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Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 12. Januar 1929.

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mer; 2. Schriftführer: Dr. Knirlberger; 1. Kassier:
Ing. Voest; 2. Kassier: Herr Deunerlein; als Ge-
schaftsführer wurde der bisherige Leiter der
Presse- und Propaganda-Abteilung des DTC.,
Petzl, bestellt.

Die eingelaufenen Anträge wurden zur Zu-
friedenheit aller erledigt, nachdem sie vorher von
einer Kommission gesichtet waren. Als Delegierte
für die im Februar stattfindende Generalver-
sammlung des Hauptclubs wurde die Gesamt-
vorstandschaft bestimmt. Einem Antrag, für die
Zukunft neben dem bisherigen Clubabend einen
ausgesprochenen Herrenabend einzuführen, wurde
stattgegeben. Desgleichen wurde beschlossen, einen
einheitlichen Clubanzug einzuführen. Ein neues
Wertungssystem für die kommende Sportsaison ist
zurzeit in Arbeit und wird in Kürze bekannt-
gegeben. Das Sportprogramm sieht neben einer
Winterfahrt, die voraussichtlich Ende Februar
stattfindet, verschiedene Gebirgsfahrten vor, bei
welchen wiederum Wert darauf gelegt wird, die
Teilnehmer durch schöne, zum Teil der Allgemein-
heit weniger bekannte Gegenden Deutschlands zu
führen. Außerdem ist eine Fuchsjagd und eine
Ballonverfolgung geplant. Monatlich werden für
die Zukunft kleinere Picknik- und Badefahrten
ohne Plakettenverteilung, aber mit Punktwertung
stattfinden.

Freudig begrüßt wurde die neue Clubzeitschrift
des DTC., "Der Motor-Tourift", die künstighin
monatlich zweimal erscheint.

Nach einem kurzen Bericht von Herrn Kom-
merzienrat Schröder über die Neujahrsfahrt nach
Schweinfurt, welcher als erste Veranstaltung des
DTC. in diesem Jahre ein glänzender Erfolg be-
schieden war, schloß um 11 Uhr der offizielle Teil
des Abends. Die Teilnehmer blieben noch längere
Zeit bei gemütlicher Unterhaltung zusammen.

*

Nordbayerische Neujahrsfahrt
Bezirksgruppe Unterfranken der DTC.

Als erste motorsportliche Veranstaltung des
Jahres 1929 führte die Bezirksgruppe Unterfran-
ken des DTC. am 3. und 4. Januar die nord-
bayerische Neujahrsfahrt mit gutem Gelingen
durch. Schon am Donnerstag hatten sich vom
DTC.-Präsidium Präsident Kommerzienrat Schrö-
der, Generaldirektor Hptm. a. D. Weber und
Fabrikant Brandl in Würzburg eingefunden,
wo sie vom dortigen Vorsitzenden Apotheker Rein-
hart empfangen und in den Ratskeller zu gemüt-
lichem Beisammensein geleitet wurden.

Freitag früh 1/29 Uhr erfolgte der Start zur
Nordbayerischen Neujahrsfahrt, deren Ziel die ge-
rade für den Automobilsport so wichtige In-
dustriestadt Schweinfurt bildete. In langer Ko-
lonie, die gegen 150 Wagen umfaßte, ging es
durch eine prächtige Schneelandschaft auf vorzüg-
licher Straße Schweinfurt zu. Einige Kilometer
vor dem Ziel wurde die Kolonne von den Mit-
gliedern der Ortsgruppe Schweinfurt begrüßt und
mit einem kleinen Imbiß bewirtet, worauf die
Einfahrt in die mit bayerischen und deutschen
Flaggen geschmückte Stadt erfolgte.

Am Rückert-Denkmal vor dem prächtigen Rat-
haus, vor dem ein großer blau-gelber DTC.-Wim-
pel flatterte, nahm man sodann Aufftellung, wor-
auf Oberbürgermeister Dr. Merkle von Schwein-
[Spaltenumbruch] furt die Teilnehmer herzlichst begrüßte. Er be-
merkte, daß Schweinfurt eine Stadt der Arbeit
sei und daß seine Industrie gerade für den Auto-
mobilsport große Bedeutung besitze. Schweinfurt
sei aber auch eine Stätte der Kultur und ver-
möge seinen Gästen allerlei Sensationen zu bie-
ten, von denen er noch nichts verraten wolle. Er
wünsche, daß die Gäste alles, was ihnen Schwein-
furt biete, in froher Stimmung genießen mächten
und daß sie Schweinfurt in guter Erinnerung be-
halten.

Präsident Komm.-Rat Schröder dankte für die
herzliche Aufnahme in der Stadt Schweinfurt.
Kaum sei das Jahr 1929 angebrochen, habe der
DTC. schon eine Automobilfahrt veranstaltet, ge-
treu seinem Programm, seinen Mitgliedern die
Schönheiten der deutschen Heimat zu zeigen und
sie weiterhin anzuhalten, die vorbildliche Fahr-
dißiplin, durch die sich der DTC. auszeichnet, zu
üben. Er schloß seine mit großem Beifall aufge-
nommenen Ausführungen mit einem dreifachen
Töff Heil auf die Stadt Schweinfurt, ihren Ober-
bürgermeister und ihre DTC.-Ortsgruppe.

An den Begrüßungsakt, an dem auch die Be-
völkerung Schweinfurts regen Anteil nahm, schloß
sich eine Besichtigung der weltberühmten Kugel-
lagerfabriken Fichtel & Sachs, Fries und
Höpflinger und Fischer an. Obwohl dafür
nur kurze Zeit zur Verfügung stand, bekam man
doch einen überwältigenden Eindruck von der
Größe und der Bedeutung dieser Industrie-Werke,
in denen insgesamt gegen 29 000 Arbeiter be-
schäftigt sind.

Und nun kam die Sensation des Tages, die
Schweinfurter Schlechtschüssel im großen Saalbau,
dessen Festsaal reich mit Wimpeln des DTC. und
mit Flaggen in den Bayerischen Farben geschmückt
war. Auf langen, weiß gescheuerten Tafeln wur-
den von den Metzgern alle die "Schmankerl" aus-
gebreitet, die zu einer richtigen Schlachtschüssel ge-
hören und die man sich bei vorzüglichem Most
trefflich munden ließ.

Im Verlauf des fröhlichen, durch musikalische
Darbietungen gewürzten Mahles dankte namens
der Bezirksgruppe Unterfranken des DTC. deren
Vorsitzender Apotheker Reinhard für die zahl-
reiche Beteiligung an der Neujahrsfahrt, bei der
die Orts- und Landesgruppen München, Bam-
berg, Neustadt, Nürnberg, Würzburg, Stuttgart,
Arnstein, Amorbach und Frankfurt vertreten seien.
Er begrüßte ferner Geh. Rat Fries der Fa. Fries
& Höpflinger, Direktor Winkler von Fichtel
& Sachs, sowie den Vertreter der Firma Fischer
und den Vorsitzenden der Ortsgruppe Schweinfurt
des BAC. Komm.-Rat Menka und dankte der
Schweinfurter Induftrie als der Spenderin der
Schlachtschüssel. Herzlicher Dank gebühre auch der
übrigen Ortsgruppe Schweinfurt, besonders ihrem
Vorsitzenden Amtsrichter Dümmler und Herrn
Richard Müller, dem Leiter der Veranstaltung für
deren glänzende Durchführung.

Fröhlicher Tanz hieli die Teilnehmer des genuß-
reichen und harmonisch verlaufenen Festes noch
lange in bester Stimmung beisammen. Erst in
vorgerückter Stunde, als die auswärtigen Gäste
wieder an die Heimfahrt denken mußten, lichteten
sich die Reihen. "Einigkeit und Clubtreue", die
Parole für alle Beranstaltungen des DTC., gaben
auch diesem Abend seine Note.



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Die Schrecksekunde
bei Automobilprozessen
Berücksichtigung der Bremsstrecke

In den Automobilprozessen spielt, wie wir in
der "Frankfurter Zeitung" lesen, die Schreck-
sekunde neuerdings eine sehr große Rolle. Der
Kraftfahrer, der bekanntlich mit ganz plötzlich auf-
tauchenden Hindernissen rechnen muß, zu dessen
Lasten es geht, daß ein Kind plötzlich aus einem
Torbogen über die Straße läuft, daß ein Rad-
fahrer unmittelbar vor dem Ueberholen nach
links hinüberlenkt, kann zu seiner Entlastung
darauf hinweisen, daß der Schreck über ein un-
erwartet auftauchendes, gefahrdrohendes Hinder-
nis seine Entschlußfähigkeit beeinflußt, daß ins-
besondere zwischen dem Augenblick, in dem ihm
die Gefahr zum Bewußtsein kommt, bis zu dem
Augenblick, in dem seine Nerven und seine Mus-
keln darauf reagieren, also er die Bremse zieht,
ausweicht oder sonstige gefahrabwendende Tätig-
keit ergreift, ein gewisser Zwischenraum vorhan-
den ist.

In der Regel ist der einzige objektive Maßstab
für die Art und Weise, wie der Kraftfahrer ge-
fahren ist, insbesondere seine Schnelligkeit, die
Bremsspur,
das heißt die Spur, die auf der
Straße den Weg zeigt, den die durch die Bremse
blockierten Räder zurückgelegt haben. Die Zeugen-
aussagen geben meistens ein außerordentlich ver-
worrenes Bild.

Es ist ja auch nur natürlich, daß Unfälle, die
sich im Zeitraum von Sekunden absptelen, von
den Zeugen nicht genau und richtig wiedergegeben
werden können. Die Aussagen der Zeugen wider-
sprochen sich in der Regel so stark, daß der Richter
für seine Einstellung, ohne irgendwie etwa ein
falsches Urteil zu geben, beliebige Zeugen zur Ver-
fügung haben wird.

Aus dem Bremsweg läßt sich nun auf Grund
der Erfahrung einwandfrei die Geschwindig-
[Spaltenumbruch] keit feststellen, und zwar sowohl für die Mer-
rad- wie für die Zweiradbremse.

Bei einer Geschwindigleit von 30 Kilometer ist
die Bremsspur bei der Zweiradbremse zirka
9 Meter, bei der Bierradbremse zirka 41/2 Meter.
Bei 60 Kilometer Geschwindigkeit ist die Brems-
spur bei der Zweiradbremse zirka 38 Meter, bei
der Vierradbremse zirka 20 Meter. Hierbei ist
lediglich die
ebene Landstraße und trockenes Weller
zugrunde gelegt.

Die Bremsspur ändert sich bei nassem Wetter, ins-
besondere bei schlüpfrigem Asphalt. Nun legt ein
Kraftfahrzeug auf ebener Landstraße bei 30 Kile-
meter Geschwindigkeit in einer Sekunde 8,3, bei
60 Kilometer Geschwindigkeit 15,5 Meter in der
Sekunde zurück.

Hatte zum Beispiel der Wagen eine an sich zu-
lässige Geschwindigkeit von 50 Kilometer auf der
Landstraße, so benötigt der Wagen bei einer Bier-
radbremse
unter Berücksichtigung der Schrecksekunde
einen Total-Bremsweg von über 20 Meter.

Ist die Entfernung vom Augenblick des Auf-
tauchens des Hindernisses bis zur Unfallstelle zum
Beispiel nur zehn Meter, so war ein vorheriges
Anhalten des Wagens durch Betätigung beider
Bremsen unmöglich, ein Unsall also kratz größt-
möglichster Sorgfalt nicht zu vermeiden.

Daß die Schrecksekunde dem Kraftfahrer unbe-
dingt zugute zu halten ist, wird jetzt auch
von oberen Gerichlen anerkannt.
Wie lang aber nun beim einzelnen Beschuldigten
die Schrecksekunde währt, das hängt von der Auf-
fussungsfähtgkeit des Führers ab. Verschiedene
Menschen reagieren auf plötzlich auftauchende
Hindernisse verschieden.

Diese Renktion kann heute psychotechnisch ge-
prüft werden. Erft eine solche Prüfung ergibt ein
klares Bild für die Schuld oder Richtschuld des
Fahrers, und wäre im Interesse der Aufklärung
von Unfällen zu fordern.

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„AZ am Abend“ Nr. 10 Samstag. den 12., Sonntag, den 13. Januar
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mer; 2. Schriftführer: Dr. Knirlberger; 1. Kaſſier:
Ing. Voeſt; 2. Kaſſier: Herr Deunerlein; als Ge-
ſchaftsführer wurde der bisherige Leiter der
Preſſe- und Propaganda-Abteilung des DTC.,
Petzl, beſtellt.

Die eingelaufenen Anträge wurden zur Zu-
friedenheit aller erledigt, nachdem ſie vorher von
einer Kommiſſion geſichtet waren. Als Delegierte
für die im Februar ſtattfindende Generalver-
ſammlung des Hauptclubs wurde die Geſamt-
vorſtandſchaft beſtimmt. Einem Antrag, für die
Zukunft neben dem bisherigen Clubabend einen
ausgeſprochenen Herrenabend einzuführen, wurde
ſtattgegeben. Desgleichen wurde beſchloſſen, einen
einheitlichen Clubanzug einzuführen. Ein neues
Wertungsſyſtem für die kommende Sportſaiſon iſt
zurzeit in Arbeit und wird in Kürze bekannt-
gegeben. Das Sportprogramm ſieht neben einer
Winterfahrt, die vorausſichtlich Ende Februar
ſtattfindet, verſchiedene Gebirgsfahrten vor, bei
welchen wiederum Wert darauf gelegt wird, die
Teilnehmer durch ſchöne, zum Teil der Allgemein-
heit weniger bekannte Gegenden Deutſchlands zu
führen. Außerdem iſt eine Fuchsjagd und eine
Ballonverfolgung geplant. Monatlich werden für
die Zukunft kleinere Picknik- und Badefahrten
ohne Plakettenverteilung, aber mit Punktwertung
ſtattfinden.

Freudig begrüßt wurde die neue Clubzeitſchrift
des DTC., „Der Motor-Tourift“, die künſtighin
monatlich zweimal erſcheint.

Nach einem kurzen Bericht von Herrn Kom-
merzienrat Schröder über die Neujahrsfahrt nach
Schweinfurt, welcher als erſte Veranſtaltung des
DTC. in dieſem Jahre ein glänzender Erfolg be-
ſchieden war, ſchloß um 11 Uhr der offizielle Teil
des Abends. Die Teilnehmer blieben noch längere
Zeit bei gemütlicher Unterhaltung zuſammen.

*

Nordbayeriſche Neujahrsfahrt
Bezirksgruppe Unterfranken der DTC.

Als erſte motorſportliche Veranſtaltung des
Jahres 1929 führte die Bezirksgruppe Unterfran-
ken des DTC. am 3. und 4. Januar die nord-
bayeriſche Neujahrsfahrt mit gutem Gelingen
durch. Schon am Donnerstag hatten ſich vom
DTC.-Präſidium Präſident Kommerzienrat Schrö-
der, Generaldirektor Hptm. a. D. Weber und
Fabrikant Brandl in Würzburg eingefunden,
wo ſie vom dortigen Vorſitzenden Apotheker Rein-
hart empfangen und in den Ratskeller zu gemüt-
lichem Beiſammenſein geleitet wurden.

Freitag früh ½9 Uhr erfolgte der Start zur
Nordbayeriſchen Neujahrsfahrt, deren Ziel die ge-
rade für den Automobilſport ſo wichtige In-
duſtrieſtadt Schweinfurt bildete. In langer Ko-
lonie, die gegen 150 Wagen umfaßte, ging es
durch eine prächtige Schneelandſchaft auf vorzüg-
licher Straße Schweinfurt zu. Einige Kilometer
vor dem Ziel wurde die Kolonne von den Mit-
gliedern der Ortsgruppe Schweinfurt begrüßt und
mit einem kleinen Imbiß bewirtet, worauf die
Einfahrt in die mit bayeriſchen und deutſchen
Flaggen geſchmückte Stadt erfolgte.

Am Rückert-Denkmal vor dem prächtigen Rat-
haus, vor dem ein großer blau-gelber DTC.-Wim-
pel flatterte, nahm man ſodann Aufftellung, wor-
auf Oberbürgermeiſter Dr. Merkle von Schwein-
[Spaltenumbruch] furt die Teilnehmer herzlichſt begrüßte. Er be-
merkte, daß Schweinfurt eine Stadt der Arbeit
ſei und daß ſeine Induſtrie gerade für den Auto-
mobilſport große Bedeutung beſitze. Schweinfurt
ſei aber auch eine Stätte der Kultur und ver-
möge ſeinen Gäſten allerlei Senſationen zu bie-
ten, von denen er noch nichts verraten wolle. Er
wünſche, daß die Gäſte alles, was ihnen Schwein-
furt biete, in froher Stimmung genießen mächten
und daß ſie Schweinfurt in guter Erinnerung be-
halten.

Präſident Komm.-Rat Schröder dankte für die
herzliche Aufnahme in der Stadt Schweinfurt.
Kaum ſei das Jahr 1929 angebrochen, habe der
DTC. ſchon eine Automobilfahrt veranſtaltet, ge-
treu ſeinem Programm, ſeinen Mitgliedern die
Schönheiten der deutſchen Heimat zu zeigen und
ſie weiterhin anzuhalten, die vorbildliche Fahr-
diſziplin, durch die ſich der DTC. auszeichnet, zu
üben. Er ſchloß ſeine mit großem Beifall aufge-
nommenen Ausführungen mit einem dreifachen
Töff Heil auf die Stadt Schweinfurt, ihren Ober-
bürgermeiſter und ihre DTC.-Ortsgruppe.

An den Begrüßungsakt, an dem auch die Be-
völkerung Schweinfurts regen Anteil nahm, ſchloß
ſich eine Beſichtigung der weltberühmten Kugel-
lagerfabriken Fichtel & Sachs, Fries und
Höpflinger und Fiſcher an. Obwohl dafür
nur kurze Zeit zur Verfügung ſtand, bekam man
doch einen überwältigenden Eindruck von der
Größe und der Bedeutung dieſer Induſtrie-Werke,
in denen insgeſamt gegen 29 000 Arbeiter be-
ſchäftigt ſind.

Und nun kam die Senſation des Tages, die
Schweinfurter Schlechtſchüſſel im großen Saalbau,
deſſen Feſtſaal reich mit Wimpeln des DTC. und
mit Flaggen in den Bayeriſchen Farben geſchmückt
war. Auf langen, weiß geſcheuerten Tafeln wur-
den von den Metzgern alle die „Schmankerl“ aus-
gebreitet, die zu einer richtigen Schlachtſchüſſel ge-
hören und die man ſich bei vorzüglichem Moſt
trefflich munden ließ.

Im Verlauf des fröhlichen, durch muſikaliſche
Darbietungen gewürzten Mahles dankte namens
der Bezirksgruppe Unterfranken des DTC. deren
Vorſitzender Apotheker Reinhard für die zahl-
reiche Beteiligung an der Neujahrsfahrt, bei der
die Orts- und Landesgruppen München, Bam-
berg, Neuſtadt, Nürnberg, Würzburg, Stuttgart,
Arnſtein, Amorbach und Frankfurt vertreten ſeien.
Er begrüßte ferner Geh. Rat Fries der Fa. Fries
& Höpflinger, Direktor Winkler von Fichtel
& Sachs, ſowie den Vertreter der Firma Fiſcher
und den Vorſitzenden der Ortsgruppe Schweinfurt
des BAC. Komm.-Rat Menka und dankte der
Schweinfurter Induftrie als der Spenderin der
Schlachtſchüſſel. Herzlicher Dank gebühre auch der
übrigen Ortsgruppe Schweinfurt, beſonders ihrem
Vorſitzenden Amtsrichter Dümmler und Herrn
Richard Müller, dem Leiter der Veranſtaltung für
deren glänzende Durchführung.

Fröhlicher Tanz hieli die Teilnehmer des genuß-
reichen und harmoniſch verlaufenen Feſtes noch
lange in beſter Stimmung beiſammen. Erſt in
vorgerückter Stunde, als die auswärtigen Gäſte
wieder an die Heimfahrt denken mußten, lichteten
ſich die Reihen. „Einigkeit und Clubtreue“, die
Parole für alle Beranſtaltungen des DTC., gaben
auch dieſem Abend ſeine Note.



[Spaltenumbruch]
Die Schreckſekunde
bei Automobilprozeſſen
Berückſichtigung der Bremsſtrecke

In den Automobilprozeſſen ſpielt, wie wir in
der „Frankfurter Zeitung“ leſen, die Schreck-
ſekunde neuerdings eine ſehr große Rolle. Der
Kraftfahrer, der bekanntlich mit ganz plötzlich auf-
tauchenden Hinderniſſen rechnen muß, zu deſſen
Laſten es geht, daß ein Kind plötzlich aus einem
Torbogen über die Straße läuft, daß ein Rad-
fahrer unmittelbar vor dem Ueberholen nach
links hinüberlenkt, kann zu ſeiner Entlaſtung
darauf hinweiſen, daß der Schreck über ein un-
erwartet auftauchendes, gefahrdrohendes Hinder-
nis ſeine Entſchlußfähigkeit beeinflußt, daß ins-
beſondere zwiſchen dem Augenblick, in dem ihm
die Gefahr zum Bewußtſein kommt, bis zu dem
Augenblick, in dem ſeine Nerven und ſeine Mus-
keln darauf reagieren, alſo er die Bremſe zieht,
ausweicht oder ſonſtige gefahrabwendende Tätig-
keit ergreift, ein gewiſſer Zwiſchenraum vorhan-
den iſt.

In der Regel iſt der einzige objektive Maßſtab
für die Art und Weiſe, wie der Kraftfahrer ge-
fahren iſt, insbeſondere ſeine Schnelligkeit, die
Bremsſpur,
das heißt die Spur, die auf der
Straße den Weg zeigt, den die durch die Bremſe
blockierten Räder zurückgelegt haben. Die Zeugen-
ausſagen geben meiſtens ein außerordentlich ver-
worrenes Bild.

Es iſt ja auch nur natürlich, daß Unfälle, die
ſich im Zeitraum von Sekunden abſptelen, von
den Zeugen nicht genau und richtig wiedergegeben
werden können. Die Ausſagen der Zeugen wider-
ſprochen ſich in der Regel ſo ſtark, daß der Richter
für ſeine Einſtellung, ohne irgendwie etwa ein
falſches Urteil zu geben, beliebige Zeugen zur Ver-
fügung haben wird.

Aus dem Bremsweg läßt ſich nun auf Grund
der Erfahrung einwandfrei die Geſchwindig-
[Spaltenumbruch] keit feſtſtellen, und zwar ſowohl für die Mer-
rad- wie für die Zweiradbremſe.

Bei einer Geſchwindigleit von 30 Kilometer iſt
die Bremsſpur bei der Zweiradbremſe zirka
9 Meter, bei der Bierradbremſe zirka 4½ Meter.
Bei 60 Kilometer Geſchwindigkeit iſt die Brems-
ſpur bei der Zweiradbremſe zirka 38 Meter, bei
der Vierradbremſe zirka 20 Meter. Hierbei iſt
lediglich die
ebene Landſtraße und trockenes Weller
zugrunde gelegt.

Die Bremsſpur ändert ſich bei naſſem Wetter, ins-
beſondere bei ſchlüpfrigem Aſphalt. Nun legt ein
Kraftfahrzeug auf ebener Landſtraße bei 30 Kile-
meter Geſchwindigkeit in einer Sekunde 8,3, bei
60 Kilometer Geſchwindigkeit 15,5 Meter in der
Sekunde zurück.

Hatte zum Beiſpiel der Wagen eine an ſich zu-
läſſige Geſchwindigkeit von 50 Kilometer auf der
Landſtraße, ſo benötigt der Wagen bei einer Bier-
radbremſe
unter Berückſichtigung der Schreckſekunde
einen Total-Bremſweg von über 20 Meter.

Iſt die Entfernung vom Augenblick des Auf-
tauchens des Hinderniſſes bis zur Unfallſtelle zum
Beiſpiel nur zehn Meter, ſo war ein vorheriges
Anhalten des Wagens durch Betätigung beider
Bremſen unmöglich, ein Unſall alſo kratz größt-
möglichſter Sorgfalt nicht zu vermeiden.

Daß die Schreckſekunde dem Kraftfahrer unbe-
dingt zugute zu halten iſt, wird jetzt auch
von oberen Gerichlen anerkannt.
Wie lang aber nun beim einzelnen Beſchuldigten
die Schreckſekunde währt, das hängt von der Auf-
fuſſungsfähtgkeit des Führers ab. Verſchiedene
Menſchen reagieren auf plötzlich auftauchende
Hinderniſſe verſchieden.

Dieſe Renktion kann heute pſychotechniſch ge-
prüft werden. Erft eine ſolche Prüfung ergibt ein
klares Bild für die Schuld oder Richtſchuld des
Fahrers, und wäre im Intereſſe der Aufklärung
von Unfällen zu fordern.

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[Seite 10[10]/0010] „AZ am Abend“ Nr. 10 Samstag. den 12., Sonntag, den 13. Januar AUTO-WEGWEISER _ mer; 2. Schriftführer: Dr. Knirlberger; 1. Kaſſier: Ing. Voeſt; 2. Kaſſier: Herr Deunerlein; als Ge- ſchaftsführer wurde der bisherige Leiter der Preſſe- und Propaganda-Abteilung des DTC., Petzl, beſtellt. Die eingelaufenen Anträge wurden zur Zu- friedenheit aller erledigt, nachdem ſie vorher von einer Kommiſſion geſichtet waren. Als Delegierte für die im Februar ſtattfindende Generalver- ſammlung des Hauptclubs wurde die Geſamt- vorſtandſchaft beſtimmt. Einem Antrag, für die Zukunft neben dem bisherigen Clubabend einen ausgeſprochenen Herrenabend einzuführen, wurde ſtattgegeben. Desgleichen wurde beſchloſſen, einen einheitlichen Clubanzug einzuführen. Ein neues Wertungsſyſtem für die kommende Sportſaiſon iſt zurzeit in Arbeit und wird in Kürze bekannt- gegeben. Das Sportprogramm ſieht neben einer Winterfahrt, die vorausſichtlich Ende Februar ſtattfindet, verſchiedene Gebirgsfahrten vor, bei welchen wiederum Wert darauf gelegt wird, die Teilnehmer durch ſchöne, zum Teil der Allgemein- heit weniger bekannte Gegenden Deutſchlands zu führen. Außerdem iſt eine Fuchsjagd und eine Ballonverfolgung geplant. Monatlich werden für die Zukunft kleinere Picknik- und Badefahrten ohne Plakettenverteilung, aber mit Punktwertung ſtattfinden. Freudig begrüßt wurde die neue Clubzeitſchrift des DTC., „Der Motor-Tourift“, die künſtighin monatlich zweimal erſcheint. Nach einem kurzen Bericht von Herrn Kom- merzienrat Schröder über die Neujahrsfahrt nach Schweinfurt, welcher als erſte Veranſtaltung des DTC. in dieſem Jahre ein glänzender Erfolg be- ſchieden war, ſchloß um 11 Uhr der offizielle Teil des Abends. Die Teilnehmer blieben noch längere Zeit bei gemütlicher Unterhaltung zuſammen. * Nordbayeriſche Neujahrsfahrt Bezirksgruppe Unterfranken der DTC. Als erſte motorſportliche Veranſtaltung des Jahres 1929 führte die Bezirksgruppe Unterfran- ken des DTC. am 3. und 4. Januar die nord- bayeriſche Neujahrsfahrt mit gutem Gelingen durch. Schon am Donnerstag hatten ſich vom DTC.-Präſidium Präſident Kommerzienrat Schrö- der, Generaldirektor Hptm. a. D. Weber und Fabrikant Brandl in Würzburg eingefunden, wo ſie vom dortigen Vorſitzenden Apotheker Rein- hart empfangen und in den Ratskeller zu gemüt- lichem Beiſammenſein geleitet wurden. Freitag früh ½9 Uhr erfolgte der Start zur Nordbayeriſchen Neujahrsfahrt, deren Ziel die ge- rade für den Automobilſport ſo wichtige In- duſtrieſtadt Schweinfurt bildete. In langer Ko- lonie, die gegen 150 Wagen umfaßte, ging es durch eine prächtige Schneelandſchaft auf vorzüg- licher Straße Schweinfurt zu. Einige Kilometer vor dem Ziel wurde die Kolonne von den Mit- gliedern der Ortsgruppe Schweinfurt begrüßt und mit einem kleinen Imbiß bewirtet, worauf die Einfahrt in die mit bayeriſchen und deutſchen Flaggen geſchmückte Stadt erfolgte. Am Rückert-Denkmal vor dem prächtigen Rat- haus, vor dem ein großer blau-gelber DTC.-Wim- pel flatterte, nahm man ſodann Aufftellung, wor- auf Oberbürgermeiſter Dr. Merkle von Schwein- furt die Teilnehmer herzlichſt begrüßte. Er be- merkte, daß Schweinfurt eine Stadt der Arbeit ſei und daß ſeine Induſtrie gerade für den Auto- mobilſport große Bedeutung beſitze. Schweinfurt ſei aber auch eine Stätte der Kultur und ver- möge ſeinen Gäſten allerlei Senſationen zu bie- ten, von denen er noch nichts verraten wolle. Er wünſche, daß die Gäſte alles, was ihnen Schwein- furt biete, in froher Stimmung genießen mächten und daß ſie Schweinfurt in guter Erinnerung be- halten. Präſident Komm.-Rat Schröder dankte für die herzliche Aufnahme in der Stadt Schweinfurt. Kaum ſei das Jahr 1929 angebrochen, habe der DTC. ſchon eine Automobilfahrt veranſtaltet, ge- treu ſeinem Programm, ſeinen Mitgliedern die Schönheiten der deutſchen Heimat zu zeigen und ſie weiterhin anzuhalten, die vorbildliche Fahr- diſziplin, durch die ſich der DTC. auszeichnet, zu üben. Er ſchloß ſeine mit großem Beifall aufge- nommenen Ausführungen mit einem dreifachen Töff Heil auf die Stadt Schweinfurt, ihren Ober- bürgermeiſter und ihre DTC.-Ortsgruppe. An den Begrüßungsakt, an dem auch die Be- völkerung Schweinfurts regen Anteil nahm, ſchloß ſich eine Beſichtigung der weltberühmten Kugel- lagerfabriken Fichtel & Sachs, Fries und Höpflinger und Fiſcher an. Obwohl dafür nur kurze Zeit zur Verfügung ſtand, bekam man doch einen überwältigenden Eindruck von der Größe und der Bedeutung dieſer Induſtrie-Werke, in denen insgeſamt gegen 29 000 Arbeiter be- ſchäftigt ſind. Und nun kam die Senſation des Tages, die Schweinfurter Schlechtſchüſſel im großen Saalbau, deſſen Feſtſaal reich mit Wimpeln des DTC. und mit Flaggen in den Bayeriſchen Farben geſchmückt war. Auf langen, weiß geſcheuerten Tafeln wur- den von den Metzgern alle die „Schmankerl“ aus- gebreitet, die zu einer richtigen Schlachtſchüſſel ge- hören und die man ſich bei vorzüglichem Moſt trefflich munden ließ. Im Verlauf des fröhlichen, durch muſikaliſche Darbietungen gewürzten Mahles dankte namens der Bezirksgruppe Unterfranken des DTC. deren Vorſitzender Apotheker Reinhard für die zahl- reiche Beteiligung an der Neujahrsfahrt, bei der die Orts- und Landesgruppen München, Bam- berg, Neuſtadt, Nürnberg, Würzburg, Stuttgart, Arnſtein, Amorbach und Frankfurt vertreten ſeien. Er begrüßte ferner Geh. Rat Fries der Fa. Fries & Höpflinger, Direktor Winkler von Fichtel & Sachs, ſowie den Vertreter der Firma Fiſcher und den Vorſitzenden der Ortsgruppe Schweinfurt des BAC. Komm.-Rat Menka und dankte der Schweinfurter Induftrie als der Spenderin der Schlachtſchüſſel. Herzlicher Dank gebühre auch der übrigen Ortsgruppe Schweinfurt, beſonders ihrem Vorſitzenden Amtsrichter Dümmler und Herrn Richard Müller, dem Leiter der Veranſtaltung für deren glänzende Durchführung. Fröhlicher Tanz hieli die Teilnehmer des genuß- reichen und harmoniſch verlaufenen Feſtes noch lange in beſter Stimmung beiſammen. Erſt in vorgerückter Stunde, als die auswärtigen Gäſte wieder an die Heimfahrt denken mußten, lichteten ſich die Reihen. „Einigkeit und Clubtreue“, die Parole für alle Beranſtaltungen des DTC., gaben auch dieſem Abend ſeine Note. Die Schreckſekunde bei Automobilprozeſſen Berückſichtigung der Bremsſtrecke In den Automobilprozeſſen ſpielt, wie wir in der „Frankfurter Zeitung“ leſen, die Schreck- ſekunde neuerdings eine ſehr große Rolle. Der Kraftfahrer, der bekanntlich mit ganz plötzlich auf- tauchenden Hinderniſſen rechnen muß, zu deſſen Laſten es geht, daß ein Kind plötzlich aus einem Torbogen über die Straße läuft, daß ein Rad- fahrer unmittelbar vor dem Ueberholen nach links hinüberlenkt, kann zu ſeiner Entlaſtung darauf hinweiſen, daß der Schreck über ein un- erwartet auftauchendes, gefahrdrohendes Hinder- nis ſeine Entſchlußfähigkeit beeinflußt, daß ins- beſondere zwiſchen dem Augenblick, in dem ihm die Gefahr zum Bewußtſein kommt, bis zu dem Augenblick, in dem ſeine Nerven und ſeine Mus- keln darauf reagieren, alſo er die Bremſe zieht, ausweicht oder ſonſtige gefahrabwendende Tätig- keit ergreift, ein gewiſſer Zwiſchenraum vorhan- den iſt. In der Regel iſt der einzige objektive Maßſtab für die Art und Weiſe, wie der Kraftfahrer ge- fahren iſt, insbeſondere ſeine Schnelligkeit, die Bremsſpur, das heißt die Spur, die auf der Straße den Weg zeigt, den die durch die Bremſe blockierten Räder zurückgelegt haben. Die Zeugen- ausſagen geben meiſtens ein außerordentlich ver- worrenes Bild. Es iſt ja auch nur natürlich, daß Unfälle, die ſich im Zeitraum von Sekunden abſptelen, von den Zeugen nicht genau und richtig wiedergegeben werden können. Die Ausſagen der Zeugen wider- ſprochen ſich in der Regel ſo ſtark, daß der Richter für ſeine Einſtellung, ohne irgendwie etwa ein falſches Urteil zu geben, beliebige Zeugen zur Ver- fügung haben wird. Aus dem Bremsweg läßt ſich nun auf Grund der Erfahrung einwandfrei die Geſchwindig- keit feſtſtellen, und zwar ſowohl für die Mer- rad- wie für die Zweiradbremſe. Bei einer Geſchwindigleit von 30 Kilometer iſt die Bremsſpur bei der Zweiradbremſe zirka 9 Meter, bei der Bierradbremſe zirka 4½ Meter. Bei 60 Kilometer Geſchwindigkeit iſt die Brems- ſpur bei der Zweiradbremſe zirka 38 Meter, bei der Vierradbremſe zirka 20 Meter. Hierbei iſt lediglich die ebene Landſtraße und trockenes Weller zugrunde gelegt. Die Bremsſpur ändert ſich bei naſſem Wetter, ins- beſondere bei ſchlüpfrigem Aſphalt. Nun legt ein Kraftfahrzeug auf ebener Landſtraße bei 30 Kile- meter Geſchwindigkeit in einer Sekunde 8,3, bei 60 Kilometer Geſchwindigkeit 15,5 Meter in der Sekunde zurück. Hatte zum Beiſpiel der Wagen eine an ſich zu- läſſige Geſchwindigkeit von 50 Kilometer auf der Landſtraße, ſo benötigt der Wagen bei einer Bier- radbremſe unter Berückſichtigung der Schreckſekunde einen Total-Bremſweg von über 20 Meter. Iſt die Entfernung vom Augenblick des Auf- tauchens des Hinderniſſes bis zur Unfallſtelle zum Beiſpiel nur zehn Meter, ſo war ein vorheriges Anhalten des Wagens durch Betätigung beider Bremſen unmöglich, ein Unſall alſo kratz größt- möglichſter Sorgfalt nicht zu vermeiden. Daß die Schreckſekunde dem Kraftfahrer unbe- dingt zugute zu halten iſt, wird jetzt auch von oberen Gerichlen anerkannt. Wie lang aber nun beim einzelnen Beſchuldigten die Schreckſekunde währt, das hängt von der Auf- fuſſungsfähtgkeit des Führers ab. Verſchiedene Menſchen reagieren auf plötzlich auftauchende Hinderniſſe verſchieden. Dieſe Renktion kann heute pſychotechniſch ge- prüft werden. Erft eine ſolche Prüfung ergibt ein klares Bild für die Schuld oder Richtſchuld des Fahrers, und wäre im Intereſſe der Aufklärung von Unfällen zu fordern. _

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 12. Januar 1929, S. Seite 10[10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine10_1929/10>, abgerufen am 15.11.2024.