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Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1872.

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Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 10. Mittwoch, 10 Januar 1872.


Correspondenzen sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach ausliegendem Tarif.



Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen.



Uebersicht.

Felix Dahn, die Könige der Germanen. -- Die Gemäldegallerie in Karlsruhe.
(II.) -- Vom Münchener Hoftheater.
Neueste Posten. München: Vom Landtag. Berlin: Frhr. v. Roggen-
bach. Der beabsichtigte neue Postvertrag mit Oesterreich. Das Uebungs-
geschwader.
Außerordentliche Beilage. Verzeichniß der Staats- und Anlehens-Lotterie-
Verloosungen im Jahr 1872.



Telegraphische Berichte.

Das Volk von Graubünden bewilligte mit bedeutender
Mehrheit vier Millionen Subvention für die Splügenbahn; das Volk von Bern
an Subvention für die Entlibucher Bahn 1,750,000, für die Broyethalbahn
500,000 Frcs.


Lord Loftus ist eingetroffen und ward von der Kö-
nigin in einer Audienz empfangen.


Der Secretär Granville's theilte dem Verein der aus-
wärtigen Bondsbesitzer mit daß Granville den englischen Botschafter in Wien an-
gewiesen habe in officiöser Weise zur Regelung der Ansprüche der Besitzer von öster-
reichischen Vonds beizutragen.


Als desinitives Resultat der Ergänzungswahlen ist der
Sieg Duponts zu bezeichnen. Der Republicaner Bergeret unterlag mit 27
Stimmen.


Der König wünschte keine Auflösung der Kammer;
dadurch wurde eine Fusion der beiden Kammerparteien Kumunduros und Bulgaris
bewirkt. Der letztere mit der Neubildung des Cabinets beauftragt, kündigte der
Kammer in folgender Weise die Zusammensetzung des neuen Cabinets an: Bulgaris
Präsident, Nikolopulos Aeußeres, Drakos Inneres, Bubulis Krieg, Mauromicha-
lopulos Marine, Agamemnon Finanzen, Metaxis Justiz, Notara Cultus.


Eröffnungscurse. Oesterr. Creditactien 345,
Staatsbahn 4043/4, 1860er L. 91, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 2181/4, Silber-
rente 65, Bankactien 850. Tendenz: fest.


Schlußeurse. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
100, bayer. 41/2proc. Anl. 100, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 114, 41/2proc. bayer.
Ostbahu 1491/2, neue Emission 130, mit 40 Proc. Einz. 1283/4, Alsenzbahn 125, bad.
Prämien-Anl. 112, 1882er Amerikaner 96, Köln-Mindener-L. 991/2, österr. Silber-
rente 64, Papierrente 56, 1860er L. 92, 1864er L. 1481/2, Bankactien 848,
Creditactien 3443/4, Lombarden 2171/2, Staatsbahn 4041/4, neue 2011/4, Elisabeth 250,
Franz-Joseph Prior. 90, Rudolfsb. Prior. 801/4, Ungar. Ostbahn Prior. 76, span.
3proc. ausl. Schuld 321/2, Nayoleons 9.181/2, Darmstädter Bank 445, böhm. Westbahn
2701/4, Norbwestbahn Prior. 90, Oregon 751/2. Wechsel: London 1173/4, Paris 913/4,
Wien 101. Tendenz: beliebt.


Nachbörse. Oesterr Creditactien 345, Staats-
bahn 4041/4, 1860er L. 92, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 2173/4, Silberrente 64.
Galizier 265, 3proc. Bankactien 848, span. ausl. Schuld --, neue Staatsbahn --,
Ital-deutsche B. 901/2. Wechslerbank 1071/4. Brüsseler Bank 1081/2, South Eastern 79.
Tendenz: fest.


Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepesche.) Staats-
bahn-Prior. 59, Lombarden-Prior. 493/4. Central-Pacific 90, 7proc. Chicago 851/2,
5proc. Italiener 673/4.


Abend-Effectensocietät. 1882er Amerikaner Bonds
96, österr. Silberrente 65, öst. 1860er L. 921/4, Creditactien 345, Lombarden 2181/2,
Staatsbahnactien 4041/4, Galizische 265, Elisabeth-Westbahn 2501/4, 3proc. span. ausl.
Schuld 321/4, Bankactien 851, junge Staatsbahn 201, Ital-deutsche 91, Brüsseler 1081/2.
Tendenz: sehr fest, belebt.


Productenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen fester, hiesiger loco 9,
fremder loco 8.71/2, per März 8.5, per Mai 891/2, per Juli 8.111/2. Roggen behauptet,
loco 6.71/2, per März 5.22, per Mai 5.261/2, per Juli 5.29. Wetter: Frost.


Productenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen 1 Mark höher
gehalten, auf Termine fest, per Januar 159, per Januar-Februar 162, per Mai-
Juli 165. Roggen loco preishaltend, per Januar 111, per Januar-Februar 112, per
Mai-Juli 115. Hafer matt. Gerste unverändert.

Weitere telegraphische Curs- und Handelsberichte s. vierte Seite.


Felix Dahn, die Könige der Germauen.*)

[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]. Es ist die Geschichte eines der begabtesten germanischen Völker aus der
Völkerwanderungszeit, die Gründung des ersten germanischen Reichs auf römischem
Boden, welche uns der Verfasser in dem 5. Bande seines großen Werkes über das
Wesen des ältesten deutschen Königthums nunmehr vorführt. Kein Zweifel daß
man den gothischen Völkern, und vor allen den Westgothen, einen besonderen Be-
ruf zusprechen darf für die Erfüllung der Aufgaben welche die dahin sinkende alte
Zeit den Germanen auferlegte. Sie vernichten die politischen Gebilde des alten
Roms in den Ländern wo sie am tiefsten wurzeln; in diesem Kampfe aber setzen
sie ihr Bestes daran die frische stürmische Kraft eines jugendlichen unverdorbenen
Volkes, sie bringen sie zum Opfer um so den Boden zu düngen aus welchem in
Gallien und Spanien das Wesen der neuen Zeit, der Romanismus, erwachsen sollte.
Mit eben derselben gründlichen und scharf kritischen Durchdringung des Quellen-
materials, mit derfelben klaren Hervorhebung der durchschlagenden Gesichtspunkte
welche bereits die früheren Bände auszeichnen, hat der Verfasser auch hier gearbeitet.
Die quellenmäßige Ueberlieferung wie die spätere Literatur sind, namentlich was die
letztere angeht, mit einer Vollständigkeit herangezogen wie sie in früheren Bear-
beitungen kaum zu finden sein dürfte.

Die Urgeschichte der Westgothen, die Zeit bis zu ihrer Trennung von den
Ostgothen hatte bereits bei der Geschichte der Ostgothen (Bd. II) seine Darstel-
lung gefunden. Der vorliegende Band beginnt somit bei der Zeit des Athanarich
[Spaltenumbruch] (im J. 375). und spielt die Geschichte des Westgothenvolkes bis zum Untergang des
spanischen Reichs durch die Araber (im J. 711.) Der Stoff sondert sich naturge-
mäß in drei größere Gruppen bis zur Begründung des Reichs von Toulouse (im
J. 419), die Geschichte des tolosanischen Reichs (bis im J. 507), endlich die Ge-
schichte des Reichs von Toledo (bis im Jahr 711.)

Die gewaltige Persönlichkeit Alarichs, des ersten westgothischen Königs, steht
im Vordergrund der ersten Periode. Er sindet sein Volk in der Bundesgenossen-
schaft und Heeresfolge des römischen Reichs, gespalten in Factionen, von denen die
eine, befriedigt durch die nahe Anlehnung an Rom, dieses Verhältniß weiter auszu-
bilden und zu bewahren trachtet, während die andere instinctmäßig die gefährdete
Volkthümlichkeit durch feindseliges Auftreten gegen Nom zu sichern strebt. Durch die
Erhebung Alarichs sindet das Volk wieder einen gewichtigen Ausdruck seiner Zu-
sammengehörigkeit. Er macht der das Volk mehr und mehr zersetzenden Bundes-
genossenschaft ein Ende, faßt es mächtig zusammen, und sucht durch die Gewinnung
von eigenem Grund und Boden -- quieta patria nennt es eine Quelle -- für
sein Volk die Vasis einer nationalen Existenz zu gewinnen. Zu diesem Zweck durch-
zieht er den Südosten Europa's in ermüdenden und aufreibenden Kämpfen mit
der immerhin noch gewaltigen Macht des alten Reichs. Und so drängt sich ihm
das Bewußtsein auf daß er zu der nothwendigen Auseinandersetzung mit Nom
nicht allein auf dem letzten kriegerischen Ansturm gegen Rom gelangen könne.
Deßhalb sucht er eine Form der Anlehnung an Rom, deßhalb steht er vorüber-
gehend auf Seiten und im Dienste des Westreichs, deßhalb schafft er in der Person
des Attalus sich einen gefügigen Kaiser; denn der Gedanke daß er völlig unab-
hängig und losgelöst von Rom einen eigenen Gothenstaat gründen könne, scheint
ihm fern gelegen zu haben; noch war der Widerstand den Rom unter einem Stilich[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]
den Barbaren zu leisten vermochte kaum erfolgloser, wenn es auch der Barbaren im
bleibender Weise nicht mehr Herr werden konnte. Italien zittert vor Alarich, Rom
hat ihm die Thore geöffnet, aber nicht auf dem gifthauchenden Boden Italiens ge-
dachte er sich mit seinem Volk anzusiedeln. Nach Süden lenkte er den Zug, Afrika
hatte er zur Begründung des neuen Reichs ausersehen, da ereilt ihn auf dem Wege
dorthin ein frühzeitiger Tod. Weßhalb das Volk alsdann unter Alarichs Nach-
folger Athaulf sich plötzlich wieder nach dem Norden, nach Gallien, in Marsch setzt,
hat uns die Ueberlieferung nicht gemeldet. Kein Germane zeigt in so ergreifender
Weise den bewältigenden und berückenden Einfluß den Rom auch damals noch
auf die Barbaren übte, wie Athaulf der Westgothenkönig, der Gemahl der Kaiser-
tochter Placidia. Sein glühendster Wunsch war es gewesen, so überliefert uns der
Zeitgenosse Orosius, den römischen Namen zu vertilgen, und da wo früher Romania
gewesen war eine Gothia erstehen zu lassen. Er hätte dann selbst sein wollen was
ehedem der Cäsar Augustus gewesen. Vielfältige Erfahrung aber habe ihn gelehrt
daß seine Gothen noch zu sehr Barbaren seien um Gesetzen gehorchen zu können.
Da aber ohne Gesetze ein Staat nicht denkbar sei, so habe er jenen Gedanken fallen
gelassen, und er bescheide sich nun seinen Ruhm in der Wiederaufrichtung und Kräfti-
gung des römischen Namens zu suchen. Für den Wiederhersteller Roms wolle er
bei der Nachwelt gelten, da er den Umsturz zu bewerkstelligen nicht im Stande ge-
wesen. Dazu habe ihn sein treffliches und scharfsinniges Weib, die Placidia, vermocht.
Genau diesen Worten entsprechend hat Athaulf gehandelt. Die Unversöhnlichkeit
des Constantius, seines Nebenbuhlers bei der Placidia, jedoch zwang ihm die Waffen in
die Hand; in Gallien und Spanien mußte er gegen Rom kämpfen, immer bereit
seinen Frieden mit ihnen zu machen, bis er schließlich in Barcelona durch Meuchel-
mord eines Volksgenossen, und wahrscheinlich als ein Opfer der entschieden römer-
feindlichen Partei seines Volkes, fiel. Jetzt ließ man sich in Rom die Dienste der
Westgothen gefallen. Im Dienste und im Auftrage des Kaisers bekämpfen sie
unter ihrem König Wallia siegreich die Barbaren in Spanien, und als Lohn für
diese Dienste erhält das Volk, wonach es schon so lange gestrebt, feste Wohnsitze, die
ihm in Südgallien von Toulouse bis an das Meer angewiesen wurden. Das ist
die Begründung des ersten Germanenreichs auf römischem Boden.

Es ist schwierig die rechtliche Stellung dieses germanischen Staatswesens
mitten unter den Römern zu bestimmen. Festzuhalten ist daß die Aufrichtung dieses
Staates nicht durch das Recht der Eroberung erfolgte, sondern auf Grund einer
freiwilligen Abtretung, gewissermaßen als Belohnung für Dienste welche das Volk
dem Kaiser geleistet hatte, und sicher auch mit der Verpflichtung noch weiterhin dem
Kaiser dienstbar zu sein. Deßhalb ist von einer Selbständigkeit des Volkes zunächst
nur im beschränkten Maße zu reden. Wir stimmen dem Verfasser bei wenn er
diesen Gesichtspunkt, gegenüber den Ausführungen Kaufmanns, welcher dem neuen
Reich eine viel größere Selbständigkeit beilegt, aufrecht erhält. Ein Födus mit
Rom ist die Grundlage der Stellung des Gothenreichs auf römischem Grund und
Boden, und ganz losgemacht von diesem Födus hat sich bis zum Sturze des west-
römischen Reichs keiner der Westgothenkönige, wenn es auch mitunter sehr schwan-
kend und gleichgültig gehandhabt, zuweilen selbst durchbrochen wurde; für jene
klugen und energischen Könige, wie die beiden Theoderiche, war die geschickte Be-
nutzung des Födus eine bequeme Staffel für eine größere Selbständigkeit, und
was sie im Dienst des Kaisers in Gallien und Spanien an Land und Volk be-
siegten und unterwarfen, fiel schließlich doch ihnen zu.

Mit dem Sturze Westroms war für das Westgothenreich unter Eurich der
Zeitpunkt gekommen wo dieser gewaltige König, "im eigenen Namen auf eigenes
Recht sich stützend," Gallien und Spanien, so viel er und seine Vorgänger davon
unterworfen hatten, besaß.

Unter diesem König erreicht das tolosanische Reich den Höhepunkt seiner

*) V. Abtheilung. Die politische Geschichte der Westgothen. Würzburg. A. Stuber, 1870.

Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 10. Mittwoch, 10 Januar 1872.


Correspondenzen sind an die Redaction, Inſerate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach auſliegendem Tarif.



Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen.



Ueberſicht.

Felix Dahn, die Könige der Germanen. — Die Gemäldegallerie in Karlsruhe.
(II.) — Vom Münchener Hoftheater.
Neueſte Poſten. München: Vom Landtag. Berlin: Frhr. v. Roggen-
bach. Der beabſichtigte neue Poſtvertrag mit Oeſterreich. Das Uebungs-
geſchwader.
Außerordentliche Beilage. Verzeichniß der Staats- und Anlehens-Lotterie-
Verlooſungen im Jahr 1872.



Telegraphiſche Berichte.

Das Volk von Graubünden bewilligte mit bedeutender
Mehrheit vier Millionen Subvention für die Splügenbahn; das Volk von Bern
an Subvention für die Entlibucher Bahn 1,750,000, für die Broyethalbahn
500,000 Frcs.


Lord Loftus iſt eingetroffen und ward von der Kö-
nigin in einer Audienz empfangen.


Der Secretär Granville’s theilte dem Verein der aus-
wärtigen Bondsbeſitzer mit daß Granville den engliſchen Botſchafter in Wien an-
gewieſen habe in officiöſer Weiſe zur Regelung der Anſprüche der Beſitzer von öſter-
reichiſchen Vonds beizutragen.


Als deſinitives Reſultat der Ergänzungswahlen iſt der
Sieg Duponts zu bezeichnen. Der Republicaner Bergeret unterlag mit 27
Stimmen.


Der König wünſchte keine Auflöſung der Kammer;
dadurch wurde eine Fuſion der beiden Kammerparteien Kumunduros und Bulgaris
bewirkt. Der letztere mit der Neubildung des Cabinets beauftragt, kündigte der
Kammer in folgender Weiſe die Zuſammenſetzung des neuen Cabinets an: Bulgaris
Präſident, Nikolopulos Aeußeres, Drakos Inneres, Bubulis Krieg, Mauromicha-
lopulos Marine, Agamemnon Finanzen, Metaxis Juſtiz, Notara Cultus.


Eröffnungscurſe. Oeſterr. Creditactien 345,
Staatsbahn 404¾, 1860er L. 91, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 218¼, Silber-
rente 65, Bankactien 850. Tendenz: feſt.


Schlußeurſe. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
100, bayer. 4½proc. Anl. 100, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 114, 4½proc. bayer.
Oſtbahu 149½, neue Emiſſion 130, mit 40 Proc. Einz. 128¾, Alſenzbahn 125, bad.
Prämien-Anl. 112, 1882er Amerikaner 96, Köln-Mindener-L. 99½, öſterr. Silber-
rente 64, Papierrente 56, 1860er L. 92, 1864er L. 148½, Bankactien 848,
Creditactien 344¾, Lombarden 217½, Staatsbahn 404¼, neue 201¼, Eliſabeth 250,
Franz-Joſeph Prior. 90, Rudolfsb. Prior. 80¼, Ungar. Oſtbahn Prior. 76, ſpan.
3proc. ausl. Schuld 32½, Nayoleons 9.18½, Darmſtädter Bank 445, böhm. Weſtbahn
270¼, Norbweſtbahn Prior. 90, Oregon 75½. Wechſel: London 117¾, Paris 91¾,
Wien 101. Tendenz: beliebt.


Nachbörſe. Oeſterr Creditactien 345, Staats-
bahn 404¼, 1860er L. 92, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 217¾, Silberrente 64.
Galizier 265, 3proc. Bankactien 848, ſpan. ausl. Schuld —, neue Staatsbahn —,
Ital-deutſche B. 90½. Wechslerbank 107¼. Brüſſeler Bank 108½, South Eaſtern 79.
Tendenz: feſt.


Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepeſche.) Staats-
bahn-Prior. 59, Lombarden-Prior. 49¾. Central-Pacific 90, 7proc. Chicago 85½,
5proc. Italiener 67¾.


Abend-Effectenſocietät. 1882er Amerikaner Bonds
96, öſterr. Silberrente 65, öſt. 1860er L. 92¼, Creditactien 345, Lombarden 218½,
Staatsbahnactien 404¼, Galiziſche 265, Eliſabeth-Weſtbahn 250¼, 3proc. ſpan. ausl.
Schuld 32¼, Bankactien 851, junge Staatsbahn 201, Ital-deutſche 91, Brüſſeler 108½.
Tendenz: ſehr feſt, belebt.


Productenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen feſter, hieſiger loco 9,
fremder loco 8.7½, per März 8.5, per Mai 89½, per Juli 8.11½. Roggen behauptet,
loco 6.7½, per März 5.22, per Mai 5.26½, per Juli 5.29. Wetter: Froſt.


Productenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen 1 Mark höher
gehalten, auf Termine feſt, per Januar 159, per Januar-Februar 162, per Mai-
Juli 165. Roggen loco preishaltend, per Januar 111, per Januar-Februar 112, per
Mai-Juli 115. Hafer matt. Gerſte unverändert.

Weitere telegraphiſche Curs- und Handelsberichte ſ. vierte Seite.


Felix Dahn, die Könige der Germauen.*)

[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]. Es iſt die Geſchichte eines der begabteſten germaniſchen Völker aus der
Völkerwanderungszeit, die Gründung des erſten germaniſchen Reichs auf römiſchem
Boden, welche uns der Verfaſſer in dem 5. Bande ſeines großen Werkes über das
Weſen des älteſten deutſchen Königthums nunmehr vorführt. Kein Zweifel daß
man den gothiſchen Völkern, und vor allen den Weſtgothen, einen beſonderen Be-
ruf zuſprechen darf für die Erfüllung der Aufgaben welche die dahin ſinkende alte
Zeit den Germanen auferlegte. Sie vernichten die politiſchen Gebilde des alten
Roms in den Ländern wo ſie am tiefſten wurzeln; in dieſem Kampfe aber ſetzen
ſie ihr Beſtes daran die friſche ſtürmiſche Kraft eines jugendlichen unverdorbenen
Volkes, ſie bringen ſie zum Opfer um ſo den Boden zu düngen aus welchem in
Gallien und Spanien das Weſen der neuen Zeit, der Romanismus, erwachſen ſollte.
Mit eben derſelben gründlichen und ſcharf kritiſchen Durchdringung des Quellen-
materials, mit derfelben klaren Hervorhebung der durchſchlagenden Geſichtspunkte
welche bereits die früheren Bände auszeichnen, hat der Verfaſſer auch hier gearbeitet.
Die quellenmäßige Ueberlieferung wie die ſpätere Literatur ſind, namentlich was die
letztere angeht, mit einer Vollſtändigkeit herangezogen wie ſie in früheren Bear-
beitungen kaum zu finden ſein dürfte.

Die Urgeſchichte der Weſtgothen, die Zeit bis zu ihrer Trennung von den
Oſtgothen hatte bereits bei der Geſchichte der Oſtgothen (Bd. II) ſeine Darſtel-
lung gefunden. Der vorliegende Band beginnt ſomit bei der Zeit des Athanarich
[Spaltenumbruch] (im J. 375). und ſpielt die Geſchichte des Weſtgothenvolkes bis zum Untergang des
ſpaniſchen Reichs durch die Araber (im J. 711.) Der Stoff ſondert ſich naturge-
mäß in drei größere Gruppen bis zur Begründung des Reichs von Toulouſe (im
J. 419), die Geſchichte des toloſaniſchen Reichs (bis im J. 507), endlich die Ge-
ſchichte des Reichs von Toledo (bis im Jahr 711.)

Die gewaltige Perſönlichkeit Alarichs, des erſten weſtgothiſchen Königs, ſteht
im Vordergrund der erſten Periode. Er ſindet ſein Volk in der Bundesgenoſſen-
ſchaft und Heeresfolge des römiſchen Reichs, geſpalten in Factionen, von denen die
eine, befriedigt durch die nahe Anlehnung an Rom, dieſes Verhältniß weiter auszu-
bilden und zu bewahren trachtet, während die andere inſtinctmäßig die gefährdete
Volkthümlichkeit durch feindſeliges Auftreten gegen Nom zu ſichern ſtrebt. Durch die
Erhebung Alarichs ſindet das Volk wieder einen gewichtigen Ausdruck ſeiner Zu-
ſammengehörigkeit. Er macht der das Volk mehr und mehr zerſetzenden Bundes-
genoſſenſchaft ein Ende, faßt es mächtig zuſammen, und ſucht durch die Gewinnung
von eigenem Grund und Boden — quieta patria nennt es eine Quelle — für
ſein Volk die Vaſis einer nationalen Exiſtenz zu gewinnen. Zu dieſem Zweck durch-
zieht er den Südoſten Europa’s in ermüdenden und aufreibenden Kämpfen mit
der immerhin noch gewaltigen Macht des alten Reichs. Und ſo drängt ſich ihm
das Bewußtſein auf daß er zu der nothwendigen Auseinanderſetzung mit Nom
nicht allein auf dem letzten kriegeriſchen Anſturm gegen Rom gelangen könne.
Deßhalb ſucht er eine Form der Anlehnung an Rom, deßhalb ſteht er vorüber-
gehend auf Seiten und im Dienſte des Weſtreichs, deßhalb ſchafft er in der Perſon
des Attalus ſich einen gefügigen Kaiſer; denn der Gedanke daß er völlig unab-
hängig und losgelöst von Rom einen eigenen Gothenſtaat gründen könne, ſcheint
ihm fern gelegen zu haben; noch war der Widerſtand den Rom unter einem Stilich[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]
den Barbaren zu leiſten vermochte kaum erfolgloſer, wenn es auch der Barbaren im
bleibender Weiſe nicht mehr Herr werden konnte. Italien zittert vor Alarich, Rom
hat ihm die Thore geöffnet, aber nicht auf dem gifthauchenden Boden Italiens ge-
dachte er ſich mit ſeinem Volk anzuſiedeln. Nach Süden lenkte er den Zug, Afrika
hatte er zur Begründung des neuen Reichs auserſehen, da ereilt ihn auf dem Wege
dorthin ein frühzeitiger Tod. Weßhalb das Volk alsdann unter Alarichs Nach-
folger Athaulf ſich plötzlich wieder nach dem Norden, nach Gallien, in Marſch ſetzt,
hat uns die Ueberlieferung nicht gemeldet. Kein Germane zeigt in ſo ergreifender
Weiſe den bewältigenden und berückenden Einfluß den Rom auch damals noch
auf die Barbaren übte, wie Athaulf der Weſtgothenkönig, der Gemahl der Kaiſer-
tochter Placidia. Sein glühendſter Wunſch war es geweſen, ſo überliefert uns der
Zeitgenoſſe Oroſius, den römiſchen Namen zu vertilgen, und da wo früher Romania
geweſen war eine Gothia erſtehen zu laſſen. Er hätte dann ſelbſt ſein wollen was
ehedem der Cäſar Auguſtus geweſen. Vielfältige Erfahrung aber habe ihn gelehrt
daß ſeine Gothen noch zu ſehr Barbaren ſeien um Geſetzen gehorchen zu können.
Da aber ohne Geſetze ein Staat nicht denkbar ſei, ſo habe er jenen Gedanken fallen
gelaſſen, und er beſcheide ſich nun ſeinen Ruhm in der Wiederaufrichtung und Kräfti-
gung des römiſchen Namens zu ſuchen. Für den Wiederherſteller Roms wolle er
bei der Nachwelt gelten, da er den Umſturz zu bewerkſtelligen nicht im Stande ge-
weſen. Dazu habe ihn ſein treffliches und ſcharfſinniges Weib, die Placidia, vermocht.
Genau dieſen Worten entſprechend hat Athaulf gehandelt. Die Unverſöhnlichkeit
des Conſtantius, ſeines Nebenbuhlers bei der Placidia, jedoch zwang ihm die Waffen in
die Hand; in Gallien und Spanien mußte er gegen Rom kämpfen, immer bereit
ſeinen Frieden mit ihnen zu machen, bis er ſchließlich in Barcelona durch Meuchel-
mord eines Volksgenoſſen, und wahrſcheinlich als ein Opfer der entſchieden römer-
feindlichen Partei ſeines Volkes, fiel. Jetzt ließ man ſich in Rom die Dienſte der
Weſtgothen gefallen. Im Dienſte und im Auftrage des Kaiſers bekämpfen ſie
unter ihrem König Wallia ſiegreich die Barbaren in Spanien, und als Lohn für
dieſe Dienſte erhält das Volk, wonach es ſchon ſo lange geſtrebt, feſte Wohnſitze, die
ihm in Südgallien von Toulouſe bis an das Meer angewieſen wurden. Das iſt
die Begründung des erſten Germanenreichs auf römiſchem Boden.

Es iſt ſchwierig die rechtliche Stellung dieſes germaniſchen Staatsweſens
mitten unter den Römern zu beſtimmen. Feſtzuhalten iſt daß die Aufrichtung dieſes
Staates nicht durch das Recht der Eroberung erfolgte, ſondern auf Grund einer
freiwilligen Abtretung, gewiſſermaßen als Belohnung für Dienſte welche das Volk
dem Kaiſer geleiſtet hatte, und ſicher auch mit der Verpflichtung noch weiterhin dem
Kaiſer dienſtbar zu ſein. Deßhalb iſt von einer Selbſtändigkeit des Volkes zunächſt
nur im beſchränkten Maße zu reden. Wir ſtimmen dem Verfaſſer bei wenn er
dieſen Geſichtspunkt, gegenüber den Ausführungen Kaufmanns, welcher dem neuen
Reich eine viel größere Selbſtändigkeit beilegt, aufrecht erhält. Ein Födus mit
Rom iſt die Grundlage der Stellung des Gothenreichs auf römiſchem Grund und
Boden, und ganz losgemacht von dieſem Födus hat ſich bis zum Sturze des weſt-
römiſchen Reichs keiner der Weſtgothenkönige, wenn es auch mitunter ſehr ſchwan-
kend und gleichgültig gehandhabt, zuweilen ſelbſt durchbrochen wurde; für jene
klugen und energiſchen Könige, wie die beiden Theoderiche, war die geſchickte Be-
nutzung des Födus eine bequeme Staffel für eine größere Selbſtändigkeit, und
was ſie im Dienſt des Kaiſers in Gallien und Spanien an Land und Volk be-
ſiegten und unterwarfen, fiel ſchließlich doch ihnen zu.

Mit dem Sturze Weſtroms war für das Weſtgothenreich unter Eurich der
Zeitpunkt gekommen wo dieſer gewaltige König, „im eigenen Namen auf eigenes
Recht ſich ſtützend,“ Gallien und Spanien, ſo viel er und ſeine Vorgänger davon
unterworfen hatten, beſaß.

Unter dieſem König erreicht das toloſaniſche Reich den Höhepunkt ſeiner

*) V. Abtheilung. Die politiſche Geſchichte der Weſtgothen. Würzburg. A. Stuber, 1870.
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&#x017F;ie ihr Be&#x017F;tes daran die fri&#x017F;che &#x017F;türmi&#x017F;che Kraft eines jugendlichen unverdorbenen<lb/>
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Gallien und Spanien das We&#x017F;en der neuen Zeit, der Romanismus, erwach&#x017F;en &#x017F;ollte.<lb/>
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&#x017F;pani&#x017F;chen Reichs durch die Araber (im J. 711.) Der Stoff &#x017F;ondert &#x017F;ich naturge-<lb/>
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Deßhalb &#x017F;ucht er eine Form der Anlehnung an Rom, deßhalb &#x017F;teht er vorüber-<lb/>
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des Attalus &#x017F;ich einen gefügigen Kai&#x017F;er; denn der Gedanke daß er völlig unab-<lb/>
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dorthin ein frühzeitiger Tod. Weßhalb das Volk alsdann unter Alarichs Nach-<lb/>
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Genau die&#x017F;en Worten ent&#x017F;prechend hat Athaulf gehandelt. Die Unver&#x017F;öhnlichkeit<lb/>
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Kai&#x017F;er dien&#x017F;tbar zu &#x017F;ein. Deßhalb i&#x017F;t von einer Selb&#x017F;tändigkeit des Volkes zunäch&#x017F;t<lb/>
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[0009] Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr. 10. Mittwoch, 10 Januar 1872. Correspondenzen sind an die Redaction, Inſerate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach auſliegendem Tarif. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen. Ueberſicht. Felix Dahn, die Könige der Germanen. — Die Gemäldegallerie in Karlsruhe. (II.) — Vom Münchener Hoftheater. Neueſte Poſten. München: Vom Landtag. Berlin: Frhr. v. Roggen- bach. Der beabſichtigte neue Poſtvertrag mit Oeſterreich. Das Uebungs- geſchwader. Außerordentliche Beilage. Verzeichniß der Staats- und Anlehens-Lotterie- Verlooſungen im Jahr 1872. Telegraphiſche Berichte. (*) Bern, 9 Jan. Das Volk von Graubünden bewilligte mit bedeutender Mehrheit vier Millionen Subvention für die Splügenbahn; das Volk von Bern an Subvention für die Entlibucher Bahn 1,750,000, für die Broyethalbahn 500,000 Frcs. * London, 9 Jan. Lord Loftus iſt eingetroffen und ward von der Kö- nigin in einer Audienz empfangen. * London, 9 Jan. Der Secretär Granville’s theilte dem Verein der aus- wärtigen Bondsbeſitzer mit daß Granville den engliſchen Botſchafter in Wien an- gewieſen habe in officiöſer Weiſe zur Regelung der Anſprüche der Beſitzer von öſter- reichiſchen Vonds beizutragen. * Lille, 9 Jan. Als deſinitives Reſultat der Ergänzungswahlen iſt der Sieg Duponts zu bezeichnen. Der Republicaner Bergeret unterlag mit 27 Stimmen. * Athen, 9 Jan. Der König wünſchte keine Auflöſung der Kammer; dadurch wurde eine Fuſion der beiden Kammerparteien Kumunduros und Bulgaris bewirkt. Der letztere mit der Neubildung des Cabinets beauftragt, kündigte der Kammer in folgender Weiſe die Zuſammenſetzung des neuen Cabinets an: Bulgaris Präſident, Nikolopulos Aeußeres, Drakos Inneres, Bubulis Krieg, Mauromicha- lopulos Marine, Agamemnon Finanzen, Metaxis Juſtiz, Notara Cultus. * Frankfurt a. M., 9 Jan. Eröffnungscurſe. Oeſterr. Creditactien 345, Staatsbahn 404¾, 1860er L. 91[FORMEL], 1882er Amerikaner 96[FORMEL], Lombarden 218¼, Silber- rente 65, Bankactien 850. Tendenz: feſt. (*) Fraukfurt a. M., 9 Jan. Schlußeurſe. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100[FORMEL], bayer. 4½proc. Anl. 100[FORMEL], 4proc. bayer. Präm.-Anl. 114, 4½proc. bayer. Oſtbahu 149½, neue Emiſſion 130, mit 40 Proc. Einz. 128¾, Alſenzbahn 125[FORMEL], bad. Prämien-Anl. 112, 1882er Amerikaner 96[FORMEL], Köln-Mindener-L. 99½, öſterr. Silber- rente 64[FORMEL], Papierrente 56, 1860er L. 92[FORMEL], 1864er L. 148½, Bankactien 848, Creditactien 344¾, Lombarden 217½, Staatsbahn 404¼, neue 201¼, Eliſabeth 250[FORMEL], Franz-Joſeph Prior. 90[FORMEL], Rudolfsb. Prior. 80¼, Ungar. Oſtbahn Prior. 76[FORMEL], ſpan. 3proc. ausl. Schuld 32½, Nayoleons 9.18½, Darmſtädter Bank 445, böhm. Weſtbahn 270¼, Norbweſtbahn Prior. 90, Oregon 75½. Wechſel: London 117¾, Paris 91¾, Wien 101[FORMEL]. Tendenz: beliebt. (*) Frankfurt a. M., 9 Jan. Nachbörſe. Oeſterr Creditactien 345, Staats- bahn 404¼, 1860er L. 92[FORMEL], 1882er Amerikaner 96[FORMEL], Lombarden 217¾, Silberrente 64[FORMEL]. Galizier 265, 3proc. Bankactien 848, ſpan. ausl. Schuld —, neue Staatsbahn —, Ital-deutſche B. 90½. Wechslerbank 107¼. Brüſſeler Bank 108½, South Eaſtern 79. Tendenz: feſt. * Frankfurt a. M., 9 Jan. Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepeſche.) Staats- bahn-Prior. 59[FORMEL], Lombarden-Prior. 49¾. Central-Pacific 90[FORMEL], 7proc. Chicago 85½, 5proc. Italiener 67¾. * Frankfurt a. M., 9 Jan. Abend-Effectenſocietät. 1882er Amerikaner Bonds 96[FORMEL], öſterr. Silberrente 65, öſt. 1860er L. 92¼, Creditactien 345[FORMEL], Lombarden 218½, Staatsbahnactien 404¼, Galiziſche 265, Eliſabeth-Weſtbahn 250¼, 3proc. ſpan. ausl. Schuld 32¼, Bankactien 851, junge Staatsbahn 201, Ital-deutſche 91, Brüſſeler 108½. Tendenz: ſehr feſt, belebt. (*) Köln, 9 Jan. Productenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen feſter, hieſiger loco 9, fremder loco 8.7½, per März 8.5, per Mai 89½, per Juli 8.11½. Roggen behauptet, loco 6.7½, per März 5.22, per Mai 5.26½, per Juli 5.29. Wetter: Froſt. (*) Hamburg, 9 Jan. Productenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen 1 Mark höher gehalten, auf Termine feſt, per Januar 159, per Januar-Februar 162, per Mai- Juli 165. Roggen loco preishaltend, per Januar 111, per Januar-Februar 112, per Mai-Juli 115. Hafer matt. Gerſte unverändert. Weitere telegraphiſche Curs- und Handelsberichte ſ. vierte Seite. Felix Dahn, die Könige der Germauen. *) __. Es iſt die Geſchichte eines der begabteſten germaniſchen Völker aus der Völkerwanderungszeit, die Gründung des erſten germaniſchen Reichs auf römiſchem Boden, welche uns der Verfaſſer in dem 5. Bande ſeines großen Werkes über das Weſen des älteſten deutſchen Königthums nunmehr vorführt. Kein Zweifel daß man den gothiſchen Völkern, und vor allen den Weſtgothen, einen beſonderen Be- ruf zuſprechen darf für die Erfüllung der Aufgaben welche die dahin ſinkende alte Zeit den Germanen auferlegte. Sie vernichten die politiſchen Gebilde des alten Roms in den Ländern wo ſie am tiefſten wurzeln; in dieſem Kampfe aber ſetzen ſie ihr Beſtes daran die friſche ſtürmiſche Kraft eines jugendlichen unverdorbenen Volkes, ſie bringen ſie zum Opfer um ſo den Boden zu düngen aus welchem in Gallien und Spanien das Weſen der neuen Zeit, der Romanismus, erwachſen ſollte. Mit eben derſelben gründlichen und ſcharf kritiſchen Durchdringung des Quellen- materials, mit derfelben klaren Hervorhebung der durchſchlagenden Geſichtspunkte welche bereits die früheren Bände auszeichnen, hat der Verfaſſer auch hier gearbeitet. Die quellenmäßige Ueberlieferung wie die ſpätere Literatur ſind, namentlich was die letztere angeht, mit einer Vollſtändigkeit herangezogen wie ſie in früheren Bear- beitungen kaum zu finden ſein dürfte. Die Urgeſchichte der Weſtgothen, die Zeit bis zu ihrer Trennung von den Oſtgothen hatte bereits bei der Geſchichte der Oſtgothen (Bd. II) ſeine Darſtel- lung gefunden. Der vorliegende Band beginnt ſomit bei der Zeit des Athanarich (im J. 375). und ſpielt die Geſchichte des Weſtgothenvolkes bis zum Untergang des ſpaniſchen Reichs durch die Araber (im J. 711.) Der Stoff ſondert ſich naturge- mäß in drei größere Gruppen bis zur Begründung des Reichs von Toulouſe (im J. 419), die Geſchichte des toloſaniſchen Reichs (bis im J. 507), endlich die Ge- ſchichte des Reichs von Toledo (bis im Jahr 711.) Die gewaltige Perſönlichkeit Alarichs, des erſten weſtgothiſchen Königs, ſteht im Vordergrund der erſten Periode. Er ſindet ſein Volk in der Bundesgenoſſen- ſchaft und Heeresfolge des römiſchen Reichs, geſpalten in Factionen, von denen die eine, befriedigt durch die nahe Anlehnung an Rom, dieſes Verhältniß weiter auszu- bilden und zu bewahren trachtet, während die andere inſtinctmäßig die gefährdete Volkthümlichkeit durch feindſeliges Auftreten gegen Nom zu ſichern ſtrebt. Durch die Erhebung Alarichs ſindet das Volk wieder einen gewichtigen Ausdruck ſeiner Zu- ſammengehörigkeit. Er macht der das Volk mehr und mehr zerſetzenden Bundes- genoſſenſchaft ein Ende, faßt es mächtig zuſammen, und ſucht durch die Gewinnung von eigenem Grund und Boden — quieta patria nennt es eine Quelle — für ſein Volk die Vaſis einer nationalen Exiſtenz zu gewinnen. Zu dieſem Zweck durch- zieht er den Südoſten Europa’s in ermüdenden und aufreibenden Kämpfen mit der immerhin noch gewaltigen Macht des alten Reichs. Und ſo drängt ſich ihm das Bewußtſein auf daß er zu der nothwendigen Auseinanderſetzung mit Nom nicht allein auf dem letzten kriegeriſchen Anſturm gegen Rom gelangen könne. Deßhalb ſucht er eine Form der Anlehnung an Rom, deßhalb ſteht er vorüber- gehend auf Seiten und im Dienſte des Weſtreichs, deßhalb ſchafft er in der Perſon des Attalus ſich einen gefügigen Kaiſer; denn der Gedanke daß er völlig unab- hängig und losgelöst von Rom einen eigenen Gothenſtaat gründen könne, ſcheint ihm fern gelegen zu haben; noch war der Widerſtand den Rom unter einem Stilich__ den Barbaren zu leiſten vermochte kaum erfolgloſer, wenn es auch der Barbaren im bleibender Weiſe nicht mehr Herr werden konnte. Italien zittert vor Alarich, Rom hat ihm die Thore geöffnet, aber nicht auf dem gifthauchenden Boden Italiens ge- dachte er ſich mit ſeinem Volk anzuſiedeln. Nach Süden lenkte er den Zug, Afrika hatte er zur Begründung des neuen Reichs auserſehen, da ereilt ihn auf dem Wege dorthin ein frühzeitiger Tod. Weßhalb das Volk alsdann unter Alarichs Nach- folger Athaulf ſich plötzlich wieder nach dem Norden, nach Gallien, in Marſch ſetzt, hat uns die Ueberlieferung nicht gemeldet. Kein Germane zeigt in ſo ergreifender Weiſe den bewältigenden und berückenden Einfluß den Rom auch damals noch auf die Barbaren übte, wie Athaulf der Weſtgothenkönig, der Gemahl der Kaiſer- tochter Placidia. Sein glühendſter Wunſch war es geweſen, ſo überliefert uns der Zeitgenoſſe Oroſius, den römiſchen Namen zu vertilgen, und da wo früher Romania geweſen war eine Gothia erſtehen zu laſſen. Er hätte dann ſelbſt ſein wollen was ehedem der Cäſar Auguſtus geweſen. Vielfältige Erfahrung aber habe ihn gelehrt daß ſeine Gothen noch zu ſehr Barbaren ſeien um Geſetzen gehorchen zu können. Da aber ohne Geſetze ein Staat nicht denkbar ſei, ſo habe er jenen Gedanken fallen gelaſſen, und er beſcheide ſich nun ſeinen Ruhm in der Wiederaufrichtung und Kräfti- gung des römiſchen Namens zu ſuchen. Für den Wiederherſteller Roms wolle er bei der Nachwelt gelten, da er den Umſturz zu bewerkſtelligen nicht im Stande ge- weſen. Dazu habe ihn ſein treffliches und ſcharfſinniges Weib, die Placidia, vermocht. Genau dieſen Worten entſprechend hat Athaulf gehandelt. Die Unverſöhnlichkeit des Conſtantius, ſeines Nebenbuhlers bei der Placidia, jedoch zwang ihm die Waffen in die Hand; in Gallien und Spanien mußte er gegen Rom kämpfen, immer bereit ſeinen Frieden mit ihnen zu machen, bis er ſchließlich in Barcelona durch Meuchel- mord eines Volksgenoſſen, und wahrſcheinlich als ein Opfer der entſchieden römer- feindlichen Partei ſeines Volkes, fiel. Jetzt ließ man ſich in Rom die Dienſte der Weſtgothen gefallen. Im Dienſte und im Auftrage des Kaiſers bekämpfen ſie unter ihrem König Wallia ſiegreich die Barbaren in Spanien, und als Lohn für dieſe Dienſte erhält das Volk, wonach es ſchon ſo lange geſtrebt, feſte Wohnſitze, die ihm in Südgallien von Toulouſe bis an das Meer angewieſen wurden. Das iſt die Begründung des erſten Germanenreichs auf römiſchem Boden. Es iſt ſchwierig die rechtliche Stellung dieſes germaniſchen Staatsweſens mitten unter den Römern zu beſtimmen. Feſtzuhalten iſt daß die Aufrichtung dieſes Staates nicht durch das Recht der Eroberung erfolgte, ſondern auf Grund einer freiwilligen Abtretung, gewiſſermaßen als Belohnung für Dienſte welche das Volk dem Kaiſer geleiſtet hatte, und ſicher auch mit der Verpflichtung noch weiterhin dem Kaiſer dienſtbar zu ſein. Deßhalb iſt von einer Selbſtändigkeit des Volkes zunächſt nur im beſchränkten Maße zu reden. Wir ſtimmen dem Verfaſſer bei wenn er dieſen Geſichtspunkt, gegenüber den Ausführungen Kaufmanns, welcher dem neuen Reich eine viel größere Selbſtändigkeit beilegt, aufrecht erhält. Ein Födus mit Rom iſt die Grundlage der Stellung des Gothenreichs auf römiſchem Grund und Boden, und ganz losgemacht von dieſem Födus hat ſich bis zum Sturze des weſt- römiſchen Reichs keiner der Weſtgothenkönige, wenn es auch mitunter ſehr ſchwan- kend und gleichgültig gehandhabt, zuweilen ſelbſt durchbrochen wurde; für jene klugen und energiſchen Könige, wie die beiden Theoderiche, war die geſchickte Be- nutzung des Födus eine bequeme Staffel für eine größere Selbſtändigkeit, und was ſie im Dienſt des Kaiſers in Gallien und Spanien an Land und Volk be- ſiegten und unterwarfen, fiel ſchließlich doch ihnen zu. Mit dem Sturze Weſtroms war für das Weſtgothenreich unter Eurich der Zeitpunkt gekommen wo dieſer gewaltige König, „im eigenen Namen auf eigenes Recht ſich ſtützend,“ Gallien und Spanien, ſo viel er und ſeine Vorgänger davon unterworfen hatten, beſaß. Unter dieſem König erreicht das toloſaniſche Reich den Höhepunkt ſeiner *) V. Abtheilung. Die politiſche Geſchichte der Weſtgothen. Würzburg. A. Stuber, 1870.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1872, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine10_1872/9>, abgerufen am 21.11.2024.