieser Stadt begegnet ist: "Madame de Saint-Elme
ist vor zwei Tagen hier angekommen. Dieser Dame ist das Un-
glük begegnet, daß sie auf der Straße von Tschesme hieher von
Räubern ausgeplündert worden ist. Sie war am 29 Okt. am
Bord einer neapolitanischen Brigg von Alexandria in Aegypten
abgereist; das Fahrzeug mußte nach einer äußerst beschwerlichen
neunzehntägigen Fahrt zu Tschesme anlegen, wo Madame de
Saint-Elme, welche bereits seit vierzig Tagen unpäßlich war, und
eine Stadt zu erreichen trachtete, um die nöthige Gemächlichkeit
und Pflege zu finden, sich entschloß, den Weg zu Lande einzu-
zuschlagen; sie verließ Tschesme am 17 Nov. in Begleitung ihres
Sohnes und eines Geistlichen, Namens P. Gregoire, und langte
um 8 Uhr Abends nach einer, mitten unter unaufhörlichen Regen-
güssen zurükgelegten Tagreise zu Vurla an, das sie am folgen-
den Morgen wieder verließen. Als sie bei dem Orte Ellyman,
ungefähr drei Viertel Meilen vom Fort, anlangten, wurden sie
von sieben Straßenräubern angefallen, wovon vier längs der Straße
aufgestellt waren, und drei in der Schlücht eines Bergstroms
lauerten. Doch wir wollen Madame de Saint-Elme selbst den
Hergang des Vorfalls, so wie sie uns denselben mitgetheilt hat, er-
zählen lassen: "Die erste Bewegung meines Sohnes beim An-
blike der Räuber war, sich zur Gegenwehr zu sezen; da er mit
der Sprache nicht fort konnte, so rief er dem Geistlichen zu, daß
er den Maulthiertreiber davon unterrichten solle; der arme Geist-
liche lag aber bereits auf den Knieen, und der Maulthiertreiber
reichte dem Räuber, der meinen Maulthieren in die Zügel gefal-
len war, willig seine geladenen Pistolen hin. Ich warf ihm meine
Börse hin, und ließ mich auf die Erde gleiten, in der Hofnung
zu entfliehen, er sezte mir aber sogleich den Säbel auf die Brust.
Mein Sohn warf sich zwischen uns, und half mir, mich durch das
Gerölle des Strombettes hindurch zu arbeiten. Nach einem vier-
telstündigen Umwege gelangten wir an ein Dikicht, in welches die
Räuber mich nebst dem Geistlichen und den beiden Maulthier-
treibern drängten; mein Sohn allein war noch auf den Beinen;
er half einem der Räuber, unsern ledernen Mantelsak abschneiden.
Seine Kaltblütigkeit ließ mich muthmaaßen, daß er etwas im
Schilde führe. Wirklich ging er darauf aus, dem Räuber, wäh-
rend er sich niederbükte, seinen Dolch zu entreißen. Er winkte
dem Geistlichen und den Maulthiertreibern denjenigen Räuber,
der mir die Pistole vor die Stirne hielt, aufs Korn zu nehmen;
der Geistliche aber, der mehr Angst als ich ausstand, und wie ein
Espenlaub zitterte, schrie um Erbarmen, und die Maulthiertreiber
wandten sich mit Schreken ab. Man mußte daher auf eine un-
nüze Gegenwehr verzichten. Nach einer in der Todesangst ver-
brachten halben Stunde schleppten die Räuber ihren Raub nach
einem mit dikem Gebüsche bewachsenen Pfad, der sich über der
Stelle, wo wir uns befanden, hinzog. Mein Sohn faßte mich
sogleich in seine Arme, trug mich durch den Bergstrom, wobei ihm
das Wasser bis über die Knie ging, und so eine Viertelstunde
weit in Einem Athem fort, bis er an einen freien Ort gelangte,
wo er einige Minuten ausrastete, und mich hierauf wieder auf
auf seinen Rüken lud, und bis zum Meeresufer trug, wo wir
unsern unglüklichen Reisegefährten vorfanden. Wir wanderten
nun betrübt fort, ohne Hofnung zu einer Unterkunft zu gelangen.
Eine Barke kam yorbei, sie würdigte aber unsere Nothsignale kei-

[Spaltenumbruch] daher kommt, weil bei den Erſten der Einſaz ſelbſt durch den nie-
drigſten Preis (60 fl. per Stük) bis jezt noch geſichert iſt, bei
den badiſchen Looſen aber die kleinſten Treffer nur 70 fl. betra-
gen. — Die Wiener Bankaktien ſind während des genannten Zeit-
raums um volle 200 fl. das Stük geſtiegen, mithin um circa
14 Proz. Zum heutigen Ankaufspreiſe dürften daher dieſe Effek-
ten, nimmt man einen jährlichen Durchſchnittsgenuß von 63 fl.
K. M. oder 75 fl. 36 kr. im 24Guldenfuß für die Aktie an, etwa
5 Proz. ertragen. — Erwägt man die Natur dieſer Kapitalsan-
lage und die möglichen Wechſelfälle, denen das Bankinſtitut un-
terworfen iſt, ſo kan man für den eventuellen Eintritt dieſer
Wechſelfälle füglich 1 Proz. von jenem Durchſchnittsgenuſſe jähr-
lich in Abzug bringen. Bankaktien zu ihrem gegenwärtigen Kurſe
würden daher nicht höher rentiren, wie jedwedes 4prozentige
Staatspapier zu Pari. — Wir kommen nach dieſer flüchtigen
Skizze unſrer Börſenſtatiſtik auf das Eingangs angedeutete Thema
zurük. Iſt es eine unläugbare Thatſache, daß die Kurſe der
Staatseffekten auf den übrigen Hauptpläzen des Geld- und Pa-
pierhandels, — vornemlich in Deutſchland und Holland, — im
Weſentlichen ähnliche Wandlungen, wie die oben angegebenen, im
Verlaufe des J. 1829 erfuhren, und daß mithin die Konjunktu-
ren in dieſem Handel auf allen jenen Pläzen ungefähr einander
gleich ſind; ſo dürfte die vorſtehende Skizze genügen, um daraus
in Bezug auf die in Rede ſtehenden Finanzoperationen folgende
Schlüſſe zu ziehen: Außer Zweifel ſteht es, daß der Durchſchnitts-
preis der Kapitalien, oder, was daſſelbe iſt, der landübliche Zins-
fuß nicht mehr als vier vom Hundert beträgt. Gleichwol
dürften ſich, unſers Dafürhaltens, ſchwerlich größere und dem
Bedürfniſſe wie den Zweken der Regierungen entſprechende Staats-
anleihen zu dieſem Zinsfuße bewirken laſſen, bieten dieſelben nicht
zugleich der Spekulation auf die Erhöhung des Kapitals einigen
Spielraum dar. In andern Worten: Es würden ſich keine berei-
ten Unternehmer finden, welche ſich einer 4prozentigen Anleihe zu
Pari des Kapitals unterziehen wollten, ſelbſt wenn die Unablös-
barkeit dieſes Kapitals für eine Reihe von Jahren garantirt wer-
den möchte. Jene Spekulation nemlich, oder, was auf daſſelbe
hinausläuft, das Börſenſpiel iſt nun einmal, wie ſelbſt Hr. F. La-
fitte zu ſeiner Zeit nachwies, unzertrennlich mit dem Syſteme
der Staatsanleihen verknüpft. Dieſe Anleihen aber, ſind ſie von
einem gewiſſen Umfange, laſſen ſich nicht ohne Vermittelung von
Unternehmern zu Stande bringen, wie ſolches allerdings bei klei-
nern Summen ſchon zum öftern geſchehen iſt. — Unter dieſen
Umſtänden nun dürfte folgendes Auskunftsmittel vielleicht am ſicher-
ſten zum Ziele führen. Aus der vorſtehenden Ueberſicht geht haupt-
ſächlich hervor, daß das bei den Staatsanleihen betheiligte Publikum
noch immer eine große Vorliebe zu Lotterie-Effekten bezeigt. Eine
Kombination, dis iſt demnach der Schluß, welche dieſer Vorliebe
ſchmeichelte, zugleich aber der Spekulation auf Erhöhung des Ka-
pitals ein nicht gar zu beſchränktes Feld eröfnete, dürfte das
meiſte Glük machen. In dieſer Hypotheſe könnte eine 3prozen-
tige Anleihe, mit Prämienziehungen verknüpft, der betreffenden
Regierung vielleicht noch weniger als vier vom Hundert jährli-
chen Kapitalzins zu ſtehen kommen.



Türkei.

Der Courrier de Smyrne vom 22 Nov., und aus ihm der
öſtreichiſche Beobachter, erzählen folgendes Abenteuer, welches der
[Spaltenumbruch] Verfaſſerin der Mémoires d’une Contemporaine (Madame de
Saint-Elme), die ſich gegenwärtig in Smyrna befindet, auf der
Reiſe nach dieſer Stadt begegnet iſt: „Madame de Saint-Elme
iſt vor zwei Tagen hier angekommen. Dieſer Dame iſt das Un-
glük begegnet, daß ſie auf der Straße von Tſchesme hieher von
Räubern ausgeplündert worden iſt. Sie war am 29 Okt. am
Bord einer neapolitaniſchen Brigg von Alexandria in Aegypten
abgereist; das Fahrzeug mußte nach einer äußerſt beſchwerlichen
neunzehntägigen Fahrt zu Tſchesme anlegen, wo Madame de
Saint-Elme, welche bereits ſeit vierzig Tagen unpäßlich war, und
eine Stadt zu erreichen trachtete, um die nöthige Gemächlichkeit
und Pflege zu finden, ſich entſchloß, den Weg zu Lande einzu-
zuſchlagen; ſie verließ Tſchesme am 17 Nov. in Begleitung ihres
Sohnes und eines Geiſtlichen, Namens P. Gregoire, und langte
um 8 Uhr Abends nach einer, mitten unter unaufhörlichen Regen-
güſſen zurükgelegten Tagreiſe zu Vurla an, das ſie am folgen-
den Morgen wieder verließen. Als ſie bei dem Orte Ellyman,
ungefähr drei Viertel Meilen vom Fort, anlangten, wurden ſie
von ſieben Straßenräubern angefallen, wovon vier längs der Straße
aufgeſtellt waren, und drei in der Schlücht eines Bergſtroms
lauerten. Doch wir wollen Madame de Saint-Elme ſelbſt den
Hergang des Vorfalls, ſo wie ſie uns denſelben mitgetheilt hat, er-
zählen laſſen: „Die erſte Bewegung meines Sohnes beim An-
blike der Räuber war, ſich zur Gegenwehr zu ſezen; da er mit
der Sprache nicht fort konnte, ſo rief er dem Geiſtlichen zu, daß
er den Maulthiertreiber davon unterrichten ſolle; der arme Geiſt-
liche lag aber bereits auf den Knieen, und der Maulthiertreiber
reichte dem Räuber, der meinen Maulthieren in die Zügel gefal-
len war, willig ſeine geladenen Piſtolen hin. Ich warf ihm meine
Börſe hin, und ließ mich auf die Erde gleiten, in der Hofnung
zu entfliehen, er ſezte mir aber ſogleich den Säbel auf die Bruſt.
Mein Sohn warf ſich zwiſchen uns, und half mir, mich durch das
Gerölle des Strombettes hindurch zu arbeiten. Nach einem vier-
telſtündigen Umwege gelangten wir an ein Dikicht, in welches die
Räuber mich nebſt dem Geiſtlichen und den beiden Maulthier-
treibern drängten; mein Sohn allein war noch auf den Beinen;
er half einem der Räuber, unſern ledernen Mantelſak abſchneiden.
Seine Kaltblütigkeit ließ mich muthmaaßen, daß er etwas im
Schilde führe. Wirklich ging er darauf aus, dem Räuber, wäh-
rend er ſich niederbükte, ſeinen Dolch zu entreißen. Er winkte
dem Geiſtlichen und den Maulthiertreibern denjenigen Räuber,
der mir die Piſtole vor die Stirne hielt, aufs Korn zu nehmen;
der Geiſtliche aber, der mehr Angſt als ich ausſtand, und wie ein
Eſpenlaub zitterte, ſchrie um Erbarmen, und die Maulthiertreiber
wandten ſich mit Schreken ab. Man mußte daher auf eine un-
nüze Gegenwehr verzichten. Nach einer in der Todesangſt ver-
brachten halben Stunde ſchleppten die Räuber ihren Raub nach
einem mit dikem Gebüſche bewachſenen Pfad, der ſich über der
Stelle, wo wir uns befanden, hinzog. Mein Sohn faßte mich
ſogleich in ſeine Arme, trug mich durch den Bergſtrom, wobei ihm
das Waſſer bis über die Knie ging, und ſo eine Viertelſtunde
weit in Einem Athem fort, bis er an einen freien Ort gelangte,
wo er einige Minuten ausraſtete, und mich hierauf wieder auf
auf ſeinen Rüken lud, und bis zum Meeresufer trug, wo wir
unſern unglüklichen Reiſegefährten vorfanden. Wir wanderten
nun betrübt fort, ohne Hofnung zu einer Unterkunft zu gelangen.
Eine Barke kam yorbei, ſie würdigte aber unſere Nothſignale kei-

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[46/0006] daher kommt, weil bei den Erſten der Einſaz ſelbſt durch den nie- drigſten Preis (60 fl. per Stük) bis jezt noch geſichert iſt, bei den badiſchen Looſen aber die kleinſten Treffer nur 70 fl. betra- gen. — Die Wiener Bankaktien ſind während des genannten Zeit- raums um volle 200 fl. das Stük geſtiegen, mithin um circa 14 Proz. Zum heutigen Ankaufspreiſe dürften daher dieſe Effek- ten, nimmt man einen jährlichen Durchſchnittsgenuß von 63 fl. K. M. oder 75 fl. 36 kr. im 24Guldenfuß für die Aktie an, etwa 5 Proz. ertragen. — Erwägt man die Natur dieſer Kapitalsan- lage und die möglichen Wechſelfälle, denen das Bankinſtitut un- terworfen iſt, ſo kan man für den eventuellen Eintritt dieſer Wechſelfälle füglich 1 Proz. von jenem Durchſchnittsgenuſſe jähr- lich in Abzug bringen. Bankaktien zu ihrem gegenwärtigen Kurſe würden daher nicht höher rentiren, wie jedwedes 4prozentige Staatspapier zu Pari. — Wir kommen nach dieſer flüchtigen Skizze unſrer Börſenſtatiſtik auf das Eingangs angedeutete Thema zurük. Iſt es eine unläugbare Thatſache, daß die Kurſe der Staatseffekten auf den übrigen Hauptpläzen des Geld- und Pa- pierhandels, — vornemlich in Deutſchland und Holland, — im Weſentlichen ähnliche Wandlungen, wie die oben angegebenen, im Verlaufe des J. 1829 erfuhren, und daß mithin die Konjunktu- ren in dieſem Handel auf allen jenen Pläzen ungefähr einander gleich ſind; ſo dürfte die vorſtehende Skizze genügen, um daraus in Bezug auf die in Rede ſtehenden Finanzoperationen folgende Schlüſſe zu ziehen: Außer Zweifel ſteht es, daß der Durchſchnitts- preis der Kapitalien, oder, was daſſelbe iſt, der landübliche Zins- fuß nicht mehr als vier vom Hundert beträgt. Gleichwol dürften ſich, unſers Dafürhaltens, ſchwerlich größere und dem Bedürfniſſe wie den Zweken der Regierungen entſprechende Staats- anleihen zu dieſem Zinsfuße bewirken laſſen, bieten dieſelben nicht zugleich der Spekulation auf die Erhöhung des Kapitals einigen Spielraum dar. In andern Worten: Es würden ſich keine berei- ten Unternehmer finden, welche ſich einer 4prozentigen Anleihe zu Pari des Kapitals unterziehen wollten, ſelbſt wenn die Unablös- barkeit dieſes Kapitals für eine Reihe von Jahren garantirt wer- den möchte. Jene Spekulation nemlich, oder, was auf daſſelbe hinausläuft, das Börſenſpiel iſt nun einmal, wie ſelbſt Hr. F. La- fitte zu ſeiner Zeit nachwies, unzertrennlich mit dem Syſteme der Staatsanleihen verknüpft. Dieſe Anleihen aber, ſind ſie von einem gewiſſen Umfange, laſſen ſich nicht ohne Vermittelung von Unternehmern zu Stande bringen, wie ſolches allerdings bei klei- nern Summen ſchon zum öftern geſchehen iſt. — Unter dieſen Umſtänden nun dürfte folgendes Auskunftsmittel vielleicht am ſicher- ſten zum Ziele führen. Aus der vorſtehenden Ueberſicht geht haupt- ſächlich hervor, daß das bei den Staatsanleihen betheiligte Publikum noch immer eine große Vorliebe zu Lotterie-Effekten bezeigt. Eine Kombination, dis iſt demnach der Schluß, welche dieſer Vorliebe ſchmeichelte, zugleich aber der Spekulation auf Erhöhung des Ka- pitals ein nicht gar zu beſchränktes Feld eröfnete, dürfte das meiſte Glük machen. In dieſer Hypotheſe könnte eine 3prozen- tige Anleihe, mit Prämienziehungen verknüpft, der betreffenden Regierung vielleicht noch weniger als vier vom Hundert jährli- chen Kapitalzins zu ſtehen kommen. Türkei. Der Courrier de Smyrne vom 22 Nov., und aus ihm der öſtreichiſche Beobachter, erzählen folgendes Abenteuer, welches der Verfaſſerin der Mémoires d’une Contemporaine (Madame de Saint-Elme), die ſich gegenwärtig in Smyrna befindet, auf der Reiſe nach dieſer Stadt begegnet iſt: „Madame de Saint-Elme iſt vor zwei Tagen hier angekommen. Dieſer Dame iſt das Un- glük begegnet, daß ſie auf der Straße von Tſchesme hieher von Räubern ausgeplündert worden iſt. Sie war am 29 Okt. am Bord einer neapolitaniſchen Brigg von Alexandria in Aegypten abgereist; das Fahrzeug mußte nach einer äußerſt beſchwerlichen neunzehntägigen Fahrt zu Tſchesme anlegen, wo Madame de Saint-Elme, welche bereits ſeit vierzig Tagen unpäßlich war, und eine Stadt zu erreichen trachtete, um die nöthige Gemächlichkeit und Pflege zu finden, ſich entſchloß, den Weg zu Lande einzu- zuſchlagen; ſie verließ Tſchesme am 17 Nov. in Begleitung ihres Sohnes und eines Geiſtlichen, Namens P. Gregoire, und langte um 8 Uhr Abends nach einer, mitten unter unaufhörlichen Regen- güſſen zurükgelegten Tagreiſe zu Vurla an, das ſie am folgen- den Morgen wieder verließen. Als ſie bei dem Orte Ellyman, ungefähr drei Viertel Meilen vom Fort, anlangten, wurden ſie von ſieben Straßenräubern angefallen, wovon vier längs der Straße aufgeſtellt waren, und drei in der Schlücht eines Bergſtroms lauerten. Doch wir wollen Madame de Saint-Elme ſelbſt den Hergang des Vorfalls, ſo wie ſie uns denſelben mitgetheilt hat, er- zählen laſſen: „Die erſte Bewegung meines Sohnes beim An- blike der Räuber war, ſich zur Gegenwehr zu ſezen; da er mit der Sprache nicht fort konnte, ſo rief er dem Geiſtlichen zu, daß er den Maulthiertreiber davon unterrichten ſolle; der arme Geiſt- liche lag aber bereits auf den Knieen, und der Maulthiertreiber reichte dem Räuber, der meinen Maulthieren in die Zügel gefal- len war, willig ſeine geladenen Piſtolen hin. Ich warf ihm meine Börſe hin, und ließ mich auf die Erde gleiten, in der Hofnung zu entfliehen, er ſezte mir aber ſogleich den Säbel auf die Bruſt. Mein Sohn warf ſich zwiſchen uns, und half mir, mich durch das Gerölle des Strombettes hindurch zu arbeiten. Nach einem vier- telſtündigen Umwege gelangten wir an ein Dikicht, in welches die Räuber mich nebſt dem Geiſtlichen und den beiden Maulthier- treibern drängten; mein Sohn allein war noch auf den Beinen; er half einem der Räuber, unſern ledernen Mantelſak abſchneiden. Seine Kaltblütigkeit ließ mich muthmaaßen, daß er etwas im Schilde führe. Wirklich ging er darauf aus, dem Räuber, wäh- rend er ſich niederbükte, ſeinen Dolch zu entreißen. Er winkte dem Geiſtlichen und den Maulthiertreibern denjenigen Räuber, der mir die Piſtole vor die Stirne hielt, aufs Korn zu nehmen; der Geiſtliche aber, der mehr Angſt als ich ausſtand, und wie ein Eſpenlaub zitterte, ſchrie um Erbarmen, und die Maulthiertreiber wandten ſich mit Schreken ab. Man mußte daher auf eine un- nüze Gegenwehr verzichten. Nach einer in der Todesangſt ver- brachten halben Stunde ſchleppten die Räuber ihren Raub nach einem mit dikem Gebüſche bewachſenen Pfad, der ſich über der Stelle, wo wir uns befanden, hinzog. Mein Sohn faßte mich ſogleich in ſeine Arme, trug mich durch den Bergſtrom, wobei ihm das Waſſer bis über die Knie ging, und ſo eine Viertelſtunde weit in Einem Athem fort, bis er an einen freien Ort gelangte, wo er einige Minuten ausraſtete, und mich hierauf wieder auf auf ſeinen Rüken lud, und bis zum Meeresufer trug, wo wir unſern unglüklichen Reiſegefährten vorfanden. Wir wanderten nun betrübt fort, ohne Hofnung zu einer Unterkunft zu gelangen. Eine Barke kam yorbei, ſie würdigte aber unſere Nothſignale kei-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1830, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1830/6>, abgerufen am 13.06.2024.